14. Beirut (Libanon) Marathon 2016

Laufen an der Levanteküste im Morgenland

13.11.2016 von Bernd Neumann

 

 Wo willst du hin? Da ist doch Krieg! Viel Unverständnis kommt einem entgegen wenn man vom Libanon spricht. Meist ist es aber Unkenntnis, denn der Bürgerkrieg oder Libanonkrieg war vor 10 Jahren zwischen der Hisbollah und Israel. Deshalb Vorsicht mit einem Stempel im Reisepass von Israel und es gibt keine Einreise in den Libanon.

 Der Libanon ist ein Land im Orient und grenzt im Norden und Osten an Syrien, im Süden an Israel und im Westen ans Mittelmeer. Das Land ist eine parlamentarische Republik in der nach letzten Schätzungen aus Mitte 2015 rund 6,2 Millionen Menschen (95% arabischer Abstammung) leben, auf einer Fläche von 10.452 qm. Zum Größenvergleich zwischen Kosovo und Zypern. Der Name wird von den schneebedeckten Gipfeln des bis zu 3.000m Höhe Libanon-Gebirges auf die semitische Sprachwurzel lbn (weiß) her abgeleitet.

 Der Libanon wird auch in vier verschiedene Landschaftszonen eingeteilt die alle parallel zur Küste verlaufen. Der 225 km lange, schmale steile Küstenstreifen, der sich nur im Norden und Süden ausweitet, das stark zerklüftete Libanon-Gebirge, die Beeka-Ebene, die im Regenschatten des Libanon-Gebirges liegt, jedoch aufgrund von künstlicher Bewässerung sehr fruchtbar ist (Weinanbau, Getreide, Milchwirtschaft, Obst), der trockene Anti-Libanon-Gebirgszug und der Hermon, der die Grenze zu Syrien bildet. Durchflossen wird das Land vom 140km langen Litani Fluß.

 Bezahlt wird mit dem Libanesischen Pfund das fest an den US-Dollar gebunden ist. Die wohl gebräuchlichste Banknote ist der 1.000 LBP Schein. Münzen gibt es als 250 und 500 Piaster. Zum Vergleich am 4.11.16 gab es für 1 USD 1.507,5 LBP und für 1 EUR gab es 1.672,3 LBP. Man kann überall auch mit US-Dollar bezahlen. Die Libanesi rechnen immer 1500 lbp für 1 $.

 Soviel vorab zum Land und nun geht es mit der Turkish Airlines von Hamburg nach Istanbul wo wir einen Zwischenaufenthalt haben. Beim Anflug auf Istanbul kann man von oben den Bosporus und die große Brücke sehen die Asien und Europa verbindet.

 Kurz nach 14 Uhr Ortszeit (+1h) treffen wir auf dem Rafiq-Hariri-Flughafen in Beirut ca. 7km südlich der Stadt ein. Der Mitte der Fünfziger Jahre erbaute Flughafen wickelt im Jahr rund 7 Mill. Fluggäste ab. Da Klaus ein Taxi bestellt hatte ging es auch recht schnell durch das Gewusel der Stadt zu unserem Hotel Mayflower im Stadtteil Hamra. Einchecken und aufs Zimmer. Dann bemerke ich, dass ich meinen Rucksack leider auch mit den Dollars sowie andere Stücke im Taxi vergessen habe. Der Mann am Empfang ruft bei der Zentrale an und nach ½ Stunde ist mein Rucksack da und ich um 20$ leichter. Besser die Dollars weg als der gesamte Rucksack.

 Nachdem wir uns dann frisch gemacht hatten ging es erst Mal auf die Hamra Street die Einkaufsstraße in Beirut. Hier befinden sich zahllose moderne Geschäfte und Boutiquen im westlichen Flair neben den orientalischen Geschäften. Es gibt rund um die Hamra Street auch zahllose Imbisse mit den Spezialitäten der libanesischen Küche sowie alle Ami-Ketten egal ob Essen oder Trinken.

