1. Schloss Marienburg Marathon 2013

Durch’s Calenberger Land im Reich der Welfen

 

23.11.2013 von Bernd Neumann

 Es war einmal ein König der ließ für seine Königin ein romantisches Märchenschloss erbauen. Da er sehr großzügig war sollte das Schloss 160 Zimmer und viele verspielte Wach- und Wehrtürme sowie eine Kapelle und einen wunderschönen Park bekommen. Seine Königin hatte den Namen Marie und so nannte er auch den Berg auf dem es erbaut wurde Marienberg und das Schloss bekam den Namen seiner Geliebten Schloss Marienburg. Wie wunderschön diese Burg wurde konnte der König leider nie sehen, denn er war von Kindheit an blind.

 Wer jetzt noch nicht weiß wo wir sind, wir sind im Calenberger Land in der Nähe von Hildesheim. Hier hat der „Vielläufer“ Heiner Schütte einen neuen Marathon ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Vfl Adensen-Hallerburg e.V. findet heute der 1. Schloss-Marienburg-Marathon statt. Die Laufstrecke ist in Form einer liegenden Acht, wobei der Kreuzungspunkt sehr zentral liegt. Durch diese Streckenanordnung hat Heiner nicht nur die Marathonstrecke, sondern er bietet auch einen Halbmarathon, Staffel (4x10,55km), Partnerlauf (2x21,1km) sowie eine Wander- und Walkingstrecke über 21,1km an. Das Startgeld liegt zwischen 20€ und 25€.

 Während viele kleine Marathonveranstaltungen mit einer Zahl zwischen 60 und 100 sich zufrieden geben müssen wurde Heiner von den Marathonis überrannt. Er hat ein Limit von 200 Teilnehmern für Marathon und das gleiche für den Halbmarathon. Schon zwei Wochen vorher musste er vielen Läufern absagen, da das Limit schon überschritten war. Hierzu seine Info: Liebe Läuferinnen und Läufer, es tut mir sehr Leid, dass einige von euch nicht mehr am 1. Schloss-Marienburg-Marathon teilnehmen können, da das Teilnehmerlimit erreicht ist. Richtig ist, dass ich bereits in der Ausschreibung auf dieses Limit hätte hinweisen sollen. Entschuldigung - ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass der erste Marathon so viele Anmeldungen bekommt. Als dann 180 Anmeldungen erreicht waren, habe ich an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass das Limit von 200 Läufern fast erreicht ist. Seid mir nicht böse. Ich hoffe, ich kann euch das nächste Jahr in Adensen begrüßen (dann mit vorher offen festgelegten Grenzen). Mit sportlichem Gruß Heiner Schütte

 Die Teilnehmerliste ließt sich wie das Who is Who der Marathonscene. Es kommen von der World Megamarathon Ranking Liste die Nr. 1 Christian Hottas (2.000 in Hannover 2013) und die Nr. 5 Hans-Joachim Meyer (1.500 am 20.10.13) sowie viele Marathonsammler mit weit über 500 Läufen. Heiner, es wird nicht nur nein, es ist ein Läuferfest, Gratulation.

 Der Start für alle Strecken ist um 10 Uhr, für den Marathon gibt es einen Cut-off von 3h bei Halbzeit, der Zielschluss ist bei 6h + Toleranz des Veranstalters.

 Für mich und heute ist mein Lauffreund Helmut Osman dabei heißt es 7 Uhr Abfahrt in Kassel. In knapp 2 Stunden erreichen wir die Sporthalle in Adensen wo sich das Laufzentrum befindet. Hier befinden sich die Umkleideräume, Duschen sowie der Start und das Ziel. Vor der Sporthalle kreuzt sich auch die Strecke.

