Marathon und Museumsnacht in Altenburg
8. Juni 2013 von Bernd Neumann
Erst Marathon laufen und dann Museumsnacht erlaufen, das wäre die perfekte Kombination für den Samstag in Altenburg. Der Slogan für die Museumsnacht passt auch sehr gut auf die Marathonveranstaltung: Veranstaltung für Vielseitige, Kulturliebhaber, Genießer, Schüler und Familien.
Viele Plätze und Orte die während der Museumsnacht erkundet werden können, können auch schon am Tag auf einen der vielen Strecken erlaufen werden. Das komplette Lauf- und Walkingangebot beinhaltet 400 m, 3,6 km, 5,4 km, 13,3 km, Halbmarathon, Marathon, Paar-Staffel-Marathon (2xHM), Walking 13,3 km und, Walking Halbmarathon, also für groß und klein und jung und alt alles ist dabei
Durch die schlimmen Hochwasser stand der Marathon mal kurzzeitig vor dem aus, aber nach Absprache zwischen dem Veranstalter dem Kanu- und Freizeitsportverein Altenburg - Windischleuba e.V. und dem Krisenstab und der Stadtverwaltung Altenburg hat man sich entschlossen die Veranstaltung durchzuführen. Der Kanu- und Freizeitsportverein will dies zum Anlass nehmen Spenden zu Gunsten der Geschädigten der Hochwasserkatastrophe zu sammeln. So kann aus dem Marathon ein Spendenmarathon werden.
Wo geht es heute hin? Ich fahre schon früh am Morgen in den östlichsten Zipfel von Thüringen, ins Städtedreieck Leipzig, Chemnitz, Gera. In allen drei Städten gibt es einen Marathon, die ich schon alle gelaufen bin. Altenburg ist eine ehemalige Residenzstadt mit über 1000-jähriger Geschichte. Über die Region hinaus ist sie bekannt geworden durch das hier um 1820 erfundene Kartenspiel Skat.
Schon auf der Autobahn habe ich viele Konvois des THW in die Überflutungsgebiete überholt. Da kommen schon mal Gedanken, wie gut es einem geht. Während ich meinem Hobby fröne kämpfen unweit Menschen um ihr Leben sowie ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.
Angekommen in der Stadt fuhr ich direkt zum Goldenen Pflug. Diese große Halle ist Anmeldung, Gepäckaufbewahrung und später auch Dusche. Das Startgeld für den Marathon beträgt je nach Anmeldung zwischen 25 und 35 €, bei Nachmeldung plus 5 €. Im Preis ist auch ein hochwertiges Event-T-Shirt für alle Marathonläufer enthalten.
Die Wettervorhersage für heute sagt uns einen sonnigen Tag mit Temperaturen über 20 Grad und viel Sonnenschein voraus. Kleidungsmäßig heißt das kurze Hose, Laufhemd und fertig. Natürlich ist heute die Startnummer sehr wichtig, denn hier ist der Einmal-Chip integriert. Keine Startnummer keine Zeitmessung. Die Altenburger haben die Startnummer sehr schön gestaltet so, dass sie auch ein Sammlerstück ist.
Also los, ab runter zum ca. 400 m entfernten Startplatz dem Marktplatz. Zu welchem Markt will ich denn, werde ich gefragt, in Altenburg gibt es sechs Märkte, Hauptmarkt, Brühl (Sumpfwiese), Korn-, Topf-, Weiber- und Roßmarkt. Auf dem Kornmarkt wurde Korn gehandelt, auf dem Topfmarkt gab es Töpfe, auf dem Roßmarkt wurde mit Pferden gehandelt und warum wurden auf dem Weibermarkt keine Frauen gehandelt? Vielleicht finde ich ja noch auf der Strecke oder danach eine Lösung.
Wir treffen uns heute auf dem Hauptmarkt, der schon im 12. Jh. als novum forum (Neuer Markt) erstmals erwähnt wird. Die Besiedlung hier ist jedoch schon viel älter. Spuren von vor 6.000 Jahren wurden hier entdeckt. Dagegen ist die Burganlage aus dem 6. Jh. noch nahezu neu. Bis zum 16. und 17. Jh. fand hier ein reges Markttreiben statt und wurde von vielen Kaisern und Fürsten besucht. Am oberen Ende des Marktplatzes steht die 1905 erbaute Brüderkirche. Das in Neobacksteingotik erbaute Gotteshaus hat auf der Marktseite ein großes Mosaikbild, das die Bergpredigt darstellt.
Von hier oben breitet sich der Hauptmarktplatz der größte und schönste Markt aus, der von vielen alten Bürger- und Patrizierhäusern umschlossen ist. Bis 1776 befand sich hier noch ein Galgen. An der Nordseite vom Hauptmarkt befindet sich das Rathaus, das als eines der schönsten Renaissance-Rathäuser Deutschlands gilt. Erbaut wurde es zwischen 1562 und 1564 mit einem achteckigen Treppenturm mit Kuppel und Laterne, Monduhr, Erker mit Reliefdarstellungen und den "Thüringer Gaffköpfen".
