Skatstadt-Marathon Altenburg 2013

Marathon und Museumsnacht in Altenburg

8. Juni  2013 von Bernd Neumann

 Erst Marathon laufen und dann Museumsnacht erlaufen, das wäre die perfekte Kombination für den Samstag in Altenburg. Der Slogan für die Museumsnacht passt auch sehr gut auf die Marathonveranstaltung: Veranstaltung für Vielseitige, Kulturliebhaber, Genießer, Schüler und Familien.

 Viele Plätze und Orte die während der Museumsnacht erkundet werden können, können auch schon am Tag auf einen der vielen Strecken erlaufen werden. Das komplette Lauf- und Walkingangebot beinhaltet 400 m, 3,6 km, 5,4 km, 13,3 km, Halbmarathon, Marathon, Paar-Staffel-Marathon (2xHM), Walking 13,3 km und, Walking Halbmarathon, also für groß und klein und jung und alt alles ist dabei

 Durch die schlimmen Hochwasser stand der Marathon mal kurzzeitig vor dem aus, aber nach Absprache zwischen dem Veranstalter dem Kanu- und Freizeitsportverein Altenburg - Windischleuba e.V. und dem Krisenstab und der Stadtverwaltung Altenburg hat man sich entschlossen die Veranstaltung durchzuführen. Der Kanu- und Freizeitsportverein will dies zum Anlass nehmen Spenden zu Gunsten der Geschädigten der Hochwasserkatastrophe zu sammeln. So kann aus dem Marathon ein Spendenmarathon werden.

 Wo geht es heute hin? Ich fahre schon früh am Morgen in den östlichsten Zipfel von Thüringen, ins Städtedreieck Leipzig, Chemnitz, Gera. In allen drei Städten gibt es einen Marathon, die ich schon alle gelaufen bin. Altenburg ist eine ehemalige Residenzstadt mit über 1000-jähriger Geschichte. Über die Region hinaus ist sie bekannt geworden durch das hier um 1820 erfundene Kartenspiel Skat.

 Schon auf der Autobahn habe ich viele Konvois des THW in die Überflutungsgebiete überholt. Da kommen schon mal Gedanken, wie gut es einem geht. Während ich meinem Hobby fröne kämpfen unweit Menschen um ihr Leben sowie ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.

 Angekommen in der Stadt fuhr ich direkt zum Goldenen Pflug. Diese große Halle ist Anmeldung, Gepäckaufbewahrung und später auch Dusche. Das Startgeld für den Marathon beträgt je nach Anmeldung zwischen 25 und 35 €, bei Nachmeldung plus 5 €. Im Preis ist auch ein hochwertiges Event-T-Shirt für alle Marathonläufer enthalten.

 Die Wettervorhersage für heute sagt uns einen sonnigen Tag mit Temperaturen über 20 Grad und viel Sonnenschein voraus. Kleidungsmäßig heißt das kurze Hose, Laufhemd und fertig. Natürlich ist heute die Startnummer sehr wichtig, denn hier ist der Einmal-Chip integriert. Keine Startnummer keine Zeitmessung. Die Altenburger haben die Startnummer sehr schön gestaltet so, dass sie auch ein Sammlerstück ist.

 Also los, ab runter zum ca. 400 m entfernten Startplatz dem Marktplatz. Zu welchem Markt will ich denn, werde ich gefragt, in Altenburg gibt es sechs Märkte, Hauptmarkt, Brühl (Sumpfwiese), Korn-, Topf-, Weiber- und Roßmarkt. Auf dem Kornmarkt wurde Korn gehandelt, auf dem Topfmarkt gab es Töpfe, auf dem Roßmarkt wurde mit Pferden gehandelt und warum wurden auf dem Weibermarkt keine Frauen gehandelt? Vielleicht finde ich ja noch auf der Strecke oder danach eine Lösung.

