21. Ljubljanski Maraton SLO 2016

Eine große Runde durch die slowenische Hauptstadt

30. Oktober 2016 von Bernd Neumann

 Dieses Wochenende geht es in ein für mich neues läuferisches Land nach Slowenien. Nicht unbekannt für mich, denn vor meiner Laufzeit bin ich schon auf dem Weg nach Pula (Kroatien) durch das Land gefahren. In guter Erinnerung sind mir noch der See Bled und der Besuch der Tropfsteinhöhlen von Postojnar. Auch bei der Rundreise von Pula nach Triest kommt man ein Stück auf das Gebiet von Slowenien. Ich erinnere mich an die schönen Adriaorte Portorož, Piran, Izola und Koper. Heute geht es aber direkt in die Hauptstadt nach Ljubljana.

 Wo liegt denn Slowenien? Süd-östlich der Alpen und grenzt im Norden an Österreich, im Westen an Norditalien, im Osten an Ungarn und im Süden an Kroatien. Auf einer Fläche die vergleichbar mit Hessen ist leben knapp über 2. Mill. Einwohner. Die slawischen Vorfahren der Slowenen ließen sich hier im Gebiet im 6. Jh. nieder und haben seit dem eine sehr bewegte Geschichte. So wechselten viele Kaiser und Könige denen dieses Land mal gehörte. Nach dem 2. Weltkrieg war es einer der Länder die zu Jugoslawien gehörte. Nach dem Tod Titos zerfiel dies Land und so konnte Ende 1991 die Parlamentarische Republik ausgerufen werden.

 Die Hauptstadt und größte Stadt ist Ljubljana mit knapp 280.000 Einwohnern. Der Name Ljubljana stammt von ljubljena („geliebte Stadt“) oder vom lateinischen Flussnamen aluviana. Die Deutschen nannten die Stadt auch Laibach was in Österreich noch heute gebräuchlich ist. Die frühesten Besiedelungen gehen bis über 3.500 Jahre vor Chr. Die Römer bauten im 1. Jahrtausend hier eine militärische Festung die als Vorgängersiedlung der heutigen Stadt gilt.

 Die Entfernung von Vellmar nach Ljubljana sind rund 890 km, vergleichbar mit Kassel-Wien. Ich werde an der Autobahn A7 in Kassel abgeholt von Rene und Michael. Es geht durch die Nacht gen Süden über München, Salzburg, Villach.

 So gegen 10 Uhr kommen wir in Ljubljana an und fahren direkt zum Start- und Meldecenter im Messe- und Kongresszentrum an der Gospodarsko Cesta. Hier finden wir auch einen kostenlosen Parkplatz für dieses Wochenende. Zum Start/Ziel sind es rund 1km und bis zum Hotel in der Altstadt rund 1,3km.

 In der Expo sind wie überall die Angebote gleich mit Werbung von Läufen im Land und Laufkleidung sowie alle namhaften Schuhhersteller sind hier vertreten. Beim Foto oben war ich nicht in Rio sondern ein Sportartikelhersteller aus Rio präsentierte sich hier mit einer Karnevalsschönheit.

Die Startunterlagenausgabe ging recht flott. Die Nummer wird erst vergeben wenn man seine Unterlagen abholt und so bekam ich die Nr. 1342.

 Eine sehr nette Geste, es gab von allen startenden Nationen eine Flagge für die Fotowand. Dann ging es noch in die andere Halle mit Nahrungsergänzung und dann ab in die Stadt.

 Schon weitem hörten René, Michael und ich laute Durchsagen. Wie wir näher kamen sahen wir, dass heute die Kinder- und Jugendläufe stattfanden. Deren Start war im Bereich der Fußgängerzone.

 Wir sind dann von dort direkt runter zur Ljubljanica gegangen. Vor der bekanntesten Brücke in Laibach die Tromostovie (Drei Brücken) befindet sich der größte und schönste Platz der Stadt, der Prešerenplatz.

 Der Prešerenplatz hieß ursprünglich Marienplatz, welcher nach der wunderschönen Kirche benannt wurde. Auf der Mitte des Platzes steht die Statue vom slowenischen Nationaldichter France Prešeren. Die in rosé gehaltene Fassade der Marienkirche hebt sich von den anderen weiß-grauen Gebäuden ab. Erbaut wurde sie zwischen 1646 und 1660 und wird auch Mariä-Verkündigung-Kirche genannt.

