Durchs Felsenland der Südeifel
15.06.2014 von Bernd Neumann
Gestern Abend während des Rockkonzertes bin ich die rund 100km weitergefahren gen Südwesten in die Südeifel. Die Eifel ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges und Schauplatz für viele Marathons. Wer Trails und schöne Landschaften sucht sollte unbedingt in und rund um die Eifel laufen, denn hier ist oft noch Natur pur.
Der Veranstalter nennt seinen Lauf: Der Eifelmarathon - Das atemberaubende Lauferlebnis in der Südeifel. Schon seit 16 Jahren gibt es den Eifelmarathon und seit letztem Jahr ist noch ein Ultra dazugekommen. Auf der Ultrastrecke ist heute meine Kollegin Birgit Fender mit ihrem Mann unterwegs. Ich will nur den Marathon laufen, auf der so hochgelobten Eifelstrecke.
Die Waxweiler bieten neben dem Ultra und dem Marathon auch einen Halbmarathon sowie verschiedene kürzere Strecken an. Das Startgeld für den Marathon beträgt 30€ und für Nachmelder 5€ extra. Mit Höhenmetern wird heute nicht gegeizt, denn auf dem Marathon sollen es rund 1.600 Höhenmeter zu sammeln geben. Mal sehen wie es heute für mich läuft. Nach den gestrigen rund 1.000 Höhenmetern durch die Weinberge der Ahr kann und will ich mir heute mehr Zeit nehmen. Der Veranstalter sagt, dass für alle Läufe um 16 Uhr Ende ist. Das hieße ja für mich 7 Stunden wie auch für die Ultras die rund 10 Kilometer mit vielen Extrahöhenmetern auch nur haben.
Heute Morgen vorm Start treffe ich auch wieder auf Dietmar Mintgen der wie ich gestern den Ahrathon gelaufen ist. Heute ist sein Sohn auch am Start, der den Ultra laufen wird. Die Wettervorhersage für heute ist: 20 Grad, 11 Stunden Sonnenschein, Regenwahrscheinlichkeit 20%.
In der Halle treffe ich dann auch Birgit und Norbert die heute die lange Strecke laufen. Nach einem ausführlichen Schwätzchen unter Marathon4you Kollegen geht es raus zum Start. Es folgen noch einige Fotos und dann gibt es die üblichen Ansprachen.
Da es heute sehr warm werden wird gibt es schon Wasser vor dem Start wo sich jeder Läufer bedienen kann. Dann schwätze ich noch mit Dietmar und schon geht es los. Kurz nach 9 Uhr erfolgt der Startschuss.
Die rund 160 Teilnehmer vom Marathon und Ultra laufen am Rande des historischen Ortskernes in Richtung Landstraße los. Heute gibt es keine Zeitmessung mit Chip oder anderen Messsystemen, die Waxweiler stoppen die Zeiten noch wie in guten alten Zeiten, brutto gleich netto mit der Stoppuhr.
Schon nach einem kurzen Stück geht es in spitzem Winkel aufwärts. Über die Bahnhofstraße verlassen wir den Ort in Richtung Heilhausen. Es geht vorbei an einem riesigen Steinbruch. Nach rund 2,5km gibt es eine Wende über einen Parkplatz und es geht zurück nach Waxweiler.
Noch vor dem Wendestück kann man sehen wer es heute hier richtig schnell angeht und das sind nicht nur die Marathonis. An den Startnummern bis 199 kann man die Marathonis erkennen, die Ultras haben Nummern zwischen 200 und 399.
Nach knapp 4,5 km erreichen wir wieder den Ortskern von Waxweiler, den wir abwärts durchlaufen. Die rund 1100 Einwohner-Gemeinde mit mehreren Wohnplätzen hat eine sehr alte Vergangenheit. Hier wurden Überreste einer alten römischen Siedlung aus 150 n. Chr. freigelegt.
