7. Weiltalweg – Landschaftsmarathon 2009

Durch den Naturpark Hochtaunus

19.04.2009 von Bernd Neumann

 Der Weiltalweg Landschaftsmarathon ist ein Lauf von A nach W. A = Arnoldshain bei Schmitten im Hochtaunus über die Orte Hunoldstal, Neuweilnau, Rod an der Weil, Emmershausen, Audenschmiede, Weilmünster, Freienfels, Guntersau nach W = Weilburg. Aus dem Streckenprofil ist zu ersehen das der Startort 490m üNN und der Zielort 128m üNN sind. Wer jedoch denkt dies ist ein Lauf der nur bergab geht wird sich eines besseren belehren lassen müssen. Schon wie vor 2 Wochen in St. Wendel liegt auch der Weiltalweg in einem Mittelgebirge. Während die St. Wendeler ihren Lauf als flach (auf den 2 Runden geht es 855 Meter hoch und 855 Meter runter) vermeiden die Weiltalweger diese Irreführung.

 An der Straße von Königstein nach Schmitten, am Roten Kreuz, beginnt der Weiltalweg und führt von hier über eine Strecke von 47,5 km bis zur Mündung der Weil in die Lahn, bei Weilburg. Auf einer Höhe von 688m beginnt der Weiltalweg und endet auf einer Höhe von 128m. Wegen kurzer Zwischengefälle und anschließender Zwischenanstiege ist die Summe der tatsächlich zu bewältigenden Höhenmeter größer ist als die rechnerischen 560 m zwischen dem Roten Kreuz und der Lahn, was wir auch noch auf der Marathonstrecke zu spüren bekamen.

 Warum heißt die Weil eigentlich Weil? Im Taunus, am Nordabhang des Großen Feldbergs, befindet sich die Weilquelle. Nach Forschung von Dr. Petran ist der Name auf ein ehemaliges altes Römerkastell in der Nähe der Quelle zurückzuführen. Nach der Zerstörung des Limes im Jahre 260 nach Christus wurden fast alle römischen Bauwerke von den Germanen als wohlfeile Steinbrüche benutzt. Man benannte sie mit dem Namen "Villa" ohne genauere Unterschiede zu machen. Da die Weil bei einer solchen" Villa" entsprang, benannte man ihn hiernach mit dem eingedeutschten Lehnwort "Wil" dem die Endung "ina" angefügt wurde. Unter dieser Form" Wilina" erscheint die früheste Nennung der Weil im Jahre 772 im Lorscher Kodex.

 Wir reisen schon am Samstag an, um auch die Nachmeldung zum Marathon in Ruhe erledigen zu können, aber auch um uns von der Stadt Weilburg und der Umgebung ein besseres Bild zu machen. Gerade heute am Samstag ist das Wetter durchwachsen und so fahren wir direkt zur Kubachhöhle die sich ganz in der Nähe von Weilburg befindet.

 Im Stadtteil Kubach befindet sich die Kuhbachhöhle die als größte Kristallhöhle Deutschlands bezeichnet wird. Da wir noch etwas Zeit hatten bis zur Führung sahen wir uns erst das Höhlenmuseum an, indem viele viele Steine aus aller Welt zu bewundern waren. Vor dem Gebäude auf dem Freigelände befindet sich ein Freilicht-Steinemuseum. Hier haben die Besucher die Möglichkeit, Gesteinsarten aus verschiedenen Epochen der Erdgeschichte zu betrachten, die auf unterschiedliche Weise entstanden sind. Die bis zu 12 Tonnen schweren Gesteinsblöcke sind nach Art ihrer Entstehung angeordnet und mit verschiedenfarbigen Schildern gekennzeichnet.

 Anschließend ging es fast 400 Stufen in die Höhle runter. Hier erwartet den Besucher ein wirklicher Augenschmaus. Große Teile der Wände dieser Klufthöhle sind mit unzähligen Kalkspatkristallen und Perltropfsteinen besetzt umgeben, von 350 Millionen Jahre altem Kalkstein. Mit einer Länge von ca. 200m, einer Breite bis zu 23m und bis zu 30m Höhe gilt die Höhle als der größte natürliche untertägige Einzelhohlraum, der in Deutschland zu besichtigen ist. Das Kubacher Höhlensystem entstand während der Eiszeit und konnte bisher nur zu einem kleinen Teil freigelegt werden. Unsere sachkundige Führerin erläuterte uns während der ca. 45 Minuten dauernden Besichtigung alles Wissenswerte. Ursprünglich suchte man eine prächtige Tropfsteinhöhle, die nach Aussage alter Bergleute im 19. Jahrhundert angefahren wurde und deren Lage in Vergessenheit geriet. Stattdessen stieß man auf eine einmalige Naturschönheit - die Kristallhöhle Kubach, die 1974 zum ersten Mal von Menschen betreten wurde. Seit 1981 ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich.