 Ljubljana ist berühmt für seine wunderschönen Architekturdenkmäler von Jože Plečnik. Die wohl schönsten Gebäude sind die Altstadt die auch unter Denkmalschutz steht sowie die Drei Brücken, die slowenische Nationalbibliothek, der Friedhof Žale, der Tivolipark, der Dom St. Nikolaus, die Franziskanerkirche, die Serbisch-Orthodoxe-Kirche St. Kyrill & Methodius, die slowenische Nationalgalerie u.v.m.

  Direkt am Ufer der Ljubljanica ist auch das Herz oder besser gesagt tickt das Herz der Altstadt. Hier befindet sich ein Cafe neben dem anderen und es ist heute am Samstag gegen Mittag schon richtig Betrieb.

 Die Ufer des Flusses Ljubljanica sind das „Wohnzimmer“ der Stadt mit ihren zahlreichen Brücken. Die wohl schönste Brücke ist die Tromostovje (deutsch Drei Brücken) vom slowenischen Architekten Jože Plečnik. Hier stand schon um 1280 die erste hölzerne Brücke. 1842 wurde der mittlere Teil der Steinbrücke erbaut die dann knapp 100 Jahre später durch zwei Fußgängerbrücken im gleichen Stil erweitert wurde.

 Südlich des Flusses im Altstadtkern befindet sich das Rathaus mit seinem Türmchen. Daneben befindet sich der Robba-Brunnen oder Brunnen der Drei Flüsse aus weißem Marmor. Hier werden die Flüsse Sava, Krka und Ljubljanica durch Gottheiten dargestellt.

 Nur wenige Schritte weiter befindet sich in einem alten Bürgerhaus das traditionelle Gasthaus Gostilna Sokol (Gasthaus zum Falken). Im Inneren wurde es einem alten bäuerlichen Gasthaus nachempfunden. Mit traditioneller Musik und Kellnern in traditionaler Tracht wird man hier um mehr als hundert Jahre zurückversetzt. Hier gibt es auch traditionelle Speisen wie Pilzsuppe in der Brotschale, Krainer Wurst, Rinderzunge, Laibacher Gulasch, Krainer Wurst, Štruklji (süße oder salzige Teigrollen Quark-, oder Walnussfüllung, auch aus Buchweizenmehl), Laibacher Quarkpfannkuchen mit Estragon. und hausgemachtes Bier vom Fass.

 Schräg gegenüber am Ciril-Metodov-Platz steht in Mitten der Bürgerhäuser der barocke Dom St. Nikolaus (slowenisch: Stolnica svetega Nikolaja). Er ist die Kathedralkirche des römisch-katholischen Erzbistums Ljubljana und dem Heiligen Nikolaus von Myra geweiht. Einer der Seiteneingänge ist mit einer Bronzerelieftür versehen. Sie wurde 1996 zum Besuch des Papstes Johannes Paul II. mit Darstellungen aus der Geschichte und der Bischöfe von Ljubljana dargestellt.

 Die erste Kirche an diesem Ort war ein romanischer Bau aus der Mitte des 13. Jh. Nachdem sie Mitte des 14. Jh. abgebrannt war wurde sie gotisch wieder aufgebaut. Mitte des 15. Jh. Wurde die Kirche von den Osmanen zerstört. In ihrer heutigen Gestalt wurde sie Anfang des 18. Jh. vom jesuitischen Architekten Andrea Pozzo errichtet.

 Da Andrea Pozzo an Wien gebunden war  musste ein anderer Architekt die Malerei im Inneren ausführen und entschied man sich für den italienischen Maler, Giulio Quaglio von Laino bei Como. Seitlich der Rotunde befinden sich nach zwei Altäre. Im linken Teil dem Corpus-Christi-Altar steht ein silberner Tabanakel mit teilweiser Vergoldung.

 Blick nach oben erkennt man eine wunderschöne Deckenmalerei die in der Mitte die Verklärung Christis zeigt. Diese Szene ist von Bildern umgeben, die die Christenverfolgung unter den Kaisern Nero und Diokletian symbolisieren. Die wunderschöne Innengestaltung und Ausschmückung der Kirche spiegeln die barocke Zeit, die man in vielen alten Gebäuden in Ljubljana findet, sehr schön wieder. Die Kirche wird von den Mönchen des nahen Klosters genutzt.

 Überragt wird die Stadt von der Burg (Ljubljanski grad). Die erste bekannte größere Festung auf dem Hügel über der Stadt entstand schon in der Zeit der Illyrer und Kelten. Von der Altstadt aus gibt es zwei Möglichkeiten schnell zur Burg hoch zu kommen, die Standseilbahn oder den schmalen und sehr steilen Weg hoch. Wir wählen den Fußweg und erhalten bei jedem Zwischenstopp einen herrlichen Blick über die Stadt bis hin zu den Ausläufern der schneebedeckten Alpen.

