10. Louis Persoons Memorial Genk BEL 2014

7 Runden durch den Nationalpark Hoge Kempen

16.02.2014 von Bernd Neumann

 Schon des Längeren stand der LPM-Marathon auf meiner Wunschliste und nun ist er Realität. Ich fahre in die Provinz Limburg nach Belgien wo ganz in der Nähe von Genk der Louis-Persoons-Marathon stattfindet. Heute ist sogar Jubiläum, es wird zum 10. Mal gestartet. Der Veranstalter gibt sich auch den Untertitel „Der sympathische Marathon von Tiefland“ sowie „we cam, we ran, we come again. Schau‘n wir mal, ob alles so stimmt.

 Wie so oft ist dies natürlich mit einer weiten Anreise verbunden und so muss ich rund 350km vom schönen Nordhessen quer durchs Ruhrgebiet fahren, bis in die Nähe von Maastricht. Mein Weg führt mich über Mönchengladbach, Roermond (NL), Geelen (BEL) in den Nationalpark. Der Veranstalter bietet ein sogenanntes Marathonpaket an. Dies beinhaltet eine Nacht im Sporthotel Bloso inkl. Frühstück sowie Marathonstart und exklusive Marathonmedaille für gesamt 75€.

 Genk eine Kleinstadt mit rund 65.000 Einwohnern liegt in der belgischen Provinz Limburg. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Nähe Kohlevorkommen und so wuchs die Stadt zu einem Industriezentrum an bis Mitte der 60er Jahre des letzten Jh. ein Strukturwandel einsetzte und die Minen nach und nach geschlossen wurden. Fast zeitgleich baute der Ford-Konzern eine Fabrik und so wurden viele Jahre dort einige Ford-Modelle gebaut. In diesem Jahr sollen allerdings viele der über 4.500 direkten und 4.000 weitere Arbeitsplätze wegfallen da Ford das Werk schließen will.

 Meine Fahrt führt mich in den Nationalpark Hoge-Kempen den ersten und einzigen Park in Belgien. Zwischen Genk und dem Tal der Maas wurde der Nationalpark vor 8 Jahren eröffnet. Die Landschaft ist geprägt durch Heide und Kiefernwälder mit vielen Seenlandschaften dazwischen. Diese Landschaft entstand während der letzten Eiszeit wo die Maas aus den Ardennen Felsen und Steine lagerte und wodurch auch Flussverschiebungen entstanden.

 Im Osten der Stadt, im Wald liegt das Sportzentrum Kattevenen, was neben dem Sportlager auch für den Schulsport genutzt wird. Ein großer Teil der Anlage ist ein Reitsportzentrum das regen Zulauf findet. In der großen Sporthalle gibt es auch eine Kletterwand. Nebenan auf einem Berg ist eine Sommerskipiste angelegt worden. Für uns heißt es aber durch den Wald unsere Runden drehen. Hier auf dem Gelände liegt das Sporthotel Bloso.

 Nachdem ich mein Quartier (Kammer 14), das gut namentlich gekennzeichnet war bezogen hatte fuhr ich nochmal nach Genk rein, um einen Eindruck von dieser Stadt zu bekommen. Den Abend verbrachte ich dann mit Bernhard Sesterheims Buch „Running Emotions“.

 Sonntag Marathontag. Es ist 7:30 Uhr und ich gehe in den Frühstücksraum wo gerade das Frühstücksbuffet aufgebaut wird. An einem Tisch sitzen schon mehrere Mitglieder vom MC100 UK. Hier entdecke ich auch Brian Mills (Start-Nr. 81), der durch seine Tätowierungen gut zu erkennen ist. Ihm bin ich schon des Öfteren in den Niederlanden und Belgien bei Marathons begegnet. Brian wird noch in diesem Jahr seinen 1.000 Marathon laufen (953 bis 31.12.2013). Er ist damit auch Rekordhalter in Großbritannien.

 So gegen 8:30 Uhr beginnt jetzt reges Treiben auf der Anlage. Die Absperrgitter für unsere Runden stehen schon. Micha Havreluk einer der Veranstalter, der mich gestern auch begrüßte hat, schon alles mit Trassierband versehen, sodass ein Verlaufen später nicht möglich ist.

 In einer kleinen Halle mit angrenzender Manege hole ich meine Startunterlagen ab und bezahle meinen Obolus von 75 € für Übernachtung mit Frühstück und Startgeld. Nun heißt es Zimmer räumen und vorher passend anziehen für den bevorstehenden Lauf.

 So eine halbe Stunde vor Start um 10 Uhr (HM 11:00 Uhr, Kids-Run 13:15 Uhr und 12 und 6 km 14:00 Uhr) begebe ich mich dann in die Nähe des Starts, der im nahegelegenen Wald stattfinden wird.

 So 8 Minuten vor 10 Uhr steht kaum jemand dort, sondern die meisten noch an der Halle. Dann so nach und nach kommen die 232 gemeldeten Marathonis. Begrüßt werden von Marc Vanoosterwijck die Start Nr. 1 Gino Casier der Sieger von 2013 sowie auch Rene Pipeleers der heute seinen 100-sten Marathon laufen wird. Er hat gleich eine große Gruppe mit einheitlichen blaubedruckten T-Shirts für seinen 100-sten mitgebracht. Auch der Mister LPM Marc Paoanikitas als 7-maliger Gewinner wird heute starten.