 Anschließend sind wir nach Weilburg gefahren in unser Hotel. „Am Schiffstunnel“. Um das Hotel liegt das weltweit einmalige Weilburger Tunnelensemble. Hier liegen nebeneinander Tunnel für Autos, Schiffe und der Eisenbahn. Insbesondere der 1847 eröffnete Schiffstunnel stellt ein in Deutschland einmaliges Bauwerk dar.

 Da ich noch für den Marathon nachmelden musste trafen wir uns mit Dieter und Rita am Festzelt, direkt an der Lahn. Der Fußweg dorthin durch den Tunnel sind nur 10 Min. Im Festzelt war schon richtig Betrieb. Die Nachmeldung kostete 35 €. Im Preis enthalten war ein Funktionsshirt, Pastaparty, die Fahrt mit dem Bus zum Start und sämtlichen üblichen Streckenversorgungen sowie im Ziel eine große Medaille. Wer jetzt noch vor dem 1.1. sich angemeldet hatte erhielt dies alles zu 25€, ein wirklich günstiger Preis.

 Nachdem wir noch an der Pastaparty teilgenommen haben machten wir uns auf den Weg die Stadt zu besichtigen. Weilburg liegt im Lahntal zwischen Westerwald und Taunus und hat ca. 14.000 Einwohner. Die Stadt war viele Jahre lang eine Residenz und Regierungssitz des Hauses Nassau-Weilburg. Die Gebäude prägen bis heute das Stadtbild der Innenstadt. Der sehenswerte historische Stadtkern mit seiner imposanten Schlossanlage die von der Lahn umflossen wird zählt mit zu den schönsten Residenzstädten Deutschlands.

 Unweit vom Festplatz liegt das Rollschiff, eine Personenfähre die seit 1691 schon besteht. Die Bezeichnung "Rollschiff" rührt von der Führung des Schiffes mittels eines Drahtseiles her, das über Rollen geführt wird. Der Fährmann zieht das Schiff von Hand an dem Drahtseil über die Lahn. Das Rollschiff diente nur dem Personen- und Tiertransport. Fuhrwerke querten die Lahn an einer Furt, etwa dort, wo sich heute der Schleusenausgang befindet. Vor Bestehen des Rollschiffs bzw. der dortigen Übersetzmöglichkeit mit einem Nachen (Einbaum), befand sich eine Fährverbindung ein Stück weiter lahnabwärts, etwa dort wo der Reuschenbach in die Lahn einmündet. Hier, am Rollschiff wollte Dieter den kampflustigen Schwan „Gustav“ füttern, der jedoch mehr Spaß an seinem Laufschuh hatte.

 Oberhalb des Straßentunnels liegt der alte Friedhof, auf dessen Gelände stehen auch die Baudenkmäler der Passionsstätten Heilig-Grab-Kapelle und Heiliges Kreuz (Kalvarienberg) aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Der nach zwei Richtungen abfallende Berg ist in Terrassen angelegt. Das Gelände der obersten östlichen Friedhofsterrasse gehört der Katholische Kirchengemeinde, der andere Teil der Stadt Weilburg. Die Heilig-Grab-Kapelle die wahrscheinlich schon 1499 erbaut wurde diente lange Zeit nur für Leichenpredigten. Um für die Teilnehmer ausreichend Platz zu bieten wurden Umbauten vorgenommen, indem u. a. eine Empore eingebaut wurde und dafür das Zeltdach geändert werden musste, um einen Zugang zu schaffen. Nachdem die Kapelle später kaum noch genutzt wurde, verfiel diese immer mehr. Eine Renovierung und Umbauten erfolgten 1866. Seit 1947 wird sie für regelmäßig stattfindende Wochenschlussandachten, aber auch für Hochzeiten und Taufen genutzt.