 Beim Aufstieg haben wir auch einen Blick auf unseren morgigen Zieleinlauf. Hier finden heute die Jugendläufe statt. Es ist der Blick runter zum Park Zvezda.

 Urkundlich erwähnt wurde die Burg Anfang des 12. Jh. Und war damals Sitz des Landesfürsten von Spannheim der sogar sein eigenes Geld prägte. In der 2. Hälfte des 15. Jh. ließ der Herzog und spätere Kaiser Friedrich III. die neue und größere Rundburg erbauen. Anfang des 20. Jh. Kaufte die Stadt die Burg und ließ durch die damalige Wohnungsnot in der Burg mehrere Wohnungen einrichten. Heute ist die Burg ein Kultur- und Ausstellungszentrum. Im Inneren wird die Slowenische Geschichte in sechs Bereichen gegliedert und geht bis 200.000 Jahre zurück. Ganz besonders sehenswert ist das Puppentheater-Museum. Slowenien ist ein Land mit ganz alter Puppentheatergeschichte.

 Nach unserem Rundgang sind wir dann mit der Elektrobahn runter gefahren in die Altstadt. Nur rund 300m von der Marienkirche am Prešerenplatz befindet sich das historische Operngebäude.

 Die Ljubljanska Opera (slowenisches Nationaltheater) ist die bedeutendste Spielstätte für Oper und Ballett und reicht bis 1732 zurück. Der neoklassizistische Bau wurde 1892 erbaut und nach Plänen von Jurij Kobe und Marjan Zupanc modernisiert und renoviert. Bis 1918 diente das heutige Gebäude gleichermaßen als Aufführungsort für deutsche und slowenische Produktionen.

 Das slowenische Nationaltheater befindet sich in einem wichtigen Kunst- und Kulturviertel der Stadt. zwischen dem Parlament, dem Nationalmuseum und der Nationalgalerie. Schräg gegenüber ist die Narodna galerija (Nationalgalerie). Sie beinhaltet die größte Kunstsammlung vom hohen Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hier kann man auch den originalen Brunnen der Drei Krainer Flüsse von Francesco Robba besichtigen, denn vor dem Rathaus steht nur eine Kopie.

 Gleich nebenan im Park ob pravoslavni cerkvi steht die einzige Serbisch-Orthodoxe Kirche in Ljubljana. Die 1936 erbaute Kirche wurde nach den Slawenen-Aposteln Kyrill und Method benannt. Die fünf Kuppeln werden von goldenen Kreuzen bekrönt. Der Innenraum ist vollständig mit Fresken ausgemalt. Von der Kuppeldecke schaut Christus Pantokrator (Weltenherrscher) herab. In den Nischen befinden sich die Apostel. Obwohl der Kirchenbau schon 1936 entworfen wurde, wurde sie erst 2005 vom serbischen Patriarchen Pavle geweiht. Bei meinem Rundgang kann ich leider nicht in die Kirche da gerade eine Trauung beginnt und es dann wohl schlecht ist rumzulaufen und zu fotografieren.

 Anschließend sind wir in den gegenüberliegenden Park Tivoli gegangen. Es ist der wohl schönste und größte Park der Stadt mit seinen rund 5 km2 Größe. Er wurde nach Plänen des französischen Ingenieurs J. Blanchard aus dem Jahre 1813 entstanden aus zwei früheren Parks, welche die Schlösser Podturn und Cekinov grad enthalten. Nach dem Unterqueren der Schnellstraße geht es die leicht ansteigende Jakopičevo sprehajališče Promenade (benannt nach dem slowenischen impressionistischen Maler Rihard Jakopič) hoch zum Schloss Tivoli. Die Promenade ist auch ein Ausstellungsort im Freien, wo regelmäßig interessante Fotos im Großformat aufgestellt werden. Zur Zeit zeigt es großformatige Fotos über die außerordentliche Vielfalt an Lebewesen in slowenischen Flüssen, Seen, Bächen und anderen Wasserbiotopen.

