8. Spreewald Marathon 2010

Laufen im Land der Sorben und Wenden

18.04.2010 von Bernd Neumann

 

 Der Spreewald-Marathon stand schon länger auf meiner Wunschliste und wurde dieses Wochenende Realität. Den Spreewald habe ist vor 20 Jahren kurz nach der Wende schon mal bereist und war von der Schönheit der Gegend fasziniert.

 Wo liegt denn nun der Spreewald? Der Spreewald ist eine Fluss- und Auenlandschaft im Südenosten des Bundeslandes Brandenburg in den Landkreisen Spree-Neiße, Dahme-Spreewald und Oberspreewald-Lausitz in der Nähe zur polnischen Grenze. Die Hauptader der Spree ist hier in viele Seitenkanäle verzeigt. Diese vielen natürlichen Fließe sind durch künstlich angelegten Kanäle erweitert und haben eine Gesamtlänge von über 970 Kilometern. Die Anerkennung als Biosphärenreservat durch die UNESCO erhielt man 1991. Rund 18.000 Tier- und Pflanzenarten existieren hier.

 Hier zwischen Oberlausitz und Niederlausitz lebt auch das westslawische Volk der Sorben oder in deutsch die Wenden. Die Sorben sind in der Regel deutsche Staatsangehörige haben aber neben ihrer eigenen Sprache und Kultur auch eine eigenen Hymne und offiziell anerkannte Flagge. Hier im Spreewald erkennt man auch ihre Heimat an der zweisprachigen Beschilderung vieler Ortsschilder und Hinweisschildern. Es bestehen die zwei Sprachen Obersorbisch und Niedersorbisch. Während das Obersorbische dem Tschechischen Sprache näher steht, ist das Niedersorbische der Polnischen Sprache ähnlicher.

 Der Verein Spreewald-Marathon e.v. bietet rund um Burg, Lübben, Lübbenau und Straupitz an diesem Wochenende neben dem Marathonlauf über 42,195 km eine Vielzahl von sportlichen Wettkämpfen (Laufen, Radeln, Skaten, Walken, Paddeln, Wandern) an. Der Sportler kann an 18 verschiedenen Wettbewerben teilnehmen.

  Der Veranstalter: Auf die Gurke, fertig, los! ist das Motto des Spreewald-Marathon. Ein ganzes Wochenende wird Ihnen im Spreewald ein vielseitiges sportliches Festival geboten, das es in sich hat. Ganz gleich, ob Sie auf Skates, auf dem Rad oder per Laufschuhe im Spreewald unterwegs sind, lassen Sie sich begeistern von der faszinierenden Landschaft des Spreewaldes mit seinem Wasserlabyrinth, einem tollen Rahmenprogramm rund um den Marathon, den flachen und schnellen Strecken. Besuchen Sie den Spreewald, bringen Sie Ihre Familie mit, denn teilnahmeberechtigt ist jeder, auch ohne Vereinszugehörigkeit. Familien begrüßen wir besonders. Bei uns dürfen alle Kinder bis 10 Jahre kostenlos starten!  Vorab, ich kann das nur bestätigen, es ist wirklich so wie in der Ausschreibung beschrieben.

 Da ich ca. 460 km Anfahrt hatte entschloss ich mich schon am Samstag Morgen anzureisen. Unterkunft erhielt ich in einem ruhigen Hotel ca. 500m von Start und Ziel entfernt. Den frühen Nachmittag nutze ich um mich in den Orten Burg und Lübbenau umzusehen.

 Die Stadt Lübbenau/Spreewald, niedersorbisch Lubnjow mit seinen ca. 17.000 Einwohnern wird auch als Tor zum Spreewald bezeichnet. Hier befindet sich auch die größte Hafenanlage im gesamten Spreewald. In den Original Spreewälder Holzkähnen die Tische und Bänke haben können sich die Touristen je nach Zeit zwischen zwei und sieben Stunden durch die Fließe staken lassen. Zwischendurch gibt es auch die Möglichkeit auszusteigen und die Köstlichkeiten des Spreewaldes wie die berühmten Spreewälder Gurken zu kosten, bzw. zu kaufen. Heute an diesem schönen und sonnigen Tag nutzten dies viele Menschen. Von April bis Oktober wird hier die Post noch auf dem Wasserweg mit einem gelben Boot und nur per Staken zugestellt.

