Running Canada mit Toronto und Niagara Falls Marathon 2011

Lauferlebnisreise durch den Osten von Kanada vom 13.10.2011 bis 26.10.2011

26.10.2011 von Bernd Neumann – 3. Teil

Sonntag 23. Okt. 2011 - Marathontag: - Heute am Sonntag wenn in Deutschland der Tag schon langsam zu Ende geht heißt es für uns Marathon laufen. Es ist der 2. Marathon bei dieser Reise in Kanada (Start in den USA und Ziel in Kanada) mit dem Ziel an den Niagara Fällen. Es ist heute mein 100. Marathon und für mich eine schon magische Zahl (1. Marathon 1988 in Berlin).

 Dieser Marathon ist etwas Besonderes nicht in der Hinsicht, das er in einem Land startet und in einem anderen Land das Ziel ist. Das gibt es in Europa mittlerweile schon mehrfach. Das wirklich Besondere ist das Naturschauspiel im Ziel, das direkt neben den kanadischen Niagara-Fällen liegt. Wie überwältigend das ist dazu komme ich noch im Laufe des Berichtes. Hier vier Bilder als kleiner Vorgeschmack auf das was mich heute erwartet, wenn ich im Ziel bin.

 Der Start für den Marathon ist in Buffalo (New York, USA), der Halbmarathonstart entsprechend versetzt, und führt u.a. am Niagara River-Parkway entlang; Ziel ist direkt an den Wasserfällen. Die Startzeiten sind beim Marathon und Halbmarathon um 10:00 Uhr und für die 5 km um 09:30 Uhr. Die Startgebühr beträgt für den Marathon 60,00 €, Halbmarathon 40,00 € (einschl. Transfer zum Start), 5 km 30,00 €. Im Startgeld sind enthalten: T-Shirt, Finisher-Medaille u.a. Die Marathonteilnehmer brauchen ein Visum, das vor Ort für 6 US$ beantragt werden muss. Klima: Tagestemperaturen liegen im Oktober bei ca. 18°-20°.

 Der Tag beginnt sehr früh, da wir noch mit dem Bus in die USA einreisen müssen. Schnelles Frühstück und ab zum Bus. Die Marathonis haben alle ihren durchsichtigen Kleiderbeutel dabei, mit dem Pass ohne den es keine Einreise gibt. Die Busreise erfolgt ab 7 Uhr und führt uns von der Stadt Niagara Falls über den Queen Elisabeth Way bis zum Niagara River. Hier ist der Fluss noch recht breit denn er kommt aus dem Erie See.

 Heute Morgen ist es noch dunkel und nicht viel zu sehen. Wir sind mit einem School-Bus unterwegs. Es geht über den Highway bis Fort Erie. Hier befahren wir die 1927 erbaute Peace Brigde auf deren Mitte sich die Grenze zu den USA befindet. An der Grenzstation in die USA, hinter der Brücke müssen wir halten und zwei Grenzbeamte kommen um unser Einreisevisa zu prüfen. Und dann kommt was kommen muss, im Bus sind drei Österreicher (Wiener) die sich auf die Auskünfte auf der Marathon-Expo verlassen haben und prompt keine Visa hatten. Da man an der USA Grenze nur mit amerikanischen Dollar bezahlen kann kam die Frau zurück und fragte im Bus nach amerik. Dollars. Sofort war Stimmung im Bus, denn es kam auf Sammeln für Österreich. Aber diese Hürde wurde dann auch genommen und der Bus durfte weiter nach Buffalo.

 Auf der anderen Seite sind wir im US-Bundesstaat New York (Hauptstadt Albany – New York City ist nur die größte nicht die Hauptstadt). Die Stadt auf der anderen Seite ist Buffalo, die zweitgrößte Stadt im Staat New York mit rund 260.000 Einwohnern. Der Name stammt vermutlich von Buffalo Creek ab welches 1759 erstmals auf einer Karte auftauchte. Die Besiedlung dieser Gegend erfolgte 30 Jahre später. Die wohl ersten Bewohner waren die Ongiara nach denen heute ein Trail hier bezeichnet ist. Später kamen auch die Seneca und die Irokesen hier her. 1804 entwarf Joseph Ellicott ein Agent der Holland Land Company ein radiales Straßennetz und Rastersystem. Wer sich die Straßen von oben ansieht wird ein Speichensystem erkennen, wie bei einem Fahrrad. Während man anfangs von der Stromgewinnung lebte hat sich die Stadt heute zu einer modernen Industrie- und Hafenstadt gemausert. Eine jedoch auch heute noch große Einnahmequelle sind die amerikanischen Niagara-Fälle. Wer beides gesehen hat sagt aber die kanadischen Niagara-Fälle sind die gewaltigeren und schöneren. Das haben wir ja schon gestern gesehen. Heute heißt es sich den Niagara-Fällen „dem donnernden Wasser“ laufend nähern.

 Gleich an der Grenze fängt Buffalo an. Wir fahren durch die Stadt zum Startplatz an der Albright-Knox-Art-Gallery in der Elmwood Avenue. Hier kommen jetzt so nach und nach 30 der gelben Schoolbusse an. Die Albright-Knox-Art-Gallery ist der zeitgenössischen und modernen Kunst gewidmet. In der immer sich veränderten Sammlung finden sich über 6.500 Exponate.

 Da es heute Morgen noch recht kühl ist, ist für uns die Galerie schon sehr früh geöffnet und wir bezahlen auch keinen Eintritt. Normaler weise öffnet die Galerie um 10 Uhr und dann sind 12$ zu bezahlen sowie für den Parkplatz nochmal 5$.