 Am anderen Ende des Parks werden wir morgen ein Stück durch den Park laufen zwischen Kilometer 13-15. Heute dient er uns als grüne Lunge und so spazieren wir vorbei am großen Trimmpfad entlang zurück in die Stadt zum Messecenter. Dort findet zwischen 16 und 20 Uhr die Pasta-Party statt. Party ist übertrieben, denn es gibt nur eine Plastikschale mit Nudeln und Soße. Getränke müssen extra gekauft werden. Anschließend sind wir nochmal durch die Expo geschlendert und haben unser High-Light für den Tag gefunden, die Miss Copacabana. Eine Sportartikelfirma hatte hier ihren Stand und so gab es natürlich viele Fotos mit der hübschen Sambatänzerin.

 Gegen 20 Uhr waren wir in unserem Quartier was Michael über Booking.com gebucht hatte. Schade, dass wir von der letzten Nacht so übermüdet waren, denn die Altstadt ist gerade bei Dunkelheit wunderschön beleuchtet und um unser Quartier rum ist auch ein reges Treiben in den Lokalen. Nun müssen wir uns aber erholen, denn morgen steht der eigentliche Grund unseres Trips auf dem Plan, der 21. Volkswagen Maraton Ljubljana.

 Obwohl wir durch die Zeitumstellung heute Morgen länger schlafen können werden wir schon mit lauter Musik und lauten Ansagen geweckt. Der 10km Lauf startet um 8:30 Uhr. Heute kommen 2.550 Männer und 3.357 Frauen (2:05 die letzte Person im Cijl) ins Ziel.

 Der Blick aus dem Fenster zeigt Nebel und Kälte, aber es soll bis zu unserem Start vom gemeinsamen Marathon und Halbmarathon-Start um 10:30 Uhr um die 14 Grad warm werden.

 Neben dem Marathon gibt es auch einen Halbmarathon deren Streckenverlauf der 1. Hälfte des Marathon entspricht. Das Startgeld beträgt 42€. Beim Marathon kamen im letzten Jahr rund 1.500 ins Ziel, beim Halbmarathon waren es rund 4.400. Während andere Marathonveranstaltungen sich über den Teilnehmerrückgang beklagen ist hier der Trend leicht aufwärts. Der Kurs ist eine Runde die in 5 Stunden geschafft sein soll. Es gibt bei Km 20 ein Zwischensoll von 2:20 Stunden was pro Km 7 Min. bedeutet. Als Zielendzeit sollen es 5 Stunden sein, aber in den Ergebnislisten sind auch rund 55 Läufer und Läuferinnen über 5 Stunden bis 5:34 drin. Wahrscheinlich waren sie unter der Zwischensollzeit. Mal sehen wie es bei mir wird. Was mir dabei widerfahren ist erfahrt ihr noch im Laufe des Laufberichtes.

 Wir gehen rund 5 Minuten vom Quartier zum Startbereich in der Slovenska Cesta. Im Schatten ist es noch recht kühl so gegen 10 Uhr. Bei rund 9.500 Startern füllen sich jetzt aber so nach und nach die Startblocks. Runde Säulen zeigen dem Läufer die erwünschte Zielzeit an. Ich stehe jetzt zwar noch im Block unter 3:45 beim Marathon, aber nur wegen der Fotos. Anschließend gehe ich durch die Menge nach hinten in den Block über 4 Stunden.

 Um 10:30 Uhr startet der erste Startblock und es werden die Absperrgitter zwischen den einzelnen Blocks nach und nach entfernt so dass wir ganz langsam in Trab kommen.  Kurz hinterm Startband ist eine Musikgruppe auf der Bühne über uns Läufern die uns laut und fetzig auf die Strecke verabschieden.

 Die Slovenska Cesta entlang müssen wir die ersten rund 4,5 km fast geradeaus laufen. Schon nach rund 400m steht links an der Straße ein wunderschönes altes Bauwerk. Es handelt sich hierbei um die Ursulinenkirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts im Barockstil erbaut. Im Inneren wurde Marmor aus Afrika verbaut. Vor der Kirche steht die Dreifaltigkeitssäule aus Stein. Gleich daneben befindet sich das Slowenische Schulmuseum.

 Kurz hinter Km 1 queren wir die Eisenbahnlinie. Rechter Hand liegt der Bahnhof. Kurz davor wechselt die Straße ihren Namen. Es geht jetzt weiter über die Dunajska Cesta weiter gen Norden.

 Weiter geradeaus. Es geht an einigen Ministerien vorbei. Kurz hinter Km 2 kommen wir am alten Bežigrad Zentralstadion von 1935 vorbei. Bis 2004 fanden hier Nationalmannschafts Fußballspiele von der UEFA und FIFA statt. Seit 2008 ist es geschlossen, aber ein slowenischer Milliardär plant eine Renovierung.

