28. August 2011 von Bernd Neumann
Letztes Wochenende war ich im herrlichen Allgäuer Bergland, zu einem schweren Marathon und heute zieht es mich in den Norden ins flache Land. Ich freue mich auf einen weiteren Marathon der komplett in der Natur verläuft. Dazu fahre ich 250km ins flache Land, an das Große Moor zwischen Vechta und Barnstorf. Es sind von hier ungefähr 50km nördlich bis Oldenburg in Oldenburg, oder 40 km nord-westl. bis Bremen.
Läufer die hier schon waren beschreiben diesen Lauf so: Das Laufen am frühen Morgen in Gottes schöner Natur ist ein Wohlgenuss für Körper, Seele und Geist". Auch ich freue mich heute hier zu laufen, in der Stille und Weite des Moores. Es ist ein einzigartiges Naturerlebnis was mich hier erwartet.
Die Einladung zu diesem Naturmarathon beschreibt der Förderverein Goldenstedter Moor wie folgt: Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, wir freuen uns, Ihnen und Euch mit dem 9. Moormarathon am 28.August 2011, die Moorlandschaft zwischen Goldenstedt und Barnstorf näher bringen zu können. Die Teilnehmer/innen erwartet ein faszinierender Naturraum mit reichhaltiger Flora und Fauna. Diesen einmaligen Lebensraum präsentieren wir Ihnen und Euch, indem wir Natur- und Lauferlebnis miteinander verbinden. Das Organisationsteam hat für Sie und Euch wieder verschiedene Laufstrecken zusammengestellt. Erwachsene und Kinder sind herzlich willkommen, sich den besonderen Laufbedingungen eines Moorlaufes zu stellen. Der besondere Reiz des Moores entschädigt für manche Mühen auf der Strecke.
Und so wird auch mein heutiger Bericht etwas anders, denn es gibt keine Dörfer mit besonderen Sehenswürdigkeiten, sondern es gibt nur Natur pur, mit viel Moor. Bevor es ins Moor geht will ich noch erklären: Was ist eigentlich ein Moor und wie ist es entstanden?
Das Moor ist eine ökologische Übergangszone zwischen festem Land und Wasser. In diesen nassen Lebensräumen herrscht ständig Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser. Pflanzenreste werden unvollständig abgebaut und lagern sich als Moor ab, das sich im Laufe der Jahre als unterschiedliche Torfschichten aufbaut. Die Entstehung der Moore beginnt vor ca. 10-14tausend Jahren nach der letzten Eiszeit, als sich das Klima allmählich wieder erwärmte. In vielen Senken und Tälern stand das Wasser und die Vegetation veränderte sich. Es wuchsen mehr und mehr feuchtigkeitsliebende Pflanzen die nach ihrem Absterben zu Boden sanken und dort ein organisches Sediment bildeten. In diesen Gebieten entwickelte sich ein ganz eigenes Reich für bestimmte Pflanzen und Tiere.
Moore werden in drei verschiedene Arten eingeteilt, in Hochmoore, Niedermoore und Zwischenmoore. Hochmoore haben keine Verbindung zum Grundwasser. Sie werden durch Regenwasser gespeist. Intakte Hochmoore wachsen jedes Jahr um 1 Millimeter. Niedermoore sind oft aus verlandeten Seen und Teichen entstanden und haben eine Verbindung zum Grundwasser. Bei Niedermooren finden sich oft Schilfrohr, Binsen und Erlenbruchwälder. In niederschlagsreichen Regionen kann sich ein Niedermoor auch zu einem Hochmoor entwickeln. Die Übergangsphasen nennt man Zwischenmoor oder Übergangsmoor.
Nach knapp 3 Stunden Fahrt komme ich am Naturschutz- und Informationszentrum (NIZ) Goldenstedter Moor e.V. in Arkeburg an. Hier am NIZ „Das Haus im Moor“ befindet sich das Veranstaltungszentrum für den heutigen Tag. Dieses aus Holz erbaute Gebäude mit seinem begrünten Dach ist auch der Mittelpunkt für die Besucher des Moores und des Naturschutz- und Informationszentrums.
