2. Zehn-Teiche Marathon Hahnenklee (Oberharz) 2015

Ortschaften, Seen, Wiesen, Wälder, Höhenmeter

19.09.2015 von Bernd Neumann

 Ich fahre heute in den Harz, dem höchsten und größten Gebirge Norddeutschlands mit 110km Länge und zwischen 30 und 40 km Breite. Gebirge ja, denn der Brocken hat 1100m Höhe. Wir sind aber nicht beim Brocken-Marathon, denn der ist erst in 3 Wochen am 10.10.2015. Den Namen Harz hat das Gebirge aus dem Mittelalter wo es Hart (Bergwald) genannt wurde. Auf den rund 2.200 km² gibt es ausgedehnte Wälder mit tief eingeschnittenen Flussläufen, Wasserfällen sowie Teichen und Stauseen. Geologisch gesehen gehört er zu den vielfältigsten Mittelgebirgen mit seinen Sedimentgesteinen. Tonschiefer, Grauwacken und der in zwei Plutonen anstehende Granit sind die häufigsten Gesteine an der Oberfläche.

 Wer den Harz besucht geht meist rauf zum Brocken oder fährt mit der einmaligen Schmalspurbahn hoch. Auch unter der Erde gibt es hier viel zusehen, denn wir sind in einem großen ehemaligen Bergbaugebiet. Viele Museen und Schaubergwerke geben einen Einblick in die schwere Arbeit Unter Tage. Sehr schön und interessant sind auch die Tropfsteinhöhlen. Für uns heißt es aber heute über Tage über Berg und Tal Kilometer sammeln.

 Mein Weg führt mich zu einer noch recht jungen Veranstaltung des Oberharzes, dem 10 Teiche-Marathon. Als Oberharz wird der Nordwestteil des höchsten Gebirges in Norddeutschland bezeichnet. Der Start sowie das Ziel liegen in Hahnenklee-Bockswiese. Der rund 1100 Einwohner zählende Ort gehört zu Goslar und ist in zwei Siedlungskerne geteilt. In einem Teil wird gestartet und im anderen Teil ist das Ziel. Die 42,2 km werden durch zwei gleiche Runden gesammelt. Es werden hierbei auch viele Höhenmeter mit gesammelt.

 Der Name der Veranstaltung ist auch Programm, denn wir laufen an 10 Teichen vorbei und das gleich zweimal. Es sind der Unterer Flößteich, Oberer Flößteich, Mittlerer Grumbacher Teich, Oberer Grumbacher Teich, Neuer Grumbacher Teich, Auerhahner Teich, Than Teich, Kleiner Kranicher Teich, Großer Kranicher Teich und Kuttelbacher Teich. Eigentlich könne es auch Zeimal-10-Teiche-Marathon heißen. Wer im Oberharz läuft muss auch mit Höhenmetern rechnen. Der Veranstalter Sportgemeinde Hahnenklee-Bockswiese e.V. hat dafür auch ein großzügiges Zeitlimit eingeräumt. Für die 42,2 km ist das Zeitlimit 7 Stunden und sollte jemand die Strecke laufen wollen der länger braucht so sollte er sich vorher mit dem Veranstalter in Verbindung setzen.

 Die Fahrt sind rund 120km und da der Start um 10 Uhr ist kann ich auch gemütlich von zu Hause zur Bockswiese fahren. Bockswiese ist ein Ortsteil von Hahnenklee und liegt mitten im Wald. Vorangemeldet war ich schon, denn es gibt keine Nachmeldungen, deshalb Achtung wer hier laufen will. Die Startnummern gibt es in einem Blockhaus vor der Jugendherberge.

 Der Startbereich liegt auf einer großen Wiese unterhalb der Jugendherberge. Hier versammeln sich jetzt so nach und nach die Gruppe der Marathonläufer. Wie so oft treffe ich auch viele Bekannte. Von meinem Verein ist Peter Orth hier, unser schneller M 70er. Heiner Schütte macht wieder Reklame für seinen Schloss Marienburg Marathon. Auch Sigird Eichner die Weltrekordhalterin im Marathonsammeln ist auch hier. Auch Rene vom 100 MC der schon über 1.000 Marathons hat und viele viele andere. Schön die vielen Bekannten zu sehen.