 Kurz vor Km Schild 4 kreuzen wir die Autobahn und kommen in ländlich geprägte Vororte. Bei rund 4,5 km biegen wir um den tus Supermarkt gen Westen. Kurz vorm Bahnhof Ljubljana Ježica haben wir die ersten 5km (5km = 0:33:52 = 8,87 km/h) geschafft und es gibt hier Versorgung.

 Hier ändern wir wieder die Richtung und es geht zurück in Richtung Innenstadt. Nach rund 900m geht es wieder über die Autobahn und kurz danach durchlaufen wir auf den nächsten 2km ein Industriegebiet. Zwischen km 7 und 9 umrunden wir den großen Sportpark der Stadt mit verschiedenen Stadien und Hallen. Dann folgen wir der Goriska Ulica bis zum Busbahnhof.

 Kurz danach sind die ersten 10km (10 km - 1:09:00 - 8,70 km/h) geschafft. Kurz vor den Zeitmatten steht ein Schild mit max. 10km/h. Für die langsamen Läufer ist das wohl kein Problem, aber wie macht es die Spitze die ja ca. 19-20 km/h schnell sind.

 Am großen Einkaufscenter Mercator bei km 11 biegen wir ab und werden hier von Blasmusik begleitet. Wir folgen nun einigen Vorstadtstraßen mit kleineren Familienhäusern und grün zurück über die Autobahn weg wieder in Richtung Innenstadt.

 Kurz vor Km 13 steht eine Gruppe Fahnenschwenker vom Tourist Association Dravlje, einem Touristikverein. Ziemlich am Ende sehe ich rechts die deutsche Flagge und knipse noch schnell ein Foto. Heute habe ich nicht viel Zeit für Fotos, denn die Zwischenzeit bei km 20 habe ich im Nacken. Nach dem Fußmarsch gestern durch die Stadt bin ich heute nicht fit und es wird wohl schwer werden. Bis Km 10 hat die Zwischenzeit noch ausgereicht.

 Am Km 14 biegen wir ab und kommen in den Wald vom Tivolipark im Nordwesten der Stadt.

 Es ist der Tivoli Naturpark mit mehr als zwei Dutzend verschiedener Denkmäler, Brunnen und Statuen. Mitten im Park steht das Schloss Tivoli, jedoch abseits unserer Laufstrecke. Nach einem kurzen Stück im Wald gibt es wieder eine Zeitmatte bei km 15 (15km-1:44:43 - 8,59 km/h) und ein Stück danach auch wieder Versorgung. Ich habe nur noch 7 Sekunden Vorsprung auf die Zwischenzeit, ich muss etwas Gas geben.

 Am Technologie Park bei Km 17 kommen wir wieder aus dem Wald und über die Cesta na Brdo führt uns die Laufstrecke durch Wohnsiedlungen die nächsten 2km. Jetzt ist es richtig warm geworden und die Sonne strahlt uns an.

 Zwischen Kilometer 19 und 20 überqueren wir die Eisenbahn und erreichen wieder eine Versorgung auf der Höhe des Technik-Museums.

 Dann kommt die Split-Time die für uns Marathonis wichtig ist. Alle 5km gibt es eine Uhr mit den Zwischenzeiten (Brutto). Hier an der Versorgung ist auch ein wichtiger Split. Nur wer hier unter 2:20 Stunden ist darf den Marathon weiterlaufen. Alle anderen müssen den direkten Weg (Halbmarathonkurs) zum Cilj (Ziel) nehmen. Meine Netto-Zwischenzeit (20 km - 2:19:18 - 8,61 km/h) liegt 48 Sekunden unter der Sollzeit was für mich heißt ich darf an der Abzweigung noch nach rechts auf die Marathonstrecke abbiegen.

 Bei ca. km 20,8 erfolgt die Streckenteilung mit vorher angekündigten großen Hinweisschildern. Ich ordne mich auf der rechten Spur ein. Die meisten laufen auf der linken Spur zum Ziel bei 21,1km. Nur ganz wenige folgen der rechten Spur und heben das Sperrband zum Rechtsabbieger hoch. Auch ich laufe nach rechts und bin somit auf der Marathonrunde 2. Teil.

 Ich überhole bei km 21 Roger vom 100 Marathonclub England. Zwischen der Fakultät für Mathematik und dem Jožef Stefan Institut geht es in eine Schleife. Kurz vor Km 23 kommt eine längere Gerade und drehe mich mal um. Da sehe ich Roger wird verfolgt vom Schlussfahrzeug und der Polizei. Für mich heißt es, dass ich mich versuchen muss  von ihm abzusetzen. Es gelingt mir auch und ich hole einen weiteren Läufer vor mir ein. Beim Blick zurück sehe ich jetzt nicht mehr das Schlussfahrzeug.

