22. Köln Marathon 2018

Meinen Jubiläums Marathon (250.) laufe ich in der Stadt mit K(a)

7.10.2018 von Bernd Neumann

 Für mein Jubiläum habe ich mir ein ganz spezielles T-Shirt herstellen lassen und das wollte ich auf einer ganz besonderen Strecke einweihen. Meine Wahl viel somit auf Köln, da dort noch nie gelaufen bin, obwohl es diesen Lauf schon seit 21 Jahren gibt und außerdem wohnt dort mein ältester Sohn. Also erst mal anmelden was man in Köln sehr frühzeitig machen sollte, denn das Nenngeld staffelt sich dort nach den vergebenen Plätzen. Die ersten 1,000 Startplätze kosten 72€ und steigert es sich bis zur102€ ab dem 5.000 Startplatz. Da ich es mir aber spät überlegt habe hätte ich schon den teuersten Preis bezahlen müssen. Durch ein Gespräch mit meinen Lauffreund Dieter habe ich erfahren das man als Erststarter in Köln über eine Köln-Botschafterin für den Marathon nur das günstigste Startgeld bezahlen muss. Gesagt getan nun muss ich nur noch laufen.

 Die Anreise ist am Samstag erfolgt da ich bei meinem Sohn schlafen kann. Von ihm ging es dann zu Fuß in die Stadt um die Startunterlagen auf dem Neumarkt. Die Kölner nennen ihren größten Platz der Altstadt liebevoll „Nümaat“ auf dem auch der Weihnachtsmarkt stattfindet oder der Zirkus Station macht. Der Platz (8.600qm) ist rundum gesichert und so gibt es nur zwei Ein- bzw. Ausgänge. In einem Zelt befindet sich hier die Ausgabe der Unterlagen (Startnummer+Kleidersack in Rucksackqualität). Dann gehen wir noch über die recht kleine Messe mit einigen Verkaufsständen und Essen und Trinken gibt es natürlich auch. In einem Zelt halten sich die Jubilee-Clubmitglieder auf.

 Hier finden wir Heike und Dieter der bisher alle Köln-Marathon Läufe mitgemacht hat. Wir halten uns hier im Zelt noch ein wenig auf und machen uns dann wieder nach Hause in den Hansaring, wo morgen der Lauf sogar zweimal bei meinem Sohn an der Haustür vorbei geht.

Sonntag: Marathontag. Ich bin schon früh unterwegs denn zum Startplatz auf der anderen Seite vom Rhein an den Ottoplatz fahre ich heute kostenlos mit der S-Bahn hin. Hier treffe ich an der daneben liegenden Jugenherberge meinen alten M4y-Kameraden Anton Lauter der hier genächtigt hat. Draußen ist es noch recht frisch und so halte ich mich noch ein wenig auf. Draußen kommen langsam die rund 6.000 Marathonis und 12.000 Halbmarathonis an.

 Ich reihe mich dann in die Menge ein und treffe Heike und Dieter. Es ist heute Morgen eine Super-Stimmung hier und die Leute singen und klatschen mit zu „Sha-La-La-La-La-La aus der Stadt mit K(a). Der Mann in der gelben Kanone macht unentwegt Ansagen und dann höre ich doch: „Wir begrüßen ganz herzlich Bernd Neumann aus Vellmar der heute hier seinen 250. Marathon läuft“. Ey, woher weiß der das denn?

 Vor dem Start erfolgen dann noch ein paar Fotos dann heißt es in den Startblock (die Farbe des Startblocks ist auf der Startnummer) was für mich einfach ist ich reihe mich ganz hinten ein. Es gibt in Reihenfolge die Farben rot, blau, gelb, orange. Unser Start erfolgt um 10 Uhr da sind die Riesen-Massen (12.000) mit den Halben schon 1 ½ Stunden unterwegs. Da es jetzt noch sehr kühl ist ziehe ich meine dünne Jacke über.

 Wir werden mit Hells Bells von AC/DC auf die Strecke geschickt. Es folgen in einigen Minuten Abstand Block um Block. Ich überquere die Zeitmatte nach knapp 20 Minuten und die Uhr läuft.