 Adensen ein recht kleiner Ort ist sind wir schon 1 ½ Stunden vor dem Start da um auch noch einen Parkplatz in der Nähe der Sporthalle zu finden. Dann geht es erst mal in die Halle um die Startnummer abzuholen. Heiner hat mir die Nr. 7 zugedacht und Helmut der grad noch in die Starterliste gekommen ist hat die Nr. 194. Was dann so folgt ist die übliche Begrüßung und ein ausgiebiger Plausch obwohl man sich zum Teil erst vor 7 Tagen getroffen hat beim Humfelder Volksmarathon. Auch Klaus Egedesø aus Dänemark sowie einige Niederländer sind angereist um hier zu laufen. Heiner kann heute leider nicht laufen, denn er hat mit der Organisation alle Hände voll zu tun.

 Ich bin heute mit einem Handicap angereist. In Humfeld habe ich mir eine Zerrung in der linken Wade zugezogen wo ich in ein Loch getreten bin. Mal sehen ob das heute gut geht. In der Halle begrüßt mich Klaus Egedesø der heute mit einem Lauffreund aus Dänemark angereist ist. Wie wir so am schwätzen sind kommt ein Läufer auf mich zu und begrüßt mich mit Namen. Da ich sehr viele Läufer, mittlerweile kennengelernt habe will ich mich gerade entschuldigen, dass mir sein Name nicht einfällt, da sagt er, dass wir uns noch nicht kennen. Er kennt mich von den vielen Reportagen auf M4y und wäre ein echter Fan meiner Berichte. Dann möchte er gern ein Autogramm auf seiner Startnummer mit der aktuellen Anzahl meiner Läufe. Mal ehrlich, so was macht einen doch stolz und spornt mich weiter an für Euch noch viele schöne Berichte zu schreiben.

 Es ist kurz vor 10 Uhr und ein großes Läuferfeld von ca. 500 Teilnehmern hat sich am Start eingefunden. Kurze Ansprache und los geht es über die Südstraße in östliche Richtung. Heiner weißt nochmal alle Läufer an auf die Straßenverkehrsordnung zu achten und es darf im Wald nicht geraucht werden. Und los geht’s.

 Adensen ist ein kleiner Ort mit nur rund 1.000 Einwohnern, aber einer Geschichte die bis vors Jahr 1000 zurück reicht. In den Jahren 500 bis 800 n. Chr. Entstanden hier in den Eichen- und Hainbuchenwäldern die Siedlungen Adensen, Bodensen und Pussensen, gelegen an der Alten Heerstraße. Von diesen Gruppensiedlungen wurden im 12. – 14 Jh. Bodensen und Pussensen wüst und nur die Siedlung Adensen schaffte es durch Landgewinnung am Adenser Berg zu überleben. Nach der Christianisierung entstand im 10. Jh. in der Nähe der Adelshof der Herren von Adenoys die rund 3 Jh. in Adensen ihre Herrschaft ausübten.

 Die Adenoyser Straße die durch den Ort führt erinnert noch an die ehemaligen Herren. Wir belaufen jedoch eine andere parallel liegende Straße die uns aus dem Ort führt. Schon ab dem Start geht die Straße ganz leicht aufwärts. Wir überqueren die B3 und dahinter geht es weiter aufwärts bis zum Waldrand. Hier ist eine herrliche bunte Läuferschlange zu sehen die sich hoch zum Waldrand windet.

 Auf dem Weg dorthin laufe ich ein Stück mit Helmut Braun, der auch schon um die 350 Marathons hat. Er ist in der Scene bekannt, dass seine Streckenverpflegung aus einem Liter Milch und einem trockenen Brötchen besteht. Die Milch hat er in der Hand, aber wo ist das Brötchen. Er hat es in der Jackentasche und für ein Foto zeigt er es vor. Neben ihm läuft Hans Drexler alias Schneggi. Er liegt bei ungefähr 500 Marathons und hat selbst eine eigene Internetseite. Nur ein paar Schritte hinter mir läuft Christine Schroeder die bei ungefähr 450 Marathons liegt und neben ihr läuft Peter Wieneke, der mit seine 67 Lenzen schon über 1.000 Marathons gesammelt hat. Da komme ich mir mit meinen nur 132 Läufen wie ein Anfänger vor.