 Kurz vor der breiten Barjanska cesta die wir überqueren müssen ist die nächste Zeitmatte. Ich laufe drüber und es piepst wie immer. Meine Zeit (25 km - 2:59:09 - 8,37 km/h) deutet ab jetzt auf eine Endzeit von 5:02:25 hin. Also weiter nicht nachlassen.

 Hier überqueren wir erst den Mali Graben und dann den Fluss Ljubljanica. Der 85 km lange Fluss führt ca. 20km durch unterirdische Karsthöhlen. Eine der wohl berühmtesten Höhle sind die Grotten von Postojna. Der Fluss muss wohl früher heilig gewesen sein, denn es wurden tausende von Artefakten aus verschiedenen Epochen gefunden.

 Die nächsten 4 km füllen wir auf indem wir die Siedlung Galjevica umlaufen. Vor mir kommen zwei langsame Läufer in Sichtweite die ich gern aufsammeln würde. Hinter mir ist nichts vom Schlussfahrzeug zu sehen. Dann bei km 30 (30 km - 3:41:37 - 8,13 km/h) habe ich die zwei Läufer erreicht. Da ich viel gehen musste hat sich meine Endzeit nun schon auf rund 5:11:30 erhöht. Kurz hinter der Matte gibt es Versorgung.

 Kurz danach kommen wir am Botanischen Garten vorbei. Anfang des 18. Jh. wurde der Park gebaut von John Benjamin Ehrberg. Heute über 200 Jahren gehört er mit zu den ältesten Botanischen Gärten Europas. Dominiert wird dieses Arboretum von Bäumen. Mehr als 4.500 Arten und Unterarten von Pflanzen können bestaunt werden. Zur 200-Jahrfeier erhielt der Park ein tropisches Treibhaus in dem man die Flora des tropischen Dschungels erleben kann.

 Für uns heißt es aber weiter am Fluss entlang die nächsten 1,5 km. Rechts der Laufstrecke befindet sich ein ausgedehntes Waldgebiet.

 Kurz vor km 33 überqueren wir die Ljubljanica und folgen den nächsten 2 Kilometern der Kajuhova Ulica bis zum Šmartinski Park. Hier gibt es wieder Versorgung. Der Šmartinski Park besteht erst knapp 10 Jahre nachdem hier viele Kleingärten verschwunden sind. In einem mehrstufigen Plan entsteht hier auf 12,5 ha eine Hügel- und Graslandschaft.

 Km 35 (35 km - 4:27:26 - 7,86 km/h) nun sind es nur noch 7km oder das letzte Sechstel der Strecke. Kurz nach der Zeitmatte gibt es wieder Versorgung. Vor mir kommt wieder ein langsamer Marathoni ins Blickfeld. Mal sehen ob ich den noch kriege. Meine Endzeit ist weiter vergrößert worden. Ich liege jetzt schon auf von 5:22:30. Immer weiter in Richtung Ziel. Es sind nur noch 7 Kilometer und ich sehe zwei Läufer vor mir.

 Wir umlaufen den Park in deren hinteren Teil der große Friedhof sich anschließt. Der Zentralfriedhof ist der größte Friedhof der Stadt auf dem bis Anfang 2004 über 150.000 Menschen beerdigt wurden. Das Eingangsportal sowie viele der Grabsteine zeigen Architekturgeschichte des Landes. Viele Bildhauer haben hier monumentale besondere Gräber gestaltet. Das ganz besondere Eingangsportal ist von der Laufstrecke aus leider nicht zu sehen. Nur den Turm der dahinter liegenden Kirche ist ganz klein sichtbar.

 Es geht nun eine einsame 4-spurige Straße entlang. Am 3. Kreisel bei km 37 geht es links ab. Nun geht es gen Süden in Richtung Altstadt. Die zwei Läufer vor mir kann ich nicht einholen. Sie haben so ca. 300m Vorsprung. Auf der langen Geraden waren sie noch gut im Blickfeld, aber jetzt wo wir wieder in die Wohnbebauung kommen bei km 38 verschwinden sie vor mir durch die Kurven.

 Wir folgen der Vojkova Cesta an einem Teil der Universität gen Süden. Das Wetter ist bestes Laufwetter nur ich bin jetzt ganz allein auf der Straße. Die Strecke ist durch Flatterband gut gekennzeichnet.