 Die vielen Läufer die jetzt hier überall rumlaufen oder sich auf den Boden setzen ergeben ein sehr ungewöhnliches (Kunst)Bild ab. Kunst und Sport vereint mit klassischer Gitarrenmusik. Wir haben noch eine Stunde Zeit und so nutzen viele die Zeit und schlendern durch die Kunstgalerie.

 Dann kommt die Sonne raus und viele Läufer zieht es an den neben dem Start liegenden See. Ein wunderschöner See in mitten einer grünen Oase, eingerahmt von den vielen Läufern.

 Zwischen dem Startplatz auf dem Lincoln Parkway und dem See ist ein buntes Bild der vielen Läufer. Viele haben noch den schützenden gelben Umhang an. Einige wenige sind schon fertig und stehen vor dem Startbanner in dünnem Hemdchen und kurzer Hose. Neben mir macht sich gerade John der „Hase“ für 4h 15 min. bereit für seinen Einsatz.

 So kurz vor 10 Uhr sammeln sich jetzt alle vor dem großen Startbogen. Keiner drängelt. Es erfolgt der Start-schuss und nach 3 Minuten sind auch die letzten Läufer über die Startlinie gelaufen. Es starten so ca. 1.200 Marathonis und rund 50 Staffelläufer die sich die Strecke teilen werden. Der zweite Staffelläufer wartet zum Wechsel am Halbmarathonpunkt. Auch heute sind wieder einige mit dem Shirt-Aufdruck Running for Japan dabei. Dies konnte man auf der Marathon-Expo kaufen.

 Das Feld zieht sich schon nach der ersten Meile auseinander so dass jeder genug Platz hat. Wir laufen über die Delaware Avenue und nach ca. 400m geht es auf der anderen Spur zurück zum Start und dann nochmal über die Delaware Avenue in die Stadt. Hier steht das erste Schild mit 1m, gleich eine amerikanische Meile. Auf der heutigen Strecke sind die Streckenangaben in Meilen und alle 5km steht ein Km-Schild. Ab dem Startpunkt der Halbmarathonis gibt es für die Halbmarathonläufer extra Schilder mit km Angaben.

 Unsere Laufstrecke führt uns zwischen den Meilen eins bis vier durch die Stadt. Hierbei liegen zur rechten wie zur linken Seite schöne Wohnhäuser im typisch amerikanischen Stil. An vielen Häusern hängt auch die Nationalflagge. In den Vorgärten stehen oft Schilder für ihren Wahlfavoriten. Hier in der Wohngegend gibt es auch viele kleine Kirchen mit den verschiedensten Glaubensrichtungen.

 Hinter der Mile 3 kommt die erste Versorgungsstation. Es gibt überall Wasser und Iso-Getränke. 1.609,344m hat die Meile. Die Maßeinheit ist entstanden durch fünf Fußlängen, die einem vollen Schrittzyklus entsprechen. Tausend Doppelschritte wurden als mille passus bezeichnet von dem im Sprachgebrauch mile übriggeblieben ist. Bis 1836 gab es in Hannover noch die alte Landmeile, die hatte 9.323 bis 9.347m Länge. Neben der Meile gab es früher in Europa und Lateinamerika auch noch die Leuge oder Legua als Längenmaßeinheit die zwischen 2km und 7km lang war.

 Hinter dem Schild der Miles 3 kommen wir an der Kleinhans-Music-Hall auf die Porter Street, die schnurgerade zum Ufer des Niagara River führt. So weit geht es für uns aber nicht, denn neben dem Frontpark biegen wir ab in Richtung Peace Bridge. An der Straße steht ein Monument von Christoph Columbus. Der Front Park steht auf einer Klippe mit Blick über den Niagara River nach Fort Erie wo wir auch noch hin wollen. Der Park ist einer der drei Anlagen die Frederick Law in Buffalo Olmsted entworfen hat.

 Dann geht es links ab zur Peace Bridge. Wir können ohne anzuhalten über die Brücke laufen. Die Ausreise aus den USA geht jetzt ganz einfach. Die Brücke ist auch der einzige Anstieg den wir heute zu bewältigen haben. Oben angekommen haben wir zur rechten Seite einen herrlichen Blick über den Niagara-River. Zur linken Seite ist der Blick auf den beginnenden Niagara-River der hier aus dem Erie-See kommt. Es ist nur Wasser bis zum Horizont zu sehen. Ein herrliches Bild zu beiden Seiten.

 Wir laufen auf der Brücke am Grenzschild vorbei und abwärts nach Kanada. Auch hier ist die Einreise ohne Pass, ohne anzuhalten. Wir laufen in einem Bogen über die Brücke. Hier werde ich von einer Läuferin gefragt ob ich Zeit habe und sie knipsen würde. Natürlich und dann umgekehrt auch ein Bild von mir. Wir laufen ein Stück zusammenweiter und im Gespräch erfahre ich, dass sie eine gute Freundin unserer Christine (Kraft) ist.

 Am Ende der Brücke biegen wir rechts ab in Richtung der Commercial Vehicles. Dann geht es ein Stück unterhalb der Peace Bridge parallel zurück bis zum Fluss. Hier steht Josef und versucht von uns Fotos zu knipsen sofern er uns erkennen kann. Dann unterqueren wir die Brücke und laufen durch ein Stück Industriegebiet bis zum großen Kreisel am Fort Erie Denkmal.

 Der folgende Abschnitt ist eine Gegenverkehrsstrecke. Wir laufen zum Old Fort Erie, das die erste britische Festung auf der kanadischen Seite des Niagara-Rivers war. Auf der Straße ist ein großes Mahnmal das wir umlaufen. Jetzt kommen uns auch die schnellen Läufer entgegen. Da wir länger auf diesem Stück sind sehe ich auch viele Läufer unserer Reisegruppe die auf dem Rückweg sind. Hinter ihnen beginnt der Eriesee von dem jedoch nur Wasser bis zum Horizont zu sehen ist.