 Vom Startplatz dem Ottoplatz laufen wir über die Mindener Straße zum Rhein den wir auf der Deutzer Brücke überqueren. Bei klarer Sicht hätten wir auch das angesagte Postkartenmotiv. Heute früh ist es noch ein wenig trübe. Hinter der Brücke haben wir auch schon den ersten Kilometer hinter uns.

 Dann geht es direkt neben den Rhein und wir laufen bei km 2 am Schokoladen Museum, dem Sport- und Olympiamuseum und den Kranhäusern sowie dem Malakoffturm (um 1850 zur Sicherung des Rheinauhafen errichtet) vorbei. Die ehemalige Hafenanlage hat seinen Zweck im Laufe der 1950er Jahres verloren. Das Gebiet wird heute als Wohn-, Büro- und Gewerbeanlage benutzt.

 Es geht vorbei am Bayernturm immer am Agrippinaufer dem Rhein flussaufwärts nach Rodenkirchen. Kurz vor Km 5 gibt es die erste Wasserversorgung. Vorsicht das Wasser ist sehr kalt.

 Zwischen Km 3 und 4 haben wir ein Begegnungsstück. Hinter der Südbrücke zwischen Km 4 und 5 bis zur Bismarcksäule sind wir allein und dann zwischen Km 5 und 6 sehen wir uns noch mal auf der gleichen Straße. Im Stadtteil Rodenkirchen laufen wir dann eine 2km lange Schleife und schon bin ich fast allein auf der Straße obwohl ich hier kurz hinter den BuZL 5h bin.

 In Rodenkirchen auf der Marternusstraße haben wir den km 7 geschafft und damit das erste Sechstel der Strecke. Nach der Schleife sind wir wieder für einen Kilometer am Rhein, um dann in die Altenburger Straße abzubiegen. Dort gibt es Versorgung beim Km 10. Hier bin ich nach 1:17 was ja eigentlich viel zu schnell ist, da ich ja auf 6 Stunden nicht unter 5:30 laufen will. Ob es die Kühle heute Morgen ist, denn wir haben nur so um die 10 Grad nach dem Regen heute Nacht.

 Es geht bei km 11,5 vom Rhein weg, zum Clodwigplatz wo bei Kilometer 12 die Severinstorburg steht. Die Vringspooz wie sie die Kölner nennen oder einfach Severinstor ist eine der vier erhaltenen Stadttorburgen (befestigte Stadttore wie eine kleine Burg) neben dem Eigelsteintor (in Lins Nähe), Hahnentor und Ulrepforte.

Das Severinstor wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut als schwere Torturmburg aus Tuffstein. Es diente als Schutz auf der Straße nach Süden und für viele Klöster, die sich hier früher befanden. Hier schließt sich auch die Stadtmauer an von der man jedoch nur noch ein kurzes Stück an den Turm angrenzend sehen kann. Hier am Tor ist auch der 1. Staffelwechsel. Die Staffelläufer wechseln hier in einem separaten Korridor neben der Strecke.

 Über die Severinstraße und Cäzilienstraße kommen wir zum 1. Mal an den Rudolfplatz kurz vor km 15 den aber nur wir kurz streifen. Am Rande stehen Leute mit Schildern. Auf einem steht: Das ist ne‘ Menge Arbeit für 1 kostenlose Banane!“. Es sollte aber nicht nur ne Menge Arbeit, sondern eher ne Menge Spaß und Freude sein. Vorbei am Zülpicher Platz und Barbarossaplatz kommen wir bei km 17 an die Universität.

 Es geht dann weiter in einer Schleife durch Köln-Sülz (Kölscher geht es nicht!). Beim Km 20 sind wir links und rechts von viel Grün eingerahmt. Hier befindet sich rechts der Hiroshima-Nagasaki-Park mit dem Museum für ostasiatische Kunst. Auf der linken Seite ist ein kleiner Park, der Park der Menschenrechte der Initiative von Amnesty International so benannt wurde. Hier befinden sich im Boden einige der Menschenrechte wie z.B. „Schutz vor Sklaverei und Menschenhandel“, „Recht auf Asyl“, „Schutz vor Diskriminierung“. Dazu gehören aber auch Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Schutz von Familien. Sehr wichtig finde ich auch das Recht auf Leben und körperlicher Unversehrtheit sowie der Schutz vor Folter, Menschenversuchen ohne dessen Einwilligung und auch Schutz vor Prügelstrafen sowie Anschaffung der Züchtigung in Erziehung und Schule was ich noch kenne.

