14. DeutschePost Marathon Bonn 2014

Man gibt einen Brief auf, aber keinen Marathon!

 

06.04.2014 von Bernd Neumann

 Nun habe ich es endlich auch geschafft in Bonn zu laufen. Der Marathon in der Bundesstadt Bonn steht schon länger auf meiner Wunschliste. In der ewigen Marathon-Hitparade liegt der Bonn-Marathon mit 3.328 Finishern auf Platz 12. Dieses große Feld ist jedoch schon von 2002 der 2. Veranstaltung. Heute kämpft der Bonn-Marathon mit der 1.000er Marke bei den Marathonis im Ziel. Letztes Jahr fehlten nur 85 Finisher. Dennoch zählt er zu den 10 großen Marathonveranstaltungen in Deutschland.

 Das Startgeld beim Marathon liegt zwischen 46€ bei Voranmeldung bis 65€ bei Nachmeldung. Im Preis sind neben dem Üblichen, eine Medaille und ein Funktions-Shirt enthalten. Die Zeitmessung erfolgt über den Champion-Chip. Neben dem Marathon gibt es auch die Möglichkeit der Marathonstaffel bzw. einen Halbmarathon zu laufen oder zu Walken. Den Startauftackt machen die Handbiker und Inliner, dann kommen die Läufer und Walker. Als letztes starten um 10:30 Uhr die Marathonläufer. Insgesamt hat der Veranstalter einen neuen Teilnehmerrekord von über 13.000 Meldungen. Für den Marathon haben 1.400 LäuferInnen und rund 370 Staffeln gemeldet.

 Nun heißt es erst Mal auf nach Bonn. Über die A44 und A1 erreichen wir, mein Lauffreund Dieter Reich und ich gegen 8:00 Uhr den Mäckes wie die Bonner sagen. Von hier aus sind es noch rund 15 Minuten zu Fuß zum Messezelt auf dem Münsterplatz. Nachmelden, Startunterlagen abholen und nun in Ruhe fertig machen für den Lauf. An der T-Shirt Ausgabe gibt es nur noch die Größe XXXL. Auf einen Zettel können wir die Adresse und unsere Shirt Größe eintragen, die würden uns dann nachgeschickt, aber es könnte Weihnachten werden. Ich frage nach ob das ein Witz sei, nein das sind die Erfahrungen der letzten Jahre.

 Nachdem die Handbiker und die Inliner los sind gibt es kurz mal Platz im Startbereich. Jetzt kommen die Halbmarathonläufer (4595 Männer + 1933 Frauen im Ziel) und –Walker die um 9:45 Uhr auf eine Runde gehen.

 Jetzt ist große Pause und wir haben Zeit um uns umzusehen, denn wir starten erst um 10:30 Uhr. Das Zeitlimit für den Marathon beträgt heute 6 Stunden, damit ist der Lauf auch für Anfänger geeignet die noch nicht wissen was sie leisten können. Auch für die Marathonsammler ist es immer gut ein wenig mehr Zeit zu haben um so ohne Druck seinen Lauf zu finishen.

 Kurz vorm Start treffe ich Henry den ich beim Pafos-Marathon kennengelernt habe. Er wohnt hier in Bonn und verspricht mir bei Km 10 ein Kölsch. Kurz danach kommt Klaus Egedesö, der freundliche (verrückte Marathon-)Däne, der seine meisten Marathons in Deutschland gelaufen ist. Dann dauert es nicht mehr lange und der erste Startblock wird auf die Strecke geschickt. Die Gruppe wo ich stehe, rückt so nach und nach durchs Michaelistor vor. Dann kommt unser Startblock so ca. 7 ½ Minuten nach den Schnellen auf die Strecke. Der Starter verspricht noch, der letzte Marathoni der durchs Ziel kommt erhält wie früher bei der Tour de France ein schwarzes Shirt. Schaun mer mal.