 Ich habe die 10km hinter mir und der Gegenverkehr wird immer dichter. Dann erblicke ich Torsten. Während ich noch in die runde bei fort Erie Beach muss ist er schon durch und auf der Lakeshore Road in Richtung Niagara Falls unterwegs. Da wir beide unseren Fotoapparat dabei haben knipsen wir uns gegenseitig. Dann geht es weiter on the Road again.

 Wir durchlaufen eine Wohnsiedlung von Fort Erie Beach wo uns hilfreiche Hände Wasserbecher entgegenstrecken. Nach der Wasserstelle kommen wir wieder an den Eriesee und sind dann auf dem Rückweg. Ab jetzt folgen wir dem Niagara-River in Richtung der Wasserfälle. Die nächsten Kilometer haben wir zur rechten Seite den Niagara-River und zur linken Seite viele schöne Villen in allen Größen. Zuschauer sind hier Mangelware. Nur an den Versorgungsstellen sind Gruppen von Helfern und Zuschauern.

 Die Gegend hier ist wunderschön. Es geht in Schlangenlinien immer am Wasser entlang. Es ist nicht langweilig weil es viel zu sehen gibt, die wunderschönen Häuser bzw. Villen, die herrlich bunten Bäume und das hier noch ruhige Wasser des Niagara River. Hinter dem Fluss wechselt das Bild zwischen Häusern und Fabriken. Auf dem River ist ein Speedboot das seine Kreise zieht. Da ich in Jacke losgelaufen bin wird es mir hier schon zu warm und ich ziehe sie aus und binde sie mir um. Das Wetter ist Kaiserwetter, es ist so um die 15-17 Grad und Sonne. Die Getränkestellen sind überwiegend mit Kindern und Jugendlichen besetzt die ganz engagiert die Läufer anfeuern. Egal wie langsam einer ist, es heißt immer: Good Job.

 Schon von weitem sehen wir die Peace Bridge unter der wir gleich durchlaufen werden. Von hier aus sieht man erst wie riesig lang diese Brücke ist. Sie besteht aus fünf Bögen und einer Fachwerkträgerspanne über den Black Rock Kanal auf der US-Seite. Die Gesamtlänge die wir auch gelaufen sind beträgt 1.769m. Der Name Peace Bridge wurde in Erinnerung an einhundert Jahre Frieden zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada benannt. Beim Bau, der zwei Jahre dauerte, war das größte Hindernis die Strömung, die hier so zwischen 12 und 19 km/h beträgt. Zwischen der Peace Bridge und den Niagara Fällen gibt es auf der Strecke von 30km keine weitere Brücke. Die nächste Möglichkeit den Fluss zu überqueren ist hinter den Niagara Fällen bei der Stadt Niagara Falls.

 Ca. 3km weiter flussabwärts sehen wir eine weitere Brücke. Diese ist aber ausschließlich für den Schienenverkehr gedacht. Sie verbindet die Städte Buffalo (USA) mit Fort Erie Nord (Canada) über den Niagara River. An dieser Stelle ist der Niagara besonders eng nur ca. 500m. Kurz danach erreicht er eine Breite von ca. 2,5km und teilt sich. Hier liegt in Mitten des Flusses die Insel Grand Island. So ca. 1km vor den Fällen sind diese beiden Arme wieder vereint.

 Wir sind auf dem Niagara Parkway der heute eigens für uns Läufer gesperrt wurde. Im Sommer ist hier der Teufel los. Er wird regelrecht von den Touristen und Ausflüglern belagert. Diese nicht endend wollende Straße ist auch wunderschön.

 Dann kommt das 13 Miles Schild und kurz danach ist der Startbogen für die auch um 10 Uhr gestarteten Halbmarathonläufer. An den Zelten neben der Strecke warten nur noch wenige auf ihren Staffelläufer der die zweite Hälfte laufen wird. Es geht weiter über den Parkway. An der nächsten Getränkestation sind wir wie im Film Pirates oft the Caribbean. Die Versorgung hat ein Harley Club übernommen die uns Läufer sehr erheitert, denn es sind wirklich die schrägsten Typen dabei die man sich nur vorstellen kann.

 Nun kann man sich auch an den Schildern des Halbmarathons orientieren, denn die sind in Kilometerangaben. Kanada hat 1977 offiziell vom britischen Maßsystem auf das metrische System umgestellt. Fragt man junge Leute so sind die Angaben in Kilometern, fragt man alte Leute gibt es die Längenangaben in Meilen. Die Kanadier sagen deshalb auch, dass es sich hier um ein Jahrhundertprogramm handelt. Auch in den Geschäften gibt es noch immer teilweise Angaben in pounds oder beim Grundstück wird in acres gemessen.

 Links neben uns an der Straße wird gerade ein Haus gebaut. Hier ist es typisch, dass bis zu drei Stockwerken eine Holzständerkonstruktion entsteht. Die wird dann innen isoliert und von beiden Seiten mit Holzfaserplatten abgedeckt. Von außen kommt dann eine komplette Klinkerfassade davor. Das ist hier in Kanada auch notwendig bei dem vielen Schnee und Temperaturen bis 30 Grad Minus.

 Wir folgen weiter dem Parkway. An den Seiten sehen wir viele Bäume die schon die Blätter abgeworfen haben, aber ab und zu kommt auch ein rot leuchtender Baum an der Strecke. Immer wieder kommen wir über kleine Brücken wo Flüsschen in den Niagara River münden. Auf jeder Brücke steht, dass es verboten ist von der Brücke zu fischen.

