Magnifique Côte d`Azur 2011

French Riviera Marathon und Firenze Marathon

Lauferlebnisreise von der Côte d`Azur nach Florenz

18. – 28.11.2011 von Bernd Neumann Teil 2

 

 Nun sind schon 7 Tage rum und die vielen Eindrücke von der herrlichen Côte d`Azur mit außergewöhnlich gutem Wetter für Ende November lassen einen nur schwer Abschied nehmen von dieser Region. Wir wollen jedoch weiter nach Florenz wo am 1. Advent der Firenze-Marathon stattfindet. Unser Hotel in Florenz haben wir gestern per Internet gebucht.

Donnerstag 24. November: - Heute nehmen wir Abschied von Nizza. Die Fahrt geht entlang der Küstenstraße nach Italien. Schon kurz nachdem wir Nizza verlassen haben halten wir auf der Höhe vom Parc Municipal du Mont Boron an und fotografieren nochmal die Stadt sowie die ganze Bucht von Nizza von oben. Dreht man seinen Blick übers Meer zur anderen Seite hat man einen herrlichen Blick auf Cap Ferrat.

 Ist man erst mal raus aus Nizza hat man drei Möglichkeiten über Monaco zur italienischen Grenze zu kommen. Ab hier gibt es die drei Corniches. Das Wort Corniches heißt Klippenstraße. Es gibt die Möglichkeiten entweder oben durchs Gebirge, in der Mitte durch die Felsenlandschaft oder ganz unten am Wasser durch die Dörfer zu fahren. Die oberste ist die Grande Corniche und auch die berühmteste Panoramastraße der Welt. Selbst wer noch nie hier war kennt sie aus dem James Bond Film Golden Eye. Der Film beginnt mit einer spektakulären Verfolgungsjagd von James Bond in einem Oldtimer die russische Kampfpilotin Xenia Onatopp in einem Ferrari jagt.

 Die Grande Corniche, die Große Klippenstraße führt entlang der alten Römerstraße Via Aurelia und wurde von Napolen I. erbaut. Sie verläuft teilweise in schwindelnder Höhe bis zu 500m über NN. Nach dieser Schilderung war sie für mich nicht befahrbar und wir nahmen abwechselnd die mittlere und untere Corniche.

 Den nächsten Foto-Stopp machen wir oberhalb von Villefranche-sur-Mer. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick in die Bucht den direkt am Wasser liegenden Ort.

 Anschließend fahren direkt runter zum Cap. Leider kommen wir nicht ans Wasser, denn die Küstenstreifen sind alle dicht besiedelt von großen Villen. Keine Bürgersteige und keine Menschen auf den Straßen. So fahren wir weiter nach Beaulieu-sur-Mer. Zwischendurch nochmal einen kurzen Foto-Stopp auf Corniche Moyenne (mittlere Klippenstraße) und dann runter zur Corniche Inférieure oder auch Corniche du Litoral.

 Während am frühen Morgen uns die Sonne noch entgegen kam und teilweise geblendet hat kommt sie jetzt vom Meer und wir können das Blau des Wassers und des Himmels bewundern. Wir sind noch nicht weit gekommen und müssen schon wider an einem der vielen Parkplätze direkt am Wasser stoppen. Wir sind an der Halbinsel L´Isoletta kurz bevor wir das Cap Estel durch den Tunnel umfahren müssen. Es ist einfach zu schön um nur zu fahren. Diese herrliche Landschaft muss man auch genießen. Hier führt die Straße direkt am Wasser entlang so das auch der Fahrer was von der Landschaft sieht.

 Die Corniche Inférieure sollte man unbedingt von Nizza aus in Richtung Menton fahren, denn die Parkbuchten befinden sich immer an der Meerseite. Es ist auch gefährlich einfach auf der Straße zu wenden um auf einen der Parkplätze zu kommen. Hinzukommt auch das die Straße mit einer halbhohen Schutzmauer eingesäumt ist und so einen Teil des Ausblickes verwehrt.

 Wir wechseln vor Monaco von der Corniche Inférieure auf die Moyenne. Bei Durchfahrt des Fürstentums fahre ich ein Stück der Grand Prix Strecke durch die Stadt. Zwischen Monte Carlo Beach und Cap Martin umfahren wir die Baie de Roquebrune. In Roquebrune-Cap-Martin versuchen wir wieder raus auf´s Cap zu fahren um einen Blick zum Meer zu haben. Auf der Seite nach Monaco gelingt uns dies nicht, aber auf der anderen Seite öffnet sich der Blick nach Menton.

 Wir kommen über die Avenue Sylvio de Monlèon direkt runter ans Meer und direkt in die Bucht von Menton. Hier fällt uns die eigenartige Weihnachtsbeleuchtung auf den bizarren Ästen der Bäume auf. Da wir Menton schon besichtigt haben fahren wir über die Küstenstraße, Promenade du Soleil vorbei am Fischerei- und Yachthafen auf die Port de France. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zur französisch italienischen Grenze. Direkt an der ehemaligen Grenzstation machen wir nochmal halt und fotografieren Menton von der italienischen Seite aus.

 Nun Sind wir in Italien. Hier beginnt die italienische Riviera. Als italienische Riviera bezeichnet man die ligurische Küste die sich von der französischen Grenze bis in die Ausläufer der Toskana zieht. Unterteilt wird dieser Küstenabschnitt in die vier Provinzen, von West nach Ost Imperia, Savona, Genoa, La Spezia. Dies wird auch unser nächstes 2-Tagesprogramm sein.

 Heute fahren wir den 1. Abschnitt von Nice (Frankreich) bis nach Recco (Italien). Die Strecke ist an der Küste entlang ca. 250km. Die ligurische Küste wird nochmal unterteilt in die Riviera di Ponente, dem küstenabschnitt von der franz. Grenze bis nach Genua und in die Riviera di Levante, dem Küstenabschnitt von Genua bis hinter La Spezia. Wir sind nun schon einige Stunde auf der Küstenstraße unterwegs und haben die Orte Ventimiglia, Bordighera, San Remo und Santo Stefano al Mare durchfahren. Der Küstenstreifen um San Remo wird auch werden wegen der charakteristischen Blumenfelder und Blumenmärkte auch als Riviera dei Fiori (Blumen-Riviera) bezeichnet.