 Es folgt km 39 neben der Grundschule von Bežigrad. Nur noch 3km und es ist geschafft. Die Zwischenzeit bei km 20 hat mich doch ganz schön platt gemacht. Ich muss jetzt mehr gehen wie laufen. Aber nur noch 3 km ist nicht mehr weit.

 Dann überholt mich ein Kleintransporter und baut die Streckenschilder ab. Beim Blick auf meine Laufuhr sagt ich bin doch erst 4:55 Stunden unterwegs. Dann fährt er neben mich und spricht mich in Slowenisch an. Ich verstehe ihn nicht und gehe davon aus das ich die Straße verlassen soll und auf dem Bürgersteig weiterlaufen soll.

 Ich begebe mich also auf den Bürgersteig aber der Fahrer und die Beifahrerin reden weiter auf mich ein. Da ich sie nicht verstehe ruf ich ihnen zu „Nix verstehen“. Dann spricht mich der Fahrer an, ich soll ihm meine Startnummer sagen, denn ich könnte das Ziel nicht mehr unter 5 Stunden erreichen und sei damit disqualifiziert. Ich laufe einfach weiter. Dann werden seine Worte sehr aggressiv aber ich reagiere nicht, denn ich will das Ziel in nur noch 2,5km Entfernung trotzdem erreichen. Im letzten Jahr wurden auch noch Läufer bis 5 ½ Stunden gewertet. Also einfach weiter. Die Beifahrerin fotografiert mich dann. Ich laufe stur weiter.

 Der Wagen fahrt bis kurz vor die nächste Kreuzung die von der Polizei gesichert wird und springt aus dem Auto raus und stellt sich vor mich auf den Bürgersteig. Ein Riese im Verhältnis zu mir. Er hält mich an und will an meine Startnummer die ich ihm jedoch nicht geben will. Dann wird er rabiat und ich schreie ihn ganz laut an. Ich merke seinen Ellenbogen auf meiner Brust. Nebenan steht eine Frau die ruft „Policia“. Total verschreckt lässt er mich los und ich renne ihm weg mit meiner Startnummer die er nicht lesen konnte.

 Weiter, immer weiter zum Ziel auch wenn ich vielleicht nicht mehr in der Wertung bin. Ca. 500m weiter überquere ich die Eisenbahn diesmal auf der anderen Seite vom Bahnhof. Da ich fremd in der Stadt bin will ich die richtige Strecke finden denn die Absperrbänder und Straßensperrungen werden vor mir aufgehoben. Bei km 40 ist die Zeitmatte schon abgebaut, also keine Zwischenzeit, trotzdem weiter in Richtung Ziel.

 Dann bei km 40,5 kommt eine Frau die geht vor mir ins Blickfeld. Es ist Milena wie es auf ihrem Shirt steht. Ich bleibe kurz hinter ihr, jedoch ist mir das zu langsam. An der nächsten Abbiegung sehe ich das wir in Ufernähe der Ljubljanica sind. Links oben auf dem Berg steht die Burg die wir aber nicht besuchen müssen. Wir müssen aber nicht hoch zur Burg sondern bleiben zu deren Füßen und umrunden den nördlichen Teil.

 Am km 41 sollte man eigentlich einen kurzen Zwischenstopp machen, denn rechts liegt eine der wunderschönen Brücken der Stadt die mit Drachenfiguren verziert ist. Auf der Laufstrecke kommen wir dann am Dom Sankt Nikolaus vorbei. Es geht jetzt die durch Absperrgitter gesicherte Altstadt.

 Dann sehe ich vor mir einen jungen Mann gehen. Vielleicht hole ich den noch ein. Ich komme ihm immer näher. Da ich nur noch ins Ziel will vergesse ich zu fotografieren, aber diesen Streckenteil in der Altstadt kenne ich ja von gestern.

 Es geht wieder über den Kanal an der Maria-Verkündigung Kirche und nochmal parallel zur Startstraße bis zum Miklošičev Park. Es ist einer der wichtigsten Parks der Stadt der nach dem Philologen und Linguisten Franc Miklošič benannt wurde. Wir laufen zwischen dem Park und dem wunderschönen Justizpalast im Stil der Neorenaissance entlang. Dieser Palast wurde Ende des 19. Jh. Vom Wiener Architekten Spindler entworfen. Um den Park sind mehrere schöne große Häuser erbaut worden zum Teil sogar mit Türmchen.