 Unser Startbereich ist eine ganz exponierte Stelle denn wir stehen am Koblenzer Tor oder Michaelstor, das ein Teil des Kurfürstlichen Residenzschlosses ist. Kurfürst Clemens August gab den Bau Mitte des 18. Jh. in Auftrag. Es entstand ein dreigeschossiger Bau nach dem Schema eines Triumphbogens. Den Namen Michaelstor erhielt der Bau durch den großen Versammlungsraum im Obergeschoss da hier der Ritterorden vom Heiligen Michael tagte. Der vergoldete Erzengel Michael wacht heute über uns beim Start.

 Es geht los über den Belderberg. Schon nach 200m biegen wir ab und laufen auf die Kennedybrücke die uns über den Rhein zum Stadtteil Beuel führt. Hier werden wir von einer Trommlergruppe angefeuert. Die 394m lange Kennedybrücke wurde auf die alten Pfeiler der im 2. Weltkrieg zerstörten Rheinbrücke gebaut. Von der alten Rheinbrücke wurde das Brückenmännchen übernommen und an einem Pfeiler angebracht. Auf der Beueler Seite gibt es als Antwort die Keifende Waschfrau.

 Wir sind über die Brücke und biegen vor dem Rathaus Bonn-Beuel rechts ab. Unser Weg führt uns nun bis zu einem der größten Telekommunikationsanbieter der weltweit bekannt durch die Farbe Magenta wurde. Hier gibt es einen Versorgungsstand und eine Wende. Neben uns liegt der große Freizeitpark Rheinaue.

 Rund 500m nach der Wende biegen wir ab auf eine Parallelstraße und es geht zurück in Richtung Kennedybrücke. Hierbei durchlaufen wir eine schöne Wohngegend wo einig Anwohner ihr 2. Frühstück im Vorgarten einnehmen und die Kinder sich abklatschen lassen am Straßenrand. Die Mädels zählen dabei jeden Handschlag.

 Bei erreichen der Grünanlage haben wir die ersten 5km geschafft. Kurz dahinter befindet sich das Heimatmuseum von Bonn-Beuel. Die früher selbstständige Stadt Beuel wurde auf verlandeten Rheinarmen gegründet. Schon 1139 wurde Beuel als Builia urkundlich erwähnt und wechselte in den nächsten Jahrhunderten oft seinen Namen. Von 1952 bis zur Eingemeindung nach Bonn im August 1969 hatte Beuel Stadtrechte.

 Hinter der großen Kirche kommt Km 7 und das erste Drittel, der ersten Runde ist geschafft. Es geht nun ein kurzes Stück unter der Brücke durch. Hinter dem nächsten Versorgungsstand laufen wir in einer Schleife aufwärts zur Brücke.

 Wir überqueren den Rhein und nun folgt eine Schleife um die Beethovenhalle an das Rheinufer. Vor der Beethovenhalle ist die Wechselzone der Staffeln.

 Wir unterqueren die Kennedybrücke und erreichen auf Höhe des Residenzschlosses die 10km Marke. Hier steht Henry wie versprochen und reicht mir eine Flasche Kölsch. Ein halber Liter Bier ist für mich jetzt zu viel, aber probieren muss ich das köstliche Kölsch natürlich.

 Ein kurzes Schwätzchen und dann weiter über die Matte. Wir folgen weiter dem Rhein stromaufwärts. An der Fährgasse gibt es wieder Verpflegung. Kurz danach steht ein Ruderclub mit dem Hinweisschild: Bier-Pflegungsstation. Neben einer Bierauswahl von Alkoholfrei, Kölsch oder Pils gibt es auch noch Bratwurst. Hier greift gerade ein Läufer zu. Ich nehme lieber das flüssige Gold. Weiter geht’s.

 Wir folgen weiter dem Rhein und kommen neben das Bundesviertel. Hier war früher das Herz Deutschlands mit dem Bundeskanzleramt, dem Kanzlerbungalow, dem Palais Schaumburg und verschiedenen Bundesministerien. Bonn nennt sich ja auch Bundesstadt. Den Zusatz Bundesstadt hat sich Bonn dadurch erworben, das sie Verwaltungszentrum des Bundes mit sechs Bundesministerien ist. Die acht anderen Bundesministerien haben einen Zweitsitz in Bonn. Außerdem wurde im Berlin/Bonn-Gesetz geregelt, dass in den Berliner Ministerien nicht mehr Mitarbeiter als in den Bonner Ministerien beschäftigt werden dürfen.