 Am Waldrand nach ca. 2,5km biegen wir ab und es folgt die erste Erholungsphase denn wir umrunden auf den nächsten 2,5 km den Adenser Berg. Hier ist es ganz schon rutschig durch den vielen Regen in der Nacht und dem leichten Nieselregen.

 Es geht über einen schmalen Trail runter an die K505. Im Bereich der gegenüberliegenden Sandgruben geht es nun neben der K 505 weiter. Bis 1935 befand sich hier zwischen der Leine und dem Marienberg nur ein schmaler Feldweg. Zur Überquerung gab es nur eine steinerne Brücke die jedoch für Fahrzeuge zur Burg gesperrt war. Beim Straßenbau der K505 fand man Findlinge die beschriftet waren und die auf die Sachsenschlucht hinwiesen.

 Kurz vorm 5 Km-Schild sind wir unterhalb vom Märchen- und Traumschloss der Welfen, der Marienburg. Gleich hinter der Kurve beginnt eigentlich der Aufstieg über die K 210 (Marienbergstraße) um das Schloss herum auf den Marienberg auf 137m Höhe. Für uns geht es jedoch auf einem echten Trail in Serpentinen und sehr matschigem Untergrund aufwärts.

 Erst bei der letzten Serpentine kommt die Silhouette vom Schloss mit seinen verspielten neugotischen Wach- oder auch Wehrtürmen ins Blickfeld. Es zählt zu den bedeutendsten neugotischen Baudenkmälern in Deutschland.

 Dann geht es jetzt im Halbkreis ums Schloss. Ich drücke Helmut meine Kamera in die Hand, damit ich auch ein Erinnerungsfoto mit mir und dem Schloss habe. Es ist das High-Light der Laufstrecke und wir laufen über die hölzerne ehemalige Zugbrücke und durch das große Eingangsportal, über dem das Wappen der Welfen abgebildet ist, in den Schlossinnenhof. Hier hat Heiner ein ganz besonderes High-Light arrangiert. Wir werden von einem Dudelsackbläser empfangen. Danke Heiner, eine super tolle Idee.

 Neben den vielen schönen Gebäuden im Inneren sind besonders die Turmuhr und die Figuren der Radabweiser sehenswert. Ein Radabweiser wurde im 19. Jh. an Ecken von Gebäuden aufgestellt damit die schweren Räder der Kutschen und Fuhrwerke das Haus nicht beschädigen. Der Radabweiser hier erinnert an die Sage von den Zwergen im Marienberg und zeigt den König der Zwerge mit seinem Goldschatz in der rechten Hand.

 Die Geschichte zum Radabweiser: Ein Musikant aus Elze musste einst bei einer Hochzeit in Jeinsen zum Tanz aufspielen. Anschließend wankte er betrunken heimwärts. Am Fuß des Marienbergs fiel er ins Gebüsch und schlief ein. Da weckte ihn ein wundersamer Gesang, der aus einer Höhle herausschallte. Als er in den Marienberg hineinging, erblickte er einen großen Saal, der von lauter Gold und Silber glänzte. Dort sangen die Zwerge und tanzten dazu. Der König der Zwerge kam und bat ihn, den Zwergen zum Tanz aufzuspielen. Flugs griff er nach seiner Geige und spielte lange, und die Zwerge tanzten und tanzten. Am Ende hielt der Zwergenkönig ein Geschenk in seiner Hand, steckte es dem Musikanten in die Tasche und sagte: Fasse nicht eher in die Tasche, als bis du bei deiner Familie angekommen bist; dann wirst du ein reicher Mann. Auf dem Heimweg nach Elze merkte der Musikant, dass seine Tasche schwer und immer schwerer wurde. Aber er bezwang seine Neugier und griff nicht in seine Tasche hinein. Als er am Stadttor von Elze angekommen war, pöbelte er den Torwächter an: Mit meck kannste deck doch nich mäten. Eck kann jetzt ganz Elze köpen. Als der Torwächter ihn auslachte, griff der Musikant in seine Tasche, um seinen Goldschatz zu zeigen. Wie er aber die Hand aus der Tasche zog, hatte er nur ein paar Roßäpfel darin.

