16. Maratona Citta di Roma 2010

Die schönste Sightseeing-Tour durch die Ewige Stadt

 

21.03.2010 von Bernd Neumann

 „Corro ergo sum“ - „Ich laufe, also bin ich!“ Rom die ewige Stadt stand schon lange auf meiner Marathonwunschliste weit oben. In diesem Jahr zu meinem Geburtstag erfüllte ich mir den Wunsch. Als ich meiner Angela davon erzählte war auch sie sofort begeistert und fragte nach dem Zeitlimit. Das Zeitlimit in Rom ist 7:30 Std.. Sofort sagte sie „Dann laufe ich auch den Marathon, denn besser kann ich die Stadt nicht kennen lernen“. Und so suchte und buchte ich eine Reise, was nicht einfach war denn es waren gerade noch 4 Wochen vor dem Rom-Marathon-Wochenende.

 „Alle Wege führen nach Rom“ (Augustus Gaius Octavius, erster römischer Kaiser) und auch viele zum Marathonstart. Um für den Rom-Marathon eine Startnummer zugeteilt zu bekommen geht das nur über ein spezielles Gesundheitszeugnis. Ohne das, bzw. ohne zugeteilte Startnummer braucht man nicht nach Rom zu fliegen. Da ich schon von vielen Problemen gehört habe, habe ich das Gesundheitszeugnis per Fax und zusätzlich per Post nach Rom geschickt. Wir haben eine Startnummer, es kann losgehen.

 Ich schreibe sonst gern auch ausführlicher etwas über den Marathonstartort, damit der Leser erfährt wie schön die vielen Startorte meiner Läufe sind. Über Rom etwas zu schreiben würde einen Bericht allein füllen, deshalb beschränke ich mich auf die Laufstrecke und die vielen historischen Gebäude entlang der Strecke. Rom die Stadt die angeblich von den Brüdern Romulus und Remus am 21. April 753 v. Chr. entstand bietet eine Streckenführung die einer Stadtführung gleicht. Die Strecke in Kurzform vorab: Start neben dem Colosseo, Foro Romano, Foro di Traiano, Colonna di Traiano, Piazza Venezia, Teatro di Marcello, Circo Massimo, Piramide de Ciao Cestio, Bocca della Verita (Mund der Wahrheit), Vatikan, Olympiastadion, Piazza Navona, Piazza del Popolo, Piazza di Spagna/Spanische Treppe, Fontana di Trevi, Zieleinlauf am Colosseo. Man nennt sie die schönste Marathonstrecke der Welt. Die Geschichte der ewigen Stadt ist 2.763 Jahre alt und begegnet einem entlang der Strecke allgegenwärtig. Von einer solchen Strecke können andere Marathon-Laufveranstaltungen nur träumen. Rom hat ein wahrhaft einzigartiges Ambiente und Flair.

 Für alle für die der Marathon zu lang ist kann am „La Stracittadina“ ein Lauf über eine Distanz von 4 Kilometern teilnehmen. Hierbei handelt es sich ein fröhliches Event für die ganze Familie. Der Fun Run beginnt einige Minuten nach dem Start des Marathon und führt im Zentrum um die Sehenswürdigkeiten Roms vorbei (Piazza Venezia, Bocca della Verità, Teatro di Marcello, Circo Massimo, Kolosseum). Hier sind dieses Jahr 85.000 Männer, Frauen, Kinder, Omas und Opas gelaufen. Hier laufen ganze Familien mit mehreren Generationen. Mit der Zahl von zusätzlich 15.000 Marathonis hat Rom einen neuen Melderekord aufgestellt.

 Der Pop- und Schmusesänger Eros Ramazzotti sowie auch Sergio Leone der berühmte Filmregisseur wurde in Rom geboren. Leone wurde weltberühmt durch seine Italo-Western, die wohl bekanntesten sind Spiel mir das Lied vom Tod, sowie die Nobody Filme mit Terence Hill.

