Reise ins Reich der Mitte mit Great Wall Marathon 2013

 

Marathonlauf auf der Chinesischen Mauer

 

Lauf- und Erlebnisreise vom 2.09. - 16.09.2013

2.9. – 16.09.2013 von Bernd Neumann - Teil 3 - Fotos: Bernd Neumann, B. Vielhaber, C. Dietrich

Montag, 09.09.13: Heute steht ein Besuch beim Chinesischen Institut für traditionelle Chinesische Medizin (TCM) auf dem Programm, fakultativ. Das Institut liegt in der Stadt und so geht es wieder mit dem Bus los.

 Den Begriff traditionelle chinesische Medizin, TCM gibt es nur außerhalb von China. Die Chinesen nennen ihre Heilkunde einfach nur Chinesische Medizin. Seit mehr als 2000 Jahren haben sie die speziellen therapeutischen Verfahren wie Arzneitherapie, Akupunktur oder auch die Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten) entwickelt. Die fünf Säulen der chinesischen Medizin sind Massagetechniken wie Tuina Anmo und Shiatsu, Bewegungstechniken wie Qigong, Taijiquan und einer am Wirkprofil der Arzneien ausgerichteten Diätetik (Ernährungstherapie). Sie gilt heute als alternativ- oder komplementärmedizinisches Verfahren. Die Akupunktur wird heute weltweit eingesetzt.

 Nach der Lehre der chinesischen Medizin kommen innere Störungen im Äußeren auf differenzierte Art zum Vorschein. Bekannt sind in der TCM die Diagnose über Puls und Zunge. In der chinesischen Pharmakologie gibt es 515 Einzeldrogen die je nach Krankheit in verschiedenen Mischungen dem Patienten verabreicht werden. Die Akademie hat 4000 Mitarbeiter mit 2300 Experten für spezielle Gebiete.

 Den Nachmittag verbrachte ich wieder im Stadtviertel, denn es gab noch viel zu entdecken. Auf einem Stuhl am Straßenrand beobachte ich einen Mann der bei jedem Auto das in seiner Nähe parkt hingeht und einen Parkzettel verkauft. Es ist so für ca. 20 Parkplätze zuständig.

 Auf dem Platz fällt mir ein kleiner Junge mit Gipsarm auf, nicht wegen seiner Verletzung sondern wegen seiner Hose. Die Hose ist oben nach vorne und hinten offen, so dass er sein Geschäft ohne Windel einfach machen kann. Ist doch wohl einfach praktisch und spart viel Windelmüll.

Mittwoch, 11.09.13: Heute stehen auf unserem Ausflugsprogramm der Sommerpalast, Kunming See und die Ming-Gräber.

 Wir kommen mit unserem Bus vom Norden an den Kunming See. Hierbei überqueren wir den Qinghe River und den Jingmi-Diversion-Channel die den See speisen. Wie wir den Park betreten werden wir von Gartenkunst in Form zwei großer Elefanten aus Buschwerk empfangen und wie wir schon oft gesehen haben von einer Gruppe Chinesen die am Tanzen sind.

 Wir überqueren wieder über eine der vielen Brücken den See, bei einem ganz prächtigen Torbogen. Diese Brücke hat auf jeder Seite einen reich verzierten und bemalten Torbogen sowie in der Mitte einen Pavillon.

 Auf der anderen Seite der Brücke kommen wir an das Marmorboot. Leider ist es zum größten Teil verdeckt durch eine Plane da es gerade restauriert wird. Im alten China bauten Herrscher Boote aus Stein um dem Volk zu zeigen das man einen guten Kaiser nicht stürzen kann wie das Boot nicht gestürzt werden kann. Hier am hölzernen Steg lies Kaiser Qianlong (1711-1799) dieses Marmorboot bauen.

 Hier am Wasser gibt es viele hölzerne Drachenboote mit denen man auf dem See shippern kann oder zu anderen Anlagestellen des Sees fahren kann. Neben dem Steg beginnt der 728m lange hölzerne Wandelgang und damit der längste Gang in den chinesischen klassischen Gärten.

 Er erstreckt sich parallel zum See bis zum Fuß des Berges am Sommerpalast. 273 verbundene Säulenpaare verbunden durch vier achteckige Pavillons die die vier Jahreszeiten symbolisierten sollen bilden dieses farbige Band vom Osten mit dem Tor der Einladung des Mondes (Pinyin Yaoyue) bis zum Tor im Westen im Pavillon des alten Mannes (Pinyin Shizhang). Er ist geschmückt mit mehr als 8.000 Bildern die geschichtliche und mythologische Szenen oder Landschafts-, Vogel- und Blumenmotive zeigen.

