14. Fuldaufer Marathon 2015

Immer am Wasser der Uulthaha entlan

17.01.2015 von Bernd Neuman

 Was ihr kennt die Uulthaha nicht! Könnt ihr auch nicht, denn so hieß die Fulda Mitte des 8. Jahrhunderts. Die heutige Laufstrecke wird nun schon seit Dezember 2010 gelaufen. Damals noch als Geheimtipp, heute kommen immer mehr Läufer meist aus dem Umkreis ans Fuldaufer in Kassel-Wolfsanger um einen gemütlichen Wintermarathon zu laufen. Einige nutzen auch eine Runde zum Trainingsaufbau für einen Frühjahrsmarathon. Manche kommen aber einfach um ihre Sammlung zu erweitern. Heute sind auch Friedrich Iffert mit über 400 Marathons dabei sowie mit über 100 gesammelten Marathons Jürgen Haschen, Manfred Stonczyk, Dieter Reich und ich.

 Gelaufen wird auf der legendären Strecke von H.-D. Weisshaar, die er 1993 vermessen hat von Harry Arndt (IAAF und DLV Vermesser). Hier sind damals auch schon Horst Preisler, H.-J. Meyer, Jobst v. Palombini und viele andere Marathonis und auch Ultras gelaufen. Auf der jetzigen Strecke liefen auch schon Sigrid Eichner und Hajo Meyer vom MC100.

 Die Strecke sind zwei große Runden von ca. 21,5km lt. meinem Garmin. Eigentlich ist das ja schon ein Ultra, aber wie gesagt es gibt ein Protokoll. Jeder spendet 5€ vor Ort (das Geld wird an einen Kindergarten in Kassel gespendet).

 Verpflegung gibt es traditionell immer von Helga Iffert beim Start und bei ca. km 6, km 13, km 21,1, km 27, km 34 und im Ziel. Eigentlich ist das keine nur Läuferverpflegung sondern ein Läuferbuffett mit Tee, Wasser, Cola, Bananen, Brot, Salzstangen, Schokolade, Lakritz, Brühe. Tausend Dank an Helga Iffert.

 Für den 14. Fuldaufer-Marathon haben sich im Internet unter http://kassel42.myblog.de/ bzw. bei Jürgen Haschen unter: j.haschen@gmx.de 20 Läufer und Läuferinnen angemeldet.

 Start und Ziel ist die Georg-Büchner-Schule in Kassel Wolfsanger Fuldatalstraße Ecke Roßpfad, direkt neben dem Sportplatz des TSV Wolfsanger. Da ich nur knapp 7km zum Startplatz habe bin ich in 15 Minuten vor Ort, wo schon die ersten Läufer und eine große Rasselbande da sind. Die Rasselbande sind die Kindergartenkinder von Manfred Stonczyk die heute schon mehrere Kinderläufe mit ihm absolvieren und dafür eine große dicke Medaille erhalten.

 Bevor wir auf unsere ein oder zwei Runden starten gibt es noch eine Spendenübergabe von 500€. Das sind die gesammelten Startgelder die eins zu eins jetzt an Manfred und die Kinder vom Kindergarten Rasselbande überreicht werden von Jürgen Haschen.

 Anschließend gibt es noch ein kurzes Briefing an die 20 Teilnehmer und Helga Iffert erhält den Dank von allen Läufern für ihr unermüdliches Engagement schon heute beim 14. Marathon zum 14. Mal die Hauptversorgung zu übernehmen. Jeder ist für seine Zeitnahme selbst verantwortlich, jedoch hat Helga eine Stoppuhr falls mal ein Mini-Computer am Handgelenk ausfällt.

 Dann geht es los in den grauen Himmel von Nordhessen und Südniedersachen, denn wir laufen heute in zwei Bundesländern. Die Wetterprognose für heute ist auch nur Grauer Himmel, 50% Regen und Temperaturen so um die 4 Grad plus. Das Wetter ist für einen Januar wo es überall weiß sein sollte jedoch nicht so, sondern eher herbstlich ekelig, aber was soll’s. Es wäre ja zu schön wenn man bei der Festlegung eines Marathons auch noch das Wetter bestimmen könnte. Da wir aber alle wettererfahrene Läufer sind ist es uns egal. Gegenüber letzten Sonntag in Kevelaer wo uns der Wind fast wegblies ist es heute fast windstill.

 Nach knapp 400 Metern haben wir das Fuldaufer erreicht und biegen gegen den Uhrzeigersinn ab. Rechts neben uns ein großes Klärwerk. Wer es nicht erkennt riecht es spätestens wenn er daneben ist.