 Da es heute Morgen noch sehr frisch ist behalte ich meine dünne Laufjacke an.

 Hinter dem Starttor sammeln sich so an die 55 Läufer und Läuferinnen die den Oberharz mit den 10 Teichen laufend erkunden wollen. Wir werden pünktlich auf die Strecke geschickt.

 Durch dieses Tor werden wir heute noch zweimal laufen bis wir das Ziel in Hahnenklee erreichen,

 Wir rennen über die Wiese und weiter aus dem Ort über den Grabenweg wo wir schon nach knapp einem Kilometer am 1. Teich sind. Es ist der Untere Flößteich. Dieser ca. 300 Jahre alte Stauteich wurde früher zu Flößereizwecken genutzt. Durch das Ablassen des Wassers konnte durch die Flutwelle das Holz besser und schneller über den Grumbach geleitet werden. Der künstlich angelegte Teich fast ca. 10.000 m3 Wasser auf seiner Fläche von 120 x 80m. Gespeist wird der kleine See durch die oberhalb gelegenen Teiche sowie den Herrenwieser Graben, Than-Teich und über den Kranicher Wasserlauf aus dem Großen Kranicher Teich. Er ist heute auch der erste Teich des Oberharzer Wasserregals an dem wir vorbei laufen.

 Kurz danach tauchen wir in den Wald ein und schon geht es aufwärts hinter der nächsten Kurve. Oben angelangt blicken wir schräg runter durch die Bäume und entdecken den 2. Teich. Es ist der Obere Flößteich. Auch der Obere Flößteich wurde vor rund 300 Jahren künstlich angelegt und diente zum besseren flößen auf dem Grumbach. Auch die Größe und das Fassungsvermögen sind ähnlich dem Unteren Flößteich. Sein Wasser wurde auch später für die Erzgruben genutzt. Mit einer Teichfüllung konnte so ein Kunstrad eines Bergwerkes etwa drei Tage angetrieben werden. Auch dieser Teich gehörte zum Teil der sechsstufigen Auerhahn-Kaskade.

 Rund um die Teiche gibt es ein sehr großes Wandergebiet mit vielen gekennzeichneten Wanderwegen. Auch heute Morgen sind hier schon Wandergruppen unterwegs.

 Weiter geht es über die Waldwirtschaftswege in Richtung Teich Nr. 3. Es ist der Mittlere Grumbacher Teich. Er liegt von unserer Laufstrecke aus versteckt hinter Bäumen und ist deshalb schwer auszumachen. 70 Bergleute haben in nur 10 Wochen diesen Teich angelegt den sie als Wasserspeicher für die Erzgruben und Hüttenbetrieb in der Nähe benötigten. Hier ist der Teichdamm schon 9m hoch und hält ein Volumen von 76.000 m3 Wasser. 1827 kam es fast zu einem Dammbruch der schlimme Ausmaße für die unteren Teiche und Bockswiese gehabt hätte. Die Katastrophe konnte aber verhindert werden durch eine eilige Rettungsaktion ohne dass der Teich abgelassen werden musste.

 Wir laufen am Teich längs entlang aufwärts zum 4. Teich dem Oberen Grumbacher Teich. Es geht aufwärts bis zum Campingplatz wo wir links auf den Staudamm des Oberen Grumbacher Teiches laufen. Beim Blick nach rechts haben wir den 4. Teich neben uns und beim Blick nach links runter sehen wir jetzt den großen mittleren Teich.

 Der Obere Grumbacher Teich liegt sehr idyllisch zwischen Wald und Campingplatz. Er ist der größte (300 x 170m) und dritthöchstgelegene Teich der sechsstufigen Auerhahn-Kaskade. Mit dem Volumen von 180.000 m3 konnte ein übliches Kunstrad eines Bergwerkes ungefähr vier Wochen lang mit Wasser für deren Antrieb versorgen.