 Kurz vor Halbzeit biegen wir in die Dürener Straße ab. Ein großer Torbogen kündigt uns den Halbmarathonpunkt an. Hier bin ich bei netto 2:52 was immer noch zu schnell ist aber es geht mir bis hierher gut. Also weiter und den Rhythmus versuchen zu halten.

 Über die Klosterstraße erreichen wir bei km 22,5 den Melatenfriedhof. Hier liegt die Kölner Prominenz und am Aachener Weiher auf der anderen Seite der Laufstrecke liegen im Sommer die Sonnenanbeter.

 Wir folgen nun der Aachener Straße stadteinwärts zum Rudolfplatz. Kurz davor liegt auf der rechten Seite das Volkstheater von Willy Millowitsch. Hier ist auch der Km 24.

 Wir laufen weiter und biegen vor dem Friesenplatz auf die Bismarckstraße, die uns unter der Eisenbahn durchführt und biegen dann auf die Vogelsanger Straße, der wir ein Stück folgen. Über die Geiselstraße kommen wir dann auch die Venloer Straße. Es geht durch das aufgeblasene Rhein Energie Tor. Dann werden wir aufgefordert „Run faster“, leichter geschrieben wie getan. Ich halte lieber meinen Rhythmus, denn es sind noch immer 15 km bis zum Ziel. Hier sind viele Menschen versammelt, die auch den langsamen Läufern noch richtig Stimmung machen. Die Straße ist hier mit Papierstreifen übersät. Hier hat wohl einer seinen Schredder bemüht und über den Läufern einen Papierregen ausgeschüttet. Auf dem Bogen steht eine rosa 27. Bis jetzt liege ich noch auf einer Endzeit um die 5:50 aber es wird schon langsam schwer und schwerer jeder Kilometer.

 Kurz hinterm Schild Km 27, bevor wir nach links in die Innere Kanalstraße abbiegen, steht an der Kreuzung die neue Moschee. Zwischen 2009 und 2017 entstand hier die neue Moschee der DİTİB.

 Hinter dem Colonius Turm biegen wir nach rechts ab und erreichen hinter dem Mediapark die Hansastraße.

 Nun habe ich schon 2/3 geschafft und muss immer mehr gehend zurücklegen. Nun geht es den Hansaring leicht aufwärts. Plötzlich kommt mein Sohn an die Strecke da er ja hier kurz vorm Ebertplatz wohnt. Er geht ein Stück mit mir dann muss ich ein wenig beschleunigen, denn die 6 Stunden fangen an zu wackeln.

 Der Hansaring bzw. der Ebertplatz lagen im Mittelalter noch außerhalb der Stadtmauer und wurden landwirtschaftlich genutzt. Anfang des 19. Jh. wurde hier sogar mit dem Bau eines Hafens begonnen, der aber nie vollendet wurde. Heute gibt es hier einen breiten Grüngürtel mit großem Teich, der bis zum Rhein an die Bastion reicht. Kurz hinterm Ebertplatz steht das Km-Schild 30 und ich fange an zu rechnen, ob ich noch die 6 Stunden unterbieten kann. Es wird auch wärmer und die Straßen sind hier welliger wie bisher. Bei Km 30 liege ich noch unter der 6 Stundenzeit, aber es wird jeder Kilometer zäher und ich muss kämpfen. Aber 12 km sind es noch bis zum Ziel, nachdem ich nun schon für die letzten 5 km 47 Minuten gebraucht habe werde ich wohl ein paar Minuten drauflegen müssen.

 Die Laufstrecke führt uns aber über die Riehler Straße und die Amsterdamer Straße gen Norden. Es geht nun in den Stadtteil Nippes. Der Name könnte von „Niep“ abgeleitet werden was auf eine feuchte Senke hinweist. Hier steht in großen Lettern auf der Straße „BERND GO! Ja das war Anke die auch an der Strecke steht und mir ein Kölsch reicht zum Auftanken für die letzten 8 km. Danke.