Der Veranstalter nennt seinen Moormarathon auch: „Eine sympathische Alternative zu den zahlreichen Stadtläufen“. Neben dem Marathon gibt es auch Halbmarathon, 7,5km und 13km Moorlauf, 7,5km und 13km Walking sowie verschiedene Bambini- und Kinderläufe. Das Marathonstartgeld beträgt 22€, für Nachmelder plus 3€. Die Anmeldung ist ruck-zuck erledigt und ich kann mich in Ruhe am Auto umziehen und noch ein wenig hier umsehen. Wir haben so eine Stunde vor dem Start 13 Grad und die Wettervorhersage gibt uns Höchsttemperaturen bis 18 Grad für heute an. Im Haus im Moor gibt es auch ein Cafe wo man nach dem Lauf typische Moorspezialitäten aus Buchweizen wie z.B. den traditionellen Pfannkuchen genießen kann.
Hier ist alles gut ausgeschildert und so findet jeder den Weg zur Umkleide, Taschenabgabe und später auch zu den Duschen. Neben dem Haus im Moor werden gerade die zwei Vierbeiner mit Herrchen bzw. Frauchen fotografiert, von der örtlichen Presse, denn sie werden heute als Gespann mitlaufen auf der Marathonstrecke. Von der Betriebssportgemeinschaft der Wintershall/WINGAS, die mit einer größeren Gruppe hier sind, laufen Dorothe Wolf mit Fjelline und Andree Morth mit Ylvi Smilla. Sie nutzen dies als Training für den nächste Woche stattfindenden Transalpin-Run der in 7 Tagesetappen über 273,73km mit 15.436 Höhenmetern von Oberstdorf (GER) nach Latsch (ITA) führt.
Der Platz füllt sich recht schnell denn die Marathonis und Halbmarathonis eine Gruppe von ca. 250 Teilnehmern starten gleich um 9 Uhr. Auch hier gibt es kein Gedränge am Start denn alle haben ihren Chip in der Startnummer, der die Nettozeit für die Gesamtstrecke misst. Vor dem Start noch schnell ein Foto mit der Moorhexe die sich im Laufe der Runden verdreifacht hat.
Kurz vorm Startschuß will noch unbedingt ein großer Traktor mitten durch die Läuferschar. Nachdem er die Hälfte der Läufer verscheucht hatte kam der Startschuß und es ging los. Je nach Ambitionen schnell oder auch genüsslich langsamer setzte sich das Feld in Bewegung. Es geht ein Stück geradeaus Richtung Dreiecksmoor auf der Arkeburger Straße. Nach rund 400m biegen wir nach rechts ab. Wir laufen über einen Wiesentrail. In einer 3km Schleife laufen wir zum Lutter Moor und kommen dann wieder am Haus im Moor an unserem Startplatz vorbei.
Jetzt weisen uns die Ordner ein nicht geradeaus sondern links abzubiegen. Wir haben die ersten 3km geschafft. Links neben uns ist eines der großen Torfwerke von dem es hier an der Arkeburger Straße mehrere gibt. Nun geht es erst mal geradeaus den Schienen entlang. Diese Schienen werden noch genutzt für den Torftransport vom Feld zur befestigten Straße.
Wir laufen in Uhrzeigerrichtung in eine Ost-Süd-Schleife. Wir sind gerade 3km gelaufen da komme ich mit Maria Rolfes vom LT Waldschleicher Lohne ins Gespräch. Sie ist bisher alle Moormarathons mitgelaufen. Ihren 1. Marathon ist sie hier gelaufen und letztes Jahr hat sie hier ihren 100. Marathon gelaufen. Heute ist es ihr 130 Marathon. Erst letztes Wochenende hat sie erfolgreich am 100 Meilenlauf in Berlin teilgenommen und nach 25:46:31 gefinisht. Als kleines Mädchen hat sie schon im Moor beim Umschichten ihr Taschengeld aufgebessert und hätte nie gedacht nochmal so eine Bindung durch die Marathons hier zum Moor zu bekommen. Sie ist mir dann enteilt und hat den Lauf als 4. schnellste Frau beendet.
Das Goldenstedter Moor ist ein Hochmoorgebiet und gehört zu den wertvollsten Moorgebieten Deutschlands mit internationaler Bedeutung. Ziel des NIZ ist es den Menschen diesen einzigartigen Lebensraum zugängig zu machen um Verständnis zu erzeugen warum dieser Lebensraum so schützenswert ist. Hierzu gibt es verschiedene Einrichtungen wie, das Haus im Moor, der Moortunnel, die Moorbahn, das Moorbioskopion, den Moorerlebnispfad und die Obsterlebniswiese.
