Kambodscha und Vietnam 2018

Expedition Südostasien mit Angkor Wat Marathon

01.-10.08.2018 von Bernd Neumann 3. Teil

 Der Flug nach Hanoi dauert rund 2 Stunden und so landen wir auf dem internationalen Flughafen Nội Bài der rund 20 km nördlich des Stadtzentrums liegt. Auf der Fahrt zum Zentrum müssen wir den Roten Fluss überqueren. Ähnlich wie der Mekong im Süden des Landes hat der Rote Fluss hier oben im Norden auch ein weit verzweigtes Mündungsdelta. Diese Stahlausleger Brücke ist 1.682,6 m lang und wurde während des Vietnamkrieges stark umkämpft.

 Hanoi (vollständiger Name = Thành Phố Hà Nội) ist die zweitgrößte Stadt von Vietnam mit rund 6,5 Mill. Einwohnern. Sie ist auch die Hauptstadt der Sozialistischen Republik Vietnams und die älteste bestehende Hauptstadt in Südostasien. Als Zitadelle Thang Long ist sie im Jahr 1010 als Gründungsjahr belegt, obwohl schon in der Bronzezeit hier Menschen gesiedelt haben.

 In der Stadt gibt es viele Sehenswürdigkeiten, für die man mehrere Tage braucht. Es gibt das Ho-Chi-Minh Wohnhaus, Mausoleum und Museum zu besichtigen sowie viele andere interessante Museen. Sehr interessant sind auch verschiedene historische Gebäude sowie die Überreste der Zitadelle Thang Long die sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde.

 Unser Weg führt uns an der Oper vorbei und am größten See in der Stadt dem 700m langen Hoan-Kiem-See. Er entstand im 18. Jh. als Rückstausee des Roten Flusses.

 Wir erreichen unser Hotel am Rande der Altstadt checken kurz ein und schon geht es weiter in einer neuen Stadt mit der Besichtigungstour. Wir wollen uns ein UNESCO-Weltkulturerbe ansehen, den Literaturtempel mit seinen 82 Stelen.

 Neben unserem Hotel der ganz normale Wahnsinn, Moped an Moped hunderte von Metern entlang.

 Wir betreten durch das historische Haupttor den Anlagenkomplex, der aus fünf ummauerten Höfen besteht. Der Literaturtempel ist kein Tempel und diente nie religiösen Zwecken, sondern es handelt sich um die 1. Akademie des Landes. Der dritte Kaiser der Lý-Dynastie Thánh Tông (Lý Nhật Tôn) erbaute den Komplex 1070.

 Wir betreten den ersten Innenhof wo am Tor auf zwei Stelen die Inschrift ist: „ha ma“ was dem berittenen Besucher sagen soll „steig ab“, hier bist du ohne Rang und Namen. Hinter dem Tor beginnt eine zentrale Wegachse die sich durch die Höfe zieht. Durch das Große Mittlere Tor betritt man den zweiten Hof. An den Seiten gibt es das Tor des Erworbenen Talents und das Tor der Gewonnenen Tugend. Hier steht ein zweistöckiger Pavillon der als Versammlungsraum für die Gelehrten diente.

 Im dritten Innenhof befindet sich ein quadratisch angelegter Teich. Hier befinden sich auch die Stelen von 1.307 Absolventen, die ihre Doktorprüfung zwischen 1442 und 1779 abgelegt haben. Alle stehen auf dem Rücken von Schildkröten, welche ein langes Leben und Kraft verkörpern.

 Im vierten Innenhof befinden sich Pavillons zu beiden Seiten die einst Altäre und Statuen hatten. Im abgedunkelten Konfuzius Tempel steht eine große Konfuzius-Statue mit seinen vier wichtigsten Schülern. Sehenswert sind hier auch Schnitzereien und die Bronze-Kraniche, die auf Schildkröten stehen.

 Im fünften Hof befanden sich die Nationale Universität sowie die Lehrräume der Akademie. Seitlich des Hofes befinden sich große Trommeln, die immer zu den Zeremonien geschlagen wurden.

 Bevor der Zug Dong Moi das Zentrum der Stadt in nördliche Richtung über den Roten Fluss verlässt, muss er einige Kilometer durch die Stadt fahren. Hier in Hanoi gibt es aber einen Streckenabschnitt der Hanoi Train Street genannt wird.

 Wir sind auf dem Weg in die Altstadt und kommen an diese Straße, nein eigentlich ist es ja keine Straße, sondern nur ein Gleis das Mitten durch Wohnhäuser sich zieht. Hier gibt es keinen Fußweg, sondern nur den Gleiskörper, auf dem wir uns in Richtung Altstadt bewegen. Wir bewegen uns hier zu einer Zeit wo kein Zug fährt und so können wir ganz entspannt das Leben an bzw. auf den Gleisen aufnehmen.