 Wir laufen über die rund 200m lange Staumauer und biegen dann in eine Spange ab um wieder einige Höhenmeter zu gewinnen, denn es geht weiter oberhalb des Teiches vorbei am Oberen Schalker Graben. Das Oberharzer Wasseregal wurde in den Jahren zwischen 1530 und 1870 erschaffen. Es diente zur Entwässerung, Wasserableitung, Wasserspeicherung und auch zur Erzeugung und Nutzung von Wasserkraft. Hierfür wurden 143 Teiche sowie 500 Kilometer Gräben und 30km unterirdische Wasserläufe gebaut. Seit 2010 hat das Welterbe-Komitee der UN-Kulturorganisation UNESCO dieses Meisterwerk früherer Bergbau- und Ingenieurskunst geltendes Wassersystem in die Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen.

 Wir belaufen nun einen schmalen Wanderweg oberhalb des Sees in Richtung See Nr. 5. Bevor wir jedoch den Neuen Grumbacher Teich erblicken können stehen wir vor einer Mauer. Es ist die Staumauer des Sees. Vor uns direkt steht das Striegelhäuschen, mit welchem der Grundablass des Teiches reguliert werden konnte. Nun geht es unterhalb der Staumauer entlang und mit einem heftigen aber nicht allzu langen Anstieg in den Wald oberhalb des Teiches.

 Von hier aus kann man den Teich durch die Bäume sehen. Der etwa 230 x 150 Meter breite See speichert rund 110.000 m3 Wasser mit dem man ein Kunstrad etwa drei Wochen betreiben konnte. Früher wurde das Wasser zur Energieversorgung der Bergwerke genutzt, heute ist der Teich Trinkwasserschutzgebiet. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Teich noch in alter Bauweise gestaut. Wo früher noch ein Striegelgerüst stand ist heute das Striegelhäuschen an dem wir schon vorbei sind.

 Da der Oberharz eines der bedeutendsten Bergbaureviere von Deutschland war gab es hier auch viele Innovationen für den Erzbergbau. Um das Silber, Kupfer, Blei, Eisen und später auch Zink zu gewinnen bedarf es neuer Techniken wie z. b. der Fahrkunst, Wassersäulenmaschine oder dem Drahtseil.

 Die Fahrkunst war wichtig für den Transport nach unten bzw. nach oben wo über Wasserkraft Kunstgestänge angetrieben wurden. Wichtig war hierbei der Einsatz eines Kunstrades. Dieses Wasserrad hatte einen Schaufelkranz über den ein Antrieb erfolgte. Auch das Kehrrad wurde zum Antrieb genutzt. Es hatte jedoch eine doppelte entgegengesetzte Schaufelung und konnte so je nach Wasserzulauf die Richtung ändern.

 Eine Wassersäulenmaschine wurde zur Entwässerung der Schächte genutzt. Im 19. Jh. wurde sie sogar für den Betrieb des Blasebalgs bei Orgeln genutzt.

 Drahtseile gab es schon als parallel liegende Drähte für den Einsatz bei Hängebrücken. Neu war das geschlagene Drahtseil, das 1834 der Oberbergrat Julius Albert in Clausthal erfand. Hierbei wurden mehrere Drähte zu einem dicken Drahtseil geschlagen, sprich verdreht wurden und so eine viel höher Zugkraft hatten. Heute denkt kaum einer über so revolutionierende Dinge mehr nach. Damals hat dieser technische Fortschritt vielen Bergleuten das Leben gerettet, denn die vorher eingesetzten Ketten rissen oft durch Verschleiß beim Transport von Mensch und Erz.

 Nach diesem kurzen Ausflug in die Bergbautechnik geht es weiter auf der Laufstrecke. Nach unserem 5. Teich geht es durch einen alten Fichtenwald, der auch ein Überbleibsel des Bergbaues ist. Durch die Stollen und Verhüttung wurden viele Wälder abgeholzt und so musste zur schnellen Aufforstung die Fichte als schnellwachsender Baum dienen.

 Wir folgen dem Waldweg neben dem Neuen Grumbacher Teich bis zum Ende. Ein Stück später gibt es wieder einen Anstieg, denn wir müssen wieder eine Kaskade höher kommen um an den 6. Teich den Auerhahn Teich zu kommen. Der für uns von der Laufstrecke sehr schlecht einsehbare Teich ist der oberste Teich der sechsstufigen Auerhahn-Kaskade. Er wurde als letztes Staubauwerk im Jahre 1684 dieser sechs Teiche angelegt. Der Auerhahnteich ist ca. 150 x 160m groß mit einem Fassungsvermögen von 62.000 m3. Auch dieses Wasser wurde als Antriebswasser für den Bergbau genutzt.