 Weiter geht es ein Stück am grünen Ufer entlang. Hinter dem Kleingartenverein Schützenplatz biegen wir ab auf die Hafenbrücke. Hier überqueren wir die Fulda die uns einen Blick auf das Kasseler Stadtbild mit Fulda, Wehranlage und der Martinskirche öffnet. Ganz im Hintergrund schaut uns der Herkules vom Bergpark zu, der 2012 zum Weltkulturerbe wurde. Wir können ihn heute nicht sehen denn der Himmel ist nur grau.

 Hinter der Brücke biegen wir links ab in die Hafenstraße wo noch Reste der ehemaligen Herkules-Brauerei zu sehen sind. Die Straße macht einen Rechtsknick und wir laufen an der Einfahrt zum Kasseler Hafen vorbei.

 Zwischen Industriehallen biegen wir ab und es geht durch den Kleingartenverein Helleberg zur Losse. Die Losse ist eine der drei Flüsse die wir überqueren müssen nach Niedersachsen.

 Es geht ein Stück durch Felder immer an Ortsrand von Sandershausen entlang. Hierbei können wir Nistpfähle für Störche im Feld entdecken.

 bei km 5 gibt es die erste Versorgung von Helga Iffert. Hier laufen Dieter und ich wieder zur Gruppe auf. Der Kofferraum bietet uns alles was wir für unsere große Reise brauchen. Alles, perfekt.

 Von hier aus hat man einen schönen Blick über die Fulda zum Reinhardswald. An den Häusern im Hintergrund die zum Stadtteil Kassel-Wolfsanger gehören kommen wir zum Ende der Runde bei ca. Kilometer 20 vorbei. Nach ausgiebiger Stärkung mit warmen Kaffee und Rosinenbrot und Weißbrot geht es weiter.

 Wir verlassen Sandershausen an der Blitzanlage und laufen über den Fußweg immer an der Fulda entlang nach Spiekershausen. Kurz vorm Ort in der Nähe der Hundeschule überqueren wir die Landesgrenze von Hessen nach Niedersachsen.

 Bei Km 9 erreichen wir den Ort Spiekershausen der sich rund 2,5km lang an der Fulda entlang schlängelt. Genannt wurde der Ort erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts im Rahmen einer Zinssteuer von Reinhard von Spickershausen (Spykersh[usen]) und Werentrudis, seine Gattin. Im Ort steht die kleine wunderschöne Kirche aus dem 14. Jh. Im Inneren ist ein Altaraufsatz von 1898, eine Stiftung von Professor Gustav Eberlein. Dieser berühmte Bildhauer und Maler ist am 14. Juni 1847 in Spiekershausen geboren. Sehr geschätzt war er am Hofe Kaiser Wilhelms II.

 Spiekershausen war früher auch bekannt als ein Schmugglernest zwischen den Zollgrenzen Hessen und dem Königreich Hannover die hier durch die Fulda lief.

 Wir wechseln jetzt vom Radweg auf die Kreisstraße. Vor uns liegt ein längerer Anstieg vom Wasser bis ganz hoch über die Eisenbahn. Hier müssen wir auf ca. 1km rund 100 HM bewältigen und werden dafür von oben mit einem schönen Blick über Eisenbahn und runter zur Fulda belohnt. Später sehen wir von der anderen Fuldaseite nochmals alles von unten.

 

 Nach einem kurzen Stück Asphalt geht es durch einen matschigen Weg runter zur Fulda. Hier oben werden wir gewarnt, Vorsicht wegen Jagdbetreib. An der Laufstrecke im Wald sitzt auch ein Jäger mit Gewehr aber ganz friedlich. Hierbei verlassen wir Niedersachsen und kommen wieder nach Hessen. Unten am Wasser haben wir einen Blick auf das Wasserkraftwerk bzw. die Fuldastaustufe Wahnhausen bei der heute alle Wehre offen sind. Hier wird das gestaute Flusswasser durch eine Wasserturbine geleitet, die ökologischen Strom erzeugt.

 Nach einem kurzen starken Anstieg überqueren wir das Stauwerk. Interessant ist der Blick über den Stausee sowie zur anderen Seite ins ca. 9m tiefer liegende Fuldatal. Jetzt folgen wir auf der hessischen Seite dem Stausee Richtung Kassel. Der Blick hier übers Wasser ist wunderschön und so vergehen die nächsten 3-4 Kilometer wie im Fluge.

