Internationaler Kyffhäuser-Bergmarathon 2018
Aller guten Dinge sind drei im Kyffhäuser-Gebirge zum 40. Kyffhäuser Berglauf
14.04.2018 von Bernd Neumann
Ja, dies ist mein 3. Kyffhäuser-Bergmarathon. Nach 2013 und 2017 bin ich wieder hier. Es gibt Strecken die laufe ich nur einmal, aber wie den Kyffhäuser mache ich gern mal eine Ausnahme und laufe den auch mehrfach. Es ist natürlich auch die lange Laufzeit die uns Läufern hier erlaubt wird. Kyffhäuser heißt auch die Strecke genießen, besonders der Blick oben am Denkmal. Hier kann man sich auch mal länger aufhalten und ein paar Fotos mehr knipsen und der Posten hier oben hat den leckeren Schleim. Nirgends schmeckt der so gut wie am Kyffhäuser Denkmal.
Also los, ab die 150km nach Nordosten zum ehemaligen Traditionslauf der ehemaligen DDR, ins kleine Kyffhäuser Gebirge. Ich reise schon am Vortag zum Lauf an und treffe hier mit Heike und Dieter zusammen. Wir bauen unser Domizil auf dem Parkplatz hinter der Therme auf dem Parkplatz auf. Hier werden wir die nächsten 2 Nächte verbringen.
Wir sind ca. 50 km nördlich von Erfurt im kleinen Kyffhäuser Gebirge (etwa 19 km lang und 7 km breit). Ein großer Teil des Gebirgszuges ist mit Wald bedeckt. Es gibt jedoch am Süd- und Westrand auch unbewaldete Hänge, was am fehlenden Grundwasser durch den sehr gipshaltigen und stark verkarsteten Untergrund herzuführen ist. In der Zeit der Völkerwanderung hatte das kleine Gebirge jedoch eine große strategische Bedeutung als Brückenkopf zwischen Harz und Thüringen. In der Zeit um 530 zur Zeit der Kämpfe zwischen den Franken und den Thüringern wurden die ersten Steinbauten errichtet und später weiter als Schutz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch zahlreiche Großburgen die als Reichsburgen dienten erweitert. Diese Bedeutung machte ihn zum prädestinierten Burgenbaustandort.
Bei so einer historischen Vergangenheit gibt es natürlich auch viele Sehenswürdigkeiten in und um Bad Frankenhausen. Was sollte man sich ansehen, wenn man hier ist: Den Schiefen Turm, das Panorama-Museum, das Kyffhäuser Denkmal, den Solewasser-Vitalpark, die Barbarossahöhle, das Regionalmuseum, den Kurpark, das Schausiedehaus, den Hausmannsturm, den Naturpark Kyffhäuser, den Botanischen Garten, das Bauernschlachtdenkmal und die Goethe Schokoladen Manufaktur. An vielen der genannten Sehenswürdigkeiten kommen wir im Laufe des Marathons vorbei.
Die Startnummernausgabe ist wie immer in einem großen Festzelt vor dem Schloss Frankenberg, der Fürsten zu Schwarzburg-Rudolfstadt. Dieses Schloss geht auf eine ehemalige Burg im Mittelalter zurück, wurde im Bauernkrieg stark zerstört und später als Renaissancebau wieder neu aufgebaut. Hier in Mitten der Gartenanlage befindet sich der Start- und Zielbereich. Heute am Samstag ist ab 06.30 Uhr die Melde- und Nachmeldestelle geöffnet.
Ich hole mir meine Startnummer im Festzelt und mache mich fertig für den Lauf. Hier auf dem Schlossplatz ist der Start und nach einigen Stunden durch das Kyffhäuser Gebirge auch wieder das Ziel. Zeit haben wir heute 7 Stunden bis auch der letzte Mountain-Biker im Ziel ist.
Die Thüringer Energie (weißer Bogen) zeigt uns den Weg vom Platz runter. Es wird pünktlich gestartet und das Feld läuft von der Wiese auf dem Schlossplatz um das Regionalmuseum und auf die Kyffhäuser Straße.
Die große Gruppe läuft um das Einkaufszentrum rum und biegt dann auch gleich nach rechts in die historische Stadt ab. Wir sind am Kantor-Bischoff-Platz, wo sich auch die Unterkirche befindet. Dieser schlichte Barockbau wurde 1703 geweiht und hat eine prachtvolle Orgel mit Schnitzereien.
Wir befinden uns in der historischen Kurstadt Bad Frankenhausen. Die Stadt hat eine sehr lange Geschichte die schon vor 10.000 Jahren beginnt mit den zwei Kultplätzen der Kattenburg und den Schuchardshöhlen auf dem Kosackenberg. Bekannt wurde der Ort jedoch erst durch die letzte große Schlacht des Deutschen Bauernkrieges 1525 wo der revolutionäre Theologe Thomas Münzer als geistiger Anführer und priestlicher Beistand der Bauern gefangen wurde. Der Schlachtberg bei dem 6000 Bauern umkamen liegt am Nordrand der Stadt und der Weg hinauf heißt heute noch Blutrinne. Auf dem Schlachtberg steht auch das monumentale Bauernkriegspanorama-Gemälde das man unbedingt gesehen haben muss. Interessant ist auch, dass hier in Bad Frankenhausen 1701 sich die ersten Knopfmacher niederließen und 130 Jahre später die erste Fabrik für Perlmuttknöpfe gegründet wurde. Hier im Ort wird schon seit 998 die Solequelle für die Salzgewinnung genutzt und seit 1818 auch im ersten Kurhaus zu Heilzwecken. 1879 eröffnete an der kleinen Wipper Minna Hankel das erste Kinderkurheim.