Nach einem weiteren Kilometer haben wir vor uns eine endlos langscheinende Gerade die in echt jedoch nur 1km lang ist. Es gibt auf der heutigen Strecke mehrere solche gerade Laufstücke. Wir sind in einer der ungewöhnlichsten Landschaften Norddeutschlands, wir sind mitten im Goldenstedter Moor. Hier sind außer dem zwitschern der Vögel keine anderen Geräusche zu hören. Die Landschaft neben unserer Strecke wechselt sich ab durch flache Weiden und kleine Wäldchen. Die Farben wechseln zwischen grün und braun. Der Bodenbelag wechselt zwischen Sand, Gras, Schotter, Asphalt, Pflaster, Torf und Betonplatten immer wieder ab. Es kommen immer wieder kleine Tümpel bzw. kleine Seen mit oft verkrüppelten Bäumen. Oft sind auch nur abgestorbene Stämme zu sehen. Wir sind in einer der größten noch zusammenhängenden Hochmoorlandschaften Deutschlands.
Früher waren die Moore ein gefürchtetes Ödland. Der schmatzende und schwankende Boden bei jedem Schritt machte den dort lebenden Menschen Angst. Sie fürchteten sich falls sie im dichten Nebel den Weg verließen im Moor unterzugehen. Viele Geschichten erzählen von den Moorleichen. Die wohl bekannteste hier gefundene Moorleiche ist die von Johann Spieker (nicht zu verwechseln mit dem Läufer vom MC 100 der heute hier läuft). Jan oder Johann Spieker war ein umherziehender Händler der die ländliche Bevölkerung mit allerlei Kleinwaren versorgte. Sein Weg zwischen Lutten und Drebber ging immer quer durchs Goldenstedter Moor. Er wurde seit dem 14. August 1828 vermisst und erst am 24. Sept. gefunden und dort vor Ort im Moor bestattet. Seine Überreste wurden 1978 als Moorleiche wieder ausgegraben.
Das besondere der Moorleichen sind die fast vollständigen Leichenfunde. Während sich die mineralischen Anteile der Knochen auflösen bleiben die Weichteile im sauren Milieu eines Hochmoores durch den Sauerstoffabschluss und die Wirkung der Huminsäure erhalten. Während die meisten Funde aus der Eisenzeit stammen wurde vor noch nicht allzu langer Zeit eine mehr als 2.500 Jahre alte Teenager-Moorleiche gefunden. Diese Moorleichen sind aber nicht versunken sondern dort bestattet worden. Die Horrorgeschichten das man im Moor versinkt sind physikalisch nicht möglich, denn ein eingetauchter menschlicher Körper, dessen Dichte etwa der von Wasser entspricht geht nicht unter sondern erhält dann einen Auftrieb. Also keine Angst beim Moormarathon für immer im Moor zu verschwinden. Sollte mal einer nicht in der Sollzeit angekommen sein so hat er sich bestimmt nur verlaufen. Bisher ist jedenfalls noch keiner im Moor verschwunden.
Zwischen km 3 und 4 weisen uns die Schienen der Moorbahn den Weg. Am Ende der Geraden biegen wir rechts ab und kommen an den ersten Versorgungspunkt. Wir verlassen die Schienen kurz mal und nach zwei Richtungswechseln geht es schnurgerade zum Voßberg einer kleinen Erhöhung im Moor. Kurz vorher befindet sich der 2. Verpflegungspunkt am Maisfeld. Hier werden später die 13km Läufer abbiegen von unserer Strecke.
Es gibt auch noch die Gruselgeschichten von den Lichtern im Moor die die Menschen auf Irrwege führen und dann töten. Auch das ist nur Quatsch, denn obwohl es diese Lichter im Moor gibt ist das verschwinden vom Menschen auf keinen Fall mit solchen Erscheinungen in Verbindung zu bringen. Diese Lichter haben eine ganz natürliche Erklärung. Früher wo noch nicht alles wissenschaftlich erklärbar war hatten viele Menschen Angst vor ungewöhnlichen Dingen. Diese Geschichten vom kleinen Luten-Männlein im Spreewald oder die vom Erlkönig das man manchmal nachts unerklärliche Lichterscheinungen beobachtete gab es wirklich.