 An einer großen Fichte hängt ein Hinweisschild auf einen Liebesbank Weg? Davon später mehr. Jetzt geht es langes und welliges Stück weiter durch den Fichtenwald. Hier laufen wir auch vorbei am Oberen Schalker Graben. Auf einer Länge von knapp 9km wurde das Bergwasser gesammelt und speiste zum Teil die vielen Teiche deren Wasser für den Bergbau genutzt wurde. Kurz vor Hahnenklee geht es in einer Schleife zum 7. Teich dem Than-Teich.

 Auch beim Than Teich handelt es sich um einen ehemaligen Bergbauteich. Da wir geografisch eine große Ostschleife gelaufen sind liegt dieser Teich oberhalb unseres 1. Teiches, dem Unteren Flößteich. Dieser kleine 60 x 90m große Teich hat ein Fassungsvermögen von 12.000 m3 Wasser war über den Herrenwieser Graben mit dem Unteren Flößteich verbunden. Auch dieser Teich steht wie alle Teiche hier oben unter Denkmalschutz. Wir laufen über den Staudamm dieses idyllisch gelegenen kleinen Teiches.

 Die Laufstrecke führt uns in einer großen Schleife an den Ortsrand von Hahnenklee. Gleich nach den ersten Häusern biegen wir ab und laufen über den Hof der Kirchenverwaltung. Dann kommt sie in den Blick des Läufers.

 Es ist die größte Sehenswürdigkeit Hahnenklees, die Gustav-Adolf-Stabkirche. Sie ist eine freie Nachbildung der Stabkirche von Borgund (Norwegen). Die ganz aus Holz erbaute Kirche entstand Anfang des 20. Jahrhunderts wobei kein einziger Nagel zur Anwendung kam. Das mehrstufige Satteldach vieler Stabkirchen hat Ähnlichkeit mit einem umgekehrten Schiffsrumpf wie ihn die Wikingerschiffe hatten. Während in Norwegen die Stabkirchen nur rund 50 Sitzplätze haben und sehr dunkel sind bietet diese Stabkirche bis 300 Sitzplätze und ist hell im Innenraum. Viele heidnische Symbole wie Drachenköpfe und Schlangensymbole finden sich auch in dieser Kirche. Für eine Innenbesichtigung fehlt jetzt die Zeit denn wir müssen bzw. wollen weiter laufen. Im Anschluss des Laufes besichtige ich noch die Kirche und mach auch viele Innenaufnahmen. Diese befinden sich am Ende dieses Laufberichtes.

 Wir bleiben oben am Waldrand und kommen an einigen der Liebesbänke vorbei. Beim nächsten Marathon hier werde ich darüber ausführlicher berichten. Es gibt bei diesem Marathon so viel zu erzählen, dass aus einem Bericht ein Buch werden könnte. Heute beschränke ich mich auf einen Ausschnitt der 10 Teiche die diesem Lauf den Namen gegeben haben.

 Nach einem Stück geht es nun rasant runter über eine Wiese vorbei an der Bocksbergseilbahn. Mit dieser Kabinenseilbahn erreicht man den Gipfel des nahe gelegenen Bocksberges in etwa zehn Minuten. Für uns geht es aber runter zur Talstation.

 Daneben laufen wir weiter über den Kurhausweg zum Ziel. Halt, Stopp es ist noch nicht das Ende des Laufes sondern ein Zwischenziel, denn wir kommen erst nach 42,2 km hier endgültig an.

 Hahnenklee ist ein heilklimatischer Kurort mit etwa 2000 Einwohnern. Obwohl der Platz schon im Mittelalter bewohnt war wurde er erst 1569 erstmals urkundlich erwähnt. Die meisten Arbeitsplätze gab es früher hier in den nahegelegenen Bergbaugruben. Ende des 19. Jahrhunderts waren die Gruben erschöpft und so mussten die Bewohner umdenken. Als neue Einnahmequellen entwickelten sich der Kurbetrieb und der Tourismus. Heute ist die Umgebung auch ein Paradies für Biker im Sommer und Skifahrer im Winter. Im Ort sind auch noch sehenswert das Edelsteinmuseum und die Heimatstube.