 Wir entscheiden uns heute Abend für das Massaard eine libanesische Kette für traditionelle Speisen des Landes. Wir bestellten uns Taouk (Hähnchen) als Menue für 17.000 LBP. Dabei gab es in einem Fladenbrot eingerollt gegrilltes Hähnchenfleisch, Gemüsebrot, Pommes, sauer eingelegtes Gemüse siwue Hummus und einen Knobi-Dip.

 Anschließend sind wir noch ans Meer gegangen zu den berühmten Felsen den Pigeon Rocks (Raouche Rocks), die ungefähr 2 km entfernt vom Hotel an der Küste sich im Wasser befinden. Die Taubenfelsen wie sie genannt werden gehören zu den Wahrzeichen der Stadt. Hier an der Küste im Stadtteil Raouche befinden sich viele gigantische Appartements-Hochhäuser. Die Preise liegen zwischen 5.000 und 12.000 Dollar pro Quadratmeter, und das bei Wohnungsgrößen von mindestens 300 Quadratmetern. Dies können sich nur die reichen Libanesi oder die Araber aus den Nachbarländern leisten.

 Am nächsten Tag wollten wir die Stadt zu Fuß erkunden und dabei auch unsere Startunterlagen in der City-Mall abholen. Auf dem Weg dorthin wollten wir uns auch den Start- und den Zielbereich ansehen. Was wir jedoch unterschätzt haben das es schon auf direktem Weg zur Citymall 9km sind.

 Da wir ja den ganzen Tag Zeit haben ließen wir es gemächlich angehen und schlenderten ein Stück der Hamra Street entlang gen Osten. Unser 1. Ziel war neben dem Jachthafen der Startbereich. Hierzu gingen wir kreuz und quer durch kleine aber auch breite Straßen. Viele alte Bausubstanz ist am verfallen und daneben wachsen neue Glaspaläste in den Himmel.

 Ab und zu kann man auch noch ein Stück vom alten Paris des Ostens entdecken wofür die Stadt früher einmal bekannt war. Heute sind diese schönen Villen meist am verfallen und werden von riesigen Hochhäusern umringt.

 Unser Weg führt uns an der Ruine des ehemaligen Holiday Inn Hotels vorbei. Hier sind die Spuren des Krieges noch gegenwärtig. Einschusslöcher von Raketenwerfern verteilen sich über die Fassade. Heute steht noch vom ehemals höchsten Holiday Inn des Nahen Ostens nur noch ein Gerippe in dem schon Bäume wachsen. Die libanesische Armee lagert im Erdgeschoss des ehemaligen Hotels Waffen und Munition. Im Hof patrouillieren Soldaten stark bewaffnet. Nur ein Jahr von 1974 – 1975 hatte das Hotel geöffnet dann brachen dort die Kämpfe aus und alles wurde geplündert. Nur ein paar Schritte weiter glänzen die neuen Glaspaläste.

 Neben dem Platinum Tower erreichen wir den Jachthafen. Hier ist alles ordentlich sauber. Geschäfte nur für die beste und vermögende Kundschaft. Ein Stadtteil mit vielen privaten Security. Hier fliegt kein Dreck oder Plastik auf der Straße rum. Der ganze Gegensatz wie noch vor 5 Minuten. Hier arbeitet, lebt und kauft der Geldadel ein. Direkt neben dem Jachthafen ist der Startbereich der noch im Aufbau ist.

 Nur 5 Minuten weiter und wir sind in Downtown wo sich auch das Parlament befindet. Hier befinden sich auch noch letzte Spuren des Krieges an beschädigten Gebäuden und gleich daneben steht eine riesige Super-Mall mit vielen Geschäften. Die Bauweise ist dem alten Stil des Stadtteiles angepasst.