 Wir treffen uns heute auf dem Hauptmarkt, der schon im 12. Jh. als novum forum (Neuer Markt) erstmals erwähnt wird. Die Besiedlung hier ist jedoch schon viel älter. Spuren von vor 6.000 Jahren wurden hier entdeckt. Dagegen ist die Burganlage aus dem 6. Jh. noch nahezu neu. Bis zum 16. und 17. Jh. fand hier ein reges Markttreiben statt und wurde von vielen Kaisern und Fürsten besucht. Am oberen Ende des Marktplatzes steht die 1905 erbaute Brüderkirche. Das in Neobacksteingotik erbaute Gotteshaus hat auf der Marktseite ein großes Mosaikbild, das die Bergpredigt darstellt.

 Von hier oben breitet sich der Hauptmarktplatz der größte und schönste Markt aus, der von vielen alten Bürger- und Patrizierhäusern umschlossen ist. Bis 1776 befand sich hier noch ein Galgen. An der Nordseite vom Hauptmarkt befindet sich das Rathaus, das als eines der schönsten Renaissance-Rathäuser Deutschlands gilt. Erbaut wurde es zwischen 1562 und 1564 mit einem achteckigen Treppenturm mit Kuppel und Laterne, Monduhr, Erker mit Reliefdarstellungen und den "Thüringer Gaffköpfen".

 Auf dem Platz sammeln sich langsam die Starter für den Marathon und den erstmalig ausgetragenen Paar-Staffel-Marathon. Hierbei teilen sich zwei Läufer die Marathonstrecke. Jeder läuft eine Runde und klatscht vor der Wendegasse seinen 2. Mann/Frau ab. Somit ist auch klar, dass wir Marathonis zwei identische Runden laufen müssen.

 Laut Veranstalter: Die Strecke ist äußerst anspruchsvoll und gilt unter Experten als echte Herausforderung. Dabei erleben die Athleten Kopfsteinpflasterpassagen in den Gassen der Altstadt, Waldboden in der grünen Lunge und Asphaltwege. Der gut trainierte Läufer wird die Strecke lieben. Etwas anders wird es derjenige empfinden, der dieser Strecke nicht die ihr gebührende Ehrfurcht entgegenbringt.

 Ich habe genügend Respekt davor, denn ich kenne die Strecke vom 1. Skat-Marathon in 2009. Wegen Bauarbeiten auf einem Teil der Strecke gibt es diesmal kleine Änderungen, die die Strecke noch anspruchsvoller machen sollen. Schau`n wir mal. Wir haben heute 2 ¾ Stunden Zeit für die erste Runde und 3 ¾ Stunden für die zweite Runde, also gesamt 6 ½ Stunden Zeit.

 Auf dem Platz sind heute Morgen schon viele Leute unterwegs, kein Wunder das Wetter ist jetzt schon recht warm und Sonne, viel Sonne schon um 8:30 Uhr. Auf dem Platz kann man schon mal die Medaillen bewundern, die es heute im Ziel gibt. Sie sind alle schön aufgereiht auf den Tischen. Der Sprecher interviewt gerade Manuela Henkel (Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Skilanglauf).

 Bevor wir in die Startaufstellung gehen trifft Günter noch seinen Laufkumpel Volker Thomsen aus Oschatz. Er wird heute 40 Minuten vor uns ins Ziel kommen.

 Die Startaufstellung erfolgt in der Moritzstraße genau neben dem Rathaus. Die enge Gasse füllt sich recht schnell. Es ist 9 Uhr und der Startschuss schickt rund 150 Teilnehmer über das Kopfsteinpflaster des Markts auf die erste Runde.

 Während wir noch 2009 bergauf zur Brüderkirche gestartet sind, geht es heute gleich bergab in Richtung Rote Spitzen. Die über die Häuser ragenden romanischen Türme (Roten Spitzen) sind der letzte erhalten gebliebene Teil der Marienkirche. Sie stand im Bergerkloster das Barbarossa mit eingeweiht hat und sehr bekannt wurde durch seine gutgehende Fälscherwerkstatt für Dokumente.