 Hinter dem Ziel gibt es Verpflegung. Ich habe inzwischen meine Jacke ausgezogen und umgebunden, denn es ist wärmer geworden. Wir laufen weiter durch den Ort über die Parkstraße. Links hinter den Häusern befindet sich ein großer Kurpark mit Kurzentrum.

 Nach einem kurzen Anstieg über die Lautenthaler Straße biegen wir ab und laufen neben dem Kurhaus über einen Pfad. Kurz dahinter geht es abwärts runter zu unserem nächsten Teich, dem 8. Teich. Wir sind am Ortsrand von Hahnenklee und kommen am Kleinen Kranicher Teich vorbei.

 Der Kleine und der Große Kranicher Teich befinden sich im Kurpark von Hahnenklee die nur durch einen Damm getrennt sind. Das Fassungsvermögen von kleinen Teich beträgt 11.000 m3. Während wir vom kleinen Teich nur ein kleines Stück zu sehen bekommen laufen kurz dahinter direkt an den 9. Teich, den Großen Kranicher Teich. Der Große Kranicher Teich kann bis zu 110.000 m³ Wasser speichern. Beide Teiche wurden 1674 angelegt und dienten auch zur Wasserversorgung für den Bergbau. Sie lieferten das benötigte Betriebswasser für die Wasserräder der nahegelegenen Silberminen. Der Holzkasten im Wasser ist das noch in alter Bauweise erhaltene Striegelhaus.

 Am Ende des Teiches steht ein Posten und weist uns die richtige Strecke an, denn hier ist ein Kreuzungspunkt der Laufstrecke. Für uns geht es geradeaus zum 10. Teich der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Über einen holprigen Weg erreichen wir das Wasser neben uns.

 Auch der Kuttelbacher Teich ist ein ehemaliger Bergbauteich, der in den Jahren 1682 bis 1686 errichtet wurde. Er wurde aus dem überschüssigen Wasser des oberhalb liegenden Großen Kranicher Teiches sowie aus dem Trecktaler Graben gespeist. Er ist rund 450m lang und 160 Meter breit. Am nordwestlichen Ufer befindet sich ein beliebtes Waldseebad mit großer Liegewiese, Grillplatz, Bootsverleih und Restaurant. Auch der Kuttelbacher Teich gehört zum Kulturdenkmal "Oberharzer Wasserregal" und steht damit unter Denkmalschutz.

 Wir laufen ungefähr die Hälfte am See entlang und biegen dann auf einen anderen Weg ab der uns in Höhe führen wird. Am Grenzstein biegen wir ab in Richtung Bergstraße. Die Bergstraße heißt Bergstraße weil es einen Berg hochgeht. Der Anstieg ist jedoch nicht mehr allzu lang. Am nächsten Versorgungspunkt gibt es wieder einen Kreuzungspunkt für uns Läufer. Meine Laufstrecke ist jedoch geradeaus in Richtung Ferienpark Hahnenklee. Wir laufen jetzt eine 6,6km lange Schleife durch den Wald.

 Bei km 11 stehen die Sanis und halten ein Schwätzchen. Gegenüber gibt es Wasser und um die Ecke stehen 3 Schilder die uns sagen was wir noch vor uns haben. Für uns Marathonläufer zählt jetzt das 2. Schild, was sagt es sind noch 31,4 km bis zum Ziel.

 Am Ende der großen Waldschleife geht es aufwärts zum Kreuzungspunkt mit Posten und Versorgung. Auch jetzt laufen wir geradeaus und auf der anderen Seite geht es jetzt bergab in Richtung Hahnenklee.

 Auch hier stehen wieder Schilder die uns in dieser 1. Runde sagen wie weit ist es noch bis zum Marathonziel. Es sind noch 27,4 km.

 Nach dem rasanten Abwärtsstück im Wald kommen wir auf eine große Lichtung die uns einen herrlichen Blick auf die umliegenden Harzer Berge freigibt. Es weiter über einen geschotterten Weg runter an den Ortsrand von Hahnenklee.