 Die Gebäude sieht man von der Laufstrecke aus leider nicht, da wir durch eine hohe Mauer getrennt sind. Die Laufstrecke führt unten am Wasser entlang. Von weitem sehen wir den Langen Eugen. Den Namen bekam das 1966 erbaute Gebäude als ironische Anspielung zur Körpergröße des damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmeier. Seit 2006 ist es der Hauptstandort der UN in Bonn. Die Stadt Bonn gehört zu den ältesten Städten Deutschlands und kann auf eine mehr als zweitausend-jährige Geschichte zurückblicken.

 Wir durchlaufen einen Teil der linksseitigen Rheinauen. Auf der Petra-Kelly-Alle unterqueren wir die BAB 562 und folgen der Ludwig-Ehrhard-Alle. Hier gibt es eine weitere Versorgung. Die Helfer fragen nach Wasser, Tee, Cola. Ich frage nach Bier. Kannste haben, wir Helfer haben ein Fässchen und geben dir gern eins ab. Echt Super diese Helfer.

 Weiter geht’s bis zum Forschungszentrum Caesar. Hier gibt es einen Wendepunkt bei Km 15. Kurz hinterm Wendepunkt kommt mir Bernd Zitzen vom LT Schneewitchen entgegen. Ich frage nach Schneewitchen. Ja, Patricia die ist aber weit vor uns. Ich wünsche ihm alles Gute und bis später.

 Es geht zurück bis zum 162,5m hohen Post-Tower. Er ist die Zentrale des Logistikkonzerns von Deutsche Post und DHL. Kurz davor biegen wir ab auf die Kurt-Schumacher-Straße. Hier bei km 17 befindet sich eine Spendenmatte. Jeder Läufer, der hier über die Matte läuft spendet automatisch 2€, die ausgewählten Projekten von Bonner Sportvereinen zur Verfügung gestellt werden.

 Am Palais Schaumburg gibt es die Verpflegungsstelle Nr. 5. Hier hat die Bundeswehr die Versorgung übernommen. Gegenüber liegt das Museum König. Das Museum ist ein zoologisches Forschungsmuseum und spezialisiert auf Wirbeltiere und Gliederfüßler. Es ist ein Teil des Wegs der Demokratie. Konrad Adenauer hatte hier sogar mal für zwei Monate seinen Dienstsitz.

 Wir folgen weiter der B9 zum Hofgarten und vollenden den 20. Kilometer. Im Hintergrund erkennen wir unseren Startplatz am Residenzschloss. Die Laufstrecke führt uns am Hofgarten entlang zum Bonner Münster. Kurz vorm Münster gibt es mehrere große gelbe Bogen die uns sagen wollen, noch 1.000m. Die Zuschauer feuern uns an, gleich geschafft. Wie ich ihnen sage, ja aber nur die erste Runde es wird noch eine zweite Runde folgen schauen sie einen ganz entgeistert an.

 Dann geht es am Münster vorbei. Die Münsterbasilika wurde im 11. Jh. als romanische Stiftskirche erbaut und war damit eine der ersten großen dreischiffigen Kreuzbasilika.

 Auf der anderen Seite befindet sich der Münsterplatz der zu den drei großen Plätzen der Stadt gehört. Hier gibt es viele Veranstaltungen und Feste. Historisch gesehen gibt es auch ein paar interessante Gebäude wie z. B. das ehemalige Hauptpostamt. Es wurde Mitte des 18. Jh. als Fürstenberg-Palais erbaut und diente bis 2008 als Hauptpost. Vor dem Gebäude steht ein Denkmal eines der berühmtesten Söhne der Stadt. Ludwig van Beethoven erblickte im Dezember 1770 das Licht der Welt in Bonn in der Bonngasse. Hier steht ein Bekannter der ein Foto von mir machen will, ich solle sein Bier halten. Mache ich doch und nehme gleich einen großen Schluck. Weiter geht’s.