 Diese Long-Galerie wurde im fünften Jahr der Herrschaft von Kaiser Qianlong erbaut, damit seine Mutter bei jedem Wetter den Garten besuchen konnte. Wir gehen diesen hölzernen Laubengang von Westen nach Osten und kommen so an den Fuß des Berges auf dem der Sommerpalast steht.

 Wenn man vom Sommerpalast (Yiheyuan) spricht meint man die gesamte Parkanlage mit Kunming See und Wanshoushan (Berg der Langlebigkeit). Die gesamte Fläche umfasst 290 ha wobei ¾ der Fläche der See einnimmt. Die Chinesen nennen die Anlage „Garten des Friedens und der Harmonie im Alter“. Die Parkanlage mit dem See ist eine künstlich angelegte Landschaft mit Wasser, Felsen und Pflanzen. Eine Komposition erwartet den Besucher auf den vielen Wegen und Stegen. Der See ist das yin-Element und der Berg auf dem der Palast steht ist das yang-Element. Anfang des 20. Jahrhunderts zerfiel die Anlage und wurde erst 1949 wieder aufgebaut. Heute zieht die Anlage jährlich über 4 Millionen Besucher an.

 Über uns thront der achteckige Kontrollturm des buddhistischen Weihrauches. Kaiser Qianlong ließ ihn erbauen auf einem 21m hohen Steinfundament. Der Turm hat drei Ebenen die 41m hoch sind.

 Hier vom unteren großen Tor kann man den Berg erklimmen und sich den Palast mit seinen vielen Nebengebäuden und kleinen Palästen ansehen, wie z.B.  Halle der Jadewogen, Halle des Aromas, Halle der Erheiterung. Unser Weg führt uns aber wieder zurück durch die lange Holzgalerie zum Pavillon des Alten Mannes der direkt am Steg der Drachenboote endet.

 Nach einem kurzen Erfrischungsstopp an einem der vielen Gift-Shops geht es auf eines der vielen hölzernen Drachenboote. Wir wollen nun rüber ans Ostufer zu einer der Drei-Feen-Inseln, der Nanhi Insel bei der Gaoliang-Brücke.

 Vom See aus haben wir einen schönen Blick zu den Wanshou Bergen mit den Palastgebäuden. Von hier aus überragt der große achteckige Turm die anderen Palastanlagen.

 Noch weit bevor wir das Ufer ansteuern sehen wir diese große 150m lange und imposante Brücke mit ihren siebzehn Bogen die das Ufer mit der Insel verbindet.

 Hier am Ostufer des Kunming Sees steht ein großer Pavillon. Von diesen Türmen gibt es sechs verschiedene in der Anlage. Der Wenchang-Turm ist jedoch der größte mit über 10m Durchmesser.

 Wir verlassen die Insel und gehen noch ein Stück am Kunming-See entlang bis zu unserem Bus. Wenn man den Kunming See von oben betrachtet hat er die Form eines Pfirsichs, der in der Chinesen Gesundheit und Langlebigkeit voraussagt.

 Kurz dahinter beginnt die Siebzehn-Bogen-Brücke (Shiqikong Qiao) die während der Herrschaft von Kaiser Qianlong (1711-1799) erbaut wurde. Diese acht Meter breite und 150m lange Brücke führt hinüber zur Nanhi Insel. Diese eine drei Feen Inseln wurde aus dem Aushub vom See künstlich erbaut. Die Brücke soll sich wie ein Regenbogen über das Wasser spannen. Links und rechts stehen auf dem Marmorgeländer 544 Löwen. An jedem Ende stehen außerdem bizarr geschnitzte Tiere wie aus den Legenden. Die Insel soll angeblich einer großen kriechenden Schildköte ähnlich sein. Die Chinesen betrachten die Schildkröte als Symbol für Langlebigkeit.

 Per Bus geht es nun zu einer großen chinesischen Porzellanmanufaktur. Vor dem großen Gebäude stehen unzählige Busse. In diesem riesigen Gebäude gibt es neben einer großen Ausstellung- und Verkaufshalle auch eine Manufaktur. Hier werden die weltberühmten Cloisonné oder Jingtai Blau traditionellen Emailwaren hergestellt.

 Wir werden durch die Verkaufshallen in die Arbeitsräume von vielen Frauen geführt. Hier können wir die verschiedenen Schritte bei der Cloisonne Verarbeitung sehen. Schon in der Jingtai Zeit der Ming-Dynastie (1450- 1456) wurde dieses sehr aufwendige Verfahren genutzt. In mehr als zehn Verfahren wird hier Bronze in verschiedene Formen gegossen. Anschließend wird auf die Gefäße, Schalen oder Vasen Gold- oder Bronzefäden angebracht. Die Cloisonns oder Hohlräume werden mit Emaille in verschiedenen Farben gefüllt und dann bis zu drei Mal gebrannt. Daneben gibt es aber die ganz traditionelle handbemalten Vasen und Schalen die sich auch der normale Tourist leisten kann.