 Im Zentrum des Sāhat an-Nadschma Platzes befindet sich eines der bekanntesten Wahrzeichen Beiruts ein schöner Uhrenturm aus osmanischer Zeit. Um den Platz befindet sich auch eine große Anzahl von Sakralbauten, denn der Libanon ist ein Land wo viele religiöse Strömungen zusammen finden.

 Hinter dieser Einkaufspassage ist der sternförmige Platz Sahat al-Nezhma der von vielen historischen Gebäuden umgeben ist. Während der Herrschaft des römischen Reiches war an der Stelle des Platzes ein großes Forum. Ein großes Feld zeigt noch einige Grundmauern der ehemaligen römischen Militärstadt Colonia Julia augusta Berytos. Während des Krieges wurden viele der historischen Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Heute sind die meisten Gebäude wieder aufgebaut.

 Sehenswert ist die berühmteste Omar-Moschee – eines der ältesten Gebäude der Stadt. Früher befand sich an der Stelle der Moschee ein römischer Tempel des Gottes Jupiter. Die Kreuzritter bauten später an ihrer Stelle eine schöne Kirche und im frühen 13. Jahrhundert wurde sie in eine Moschee umgebaut. Daneben befindet sich die St.-Georgs-Kathedrale eine griechisch-orthodoxe Kirche aus dem 18. Jh.

 Unser Ziel am Sonntag beim Marathon ist der große Al-Burj Place mit der Märtyrer-Statue: Der Märtyrer-Platz im Zentrum von Beirut trägt auch den Namen "Kanonenplatz", da sich hier die Grenze zwischen Ost- und Westbeirut befindet. Die Statue konnte kurz nach Ausbruch des Bürgerkriegs gesichert werden. Die Schäden die sie aufweist, sollen aber nicht repariert werden um der Statue die Bedeutung eines Mahnmals zu geben. Bei den Personen sind die vielen Einschüsse deutlich zu sehen.

 Vom Platz aus hat man noch einen besseren Blick auf die Mohammed-al-Amin-Moschee (Blaue Moschee), eines der Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde in den Jahren 2002-2007 erbaut und vom damaligen Multimilliardär und Ministerpräsidenten Hariri finanziert. Nach dem Bürgerkrieg, der von 1975-1990 dauerte, wurde das Beiruter Stadtzentrum stark zerstört und unter Leitung von Rafik Hariri neu aufgebaut. Die Architektur ist an das angelehnt, was man aus europäisch-romantisierender Sicht das Bild des "Orients" sieht. Es wurde meist für die Superreichen (Investoren und Touristen aus den Golfstaaten) ausgelegt.

 Unser Fußweg führt uns weiter über die Gouraud in Richtung Osten in den Stadtteil Gemyze. Hier befinden sich die St. Nicolas Stairs, eine lange Reihe von Treppen. Diese Saint-Nicolas Treppe ist auch ein Veranstaltungsort für Künstler. Heute befindet sich hier ein Handwerksmarkt mit Musik und Kulinarik.

 In der Nähe befindet sich eine kleine Passage mit alten englischen Pubs. Bekannt wurde sie durch die vielen bunten Schirme die oberhalb der Passage hängen. Uns zieht es weiter in Richtung Bourj Hammoud.

 Wir gehen noch ein Stück durch den Stadtteil Bourj Hammoud der armenisch geprägt ist. Er ist auch der Stadtteil wo viele der ärmeren Bevölkerung von Beirut leben. An einer Kreuzung steht ein Kleinbus und ein junger Mann spricht hier die Menschen an um mit dem Bus zu fahren. Obwohl wir große Verständigungs-schwierigkeiten haben und nur nach der Richtung Citymall hinweisen, versuchen wir es denn es sind doch noch einige Kilometer bis dorthin zu Fuß. Nachdem der Bus mir rund 20 Personen voll war ging es auch los. Und siehe da nach rund 2km waren wir neben der Ciymall. Jeder der ausstieg, gab dem Fahrer einen Schein von 1.000 LBP. Dann ging es über die Brücke zur Mall. Hier wurden am Eingang alle Taschen und Rücksäcke durchsucht bevor wir das supermoderne Gebäude betreten durften.