 Wir sind auf der Via Aurelia unterwegs. Die erste Via Aurelia ist die Römerstraße die der Censor Gaius Aurelius Cotta im Jahre 241 v. Chr. In Auftrag gab. Sie verlief von Rom aus die Küste entlang bis Pis bzw. Luna. In späterer Zeit wurde sie als Via Aemilia und als Via Iulia Augusta bis Arles erweitert. Nun war sie schon 962km lang. Im heutigen Italien ist die Via Aurelia die Staatsstraße SP 1 und eine wichtige Fernverkehrsstraße die im Wesentlichen auf der antiken Trasse verläuft. Sie verbindet Rom mit Ventimiglia an der französischen Grenze.

 Wir fahren immer am Meer entlang wo es viele kleine Buchten gibt mit feinem Kieselstrand. Hier und da ist auch noch ein Sonnenanbeter am Strand. Kein Wunder, denn Windgeschützt ist es noch um die 20 Grad hier. Wir fahren durch San Lorenzo al Mare. Der Ort befindet sich in einer seismisch moderat bis stark aktiven Zone.

 Nur knapp 5km weiter befindet sich die Stadt Imperia (Porto Maurizio und Oneglia). Als wir über die Höhe von Porto Maurizio kommen blicken wir auf Oneglia. Die Altstadt von Oneglia zieht sich vom nahen Hügel bis ans Meer und gilt als einer der Hauptumschlagplätze für Olivenöl in Italien. Wir fahren durch die verwinkelte Altstadt von Oneglia direkt zu einem der Hafenanleger. Hier machen wir bei herrlichem Sonnenschein Rast und genießen den Blick übers Meer sowie zu den vielen bunten Häusern der Stadt. Aus dem Stadtteil Oneglia stammt auch der genuesische Admiral und Fürst von Melfi Andrea Doria. Nach ihm wurde auch das schnellste und vermeintlich sicherste Schiff Italiens benannt. 1956 ist es schließlich gekentert und wird am Leben erhalten durch Udo Lindenbergs Lied „ Alles klar auf der Andrea Doria“.

 Hinter Imperia geht die via Aurelia bergauf mit herrlichem Blick runter zum Meer. In Serpentinen abwärts erreichen wir Diano Marina der sich mit San Bartolomeo al Mare einige Kilometer am Strand entlang zieht. Dann geht es wieder durch Capo Mimosa Rollo und um das Capo Mele. Von hier sehen wir schon die Insel Gallinara die bei Alassio im Meer liegt.

 Alassio ist eine Touristenstadt, da es hier über 3km Sandstrand gibt. Beleibt ist vor allem der kleine Fischerhafen Luca Ferrari. Die Stadt liegt zwischen dem Capo Mele und dem Capo Santa Croce. Vorgelagert liegt die Insel Gallinara, deren Name kommt von den wilden Hühnerpopulationen (Gallina wird mit Huhn oder Henne übersetzt). Die Insel sowie das darauf befindliche Benediktinerkloster kann nicht besichtigt werden da die Insel 1842 in Privatbesitz verlauft wurde. Es sind noch 95km bis Genua.

 Wir fahren weiter entlang der SP1 durch Loano und und machen Halt bei Località Monte. Hier lädt uns der Sonnenschein und der gigantische Felsen ein Rast zu machen. Wir gehen über den Holzsteg aufs Wasser. Der Blick ist mal wieder ein Traum. Die Küste ist hier mal wieder besonders schön.

 Hinter jedem Cap ist wieder eine schöne Bucht und so geht das kilometerlang immer so weiter. Wir fahren weiter durch die mittelalterliche Stadt Noli und Bergeggi nach Savona. Der Hafen von Savona gehört zu den fünf bedeutendsten Häfen Italiens, denn hier werden die automarken Lancia und Fiat aus dem 140km entfernten Turin verschifft. Aus der Stadt kommt auch Michele da Cuneo, der Teilnehmer war bei Christoph Columbus 2. Expedition.

 Wir wollen heute noch Genua passieren um morgen mehr Zeit für verschiedenen besondere Punkte zu haben. So müssen wir noch rund 70km fahren um hinter Genua ins kleine Städtchen Recco zu kommen. Das sind normalerweise über die SS1 etwas mehr wie zwei Stunden. Würden wir gut durchkommen wären wir bei beginnender Dunkelheit dort. Wir komme gut durch die folgenden größeren Ort wie Varazze, Arenzano und Voltri. Dann kommt Genua, die die Einwohnerzahl von Frankfurt am Main hat. Hier führt uns die Via Aurelia direkt um den Hafen und dann in die Altstadt und das zum Feierabendverkehr. Das Navi schaltet manchmal nicht schnell genug und schon sind wir in einer Seitengasse wo es nur noch Stop und Go geht. Aber auch das meistern wir und haben für die rund 30km mit Vororten in 2 ½ Stunden geschafft. Wir am östlichen Zipfel von Genua in Nervi. Dieser Vorort besteht fast nur aus Villen und Parks weshalb es hier schon im 19. Jh. die europäische Aristokratie hier hin zog. Wir sehen leider nichts mehr es ist dunkel und die Straße zieht sich weiter zick zack an der Küste entlang. 1okm fahren wir noch und sind dann müde und suchen uns in Recco ein Quartier. Wir sind heute rund 250km gefahren, Halbzeit auf dem Weg nach Florenz.

Freitag 25. November: - Heute Morgen geht es früh weiter, denn es liegen nach rund 250km und viele schöne Dinge an unserem Weg nach Florenz. Wir fahren noch weiter an der ligurischen Küste entlang, auf dem Teil der Riviera di Levante, dem Küstenabschnitt von Genua bis hinter La Spezia. Ligurien ist heute nicht nur durch den Tourismus sondern auch seine küche bekannt. In der ganzen Welt kennt man durch das Olivenöl und den Wein der Region, das Pesto alla Genovese und die Ravioli.

 Zwischen Recco und Rapallo liegt die Halbinsel des Naturparks Portofino (Parco naturale regionale di Portofino). Schon am Ortsende steigt die Straße SS1 an. Wir erklimmen Höhenmeter um Höhenmeter. Dann sind wir hinter Ruta durch einige Kehren auf dem ersten Sattel. Bevor der Blick zum Meer verschwindet halten wir an und blicken nochmal auf die Bucht von Recco.

 Nun geht es durch den Wald mit engen Kurven nach San Lorenzo della Costa. Der Blick fällt jetzt auf der anderen Seite der Halbinsel hinunter nach Rapallo. Jetzt geht es wieder in vielen Kehren runter ans Meer. Zwischen Rapallo und Chiavari schlängelt sich die Straße an den Felsen entlang. Dann gibt es ca. 10km Küstenstraße und nun weiter ab in die Berge. Die Via Aurelia verlässt nun die Küste und zieht sich durch eine wunderschöne Bergregion.