 Einen großen Zulauf hat die Start Nr. 56 Peter de Vriese mit seinem Anhänger. Er nutzt heute den Marathon als Test für seinen bevorstehenden 6.000 km Lauf von Gibraltar zum Nordkap. Er will in den 5 Monaten, die er veranschlagt, hat in diesem Anhänger alle Sachen, die er für die Reise braucht, mitziehen. Sein Antrieb ist, auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen und die Menschen für dieses Thema sensibilisieren.

 Neben Luc De Jaeger-Braet dem Spartathlon-Finisher wollen heute auch 12 Teilnehmer ihren 1sten Marathon bestreiten. Dann ist genug erzählt und Marc gibt den Startschuss. Das Feld setzt sich langsam in Bewegung auf einer 195 m Einführungsrunde bzw. Einführungsstück.

 Direkt neben der Zeitmatte kommen wir auf unseren 6km Rundkurs, den wir heute 7mal durchlaufen müssen. Der Unterschied zum Kevelaer Marathon ist das die 195 m vorab gelaufen werden und das die Runde nicht flach, sondern leicht wellig ist.

 Kurz nach der Zeitmatte biegen wir ab neben die Halle und kommen an der Verpflegungsstation vorbei. In einer Schleife verlassen wir jetzt das Gelände und nach rund 500 m biegen wir ab in den Wald. Jetzt kommt auch der erste kleine Anstieg. Ich ordne mich hinten ein, denn meine Erkältung von Florida macht mir noch zu schaffen. Ich denke jedoch, dass ich das Zeitlimit von 5 Stunden schaffen werde.

 Nach einigen Schleifen kommt das 1km Schild oder besser gesagt wie in Kevelaer der Km-Schilderbaum. Nach jeder Runde kann man die obere Zahl streichen und so arbeitet man sich langsam die Tabelle nach unten durch. Jetzt steht aber noch die ganz kleine 1 km oben. Also weiter durch den Wald der noch im Winterschlaf liegt.

 Die Laufstrecke führt immer im Winkel rechts links ab, sodass wir einen großen Kreis ziehen. Wir kommen über die Straße Kielstraat in eine Siedlung die zum Stadtteil Gelieren von Genk gehört. Wir durchlaufen hier eine schöne Wohnsiedlung, die uns weiter immer rechts links führt.

 In der Mitte der Hoogveldstraat steht das Km-Schild 2. Nun heißt es zwei Mal rechts abbiegen, wo jedes Mal Helfer stehen die uns mit ihren roten Kellen die Laufrichtung weisen. Ungefähr bei km 2,5 kommen wir in den Wald, der heute jedoch noch wenig Grün zu bieten hat. Es ist halt noch Winter.

 Am Km-Schild 3 beginnt eine Wendepunktstrecke von ca. 300 m Länge die leicht aufwärts führt. Das Schöne an solchen Wendepunktstrecken ist, man kann sehen, wer noch hinter einem ist und wer wieviel Vorsprung hat. Dann weiter links ab und an einer Lichtung kommt das Km-Schild 4.

 Es folgen weitere Schleifen bis wir kurz vorm Km-Schild 5 zum Europlanetarium kommen. Rechts hinter den Bäumen ist die große Kuppel des Planetariums zu erkennen. Alsbald geht es dann unter der Volkssternwarte durch. Vor 30 Jahren wurde die Idee geboren hier Astronomie für Anfänger durch eine Volkssternwarte anzubieten und dadurch den Tourismus in dieser Gegend weiter zu fördern.

 Dahinter befindet sich ein Planetenweg. Am ersten Schild der Sonne (Zon) ca. 150 Millionen Km entfernt und 31,5 – 32,5 Bogenminuten scheinbarer Durchmesser, kommt mir die Idee, ich könnte doch jede Runde nach dem nächsten Schild benennen.

 Hinterm 5 km Schild kommen wir wieder in die Nähe des Startes an ein kurzes Begegnungsstück. Jetzt heißt es erst Mal links ab vorbei an der Sommer-Skipiste und eine große Runde um die Sportanlage. Dann ist die erste Runde zu Ende und die Zeit ist ok.

 Jetzt weiter und hinter der Zeitmatte an der Verpflegung halt machen. Wasser trinken und ein paar Rosinen sind meine Verpflegung für die 2. Runde. Von der Auswahl her könnte man jedoch auch länger verweilen, denn es gibt auch noch Bananen, Honigkuchen, Schokolade, Kekse, Zucker und mehrere verschiedene Getränke.

 Nun folgt die 2. Runde in der ich mich auch noch ganz gut fühlte. Bei km 8 kommt schon die Nr. 90 und überrundet mich. Es ist Andy Leliaert der den Marathon ganz knapp verlieren wird, denn der Vorjahressieger Gino Casier wird ihm noch knapp 1 ½ Minuten abnehmen trotz des jetzigen großen Vorsprungs.