Es geht vorbei an der 1770 erbauten Pfarrkirche. Einer Legende nach sollen hier die Waxweiler nicht in der Kirche der Predigt andächtig gefolgt sein, sondern vor der Kirche getanzt und gefeiert haben. Der heilige Willibrord (angelsächsischer Missionar der das Kloster Echternach gründete) soll sie daraufhin verflucht haben immerwährend zu tanzen und zu springen bis sie später doch noch erlöst wurden.
Tanzen und Springen immerwährend wollen wir nicht, aber viele von uns (fast)immerwährend laufen. Wir durchlaufen das Ziel und biegen nun ab in Richtung Oberpierscheid. Jetzt geht es schon zum ersten Mal länger aufwärts.
Bei km 6 geht es durch eine Senke. Danach weiter aufwärts in den nächsten Ort Niederpierscheid. Es geht übrigens immer nur auf- bzw. abwärts. Gerade Stücke haben heute Seltenheit, wir sind halt im Felsenland Südeifel.
Hinterm Ort geht es dann runter durch Felder an die Prüm, der wir heute lange Stücke folgen werden. Die Prüm ist 85km lang und mündet in die Sauer. Wir überqueren eine kleine Holzbrücke und folgen dann einem Grasweg wo man überlegen muss, bin ich noch auf der Laufstrecke. Dann geht es durch einen Wald und alsbald erreichen wir die Siedlung Urmauel, die schon im frühen Mittelalter entstanden sein muss.
Wir laufen durch den Hof auf die Kreisstraße. Der folgen wir in einem langen Bogen aufwärts bis zur Siedlung Mauel. Am Ortsanfang steht eine Gruppe die uns hier versorgen. Es gibt Flüssiges und auch Festes zur Nahrungsaufnahme. Auch hier haben die Helfer gute Laune und feuern uns am Anstieg an. Im Ort durch den wir laufen wohnen 63 Einwohner, von denen sind vielleicht 10 Personen am Straßenrand zu sehen. Ist es zu heiß oder haben sie kein Interesse am Lauf?
Hinterm Ort biegen wir ab in den Wald, auf gut zu laufenden Wegen. Hier sind wir ein längeres Stück von der direkten Sonneneinstrahlung geschützt. Bei Km 14 geht es dann richtig zur Sache mit einem längeren Anstieg. Kurz vorher werden wir nochmal versorgt. Ich bin erstaunt dass es meinen Beinen nach dem gestrigen doch recht schweren Ahrathon noch recht gut geht und mein Schnitt wie gestern liegt. Mal sehen wie lange das noch gut geht.
Nur rund 500 Meter weiter geht es ein längeres Stück steil bergab. Dieses Stück müssen wir auf dem Rückweg wieder rauf. Hier kommen mir die ersten Halbmarathonläufer den steilen Anstieg laufend entgegen. Ja die sind ja auch erst knapp 10 Kilometer unterwegs. Der Start der Halbmarathonis war um 9:50 Uhr in Hamm, genau am Halbmarathonpunkt für uns Marathonis erfolgt.
Kurz vor km 16 direkt neben der Prüm gibt es eine weitere Versorgungstation. Hier überqueren wir mal wieder den Fluss. Auf
der anderen Seite geht es nun wieder länger aufwärts über Asphalt und dann in den Wald.
Hier kommen mir noch immer Läufer vom Halbmarathon entgegen. Die nächsten 4 Kilometer geht es immer wechselnd aufwärts und abwärts bis nach Echtershausen. Auf diesem Teilstück kommen mir schon die ersten Marathonläufer auf ihrem Rückweg entgegen.
Da ich die ersten 5 Männer fotografiere kann ich später an Hand der Ergebnisliste feststellen, das nur der erste seine Position gehalten halt. Der 4. rückt noch auf den 2. Platz vor. Noch vor der Prüm kommt mir auch Martina mit der Start Nr. 67 entgegen. Sie wird heute in einer hervorragenden Zeit von 3:37:59 als 7. Person gesamt und den Frauensieg sich erlaufen.
Am Ortsanfang hinter der Brücke bei km 20 gibt es wieder Wasser und auch alkoholfreies Bier. Es geht durch den Ort und nach knapp einem Kilometer erreichen wir Hamm. Jetzt kommt der Hammer, es geht hoch zur Burg bzw. Schloss.