 Wir laufen nicht in den Ort sondern kommen an den Kreuzungspunkt am Großen Kranicher Teich. Der Posten sagt nur geradeaus über den Damm. Jetzt haben wir zu unserer linken Seite den herrlichen Blick über den ganzen See. Besonders gut ist auch das Striegelhaus von hier aus zu sehen.

 Auf der anderen Seite vom Damm geht es kurz aber heftig neben den Kleingärten rauf zur K 36. Die durch Posten gesicherte Straße müssen wir überqueren und tauchen gleich wieder in den Wald ein. Wir kommen an den Ortsrand von Bockwiese und laufen am Forsthaus vorbei über den Jägerstieg. Am Waldrand entlang kommen wir zu einem ganz besonderen Wassertretbecken.

 Wolfgang Zintgraf aus Bockswiese hat diese Wassertretanlage in 2007 a’la Hundertwasser verschönt. Es ist schon ein Hingucker und so halte ich an und knipse mehrere Bilder. Auf der Rückseite steht noch „Schöne Grüße an deine Füße“. Ob das wohl auch für uns gelten soll, denn unsere Füße müssen 42,5km durchhalten und wir sind ja noch lange nicht am Ziel.

 Am Ende des Waldstückchens kommen wir direkt zu unserem 1. Teich. Wir laufen über den Damm vom Unteren Flößteich. Dann folgen wir ein Stück dem Grabenweg. Nun haben die Veranstalter noch einen kleinen Knackpunkt für uns denn es geht eine Treppe und einen schmalen Weg steil aufwärts neben die Jugendherberge.

 Dann geht es über den Steigerstieg vorbei an der Jugendherberge und nach einem Halbkreis über die Hahnenkleer Straße erreichen wir die Wiese wo wir heute Morgen gestartet sind. Es geht durch das Starttor. Dahinter gibt es wieder Schilder mit km Angaben. Das für mich gültige Schild sagt es sind noch 24,8km. Das heißt ich habe noch nicht mal die 1. Hälfte geschafft.

 Also los weiter und wieder vorbei am Unteren Flößteich, Oberen Flößteich, Mittleren Grumbacher Teich und Oberen Grumbacher. Dann geht es wieder über den Waldweg der viele Hinweisschilder für den aufmerksamen Wanderer bereit hält und ihn über die Besonderheiten des Oberharzer Wasserregals informiert. Dieses Kulturdenkmal ist schon etwas Besonderes durch die vielen Teiche mit ihren verzweigten Gräben die durch ihre Verbindungen den Reichtum durch den Bergbau für diese Region über mehrere hundert Jahre gesichert haben. Es gibt dazwischen ein riesiges Wanderwegenetz das von vielen Teichen mit Wanderparkplätzen verbunden ist.

 Es geht wieder ein Stück des Liebesbank Weges und dann auch wieder vorbei an der Stabkirche. Beim rasanten Bergabstück in den Ort Hahnenklee sehe ich neben unserer Laufstrecke eine Mountainbike-Piste wo gerade einige halsbrecherisch runterknallen.

 Ich komme heil wieder am Zielbogen an. Jetzt bin ich knapp drei Stunden unterwegs und habe erst knapp über 25km geschafft. Von ab habe ich jetzt noch eine große Runde mit vielen Höhenmetern vor mir. Beim nächsten Zieldurchlauf ist der Marathon geschafft. Schon jetzt kann ich sagen das die Strecke so viele Höhepunkte bietet das es sich auf jeden Fall lohnt nochmal zu kommen.

 Hinter dem Zielbogen gibt es wieder Versorgung und nun auf durch den Ort und wieder an den Teichen vorbei. Noch einmal heißt es den Berg hoch und die große Schleife durch den Wald.

