3. Ahrathon Marathon 2014

Wein, Fingerfood und 42,2km durchs Ahrtal

 

14.06.2014 von Bernd Neumann

 Der 3. Ahrathron ist auch mein dritter Genussmarathon. In 2010 war ich beim Marathon du Vignoble d´Alsace und in 2011 und in 2013 beim Twente Genussmarathon. Heute geht es ins nördliche Rheinland-Pfalz nach Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wie der Name schon vermutet wird sind an der Ahr der bekannten Rotweingegend. Hier findet nun schon im 3. Jahr der Ahrathon statt.

 Den Namen haben sich drei weinselige Laufbrüder ausgedacht. Angelehnt an den wohl berühmtesten Weinmarathon in Frankreich, den Medoc-Marathon. Laufen, Essen und Trinken und anschließend Feiern war auch die Idee von Marc Linden, Michaela Wolf, Jamal Bouhlou und ein paar weiteren Läufern. Nach drei Jahren Vorbereitung starteten sie in 2012 und freuen sich heute über das große Interesse an dieser Veranstaltung.

 Aus der Idee Marathon wurde ein ganzes Paket an Läufen entwickelt und heute wird den Aktiven auch noch ein Halbmarathon, beides als Staffel sowie ein 5km Lauf verschiedenen Nordic-Walking und Walking Strecken angeboten. Das besondere High-Light ist wohl der Stöckel-Stelzen-Flossenlauf.

 Hier auf der 1km langen flachen Strecke darf nur teilnehmen, wer Stöckelschuhe mit einem Absatz von mindestens 7 cm trägt oder mit Taucherflossen mit einer Mindestlänge von 50 cm die Strecke läuft oder Stelzen von einer Höhe von mindestens 30 cm zur Bewältigung der Strecke nutzt.

 Das Startgeld für den Marathon ist ab 40€ gestaffelt bis 55€ bei Nachmeldung. Im Preis gibt es neben dem Üblichen, eine Finisher-Medaille sowie eine Flasche guten Ahrwein, alternativ ein Teilnehmer-Shirt und die Eintrittskarte zum Rockfestival „Rock&Wein“ für den Abend. Der Reinerlös geht an eine gute Sache: „Bunten Kreis Rheinland e.V.“ (Hilfe für schwerstkranke Kinder und ihre Familien).

 Vor dem Lauf steht die Anreise ins knapp 300km entfernte Ahrweiler. Da ich Zeit habe fahre ich durch den Nationalpark Kellerwald und weiter quer durchs Land an den Rhein. Neben dem Rhein geht es abwärts in Richtung Bonn. Bei Remagen weiter an der Ahr entlang bis nach Ahrweiler. Direkt an der Ahr gelegen neben dem Dahliengarten einer großen Parkanlage liegt das Vier-Sterne-Hotel Dorint wo sich auch die Startunterlagenausgabe befindet. Anstatt Sporthalle, laufen wir hier durch elegante Räume mit dickem Teppich um unsere Startunterlagen zu holen. Der Grund ist, dass einer der Initiatoren dieses Laufes der Chef vom Dorint ist.

 Bad Neuenahr und Ahrweiler bilden eine Gemeinde mit rund 27.000 Einwohnern. Außerhalb der Stadtmauer stelle ich mein Fahrzeug ab und laufe durchs gut erhaltene Südtor in die enge Altstadt.

 Da mich Kirchen immer faszinieren muss ich auch in die Pfarrkirche St. Laurentius. Sie ist die älteste Hallenkirche des Rheinlandes und gehörte einst der Abtei Prüm. Diese dreischiffige gotische Kirche hat als Besonderheit im Inneren eine handgeschmiedete Kommunionbank aus dem 18. Jahrhundert. Die ehemals alten Bleiglasfenster im Chor stammen aus dem 13. Jh., wurden jedoch zerstört und sind von verschiedenen Künstlern neu gestaltet worden. Wer sich viel Zeit nimmt kann hier eine Reise durch viele Epochen der Christenheit machen.

 Da wir viele Sehenswürdigkeiten von Ahrweiler auf unserer Marathonstrecke ablaufen werden halte ich mich im Altstadtkern auf, der auch gleichzeitig Fußgängerzone mit vielen schönen alten Lokalen ist. Am Abend gehe ich dann in einen sehr schönen Hinterhof zum Italiener. Die Bedienung, Tochter des Hauses spricht mich auch gleich wegen meines Lauf-Shirts auf den Marathon an. Sie hat den 1. Lauf als Marathon gelaufen und den 2. dann als Halbmarathon. Morgen läuft sie auch wieder mit, aber nur den Halbmarathon, denn zwei Mal die schwere Runde durch die Weinberge wolle sie sich nicht nochmal antun. Nah dann bis morgen früh.

 Der Samstag beginnt mit Sonne und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Also auf zum Dahliengarten.

 So gegen 8 Uhr füllt sich langsam der Dahliengarten neben dem Hotel. Nun sehe ich auch wieder einige bekannte Gesichter wie Henry aus Bonn, wir haben uns in Pafos kennengelernt. Heute ist auch Willem Mütze der große stämmige Niederländer hier, leider leicht verletzt. Frank Parucha, der letztes Jahr hier einen Film (26 min.) über die gesamte Laufstrecke gedreht hat wird heute ohne Kamera laufen. Erika und Bernd aus Mönchengladbach sind auch hier. Wir sind uns schon oft begegnet.