 Wir biegen gleich ab in die Topfgasse (oberhalb liegt der Kornmarkt und darüber der Topfmarkt) und schon geht es bergauf. Durch meine Fotos bin ich schon gleich letzter und hetze der Meute hinterher.

 Es geht weiter durch die Kesselgasse und über den Roßplan (früherer Roßmarkt) zum Nikolaikirchhof wo wir lautstark von einer jugendlichen Musikgruppe empfangen werden.

 Von der eigentlichen Nikolaikirche steht nur noch der 45 m hohe Kirchturm, deren erste urkundliche Erwähnung war 1223. Die Nikolaikirche stand hier an der höchsten Stelle des alten Stadtgebietes und hatte zur Reformation dort ein Hochaltar und sechs Nebenaltäre. Wegen Einsturzgefahr wurde das Kirchenschiff 1528 abgerissen. Das Stadtviertel um die Nikolaikirche hieß früher „Freiheit", da es auf kirchlichem Grundbesitz stand. Dies hatte auch den Vorteil, dass man somit von der städtischen Grundsteuer befreit war.

 Beim Umlaufen des Nikolaikirchhofes fällt mein Blick in die Sterlsgasse, wo wir damals durch mussten von der anderen Seite. Hierbei wurden wir kurz in unserer Renn-Euphorie ausgebremst, denn wir mussten durch die Häuserenge wo man nur einzeln durchlaufen konnte. Dabei ging es wohl 1-2 Minuten im langsamen Gang bis wir durch waren.

 Der erste Anstieg ist geschafft. Es geht nun abwärts über Kopfsteinpflaster vorbei an vielen schön renovierten Häusern. Über die Langengasse erreichen wir die Teichpromenade am Großen See. Wir laufen parallel des Wassers, vorbei an der Insel mit dem Inselzoo.

 Der Teich entstand im 12. Jahrhundert durch die Aufstauung der Blauen Flut. Die Insel entstand künstlich und soll angeblich für die Lustbarkeiten des Hofes gewesen sein.

 Unsere Lauf-Lust führt uns weiter über die Hellwiese bis zum Märchenbrunnen. Dann geht es auf einem anderen Weg wieder zurück zum Großen Teich. Hierbei kommen wir zu den „Eremit-Lebensräumen“. Der Eremit ist ein stark gefährdeter Käfer und lebt auf den Kopfweiden hier am See.

 Es geht weiter in Richtung Festplatz. Hier bei km 3 beginnt ein rund ein Kilometer langer Aufstieg zum Bismarckturm der Jugend, der den Türmen der Stadtmauer nachempfunden wurde. Hier gilt es rund 50 Meter an Höhe gewinnen. Dieses Stück ist im schattigen Wald.

Wir queren die Zwickauer Straße und auf einem ebenen Waldweg geht es dann vorbei am Waldstadion und am Klinikum. Die ersten 5km sind geschafft. Hier befindet sich eine Getränkestation. Diese Versorgungsstation ist nicht nur eine Getränkestation, sondern es ist ein ganzes Buffet aufgebaut. Hier findet der Läufer alles was er für seinen langen und weiten Weg braucht. Super, echt super.

 Wir drehen eine große Schleife durch den Stadtwald den wir bei km 7 verlassen. Der Wald öffnet sich und wir kommen über eine Asphaltstraße zur B 7/93, die wir überqueren und dann parallel rechtsseitig begleiten.

 Kurz vor Km 9 unterqueren wir die Bundesstraße. Auf der anderen Seite der Straße folgt dann der nächste kräftezehrende Anstieg. Es folgen einige Wellen bis kurz vor km 10. Hier unterqueren wir die B 7/93 und laufen parallel der B180 Richtung Eisenbahnlinie. Dieser Abschnitt ist eine kurze „Bergab-Erholung“.

 Unter der Bundesstraße gibt es eine weitere prall gefüllte Versorgungsstation. Günter mit dem ich oder besser gesagt er mich begleitet ist auch ganz begeistert von dem Buffet. Er sagt das ist besser als zu Hause, ich darf das schreiben seine Frau wäre nicht beleidigt.