Samstag 20. März

 Unser Flug geht vom Rhein-Main-Airport Frankfurt nach Rom Fiumicino und von dort per Bus zum Hotel Pacific in die Innenstadt. Das Hotel liegt nur ca. 10 Minuten zu Fuß zum Petersplatz. Nach kurzer Erholung machten wir uns zu Fuß in Richtung Vatikan. Die Citta dell Vaticano ist von einer hohen Mauer umringt wie es nur riesige Festungen haben. An der Nordseite ist der Eingang zum Museum und viele hundert Touristen stehen hier Schlange um ins Museum zu kommen.

 Wir umlaufen die hohen Mauern und kommen am östlichen Punkt der Festung auf den offenen Petersplatz. Die Piazza San Pietro wurde unter Papst Alexander VII. zwischen 1656 und 1667 von Gian Lorenzo Bernini angelegt. Der Platz hat die Form einer Ellipse (240m x 340m) und wird durch 284 fünfzehn Meter hohen dorischen Säulen, vierreihig angeordnet umgeben. Direkt vorm Petersplatz ist auch die Staatsgrenze zwischen Vatikanstadt und Italien. Auf der Brüstung der Säulen erheben sich 144 Heiligenstatuen von je 3,2m Höhe. Der Platz senkt sich zur Mitte hin und ist damit vom Papst gut überschaubar, wenn er jeden Mittwoch vormittags, natürlich gegen Entgeld eine Generalaudienz abhält.

 Wir laufen von dort die breite Via della Conziliazione runter zum Tiber. Gleich daneben liegt das Castel Sant Angelo das ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Hadrian gebaut wurde und heute Museum ist. In einer kleinen Straße auf dem Weg zur Spanischen Treppe kommen wir am Ferrari-Shop vorbei. Ich muss da natürlich rein und Fotos machen.

 Die spanische Treppe hat ihren Namen vom Palazzo di Spagna, der spanischen Botschaft. Sie zählt zu den beliebtesten Touristen- und Pärchentreffs in Rom. Gleich gegenüber befinden sich auch die Nobelboutiquen der Stadt. Am Fuße der Treppe ist ein von Bernini im Jahre 1629 geschaffener Brunnen im Form eines Bootes. Die 138 Stufen der Spagnatreppe führen vorbei an einem Obelisken zur Kirche Trinita`die Monti.

 Gleich daneben ist die Metrostation Spagna, die uns einige Kilometer südlich nach Ostiense zum Palazzo die Congressi bringt. Hier wollen wir erst mal die Startunterlagen abholen. Am Palazzo werden wir von Klaus Duwe empfangen. Nach einer kurzen Begrüßung geht es in den Keller und es werden die Startunterlagen und das Marathonpaket im Empfang genommen.

 Für nur 35€ Startgeld erhalten wir hier das offizielle Marathon T-Shirt des Jahres 2010 (leider nur aus Baumwolle). Es ist Schwarz, zu Ehren von Abebe Bikila (Äthiopien) trägt es die Nummer "11" am Rücken. Bikila gewann vor 50 Jahren als erster Schwarzer den olympischen Marathon in Rom, in Weltrekordzeit von 2:15:16, barfuss. Außerdem gibt es noch den beliebten Rucksack, den Klassiker von Asics. Er ist mit geräumigen Taschen und einem Fach für Schuhe ausgestattet. Das macht ihn perfekt für kurze Reisen, für die Stadt und für die nächsten anstehenden Marathons. Außen schwarz, innen hellgrün, trägt er auf den Seiten das Bild von Abebe Bikila. Am Starttag wird er als Kleiderrucksack verwendet, da er auf der Vorderseite ein transparentes Fach hat, in das eine Karte mit der Startnummer gesteckt wird.

 Anschließend gehen wir mit Klaus ins Palazzo-Cafe und unterhalten uns. Auf dem Weg dorthin treffen wir den „Pumuckl“ Dietmar Mücke. Dietmar läuft als Pumuckl verkleidet barfuss Marathon auf der ganzen Welt und sammelt dabei Spenden für soziale Einrichtungen. Über 40 Marathons ist er schon barfuss gelaufen und als 46-jähriger sogar barfuss in 2:59:49.