 Hinterm Planetarium kommt jetzt das 2. Schild Merkur (Mercurius) mit 4.880 km Durchmesser und 58 Millionen Kilometern entfernt. Am nächsten Km-Schild sehe ich gerade wie Peter de Vriese mit seinem Anhänger schon einen Kilometer Vorsprung auf mich herausgelaufen hat. Für mich ist nun gleich die 2. Runde zu Ende. Die Zeit passt, alles ok.

 Es folgt die 3. Runde. Gleich am Anfang heißt es wieder Reserven auffüllen mit Honigkuchen, Rosinen und warmen Tee. Nach der Skipiste ist auch die 3. Runde zu Ende. Knapp unter 2 Stunden, noch passt alles.

 Auf in die 4. Runde. Direkt vor mir läuft Brian Mills. Es wäre schön, wenn ich vor ihm heute ankomme. Die Hälfte der 4. Runde ist geschafft, es ist Halbmarathon kurz vor dem Begegnungsstück. Die Zeit passt auch noch gut um unter 5 Stunden heute zu finishen. Jetzt nach der Hälfte wird es aber schwerer für mich, die Kraft lässt nach. Es ist meine Venus-Runde. Ich rette mich aber noch mit passablen 43 Minuten in die nächste, die 5. Runde.

 Jetzt muss ich doch schon mal Laufen mit Gehen abwechseln. Meine Erkältung vom Flugzeug nimmt mir langsam meine Kraft. Diese Runde ist meine Erde (Aarde) Runde und sie bringt mich auf die Erde zurück. Es wird jetzt immer schwerer, die Kraft lässt nach. Kurz vor Ende der Runde werde ich von Peter de Vriese mit seinem Anhänger überrundet. Diese 5. Runde hat mir schon knapp 51 Minuten gekostet, aber es sind nur noch 2 Runden.

 Es folgt die 6. und vorletzte Runde. Ich merke wie mir das Zeitziel von 5 Stunden wegläuft. Was tun. Ich laufe zu Willem Mütze auf. Er ist auch im MC 100 Deutschland und hat in 2013 19 Marathons + 50 Ultras gefinisht. Ende 2012 stand er in der World Megamarathon Ranking 300+ auf dem 6. Platz und hat es per Ende 2013 auf 1284 Marathons inkl. Ultras geschafft.

 Wie wir so ins Gespräch kommen sagt mir Willem, mach langsam, der Veranstalter ist mit dem Zeitziel großzügig. Versuch deinen Körper zu schonen und mach langsam. Ankommen ist wichtiger als hinter der Zeit herzurennen. Dieser gute Rat kommt mir gerade recht und so kann ich meine Gehpausen verlängern, um noch ein wenig Kraft für die letzten 12 km aufzuheben.

 Diese 6. Runde, die Venusrunde kostet mir dann auch schon knapp 53 Minuten. Es folgt die letzte und 7. Runde. Jetzt mache ich nochmal eine Fotorunde und knipse schöne Briefkästen an der Strecke. Mit vielen Gehpausen rette ich mich dann ins Ziel mit knapp 5:20 Stunden. Es ist geschafft und das zählt.

 Hinterm Ziel gibt es die Medaille und eine Erstversorgung mit Flüssigem. Dann ab in die warme Sporthalle und schön heiß duschen. Anschließend gehe ich noch in die große Halle wo sich noch viele Läufer aufhalten und am Essen und Trinken und natürlich viel am Erzählen sind. Ich hole mir noch meine warme Suppe, ein Sandwich und ein kühles Leffe. Dann heißt es für mich auf nach Hause, denn es sind noch 350 km vor mir.

 Als Fazit kann ich nur sagen eine schöne Strecke und viele nette Leute die ich getroffen habe. Die Verständigung ist nicht ganz einfach, weil die meisten Läufer hier nur niederländisch oder französisch sprechen. Mit ein paar Brocken englisch und deutsch kann man sich aber verständigen.

 Auf der Marathonstrecke kommen heute 188 ins Ziel, beim Halbmarathon fast genauso viele Läufer und Läuferinnen. An allen Wettbewerben nahmen heute 502 Läufer und Läuferinnen teil. Bei der Siegerehrung werden heute jeweils die unter 50 und die über 50 Jahre alten Marathonis mit großen Pokalen belohnt.

Marathonsieger -50:                                            Marathonsieger + 50:

  1. Gino Casier                         2:42:25               1. Paul Mertens                      2:54:08

  2. Andy Leliaert                       2:43:49               2. Nid Rumphakwaen             2:53:22

  3. Richard Shaw                     2:56:50               3. Andreas Jago                      3:07:00

 

Marathonsiegerinnen -50:                                  Marathonsiegerinnen +50:

  1. Heidi Janssens                    3:43:46              1. Elsi Annegarn                     4:10:03

  2. Sudo Tomoka                      3:54:33               2. Lisette Wouters                  4:14:14

  3. Rosemary Nixon                 3:56:34               3. Monik van Loock                 4:19:46