 Bei unserer Waldrunde kommen wir am Peifferbrunnen vorbei. Unsere Laufstrecke ist auch zum Teil der Rundwanderweg Hexenbank. Es ist hier eine enorme Ruhe da weder vor noch hinter mir ein Läufer zu entdecken ist. Es ist die Einsamkeit des Langstreckenläufers, aber im positiven Sinn. Das sind auch Momente warum ich die Naturläufe so schön finde. Vorausgesetzt ist natürlich das der Veranstalter nicht zu enge Zielzeiten setzt. Heute ist es jedoch ganz entspannend, denn wir hätten 7 Stunden Zeit für die gesamte Strecke.

 Auf dieser Waldrunde geht es rund 1km hoch über den Schlackenweg, Tetschwasser zum nächsten Versorgungspunkt. Dahinter stehen wieder die Schilder mit Km-Angaben wie weit es noch bis zum Ziel ist. Für mich ist jetzt das Schild Ziel 9,3 km Orientierung.

 Danach geht es wieder abwärts runter nach Hahnenklee. Kurz vorm Ort habe ich einen Stein im Schuh und muss anhalten um ihn raus zu holen. Das kostet zwar Zeit ist aber bei rund 7 km unbedingt notwendig. Dann geht es weiter wieder über den Damm vom Großen Kranicher Teich nach Bockswiese.

 Zum letzten Mal heute durch das Starttor und das Km-Schild sagt mir das es nur noch 6,7 km sind.

 Nun heißt es nochmal die Teiche Nr. 1 – 7 erlaufen. Hierbei werden wir wieder einige Höhenmeter sammeln was an der Kaskadenanordnung der Teiche liegt. Diese Bergbauteiche wurden immer als Teichgruppen angelegt, das heißt die Erddämmer wurden kaskadenartig den Bächen entlang aufgereiht. Da man in der Anfangszeit nicht wusste wie groß das Erzvorkommen ist baute man zuerst kleine Teiche die dann später vergrößert wurden durch höhere Dämme. Zu damaliger Zeit wagte man sich jedoch nicht die Dämme höher als 8 Lachter (1 Lachter = 1,92m) zu bauen. Für uns Läufer heißt das auch 7 Teiche gleich siebenmal die Dammhöhe überwinden.

 Nun geht es nochmal ein Stück über den Liebesbankweg und vorbei an der Stabkirche. Jetzt nur noch runter über die breite Wiese bei der Seilbahn und schon kommt das Ziel zum dritten und letzten Mal in Sichtweite. Die Uhr ist sogar noch freundlich mit mir. Ich erreiche nach 5:35:59 und als 2. In der AK M 60 das Ziel. Mit dieser Zeit bin ich vorletzter Mann. Nur Sigrid Eichner überschreitet heute mit ihrer AK 70 knapp die 6 Stunden. Also alles im Limit. 51 Marathonis (45 Männer – 6 Frauen) erreichen heute das Ziel. Ich finde, dass dieser Lauf viel, viel mehr Teilnehmer verdient.

 Hinterm Ziel heißt es erstmal verschnaufen und ein wenig erholen. Dann unbedingt dran denken den Leihchip abgeben sonst kostet es extra Geld. Noch ein zwei Erinnerungsfotos mit Heiner Schütte. Heiner, bis bald zum Schloss Marienburg Marathon Mitte November.

 Jetzt nicht mehr lange warten und Jacke anziehen, denn jetzt kühlt der Körper aus. Ab zur Versorgung und alkoholfreies Hefeweizen genießen und dabei dem Körper wieder viele Mineralstoffe und vor allem auch Flüssigkeit wieder zu geben. Bei so einem Lauf verliert man, trotz Getränkestopps zwischen durch, so um die 2-3 Liter an Flüssigkeit.

 Anschließend geht es per Shuttle-Bus zurück zur Jugendherberge wo ich noch in aller Ruhe und mit heißem Wasser duschen kann. Ein abwechslungsreicher aber anspruchsvoller Marathon ist zu Ende. Anschließend stand ja noch die Besichtigung der Stabkirche in Hahnenklee auf dem Programm.

 Die Strecke waren vom Start an 2 Runden à 17,910 km + Zieleinlaufstück 6,420 km; gesamt 42,240km. Der Start befindet sich im Ortsteil Bockswiese im kleinen Kurpark an der Wiesenstraße. Das Ziel befindet sich in der Ortsmitte von Hahnenklee. Dazwischen liegen die folgenden 10 Teiche die dem Lauf den Namen geben: Unterer Flößteich, Oberer Flößteich, Mittlerer Grumbacher Teich, Oberer Grumbacher Teich, Neuer Grumbacher Teich, Auerhahner Teich, Than Teich, Kleiner Kranicher Teich, Großer Kranicher Teich, Kuttelbacher Teich.