 Im obersten Stockwerk gab es extra Räume für die Anmeldung und Startunterlagenausgabe für den Beirut-Marathon. Im Startgeld von rund 40 US$ gab es sogar ein Funktions-Shirt.

 Wir sahen uns noch im Center um und sind dann wieder ganz mutig mit dem Bus mit einmal umsteigen zurück gefahren in die Nähe unseres Hotels.

 Am Abend sind wir wieder essen gegangen in der Nähe unseres Hotels. Die libanesische Küche ist auch für Vegetarier geeignet, durch die große Auswahl an Gemüsesalaten und der weltbekannten Erbsenpaste „Hummus“. Von den Fleischdelikatessen wird das Gericht „Kibbe“ – kleine Hackfleischbällchen mit vielen Gewürzen – viel gegessen. Als Beilage zu Fleischdelikatessen ist es üblich, nicht nur frisches, sondern auch eingelegtes Gemüse zu servieren. Die Grundlage der Speisekarte jedes Restaurants bilden Gerichte aus Fleisch und Geflügel. Populär ist auch Fleisch, das auf dem offenen Feuer zubereitet wird, sowie verschiedene Arten von Schaschlik. Wir entschieden uns für eine Teigrolle mit gegrilltem Fleisch. Ich habe dann ein einheimisches Bier probiert das aber mit dem Geschmack und der Würze weit von uns verwöhnten deutschen Biertrinkern entfernt ist.

 Am Samstag wollten wir eine Fahrt mit dem Bus zur Hochebene Baalbek machen. Für den Samstag gab es jedoch keinen Ausflug und so haben wir auf Empfehlung vom Hotel-Portier ein Taxi für den Samstag gemietet. So ging es in einem alten Mercedes morgens um 9 Uhr los aber nicht zur Hochebene sondern unser heutiger Plan wurde auf Empfehlung des Taxifahrers die Jeita-Grotte sowie Harissa und Byblos.

 Wir verlassen die Stadt in nördliche Richtung und fahren ein Stück am Meer entlang. Wir biegen ab zum Fluss Nahr al-Kalb. Gleich am Anfang sind an der rechten Seite in den Felsen verschiedene Gedenktafeln. Der Fahrer erklärt uns das die ältesten Tafeln vom ägyptischen Pharao Ramses II sind der hier als erster den Weg durch die Bekaa-Ebene dem beschwerlicheren Weg der Küstenroute vorzog. Diese Tafeln wurden jedoch vom französischen General Beauforts übermeiselt, um von seinem Feldzug zu prahlen. Es gibt aber noch weitere Inschriften die stammen vom römischen Kaiser Caracalla, vom neubabylonischen Herrscher Nebukadnezar und vom mamelukkischen Sultan Barquq.

 Wir fahren noch ein Stück dem Hundefluss (Nahr al-Kalb) entlang und kommen an eine Steinbrücke aus dem Mittelalter. Wir gehen drüber und sind überwältigt von den enorm dicken und runden Steinen auf der Spur. Der Fluss war schon Grenzfluss im 14. Jh. zwischen Ägypten und dem Besitz der Hethiter. Hier in der Nähe mündet auch der Nahr al-Kalb ins Mittelmeer. Er entspringt in der Nähe der Jeita-Grotte und hat bis ins Meer bei Jounieh 31km Länge.

 Schräg gegenüber auch dem Felsplateau steht eine große Heiligenfigur die wir uns gern ansehen wollen. So geht es mit vielen Kehren durch einen Stadtteil rauf auf den Berg. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick runter auf die Bucht. Ganz in der Nähe der neuen Appartementhäuser gibt es allerdings Industrie.