Der italienische Physiker Alessandro Graf von Volta erfand die Batterie und gilt als einer der Begründer des Zeitalters der Elektrizität. Er bemerke, dass manchmal nach Gewittern in den Sümpfen oder Mooren Lichter brannten. Dieses durch Vergärung entstandene Gas war leicht entzündbar. Dieses Sumpf- oder Moorgas wurde Methan genannt. Heute gewinnen wir dieses Bio-Gas durch Müll und Gülle und nutzen es zum Heizen. Diese Lichterscheinungen sind aber heute kaum noch in den Mooren zu beobachten.
Hinter km 9 bläst uns der Wind heftig von rechts vorn entgegen. Nach einem kurzen Knick in Richtung Rödenbeck geht es über einen steinigen Feldweg und anschließend auf einer Asphaltstraße in Richtung Vogelsang. Die Laufstrecke führt nur ein kurzes Stück über den asphaltierten Weg. In diesem Teil des Moores finden wir immer wieder kleine Höfe mit Kühen wo früher noch alles Moor war. Die Moore wurden entwässert und urbar gemacht, der Torf wurde als Brennstoff oder Dünger genutzt. Wenn wir Felder sehen so wird hier meist Mais angebaut. Hierzu gibt es einen alten Spruch: „Den Ersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Drütten sien Brod“. Hier bläst uns der Wind direkt von vorn und lässt uns wie gegen eine Mauer laufen. Wenn man heute etwas bemängeln wollte, so ist nur der Wind der immer wieder mal ganz stark bläst, aber dafür kann der Veranstalter nichts.
So nun weiter durchs Moor. Wir laufen durch die Siedlung Mäkel und kommen an den südlichsten Punkt der Laufstrecke wo sich ein Versorgungspunkt befindet. Die V-Stellen werden fast überwiegend mit Jugendlichen der umliegenden Feuerwehren betreut die sehr eifrig sind. Toll wie hier die Jugend mit eingebunden wird. Der Untergrund wechselt ständig und ist teilweise nicht leicht zu laufen durch die vielen Wellen. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Die Pfeile bzw. Km-Schilder haben die Farbe der Startnummer. Rot ist Marathon und blau ist Halbmarathon. Zusätzlich sind Leuchtpfeile auf dem Boden bei Richtungswechseln aufgesprüht. Verlaufen ist fast unmöglich. Nach dem Durchlaufen des Wäldchens wird gewarnt das das Durchfahren für Fahrzeuge gefährlich ist, denn er Untergrund ist weich und nicht tragfähig. An manchen Stellen sieht man Radspuren die bis 1m tief sind. Für uns Läufer besteht da aber keine Gefahr.
Wie wir ins Freie kommen ist zu beiden Seiten der Strecke Torfabbau so weit das Auge reicht. Am Horizont vor uns sehen wir die Türme vom Torfwerk wo wir hin müssen. Es sieht unendlich weit aus, ist aber nur 5km entfernt. Hier wird das Auge durch die Weite des Moores ganz schön getäuscht. Es geht als geradeaus. Der Untergrund wechselt zwischen kleinen Betonplatten, Sand und weichem Torfboden. Die Weite und Ruhe hier ist wunderschön. Auch der Wind lässt uns mal wieder laufen ohne gegen die Wand zu kämpfen. Wir sind hier ungefähr bei km 18 der ersten Runde.
1984 wurde das Goldenstedter Moor unter Schutz gestellt. Im nördlichen Teil des Großen Moores im Dreiecksmoor wurde mit der Wiedervernässung begonnen. Nur deshalb können wir heute durch eine wunderbare Moorlandschaft laufen wie vor hunderten vor Jahren. Wir finden wieder Wollgras und Sonnentau sowie das wunderschöne Torfmoos. Wer die Augen weit offen hat entdeckt hier wunderschöne Ecken. Der Untergrund auf dem wir laufen ist nicht für schnelle Zeiten, denn dazu sind die teils moorigen und sandigen Wege zu schwer zu laufen. Zu dieser Strecke fällt mir folgendes Wortspiel ein: Moor, Moor More and more = mehr und mehr/immer mehr Moor.