 Anschließend sind wir Richtung Altstadt gegangen. Am Eingang befindet sich das Landtor, das im klassizistischen Stil erbaut wurde, mit einer Breite von 10 m, einer Höhe von 11 m und mit einer 3,50 m breiten und etwa 4 m tiefen Durchfahrt. Als Material wurde Lahnmarmor verwendet. In die Durchfahrt wurde ein doppelflügeliges Tor mit Türchen eingebaut. Der Grundstein für den Bau wurde am 17. September 1759 gelegt. Wegen Unterbrechungen u. a. aufgrund des Siebenjährigen Krieges, erfolgte der Bauabschluss erst am 11.01.1768.

 Direkt neben dem Landtor ist eine Treppe die direkt auf die Schlossterrassen führt. Das aus vier Flügeln bestehende Hochschloss bildet den ältesten Teil des Gesamtkomplexes Weilburger Schloss. Dieser Teil wurde im Stil der Renaissance in Teilschritten in den Jahren 1533-1572 erbaut und blieb bis heute fast unverändert erhalten.

 Unser Weg führte uns zuerst auf die unteren Blumenterrassen und dann auf den großen Barockgarten mit unterer Orangerie. Neben einer herrlichen Blumenpracht sind die seitlichen Obstspaliere sehenswert. Oberhalb ist ein großes Lindenboskett (Lustwäldchen). Der weitere Weg führt durch das Boskett zum Hochschloss das hinter großen Blutbuchen ist. Dessen Süd- und Westflügel wurden in den Jahren 1540-1548 und der Nordflügel wurde von 1566-1572 erbaut. Der zur Lahnseite weisende Ostflügel wurde als Einzelbau geplant und ersetzte den Palas der alten Burg.

 Durch ein kleines Tor gelangt man in den Nordflügel. Diese Bauten entwarf der kurfürstliche Baumeister Georg Robin mit dem Arkadengang mit ionischen Doppelsäulen auf der Hofseite. 1590 wurde der zunächst offene Gang über den Arkaden geschlossen. 1659/62 wurden die Fachwerk-Zwerchhäuser erbaut. Im Innenhof wird dieser Flügel von dem Uhrturm dominiert. Dieser reichte ursprünglich nur bis zum Obergeschoss und erhielt sein jetziges Aussehen erst im Zusammenhang mit einem Umbau des Obergeschosses im Jahr 1661/62. Um 1700 entstand die heutige Form des Turmfußes mit Treppenaufgang und schmiedeeisernem Ziergeländer unter Graf Johann Ernst von Nassau-Weilburg. Beim Innenausbau des Süderkers um 1560 entstand dort ein neues Portal. Der Löwenbrunnen an der Südfassade des Innenhofes wurde 1704 errichtet.

 Das Schloss aus dem 14. Jahrhundert ist eine der bedeutendsten barocken Schlossanlagen in Hessen. Das 1545 bis 1590 erbaute Hochschloss zählt zu den am besten erhaltenen Renaissanceschlössern in Hessen. Der barocke Ausbau wurde an dieses Hochschloss angepasst, so dass sich heute das Bild eines einheitlichen Gebäudekomplexes ergibt. Das Schloss Weilburg ist seit 1935 ein Museum das nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen ist.

 Im ehemaligen Kanzleigebäude des Schlosses, befindet sich das Bergbau- und Stadtmuseum der Stadt Weilburg. Auf 1200m² werden Exponate aus der Stadtgeschichte Weilburgs und eine umfangreiche Ausstellung über die Tradition des Bergbaus in Weilburg und Umgebung gezeigt. Für das seit 1972 bestehende -und damit älteste Bergbaumuseum Hessens wurde im Schlossberg eine 200 Meter lange Schaustollenanlage eingerichtet, in der originale Bergbaumaschinen aufgestellt sind. Seit Mai 2008 werden ca. 100 Arbeiten chinesischer Papierschnittkunst im Stadtmuseum gezeigt. Die Präsentation chinesischer Papierschnittkunst außerhalb Chinas ist bisher weltweit einmalig.