Die Straße führt uns leicht bergauf und wir sehen vor uns auf dem Schlachtberg den markanten Rundbau des „Panorama Museum Bad Frankenhausen“ mit dem monumentalen Bauernkriegspanorama-Gemälde, an dem wir kurz vor Ende des Marathons noch vorbeikommen.
Am Ende der Klosterstraße biegen wir links ab auf den Anger (Anger = ein Dorfplatz der in Gemeinbesitz ist und von allen Bewohnern der Stadt genutzt werden kann). Hier erwartet uns ein Stück grobes Kopfsteinpflaster.
In der Innenstadt ist heute Morgen noch alles ruhig obwohl es ein Samstag ist. Man sieht nur einige Leute die mit Brötchentüten in der Stadt bzw. an den Supermärkten unterwegs sind. Hier am Anger befand sich früher auch die Oberschule "Thomas Müntzer“. Über die Zinkestraße erreichen wir die B85 die geradeaus hoch zum Kyffhäuser führt.
Wir biegen jedoch nach knapp 100m links ab auf die Rottlebener Straße. Dort wo die L1172 nach links in Richtung Rottleben abbiegt beginnt für uns die erste Crossstrecke, denn wir werden hier von Posten nach rechts auf einen Feldweg geleitet.
Ein Weg aus rotem Lehmboden führt uns durch eine Streuobstwiese, in Stück Richtung Barbarossahöhle. Links am Baum leuchtet uns schon von weitem ein Km-Schild entgegen. Darauf steht „noch 37km“, ja hier beim Kyffhäuser Bergmarathon gehen die Uhren bzw. Km-Angaben rückwärts. Also haben wir jetzt 5,2 km gelaufen.
Ein Stück weiter kommen wir an einem ehemaligen Stolleneingang vorbei und hinter der nächsten Welle sind wir schon an der Barbarossahöhle. Die sagenumwobene Barbarossahöhle ist aber nicht nur eine Höhle, sondern ein ganzes Höhlensystem im Anhydrit- und Gipsgestein des mittleren Zechsteins. Sie ist entstanden, dass Sickerwasser den weichen Gips auflöste und so die Hohlräume im Verlauf enormer Zeiträume dieses Höhlensystem schufen. Entdeckt wurde die Höhle mehr durch Zufall, als 1865 Bergleute auf der Suche nach Kupferschiefer waren. Nach 5 Jahren und 178 m Strecke stießen sie jedoch unerwartet auf einen natürlichen Hohlraum von beeindruckender Größe und Schönheit. Diese Höhle soll einer Sage nach, das unterirdische Reich vom Kaiser Barbarossa sein.
Der Sage nach ist Kaiser Barbarossa nicht gestorben, sondern nachdem er verzaubert wurde schläft er in einem unterirdischen Schloss. Er sitzt an einem Tisch aus Marmor, durch den im Laufe der vielen Jahrhunderte sein roter Bart gewachsen sein soll. Um der Sage gerecht zu werden, wurden im "Tanzsaal" der Höhle aus riesigen Gesteinsbrocken Tisch und Stühle aufgestellt. Alle hundert Jahre wacht der Kaiser auf und wenn dann noch immer Raben um den Berg kreisen, schläft er ein weiteres Jahrhundert. Kaiser Barbarossa Friedrich I. wird als edel, tapfer, freigiebig sowie als standhafter Fürst im Glück wie im Unglück verharrend beschrieben. Er soll ein bewundernswertes Gedächtnis haben und für die Zeit in der er lebte ungewöhnlich große Kenntnisse gehabt haben.
Bei Km 6 kurz vor der Barbarossahöhle kommen wir ganz in die Nähe zum Höhleneingang. Oberhalb der Höhle sind noch wenige Reste der ehemaligen Raubritter Burg Falkenburg aus dem 12. Jh. Wahrscheinlich bestand die Burg nur aus einem tiefen Graben der einen Wohnturm umgab. Urkundlich erwähnt wurde sie 1349 als Sitz des Heinrich von Falkenburg. Hier gibt es die erste Versorgungsstation.
Ganz neu gibt es hier jetzt ein Informationszentrum Geopark Kyffhäuser und gegenüber einen Abenteuer-spielplatz. Nun ist diese Ecke auch touristisch erschlossen. Wir machen nur einen Stopp am Versorgungs-posten und laufen dann auf die asphaltierte Straße nach Steinthaleben.
Hier in Thüringen gibt es viele Orte die mit der Endung –leben heißen. Die Bedeutung –leben –lev oder –löv bedeuten etwas zurückgelassenes oder überlassen, woraus sich die Bedeutung „Erbe“ entwickelt hat. Der erste Teil des Ortsnamens kann somit auch auf den Personennamen hinweisen. Hier liegen die Orte Bendeleben, Rottleben oder auch Steithaleben eng zusammen.
Hinter dem Spielplatz geht es zurück auf die asphaltierte Straße in Richtung Steinthaleben.