 Wir fahren wieder den Berg runter und auf der anderen Seite vom Nahr al-Kalb durch viele Kehren ins Tal. Vom Stadtzentrum aus sind das rund 20km. Unser Taxi hält auf dem großen Parkplatz vor dem Eingang. Heute Morgen ist es noch sehr ruhig, denn erst in 10 Minuten wird die Kasse geöffnet. Wir zahlen rund 25 US$ worin die Seilbahn, der Zug und beide Höhlenbesichtigungen enthalten sind.

 Auf der Rückseite der Kasse befindet sich eine kleine Seilbahn die uns über das Tal hoch bringt zum Eingang der Oberen Höhle. Die Jeita-Grotten bestehen aus zwei miteinander verbundenen Höhlensystemen die 1736 erstmals erwähnt wurden. 10km Ganglänge sind erforscht. Systematische Höhlenforschung wird im Libanon erst seit 1951 betrieben und so ist noch viel unerforschtes in diesem Berg.

 Nachdem wir oben ausgestiegen sind geht es vorbei am Gift-Shop in einen Betontunnel von 120m Länge. Bevor wir jedoch in die große Grotte dürfen müssen wir unsere Kameras und Handys in Schließfächer deponieren, denn es ist absolutes Fotografier-Verbot in den Höhlen. Wer es trotzdem macht dem wir die Kamera weggenommen. Schade und so muss ich auf Fotos aus dem Internet zurückgreifen.

 Die Höhlen wurden schon in prähistorischer Zeit besiedelt und gerade die Obere Höhle ist sehr groß und weiträumig. Rund 2,2km ist sie lang von dem wir rund 750m auf verschiedenen Ebenen begehen können. Es geht einen Weg entlang auf dem wir dann später auch wieder zurück müssen. Der betonierte Weg wird teilweise schwebend durch die Höhle geführt. Die Gesamtlänge der Höhle ist rund 9km. Es ist erstaunlich warm in der Höhle und so reicht das T-Shirt völlig aus. Es sind hier immer um die 21-22 Grad.

 Die obere Höhle teilt sich auf drei Galerien auf: Der Weiße Raum ist zwar nur von mittlerer Größe, besitzt aber die eindrucksvollsten Tropfsteine mit dem größten Stalaktit von 8,20m Länge. Damit zählt er zu den größten Stalaktiten der Welt. Der Rote Raum (benannt nach der durch Eisenoxid hervorgerufenen Färbung der Tropfsteine) ist sehr groß und zwischen 30 - 50 m breit und bis zu 106 m hoch. Die nachfolgende dritte Halle ist sogar noch größer und reicht bis 120 m Höhe. Die Höhlen sind jedoch nicht so schillernd beleuchtet wie auf den Fotos. Es ist trotzdem absolut sehenswert und überwältigend die Vielzahl schillernder Tropfsteine, bizarrer Felsformationen und steinernen Vorhänge.

 Nach dem Verlassen der oberen Grotte sind wir mit dem kleinen Zug runtergefahren zur Unteren Grotte. Vor dem Höhleneingang steht "Der Hüter der Zeit" bzw. der "Neptunbrunnen" von Tony Farah. Auch vor dem Betreten der Unteren Höhle heißt es wieder Kameras und Handys in die Schließfächer. Es wird streng kontrolliert. Die obere und die untere Höhle sind zwar verbunden aber nur durch einen kleinen Spalt. Beim Betreten der unteren Höhle hört man sofort ein starkes Wasserrauschen. Hier durchfließt der Nahr a-Kalb das untere Höhlensystem. Vor uns breitet sich ein großer See aus, denn die untere Höhle steht unter Wasser und ist so nur mit dem Boot zu besichtigen. Also los.