 Ganz nahe vom Hafen liegt auch das klassizistische Schloss Lübbenau (1817-1839) das auf die Ruinen einer ehemaligen mittelalterlichen Wasserburg errichtet wurde. Die Grafen von Lynar die ursprünglich aus der Toscana stammten hielten die Herrschaft Lübbenau länger als dreihundert Jahre im Besitz der Familie. Heute befindet sich im Schloss ein Hotel.

 Anschließend fuhr ich nach Burg, niedersorbisch Bórkowy (Błota). Diese Stadt ist eine typische Streusiedlung auf 35 km² Fläche mit nur 4.500 Einwohnern. Auf dem Gebiet dieser Stadt liegt auch morgen unsere Marathonstrecke.

 Das Start- und Zielzentrum liegt hier an der Grundschule in der Nähe vom neuen Festplatz und dem Alten Spreewaldbahnhof Burg. Neben dem Startgeld mussten hier noch 25€ Pfand für den Zeitmesschip bezahlt werden von dem man nach der Veranstaltung 20€ wiederbekam.

 Um 17 Uhr starteten hier die Skater auf ihren Marathon über die Ringchaussee. Über 300 Teilnehmer ergaben ein buntes Bild und wurden von den Anwesenden viel Beklatscht. Der älteste Skater in der AK M 70+ Jahrgang 1933 kam aus Lübeck und skatete in der Weltbestzeit für Läufer von 2:05 Stunden. Hier traf ich mich mit Dieter und Rita, Freunden aus meiner Nachbargemeinde. Dieter hatte für den Marathon nachgemeldet. Wir gingen zur anschließenden Nudelverköstigung die für die Läufer kostenlos war.

 Den Abend verbrachten wir gemeinsam im Alten Spreewaldbahnhof Burg der zu einem sehr schönen Lokal umgebaut wurde. Schilder aus über 100 Jahren Eisenbahngeschichte zieren die Wände. Getränkebestellung werden per Zug aufgenommen und auch per Zug direkt an jeden Tisch gefahren. Ein sehr uriges und mit Liebe gestaltetes Lokal.

 Sonntag, Marathontag. Da der Start erst um 10:30 Uhr erfolgt konnte ich ausschlafen und in aller Ruhe im Wintergarten frühstücken. So gegen Halbzehn machte ich mich zu Fuß Richtung Start. Schon auf dem Weg dorthin waren alle Seitenstraßen und Geschäftsparkplätze besetzt von den Sportlern, denn schon um 8:30 Uhr fand der Skate Halbmarathon mit 380 Teilnehmern statt.

 In der Sporthalle der Schule konnte man sich umziehen und anschließend in die lange Schlange zur Taschenabgabe an der Schule anstellen. Es ging aber recht zügig und routiniert ab. Nun hieß es in die Startzone gehen. Hier sammelten sich über 1.600 Teilnehmer für die 10km, Halbmarathon und Marathon. Es war ein wildes Durcheinander der Startnummern mit grünen Streifen für 10km, roten Streifen für HM und ohne Streifen die Marathonis. Hier fiel mir mit der Startnummer 1691 Dieter Fromme aus Berlin auf, denn er hatte sich als Kardinal verkleidet und zog viel Blicke damit auf sich. Beim Start hatten wir schon herrlichen Sonnenschein und Temperaturen so um die 20 Grad. Verwunderlich das es Läufer gibt die in langer Hose und teilweise in Jacken hier standen die auch nicht auszogen sondern damit gelaufen sind.

 Um 10:30 Uhr erfolgte der Startschuss und das große Feld der über 1.600 Teilnehmer setzte sich in Bewegung. Wir laufen die Bahnhofstrasse hoch zur Hauptstraße. Nach ca. 400 Metern ging es links ab am Hafen vorbei und über die Hauptspree. Wir verließen Burg über die Byhleguhrer Strasse. Am Km-Schild 1 bogen wir links ab auf die Ringchaussee und liefen auf dieser herrlichen Allee bis kurz vor Km 6. Das Feld zog sich schnell auseinander und man konnte ohne Behinderung locker laufen und die herrliche Natur genießen. Am Km Schild 4 bogen die 670 10km Läufer ab und es wurde merklich leerer auf der Strecke. Links am Straßenrand begleitete uns flotte Klarinettenmusik eines einsamen Musikers.