Rechts und links des Weges sehen wir große Stapel von Torf der zum Trocknen hier lagert. Es geht den langen geraden Weg immer weiter. Der Weg ist hier weich und es gibt viele kurze Wellen die einem aus dem Laufrythmus bringen. Kurz vor km 19 an einem alten Feuerwehrauto warten wieder Jugendliche um uns Wasser, Iso oder Cola zuzureichen. Das letzte Stück hierher sind wir auf kleinen Betonplatten gelaufen die jedoch auf Grund des weichen Untergrundes sehr uneben liegen.
Neben der Flora ist das Moor auch wichtig für die Fauna, denn hier gibt es viele Vogelarten die hier leben, wie Schnepfen oder das Birkwild. Viele Kraniche machen hier halt auf ihren Weg in den Süden. Auch der bedrohte Moorfrosch oder die Sumpfohreule sind hier heimisch. Seit mittlerweile 9 Jahren sind auch die Läufer hier heimisch und genießen auf ihren Runden durchs Moor die Stille und die herrliche Natur.
Auf dem letzten Stück bei km 20 das ein Gegenverkehrsstück ist kommen mir schon Läufer entgegen die auf der 2. Runde sind. Das Feld ist jetzt erheblich ausgedünnt. Nach rund 20km haben wir unsere Schleife fast beendet und kommen wieder an die große nichtendende lange Gerade die uns jetzt jedoch in die andere Richtung führt. Hier kommen mir Fjelline und Ylvi Smilla die zwei Marathonhunde aus Kassel mit ihren Begleitern entgegen.
Kurz vor Ende der ersten Runde stehen jetzt schon zwei Moorhexen. Dann kommt wieder die Versorgung und geradeaus ist das Ziel. Die Halbmarathonis haben ihr Soll erfüllt. Wir laufen vor dem Ziel links ab denn wir wollen mehr Moor, More and more = mehr und mehr/immer mehr Moor. So gibt es für uns die Marathonis eine zweite Runde. Jetzt sind so ca. 2/3 der Teilnehmer nicht mehr dabei, denn sie haben ihren Halbmarathon gefinisht.
In der Ergebnisliste sind 179 Halbmarathon-Läufer und Läuferinnen. Der Gesamtsieger Michael Reise hat für die Runde 1:19:11 benötigt. Der letzte hat mit über 1 Stunde Abstand auf die vorletzte Läuferin 4:05:40 benötigt. Die schnellste Frau Claudia Wahl erreichte nach 1:31:04 das Ziel.
Wir, noch ca. 60 Teilnehmer sind nun auf der ganzen Runde verteilt und man läuft mit sich und der Natur allein. Wie heißt es so schön: „Jetzt beginnt die Einsamkeit des Langstreckenläufers“. Halt, noch nicht denn inzwischen sind die Walker gestartet und es heißt erst mal zick-zack durch die Walker. Am Versorgungsposten 2 biegen diese ab und jetzt ist man mich sich und der Natur allein. Es ist herrlich diese Stille und die herrlichen Lichtspiele in den Tümpeln. Wer Natur liebt der muss hier her. Es ist hier anders wie letzte Woche in den Allgäuer Bergen, anders aber mindestens genauso schön. Das einzige was nach wie vor stört ist der heftige Wind der immer wieder in starken Böen uns bremst.
Zielschluss ist heute um 15 Uhr, das heißt 6 Stunden Zeit zum Laufen und Genießen dieser herrlichen Strecke (der letzte Marathoni kommt nach 5:19:45 ins Ziel). Nach 2/3 der Strecke merke ich das meine Beine schwer werden und ich muss ab und zu eine Gehpause einlegen. Das mache ich da wo der Wind heftig von vorne bläst um nicht zu viel Zeit zu verlieren.
Die heutige Strecke ist sehr kurzweilig und so genieße ich die schöne Landschaft und knipse noch ein paar schöne Landschaftsbilder hier im Moor. Dann geht es auf die lange Gerade zum Ziel und man sieht ganz am Ende die roten Punkte, die Feuerwehrmänner. Die heutige Zielgerade ist über 1km lang und man hat das Gefühl es kommt kaum näher. Aber nach 4:57:29 habe ich es als 3. der M 60 geschafft.