 Auch die Gebäude am Marktplatz, mit dem Neptunbrunnen (von 1709), und in der Altstadt wurden zeitgleich mit dem Schloss errichtet. Daneben stehen aber noch weitere Fachwerkhäuser vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. In der Limburger Straße, der Bahnhofstraße und Frankfurter Straße wurden viele Lehmstampfgebäude errichtet. Insbesondere an der Bahnhofstraße besteht noch eine geschlossene Fassadenflucht. In Weilburg steht auch das höchste deutsche Gebäude (sechs Stockwerke) dieser Bauart (Pisé-Haus), errichtet 1826-1828. In Schibam im Südjemen gibt es Lehmstampfhäuser mit bis zu 9 Stockwerken. Schibam, die alte Stadt umfasst eine Fläche von 400 x 500 m und ist für ihre mehrstöckigen Wohnhäuser aus Lehmziegeln berühmt. Viele der Gebäude sind bis zu 30 m hoch und haben ein Alter von bis zu 500 Jahren. Wir hatten das Glück und konnten mit dem Besitzer des Hauses ein wenig plaudern. Er zeigte uns einen Wasserschaden im Gebäude wobei man deutlich die Lehmstampfbauweise erkennen konnte.

 Wenn man durch Weilburg bummelt fallen einem die vielen großen und bunten Löwen auf. Der Löwe ist auch im Stadtwappen der Stadt. Die Löwen sind mit Symbolen von den jeweiligen Geschäften wo sie stehen bemalt worden.

 Neben den vielen Löwen gibt es auch viele Brunnen in der Stadt. Der Neptunbrunnen wurde auf dem Schlossplatz 1709 errichtet. Der Löwenbrunnen im Schlosshof ist 5 Jahre älter und zeigt mit den Vorderpfoten zwei Wappensteine, welche die Initialen von Graf Johann Ernst und seiner Gattin Marie Polyxena tragen. Der Delfinbrunnen stellt einen Putto dar der auf einem Delfin reitet. Die Grundfläche für den Delfin ist als Muschel gestaltet. Das geschwungene Brunnenbecken ist ebenfalls aus Sandstein hergestellt. In der Turmgasse ist noch ein im Originalzustand um 1830 gefertigte erhaltener Brunnen. Die aus Lahnmarmor und mit einer Deckplatte versehene Brunnensäule ist mit dem Trog auf einer Steinplatte montiert. Neben diesen Brunnen gibt es noch viele an Originalplätzen, oder durch Umbauarbeiten an neuen Stellen errichtet.

 Auf dem Heimweg am Abend haben wir uns noch die ehemalige Kettenbrücke angesehen. Dieser heutige Fußgängersteg über die Lahn verbindet heute die Innenstadt von der Hainallee aus mit dem Odersbacher Weg, dem Weg zur Hauseley, mit dem Ortsteil Odersbach und mit dem Kanapee. Vor der Errichtung als Fußgängersteg dienten die Kettenbrücke und die davor bestehende "Rote Brücke" der Wasserversorgung der Stadt Weilburg. Ab 1888 wurde die Wasserversorgung anderweitig gesichert, wodurch die Nutzung der Kettenbrücke für diesen Zweck entfiel.

 Heute ist Sonntag und Marathontag. Da am Startort nur in begrenztem Umfang Parkmöglichkeiten vorhanden sind, wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nahe gelegt, ihre Fahrzeuge am Zielort abzustellen und sich von den dort bereitstehenden Omnibussen kostenlos zum Startort nach Arnoldshain bringen zu lassen. Das nutzen wir auch und fuhren schon sehr früh zum Startort.

 Angekommen gingen wir in die Hattstein-Halle und haben dort Rudi, Marita und noch zwei Läufer von TV 1891 Offenbach/Hundheim getroffen. Nach einigem plaudern begaben wir uns zur etwas höhergelegenen Startstraße. Hier trafen wir auch den Weltrekordhalter im Marathon Horst Preisler. Für den Hamburger wird dieser der 1620. Marathon. Am Tag zuvor startete er beim 50 Kilometer Ultra-Marathon in Rodenbach bei Hanau.

 Arnoldshain ist ein Ortsteil der Feldberggemeinde Schmitten und liegt auf einer Höhe von 468 m. Etwas oberhalb liegt die Kirche in dem sich ein Glasfenster aus dem 15. Jahrhundert befindet mit drei kleinen Rundscheiben mit dem Reifenberger Wappen. Im Turm der Kirche läutet noch heute eine Glocke, welche 1488 gegossen wurde.