 Am Park hole ich ihn ein. Es ist der erst 19-jährige Aljaž. Ich frage ihn in meinem badly-englisch ob wir überhaupt noch gewertet werden, denn die 5 Stunden sind weit überschritten. Er meint, dass wir einfach zu Ende laufen und uns eventuell in eine Liste eintragen können. Also weiter und so laufen wir nun gemeinsam die Slovenska Cesta entlang in Richtung Zvezda Park.

 Am Ende der Straße geht es links ab in Richtung Ziel. Wir folgen jetzt der Startstraße in umgekehrter Richtung. Rund 500m und dann kommt das 42 Km-Schild. Man kann schon nach links über dem Platz das Ziel-Tor sehen. Dann ist es geschafft. Meine Uhr zeigt 5:29 Stunden an. Jetzt noch die obligatorischen Zielfotos.

 Hinterm Ziel ist eine große Anzeigetafel auf der ich mich jedoch nicht finde. Hier bekomme ich jetzt meine Medaille. Ok. Ich gehe dann auf die Rückseite der Bühne und Anzeigetafel und erhalte mein Finisher-Shirt. Ok. Dahinter gibt es Getränke wo ich auch zufasse Ok.

 Was noch nicht geklärt ist bin ich in der Wertung. Milena der ich noch rund 3 ½ Minuten abgenommen habe ist im Ziel. Ich versuche sie zu fragen ob wir noch in der Wertung sind, denn Aljaž war schnell nach dem Ziel verschwunden. Sie weiß es auch nicht. Ich gehe dann wieder vor die Anzeigetafel und lese nun meinen Namen mit meiner exakten Nettozeit. Also muss ich wohl in der Wertung sein. Jetzt noch ein paar Fotos mit der Anzeigetafel als Beweis nur für den Fall noch nachträglich dnf zu werden. Aber auch viel später ist es amtlich ich bin gewertet. Wie gut das ich bei km 39 meinen ostpreußischen Stuhrschädel eingesetzt habe, sonst wäre jetzt alles umsonst.

Auf der Anzeigetafel sind die Finisher von unten nach oben nach dem Zieldurchlauf aufgeführt und zwar gleich mit der Nettozeit was ein wenig verwirrend ist.

 Ich erreiche in der AK 60 den 16. Platz. Meine Zielzeit bei km 42,2 ist 5:29:05 mit durchschnittlich 7,69 km/h.

 Ins Marathonziel kommen heute 1935 Finisher wobei 55 Finisher über 5 Stunden gewertet wurden. Bei den Männern war der 1.509. bei netto 4:59:59 und der letzte der 1.542. bei netto 5:39:12. Bei den Frauen war die 370. 370te bei netto 4:59:47 und die letzte die 393te bei netto 5:40:57.

 

Die Marathonsieger sind:

Marathon Männer:

1. Laban Mutai                           KEN     2:09:16

2. Philip Sanga Kimutai              KEN     2:09:19

3. Levi Omari Matebo                 KEN     2:09:37

Marathon Frauen:

1. Purity Changwony                  KEN     2:29:32

2. Shasho Insermu                    ETH      2:30:53

3. Beshadu Bekele Bedane       ETH      2:31:05

 

 Beim Halbmarathon (Polmaraton) kamen 4.450 Männer und 2.910 Frauen ins Ziel. Beim 10km Lauf kamen 2.549 Männer (1.963 unter 1h) und 3.361 Frauen (1.444 unter 1h) ins Ziel.

 Anschließend ging es zu Fuß zum Quartier und Duschen. René und Michael waren schon fertig und warteten auf mich. Anschließend sind wir zum Auto und ab nach Hause. Am Morgen gegen 4 Uhr war ich wieder in Vellmar. Ein aufregendes, spannendes Abenteuer ist zu Ende. Mein 196. Marathon im 24. Marathonland ist geschafft. Der Count-Down läuft.

 Fazit: Der Ljubljana Marathon ist eine sehr gut organisierte Veranstaltung aber auch nur für Läufer zu empfehlen die unter 5 Stunden laufen können. Wer immer gegen den Zielschluss kämpft verliert viel Körner auf der Strecke und das erzeugt nur Stress. Auch das Preis-Leistungsverhältnis für einen Hauptstadtmarathon ist in Ordnung. Die Strecke ist sehr gut gekennzeichnet und ein Verlaufen ist somit fast unmöglich. Versorgungstationen unterwegs sind ausreichend für die Ende Oktober Temperaturen. Zuschauer nicht durchwegs, aber überall wo man als Läufer erkennbar war wurde auch von einzelnen Passanten geklatscht. Die Menschen nehmen Anteil an dieser Großsportveranstaltung.