 Nach einem Schwätzchen geht es weiter ein Stück parallel zur Eisenbahnlinie. Dann kommt ein „Hammeranstieg“, denn auf den nächsten 2,5 km geht es in der Sonne fast ständig nur bergauf. Wir unterqueren die Bundesstraße und laufen weiter bergan. Oben erwartet uns eine weitere Versorgungsstation mit viel Flüssigem. Dahinter gibt es einen Spruch am Baum „Ich hasse Anstieg, aber ich liebe oben die Aussicht“. Wie wahr, wie wahr. Auf der Strecke gibt es viele solcher Sprüche, die uns Läufer aufheitern.

 Wir folgen dem Wilchwitzer Weg zum Falkenplatz. Durch eine Kleingartenanlage geht es in einem langgezogenen Kreis zum Richard-Wagner-Platz. Bei der darauffolgenden Kleingartenanlage Poschwitzer Höhe haben wir das erste Drittel der Marathonstrecke erreicht. Man achte auf den Namen, denn das erwartet uns auch hier ein Anstieg zur Höhe. Oben gibt es wieder Flüssiges.

 Es folgt ein kurzes Gegenverkehrsstück, denn wir laufen jetzt eine Runde durch den Poschwitzer Park vorbei am Waalteich, wo uns die Mücken antreiben.

 Hier im Park stand einst das Schloss Poschwitz, dass aus einer früheren Wasserburg zum Schloss umgebaut wurde. Der Enkel der Herren von Poschwitz Kanzler Hans Carl Leopold von der Gabelentz übernahm das Rittergut Anfang des 19. Jh. Er sowie die Gelehrten Gymnasialprofessor Johann Friedrich Ludwig Hempel, Dr. Hans Carl Leopold Schuderoff, Hofadvokat und Notar Friedrich Ferdinand Hempel, Ratsherr Carl Christian Adam Neefe und der bekannte Verleger Friedrich Arnold Brockhaus haben das Skatspiel aus älteren Spielen wie z.B. dem Wendischen Schafkopf, Deutsches Solo oder dem Tarock entwickelt. Noch heißt deshalb Altenburg auch die Skatstadt. Hier auf dem Schloss gab es bereits 1814 einen festen Spielerkreis der viel zur Regelfindung des Skatspiels beisteuerte.

 Es geht noch einmal durchs Gewerbegebiet Weißer Berg über eine Heuwiese und weiter abwärts bei km 17 zur ASS-Spielkartenfabrik die von den Gebrüdern Bechstein 1832 gegründet wurde.

 Nach weiteren 500 m biegen wir in den Schlosspark ab. Am Eingang zum Schlosspark begrüßt uns ein Raubtier aus Bronze was auf das links im Park liegende Mauritanum (Naturkundemuseum) hinweißt. Das naturkundliche Museum Mauritanum, das 1907/1908 im Jugendstil erbaut wurde, ist benannt nach dem 1907 verstorbenen Prinzen Moritz. Neben den Sammlungen der naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes, befindet sich hier das weltweit größte Exemplar eines Rattenkönigs (32 mumifizierte Ratten an den Schwänzen verbunden, gefunden 1828).

 Dann vor dem Lindenau-Museum wird es noch mal richtig ernst, denn es geht 500 Metern hinauf zum Schillerdenkmal. Der Politiker und Kunstsammler Bernhard August von Lindenau (1779 - 1854) legte den Grundstein für das heutige Lindenau-Museum, das die größte Sammlung frühitalienischer Tafelbildmalerei (Gegensatz zur Wandmalerei) nördlich der Alpen hat.