 Dieses Höhlensystem wurde durch den Nahr al-Kalb geschaffen, der hier in den Felsen 6.230m unterirdisch fließt. Bei einem Online-Wettbewerb 2011 für „New 7 Wonders of Nature“ beteiligten sich 440 Orte. Die Jeita-Grotte schaffte es bis in die Endausscheidung. Geschafft haben es damals: der Amazonas Regenwald (Südamerika), die Bucht von Halong (Vietnam), die Iguazu Wasserfälle (Südamerika), die Jejudo Vulkaninsel (an der südkoreanischen Küste), der Komodo Nationalpark in (Indonesien), der Puerto Princesa Subterranean River National Park (auf einer Insel in Philippinen) sowie der Tafelberg (Südafrika).

 Nach diesen beeindruckenden Höhlen sind wir wieder zurück zum Parkplatz und mit unserem Taxi weitergefahren. Unser nächstes Ziel war die Hafenstadt Byblos. Sie ist eine der ältesten ewig bewohnten Stätte der Welt. Man sagt von hier aus sei das Alphabet über das Meer zu uns gekommen. Der Hafen war in phönizischer und römischer Zeit von besonderer Bedeutung während der Kreuzzüge im Mittelalter.

 Wir fahren durch die Stadt am Hafen vorbei bis zum Eingang der alten Kreuzfahrerburg. Hier beginnt unsere Besichtigung der alten antiken Stätte. Unser Weg führt uns nicht gleich zur Burgruine Gibelet sondern erst in das große und viel antikere Areal. Vom Plateau aus hat man einen schönen Blick aufs Meer und den Hafen.

 Auf dem Areal befinden sich Besiedlungsreste schon aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Im 3. Jahrtausen v. Chr. wurde der Hafen bedeutsam und man hat die Stadt mit einer Stadtmauer geschützt. Schon in der mittleren Bronzezeit wurde es der bedeutendste Hafen an der Levanteküste wegen dem Handel mit Zedernholz nach Ägypten. Später wurde es auch der Hauptumschlagplatz für Papyrus das nach der Stadt benannt wurde. Die Griechen bezeichneten die Papyrusrollen mit dem Neutrum βιβλίον (biblion, allgemein „Büchlein“, „Buch“), auf das wiederum das Wort „Bibel“ zurückgeht. Da man auf Papyrus leichter schreiben konnte wurde das Keilschrift-Alphabet Ugarit abgelöst von der neuen Silbenschrift aus Byblos.

 Die Stadt wechselte häufig seine Herrschaft und damit veränderte sich auch oft die Bebauung. Während der römischen Herrschaft zeugen das römische Amphitheater sowie einige Kolonaden, Tempel Obelisken und ein Nymphäum. Nach Philo von Alexandria einem einflussreichen jüdischen Philosoph und Theologen, der z. Zeit Christi gelebt hat, war bzw. ist Byblos die älteste Stadt der Welt.

 Die Stadt war in der Antike das Hauptzentrum des Adonis Kultes. In der griechischen Mythologie war er der Gott bzw. Sinnbild der Schönheit und einer der Geliebten der Aphrodite (Göttin der Liebe, Schönheit und sinnlichen Begierde). Einer Sage nach soll Adonis einige Kilometer südlich von hier umgekommen sein. Die Stadt trauert jedes Jahr 8 Tage lang und feiert dann seine Auferstehung.

 Nach dem großen Rundgang über das Gelände begeben wir uns nun in die Ruine der Burg. Unter dem Namen Gibelet war die Festung und eine Johannes dem Täufer geweihte Kathedrale eine wichtige Basis der Kreuzfahrer. Während der Kreuzzüge 1095/1099 war die Stadt Herrschaft in der Grafschaft Tripolis. 1187 wurde sie von Saladin (Sultan von Ägypten und Syrien) erobert. Mit dem Kreuzzug von Heinrichs VI. zurückerobert aber dann 1298 endgültig von den Mamaluken (in vielen islamischen Herrschaftsgebieten Militärsklaven zentralasiatischer oder osteuropäischer Herkunft) eingenommen. Anfang des 16. Jh. kam Byblos unter die Kontrolle des osmanischen Reichs.