 Nach diesem Besuch geht es weiter zu den Ming Gräbern, einer Begräbnisstätte von dreizehn Kaisern der Ming-Dynastie. Hierzu fahren wir rund 50km raus aus Beijing an den Berg Tianshou.

 Wir halten am Dahong-Tor und betreten dann diese riesige Anlage. Es gibt hier einen Übersichtsplan der gesamten Anlage wo die einzelnen der dreizehn Kaisergräber (Siling, Zhaoling, Kangling, Dingling, Tailing, Maoling, Yuling, Qingling, Xianling, Changling, Jingling, Yongling, Deling) sind. Auf einer Fläche von rund 80km2 sind die einzelnen Gräber in einem Talkessel der Tianshou-Berge.

 Die Ming-Gräber sind 2003 in die Liste der Weltkulturerbe und Naturerbe der Menschheit aufgenommen worden und seither ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen aus alle Welt.

 Am Haupteingang zur Grabanlage ist ein Museum in dem man die Geschichte der dreizehn Kaisergräber zeigt sowie Fotos und Schriften zu den Ausgrabungen und Renovierungsarbeiten. Das erste Grab (Changling) wurde im Jahr 1409 fertiggestellt und das letzte Grab (Siling) 1644.

 Früher war das ganze Tal abgesperrt durch eine 40 km lange rote Mauer mit 10 Wachttürmen. Nur die Soldaten der Wache und einige Bauern die die Gräber pflegten durften sich hier aufhalten. Diese Grabanlage wurde aber mehrfach im Jahr vom amtierenden Kaiser besucht. Wir durchschreiten einige Tore und kommen so an das wohl besterhaltene Grabmal (Mausoleum) des Kaisers Chang Ling.

 Hier im Mausoleum, das drei Vorhöfe hat liegt der Kaiser Zhu Di und seine Kaiserin Xu.

 Folgt man nun weiter den Weg zum nächsten Hof kommt man auf eine große und lange Allee. Es ist der „Heilige Weg“ oder auch „Seelenweg“ der mit 12 Menschenfiguren und 24 Tierfiguren gesäumt ist.  Schon vor 2000 Jahren gab es den Brauch bei Grabstätten Steinfiguren aufzustellen. Sie sollen symbolisieren das der Kaiser im Leben so wie auch nach dem Tod von seinen Wächtern verteidigt und geschützt wurde. Alle 36 Figuren sind aus einem weißen Steinblock gehauen.

 Es folgen Generäle die die Gräber bewachen. Dann folgen verschiedene Tiere die jeweils stehend und sitzend immer paarweise sind. Der Legende nach sollen die Tiere sich immer abwechseln bei der Bewachung, deshalb stehend und sitzend. Zuerst kommen die stehenden und sitzenden Pferde. Dann folgen Qilin-Fabeltiere, Elefant, Kamel, Zhi-Fabeltier und der Löwe. Jemals stehend und sitzen mal zwei sind die 24 Steinfiguren.

 Bei den Fabeltieren handelt es sich bei Xiezhi um ein mythologisches Einhorn, Qilin ist eines der vier "göttlichen“ Tiere. Die anderen drei göttlichen Tiere sind der Drachen, der Phoenix und die Schildkröte. Obwohl es die Schildkröte ja gibt wird sie von den Chinesen als göttlich verehrt weil sie für ein langes Leben als Symbol steht.

 Am Ende des Heiligen Weges kommt wieder ein großes Tor mit einer Schildkröte. Dann verlassen wir die Anlage und fahren mit dem Bus zurück nach Beijing in unser Hotel.

Donnerstag, 12.09.13: Heute am Abend geht es für einen Teil der Gruppe per Schlafwagen nach Shanghai. Da die Entfernung Peking Shanghai rund 1300 km sind werden wir die Nacht im Schlafwagen verbringen und am nächsten Morgen ausgeschlafen ankommen.

 Der Bahnhof ist ein sehr modernes Gebäude und abgesichert wie ein Flughafen. Bevor wir jedoch zu unserem Zug runter an die Gleise gehen heißt es noch was Essen denn die Fahrt und Nacht wird lang. Einige entscheiden sich für eine chinesische Nudelsuppe. Sie schmeckt sehr gut nur die Nudeln per Stäbchen essen ist für mich neu und so stelle ich mich auch ungeschickt an. In Kombination mit Löffel und Stäbchen werde auch ich satt.

 Nun heißt es runter zu den Gleisen und den richtigen Zug finden. Dank unserem Guide finden wir auch durch die große Halle runter zu den Gleisen, besser gesagt zu unserem Zug.