Marathonsieger:

1. GIEBLER Alexander - ASFM Göttingen - 3:11:58       1. GRÖHN Beate - 100 Marathon Club - 3:47:04

2. BAUERSFELD Norman - Goslar - 3:13:53                  2. HAß Stefanie – Salzgitter - 3:47:11

3. KOCH Rainer - SuS Northeim - 3:14:40                      3. IFFTNER Christine - Gütersloh - 4:11:29

 Am Ortsrand zu Füßen des Bocksberges steht die Gustav-Adolf-Stabkirche die in ihrer Art einmalig in Deutschland ist. Die nur aus Holz gebaute Kirche ist aus durch ihre besonders schöne und romantische Innenausstattung sehr beliebt als Hochzeitskirche. Vor tausenden vor Jahren wurden solche Kirchen in Norwegen von den Wikingern erbaut, die jedoch nur ein 6tel an Sitzplätzen hatten.

 Etwas ganz Besonderes ist das Carillon, ein Turmglockenspiel das per Faust und Fuß an einem mechanischen Spieltisch betätigt wird. Das Glockenspiel hat 49 Glocken. Auch die Goll-Orgel aus Luzern ist sehr beliebt bei vielen Konzertorganisten mit ihren 27 Registern auf zwei Manualen und dem Pedal. Vielen Organisten klingt sie am besten bei Musik von J. S. Bach, der deutschen Romantik und der französischen, romantischen Epoche. Wie wir die Kirche betreten wollen müssen wir warten, denn gerade ist ein Hochzeitsgottesdient zu Ende.

 Stabkirchen nur aus Holz gab es schon vor rund 900 Jahren in Norwegen. Kleine Holzkirchen mit ca. 50 Plätzen gab es aber schon in Norddeutschland in früherer Zeit, die jedoch Steinbauten weichen mussten.

 Das Wort Kirchenschiff kommt vermutlich auch aus der Zeit der Stabkirchen die in ihrer Bauweise viele Stilelemente eines Wikingerschiffes haben. In den größeren Kathedralen und Domen findet man auch die Bezeichnungen Mittelschiff, Seitenschiff oder Längsschiff. Ein Schiff ist aber erst seetüchtig wenn es einen Mast hat an dem man auch Segel befestigen kann. Das Wort Mast kommt auch aus dem Norden was so viel wie STAV heißt. Der Stav oder Stab ist der Mittelpunkt der Kirche was Christus als unsichtbarer Mittelpunkt sein soll. Die zwölf Holzsäulen der Kirche nennt der Zimmermann auch Stiele. Der große Kronleuchter an der Decke ist auch einem Schiffssteuerrad nachgebildet.

 50 Jahre nach der Erbauung erhielt die Kirche ein ganz besonderes Glockengeläut. Die Glocken mit den Tönen „h“, „d“, „e“ und „g“ entsprechen dem Anfang des „Gloria in excelsis Deo“ dem Lobgesang der Engel in der Heiligen Nacht. Der Glockenturm dient auch als Zugang zur Kirchenempore.

 Wir wollten dann noch in Hahnenklee Essen gehen. Da ist es immer sinnvoll Menschen aus dem Ort zu fragen die sich gut auskennen. Die netten Damen an der Versorgung haben uns das Hotel Cafe Steffens, an dem wir schon auf der Laufstrecke vorbei gelaufen sind, empfohlen. Ein Tipp der sich wirklich gelohnt hat. So konnten wir den Tag sehr gut ausklingen lassen bevor es über die Berge raus aus dem Harz ging. Hinter Seesen ging es dann auf die A7 und nach rund 2 Stunden waren wir wieder zu Hause. Ein wunderschöner Marathonausflug war zu Ende, jedoch nicht ohne darüber nach zu denken nächstes Jahr wieder zu kommen dann aber mit Übernachtung um noch mehr zu erwandern.