 Da ich wie immer viel am Fotografieren bin fragt mich eine Läuferin bei km 30 ob ich auch mal ein Bild von mir will und ruckzuck bin auch ich mal auf meinem Chip. Jetzt werden aber meine Beine schwer und ich muss ab und zu mal eine Gehpause einlegen. Vier Marathons an vier aufeinander folgenden Wochen zeigen ihre Spuren. Aber der Kopf ist noch stark genug und schließlich ist es der 100. Marathon in einer so schönen Gegend. Dann plötzlich kommt uns auf der Laufstrecke die Feuerwehr entgegen. Es geht aber nicht um uns Läufer, denn sie biegen in die Wohnsiedlung ab.

 Nun wird der Niagara-River neben uns immer breiter und man könnte schon glauben es läge ein See neben uns. Dann kommt das Kilometer-Schild 35 und wenig später ist ganz klein die Kulisse von der Stadt Niagara Falls auf der Seite der USA direkt an den Niagara Fällen zu sehen. Niagara Falls USA hat rund 50.000 Einwohner und Niagara Falls Canada hat rund 82.000 Einwohner. Beide Städte sind ganz vom Tourismus um die Niagara Fälle geprägt mit vielen Hotels und Vergnügungshallen. Das weit bessere Angebot an Shops ist jedoch auf der Canada Seite.

 Die Straße schlängelt sich weiter am River entlang und die Silhouette wird langsam größer. Man kann jetzt schon den Turm an den Fällen erkennen, aber es sind immer noch einige Kilometer zum Ziel.

 Links ab geht es nach Chippawa und geradeaus weiter in Richtung The Falls. Also geradeaus da wollen wir hin. Rechts sind jetzt schon die Wassersperren zur Regulierung der Fälle zu sehen. Es kann nicht mehr weit sein. Es sind nur noch 4km. Rechts neben uns ist wieder das Speedboot.

 Noch 3km und wir müssen vom Fluss abbiegen, denn hier kommt ein Nebenfluss in den Niagara River. Es geht um eine Wohnsiedlung. Vor uns ist lautstarke Rockmusik und eine große Menschenansammlung. Wegen uns?! Wohl auch, aber wohl eher weil hier ein Oldtimertreffen ist. Hier muss ich kurz verweilen und einige dieser herrlichen Fahrzeuge knipsen. Dann geht es weiter über die Brücke, ein Stück am Kings Bridge Park entlang und nach einen Kilometer sind wir wieder am Niagara River.

 Jetzt sind es nur noch 1,5km. Der Blick über den Fluss, der hier schon einige Stromschnellen hat, öffnet den Blick auf die Skyline von der Stadt Niagara Falls. Das Kilometerschild 20 des Halbmarathons zeigt uns das es nur noch 1,1km sind. Wir laufen jetzt ein Stück weiter versetzt neben dem Fluss und kommen am alten Kraftwerk vorbei, das mit seinen Säulen eher wie ein Tempel wirkt. Immer wieder der Blick auf das Wasser wo die Stromschnellen immer stärker und heftiger werden. Am Rand stehen immer wieder Schilder zur Warnung wie gefährlich hier der Fluss ist. Wir sind im Queen Viktoria Park kurz vor den Niagara Wasserfällen.

 Die Skyline wird immer größer. Rechts über dem Wasser ist wie eine Rauchwolke die Gischt zu sehen. Und dann kurz vor den Fällen an der Abbruchkante kommt ein Regenbogen aus dem Wasser. Wenn es nicht echt wäre würde ich sagen, welcher Kitsch.

 Dann noch einmal rechts abbiegen und das Ziel ist da. So ca. 20m vor der Zielmatte liegt eine weitere Matte und wenn die überlaufen wird hat der Sprecher den Namen und die Stadt wo der Läufer herkommt und so wird jeder persönlich im Ziel angekündigt. Eine tolle Sache.

 Hinter dem Ziel gibt es die Medaille. Dies ist eine wirklich besonders schöne Medaille. Im oberen Feld kann eine Flagge gedreht werden wo auf der einen Seite die kanadische und auf der anderen Seite die amerikanische Flagge ist.

 Dann folgt das Finisherfoto und es geht zur Versorgung weiter. Hier gibt es einen Beutel mit Obst und Chips sowie einem süßen Riegel. Dahinter Wasser und Iso. Jetzt noch zu den Schulbussen und den Beutel mit dem Pass abholen umziehen und dann werden noch ausgiebige Fotos mit Medaille an den Fällen gemacht. Hierbei sieht manches Foto aus wie eine Fotomontage. Die Bilder sind aber alle echt.

 Bei dem Sonnenschein und teilweise zwei Regenbögen aus den Niagarafällen muss man einfach mehrfach knipsen. Mein 100. Marathon ist geschafft und dann diese Kulisse das ist schon was Besonderes.

 Beim Marathon kamen 594 Männer und 527 Frauen ins Ziel. Die langsamste Läuferin kam nach 7:07:56 ins Ziel. Von den gestarteten Marathonis haben nur 20 das Ziel nicht erreicht, was eine besonders gute Quote ist. Während des gesamten Laufes ist mir aufgefallen das hier viele junge Menschen den Marathon gelaufen sind. In der Klasse W20-24 Jahre sind 34 und in der Klasse W25-29 sind sogar 77 Frauen gestartet. Beim Team Marathon sind 45 Teams ins Ziel gekommen. Das Team Germany bestehend aus einem jungen Pärchen aus Hamburg, das hier in Kanada ein Jahr rumreisen will, wurde 11. im Gesamteinlauf der Teams. Im Halbmarathon kamen 2.207 Teilnehmer ins Ziel (861m und 1.344w). Beim 10km Lauf kamen 154m und 294w Teilnehmer ins Ziel. Beim 5 km Lauf kamen 145m und 270w ins Ziel. Für uns in Europa sehr ungewöhnlich die enorm hohe Teilnehmerzahl beim weiblichen Geschlecht. Bei uns ist mancher Veranstalter schon stolz wenn der weibliche Anteil die 20% erreicht.