 Über La Baracca und Mattarana erreichen wir Carrodano. Es geht langsam auf kleiner Straße bergab unter der Autobahn durch nach Pogliasca. Hinter dem Ort ist die Straße SP 1 ins Tal gesperrt. Wir fahren trotzdem weiter weil es keine Umleitung gibt. Es kommt uns auch ab und zu ein Auto entgegen. Wie sieht es denn hier aus, das Tal gleich einem Bombenangriff. Als hätte sich eine 100m breite Walze durch das Tal den Weg nach unten gesucht sieht es hier aus. Wir sind erschrocken. Aber das war nur der Anfang von dem was wir dann sahen. Es ist heute der 25. November, genau vor einem Monat gab es in der Region schwere Regenfälle die die Bächlein in diesen Bergen in reisende und rasende Ströme verwandelten. Sie rissen an den Steilhängen Schlammlawinen ab und die gesamte Flut aus Schlamm und ausgerissenen Bäumen wälze sich ins Tal runter. Der Ort Borghetto di Vara wurde fast dem Erdboden gleich gemacht. Die Zeitungen erzählen von Bewohnern die von ihren einreisenden Häusern erschlagen wurden, andere sind von einer einbrechenden Wasserbombe überrascht worden und ertrunken. Wir fahren durch den Ort und sehen noch heute, dass viele Straßen noch unter dem Schlamm liegen. Unentwegt hört man LKW´s und Bagger die hier arbeiten. Wir sind erschüttert. Unsere Weiterfahrt über die Via Aurelia hat hier ihr Ende. Es geht nicht mehr weiter, denn es gibt teilweise keine Straße mehr.

 Es gibt nur eine Möglichkeit aus diesem Tal des Grauens zu kommen und das ist die Auto-Strada Azzura. Wir fahren auf die Autobahn, selbst die ist teilweise nur einspurig befahrbar und sehen, wie sich neben uns der Fiume Vara einen sehr breiten Weg zum Meer gebahnt hat.

 Nach rund 25km Autobahn fahren wir ab bei La Spezia, denn wir wollen nach Cinque Terre. La Spezia ist die zweitgrößte Stadt der Region mit rund 100.000 Einwohnern. Die Stadt liegt tief in einer Bucht von 4,6 km Länge und 3,2 km Breite. Sie wird von einem 2.210m langen Wellenbrecher vom Ligurischen Meer abgetrennt. Um der Stadt weitere Expansion zu ermöglichen wurde sogar ein ganzer Berg abgetragen. Durch die geschützte Lage wurde der Hafen ein großer Marinestützpunkt.

 Wir fahren durch die Stadt um den Hafen und folgen der SP 370 über die Via delle Cinque Terre. Es geht in vielen Kehren aufwärts. Kurz vorm Abzweig nach Biassa geht es durch einen längeren Tunnel quer durch den Berg. Auf der anderen Seite haben wir die Halbinsel durchquert. Nun geht es über eine kleine Straße immer an den Felsen entlang zur ersten Stadt von Cinque Terre.

 Cinque Terre (italienisch für fünf Länder) ist fünf Kilometer felsige Küste mit fünf Ortschaften die früher teilweise nur vom Wasser aus zu besuchen waren. Die fünf Orte sind Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore die im Jahre 1997 zusammen mit Porto Venere zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden. Die steilen Berge hinter den Dörfern wurden terrassenförmig angelegt nur aus dem Stein des Berges um eine landwirtschaftliche Nutzung zu haben. Es werden hauptsächlich exzellente Weine angebaut, die durch die sonnige mediterrane Lage nahe am Meer und des leichten nährstoffreichen Bodens der Wein hier besonders gut gedeihen. Auf diesen engen und steilen Terrassen stehen manchmal nur zwei bis drei Weinstöcke. Das Arbeiten hier ist nur für schwindelfreie, also nichts für mich.

 Wir stellen das Auto kurz ab und nehmen einen ersten Blick runter zum Wasser. Von hier oben sieht man wie eng es dort unten zwischen den Häusern ist. In den abschüssigen Geländeeinschnitten liegen vier der fünf Dörfer direkt am Wasser, nur Corniglia liegt auf einem Felsvorsprung rund 100m über dem Meer. Wir fahren noch ein Stück weiter wo eine kleine Straße abbiegt die runter nach Riomaggiore eng am Felsen entlang führt. Nichts für mich, also fahren wir noch ein Stück weiter und haben nochmal einen schönen Blick auf Riomaggiore.

 Wer wie es nicht wagt diese kleinen Straßen am Felsen entlang sich nach unten zu fahren hat noch eine alternative. Es gibt eine Eisenbahnverbindung von La Spezia aus die in allen Dörfern hält. Sehen kann man jedoch nichts denn außer den Bahnhöfen geht es nur durch Tunnel, weshalb auch von oben nicht zu sehen ist.

 Nun geht es wieder zurück und in La Spezia auf die Via Aurelia die Staatsstraße SS1 oder SP1. Es sind zwar nur rund 30 km bis Carrara unserem nächsten Ziel, aber über Sarzana, Colombiera, Nazzano und San Luca wo sich Ort an Ort reiht geht es nur extrem langsam voran. Wir brauchen wir fast 2 Stunden bis nach Carrara.

 Aus Carrara kommt der weltbeste Marmor und das wusste auch schon Michelangelo als er sich persönlich den Marmorblock für seinen David geholt hat. Carrara (keltisch für Steinbruch) ist der weltgrößte Exporteur für das edle Weiß. Wir sind an den Füßen der Apuanischen Alpen in der Region Toskana. Schon weitem sehen wir die weißen flecken in den Bergen. Hier wird nicht nur der meiste Marmor der Welt gewonnen, sondern auch die allerbeste Qualität, den marmo statuario, der sich gegenüber den niedrigeren Qualitätsstufen ordinario und venato durch seine feine Körnung und sein reines Weiß auszeichnet. Nicht nur das reine Weiß sondern auch die feine Körnung und der Glanz machen diesen Stein für die besten Bildhauer der Welt sehr wertvoll. Die Apuanischen Alpen werden kleiner, denn schon seit weit vor Chr. wird hier in den Bergen das weiße Gold abgebaut.

 Wir fahren durch Carrara in die Berge, denn wir wollen direkt in die Marmorbrüche. Hier befindet sich ein kleiner Ort Namens Colonnata. Die Straße die in das Dorf hinauf führt ist sehr eng und man muss manchmal am Ausweichpunkt warten, denn es passen teilweise keine 2 Autos aneinander vorbei. Wir folgen der Straße die neben dem Fluss Carrione dem Bergeinschnitt folgt und kommen an einigen stillgelegten Steinbrüchen vorbei. Insgesamt gibt es hier in den Bergen siebzig Marmor-Steinbrüche von denen noch vierundvierzig auf einer Fläche von 500 Hektar aktiv bearbeitet werden.