 Links und rechts davon leben die Menschen und gehen hier ihrem täglichen Leben vor ihrer Haustür nach. Nur wenn der Dong Moi durch diese Häuserschlucht rast, ist für einen Moment Stillstand in der Gasse und die Menschen verschwinden mit allem, was beweglich ist in den Häusern. Ein vibrieren der Gleise und dann ein lautes Hupsignal kündigen den Zug an der ratternd an den Häusern vorbeifährt. So schnell der Zug heran rauscht, so schnell ist er durch die Häuserschlucht verschwunden.

 Nach einem Stück Gleiswanderung verlassen wir an der Nguyen Van To Street die Gleise und gehen in die nahe gelegene Altstadt, in das Viertel der 36 Gassen.

 Wir gehen nun in die Altstadt, die zwischen dem Dong-Xuan-Markt und dem südlich davon gelegenen Hoan-Kiem-See liegt. Interessant ist für uns das Durchlaufen der 36 Gassen, die ja das Herz von Hanoi ausmachen soll. Aber auch hier sind die knatternden Mopeds überall meist als Transportmittel. Der Name Altstadt täuscht jedoch, denn das Viertel hat teil modernen und lebendigen Charakter. Alt sind die Handwerke und deren Produkte, die hier schon seit mehreren hundert Jahren verkauft werden. Heute sind jedoch keine Floßverkäufer oder Kohlenhändler mehr in den Gassen zu finden, denn man hat sich hier auch den Touristen angepasst, die in ganzen Scharen durch die Gassen laufen und die Waren kaufen. Außerdem nutzen heute noch die Hanoier diese Geschäfte für ihren täglichen Einkauf und so muss immer wieder auf die Mopeds und Motorroller aufpassen, die durch die Gassen rauschen.

 Man glaubt das schon vor tausend Jahren als der Kaiser nach Hanoi zog und zur Hauptstadt machte viele Handwerke und Zünfte ihm folgten. Im 15. Jh. sollen es angeblich hier 36 Zünfte gegeben haben. Es kann aber von der Zahl neun, die Überfluss bedeutet, mal die 4 Himmelsrichtungen kommen. Egal wie es sind ja mittlerweile auch über 70 Gassen mit den schmalen Häusern. Die meisten sind nur 2-3 Meter breit aber bis zu 50 Meter tief und 8 Stockwerken hoch. Früher musste man die Steuern nach der Breite des Hauses bezahlen.

 Was früher streng geregelt war ist heute schon lockerer und so gibt es nur noch wenige streng nach ihrem Produkt geregelte Läden. Hier beginnen alle Straßennamen mit „Hang“ und danach folgt das Produkt. So gibt es heute noch 30 Straßen wie z.B. der Hang Than (Kohle), Hang Buom (Segel), Hang Voi (Kalkstein), Hang Be (Floß) Hang Son (Lacke und Farben).

 Heute gibt es auch viele kleine Imbisse bzw. das für Hanoi bekannte Street-Food fast an jeder Ecke. Die Vietnamesen essen hier überall auf ihren kleinen Plastikstühlen ihre leckere Nudelsuppe mit Rindfleisch.

 Gegen Abend wollen wir uns noch eine in Vietnam 500 Jahre alte Kunst ansehen, die es auch nur in Vietnam gibt. Es ist das Wasserpuppentheater (Múa Rối Nước) im Thăng Long Water Puppet Theatre ganz in der Nähe vom Hoan Kiem See. Fast wäre dieses alte Kulturgut ausgestorben, wenn nicht eine kleine französische Organisation diese alte Theaterkunst wieder zum Leben erweckt hätte. Heute ist es eine Touristen-Attraktion.

 Wir sitzen in einem Saal wo jede Stuhlreihe höher ist und man so einen guten Blick auf die Bühne hat, die hier ein Wasserbassin ist. Links und rechts davon sitzen Musiker mit ihren alten historischen Instrumenten, die die ganze Vorstellung damit musikalisch begleiten.

 Angeblich ist das Wasserpuppentheater auf dem Land entstanden während der Regenzeit. Ein Bauer hat das viele Wasser als Bühne genutzt und dazu schöne Holzpuppen geschnitzt die an einer 3-4 m langen Stange bewegt werden. Die Spieler stehen hinter einem Bambusvorhang im Wasser und bewegen die bis 5kg schweren Puppen übers Wasser. Die beweglichen Gliedmaßen oder sonstige bewegliche Komponenten werden durch Seilzüge gesteuert. Die Puppenspieler müssen bis zu fünf Jahren üben, um die schweren Puppen perfekt übers Wasser gleiten zu lassen.