 Fazit: Eine wunderschöne Strecke die bis auf ein zwei leichte Anstiege sehr gut zu laufen ist. An manchen Stellen ist der Asphalt löcherig, da muss man aufpassen, sonst guter Untergrund. Die ersten 8 Kilometer sind in Buffalo der USA zu laufen, dann geht es über die Peace Brigde und immer am Niagara River entlang. Das besondere Highlight ist neben dem Ziel die kanadischen Niagarafälle und heute auch noch mit zwei Regenbogen. Die Versorgung unterwegs ist gut, es gibt reichlich Flüssigkeit zum nachtanken. Essen unterwegs wird nicht angeboten, muss man selber für sorgen. Zuschauer nur selten an den Häusern, aber die Natur ist hier der beste Wegbegleiter. Zielversorgung ok. Das Besondere ist der internationale Charakter durch den, im Vorfeld nicht ganz einfache Grenzübertritt, von den USA nach Kanada. Der Lauf ist allein schon wegen dem besonderen Ziel an den Niagarafällen lohnenswert.

Sieger Marathon:

Männer

  1. Brendan Kenny             Dundas            2:28:46
  2. Johann Salazar            Quebec City     2:30:41
  3. Matthew Leduc             Ajax                 2:31:46

Frauen

  1. Meggan Franks            Athabasca        2:52:16
  2. Nathalie Goyer             Saint-Bruno      2:55:04
  3. Inez Haagen                 Amsterdam      2:55:22

Montag, 24. Okt. 2011: - Der Tag beginnt wie immer, 7 Uhr Laufen, 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Weiterfahrt. Unsere Weiterfahrt heute am 12. Tag führt uns in das charmante viktorianische Örtchen Niagara-on-the-Lake.

 Wir verlassen Niagara Falls auf dem Niagara Parkway immer am Fluss entlang. Hier fallen die Seiten tief ab zum unten liegenden River. Dieser Steilhang wird auch Niagara Escarpment genannt. Dieses steile Kliff hat eine länge von 725km und durchquert die dichtbesiedelte Region Kanadas. Das höchste Kliff hat 335m zum Wasser.

 Am Ende der Stadt, ca. 4km hinter den Niagara Fällen, machen wir Halt an einem View Point. Hier befinden sich die Whirlpool Rapids. Das sind extrem starke Stromschnellen und Strudel. Hier wo der Fluss einen Knick macht hat sich aufgrund geologischer Gegebenheiten des Untergrundes ein kreisförmiges Wirbelbecken entwickelt. Die Whirlpool Rapids des Niagara haben hier eine Wassertiefe bis zu 10,7m und eine Fließgeschwindigkeit von bis zu 35,4 km/h. Der Langstreckenschwimmer Matthew Webb starb als er 1883 die Whirlpool Rapids durchschwimmen wollte. Diese Stelle gehört zu den gefährlichsten Wildwassern der Welt.

 Aber wir wären wohl nicht in einem der verrücktesten Länder der Erde wenn dies nicht noch zu toppen wäre. Genau über dieses Wirbelbecken gibt es eine Kabinenseilbahn, die sogenannte Whirlpool Aero Car. Dadurch dass der Fluss hier einen Knick macht liegen beide Stationen auf der kanadischen Seite.

 Die Idee den Fluss mit seiner Breite von 530m zu überfahren hatte J. Enoch Thompson. 1913 wurde dann die Seilbahn gebaut. Sie hat nur einen großen rechteckig überdachten Korb für 35 Personen. Er hängt an einer gelben, einer Bogenbrücke ähnlichen Konstruktion, die mit den an ihren Ecken angebrachten Rollen auf je drei an ihren Seiten verlaufenden Tragseilen fährt. Die Fahrt beginnt und endet in einer Höhe von 86 m über dem Fluss; in der Mitte hat die Seilbahn immer noch eine Höhe von 42 m. hierbei wird über dem Fluss das amerikanische Staatsgebiet mehrfach überquert.

 An der Seilbahn wurde eine Tafel mit folgendem Text angebracht:

„NIAGARA SPANISH AERO CAR"

"Leonardo Torres Quevedo (1852 - 1936) war ein genialer spanischer Ingenieur. Unter seinen Schöpfungen waren algebraische Maschinen, ferngesteuerte Apparate, Luftschiffe und der Welt erster Computer. Der Niagara Spanish Aero Car wurde von Leonardo Torres Quevedo entworfen und stellt eine neue Art einer Seilbahn dar, die er transbordador nannte. Offiziell am 8. August 1916 eröffnet, ist sie die einzige existierende ihrer Art. Die Niagara Parks Verwaltung 1961

 Wir fahren weiter am Niagara Escarpment das im Jahre 1990 offiziell von der UNESCO als Welt Biosphären Reservat anerkannt wurde. Heute umfasst das Niagara Escarpment Biosphere Reserve insgesamt 190.270 ha, einschließlich Teilen des Bruce Peninsula National Park, sowie des Fathom Five National Marine Park. Diese Region wurde auch wegen seiner reichen landwirtschaftlichen Vergangenheit, sowie den weitbekannten Weingütern, Obstplantagen und Rinderfarmen in ganz Kanada bekannt. Auch deutsche Weinbauern haben sich in dieser Region niedergelassen und vermarkten sehr erfolgreich den Rebensaft rund um die ganze Welt. Das Gebiet ist auch bekannt als Ontario’s Obst- und Gemüsegarten.