 Je näher wir dem Dorf kommen je größer werden die weißen flecken in den Bergen. Auf dem oberen Teil des Weges gibt es viele Bildhauer die sich hier niedergelassen haben und aus den Resten der Steinbrüche ihre Kunstwerke hervorbringen. Reste deshalb weil so ein verkaufsfähiger Marmorblock rund 10 Tonnen wiegt und einen LKW füllt.

 Colonnata wurde um 40 v. Chr. gegründet für die Steinbrucharbeiter. Der Überlieferung zufolge geht der Name auf eine Kolonie von Sklaven zurück, die für die Römer den Marmor gewinnen sollten. Durch zahlreiche historische und archäologische Zeugnisse ist dies belegt.

 Wir kommen in den Ort und gehen über die Piazza Palestro die vollständig mit Marmorplatten bedeckt ist. Der Ort wirkt eng und dunkel in den Gassen. An vielen Häusern blättert der Putz ab oder sie sind ungeputzt, aber fast überall finden wir Spuren von Carrara Marmor an den Fassaden, Türen oder Fenstern. Es ist egal in welche Richtung man aus den Straßen oder Gassen blickt überall geht der Blick auf offene Felsen mit dem Marmor. Um den Ort werden vor allem die Carrara-Marmorsorten Venato, Arabescato, Bardiglio und auch den Statuario, der Bildhauerstein, abgebaut.

 Im kleinen Ort gibt es zahllose Restaurants, Bars, Trattorien und erstaunlich viel kleine Geschäfte. Im Sommer muss hier richtig was los sein. Jetzt so Ende November kann man ruhig durch die engen Gassen schlendern und wird nur von den Einheimischen gemustert. Aus der Zeit der Steinarbeiter hat sich eine kalorienreiche Speise zu einer Spezialität entwickelt. Es ist der Lardo Colonnata, ein besonders gereifter fetter Speck. Zur Haltbarmachung wurde dieser ein halbes Jahr in ein Marmorbecken gelegt.

 Auf einem Platz steht die rosafarbene Kirche San Bartolomeo. Davor ein großes Denkmal für die verunglückten Steinbrucharbeiter. In der Kirche befindet sich ein Flachrelief in Marmor und Bronze, das zum Anlass des zwanzigsten Todestages von Papst Johannes XXIII. aufgestellt wurde. Sehr schön ist auch das sehr große Relief vom Heiligen Abendmahl.

 Wir verlassen wieder Collonata und fahren die schmale Straße runter ins Tal nach Carrara. Nun sind es noch rund 150km bis zu unserem Hotel in Florenz. Um noch etwas von der Landschaft zu sehen fahren wir über die Landstraßen durch Massa und Pietransanta und Massarosa nach Luca. Noch für vor Luca ist es ganz schnell dunkel und so fahren wir den Rest bis zu unserem ****Hotel Best Western Villa d`Annunzio in einem ehemaligen Kloster.

Samstag 26. November: - Nachdem wir uns die Riviera oder besser gesagt die Côte d`Azur angesehen haben sind wir jetzt in der Toskana und ganz genau in der Hauptstadt der Toskana. Richtig wir sind in Firenze (Florenz). Hier findet am 1. Advent und das schon zum 28. Mal der Firenze Marathon statt, an dem ich teilnehme.

 Nach der anstrengenden Fahrt schlafen wir aus und frühstücken in Ruhe. Anschließend machen wir uns zu Fuß zur Marathon-Expo. Nach ca. 15 Minuten kommen wir an auf der Viale Malta. Hier hängen auch schon viele Hinweise auf das morgen stattfindende Ereignis, den Firenze Marathon.

 So nun kommt fast überall gleiche Prozedere. Achtung, wir sind in Italien und da ist auch ein Gesundheitszeugnis notwendig. Immer darauf achten das es nicht älter als 1 Jahr ist. Und damit nicht ins die Hose geht ist es besser dies nochmal im Original zur Startunterlagenausgabe mitbringen. Gesagt, getan. Im Eingangsbereich der Marathon-Expo hängt eine Liste aus wo sich jeder nach Alphabet findet. Da ich keine Meldeunterlagen dabei habe wird mir mit dem Vorzeigen des Gesundheitszeugnisses ein Formular ausgefüllt womit ich am Schalter meine Startnummer abholen kann. Anschließend geht es durch zwei Hallen bis zum letzten Stand wo wir unseren Marathon-Beutel erhalten. Hier ist auch ein Funktions-Shirt enthalten. So jetzt geht es zum Ausgang und das noch einmal komplett zurück durch die Hallen und das bei dem jetzt um die Mittagszeit enormen Gedränge. Da wäre wohl ein Ausgang am Ende der Halle sinnvoller.

 Nun geht es per Bus zur Piazza Della Libertà. Von dort ist es nicht mehr weit über die Via Camillo Cavour bis zur Altstadt. Nach ca. 1km stehen wir vor einem der faszinierendsten Bauwerke der Stadt, dem Dom.

 Bevor wir unseren Rundgang aufnehmen hier vorab noch ein paar Fakten zur Stadt. Florenz (Firenze) ist die Hauptstadt der Toskana mit rund 375.000 Einwohnern. Sie ist Mittelpunkt einer Metropolregion wo rund 1,5 Mill. Menschen leben. Durch die Stadt fließt der Arno. Von Norden her kommt der Mugnone der in den Arno fließt. Die Stadt grenzt im Norden an die toskanisch-emilianischen Apenninen, im Süden sind die sanften Hügel des Chianti.

 Schon im 19. Jahrhundert wurde die Stadt als das italienische Athen bezeichnet auf Grund seiner kulturellen Bedeutung. Hier finde icheine Beschreibung auf der Internetseite vom Firenze-Marathon als sehr treffend worin steht: Es ist die Faszination von Jahrhunderten an Kunst, Geschichte und Kultur welche dich Schritt für Schritt entlang der 42,195 km des Firenze Marathon begleitet. Eine einzigartige Emotion die nur von denen beschrieben werden kann, die bereits in Florenz gelaufen sind und welche den Laufklassiker für Tausende von Laufbegeisterten aus aller Welt zu einem unverzichtbaren Termin, pünktlich am letzten Sonntag im November, macht. Auf diesen Satz werde ich nochmal eingehen, wenn ich die 42,195km hinter mir habe und mein Kamerachip gefüllt ist.