 Die Ringchaussee führte uns an vielen einzelnen Gehöften und Wohnhäusern entlang. Rechts am Straßenrand gab es ein großes Holzschild mit dem Hinweis „Hier Pickelecke“. Es wurde aber kaum genutzt, vielleicht war es noch zu früh und für die 2. Runde eher gedacht. Hinter dem Ortsausgangsschild von Burg-Kauper, Kuparske Borkowy stand ein Geigenvirtuose der uns freundlich zuspielte.

 Wir erreichen den Km 5 Punkt. Das Schilder 200m mit der duftenden Tasse Kaffee kündeten nicht die nächste Kaffeepause aber die nächste Verpflegungsstation an. Hier wurden wir mit Flüssigem versorgt. Bei km 6 verließen wir die Ringchaussee und wechselten auf den Eicheweg. Dann ging es auf den Polenzweg und bis hierher hatten wir das erste sechstel der Strecke hinter uns.

 Die Sonne wurde stärker und man freute sich über den spärlichen Schatten der uns durch die noch sehr durchlässigen Äste der Bäume erreichte. Die Strecke führte uns an der Polenz-Mühle vorbei und jetzt begannen nach und nach viele kleine erhöhte Brücken die uns über die Fließe führten. Es ging immer kleine Hügel hoch, über die Brücke und danach gleich bergab. Ich habe die Brücken nicht alle gezählt aber so 20 müssten es schon gewesen sein im Laufe der zwei Runden.

 An der Versorgungsstelle hinter Km 8 gab es neben Flüssigem noch zusätzlich Spreewälder Gurken und prompt griff auch einer in den Eimer und biss genüsslich hinein. Jetzt wechselte der Belag auf Waldboden und dann auch Feldweg. Der Untergrund war aber immer gut zu belaufen.

 Beim Km Schild 10 stand ein altes Feuerwehrauto der Feuerwehr Stradow. Die Streckenposten riefen mir zu als ich es fotografierte: „Die ist Baujahr 1964“. Dann folgten wir einem Pfad und später ging es wieder auf Asphalt weiter. Wir kamen am Wehr Nr. 56 der Neuen Spree vorbei und in der Spitzkehre folgte der nächste Versorgungspunkt. Es ging weiter über die Wildbahn und über die Hauptspree weiter zur Ersten Kolonie.

 Bei km 16 gab es wieder Wasser und Iso für die Läufer, für die Streckenposten gab es ein Schwein am Spieß und Bier. Mal sehen wie viel noch am Spieß ist bei der 2. Runde. Hier belaufen wir den Kurfürstendamm. Es folgten weitere Brücken. Ein wenig Schatten gab es am Leinweber zwischen Km 18 und 20. Hier begleiteten uns mehrere Paddelboote und die typischen Holzkähne mit Ausflugstouristen.

 Wir kommen an den Kilometer 20 wo die Gruppe Harmonie uns mit deutscher Schlagermusik unterhält. Hier geht es wieder über eine Brücke und wir erreichen die Marathonweiche hinter dem nächsten Versorgungspunkt. Für die Halben geht es rechts ab Richtung Ziel. Wer an diesem Punkt kurz hinter km 20 langsamer als 2:30 Stunden ist wird automatisch ins Halbmarathonziel geleitet. Wir die Marathonis laufen geradeaus und ein Stück parallel zurück am kleinen Leineweberfließ entlang. Hier beginnt die 2. Runde die bis km 24,5 eine neue Wegstrecke ist bevor wir dann wieder auf die Strecke der 1. Runde treffen.

 Jetzt am Km Schild 21 gibt es eine neue Herausforderung für die Läufer hier muss eine ca. 2m hohe Holzbrücke übergangen werden. Zu Laufen ist es schlecht, denn es sind Holzstufen. Dann geht es über die Zweite Kolonie und Bleichstrasse wieder über die Hauptspree.

 Zwischen Km 23 und 24 kommt die nächste Verpflegungsstation. Hier komme ich mit einem Holländer ins Gespräch. Es ist Thomas Veder aus Bilthoven. Wir stellten fest das wir am Ostermontag beide den Utrecht Marathon gelaufen sind.