 Nach all den Begrüßungen geht eine Gruppe so um die 90 Läufer und Läuferinnen an den Startbogen neben dem Hotel. Hier wird dann noch Annette Frings begrüßt und interviewt. Sie hat vor kurzen erst den Windhagen Marathon gewonnen und wird auch heute diesen 2-Runden Kurs gewinnen.

 Dann geht es im Schatten unter den Bäumen los. Die Wettervorhersage für heute sagt: 19 Grad, 6 Stunden Sonnenschein, Regenwahrscheinlichkeit 50%. Also ideale Lauftemperaturen.

 Die ersten rund 2,5km laufen wir über einen Asphaltweg neben der Ahr in Richtung Altstadtkern Ahrweiler. Hier kann man sich erst Mal einrollen, die Steigungen kommen noch.

 Obwohl wir jetzt direkt auf das gut erhaltene Stadttor zulaufen werden wir nur wenig vom Altstadtkern heute zu sehen bekommen.

 Ahrweiler hat eine noch gut erhaltene Stadtbefestigung. Um den Altstadtkern zieht sich eine alte Stadtmauer durch die es vier Einlässe sprich Stadttore gibt. Wir biegen vor dem Ahrtor ab und folgen weiter der Ahr in den Stadtteil Walporzheim.

 Kurz hinterm 4 Km-Punkt kommt der erste kulinarische Höhepunkt. Neben dem Wasser gibt es einen guten Rotwein, den ich natürlich probieren muss. Aber Vorsicht die Helfer sind sehr großzügig mit dem Verkosten der Weine. Daneben gibt es sogenannte Fingerfood, alles ganz besondere Appetizer.

 Dann biegen wir ab von der Ahr und durchlaufen den Ortsteil direkt auf die Weinberge zu. Nach dem Unterqueren der Bundesstraße sehen wir ganz steil über uns die Läufer in den Weinbergen. Also los, ab jetzt geht´s los in die Weinberge.

 Der Veranstalter hat uns ja auch rund 900 Höhenmeter versprochen, also beginnen wir jetzt mit dem Sammeln. Bis zur ersten Serpentine geht es wirklich ganz schön heftig hoch. Wir gewinnen jetzt schnell oder besser gesagt langsam im Gehschritt an Höhenmeter.

 Bei Km 6 haben wir erst Mal etwas Erholung. Wir sind jetzt schon auf dem Rotweinwanderweg. Hier kommen uns heute Morgen Wandergruppen entgegen, die sich Einblicke über die Arbeit der Winzer verschaffen wollen und bzw. oder hier und da ein Schlückchen genehmigen wollen. Der insgesamt 35km lange Rotweinwanderweg führt durch eines der bekanntesten Paradiese für rote Trauben. Wäre man diesen Weg vor 300 Jahren entlang gewandert so hätte man fünf Mal das Herrschaftsgebiet wechseln müssen. Viele Burgruinen zeugen heute noch von der wechselhaften Geschichte.

 Für uns eröffnet er jetzt einen herrlichen Fernblick ins Ahrtal und den dahinterliegenden Weinbergen. Es ist einfach wunderschön hier laufen zu können. Man sollte hier einfach mal kurz halten um diesen herrlichen Blick zu genießen. Beim Blick an die Weinhänge sieht man die Läufer die schon um mehrere Kurven voraus sind. Es sind die kleinen farbigen Punkte zwischen den Weinbergen.

 Nun geht es ein wenig bergab zum nächsten Verpflegungsstand, natürlich gibt es neben Wasser auch wieder Wein. Hier erklärt mir der Winzer, dass er einen hoch prämierten Weißwein aus einer roten Traube gekeltert hat. Und was soll ich sagen super exzellent. Willem der gerade bei mir ist nimmt meine Kamera und knipst ein Erinnerungsfoto an dieser Weinstation.

 Dann geht es weiter kurz heftig bergab und dann heftig bergauf. Das tut schon richtig weh dieses steile Ab- und Aufwärtsstück. Dann eröffnet sich ein herrlicher Blick zum gegenüberliegenden Kalvarienberg. Hier thront das Ursulinenkloster aus dem 17. Jh.

 In der Senke gibt es Hinweisschilder auf den Regierungsbunker. Hierbei handelt es sich um ein 17 Km langes Tunnelsystem das im Fall eines Atomschlages als Zuflucht für 3.000 ausgewählte Regierungsvertreter Schutz bieten sollte. Heute ist ein kleiner Teil als Dokumentationsstätte zu besichtigen.

 Beim Km-Schild 9/30 haben wir wieder einen Blick runter ins Ahrtal, aber vor uns befinden sich drei sehr hohe Pfeiler mitten in den Weinbergen. Hierbei handelt es sich um Brückenpfeiler deren Anfänge bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg reichen. Es sind Relikte einer nie fertiggestellten Bahnlinie. Für diese Pfeiler wurden 10 Meter tiefe Fundamente in den Fels getrieben. Die Pfeiler selbst sind rund 10 x 10 Meter und bis zu 40 Meter hoch.