 Die florentinische Architektur die durch die Renaissancearchitektur beeinflusst wurde haben im 15. Jh. Brunelleschi, Donatello und Masaccio geprägt. Förderer der damaligen Bauten waren reiche Bankiers und Kaufleute. Bei der Aufnahme der historischen Altstadt von Florenz in das UNSECO-Welterbe hieß es im Antrag: „Jede Rechtfertigung wäre lächerlich und unverfroren", da sich hier die „weltgrößte Anhäufung universell bekannter Kunstwerke“ befinde. Da ich nicht unverfroren sein will gehe ich nur kurz auf die aus meiner Sicht sehenswertesten Gebäude ein.

 Wir sind auf der Piazza del Duomo und hier befindet sich nicht nur der alles überragende Dom sondern auch den nebenstehenden Campanile und das Baptisterium. Unser Blick fällt zuerst aus der schmalen Gasse auf das Baptisterium, der Taufkirche des heiligen Johannes.

 Wir sind auf der Piazza del Duomo und hier befindet sich nicht nur der alles überragende Dom sondern auch den nebenstehenden Campanile und das Baptisterium. Unser Blick fällt zuerst aus der schmalen Gasse auf das Baptisterium, der Taufkirche des heiligen Johannes.

 Das achteckige Gebäude wurde um 1128 nach 70jähriger Bauzeit vollendet. Sie verdankt ihren Rum den drei monumentalen Bronzeportalen, im Süden, Norden und Osten. Die Bronzeplatten des Ostportals wurden von Michelangelo entworfen. Die achteckige Kuppel ist von innen ganz mit einem Mosaik bedeckt. Dreht man sich jetzt nach links erscheint zuerst nur die monumentale Fassade des Domes. Beim Blick in die linke Gasse sieht man ein wenig die rote Kuppel und beim Blick nach rechts vorbei erscheint der lange Campanile.

 Wir gehen anschließend einmal rund um den Dom und kommen an den Campanile, den 82m hohen Glockenturm. 414 Stufen führen nach oben. Auch hier ist die Marmor-Außenfassade in den Farben weiß, Rosa und Grün gehalten. Sehr schön sind die Statuen, die Donatelli und anderen namhaften Künstlern in den Nischen über den Rautenkassetten.

 Begonnen mit dem Bau Ende des 13.Jahrhunderts haben die berühmten Baumeister Arnolfo di Cambio, Giotto, Andrea Pisano, Francesco Talenti und Giovanni Ghini. Sie wollten ein Bauwerk errichteten, welches alle anderen der Stadt an Schönheit und Ausmaß übertraf. Erst nach zahlreichen Unterbrechungen krönte Filippo Brunelleschi von 1420 bis 1434 das Bauwerk mit dem Aufsehen erregenden architektonischen Meisterstück, der roten Kuppel die auch das Stadtbild mit geprägt hat. Im Inneren ist der Dom recht schlicht gehalten. Sehenswert ist jedoch der wunderschöne Marmorfußboden sowie im Kuppelbereich die Deckenmalereien.

 Das Farbenspiel der äußeren Fassade setzt sich zusammen aus den drei verschieden farbenem Marmor. Der weiße Marmor aus Carrara, der grüne Marmor aus Prato und der rote Marmor aus den Maremmen. Allein um die Größe von 160,45m mal 43m im Langhaus und 91m im Querschiff mit einer Fassadenhöhe von 50m zu errichten haben mehrere Baumeister daran gearbeitet. Sie ist auch 8.300 qm Gesamtfläche die drittgrößte Kirche Italiens.

 Wir gehen vom Dom Santa Maria del Fiore über die Via dei Calzaioli zur Piazza della Signoria. Der Platz ist geprägt durch den Palazzo Vecchio, den Palazzo degli Uffizi, der Loggia dei Lanzi und den Statuen von Donatello und Michelangelo. Links neben dem Palazzo Vecchio steht ein Reiterstandbild Cosimos I. von Giambologna und daneben ist der Neptunbrunnen. Das mächtigste Gebäude und auch ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der Palazzo Vecchio in dem sich auch seit 1322 das Rathaus befindet.

 Der Palazzo Vecchio der ursprünglich Palazzo della Signoria hieß (die Signoria war die Regierung der Republik) war der Mittelpunkt der weltlichen Macht im Florenz des 14. Jh. Der Palazzo wurde von 1299 - 1314 erbaut und diente auch den Abgeordneten als Schlafstätte wodurch sich auch der wehrhafte Charakter erklärt. Im Erdgeschoss tagten die Mitglieder des Bürgerrates, im 1. Stock versammelte sich der Rat der Hundert und im 2. Stock waren die Wohn- und Diensträume.

 Im Palazzo Vecchio befinden sich im Erdgeschoss drei Höfe. Gleich hinter dem Eingang befindet sich eine Arkadenhalle in Florentiner Gotik.

 Vor dem Palazzo stehen unter anderem auch eine Kopie des David von Michelangelo. Gleich nebenan ist die Loggia dei Lanzi (1376-1382). Sie diente ursprünglich für offizielle Empfänge und Kundgebungen der Republik Florenz. Heute befinden sich hier Statuen wie eine römische Statue aus dem 4. Jh., Herkules und Nessos, Perseus mit dem Haupt der Medusa von Benvenuto Cellini, der Raub der Sabinerinnen von Giambologna und die Medici-Löwen.

 Wir verlassen den Palast und gehen über die Piazzale degli Uffizi Richtung Arno. Hier stehen Straßenkünstler die sich jedes Foto auf dem sie mitverewigt werden bezahlen.

 Da Herzog Cosimo in den Palazzo Vecchio umzog mussten die Büros (Uffizi) der Magistraturen und Gerichtsämter weichen. So wurden nebenan die Uffizien (1559 bis ca. 1581), ein U-förmiges Gebäude, gebaut. Heute sind hier wertvolle griechische und römische Skulpturen und Gemälde aus aller Welt. Die Gemäldegalerie ist die älteste der Welt mit Werken von Sandro Botticelli Die Geburt der Venus, Leonardo da Vinci Die Verkündigung, Michelangelo Tondo Doni, Lucas Cranach der Ältere Portrait von Martin Luther um nur einige zu nennen.

 Danach gehen wir unter den Uffizien durch an den Arno. Hier haben wir einen Blick auf wohl interessanteste und malerischste Brücke von Florenz, die Ponte Vecchio. Wo heute nur noch Schmuckhändler zu finden sind waren früher außerhalb der Stadt die Fleischer und Gerber, die ihre Abfälle im Fluss entsorgt haben. Da diese Brücke immer wichtiger wurde als Verbindung zwischen den Palästen Vecchio und Pitti mussten die Fleischer und Gerber wegen des immer stärker werdenden Gestanks hier weichen. Großherzog Ferdinand I. ordnete an das nur noch Goldschmiede sich auf der Brücke ansiedeln durften. Bis heute findet man hier eine große Ansammlung von Gold- und Schmuckgeschäften.