 Wir folgen dem Niagara Parkway immer am Fluss entlang und kommen direkt an den Ontario See. Hier an der linken Seite der Mündung in den See liegt das alte romantische Städtchen Niagara-on-the-Lake. Da keine Busse in die Stadt dürfen steigen wir vor dem Ort aus und machen uns zu Fuß in die knapp 15.000 Einwohner große Stadt. Sie wird auch als die schönste Stadt in Kanada genannt.

 Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir den Ontario See der in tiefem Dunst liegt. Seine gewaltige Größe kann man dadurch gar nicht ausmachen. Nur das Fort George das direkt vor uns liegt ist klar zu sehen. Dieses Fort wurde 1797 von den Briten erbaut. Im Krieg von 1812, der britisch-amerikanische Krieg, spielte es eine wichtige Rolle und wechselte mehrmals von den Briten zu den Amerikanern. Durch amerikanischen Artilleriebeschuss wurde das Fort im Mai 1813 zerstört und von den Briten besetzt. Die Besetzung dauerte jedoch nur 7 Monate und wurde von den Briten dann endgültig zurückerobert. Das Fort wurde wieder aufgebaut und dient heute zur Erinnerung an diese Zeit. Verschieden kostümierte Angestellte erinnern an die Zeit des frühen 19. Jh.

 Nebenan liegt der Queens Royal Park der auch schon sein Herbstlaub abgeworfen hat. Um die schöne Herbstfärbung zu zeigen knipse ich die Blätter am Boden. Auch die Squirrels sind hier wieder und rennen die Bäume hoch und runter.

 Niagara-on-the-Lake ist auch die Stadt von Georg Bernhard Shaw. In den Monaten von April bis Oktober werden exklusiv und weltweit als einziges Festival Werke von George Bernard Shaw und seinen Zeitgenossen produziert. Das Festival wurde 1962 vom Rechtsanwalt und Dramatiker Brian Doherty gegründet wozu das historische Court House in der Queen Street ein kleines Theater umgebaut wurde. Es wurde schnell über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt so dass sogar Queen Elisabeth II. 1973 das Festival persönlich eröffnete. Georg Bernhard Shaw war ein irisch-britischer Dramatiker, Politiker, Satiriker, Musikkritiker und Pazifist. Er erhielt 1925 den Nobelpreis für Literatur. Heute spielt das Festival in drei Theatern - The Court House Theatre, The Festival Theatre und The Royal George Theatre und fasziniert jährlich ein internationales Publikum von 350.000 Besuchern. Shaw ist der einzige Nobelpreisträger der auch einen Oscar (1939 für das beste Drehbuch für die Verfilmung von Pygmalion unter dem Titel Pygmalion: Der Roman eines Blumenmädchens) erhielt.

 Niagara-on-the-Lake die kleine romantische und attraktive Stadt wird oft als Ontarios liebenswerteste Stadt bezeichnet und ist eine der am besten erhaltenen Städte des 19. Jahrhunderts von Nordamerika. Die erste Siedlung hier am Niagara River Zufluss zum Ontario See wurde Butlersburg genannt. Im Jahr 1781 erhielt sie den Namen Newark. Erneut umbenannt wurde sie 1792 in Niagara und für kurze Zeit sogar Hauptstadt von Oberkanada. Sie verlor jedoch diesen Titel an York, das heutige Toronto, wegen ihrer unmittelbaren Nähe zur US-Grenze. Ihren heutigen Namen Niagara-on-the-Lake erhielt sie 1880 zur besseren Unterscheidung zur Stadt Niagara Falls.

 Während des britisch-amerikanischen Kriegs von 1812 wurde die gesamte Stadt nahezu von den Amerikanern niedergebrannt. Der anschließende Wiederaufbau von Niagara-on-the-Lake machte die Stadt zu einem aktiven kommerziellen Center, mit einer geschäftigen Schiffbau- und Verschiffungsindustrie. Besonders sehenswert und wunderschön sind die alten Geschäfte in den teils sehr romantischen Holzhäusern. Hier kann man noch wirklich einzigartige Dinge finden und die sich von den Massenartikeln in den Großstadt-Supercentern unterscheiden. Auch hier hat schon der Weihnachtrummel eingesetzt.

 Die Region rund um Niagara-on-the-Lake gilt wegen des milden Klimas durch die angrenzenden Seen außerdem als berühmtestes Weinbaugebiet. Die meist angebauten Rebsorten sind: Riesling, Müller-Thurgau, Zinfandel und Merlot, aber es gibt auch preisgekrönte Eisweine hier. Viele Geschäfte laden zur Weinprobe ein. Neben diesem Geschäftszweig ist auch durch den ausgezeichneten Boden Obstbau weit verbreitet. Die Stadt wird auch stark frequentiert wegen seinen Gärten, Galerien, Antiquitätengeschäften und Golfplätzen.

 Nach unserem Spaziergang durch Niagara-on-the-Lake fahren wir weiter am Ontario See entlang über Hamilton nach Cambridge. Dann geht es weiter durch die Doppelstadt Waterloo Kitchener nach St. Jacob`s. Im Volksmund wird die Stadt auch Amish-Village genannt. Die Amischen sind eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft. Sie spalteten sich 1693 von der Gruppe der Mennoniten ab. Hier in der Gegend um St. Jacob`s leben und arbeiten viele Mennoniten Familien. Da sie technischen Fortschritt ablehnen sieht man sie mit ihren Pferdewagen, die auch Dachwägle genannt werden, im Straßenbild. Da sie überwiegend aus dem Südwestdeutschen stammen sprechen sie oft noch den schwäbischen Dialekt verbunden mit englisch.