Im Innenhof dieser schönen Anlage befindet sich ein weiterer Versorgungsposten der auch alle Läufer mit Namen herzlichst begrüßt. Diese alte Wehranlage aus dem 11. Jh. wurde in mehreren Zeitabschnitten erweitert. Das Schloss ist sehr schön restauriert und kann heute auch für Trauungen und andere Feiern genutzt werden.
Der kleine Ort unterhalb vom Schloss ist in den letzten Jahren bis auf 16 Einwohner geschrumpft und ist heute eine der kleinsten Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Deutschland. Wir laufen aber oberhalb vom Ort aus dem Schloss wieder in ein Stück Wald und dann auf der Kreisstraße weiter in Richtung Stausee.
Auf den nächsten 6km umrunden wir den Stausee Bitburg. Dieses Freizeitparadies ist rund 2 km lang und bis zu 9 m tief. Der See wurde als Hochwasserrückhaltebecken erbaut. Um den See führt ein rund 5 km langer Wanderweg den wir jetzt belaufen. Am weitesten Punkt des Sees liegt der 15m hohe Erdwall der den Lauf der Prüm hier zum See aufstaut.
Hinter dem Staudamm gibt es eine Streckenteilung. Für die Ultras heißt es hier nach rechts abbiegen. Wir Marathonis bleiben am Wasser und werden gleich hinter dem Damm versorgt. Kurz danach folgen wir einem schönen schmalen Pfad direkt neben dem Wasser. Hier werde ich schon von einigen Ultras überholt, die schon 10km und viele Höhenmeter mehr in den Beinen haben.
Dann geht es in einer großen Schleife über einen Asphaltweg vorbei an vielen Freizeiteinrichtungen und einer großen Hotelanlage zurück.
Kurz vor Km 26 sind wir wieder auf der Kreisstraße zurück in Richtung Schloss Hamm. Im Schloss gibt es wieder eine herzliche Begrüßung und Versorgung. Dann folgen wir dem Hinweg entgegengesetzt. Alles was auf dem Hinweg abwärts ging geht jetzt aufwärts und umgekehrt.
Die Strecke ist jedoch auch auf dem Rückweg nicht langweilig, denn es sieht aus dieser Perspektive alles anders aus. Die Kilometerschilder: Rot = Halbmarathon, Schwarz = Marathon, Grün = Ultra.
Der lange heftige Anstieg ist jetzt bei Km 31. Hier geht einem der letzte Saft aus. Schön langsam hoch und dann erholen bevor die letzten 11km beginnen.
Hinter km 36 erreichen wir wieder Mauel. Dann rechne ich kurz nach und es können doch nicht nur 6 km für den Rest sein wie beim Hinweg. Und so ist es dann auch anders. Bei Urmauel geht es nicht runter an die Prüm sondern sehr lange aufwärts. Der Hinweis auf der Straße „Rückweg“ sagt ich bin richtig.
Von km 38 bis 40 geht es nochmal zur Sache. Dann bei km 41 liegt Waxweiler vor mir seitlich unten im Tal. Der Posten kurz vorm Ort sagt, dass es nur noch 500m sind und die gehen alle abwärts. Hier überholt mich noch Hans Lems (von der Ultrastrecke) und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.
Dann geht es steil runter und um eine Ecke und schon ist das Ziel in Sichtweite. Jetzt noch locker bleiben und durch. Ja, ich habe es geschafft nur einen Tag nach den rund 1000 Höhenmetern heute rund 1600 Höhenmeter und nur eine Minute langsamer.
Jetzt gibt es die erarbeitete Medaille und Bier, viel alkoholfreies Bier. Mit Norbert warte ich dann auf Birgit die noch auf der Ultrastrecke unterwegs ist.
Nach dem letzten Marathoni beginnen die Siegerehrungen für die 42,2 km und nach den letzten Ultras beginnen auch zügig die Ultraehrungen.