 Beim Halbmarathon wird sich spätestens hier die Spreu vom Weizen trennen, für uns ist das nur der Hinweis den musst du nochmal hoch in der 2. Runde, also verstreue nicht zu früh deine Körner. Es wäre auch schade den Berg hoch zu rennen, denn dann würde man die vielen Schilder nicht lesen können, die uns hochtreiben. Es sind schon tolle Sprüche drauf und vor allem so viele das man einen Spaziergang machen muss um wenigstens einige lesen zu können. Oben erwartet uns wieder lautstark eine Musikgruppe.

 Es geht am renovierten Teehaus und Orangerie vorbei. Diese beiden Gebäude entstanden 1712. Das prachtvolle Innere entstand durch die Brüder Castelli. Heute versucht ein Verein die Gebäude zu der ehemaligen Pracht und Glanz wieder zu verhelfen.

  Wir sind auf dem Schlossberg aber noch lange nicht auf dem letzten Berg der Strecke. Neben uns leider hinter den Bäumen verdeckt liegt die Agneskirche. Die Entstehung der Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche klingt fast wie ein Märchen. Herzog Ernst I. ließ die Agneskirche zum Gedenken an seine Gattin errichten die nach 44-jähriger Ehe verstarb. Bei der Grundsteinlegung im April 1904 wurden 50 Rosen vor die Kirche gepflanzt. Die Rose das Symbol der Liebe, aber die Dornen bedeuten, dass Liebe auch Schmerz heißt. Im Eingangsbereich der im Jugendstil gebauten Kirche befindet sich rechts ein Relief von Herzogin Agnes. Vom Eingang bis zur Kanzel ist die Kirche mit Rosenornamenten gestaltet.

 Nun kommen wir in den Altstadtbereich, den wohl reizvollsten aber auch gefährlichsten Teil der Strecke, denn unsere Füße erwartet das große und sehr unebene historische Altstadtpflaster. Gleich hinter dem Schlosspark geht es über die Jungferngasse steil bergab. Danach wieder bergauf zur Berggasse und wieder stark bergab. Weiter durch die Torgasse vorbei an den Roten Spitzen von Altenburg.

 Das historische Altstadtpflaster mit all seinen Tücken und Kanten fordert die volle Konzentration eines jeden Teilnehmers. Jeder falsche Tritt könnte Stürze bedeuten. Obwohl der Blick jetzt nur auf die Füße bzw. das Pflaster sein muss, kann man rechterhand schon die ersten historischen Gebäude der Stadt sehen.

 Nun geht es einen Fußweg hoch und rechts vor uns steht der Turm der Wasserkunst. 1213 schenkte Kaiser Barbarossa dem Bergerkloster einen Brunnen und eine Mühle. 1538 wurde die sogenannte Wasserkunst angebaut. Dieser Kunstturm entstand 1844/45 im florentinischen Stile eines italienischen Campanile und diente so bis 1878 der Stadt zur Wasserversorgung.

 Wir umrunden den Turm und kommen auf die Wallstraße. Es geht auf der Wallstraße weiter vorbei am Gericht und der Post. Zwischen Post und Theater sehen wir zum ersten Mal die gotische Schlosskirche. Die Laufstrecke führt direkt auf das historische Schloss zu.

 Wer seinen Blick nur auf das Schloss richtet verpasst eines der schönsten Gebäude linkerhand, denn auf Höhe der alten historischen Post beginnt schon das Landestheater mit seinem herrlichen stilvollen Gebäude. Um das Theater in seiner vollen Pracht zu sehen, muss man den Blick kurz nach hinten nehmen.

 Das Landestheater von Altenburg wird auch „Kleine Semperoper“ genannt, denn sie wurde im Stile der Neorenaissance 1869/70 dem großen Vorbild nachgebaut. Den markanten Vorbau erhielt sie 1904/05 wo noch mal das Gebäude umgebaut wurde.

 Heute wird nicht abgebogen, sondern es geht die Schlossauffahrt hinauf und durch den „Triumphbogen“ mit anschließender Umrundung des Schlosses. So kurz vor Ende der ersten Runde ist der Aufstieg schon hammermäßig über das dicke unebene Kopfsteinpflaster.