 Auf dieser Messe gibt es ein großes Angebot an schöner und ausgefallener Laufkleidung. Angie kauft sich noch ein Paar neue Laufschuhe und wir sammeln Prospekte von Läufen auf der ganzen Welt. Am Stand vom Äthiopien-Run gibt gerade der Sohn von Abebe Bikila Yetnayet ein Interview. Der 10km Lauf in Addis Abeba wurde von der Lauflegende Haile Gebrselassie ins Leben gerufen und hatte in 2009 über 33.000 Teilnehmer. Aber auch viele andere Marathonveranstalter haben hier einen Messestand. Morgen am Sonntag wird auch Alessandro Zanardi der Ex-Formel1 Pilot der beide Beine bei einem Unfall verlor mit seinem Rolli an den Start gehen.

 Wir verbringen noch 2 Stunden auf der Messe und fahren dann per Metro zurück ins Hotel. Die Metro kostet nur 1€ und man kann damit 75 Minuten fahren kreuz und quer durch Rom, darf allerdings nicht länger wie 10 Minuten die Fahrt unterbrechen.

 Am Abend gehen wir mit unserer Reisegruppe von Laufzeit ins nahe gelegene Restaurant „Rusticella“ wo es leckere Pasta und Pizza gibt. Hier lassen wir den Tag ausklingen.

Sonntag – 21.März - Marathontag

 Es ist Marathontag und wir müssen früh aufstehen. Um 7 Uhr ist Frühstück und um 7:30 geht es zur nahegelegnen Metrostation Cipro. Mit einmal umsteigen erreichen wir kurz vor 8 Uhr die Station Circo Massimo. Schon in der Metro merkt man das Marathonfieber der vielen Menschen aus vielen Teilen der Welt die heute hier laufen wollen. Gemeldet sind über 15.000 nur für den Marathon.

 Auf dem Weg zum Startplatz liegt links von uns der Circo Massimo. Hier befand sich in der Antike die größte Arena Roms. Auf den nicht mehr erhaltenen Sitzrängen an den Längsseiten hatten bis zu 300.000 Zuschauer Platz. Eine Runde im Circo sind ca. 1.200m. Ben Hur und die damaligen Wagenlenker fuhren sieben Runden. Für einen Marathon müsste man schon 35 Runden laufen.

 Unser Weg führt uns direkt vor das Colloseum wo die Kleiderwagen warten. 8:30 Uhr und es wird voll auf der Via Celio Vibenna. Noch schnell die obligatorischen Fotos und dann im Pulk Richtung Startblock. Wir werden neben dem Konstantinsbogen durch hohe Gitter zum Colloseum geführt. Der Arco di Constantino wurde als Triumphbogen nach dem Sieg von Kaiser Konstantin gegen Maxentius 312 n. Chr. errichtet. Man kommt sich vor wie die Gladiatoren abgeschirmt zum Kampf geführt zu werden. Aber früh am Morgen fanden im Colloseum die Tierhetz statt. Die Gladiatorenkämpfe kamen zum Höhepunkt immer erst am Nachmittag. Auch wir werden hier noch mal am Nachmittag kurz vorm Ziel vorbeikommen und uns als Sieger fühlen, egal nach welcher Zeit. Den Marathon zu finishen ist wie der Sieg im Colloseum mit einem Unterschied damals jubelten den siegreichen Gladiatoren Tausende zu, heute werden es nur einige wenige im Ziel sein.

 Das Colloseum ließ Vespasian 72 n. Chr. von 40.000 Sklaven innerhalb von 7 Jahren bauen. Es ist heute das Wahrzeichen von Rom und ist das größte der im antiken Rom erbauten Amphittheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Seit 2007 zählt es zu den neuen sieben Weltwundern. Die Zuschauerränge auf die 50.000 Menschen passten konnten kostenlos durch 76 Eingänge am „Schauspiel“ teilnehmen.

 Nach wenigen Minuten haben wir den Startblock direkt am Kolosseum erreicht. In kürzester Zeit ist alles um uns rum dicht an dicht mit Läufern gefüllt. Der stolze Römer auf dem Foto wird heute auch finishen in ca. 7 Stunden und das mit Schwert und Schild in schwerer Rüstung.