 Wir gehen über die Ponte Vecchio und kommen durch die Via de´ Guicciardini auf die Piazza de` Pitti. Hier steht der mit 205m Fassadenlänge und 36m Höhe gewaltige Palazzo Pitti. Der im Renaissance-Stil erbaute Palast mit 32.000 qm bebauter Fläche wurde 1458 für den reichen Kaufmann Luca Pitti erbaut. Die florentiner Kaufmannsfamilie Pitti waren eine angesehene und reiche Familie, die es an Stolz und Ehrgeiz mit den Medici aufnahm. Heute befindet sich im Palazzo eine Gemäldegalerie die es mit den Uffizien aufnehmen kann.

 Das Gebäude beherbergt auch noch eine Galerie der modernen Kunst, ein Kutschenmuseum, eine Kostümsammlung, und die Appartamenti Monumentali (ehemalige Königsgemächer). Hier wohnten Viktor Emanuel II., Umberto I., Königin Margherita und Viktor Emanuel III.. Die prunkvollen Räume sind mit kostbaren Möbeln, Gemälden, Statuen, Gobelins und Gebrauchsgegenständen ausgestattet.

 Hinter dem Palast schließt einer der schönsten Gärten von Florenz an, der Giardino di Boboli. Nachdem Cosimo I. 1549 den Palast erworben hatte kaufte es die angrenzenden Grundstücke der Familie Boboli (daher der Name Giardino di Boboli) dazu und ließ auf den 45.000 qm einen Park errichten. Er zählt durch die vielen Teiche, Springbrunnen, geometrisch angelegten Heckenbegrenzungen, einer Grotte, einem Amphitheater und einem Kaffeehaus zu den kostbarsten und atemberaubendsten Parks von Florenz. Durch seine Lage am Berg bekommt man auch je höher man geht einen herrlichen Blick über die Altstadt.

 Anschließend gehen wir wieder über die Ponte Vecchio zurück in die Altstadt. Es fängt schon an dunkel zu werden und so erscheint die Stadt in einem anderen Bild. Bei unserem Rückweg kommen wir an Arkaden vorbei wo jeden Tag Verkaufsstände sind. Neben dem Campanile gehen wir in die Tourist-Info und sind erstaunt über die wohl historischste und schönste Info die wir je gesehen haben. Dann schauen wir noch mal schnell in die Chiesa di Orsanmichele und gehen vorbei am Dom zum Busplatz. Dann ab ins Hotel, Essen in der Trattoria um die Ecke und Schlafen aber vor allem die Füße ruhen.

Sonntag 27. November: - Heue ist Marathontag. Ich werde den 28. Florenz-Marathon laufen, ein Kurs vorbei an Kunst, Geschichte und Kultur Schritt für Schritt. Früher lief man aus der Viale Michelangiolo, von oben und hatte daher einen Superblick über das Stadtbild. Da dadurch der Höhenunterschied über 40m zwischen Start und Ziel war gab es keine Bestätigung von der IAAF. Nun ist man einfach die Straße weiter runtergegangen ans Arnoufer und schon ist alles offiziell.

 Der Start (Partenza) ist an der Lungarno Pecori Giraldi direkt neben dem Arno. Von meinem Hotel aus sind das 40 Minuten zu Fuß, denn die Busse fahren heute nicht in Startrichtung. Ich habe die Nacht sehr schlecht geschlafen, denn ich habe mich mit Magenkrämpfen und Durchfall beschäftigen müssen. Was soll`s ich werde das schon schaffen und wenn ich einige Strecken eben auch mal gehen muss.

 Es ist kurz vor 9 Uhr und das große Feld sammelt sich. Die Schlangen an den Toilettenhäuschen werden kleiner. Die roten LKW-Auflieger sind voll mit den Kleiderbeuteln und jetzt heißt es einreihen in die Startblöcke. Ich stelle mich heute ganz hinten an, denn mein Magen rebelliert weiter und ich suche nochmal schnell einen Busch auf. Magenkrämpfe vorm Start sind schlimm, aber was soll`s mal sehen wie es heute läuft und damit meine ich die Beine. Die Temperatur heute Morgen ist so um die 6 Grad mit Sonnenschein, aber es sollen noch um die 15 Grad werden.

 Hier ganz hinten steht eine lustige Gruppe von verkleideten Japanern die eine Superstimmung haben. Neben mir steht einer im Eintracht Frankfurt Trikot und der ist auch aus Frankfurt. In meiner Nähe steht Joey Kelly ich kann ihn aber nicht sehen. Die Zeit läuft und es ist 9:15 Uhr. Wir warten auf den Startschuss der sich aber wie jedes Jahr ein wenig verzögert. Der Grund ist, dass der Marathonlauf 3 Stunden Live im Fernsehen übertragen wird und man auf das Signal vom Sender wartet. Dann geht es los.

 Man hat für die 28. Ausgabe sich das Ziel von über 11.000 Teilnehmern gesetzt. Letztes Jahr waren es 10.211 Läufer und Läuferinnen die sich eingeschrieben hatten. Ins Ziel kamen 8.597, hierbei waren die deutschen Teilnehmer die 4. Größte Gruppe der ausländischen Starter. Mit diesen Zahlen liegt Florenz an 2. Stelle hinter dem Rom-Marathon. Einer der wenigen Läufe die noch Zuwachs haben. Dieses Jahr kommen 6.933 ins Ziel.

 So nun geht es los. Das Feld setzt sich langsam in Bewegung. Das Startbanner ist um die Kurve vor dem Torre della Zecca Vecchia. Wir laufen auf der Viale della Giovine Italia zur Piazza Beccaria. Kurz danach in der Viale Gramsci ist der 1. Km vollendet.

 Wir folgen der langen geraden Straße dem nächsten Kilometer. Hierbei liegt zur rechten der Garten Giardino della Gherardesca. Da der Garten in Privatbesitz ist kann er leider nicht besichtig werden. Er ist berühmt für seine botanischen Raritäten. Hier sind die ersten Mandarinen in Florenz gewachsen. Es gibt eine herrliche Sammlung von Azaleen sowie einen riesigen Ahornbaum, eine Tujariesen, einen Mammutbaum sowie weitere schöne große und alte Bäume. Es geht weiter über die Viale Giacomo Matteotti vorbei am Piazza della Liberta. Wir laufen am historischen Porta San Gallo vorbei. Auf der anderen Seite des Platzes gibt es einen herrlichen Triumphbogen von 1738. Hier biegen wir ab auf die Viale Spartaco Lavagnini und laufen bis zum Porta al Prato (km 4). Dies ist eines der ältesten noch erhaltenen Stadttore von 1285.