 Laut Ausschreibung liegt die Startstraße auf 490m. Unser Start erfolgte um 9:30 Uhr mit einem lauten Kanonenschuss. Schon ging es die ersten Meter aufwärts und dann sachte bergab verlaufend in den bekannte Ferienort Schmitten.

 Schmitten ist ein malerischer Ort dessen Name abgeleitet wurde von Schmiede. Schon 1399 wurde eine Waldschmiede erwähnt, 1484 und 1595 bildete sich eine kleine Siedlung um die Schmiede. Diese Waldschmiede deutet auf eine wichtige Tätigkeit der Frühbewohner hin, deren Spuren man bis heute anschaulich verfolgen kann. Die Erzgewinnung im oberen Weiltal wurde schon in karolingischer Zeit betrieben. Die Schmiedeplätze lagen in den Wäldern. Man benötigte, um das Eisen aus dem Gestein herauszubringen, die Holzkohle. Herstellung der Holzkohle war der Beruf der Köhler, die in den Wäldern ihre Meiler errichteten. Wer die Wälder durchstreift, trifft auf verebnete runde Plätze, die einen Durchmesser von 10 bis 12 Metern haben.

 Sichtfang ist die Kirche St. Karl Borromäus, auf die wir direkt zuliefen und nicht zu übersehen ist. 1893 wurde die Kirche in neugotischem Stil errichtet. Baumaterial war der Taunusschiefer, der direkt am Bauplatz aus dem Felsen gewonnen wurde. Die Kirche wirkt daher wie in den Felsen eingepasst. Neben der Kirche führt eine Treppenanlage zum Wiegerfelsen, einem Aussichtspunkt über dem Ort. Der Limes, die alte Grenze des römischen Reiches verläuft in der Nähe über den Taunuskamm. Auf dem Gebiet der Gemeinde Schmitten liegt das Römerkastell kleiner Feldberg. Die erhaltenen Grundmauern geben einen Einblick in den römischen Festungsbau.

 Kurz danach erreichen wir die Weil die hier noch ein kleiner Bach ist. Bei Km 5km streifen wir den Ort Hunoldstal, das bis 1950 Hundsfall hieß. Da sich die Bewohner am Namen störten wurde der Ort umbenannt. Im Ort gibt es eine stationäre Einrichtung zur medizinischen Rehabilitation für Drogenabhängige.

 Ab hier führt die Laufstrecke über den landschaftlich unglaublich reizvollen Weiltalweg, der Namensgeber jener empfehlenswerten Laufveranstaltung ist. Jetzt ab km 6 beginnt ein Aufstieg über 1km. Bei km 7 geht es ein wenig flach und dann noch mal ein kurzer Anstieg. Dann geht es lange bergab bis wir bei km 10 durch eine Spitzkehre Richtung Neuweilnau laufen.

 Wir durchlaufen Neuweilnau, dessen Name auf den Gründer Heinrich von Weilnau zurückzuführen ist. Oberhalb des Ortes sind noch wenige alte Reste der alten Burganlage erhalten, deren Bergfried 1709 abgerissen wurde. Anfang des 16. Jahrhunderts sorgten die Schlossherren für den kontinuierlichen Ausbau zum Renaissance-Schlösschen. Aus seinen Zeiten als Residenzsitz des Grafen Philipp III. von Nassau stammen noch einige herausragende Fachwerkgebäude, wie etwa das Preveniushaus von 1650. Das Fachwerkhaus Nr. 24 hat fränkische Erker und Schnitzereien. Heute ist das Schloss, das über dem Dorf thront, Sitz von Hessen-Forst und begehrte Örtlichkeit für verträumte standesamtliche Trauungen in höfischem Ambiente. Nach dem Verlassen des Ortes kann man beim Blick zurück die Burg sehen.

 Bei km 11 wo fälschlicherweise das km 12 Schild stand haben wir einen herrlichen Blick über Neuweilnau. Jetzt geht es wieder länger bergab bis wir nach Rod an der Weil (Km 16) kommen.