 Hinter der Holzbrücke steht wieder Helga Iffert mit ihrem Buffetwagen. Wir (Dieter und Ich) stärken uns hier nochmal und laufen dann weiter auf dem Hessischen Fernradweg in Richtung Kassel.

 Beim Blick über das Wasser sehen wir schon in der Ferne die zwei Eisenbahnbrücken die wir bei km 11 überquert haben. Die erste Brücke wurde schon 1852-1856 gebaut was den Spiekershäusern den schnellen Eisenbahnweg nach Kassel bescherte.

 Wir laufen zwischen Landstraße und Fulda weiter über den R1 Fernradweg. Jetzt kommt ein sehr matschiges Stück. Wer bisher seine Schuhe noch sauber hat ab hier keine Chance mehr. Dieses Stück soll in diesem Frühjahr asphaltiert werden und so sind Arbeiter dabei Büsche und Bäume am Rand zu schneiden bzw. zu fällen. Durch die Fahrzeuge wird der Matsch an manchen Stellen richtig tief.

 Bei km 16 kommen wir an ein Gasthaus das früher die Zollstation bzw. ein Zollwachthaus war zwischen den Fuldaufern. Die Namen der heutigen Lokale kann man an den Figuren gut erraten: Roter Kater und Graue Katze. Oberhalb im Wald gibt es noch den Schmugglerpfad aus damaligen Zeiten. Das Lokal bzw. der große Biergarten ist im Sommer sehr stark von Radfahrern und auch Bikern frequentiert. Heute ist hier kein Mensch zu sehen.

 Es geht weiter auf dem Radweg in Richtung Kassel. An einem Stück müssen wir uns durch das Geäst eines ganz frisch gefallenen Baumes zwängen, was aber einen richtigen Marathoni nicht aus der Ruhe bringt. Hier werden auch die Schuhe schwerer durch den matschigen Untergrund.

 Dann kommt die Stadtgrenze mit den ersten Häusern ins Blickfeld. Wir sind in Vulvisanger, denn so hieß der Ort Anfang des 9. Jh. und war damals schon eine ansehnliche Siedlung. Der Stadtteil ist schon älter wie die Stadt Kassel, wurde aber dann am 3.10.1943 zu Kassel eingemeindet. In dieser fränkisch-sächsischen Doppelsiedlung wurde eine fränkische Taufkirche erbaut. Schon um 1100 wurde Wolfsanger Gerichtsstätte und es wurde dort Recht gesprochen.

 Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Wolfsanger durch seine Kaltwasseranstalt mit ärztlicher Betreuung zum Bad Wolfsanger und genoss einen guten Ruf. Heute hat der Stadtteil bis auf wenige Häuser seinen Dorfcharakter verloren.

 Den letzten Kilometer geht es am Bossengraben entlang bis zum Ortsrand von Kassel. Dort biegen wir auf die Fuldatalstraße ab der wir folgen.

 Oberhalb der Straße auf dem Opferberg befindet sich die rund 300 Jahre alte Johanniskirche. An diesem platz wurden schon seit 811 christliche Kirchen erwähnt. Davor soll sich hier schon ein germanisches Heiligtum befunden haben.

 Es geht vorbei an der alten Kirche bis zur Georg-Büchner-Schule. Hier ist Ende der 1. Runde. Da heißt es nochmal Versorgung und weiter in die 2. Runde.

 Ein Teil der Starter sind hier ausgestiegen, da sie auch nur eine Runde laufen wollten. Drei Personen haben ihre Runde noch mit einem zusätzlichen Stück auf 3 Stunden ausgedehnt als Trainingsaufbau für einen Frühlingmarathon.

 Die Strecke ist auch sehr gut geeignet als Halbmarathontraining. Wenn hier erst mal alles grünt und blüht ist das bestimmt eine der schönsten Laufstrecken die es auf der Halbmarathon- und Marathondistanz gibt. Das Fuldatal ist auch im Winter mit Schnee wunderschön. Also es gibt noch einige Fuldaufermarathons zu sammeln, bei den verschiedensten Jahreszeiten. Wen das jetzt neugierig gemacht hat der sollte ab und zu auf die Internetseite von http://kassel42.myblog.de/ gehen um zu sehen wann es den nächsten Fuldaufer-Marathon gibt.

 Beim 14. Fuldaufermarathon kamen der Reihe nach ins Ziel: Andreas Keuchel, Heiko Rammenstein, Martin Bussas, Sylke Kuhn, Jürgen Haschen, Manfred Stronczyk, Juliana Löffler, Hans-Reinhard Hupe, Friedrich Iffert, Dieter Reich und Bernd Neumann.