 Bei km 5 kommt die erste Getränkestelle mit Wasser und isotonischen Getränken. Bisher ging es tendenzmäßig leicht bergab. Nun folgt auf den nächsten 10km eine flache Strecke. Wir laufen eine Runde um eine große Grünanlage und kommen dann hinter Km 8 an den Arno dem wir folgen bis ca. km 11. Dann geht es in einer Schleife durch den Cascine Park vorbei am Ippodromo Le Cascine. Diese zwei Pferderennbahnen sind für den Galopp- und den Trabreitsport.

 Es geht wieder zurück über die Viale Fratelli Rosselli und dann über die Ponte alla Vittoria über den Arno. Hier haben wir einen herrlichen Blick zur Altstadt. Die Strecke führt uns in einer Südschleife vorbei am Giradino Torrigiani, einem Garten der noch sehr gut erhalten ist im romanischen Stil. Wir kommen durch ganz alte und enge Gassen die durch den ewigen Schatten heute Morgen sehr kühl sind. Der Untergrund in diesen Gassen ist sehr uneben und verlangt Aufmerksamkeit.

 Nun geht es zu einem der ganz besonderen Bauwerke wir kommen zum Palazzo Pitti, der 1458 für den Kaufmann Luca Pitti erbaut wurde. Er diente auch mal als Wohnsitz für den König von Italien als Florentiner Residenz. Heute sind in dem zur Straßenseite festungsartigen, ziemlich schmucklosen Palast mehrere Museen mit Werken unter anderem von Tizian, Raffael und Rubens. Zur Gartenseite zum Giardino di Boboli wirkt er dann doch etwas freundlicher. Der Garten gehört zu den bekanntesten italienischen Gärten des 16. Jahrhunderts. Vom oberen Teil des Gartens hat man eine herrliche Aussicht auf die Altstadt von Florenz.

 Kurz danach laufen wir direkt auf die Ponte Vecchio zu. Auf der 1333 erbauten Brücke siedelten sich 1345 viele kleine Läden an die ursprünglich von Metzgern und Gerbern betrieben wurden. Der Gestank der Schlachtabfälle und Gerbmittel wurde den edlen Herrschaften zu viel und so wurde lt. Dekret von 1953 nur noch Goldschmiede für diese Läden zugelassen. Für die edlen Herren war die Brücke die Verbindung zwischen dem Palazzo Vecchio und dem Palazzo Pitti.

 Vor der Brücke biegen wir rechts ab und laufen direkt am Arnoufer entlang. Hierbei haben wir wieder einen herrlichen Blick zur Altstadt rüber. Da ein Teil der Straße im Schatten liegt ist es hier heute Morgen recht frisch. Am Streckenrand ist ein Banner das auf den Gardasee am 14.10.2012 hinweist. Kurz danach biegen wir ab über die Ponte San Niccolo und kommen dabei am Startplatz vorbei.

 Wir sind auf der anderen Flussseite. Schon nach einem kurzen Stück kommt das Schild 21km und kurz danach über die Lungarno del Tempio bis zum Halbmarathon. Hier kommen mir vereinzelt Läufer entgegen. Mir ist schon oft in Italien aufgefallen, dass bei der Halbdistanz immer wieder Läufer aussteigen. Warum kann ich nicht erklären. Vielleicht reicht denen die Halbmarathonzwischenzeit zum vollendeten Halbmarathon. Die Differenz zwischen Melde- und Finisherzahlen ist dann auch ziemlich groß. Die wahren Marathonis laufen aber weiter bis zum Ziel.

 Wir folgen der Straße linksseitig der Arno bis zur Obihall. Dieses Theater Saschall wurde auf die Überreste des alten und glorreichen Teatro Tendas 2002 neu erbaut. Hier biegen wir ab gen Norden.

 Nun geht es lange Teile neben der Bahn entlang über die Via Manelli und weiter zur Viale Malta. Hier ist auch die Marathon-Expo mit der Startnummernausgabe.

 Jetzt drehen wir noch eine Ehrenrunde um das „Stadio Comunale Artemio Franchi“, wo der AC Florenz seine Heimspiele austrägt. Am Ende der Viale Paoli geht es nochmal aber in einer Straße Abstand um die Sportanlagen rum. In der nördlichen Spitze des Stadions haben wir km 30 erreicht.

 Nun geht es lange geradeaus runter Richtung Arno. Es geht nicht nur bergab, sondern es geht über eine Brücke die einem hohen Berg gleicht. Alle um mich rum gehen weil der Anstieg so heftig ist, ich auch.

 Wir sind auf der Via Piagentina. Es sind nur noch 10km zum Ziel. 400m vorm Fluss biegen wir rechts ab und weiter geht’s zum Staatsarchiv. Wir sind wieder in engen dunklen und kalten Gassen. Die Menschen die hier rumlaufen interessieren sich nicht für den Marathon und schauen uns mitleidsvoll an. Einige fragen auch was heute los ist.

 Wir laufen auf das Baptisterium San Giovanni, dem ältesten Gotteshaus der Stadt zu und biegen aber kurz vorher in eine weitere Gasse ab. Dann nochmal um die Ecke und wir streifen den Dom dem wohl beim Anblick so manchen der Atem verschlägt, so gewaltig ist dieses Bauwerk. Neben uns kommen uns Läufer entgegen. Das heißt, wir kommen später nochmal hier vorbei. Es sind noch 7km zum Ziel. Mal sehen wo wir die noch sammeln werden.

 Der Dom Santa Maria del Fiore ist die drittgrößte Kirche in Italien nach dem Petersdom und der Mailänder Kathedrale. Dieser gotische Bau ist von außen so sehr beeindruckend das man innen wohl enttäuscht ist wenn man ihn betritt. Wir werden ihn heute nur von außen bewundern. Überragt wird der Dom vom 82m hohen Campanile der daneben steht. Wir laufen um das Baptisterium herum und haben nochmal einen Blick auf den großen Turm bevor in der nächsten Gasse verschwinden.