 Seit keltischer Zeit ist Rod an der Weil besiedelt. In der Nähe der Gemeinde befindet sich eine alte Ringanlage aus keltischer Vorzeit. Das Pfarrhaus von Rod an der Weil ist das älteste noch erhaltene Pfarrhaus Deutschlands. Die Inschrift auf dem Türbalken weist als Baujahr 1522 aus, die älteren Teile des Baus werden auf den Anfang der 13. Jahrhunderts geschätzt. Die oberen zwei der vier Stockwerke sind in Fachwerkbauweise errichtet. Das Gebäude erinnert an eine kleine Festung, so besitzt es auch eine "Pechnase" über dem Eingang.

 Nach weiteren 3km kommen wir nach Emmershausen. Der dortige Lauftreff hat kurz hinter dem Ort (km 19-20) einen großen Verpflegungsstand aufgebaut. Hier ist viel Stimmung aber auch deshalb weil hier ein Staffelwechselpunkt ist.

 Der Ort der direkt an der Laufstrecke liegt hatte früher eine bedeutende Hüttenanlage. Neben einer ehemaligen Schmiede wurde 1590 ein Hochofen errichtet. Dieses Werk erzeugte Eisenofen, Waffen, Geräte und fast alles, was man aus Eisen herstellen konnte. Die Hütte arbeitete bis 1867. Sehenswert ist auch noch ein altes Backhaus.

 Wir laufen weiter durch das romantische Weiltal und überqueren immer wieder die Weil die jetzt schon zu einen kleinen Fluss geworden ist. Wir durchlaufen Audenschmiede (Km 25-26) , das ist eine Siedlung des Marktfleckens Weilmünster. Auch in diesem Ort gibt es wieder so einen giftigen kurzen Anstieg und man sieht schon einige Läufer die zu Gehern geworden sind.

 Ursprung der Siedlung ist die Waldschmiede von Weilmünster, die 1421 erstmals urkundlich erwähnt wird, als Graf Philipp von Nassau-Weilburg und Saarbrücken dem Schmied Otto die Waldschmiede verleiht. Mit Wirkung zum 1. April 1798 erwarb der Bergrat Johann Wilhelm Buderus die Audenschmiede und ließ sie weiter ausbauen. Der Hochofen lief in den Jahren der Industrialisierung auf Hochbetrieb, eher er 1877 eingestellt wurde. Erst am 3. Mai 1930 wurde dann auch die Gießerei geschlossen. 1936 wurde der Betrieb nach umfangreichen Sanierungen durch einen neuen Besitzer wieder aufgenommen und hier vor allem Grauguss produziert, ehe das Werk erneut schloss. Die Siedlung blieb aber bestehen.

 Bei Km 28 km erreichen das Klinikum Weilmünster. Es geht wieder über die Weil in den Ort. Hier am Ortsanfang muss wohl die Ära Buderus herkommen, denn hier gibt es Hallen mit dem Namenszug die jedoch heute andersweitig genutzt werden. Wir laufen am Sportplatz vorbei in die Ortsmitte. Hier im Ort ist Richtig Stimmung mit Musik und Ansagen. Ein kleines Volksfest. Vom Klinikum bis zum Ortsende sind es fast 2km.

 Weilmünster wurde im Jahre 1217 als Wilmunstre erstmals urkundlich erwähnt, war zu dieser Zeit aber schon ein ansehnliches Dorf mit eigener Kirche. Es gibt Hinweise, dass das Kloster Fulda, welches Besitzungen im Ort hatte, diese Kirche im Laufe des 9. Jahrhunderts erbauen ließ. Die jetzige evangelische Kirche wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet und ihr viereckiger Wehrturm etwa um 1300. Ab 1601 ist ein regelmäßiger Markt in Weilmünster nachgewiesen. Sehenswert sind auch Altes Nassauisches Amtshaus, Ev. Kirche mit Wehrturm, Fachwerkhäuser, Aussichtsturm "Kirbergturm" sowie die Heimatstube. Weilmünster besitzt seit mehr als 400 Jahren Marktrechte und macht vom Handel und Markttreiben auch heute noch regen Gebrauch. Frühlings-, Bauern- und Martinimarkt sorgen für großen Publikumsandrang.

 Hinter dem Ort kommen wir am ehemaligen Bahnhof vorbei und erreichen das Schild 30km. Ab Weilmünster geht der Kurs ca. 10 km lang auf der zu einem Rad- und Wanderweg umfunktionierte Trasse der stillgelegten Eisenbahnlinie Grävenwiesbach - Weilburg. Wir laufen durch Ernsthausen und Essershausen.