 Es ist 9:10 Uhr und der Startschuss ist erfolgt. Für uns hier hinten läuft die Uhr und nach einigen Minuten kommen wir langsam ins Gehen und das Coloseum verschwindet langsam hinter uns. Wir sind auf der Via die Fori Imperiali. Um 9:13:44 Uhr durchlaufen wir den Startbogen. Jetzt geht’s los. Hier beginnt das alte römische Kopfsteinpflaster das uns heute noch auf fast der Hälfte der Strecke begleiten wird und uns noch so manchen Stolpler bringen wird. Ein Blick nach wenigen Metern zur linken Seite und wir laufen am Forum Romanum vorbei.

 Das Forum Romanum war das Zentrum des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Einige der ältesten und wichtigsten Heiligtümer vor allem aus republikanischer Zeit finden sich auf dem Forum Romanum. Vom Tempel des Saturn dem ältesten Heiligtums stehen heute nur noch die Säulen. Im antiken Zentrum befanden sich auch die Rostra (die Rednerbühne), Phokassäule, Tempel des Vesperian, Halle der olympischen Gottheiten, Umbilicus Urbis (Nabel von Rom), Basilica Iulia, Castor- und Polluxtempel u.s.w. u.s.w.. Auf der rechten Seite wachen die Kaiser über die Dixi-Klos. Schon im antiken Rom erhoben sie eine Steuer auf die ersten öffentlichen Wasserklos.

 Schnell ein Blick nach rechts und wir passieren die 38m hohe Trajanssäule (113 n. Chr.). Sie besteht aus 19 zylindrischen Marmorplatten und ist das Schmuckstück des spätesten und prächtigsten Kaiserforums. Das Spiralband zeigt Szenen aus Kriegen Kaiser Trajans

 Wir erreichen die Piazza Venezia. Links liegt der Kapitolshügel mit dem Palazzo Nuovo. Hier werden wir heute noch zweimal vorbei kommen. Es geht kurz bergauf über die Via del Teatro di Marcello. Rechts das Marcellus-Theater und runter Richtung Tiber. An der Piazzo Bocca della Verità geht es bergauf vorbei am Forum Boarium und an der kleinen Kirche Santa Maria. Hier befindet sich auch der Mund der Wahrheit.

 Wir laufen am Circo Massimo vorbei und haben die ersten 2 Kilometer geschafft. Es geht rechts ab vorbei an den Thermen von Caracalla. Bei km 3 überholt uns ein barfuss laufender Japaner. Kurz danach erreichen wir die Cestius-Pyramide. Sie ist das Grabmal des römischen Praetors und Volkstribuns Caius Cestius Epulo. Es geht weiter über die Via Ostiense.

 Wir kommen an der Basilica di San Paolo vorbei und haben kurz danach die südliche Spitze des Marathons erreicht. Im spitzen Winkel geht es weiter in nördliche Richtung und bei km 7 über die Ponte Guglielmo Marconi auf die andere Seite des Tiber. Hier sind wir direkt in der Sonne und es hat schon Temperaturen um die 20 Grad. Erstaunlich wie viele in langer Hose und Jacke laufen. Bis km 10 geht es fast nur am Tiber entlang den wir dann wieder überqueren. Wir umlaufen den Monte Aventino am Tiber entlang. Zwischen km 13 und 14 passieren wir die Isola Tiberina (Tiberinsel) hierbei streifen wir das Marcellus-Theater auf der anderen Seite. Das es so viel zu sehen gibt bemerkt man die Wellen kaum, die sich jedoch nach und nach zu einigen Höhenmetern addieren.

 Kurz vor km 15 am nächsten Tiberknie sehen wir auf der anderen Seite schon die Kuppel vom Petersdom. Bei km 15 erwartet uns auf der gegenüberliegenden Seite die Burg St. Angelo. Der schönste Zugang zur Burg führt über die Engelsbrücke die wir jedoch nicht belaufen. Kaiser Hadrian baute die Brücke als eine Art Kreuzweg indem er die Balustraden mit zehn Engeln schmückte, die je ein Symbol der Passion Christi tragen. Das Castel Sant`Angelo ist das Mausoleum von Kaiser Hadrian. Nur ein kurzes Stück weiter steht der prächtige Palazzo di Giustizia.