 Bei km 35 geht es auf der anderen Straßenseite zurück über die Xantener Straße und Amsterdamer Straße zurück zum Ebertplatz. Nun sind es nur noch 4 ½ Kilometer bis zum Dom.

 Die Straßen sind nun schon relativ leer, aber ich komme dem Ziel immer näher. Kurz hinterm Km 40 geht es beim Hahnentor nach links zum Neumarkt. Das Hahnentor war früher eine Torburg von denen es ursprünglich 12 gab die auf der acht Kilometer langen Stadtmauer verteilt waren. Hier ist heute der Rudolfplatz.

 Am Neumarkt, wo es die Startunterlagen gab ist es jetzt ruhig und man wartet noch auf die letzten langsamen Marathonis.

 Der Kölner Neumarkt (Nümaat) ist mit rund 27.00 qm Fläche der größte der 30 Plätze in Köln. Im 14. Jh. wurde der Neumarkt als Pferde-, Hühner- und Viehmarkt genutzt. 1392 wurde hier eine Windmühle errichtet die auch Mehl mahlen sollte wenn die Wassermühlen am Rhein nicht betrieben werden konnten. Ab 1596 wurden die Windmühle auch als Gefangenturm genutzt.

 Kilometerschild 41 nun geht es in die Fußgängerzone auf die Hohe Straße vorbei an Galeria-Kaufhof. Jetzt bei Km 41,5 sind die 6 Stunden rum. Nur noch rund 700m zum roten Teppich. Immer weiter durch die schmale Hohe Straße dann bei Km 42 rechts die Domplatte und der Dom. Gleich ist es geschafft.

 Dann links ab in die Komödienstraße und ich sehe den roten Teppich und das Zielbanner. Zwei Sprecher sind immer noch da und moderieren. Dann werde ich angesprochen das ich doch der Läufer bin, der extra nach Köln gekommen ist, um hier seinen 250. Marathon zu laufen. Ich muss ihm kurz antworten und erhalte einen Blumenstrauß und dann endlich das Ziel und die Mappe pipst nach brutto 6:20: 16. Netto sind das 6:08:48. Juchhuu 250 Marathons. Dann geht es nochmal zum Zielbanner und es werden noch viele Erinnerungsfotos geschossen. Hier in den Zielbereich darf kein Angehöriger und so drücke ich einem Ordner meine Kamera in die Hand und er knipst ein paar Fotos von mir. Super, danke.

 Nun gehe ich ganz langsam weiter zur Zielverpflegung, dort erwarten mich mein Sohn Lin und meine Freundin. Schade, dass Sven nicht da sein konnte da er krank war, aber ich bin überglücklich und habe nur noch Durst. Ich fand es ganz toll das Lin mit dem Veranstalter kontaktet hat und ich somit zum Special-Gast und Läufer wurde. Super Idee die mir unvergesslich bleiben wird.

 Dann geht es ganz langsam zurück zum Hansaring und am Abend noch zum Essen, in die Nähe vom Eigensteintor.

Der Lauf in Zahlen:

Bernd Neumann – Startnummer 3689 – 49. In der AK 65

Nettozeit 6:08:48 – 6,8 km/h – 8:44 min/km

 

05 km               0:37:06                                                 Schnitt/km        7:25

10 km               1:17:16             Diff.     40:11                Schnitt/km        7:38

15 km               1:58:22             Diff.     41:06                Schnitt/km        7:53

HM                   2:52:27             Diff.     54:06                Schnitt/km        8:10

25 km               3:27:03             Diff.     34:36                Schnitt/km        8:17

30 km               4:13:56             Diff.     46:54                Schnitt/km        8:28

35 km               4:59:08             Diff.     45:12                Schnitt/km        8:33

40 km               5:48:22             Diff.     49:15                Schnitt/km        8:43

Ziel                   6:08:48             Diff.     20:27                Schnitt/km        8:44

 

Die 6:08:48 waren meine drittschnellste Zeit in Köln in diesem Jahr (Sankt Petersburg 6:05:21 am 22.7.2018 und Ravenna 6:07:23 am 11.11.2018). Mal sehen wann das nächste Ziel, die 300 geschafft sind.