 Auf dieser Trasse geht es im Schatten einige Kilometer bis Freienfels (km 34), das uns begrüßte mit „Guckt emol en Freufels““. Freienfels ein kleiner Ort der aus drei Orten besteht wurde schon 750 urkundlich erwähnt. Bekannt sind die Burg Freienfels auf der jährlich die größte deutsche Mittelalterveranstaltung stattfindet. Sie wurde als eine hochmittelalterliche Befestigungsanlage errichtet. Im 18. Jahrhundert zerfiel die Burg und ist heute noch als Burgruine erhalten. Der noch erhaltene Bergfried, der 1997 wieder zugänglich gemacht wurde, ist weit ins Tal sichtbar. Heute kümmert sich ein Verein um den Erhalt und der Rekonstruktion von „Freienfels“.

 Am Ortsende durchlaufen wir ein großes mittelalterliches (Holz)Tor über einen mit Bechern übersäten freien Platz. Beim Blick zurück erblickte man den noch erhaltenen Bergfried.

 Bei Km 38 läuft Dieter zu mir auf und wir traben zusammen weiter, legen eine Gehpause ein und laufen wieder. Weiter geht es über die ehemalige Eisenbahntrasse Richtung Guntersau. Bei km 39 steht ein seltsam beschriebenes 39er Schild und bei km 40 noch mal ein richtig beschriebenes Km-Schild. Hinter dem Ort bei km 41 fließt die Weil in die Lahn. Rechts des Laufweges steht noch eine alte Eisenbahnbrücke ohne Anschluss. Dann kommt doch das Km-Schild 41 und wir kommen auf die Landstraße die für uns einseitig gesperrt. Wir unterlaufen die Eisenbahn die hier aus dem Tunnel kommt, kommen am Schiffstunnel und am Straßentunnel vorbei. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Ziel.

 Kurz vor dem Ziel erwarten uns Rita und Angi. Dieter und ich durchlaufen gemeinsam das Ziel nach 4:24:00. Allen Zielankömmlingen wird hier von Damenhand eine Medaille umgehängt. Wir lassen uns noch schnell fotografieren und begeben uns dann zur Versorgung. Das Ziel ist jetzt auf einer Höhe von 128 üNN. Meine Garmin 305 Forerunner zeigt 1.815 Höhenmeter und 2072 Meter bergab. Demnach ist das Ziel 257 Höhenmeter tiefer wie der Start.

Die Laufstrecke ist auf einigen Abschnitten (z.B. innerhalb der passierten Orte) asphaltiert. In überwiegendem Maße wurden jedoch befestigte Wege mit stabilem Untergrund und gutem Belag belaufen. Somit hatten die Regenfälle der vorangegangenen Tage auch nur wenige Stellen des Kurses geringfügig in Mitleidenschaft gezogen. 736 Marathonläuferinnen und -läufer konnten im Ziel gezählt werden. Hinzu kamen noch 115 Staffeln, sodass in der Summe wieder deutlich über 1000 Teilnehmer zu verzeichnen waren.

 

Ergebnisse:

413        Rudi Speer                  M 55 Idar-Oberstein   TV Offenbach-Hundsheim     4:02:10,6

571        Dieter Reich                M 65 Ahnatal              SVW Ahnatal                         4:24:00,4

572        Bernd Neumann         M 55 Vellmar               LG Vellmar                            4:24:00,4

599        Marita Berg                 W 40 Meisenheim      TV Offenbach-Hundheim       4:28:47,8

 

736 Zieleinläufe beim Marathon.

 Nach dem Marathon sind wir dann noch in die Stadt und zum Schloss gegangen. Weilburg bietet jedoch noch viel mehr für den touristisch Interessierten wie wir bisher gesehen haben.

 So ist einmalig die Ausstellung der Terrakotta-Armee. Es ist die größte Ausstellung außerhalb der Volksrepublik China, die zugleich dauerhaft präsentiert wird. Es werden über 300 Kriegern, 24 Pferden, sechs Streitwagen und zwei Kaisergespannen in Bronze sowie Waffen, Antiquitäten und anderen Dokumenten rund um das sogenannte 8. Weltwunder gezeigt.

