17. Dead Sea Marathon Jordanien 2010

Arabische Gastfreundschaft im Land vom Neuen und Altem Testament

7.-14.04.2010 von Bernd Neumann

 Nachdem wir im letzten Jahr eine wunderschöne Kultur- und Laufreise nach Malta unternommen hatten wollten wir dieses Jahr nach Jordanien. Wir hatten schon viel Schönes von diesem Land und seiner Kultur gehört und darum hieß es auf vom 7. – 14. April nach Jordanien.

 Jordanien ist ein Königreich in Vorderasien das zwischen Israel und Saudi-Arabien liegt. Das Haschemitische Königreich wird regiert vom Staatsoberhaupt König Abdullah II. bin al-Hussein (seit 07.02.1999). Die Haschemiten sind ein arabischer Stamm. Sie sind nach Hāschim ibn Abd Manāf dem Urgroßvater des Propheten Mohammed benannt. Die Landesgröße ist ¼ von der Fläche Deutschlands, hat aber nur 1/14 der Bevölkerung. 80% des Landes ist Wüste. Klimatisch sind die östlichen und südlichen Landesteile Wüste, das Bergland am Rande des Jordangrabens mediterran und das Jordantal und die Rotmeerküste subtropisch. Am Toten Meer befindet sich der tiefste Punkt der Erde 400m unter NN. Die Hauptstadt ist Amman mit 1 Mill. Einwohner, jedoch mit dem Vorortgürtel leben hier fast 1/3 der Bevölkerung.

 Unsere Reise führt uns mit dem Marathon- und Ultralauf zum niedrigsten Punkt der Erde - Run to the lowest point on earth! Was dieses wunderschöne Land noch alles zu bieten hat, außer einer traumhaften Wüstenlandschaft erfahrt ihr im täglichen Reisebericht.

 Nun ist alles gebucht und die Reise kann beginnen.

Mittwoch, 7. April Abfahrt von Vellmar zum Rhein-Main-Flughafen nach Frankfurt. Einschecken und um 14:20 Uhr startet unsere Maschine nach Amman Jordanien mit der Royal Jordanian.

 Nach 3.000 km und 5 ½ Stunden Flug landen wir wohlbehalten auf dem Flughafen von Amman. Nachdem wir die Sicherheitschecks durchlaufen haben wurden wir von unserem jordanischen Reiseleiter Osama empfangen. In der Vorgangshalle des Airports erwartete uns Nils Krekenbaum von Laufreisen, der für die Gruppe die komplette Reise durch Jordanien organisiert hat.

 Da es schon spät am Abend war wurden wir mit einem Bus zum Golden Tulip Hotel in Ammann gefahren, wo wir noch ein gemeinsames Abendessen eingenommen haben. Nils teilte noch an die Läufer die Startertüten mit den Startnummern aus.

Donnerstag, 8. April Um 7:00 Uhr morgens gab es einen lockeren Trainingslauf von ca. 30 Minuten rund um das Hotel mitten durch die Stadt. Nach dem Frühstück ging es per Bus in die nördlich von Ammann gelegene Stadt Jerash (alte römische Stadt).

 Jerash (Gerasa) wird auch das Pompeji des Ostens genannt wegen der vielen gut erhaltenen Ruinen des römischen Reiches. Mehr als 200 Jahre hatte die Stadt Wohlstand und es wurden Paläste und prunkvolle Gebäude erbaut. Bevor man in die alte Stadt kommt durchquert man den Hadriansbogen der zum Gedenken an den Besuch Kaisers Hadrian 129 n. Chr. Erbaut wurde. Nebenan liegt das große Hippodrom in dem Pferde- und Wagenrennen veranstaltet wurden.

 Die alte Stadt selbst betritt man durch das Südtor und gelangt kurz danach auf das Forum. Dieser Platz hat eine Größe von 90 x 80 Metern und ist von ionischen Säulen umgeben. Unser Rundgang geht von dort direkt auf das 800m lange und 12m breite Cardo (angelegte Hauptachse Nord-Süd Richtung). Hier lagen früher bis zum Nordtor die Märkte, Brunnen, Tempel und öffentlichen Gebäude. Hinter dem ehemaligen Marcellum befindet sich der Nymphäum, der öffentliche Brunnen der noch zum Teil erhalten ist. Direkt daneben geht es durch einen prächtigen Torbau (Propyläum) eine breite Treppe zum ehemaligen Artemidentempel von dem nur noch wenige Säulen stehen.

 Wir laufen parallel zum Kardo wieder in südliche Richtung und kommen am Drei-Kirchen-Komplex vorbei. Wir laufen direkt auf den ehemaligen Zeustempel zu. Unser Weg führt uns aber in das direkt daneben liegende Südtheater. Der 3.000 Zuschauer fassende Bau wurde im 2. Jahrhundert n. Chr. erbaut und hat heute nach seiner teilweisen Restaurierung eine hervorragende Akustik. Wir konnten uns davon überzeugen denn für die Touristen spielt hier eine arabische Dudelsackgruppe auf. Um alle Details sich genauer anzusehen, benötigt man sicherlich mehr als einen ganzen Tag, für uns ging es aber gegen Mittag zurück nach Amman.