 Bis km 25 bin ich mit Dieter zusammengelaufen aber jetzt muss er es leider abreisen lassen, ihm macht die Hitze und der große Flüssigkeitsverlust mehr zu schaffen wie mir. Er kommt aber auch wohlbehalten ins Ziel. Über den Weidenweg erreichen wir wieder die Ringchaussee. Am Km 26 begrüßt uns zum zweiten Mal der Teufelsgeiger kurz vor der nächsten Verpflegungsstation. Nun haben wir wieder die alte Runde erreicht und es geht weiter an den Fließen entlang, wieder über die Brücken, über Waldwege und Feldwege und viel viel Asphalt.

 Die Sonne brät uns ganz schön. Die nur versprochenen 20 Grad haben wir längst überschritten. Gefühlt sind es 30 Grad tatsächlich wohl wirklich dazwischen. Viele hier hinten bei mir müssen jetzt ab 35 km auch ab und zu gehen. Jetzt sehnt man sich nach jeder Wasserstelle. Am Km 31 grüßt uns noch mal der alte Löschwagen der Feuerwehr Stradow.

 Am km Schild 33 gibt es jetzt eine Luxusverpflegungsstation. Hier gibt es, Wasser, Iso, Tee und viele Leckereien wie Kekse, Schokolade, Bananen, Mini-Riegel, Salzbrezeln und Rosinen. Ich hoffe ich habe bei der großen Anzahl nichts vergessen aufzuzählen.

 Es folgen die wunderschönen Alleen am Wasser entlang, Natur pur und das in der Frühlingsblüte. Bei Km 41 müssen wir noch mal rechts ab eine Wendeschleife von 400m laufen damit auch die Distanz von 42,2 km stimmt. Jetzt über die Brücke und diesmal rechts ab Richtung Ziel. Es geht über 500m Sandboden dann rechts auf die Zweite Kolonie und schon haben wir die Bahnhofstrasse erreicht.

 Kurz vorm Ziel kommt ein großes Tor der Riesa Nudelfabrik und kurz dahinter geht es rechts in den Zielkanal. Puuh endlich geschafft, kurz durchatmen und jetzt kommt die 315g Gurke die den Finsihern um den Hals gehängt wird. Die ist ganz schön schwer direkt nach dem Lauf.

 Noch schnell ein bleifreies Bier und die Kräfte kommen wieder, denn es gibt noch den Aufstieg in die Schule um den Chip einzulösen gegen 20€ Rückgeld. Dann die Sporttasche holen und ab in die alte Schulsporthalle zum Duschen. Herrlich heißes Wasser erwartet mich hier, vielleicht aber nur deshalb weil die meisten schon längst durch sind.

 Fazit: Eine sehr gut organisierte Veranstaltung auf einem herrlichen Rundkurs. Der Veranstalter: Die sehr idyllische Marathonstrecke besteht aus zwei Runden die auf teilweise unterschiedlichen Streckenführungen verläuft. Die Landschaft ist so vielfältig, dass man die zwei Runden nicht bemerkt. Die Strecke ist total eben. Der flachste Marathon der Welt, Höhenunterschied <1,8 m (lt. Fachzeitschrift Laufzeit). - Der Höhenunterschied stimmt nicht ganz, denn die vielen Brücken plus die Holzbrücke addieren sich.

 Wer hier her kommt nur zum Laufen verpasst eine wunderschöne Landschaft im herrlichsten Frühling. Hier wird man von vielen Weißstörchen hoch auf ihren Nestern empfangen und bei der Heimfahrt auch wieder verabschiedet. Eine Reise zum Spreewaldmarathon ist wirklich lohnenswert für die Beine und die Seele. 7.795 Sportler treten eine zufriedene Heimreise an. Vielleicht kommen ja nächstes Jahr über 8.000. Den Veranstaltern ist dies nur zu wünschen.

 

Ergebnisse Marathon:

Männer

1.         Bernd Dander               RC 1898 Radeberg                   2:52:17

2.         Yves Löbel                   TSV Niederndodeleben             2:53:47

3.         Tomasz Jurkowski        Lewandowski-Team PL             2:54:03

Frauen

1.         Ullika Schulz                 LTC Berlin                                3:24:52

2.         Katarzyrna Mroz           Dragon Janowiec-Wlkp. PL       3:25:36

3.         Sonja Auerbach            Dürrröhrsdorf-Dittersbach         3:28:57

Marathon Gesamt 357 im Ziel (309m, 48w)