 Nach knapp einem Kilometer überqueren wir den Tiber über die Ponte Cavour. Es geht um die Piazza Cavour und den Park des Castel St. Angelo. Wir durchlaufen einen Torbogen und biegen auf die Via della Conciliazione. Vor uns öffnet sich der Petersplatz mit dem Petersdom. Dieser bühnenhaft gestaltete Platz vom Barockgenie Bernini besteht aus einer von vierreihigen Kolonnaden umsäumten quergestellten Ellipse und einem zur Kirchenfassade ansteigenden Trapez. Die Kolonnaden sind von Heiligenfiguren gekrönt. In der Mitte des Platzes ist ein Obelisk der einst im Circus von Nero stand. Der Blick fällt direkt auf den Petersdom mit seiner 119m großen hohen Kuppel. Rechts vom Dom befindet sich die Sixtinische Kapelle. Hier befindet sich das Deckenfresko von Michelangelo, das als Meilenstein der abendländischen Malerei gilt.

 Nach diesem beeindruckenden Blick biegen wir direkt vor der Staatsgrenze von Vatikanstadt ab. Wir umlaufen die Citta dell Vaticano über die Via di Porta Angelica. Nun geht es weiter bis kurz vor Halbmarathon durch Wohngebiete. Hier und heute nimmt kaum einer Anteil an den Marathonis. Die Römer haben wohl anderes zu tun. Wir laufen an blühenden Mandelbäume vorbei. Hier ist der Frühling schon eingezogen.

 Wir sind wieder am Tiber und erreichen bei km 25 die olympischen Stätten von 1950. Hier befindet sich auch das Stadio Olimpico wo die Deutsche Elf 1980 Europameister und 1990 Weltmeister wurde. Jetzt geht es eine nicht endende Schleife von 5 km bis wir die andere Seite der ehemaligen olympischen Stätte erreichen. Es geht weitere 4 km am Tiber entlang Richtung Innenstadt.

 Bei km 34 haben wir den Tiber verlassen und von jetzt an bis ins Ziel gibt es Sightseeing pur. Wir laufen auf die Piazza Navona. Dieser Platz wurde 46 v. Chr. als provisorisches Stadion für Spiele griechischen Typs, das heißt athletische Wettkämpfe, errichtet. In der Mitte des Platzes befindet sich der 1649 von Bernini errichtete Vierströmebrunnen. Vier kolossale männliche Figuren symbolisieren die größten Ströme der damals bekannten vier Kontinente (Donau, Nil, Ganges und Rio de la Plata). Die Piazza gilt als schönste barocke Platzanlage Roms. Wir umlaufen den Platz mit den vielen schönen Palazzos. Wir sind im Herzen der Altstadt, ein Palazzo reiht sich an den anderen.

 Wir erreichen die Piazza Venezia und biegen am Palazzo Bonaparte links ab. Nun geht es über die lange gerade Via del Corso auf die Piazza del Popolo. Trotz Absperrgitter müssen wir hier zickzack laufen, denn die Römer flanieren hier und die Geschäfte sind offen. Hier pulsiert die Stadt. Links und rechts gibt es alle Edelboutiquen der Welt. Kurz vor der Piazza steht das Casa di Goethe wo er mit seinem Freund dem Maler Tischbein von 1786 – 1788 gelebt hat.

 Wir erreichen den Platz flankiert durch die beiden Kirchen Maria die Miracoli und Santa Maria in Montesano. Auf dem Platz befindet sich der ägyptische Obelisk, den Papst Sixtus vom Circus Maximus hierher bringen ließ und mit einem Kreuzzeichen bekrönte. Wir umlaufen den Platz und biegen in die Via del Bubino ab. Hier kommen wir direkt am Barcaccia Brunnen zu Füßen der weltberühmten Spanischen Treppe vorbei. Sie gilt als Flirtplatz und beliebtes Fotomotiv der Stadt.