 Das Schloss Altenburg steht auf einem Porphyrfelsen (vulkanische Gesteine). Es wurde auf die Reste einer ehemaligen slawischen Wallanlage errichtet. Im 12. Jahrhundert stieg es unter Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zur Kaiserpfalz auf. Als ehemaliges Residenzschloss war es auch der Sitz der Herzöge von Sachsen-Altenburg.

 Das sehr sehenswerte Schloss hat viel zu bieten wie z.B. Im Hauptgebäude, dem Corps de Logis befinden sich neben den prächtigen Residenzräumen auch der klassizistische Goldsaal, der barocke Festsaal und der Bachsaal. Der Festsaal der zwischen 1730 und 1745 entstand ist rund 8 Meter hoch und zweistöckig. Auf der Empore befinden sind schöne Marmorsäulen. Ein großes Deckengemälde mit der Abbildung der mythischen Figuren Amor und Psyche schmücken den schönen Saal. Der Bachsaal (Kirchensaal) wurde nach einem Brand in Neorenaissanceformen wiederhergestellt. Das Prinzenpalais und das Hofmarschallamt sind palaisartige Gebäude im Stil der Neorenaissance. Die gotische Schlosskirche wurde 1404-1414 erbaut und nach dem Brand 1444 wieder im spätgotischen Stil neu aufgebaut. Sehenswert sind der zweistöckige Altar, die Fürstenloge und die Emporen aus dem 17. Jahrhundert. Auf der 1739 erbauten Orgel spielte auch schon Johann Sebastian Bach.

 Nach der Umrundung geht es jetzt abwärts über eine Treppe neben die blaue Flut. Die Laufstrecke führt jetzt direkt unterhalb des Schlosses entlang. Kurz vorm Theaterplatz biegen dann in die Glockengasse, einen schmalen Fußweg ab. Hier beginnt dann auch der letzte Anstieg.

 Hinter der Glockengasse biegen wir links ab auf die Pauritzer Strasse. Hier befindet sich ein historischer Friseursalon, der heute ab 18 Uhr Haare schneidet für Kinder im Kongo. Wie immer gibt es auch wieder zu jedem Schnitt ein gutes Altenburger Bier. Ich entdecke ihn nicht in der 1. Runde. Wir müssen jetzt auch Gas geben, denn durch die vielen Fotos könnte es sonst eng werden mit dem Zeitlimit von 2 ¾ Stunden für die erste Runde. Also weniger fotografieren und mehr laufen. In der 2. Runde erzähl ich vom letzten Kilometer mehr.

 Durch die Marktgasse biegen wir ab auf den Markt direkt zum Ziel vor dem Rathaus. Mit 2:41 beenden wir diese Runde und dürfen jetzt in die Abschlussrunde. Die Halbmarathonis dürfen nicht weiter, die müssen ins Ziel.

 „Wäre die Erde eine Scheibe, dann müssten wir hier nicht so viele Berge laufen“, dieser Spruch begleitet uns in die 2. Runde. Der Vorteil einer 2. Runde ist man kennt die Strecke und kann sich manche schönen Dinge an der Strecke nochmals ansehen. Der Nachteil ist, man kennt auch alle Steigungen und die muss man zum 2. Mal hoch wobei die Steigungen einem dann viel höher erscheinen.

 Wir verlassen den Markt wo man uns mit lauter Rockmusik und viel Applaus verabschiedet. Es beginnt die Einsamkeit des Marathonis. Vor mir sind kaum noch Läufer zu sehen. Der Marktplatz ist jedoch noch gut gefüllt, die Altenburger hier mit Musik und den Sambatänzern und Tänzerinnen.

 Während bei meinem ersten Lauf in 2009 es hier zu regnen begann, ist heute Sonne pur mit Temperaturen Mitte 20 Grad. Diese Runde holt jetzt die letzten Reserven aus mir und ich muss des Öfteren gehen. Ich bin halt kein Hitzeläufer.