 Schon bevor wir in die Stadt kommen gibt es Hinweisschilder auf die Pferdewagen und wie wir in St. Jacob`s unterwegs sind entdecken wir auch diese Gefährte. Außerhalb der Stadt sind speziell neben den Asphaltstraßen Schotterstreifen für die Mennoniten-Fahrzeuge gebaut worden. In der Stadt leben diese jedoch nicht. Sie sind im ländlichen Bereich um die Stadt angesiedelt und haben sich auf den Anbau von Obst und Gemüse spezialisiert. Ihre Produkte werden meist in speziellen Läden vertrieben.

 Die Mennoniten wurden durch den Theologen Menno Simons einem früheren Vertreter der Täuferbewegung gegründet. Sie sind eine evangelische Glaubensgemeinschaft und legen großen Wert auf eine heterosexuelle Familie mit klar vorgegebenen Geschlechtsrollen. Sie leben in ihren eigenen Gemeinschaften und oft abseits der Außenwelt.

 Im Juni 2002 feierte St. Jacobs seinen 150. Geburtstag. Wenn man durch das Dorf geht ist die Geschichte hier noch sehr lebendig anhand seiner vielen historischen Gebäude, die teilweise bis zum heutigen Tage genutzt werden. Die Stadt St. Jacobs hat eine Bevölkerung von 1.400 Einwohnern und ist der Ort der ersten kommerziellen Molkerei in Ontario. Es war das erste Polizeidorf mit Elektrizität, sowie die erste Gemeinde mit Getreidemühle, die nach Großbritannien lieferte. In dieser landwirtschaftlich genutzten Fläche von Ontario leben rund 4.000 Old Order Mennoniten.

 Viele von uns besuchen das Visitor Centre um sich über die Anfänge, Lebensstil und Kultur der Mennoniten besser zu informieren. Das Centre hält aber auch Informationen für Besucher zu den Themen Shopping und lokale Sehenswürdigkeiten bereit. Viele Touristen die den Ort besuchen gehen regelrecht auf Mennonitenjagd im Sinne von fotografieren. In einem Video wird auch dieses Thema sensibel angegangen ohne die Mennoniten zu einem Spektakel zu machen.

 Bei unserer Weiterfahrt sehen wir an den Farmen handgeschriebene Schilder auf dem die Mennoniten ihre Waren zum Verkauf anbieten wie z.B. Ahornsirup, Kartoffeln, braune Eier, Quilts und andere Handwerkliche Arbeiten. Diese Straßenstände mit Gemüse, Obst und Blumen sind nicht besetzt, denn die Menschen vertrauen den Kunden, dass diese das passende Geld ihrer Einkäufe in den bereitgestellten Plastikboxen hinterlassen. Bei vielen Bauerhöfen auch bei uns sind die Bauernstände vor den Höfen an der Straße mit dem Vertrauen das auch ehrlich bezahlt wird.

 Wir fahren weiter nach Kitchener wo wir die letzten zwei Nächte unserer Reise verbringen werden. Hier bilden die drei großen Städte Waterloo, Kitchener und Cambrigde die Regional Municipality (Verwaltungsbezirk). Waterloo und Kitchener werden oft als Doppelstadt genannt. Während Kitchener bekannt ist als Universitätsstadt wird Waterloo oft im Zusammenhang mit vielen Forschungseinrichtungen der Hightech-Branche genannt. Bis 1916 hieß Kitchener Berlin das dann nach dem Feldmarschall Herbert Kitchener 1. Earl Kitchener of Khartoum umbenannt wurde. In Waterloo befinden sich die zwei renommierten Universitäten Unversität Waterloo mit 27.000 Studenten und die Wilfrid Laurier University mit 12.000 Studenten. In Waterloo ist auch der Hauptsitz von Research in Motion dem Hersteller des BlackBerry.

 Sehr beliebt sind die Mennoniten-Märkte Waterloo County Farmer’s Market sowie außerhalb der Stadt der Farmers Market. Die Mennoniten sind hier sehr bekannt für ihre sehr gute Qualität an frischen Früchten, Gemüse, Fleisch, Käse, Backwaren aller Art, handwerklich hergestellte Artikel, sowie lokale Feinschmeckereien, wie Summer Sausage, Apple Fritters und reinen Ahornsirup. Hier werden die Waren teilweise noch von den einheimischen Mennonitenfarmen mit Pferd und Wagen hergebracht.

 Die Stadt Kitchener feiert jedes Jahr im Oktober das Oktoberfest nach deutschen Vorbild. Hierbei handelt es sich vom Besucherandrang um das 2. größte Oktoberfest weltweit. Es dauert immer 9 Tage und soll ähnlich dem in München sein. Viele deutsche Vereine sind bei der Gestaltung beteiligt.

 In Kitchener angekommen wieder das gleiche Ritual, 18 Uhr Treffen in der Lobby und gemeinsam zum Lunch. Diesmal ganz in der Nähe in einem netten, typischen kanadischen Lokal wo es alles von Fleisch, Pizza und Pasta sowie Fisch gibt. Preis- Leistungsverhältnis gut, so gut das wir morgen nochmal hierher wollen.

Dienstag, 25. Okt. 2011: - Heute ist unser vorletzter Tag in Kanada. Wir werden es ruhig angehen lassen. Heute Vormittag steht eine Wanderung auf einem Trail in der Nähe von Floradale auf dem Programm. Hierzu verlassen wir Kitchener in nördliche Richtung. Es geht durch St. Jacob`s und Elmira in die kleine Gemeinde Floradale.