 Wir steigen in eine supermoderne Bahn ein. Außen steht CRH drauf, was heißen soll China Railway High-Speed. In China werden Schnellbahnstrecken gebaut von über 200 km/h 13.000 km und für über 300 km/h für 5.000 km. Unsere Strecke von 1318 km zwischen Peking und Shanghai ist eine Strecke die für 380 km/h ausgelegt ist. Sie wird aber nur bis zu 300 km/h befahren was eine Reisezeit von 4:48 h sind. Die Strecke hat überwiegend eigene Trassen und überquert dabei 28 Brücken von denen vier Brücken zu den längsten der Welt gehören, wie z.B. die Yangseüberquerung auf der 9km langen Dashengguan Brücke. Davon bekommen wir allerdings heute Nacht nichts mit.

 Wir machen es uns gemütlich in unseren Kojen und wachen am nächsten Morgen in Shanghai auf.

Freitag, 13.09.13: Früh am Morgen herrscht Betrieb in den Toiletten und Waschräumen. Schnell eine Katzenwäsche und schon verlassen wir mit unserem Gepäck den Zug und den Bahnhof.

 Wie wir den Bahnhof verlassen werden wir gleich mit dem Verkehr einer Großstadt konfrontiert, aber nicht wie bei uns nur mit Autos denn hier stehen ganz vorn jeder Menge Zweiräder. Der Anteil der Fahrräder ist hierbei sehr gering.

 Shanghai oder wie die Einheimischen ihre Stadt nennen Hu oder Shen. Der Name ist entstanden aus dem chinesischen Zeichen (shàng) und dem Zeichen (hǎi) = "Meer". Zusammen gesetzt könnte man daraus die Stadt hoch über dem Meer ableiten. Mit dem Meer sprich Wasser hat sie auch viel zu tun. Shanghai ist die bedeutendste Industriestadt von China und zählt mit ihren rund 15 Millionen Einwohnern zu einer der größten Städte weltweit. So wie in Beijing leben hier rund 15 Mill. Menschen ständig und rund 8 Mill. mit begrenzter Aufenthaltsgenehmigung. Die Stadt untersteht direkt der Zentralregierung.

 Wir fahren direkt zu unserem Hotel, das  am Rand der Altstadt liegt. Es wird eingecheckt und kurz verschnauft, denn heute steht noch ein umfangreiches Besichtigungsprogramm auf unserer Liste.

 Unsere erste Fahrt geht ans Wasser, an den Hunagpu-Fluss. Hier verläuft die Uferpromenade „The Bund“ die nicht nur die ausländischen Touristen sondern auch viele Chinesen hierher zieht. Zur Weltausstellung in 2010 wurde die komplette Promenade neu gestaltet und der Autoverkehr unter die Erde verlegt.

 Es gibt auf beiden Seiten des Flusses viel zu sehen. Auf unserer Seite ist der ältere und zum Teil historische Teil erhalten. Sehr beeindruckend ist die Haus Nr. 29, das ehemalige britische Konsulat oder auch die Nr. 19a das Peace Hotel aus 1926. Dazwischen stehen viele alte Gebäude die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurden.

 Beim Blick über den Fluss sieht man das Wirtschaftszentrum von Shanghai den 1990 gegründeten Stadtteil Pudong. Hier arbeiten Menschen aus aller Welt in den höchsten Bürotürmen der Welt. Das zweithöchste Gebäude ist der Jinmao-Tower mit 88 Stockwerken. Daneben steht das Shanghai World Financial Center, das zur Zeit höchste Gebäude. Gebaut wird noch am Shanghai Tower der dann mit 632 m Höhe das höchste Gebäude Chinas wird. Interessant ist auch der Oriental Pearl Tower. Den Jinmao Tower werden wir heute Abend noch besichtigen.

 Wir verlassen die Uferpromenade und freuen uns aus der grellen Sonne und enormen Hitze zu kommen, denn es geht an den Rand der Altstadt. Wir laufen kreuz und quer durch die schmalen Gassen und kommen an einen Basar mit vielen kleinen Geschäften.

 Diese kleinen Shops sind der ideale Platz um sich seine Andenken an China zu kaufen. Hier gibt es ganz typische chinesische Puppen, Jadesteine, Antiquitäten die den Originalen nachgearbeitet sind. Interessant sind auch die vielen Kalligrafien. Hier lassen sich viele Touristen ihren Namen in chinesischen Schriftzeichen auf malen.

 Die vielen unterschiedlichen Läden sind ein Paradies für Andenken. Man sollte jedoch beim Preis sehr vorsichtig sein, denn die Händler beginnen oft mit dem 10fachen Wert ihrer Ware. Handeln ist also Pflicht wenn man nicht zuviel zahlen will.

Ende Teil 3                                                                                                                                                                                                                                                                                                Teil 4