 Wir sind bei km 38 und es beginnt ein wirklich abenteuerlicher Kopfsteinpflasterweg. Wir kommen zum Fontana di Trevi. Der Trevibrunnen ist mit rund 26 Meter Höhe und rund 50 Meter Breite größter Brunnen Roms und einer der bekanntesten Brunnen der Welt. Vor einem stilisierten Triumphbogen herrscht Okeanos über das Wasser, flankiert von den Symbolgestalten der Reinheit und des Überflusses. Hier ist Anita Eckberg im Film „Dolce Vita“ aus dem Wasser wie eine schaumgeborene Venus den Fluten entstiegen.

 Nun erreichen wir über wildes Pflaster die Piazza Venezia zum dritten und letzten Mal. Wieder haben wir den herrlichen Blick auf das schneeweiße Monumento Nationale a Vittorio Emanuele II. Es geht über den Monte Kapitolino vorbei am Circo Massimo. An der Piazzo Porta Capena beginnen die letzten 2 km. Das Kopfsteinpflaster hat schon die letzten Muskelfasern zermürbt und wir sehnen uns dem Ziel entgegen. Wir haben das Colloseum im Blick und kurz davor ist der Ultimo Kilometro angezeigt. Jetzt geht es über einen Hügel direkt am Colloseum entlang. Wir umrunden es fast und erreichen zwischen Colloseo und Fono Romano auf der Via die Fori Imperiali erschöpft aber überglücklich nach 5:52:25 das Ziel.

 Hier werden wir mit einer wunderschönen einzigartigen Medaille geschmückt. Nena der Künstler der die Medaille gestaltet hat erzählt die Geschichte des äthiopischen Läufers Abebe Bikila neu. Auf der einen Seite zeigt sie einen androgynen Läufer mit langem Haar und europäischen Gesichtszügen. Er läuft barfuss und mit der Nummer 11 auf der Brust, wie es Abebe Bikila hier schon 1960 getan hat. Ein Läufer für die ganze Welt. Er ist schwarz und weiß, Champion und Amateur. Mit seiner Botschaft und seinen Werten identifizieren sich tausende Marathonläufer. Der offizieller Slogan auf der Medaille „Gegen die Diskriminierung“ ist alt und neu zugleich: wir sind alle eine Familie. Der Veranstalter: Die Reinheit der Medaille ist ein Loblied auf das Gefühl der reinen Freude während dem Lauf.

 Die Gladiatoren vor 2000 Jahren erhielten im Colloseum nur wenn sie das Volk sehr gut unterhalten haben ihr Leben. Unseres kehrt morgen wieder in die Füße zurück, denn heute ist durch das Kopfsteinpflaster alles Leben raus. Der Schmerz triumphiert.

 Von den über 15.000 gemeldeten Läufern sind 11.024 ins Ziel gekommen. Durch die Zielschlusszeit von 7:30 Stunden können hier auch echte Volksläufer dran teilnehmen. Diese Endzeit bedeutet das ich pro Kilometer 10 Minuten Zeit habe und noch im Limit bin. Hier gibt es sogar einen Pace-Makers für 5:00 Std. Der letzte im Ziel war Bart Sobel aus den USA in 7:31:35. Ganz toll sind die vielen kurzen Begegnungen mit Läufern aus Deutschland und der ganzen Welt, auch wenn es nur zwei-drei Sätze sind.

 Fazit: Der „Maratona della Città di Roma“ gehört zu den schönsten Läufen der Welt, dieses Laufevent sollte sich niemand entgehen lassen. Auch wenn ein Teil der Strecke mal eintönig ist, der größte Teil ist ein Lauf durch eine der schönsten und imposantesten Städte der Welt. Wer noch nicht hier war sollte den Leitspruch des Veranstalters wahr nehmen „Start your dreams“.

 Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten gingen wir zu den Wagen und holten unsere Rucksäcke um uns trockene Kleidung anzuziehen. Mit der Metro kamen wir wohlbehalten und an diesem Tag kostenfrei wieder zurück nach Cipro und in unser Hotel. Am Abend fuhren wir mit der Gruppe in die Altstadt nahe dem Castel Sant Angelo. Wir bewunderten aus nächster Nähe dieses gewaltige Mausoleum und gingen über die beleuchtete Engelsbrücke in die Altstadt. Hier gab es in einem familiären Ristorante ein 3-Gänge Menue mit natürlich Vino di Tavolo.