 Im Tawaheen Al-Hawa Restaurant „windsmill“ machten wir unsere Mittagspause. Da es am Abend ein Buffet gibt entschieden wir uns für eine Vorspeisenvariante. Essen in Jordanien heißt ein Gast ist willkommen und es wird so viel aufgetischt das es locker für die doppelte Personenzahl reicht. Die jordanische Küche steht unter mediterranen Einfluss aus den Küchen vom Libanon, Syrien, Palästina und Ägypten. Auf unserem Tisch wurden auf dem großen metallenen Tablett viele kalte und warme Vorspeisen aufgebaut, wie z.B. hummus (Kichererbsenpaste), foul (rot und schwarz gesprengelte Foulbohnen), mutabal (pürierte Auberginen), tabouleh (fein gehackte Petersilie, Tomaten und Zwieblen) u.v.m. Diese Vorspeisen nennen sich mezzeh und werden immer mit frischen dampfendem Fladenbrot serviert. Da hier kein Alkohol ausgeschenkt wurde, empfahl uns Osama unser Reiseführer Limonada ein Getränk aus Zitrone und fein gehackter Pfefferminze. Toller Geschmack und köstlich erfrischend.

 Vom Restaurant ging es direkt zur Zitadelle die die Stadt überragt. Das die Stadt auf sieben Hügel gebaut ist, merkt man hier ganz deutlich, denn es ging per Bus auf und ab durch das harmonische Stadtbild. Im Amman gibt es nämlich die Bauauflage, dass alle Häuser mit dem hellen Stein verkleidet sein müssen. Die Gegend um Amman ist schon seit 9.000 Jahren besiedelt, was archäologische Funde belegen. Auf dem von uns besuchten Zitadellenhügel befinden sich Gräber aus der frühen Bronzezeit (17. – 16. Jh v. Chr.). Auf dem Zitadellenhügel hat man einen herrlichen Blick auf das alte Amman.

 Wir gehen vom Eingang zum nahen Hügel, auf dem noch Säulen des Herkulestempels stehen der dem römischen Kaiser Marc Aurel (161-180) gewidmet wurde. Gegenüber befindet sich das archäologische Museum mit Funden ab dem Paläolithikum (Altsteinzeit).

 Besondere Aufmerksamkeit verdienen die wachsähnlichen Figuren (8.000-6.000 v. Chr.) sowie die Schriftrollen die zu den Qumram-Rollen zählen sollen. Diese Rollen umfassen ca. 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum. Sie wurden zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. Von 500 verschiedenen Schreibern beschriftet. Hierbei sind auch etwa 200 Texte des späteren Tanach, die als die ältesten bekannten Handschriften der Bibel zählen. In einer Nische befinden sich 4 Sarkophage aus der Zeit zwischen dem 13. und 7. Jh. Nach einem ausführlichen Rundgang und vielen Informationen von Osama ging es zurück zum Bus.

 Gegenüber vom Parkplatz hatte man einen herrlichen Blick auf den neueren Teil der Stadt. Über der Stadt weht eine Flagge, die die Größe eines Fußballfeldes hat. Jetzt geht es durch die Altstadt vorbei an der König-Abdullah-Moschee durch die engen Straßen in die Neustadt. Hier gibt es viele Prachtbauten, die lange Straßen zieren.

 Nachdem wir uns im Hotel frisch gemacht hatten, ging es zur Pasta-Party. Unser Bus brachte uns zum 5-Sterne Hotel Landmark. Hier wurden wir königlich empfangen, denn es ging in den Königssaal. Der Saal war prächtig hergerichtet und nach kurzem warten, kam der Schirmherr der Veranstaltung „17th LG Dead Sea Ultra Marathon“ Prince Raad Bin Zaid der Bruder vom verstorbenen König. Nach einer kurzen Rede wurde das königliche Buffet eröffnet. Heute war auch das jordanische Fernsehen anwesend.

 Nachdem alle Gäste gut gespeist hatten, kam dessen Sohn der Prinz Dr. Firas Bin Ra ád der demnächst die Schirmherrschaft vom Vater übernimmt und hielt eine kurze Rede. Anschließend kam er zu uns an den Tisch und hielt Smalltalk mit den Läufern. Es ging dabei ganz locker und sehr nett zu.

Freitag, 9. April Marathontag Nach einem frühen Frühstück im Hotel hieß es auschecken und per Bus zur zentralen Sammelstelle aller Läufer. Hier mussten nun alle Läufer und Läuferinnen, angeblich 4.000 Starter per Bus zu den einzelnen Startplätzen gebracht werden. Bei sehr frischen 7-8 Grad froren und zitterten viele Teilnehmer. Es herrschte das Chaos pur, aber wir sind in einem arabischen Land und da heißt es Ruhe bewahren.

 Nachdem schon viele Busse abgefahren waren wir aber keinen Bus für die Marathonis erkennen konnten wurden wir weiter nach vorne geschickt. Es war schon 6:30 Uhr und der Start sollte um 7 Uhr erfolgen. Wie durch Zufall rief einer da ist ein Marathonbus. Wir stürmten hinein und los ging es zum ca. 10 km entlegenen Startplatz.

 Um 6:50 Uhr waren wir am Marathontor und fast alle 50 Insassen stellten sich an die drei Dixihäuschen an. Es wurde unser Chip gescannt und die Schlange wurde kaum kleiner. 3 Minuten vor dem Start rannten alle die Klein mussten in das hohe Gras und ich konnte 1 Minute vor 7 Uhr endlich mich erleichtern. Den Startschuss hörte ich im Häuschen und machte meinen Start kurz danach direkt vom Dixiklo.