 Schon vor dem Anstieg zum Bismarckturm der Jugend läuft zu Günter und mir Mark auf. Seine Aufgabe heute sowie in den letzten Jahren ist es den Schlussläufer zu machen. Als Symbol trägt er einen Besen mit auf der 2. Runde. Mark erzählt uns das er leider einige nicht mehr in die 2. Runde lassen durfte, da sie das Zeitlimit sonst nicht schaffen würden.

 Für uns bedeutet es jedoch, dass wir ab jetzt die letzten Läufer sind. Mark sagt uns, nicht wir, er wäre der letzte Läufer, der durchs Ziel laufen würde.

 Wir laufen und gehen gemeinsam und unterhalten uns sehr viel über die tolle Veranstaltung und die Super-Verpflegungsstationen. Bei km 5 der ersten Runde machen wir einen Stopp und viel Jux mit den Helfern. Mark verabschiedet alle Streckenposten hinter uns mit Feierabend und vielen Dank für eure Hilfe. Einige Posten verabschieden uns sogar mit Handschlag und bedanken sich fürs kommen. Danke liebe Altenburger, ist seid wirklich super.

 Auch bei den nächsten Versorgungsstationen machen wir halt trinken und essen und halten ein kurzes Schwätzchen. Wir müssen ab und zu auf die Uhr schauen, denn bei km 30 haben wir schon 4 Stunden rum. Noch 12 km für 2 Stunden sollte man normalerweise locker schaffen, aber mein Akku ist heute leer und außerdem will ich noch einige schöne Fotos machen.

 In der Wohnsiedlung hinter dem Falkenplatz gibt es einen ganz besonderen Wasserstand. Die „Familie Dünewald erfrischt die Läufer“ mit Wasser und Eis in Behältern. Danke Familie Dünewald. Dann folgt der Hammeranstieg bei km 35 zur Poschwitzer Höhe. Oben erwartet uns die THW-Jugend mit Wasser und dem in der ersten Runde versprochenen Schwarzbier.

 Weiter geht`s. Am Lindenau-Museum vor dem nächsten Hammeranstieg gibt es noch ein Foto mit zwei Halbmarathonläufern und ihrem Spruch „Wenn`s einfach wäre hieß es Fußball“. Danke Jungs, das baut uns auf. Auch der nächste Spruch ist passend „Man gibt einen Brief auf aber nie ein Rennen!“.

 Das letzte Mal abwärts durch die Gassen und beim Wasserturm ist der km 40. Es geht entlang der Wallstraße. Da hier in der Nähe der historische Friseursalon liegt, frage ich immer wieder Passanten danach. Ich bekomme jedoch keine adäquate Antwort und so laufen wir mal wieder ein Stück in Richtung Schloss. Es folgt der letzte Hammeranstieg zum Schloss. Die Treppe runter durch die Gasse und neben uns lag einst das Tor zu Pauritz.

 Dann links der Straße ein Friseursalon bei dem die Tür offen steht. Günter und ich laufen natürlich rein und oooh Wunder wir stehen in einem rund 100 Jahre alten Friseursalon. Der erste Raum ist der Herrensalon und der hintere ist der Damensalon. Günter setzt sich aber die nette Dame will uns keine Haare schneiden. So verlassen wir lachend den Salon in Richtung Brühl.

 Am Brühl, dem ehemaligen Marktplatz liegt das Seckendorffsche Palais, das nach dem Generalfeldmarschall Reichsgraf Friedrich Heinrich von Seckendorff benannt wurde. Es ist das hervorragendste barocke Bauwerk der Stadt. In den Jahren 1810 – 1817 bewohnte dies Friedrich Arnold Brockhaus, der hier den Grundstein für seinen Verlag legte. Gleich daneben sprudelt ein einzigartiges Denkmal auf dem Brühl, der 1903 erbaute Skatbrunnen. Er ist Magnet für Skatspieler aus aller Welt, die mit dem glücksbringenden Brunnenwasser ihre Karten taufen. Auf dem Brunnen raufen sich die vier Wenzel um die Rangfolge im Skat.