 Man führt uns nochmal weg von der Altstadt. Es geht parallel zum Arno in westliche Richtung. Nach einem weiteren Kilometer machen wir kehrt und sind neben dem Arno. Wir sind auf dem 39. Kilometer und kommen der Altstadt wieder näher. Nun geht`s ab über die Ponte Santa Trinita über den Arno. Hierbei sehen wir die Ponte Vecchio in ihrer vollen Größe und Schönheit. Da muss ich nochmal stehen bleiben und in aller Ruhe noch ein herrliches Bild schießen. Hinter der Brücke geht es in eine Gasse mit schlechtem Untergrund.

 Nach der alten Gasse laufen wir nun wirklich über die berühmte Brücke Vecchio in die Altstadt. Auf der Brücke ist das Kilometerschild 39. Heute am 1. Advent sind viele Menschen in der Stadt, aber nicht wegen uns Läufern. Nein, die Stadt bietet jedem Touristen so viel das ihn eher die Läufer bzw. die Absperrungen stören. Es gibt aber keine Probleme mit den Touristen.

 Über die Via Por Santa Maria und die Via Vacchereccia kommen wir auf die Piazza Della Signoria. Hier steht der Palazzo Vecchio mit seiner schönen Fassade. Im Inneren gibt es einen Brunnen und sehr schöne Wandmalereien. Links davor ist der weiße Neptunbrunnen. Neben dem Eingang steht eine Kopie der Statue von Michelangelos „David“. Rechts davon ist Loggia die Lanzi. Dazwischen sind die Uffizien mit den berühmtesten Gemäldegalerien Italiens. Dann geht es weiter über die Fußgängerzone Richtung Dom. Da die Absperrungen hier nicht so ernst genommen werden von den vielen Menschen muss ich bis zum Dom zickzack laufen durch die Fußgänger.

 Dann taucht der imposante Dom zum dritten und letzten Mal neben uns auf, den wir zum Teil umrunden. Hier sind die Menschen dicht gedrängt um in den Dom zu kommen. Es geht neben dem Dom in eine weitere unendlich wirkende Gasse. Wir laufen weg von der Altstadt.

 Zwischen Kilometer 39 und 40 liegt fast die gesamte Altstadt mit Ponte Vecchio, Palazzo Vecchio und dem Dom Santa Maria del Fiore und dem Baptisterium San Giovanni. Es geht einen Kilometer die Gasse entlang wo immer wieder mal ein Auto uns überholt. Ich laufe auf dem Bürgersteig, denn es wird mir hier sonst zu eng mit den Autos. Dann kommt am Ende der Gasse Kilometer 41. Noch 1,2km.

 Wir sind auf der Lungarno Della Zecca Vecchia. Neben uns die LKW`s mit den Starter-Beuteln. Es geht die unendlich wirkende Straße zurück in Richtung Altstadt. An der National Bibliothek biegen wir ab auf die Corso die Trintori. Jetzt muss doch gleich das 42km Schild und das Zielbanner kommen. Es geht nochmal um die Ecke auf die Via Magliabechi. Jetzt kommt das 42km Schild aber noch kein Ziel zu sehen. Am Ende der Straße kurz vor dem Piazza Santa Groce sehe ich einen blauen Teppich.

 Dann öffnet sich der Platz und links um die Ecke ist in etwa 100m das Ziel. Die zwei Frauen vor mir geben nochmal Speed und rennen ins Ziel. Ich nehme mir noch etwas Zeit, denn ich will vom Zieldurchlauf Fotos machen. Dann habe auch ich den blauen Teppich zur Zielmatte gelaufen. Ein kurzer Piep und das Ziel ist erreicht.

 Ich bin heute besonders froh das Ziel trotz vieler Toi-Stopps erreicht zu haben. Ihr erinnert euch an die Beschreibung: Es ist die Faszination von Jahrhunderten an Kunst, Geschichte und Kultur welche dich Schritt für Schritt entlang der 42,195 km des Firenze Marathon begleitet. Eine einzigartige Emotion die nur von denen beschrieben werden kann, die bereits in Florenz gelaufen sind und welche den Laufklassiker für Tausende von Laufbegeisterten aus aller Welt zu einem unverzichtbaren Termin, pünktlich am letzten Sonntag im November, macht.

 Hierzu mein ganz persönliches Fazit: Eine gut organisierte Veranstaltung in einer wunderschönen Stadt. Nicht alle Straßen sind der Hit und so mancher Kilometer rund um das Stadion sind als Kilometerfüller dabei. In der Altstadt kommt man an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei auch wenn der Weg noch so eng ist. Die Strecke ist überwiegend gut zu belaufen. In den Gassen muss man aufpassen sehr uneben. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ok. Ich bin froh hier gelaufen zu sein, denn so eine interessante Stadt gehört in jede Marathon-Sammlung. Es ist wirklich beachtenswert das wegen dem Marathon so eine Kulturstadt, die nicht auf die Läufer angewiesen ist, doch viele Bereiche nur für den Lauf absperrt und die Touristen einschränkt. Wer hier laufen möchte sollte aber 3-4 Tage einplanen, denn allein nur für den Marathon ist die Zeit zu schade. Auch hier sollte man unbedingt Sport und Kultur verbinden.

 Hinter dem Ziel gibt eine Wärmefolie und ein Stück später die heute hart erarbeitet Medaille. Dann geht der Weg zur Chip-Abgabe und weiter durch die Gasse zur Versorgungstüte. Nach weiteren 100m erreiche ich den Arno bei Sonnenschein. Hier liegen einige auf den Folien und ruhen sich aus. Beim Blick nach links sehe ich die roten Wagen mit den Tüten. Nach einem weiteren Fußmarsch habe ich meinen Beutel und kann mich jetzt warm anziehen, denn es wird doch schon recht kühl nach so einem langen Lauf. Von den rund 11.000 gemeldeten Teilnehmern kamen 1.004 Frauen und 5.930 Männer ins Ziel.

 Wir gehen von den LKW`s nochmal am Ziel vorbei das schon abgebaut wird, denn auch die letzten zwei Teilnehmer Charlotte Bacci (GB) und Cara McMillin (USA) sind nach brutto 06:14:29 durchs Ziel. Da es hier im Schatten jetzt schon kalt wird ziehe ich mich noch wärmer an und wir gehen durch die Altstadt zum Bus. Jetzt bringt uns der Bus wieder zum Hotel.

Montag 28. November: - Heute heißt es Abschied nehmen von einer wunderschönen Reise durch eine neue und faszinierende Gegend. Ein Laufurlaub der noch lange nachwirken wird, denn so viel schöne Dinge brauchen Zeit um den passenden Platz im großen Teich der Erinnerungen zu erhalten. Nach einer 16-stündigen Fahrt sind wir wieder gut zu Hause angekommen.