 Einer der großartigsten Funde in der weltweiten Geschichte der Archäologie ist die Terrakotta-Armee des ersten Kaisers von China, Qin Shi Huangdi (259 – 210 v.Chr.) in Xi An. Qin Shi Huangdi gilt als einer der größten Kaiser der chinesischen Geschichte. 247 v. Chr. ließ er mit den Bauarbeiten an seiner Nekropole beginnen, um seinen Nachruhm zu sichern. 700.000 Arbeiter, Künstler und Architekten schufen eine ober- und unterirdische Welt aus Flüssen, Seen und Modellen von Palästen und platzierten davor eine gewaltige tönerne Armee, die dem Kaiser auch im Jenseits uneingeschränkte Macht sichern sollte. 37 Jahre dauerten die Bauarbeiten. Die Grabanlage umfasste ein Gebiet von 225 km².

 Neben dieser großartigen Ausstellung gibt es in In Weilburg-Gaudernbach ein Baumaschinen-Modellmuseum. Die annähernd 1.000 Exponate sind in anschaulicher Weise jeweils nach Gerätetypen ansprechend arrangiert. Drei Panoramen (eins mit verschiedensten Hoch- und Tiefbaustellen, eins einer Erdbaustelle und eins eines Steinbruchbetriebes) laden auch die Beschauer zum Verweilen ein. Die zahlreiche Baustellen sind in gelungener Nachbildung zu bewundern. Die Einzelstücke stammen aus einer privaten Sammlung sowie aus Zuwendungen der Baumaschinenindustrie und privaten Förderern. Darunter etliche Raritäten, die das Sammlerherz höher schlagen lassen, wie z.B. Restaurierter Original-Seilbagger O&K LO/51, Restaurierter Original-LKW Framo, Historische Steinwalze (Granit).

 Östlich von Weilburg gibt es einen Tierpark. Hier hielt schon 1590 Graf Albrecht von Nassau und Saarbrücken Damwild. 1685 - 1688 ließ Graf Johann das Gelände mit einem Holzplankenzaun einfassen und als Tiergarten anlegen. Einige Jahre Später wurde der Holzzaun durch eine noch heute erhaltene, 3,8 km lange und über 2m hohe Steinmauer ersetzt, die ein Terrain von 92ha einschließt.

 Seit Mai 2003 gibt es einen Modellbau-Park in Weilburg, direkt an der Lahn neben dem großen Parkplatz. Hier haben sich 1997 interessierte Modellbauer zum heutigen Modellbauteam zusammen gefunden. Auf über 2500 m² wurde eine kleine Welt erschaffen, die kaum einen Kinderwunsch offen lässt. Am Bahnhof besteigt man die elektrisch betriebene Diesellok und passiert dabei mehrere Bahnübergänge, fährt vorbei an Seen, Altstadtpassage, einer Kirche, Polizei – und Feuerwehrstation, Tankstelle und durch einen Tunnel, wieder zurück zum Bahnhof. Die Anlage wird Jahr für Jahr um einige Attraktionen erweitert und den Zuschauern ist es möglich, dabei zuzuschauen, z.B. beim Abtragen von Erde oder beim Straßenbau. Die Häuser und batteriebetriebenen Fahrzeuge sind alle mit Genehmigung und Bauplänen des Herstellers detailgetreu, in liebevoller Kleinarbeit, im Maßstab 1:8 nachgebaut und daher voll funktionsfähig.

 Unser Heimweg führte uns über die historische alte Steinbrücke zum Postplatz. Der Bau dieser heute noch bestehenden Steinernen Brücke - 83 m lang und 8,65 m breit - erfolgte 1765-1769 unter der Leitung von Johann Friedrich Sckell. Das auf der anderen Seite der Lahn gelegene Ensemble wurde 1786/87 für die damalige Post gebaut und noch heute von der Post genutzt. Das am gleichen Platz stehende Haus Postplatz 3 wurde 1883 im Renaissancestil errichtet. Bei der Fassadengestaltung orientierte man sich dabei weniger am Barockbau des Postgebäudes, als viel mehr an dem in Sichtachse liegenden Hochschloss. Besonders reich mit Säulen-, Rollen- und Beschlagwerkornament verziert ist das Zwerchhaus. Beachtung verdienen aber auch die vielfältigen Fensterformen über dem Rustikaportal und die Eckquaderung.