 Am Ende des Platzes ist das Amtsgericht vor dem wir nach rechts abbiegen zum Kirchberg. Hier steht die älteste Kirche von Altenburg, die Bartholomäikirche, die im Jahre 1523 durch einen Riesenskandal bekannt wurde. Martin Luther hat hier nach evangelischem Zeremoniell am 15.04.1523 Dr. Wenzelaus Linck mit einer Altenburgerin verehelicht. So wurde die Bartholomäikirche erste evangelische Stadtkirche und der erste Superintendent war Georg Burkhardt, genannt Spalatin.

 Die letzten 500 m führen über die „Hinter der Waage“ Straße die oberhalb parallel der Wallstraße verläuft. Bevor wir durch die Marktgasse zum Ziel abbiegen werden wir hier von ca. 15 Helfern mit Applaus begrüßt und die es sich nicht nehmen lassen mit uns Dreien über den Markplatz laut applaudierend in Richtung Ziel zu laufen. Auch der Sprecher auf dem Marktplatz gibt nochmal alles und wir haben das Gefühl, wir sind die Sieger.

 Zum Beweis noch ein Foto bevor alle mit dem Abbau befasst sind. Vielen, vielen Dank liebe Altenburger und tausend Dank an Mark, der auch immer während meiner Gehpausen nette Worte hatte. Hallo Altenburger, euer Besenläufer hat eine tolle Leistung gebracht, immer wieder zum Letzten aufzulaufen und allen Helfern zu danken und sie zu verabschieden ist wirklich erwähnenswert. Auch er ist einen kompletten Marathon gelaufen und zwar mit vielen Intervallen.

 Hinter dem Ziel bekommen wir eine schöne Medaille, die ein Kartenspiel darstellt. Jedes Jahr gibt es eine andere Skatkarte. Günter meint, um das komplette Skatspiel zu haben braucht er nur noch 27 Karten und dann wäre er 89 Jahre alt. Ich finde das ist ein schöner Grund so lang zu leben, um dann noch Mal zu reizen oder einen Grand mit oder ohne vieren zu spielen. Wir laben uns noch an einem Altenburger Bier und gehen dann zum Alten Pflug um zu duschen.

 Ein schöner Marathontag geht zu Ende mit einer herrlich heißen Dusche. Danke liebe Altenburger trotz der vielen Höhenmeter ist das eine tolle Veranstaltung und für die nur heute gleisende Sonne könnt ihr nichts. Es war auch euer erster Marathon ohne Regentropfen.

 Als Fazit zur Strecke nehme ich die Aussage des Veranstalters: Wer den Altenburger Skatstadtmarathon schafft, braucht keine klassische Marathonstrecke dieser Welt mehr zu fürchten! Mit der neuen Streckenführung konnten die häufigsten Änderungswünsche von Läufern, Zuschauern und Organisatoren umgesetzt werden. – Die Laufstrecke wird dadurch noch interessanter und anspruchsvoller. Ein Lauf der zum Wiederkommen einlädt.

 Zum Abschluss noch die Auflösung zum Weibermarkt: Der Weibermarkt hieß früher Topfgasse. Er wurde auf alten Plänen von 1827 "Alter Weibermarkt“ benannt. Es wurden auch keine alten Weiber verkauft, aber die Frauen (Weiber) der Töpfer haben die gefertigten Töpferwaren hier auf dem Markt verkauft. Ende und Heimfahrt.

 Im Ziel: 106 Marathon, 351 Halbmarathon, insgesamt 2.662 Teilnehmer.

Ergebnisse Marathon:

Männer:

Vincent Hoyer              LFV Oberholz                2:34:23 neuer Streckenrekord

Jens Hesselbarth         Leipzig                            2:49:19

Mario Stach                  LG Bördeläufer             2:59:28

 

Frauen:

Bianca Josten              Jena                               3:26:09

Christine Fischer          FSU Jena                       3:37:43

Gabi Thiele                  WSV Ilmenau                3:46:30