 An der Sternstraße haben wir die erste Runde geschafft. Kurz davor gibt es eine Marathonweiche. Marathonis geradeaus und Halbmarathonis nach 50m rechts ab. Für die Halben ist hier in der Sternstraße Schluss, für uns heißt es über die Friedrichstraße auf zur Kennedybrücke.

 Die zweite Runde ist jetzt identisch mit der ersten Runde. Es ist jetzt 13 Uhr und um mich rum, laufen bzw. gehen nur noch wenige Teilnehmer. Die Halbmarathonis haben vor 1 ¼ Stunden ihr Rennen beendet und so sind wir nun ganz einsam auf unserer zweiten Runde.

 Der Versorgungsstand vor km 32 ist schon am abräumen und schüttet seine Getränke über die Laufstrecke, so dass man fast kleben bleibt. Kurz danach die jungen Männer mit dem Bierversorgungsstand sind noch super drauf und es macht echt Spaß mit den Jungs einen zu trinken und ein Schwätzchen zuhalten.

 Kurz vor Km 40 machen die Soldaten und Soldatinnen sogar eine Superwelle für uns langsame Läufer. Nun nur noch 2,2 km zum Ziel. Ich schaue auf meine Uhr und sage mir, es geht sogar noch unter 5 ½ Stunden obwohl erst nach 6 Stunden Zielschluss ist. Es folgt der gelbe große Bogen, noch 1.000m zum Ziel. Ja, jetzt stimmt es. Nochmal am Münster vorbei, am Münsterplatz vorbei und nun rechts ab zur Sternstraße. Nun geht es zum Marktplatz wo sich das Ziel befindet. Über den gelben Postteppich erreiche ich das Ziel.

 Es ist geschafft. Noch ein paar Erinnerungsfoto und dann Durst. Zu trinken gibt es hier im Ziel nichts mehr. Ich frage nach der Medaille, sind keine mehr da, werden nachgeschickt. Wie ich gehört habe gab es für die Marathonis schon ab Zielzeit 3:50 keine Medaillen mehr.

 Versorgung gäbe es im Rewe-Versorgungsdorf hinter dem Schloss. Wie ich dahinkomme ist das Dorf schon abgebaut. Es gibt weder zu Essen noch zu Trinken. Hier haben mir Halbmarathonis erzählt man hätte ihnen Essen und Trinken zehnfach in die Hände gedrückt. Dies war noch alles vor Zielschluss und nach mir kommen noch Läufer. Echt schade, dass man die langsamen Marathonis bestraft, wenn sie sich mehr Zeit nehmen. Es gibt aber auch positives, die Duschen waren herrlich heiß. Dann noch ins Zelt auf den Münsterplatz, da soll es noch was zu Essen geben. Im Zelt werden schon die Bänke und Tische sehr lautstark abgebaut. Essen ist aus, es gibt nichts mehr. Was es noch gibt ist Kölsch und die Männer schenken noch aus.

 Dann treffe ich noch Bernd und Patricia vom LT Schneewitchen. Bernd wurde letzter beim Marathon und erhielt auch sein schwarzes Shirt und für ihn hat man auch eine Medaille aufgehoben.

Ins Ziel beim Marathon kamen 161 Frauen und 835 Männer = 986 Gesamt-Finisher.

Sieger-Marathon

  1. Gonfa Bonsa                Äthiopien                                  2:18:43
  2. Damian Janus              LIVE Versmold/Walbrzych       2:37:55
  3. Herwart Bardon            Deutsche Telekom                   2:44:31

Siegerinnen-Marathon

  1. Adanech Mamo            Äthiopien                                 2:45:09
  2. Leah Kusar                   Kenia                                       2:50:57
  3. Heike Volkert                LAV Stadtwerke Tübingen       2:54:50

Fazit: Eine sehr schöne und grüne Laufstrecke und viele tolle Zuschauer an der Strecke. Die Bevölkerung hat den Marathon wirklich gut angenommen. Für die Marathonläufer sollte man doch mehr machen und sie nicht mit der Versorgung bestrafen. Vielleicht wäre es doch besser die Marathonis nach den Skatern und Handbikern zu starten, dass auch sie mal in den Genuss einer guten Versorgung kommen.