 Erst Anfang des letzten Jahrhunderts begann man mit den Ausgrabungen und fand dabei auch nicht geplünderte Königsgräber. Unser Blick fällt vom Turm der Burg auf die byzantinische Kirche die wir uns später auch noch ansehen werden. Über die große Steinbrücke verlassen wir die Burg und biegen gleich rechts ab unter der alten Stadtmauer durch in den Basar.

 Es sind heute am Vormittag noch nicht viele Touristen da und so gibt es nur wenige Einheimische in den Läden oder beim Kaffee oder Tee. Sie vertreiben sich die Zeit mit Backgammon spielen.

 Wir machen kehrt und laufen zur 1115 erbauten römischen Kirche der Kreuzfahrer. Sie wurde in verschiedenen Epochen erweitert und erhielt ihren Glockenturm erst 1947. Im Garten westlich von der Kirche befinden sich Spuren eines schönen Mosaikbodens aus einer ehemaligen byzantinischen Kirche.

 Von der Kirche aus gehen wir weiter runter zum Hafen. Dieser heute kleine idyllische Hafen war früher einer der wichtigsten Häfen am Mittelmeer. Für die Ägypter war es ein wichtiger Handelshafen für Zedernholz und Papyrus. Vom Hafen aus kommt man auch zum Sandstrand und auf die große Mole die ins Meer führt.

 Die UNESCO hat Byblos 1984 zum Weltkulturerbe erklärt wegen der vielen aus vorchristlicher Zeit gefundenen und heute noch zu sehenden Artefakte. Wer nach Byblos kommt muss einen Rundgang durch diesen schönen kleinen Hafen machen.

 Wir verlassen Byblos und fahren ein Stück die Küste zurück in den ehemals kleinen Fischerort Jounieh. Heute ist an der ehemals verträumten Bucht wo früher die Fischer lebten ein Sündenpool geworden. Viele der Fischerhäuser mussten Hotels und Nachtclubs weichen. Der Geldadel aus den benachbarten arabischen Staaten lassen hier im freizügigen Libanon die Puppen tanzen. Unser Taxifahrer bringt uns zu einem großen Restaurant, denn unser Magen hat sich gemeldet.

 Wir betreten ein sehr großes Restaurant wo die Kellner in einer Schlange aufgereiht sind. Platz ist hier für mehrere hundert Gäste. Heute ist wenig Betrieb und so können wir uns einen Platz direkt am Wasser aussuchen. Sofort sind mehrere Kellner da und begrüßen uns ganz herzlich. Beim Blick in die Speisenkarte merken wir hier ist alles etwas teurer wie üblich. Mal sehen was uns dafür erwartet. Wir bestellen uns einen gemischten Grillteller. Sofort kommen eine große Flasche Wasser und auf Eis gelegte frische Mandeln. Lecker. Vor unserem Grillteller kommt noch ein Vorspeisenteller und anschließend ein großer Teller mit drei verschiedenen Sorten gegrilltem Fleisch mit viel Gemüse. Ich habe dazu gegrillte Kartoffelscheiben und Klaus Reis mit Mandeln. Das Essen ist lecker und so leeren wir auch den Teller.

 Dann baut ein Kellner nebenan auf dem Tisch neun verschiedene Obstsorten auf. Da der Taxifahrer uns sagte, dass das Obst im Restaurant im Preis inbegriffen ist wechseln wir den Tisch und wollen uns gerade bedienen da kommt ein Kellner und fragt welches Obst wir haben wollen und bereitet es uns mundgerecht auf einem Teller zu. Dazu gibt es süßen Likör, drei verschiedene Sorten. Das war so superlecker das wir fast alle Obstsorten durchprobierten und die anderen Liköre auch. Anschließend beim Bezahlen stellen wir fest das auf Grund dieses kompletten Essens der Preis gerechtfertigt war und nicht überzogen war.