Montag – 22. März

 Nach einem ruhigen ausgiebigem Frühstück haben wir im Hotel ausgecheckt und uns von der Gruppe verabschiedet. Da wir erst gegen Abend zurück flogen ließen wir unser Gepäck im Hotel und machten uns per Metro in die Stadt. Heute hieß es Closseum, Fono Romanum und einiges nahegelegenes noch mal in Ruhe ansehen. Unsere Füße ließen uns wissen das wir sie die letzten 2 Tage schon sehr beansprucht hatten, aber wer weiß wann wir wieder in dieser wunderschönen Stadt sind.

 Unsere Route führte uns zum Forum Romanum wo wir als erstes die Kirche Santa Francesca Romana besichtigten. Anschließend umrundeten wir das Fono Romanum ausgiebig und schossen viele Bilder. Da die meisten Ausgrabungen tiefer liegen bekamen wir so einen guten Überblick über die Reste der gewaltigen Tempelbauten. Anschließend ging es bergauf zum Kapitolsplatz (Piazza del Campodoglio). Hier kamen wir an der berühmten Statue der Kapitolischen Wölfin vorbei. Sie zeigt die Stadtgründer Remolus und Remus wie sie von der Wölfin gesäugt werden. Auf dem Platz mit den Kapitolinischen Museen steht die einzige Bronzestatue Roms, Mark Aurel zu Pferde.

 Weiter ging es zum Fontana die Trevi dem wohl berühmtesten Brunnen der Stadt. Das nach dem Vorbild einer Bühne gebaute barocke Bauwerk steht am Ende des Aquädukts Aqua Vergine welches das antike Rom mit Wasser versorgt hat. Nach einer Legende soll es Glück bringen wenn man Münzen über die rechte Schulter in den Trevi Brunnen wirft. Wenn man eine einzige Münze wirft, wird man nach Rom zurückkehren. Wirft man zwei Münzen, dann wird man sich in einen Italiener oder eine Italienerin verlieben. Wirft man am Ende noch eine dritte Münze, so wird man seinen Liebsten oder seine Liebste heiraten. Die Münzen die im Jahr rund 200.000 € betragen werden regelmäßig rausgefischt und für die Erhaltung und soziale Einrichtungen verwandt.

 Über die Piazza Venezia gingen wir anschließend zur Trajanssäule. Die Marmorsäule zeigt auf einem Spiralband Kriege um das spätere Rumänien. Vorbei am Foro di Augusto liefen wir zurück zum Colloseum.

 Dieses Amphitheatrum Flavium wie es früher hieß zeugt von einer ganz besonderen Baukunst, aber auch von ganz grausamen Spektakeln. Mit 527 Metern Umfang und 45 Meter Höhe ist es das größte Amphitheater der Welt. Die runde Form wurde absichtlich gewählt, dass Gladiatoren und gehetzte Tiere keine Ecke hatten, in der sie hätten Schutz suchen können. Der Boden der Arena war ursprünglich mit Holzdielen und Sand bedeckt. Nach abnehmen der Dielen konnte er Innenraum geflutet werden und Seeschlachten wurden in der Arena nachgestellt. Durch Kaiser Konstantin wurden 313 die Gladiatorenkämpfe in Rom abgeschafft.

 Gleich daneben liegt der Konstantinsbogen (Arco di Constantino). Er wurde zu Ehren Kaiser Konstantins im Jahre 312 direkt neben das Colloseum gebaut und überspannte einst die Via Triumphale. Diese Straße fuhren alle Triumphatoren auf dem Weg zum Forum.

 Unseren Triumphzug hatten wir gestern auf 42,2 km durch das antike und moderne Rom. Heute geht es jetzt zurück per Metro zum Hotel um unser Gepäck zu holen. Es ist an der Zeit diese wunderschöne Stadt zu verlassen. Per Metro, Bahn und Zug ging es zum Aeroporto Fiumicino. Arrivederci Roma.

 Nach einem knapp zweistündigen Flug kamen wir wohlbehalten wieder auf dem Rhein-Main Flughafen in Frankfurt an. Dann ging es zum Parkhaus und per Auto zurück nach Vellmar. Eine wunderschöne aber viel zu kurze Reise ist zu Ende.