Auf dem Platz sammeln sich langsam die Starter für den Marathon und den erstmalig ausgetragenen Paar-Staffel-Marathon. Hierbei teilen sich zwei Läufer die Marathonstrecke. Jeder läuft eine Runde und klatscht vor der Wendegasse seinen 2. Mann/Frau ab. Somit ist auch klar, dass wir Marathonis zwei identische Runden laufen müssen.
Laut Veranstalter: Die Strecke ist äußerst anspruchsvoll und gilt unter Experten als echte Herausforderung. Dabei erleben die Athleten Kopfsteinpflasterpassagen in den Gassen der Altstadt, Waldboden in der grünen Lunge und Asphaltwege. Der gut trainierte Läufer wird die Strecke lieben. Etwas anders wird es derjenige empfinden, der dieser Strecke nicht die ihr gebührende Ehrfurcht entgegenbringt.
Ich habe genügend Respekt davor, denn ich kenne die Strecke vom 1. Skat-Marathon in 2009. Wegen Bauarbeiten auf einem Teil der Strecke gibt es diesmal kleine Änderungen, die die Strecke noch anspruchsvoller machen sollen. Schau`n wir mal. Wir haben heute 2 ¾ Stunden Zeit für die erste Runde und 3 ¾ Stunden für die zweite Runde, also gesamt 6 ½ Stunden Zeit.
Auf dem Platz sind heute Morgen schon viele Leute unterwegs, kein Wunder das Wetter ist jetzt schon recht warm und Sonne, viel Sonne schon um 8:30 Uhr. Auf dem Platz kann man schon mal die Medaillen bewundern, die es heute im Ziel gibt. Sie sind alle schön aufgereiht auf den Tischen. Der Sprecher interviewt gerade Manuela Henkel (Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Skilanglauf).
Bevor wir in die Startaufstellung gehen trifft Günter noch seinen Laufkumpel Volker Thomsen aus Oschatz. Er wird heute 40 Minuten vor uns ins Ziel kommen.
Die Startaufstellung erfolgt in der Moritzstraße genau neben dem Rathaus. Die enge Gasse füllt sich recht schnell. Es ist 9 Uhr und der Startschuss schickt rund 150 Teilnehmer über das Kopfsteinpflaster des Markts auf die erste Runde.
Während wir noch 2009 bergauf zur Brüderkirche gestartet sind, geht es heute gleich bergab in Richtung Rote Spitzen. Die über die Häuser ragenden romanischen Türme (Roten Spitzen) sind der letzte erhalten gebliebene Teil der Marienkirche. Sie stand im Bergerkloster das Barbarossa mit eingeweiht hat und sehr bekannt wurde durch seine gutgehende Fälscherwerkstatt für Dokumente.
Wir biegen gleich ab in die Topfgasse (oberhalb liegt der Kornmarkt und darüber der Topfmarkt) und schon geht es bergauf. Durch meine Fotos bin ich schon gleich letzter und hetze der Meute hinterher.
Es geht weiter durch die Kesselgasse und über den Roßplan (früherer Roßmarkt) zum Nikolaikirchhof wo wir lautstark von einer jugendlichen Musikgruppe empfangen werden.
Von der eigentlichen Nikolaikirche steht nur noch der 45 m hohe Kirchturm, deren erste urkundliche Erwähnung war 1223. Die Nikolaikirche stand hier an der höchsten Stelle des alten Stadtgebietes und hatte zur Reformation dort ein Hochaltar und sechs Nebenaltäre. Wegen Einsturzgefahr wurde das Kirchenschiff 1528 abgerissen. Das Stadtviertel um die Nikolaikirche hieß früher „Freiheit", da es auf kirchlichem Grundbesitz stand. Dies hatte auch den Vorteil, dass man somit von der städtischen Grundsteuer befreit war.
Beim Umlaufen des Nikolaikirchhofes fällt mein Blick in die Sterlsgasse, wo wir damals durch mussten von der anderen Seite. Hierbei wurden wir kurz in unserer Renn-Euphorie ausgebremst, denn wir mussten durch die Häuserenge wo man nur einzeln durchlaufen konnte. Dabei ging es wohl 1-2 Minuten im langsamen Gang bis wir durch waren.
Der erste Anstieg ist geschafft. Es geht nun abwärts über Kopfsteinpflaster vorbei an vielen schön renovierten Häusern. Über die Langengasse erreichen wir die Teichpromenade am Großen See. Wir laufen parallel des Wassers, vorbei an der Insel mit dem Inselzoo.