Nachdem ich ins Ziel komme erhalte ich meinen Lauftaler aus Holz als Erinnerung und das Mikrofon in die Hand gedrückt um meine Laufeindrücke zu schildern. Die habe ich heute hier niedergeschrieben und bedanke mich nochmals für die wirklich nette und gute Gastfreundschaft.
Inzwischen ist auch die Siegerehrung für den Marathon durchgeführt und wer will erhält auch sofort seine Urkunde ausgedruckt. Die Ergebnislisten aller Läufe hängen auch schon am Bahnhof der Moorbahn aus. Es geht hier alles schnell und präzise. Die anderen Wettbewerbe sind auch schon abgeschlossen und so kehrt hier um das Haus im Moor langsam Ruhe ein. Ruhe ist auch das was mein Körper jetzt braucht, denn nächste Woche geht es weiter im Herzen der fränkischen Schweiz beim Marathon rund um Ebermannstadt.
Zur ersten Erholung nach der Dusche geht es ins Cafe, im Haus im Moor. Hier probiere ich noch die typische Moorspezialität, den traditionellen Jan Hinnek Pfannkuchen aus Buchweizen mit Schwarzbrot und Preiselbeeren. Lecker wie auch die Buchweizentorte. Ein schöner Tag geht zu Ende und der Veranstalter freut sich wieder einen neuen Teilnehmerrekord verkünden zu können. Leider ist die Bilanz bei den Marathonis schlechter (58 Finisher) aber vielleicht notieren sich für nächstes Jahr einige Leser den Moormarathon, denn er hat es wirklich verdient.
Sieger Marathon:
Männer:
1. Stefan Beckmann TV Borken 3:09:45
2. Ralf Lange Homberger TV 3:16:09
3. Holger Sigl MTV Aurich 3:16:40
Frauen:
1. Ute Deters TuS Eversten 3:26:56
2. Gudrun Bärmann Homberger TV 3:38:02
3. Dorothe Wolf Wintershall/WINGAS 3:58:28
Sieger Halb-Marathon:
Männer:
1. Michael Reise LT Kenkel 1:19:11
2. Christian Bröring TuS Blau Weiss Lohne 1:21:09
3. Ingo Schurbert Aktiv&Vital Twistringen 1:24:56
Frauen:
1. Caludia Wahls LT Waldschleicher Lohne 1:31:04
2. Kamila Heilwagen Wintershall/WINGAS 1:34:56
3. Silvia Koditek LT Waldschleicher Lohne 1:35:16
An den sieben verschiedenen Strecken nahmen insgesamt 707 Läufer und Läuferinnen teil. Das ist ein neuer Teilnehmerrekord und 55 mehr wie letztes Jahr. Den größten Zuwachs hatten die Schüler und Bambiniläufe. Im Ziel waren 63 Marathonis, 191 Halbmarathonis, 51 7,5 km Läufer, 54 13 km Läufer, 31 7,5 km Walker und 11 11km Walker.
Der nächste, der 10. Moormarathon findet am 26. August 2012 statt. Zum Jubiläum wird es die eine oder andere Überraschung geben.
Wer noch Zeit hat sollte sich auf jeden Fall noch im Naturschutz- und Informationszentrum Goldenstedter Moor umsehen. Das NIZ hat einen Förderverein der mit Kinder- und Jugendgruppen umweltpädagogische Aktivitäten durchführt. So können die jungen Menschen und fachkundiger Anleitung an einem Kurs für Entkusseln (Beseitigung mooruntypischer Pflanzen) teilnehmen und damit Einsicht in ökologische Zusammenhänge erfahren. Sehr interessant ist auch der etwa 800m lange Bohlenweg wo verschiedenen Stationen der Entwicklung des Moores sowie dessen Tier- und Pflanzenwelt erforscht werden können. Im Moortunnel gibt es den Einblick in die Unterwelt des Moores. Und wer nicht zu Fuß will kann unter fachkundiger Leitung mit 11PS der Moorbahn 1 ½ Stunden durch das unberührte Moor fahren. Die Fahrt geht vorbei an alten bäuerlichen und industriellen Torfstichen, an fast unberührten Moorflächen und an Renaturierungsflächen, die sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden. Eine Reise ins Moor egal ob als Marathon- oder Halbmarathonlauf oder mit der Bahn oder einem langen ausführlichen Spaziergang ist ein Erlebnis der besonderen Art.