 Floradale gehört zu Elmira und war ursprünglich das Gebiet der Huron Indianer. Die Mohawk Indianer besetzten danach diesen Landstrich bevor im späten 18. Jahrhundert die ersten Siedler sich hier niederließen. William Wallace einer der ersten Siedler kaufte 1798 für 16.364$ dieses Land von rund 350qkm. Wallace verkaufte dieses Land 1806 wieder an den Mennoniten Benjamin Eby. Der verliebte sich in das Land und holte viele seiner Glaubensbrüder mit ihren Familien hierher aus Pennsylvania. Der Ort hieß zunächst Musselmann und wurde 1853 in Elmira umbenannt. Mitte des 19. Jh. zog es immer mehr deutsche Mennoniten hierher und es wurden neue Siedlungen im Umfeld gegründet. Da das Land hier sehr fruchtbaren Boden hat begannen die Mennoniten mit dem Ackerbau und Gemüseanbau.

 Wenn man sich dieses Land von oben anschaut sieht man, dass es in viele Äcker aufgeteilt ist mit vereinzelten Höfen. Hier leben viele der Old Order Mennoniten noch ganz traditionell mit Pferd und Wagen. Sie lehnen jeden Fortschritt ab und bearbeiten ihren Acker noch mit Pferd und Pflug. Sie haben auch kein elektrisches Licht. 1923 gehörten schon 2.500 Mitglieder zur Gemeinde. In 2006 lebten hier schon fast 12.000 Einwohner.

 Wir parken in Floradale an der Floradale Mennonit Church. Diese moderne Kirche gehört einer kleinen Mennoniten Gemeinde von rund 200 Mitgliedern. Der Pastor Fred Redekop predigt hier seit 1991. Wir gehen jedoch in die Kirche nur um uns zu erleichtern. Dann geht es ums Gebäude. Hinter dem Gebäude beginnt der von Nils ausgewählte Elmira Lions Lake Trail. In der Beschreibung heißt es, leichter Weg, 7km lang rund um den See mit der Möglichkeit viele Vögel zu beobachten. Nun mal los. Dieser Rundweg wurde durch Mitglieder des Lions Clubs angelegt und auch von ihnen instandgehalten. Wenn ich nicht genau wüsste dass ich in Ontario Canada bin würde ich sagen dieser Wanderweg könnte auch bei uns in Nordhessen sein, oder wo anders in Mitteleuropa.

 Die beste Beschreibung der Strecke zeigen die folgenden Bilder die uns durch den Wald, am See entlang, an der Straße entlang, wieder durch den Wald, über den Woolwich Damm und weiter durch den Wald zurückführen zum Bus.

 Hier im Gebiet rund um St. Jacob`s und Elmira windet sich der Grand River. Für viele ist es der ideale Punkt um in der Natur zu verweilen egal ob Fischen, Kanu fahren oder Wandern. Obwohl uns das Wetter nicht so richtig mag hört es ab und zu auf zu regnen und so fahren wir noch zur Kissing Bridge. Hier führt sogar ein Trail entlang der sich Kissing-Bridge-Trailway nennt und von Wallenstein nach West Montrose führt. Die Geschichte um die Kissing-Bridge ist das sich hier früher die schüchternen Pärchen getroffen haben um im Dunkeln der Brücke sich den ersten Kuss zu geben. Die Kissing-Bridge in West Montrose wurde im Jahre 1881 erbaut und ist die letzte existierende überdachte Brücke in Ontario.

 Ganz in der Nähe der Kissing Bridge gibt es einen kleinen Laden der von Mennoniten betrieben wird. Hier sind viele unserer Gruppe reingestürmt und haben die eine oder andere Leckerei gekauft. Der Laden in einem Flair der 50er Jahre bietet alles was man zum Leben braucht. Hier gibt es frische Früchte und Gemüse, Fleisch, Käse, Backwaren aller Art, Handwerk, sowie lokale Delikatessen, wie Summer Sausage, Apple Fritters und Pure Maple Syrup und alles zu sehr günstigen Preisen. Zudem gibt es hausgezogene Produkte, die von Mennoniten Farmen mit Pferd und Wagen gebracht wurden. Und nebenan waren auch die Lieferwagen (schwarzen Kutschen mit dem Einspänner) die typisch für die Mennoniten ist.

 Es geht zurück nach Kitchener in unser Hotel und am Abend in unser Lokal zum Lunch.

Mittwoch, 26. Okt. 2011: - Der letzte Tag unserer Kanada Reise ist angebrochen. Da unsere Morgenläufe im dichten Nebel sich verlaufen haben wird alles ein wenig später was aber heute kein Problem ist. Wir wollen in aller Ruhe packen und es geht dann in Richtung Toronto. Unser Flug geht heute Abend um 23:20 Uhr. So haben wir noch ausreichend Zeit, denn wir treffen gegen Mittag in der Stadt ein. Da jeder noch irgendetwas besorgen möchte teilt sich die Gruppe und jeder geht seinem Interesse nach. Da es recht kalt und ungemütlich ist trifft man einige im PATH dem Torontoer Untergrund. Gegen 17 Uhr ist Treffen in der Old Spaghetti Factory und gegen 20 Uhr bringt uns unser Bus zum Toronto Pearson International Airport der 27km nordwestlich von der Innenstadt liegt.

 Dann heißt es einchecken und noch warten bis zum Flug. Am anderen Tag gegen Mittag sind wir wieder in Frankfurt Rhein-Main Airport und jeder fährt in seine Richtung.

 Alles Gute und auf ein freudiges Wiedersehen bei einer der nächsten Reisen.

Ende Teil 3                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Amerika