 Königin Marie war maßgeblich an der Bauplanung beteiligt. König Georg V., König von Hannover ließ dieses Geburtstagsgeschenk in den Jahren 1819 – 1878 entstehen, das er jedoch nie sehen konnte da er seit seiner Kindheit blind war. Vor rund 200 Jahren ließ Marie in den großen Rittersaal schon eine Fußbodenheizung einbauen und die Schlossküche erhielt fließend warmes und kaltes Wasser. Bei einer Besichtigung des Museums und der prunkvollen Räume kann man dies unter anderen sich ansehen.

 Heute gibt es aber noch etwas ganz anderes besonders erwähnenswertes. An der Versorgungsstation steht Wolfgang Schwabe. Er ist sicherlich vielen als Marathonsammler und auch als ehemaliger Marathon4you Reporter noch bekannt. Das ist es aber noch nicht, Wolfgang hat heute Geburtstag und ist extra für uns hierher gekommen. Alles, liebe und Gute Wolfgang und vor allem viel Gesundheit. Dann folgt noch ein Foto mit Wolfgang und über 3.00 Marathons mit Christian Hottas und Peter Wieneke. Dieser km zwischen 5 und 6 hat mich 15 Minuten Zeit gekostet. Zeit die ich aber gern investiert habe um einen alten Lauffreund zu begrüßen und zu gratulieren.

  Nach einem Schwätzchen und einer Flüssigkeitsaufnahme geht es auf der anderen Seite aus dem Schlosshof raus. Es geht durch die die Überreste der mittelalterlichen Wallanlagen in den Wald. Vom romantischen Schlosspark um die Burg auf dem viele Wander- und Spazierwege angelegt sind sehen wir wenig, denn wir tauchen in den Wald ein. Für uns geht es gut bewacht durch die Reiterstaffel des Roten Kreuzes über Wanderwege am Schulenburger Berg vorbei und am km7 um den Adenser Berg. Unterwegs im Wald gibt es eine Kontrolle, wo wir einen farbigen Strich auf unsere Startnummer bekommen. Die drei netten Herren im Wald haben eine Kiste Bier dabei und so kommt was kommen muss, nach einer freundlichen Frage erhalte natürlich ich auch meine Streckenverpflegung. Danke, Männer ich komme nochmal, also nicht alles vorher austrinken.

 Beim Bau des Schlossparkes wurden zwischen Burg und diesen umliegenden Bergen viele Wander- und Spazierwege gebaut. Erst hinter dem km 8 kurz vorm Waldrand geht es für abwärts zur nächsten Erholungsphase. Die gerade umlaufenen Berge gehören seit 1997 zum Landschaftsschutzgebiet Calenberger Leinetal. Nach dem Verlassen des Waldes breiten sich vor uns Blicke auf das verregnete und leicht nebelige Hallertal und das Calenberger Land aus.

 Hinterm Km-Schild 9 überqueren wir wieder die B3 und kommen nach einem weiteren Kilometer zurück nach Adensen. An der Sporthalle haben wir das erste Viertel des Marathons geschafft. Die Staffelläufer haben hier ihren 1. Wechsel. Heiner steht hier und an seinen nassen Haaren kann man erkennen, dass er auch die ganze Zeit an der Strecke steht. Wie ich ihn nach dem Matsch im Wald frage, sagt er mir, er hätte die ganze Nacht die Strecke bewässern lassen. Danke lieber Heiner.

 Für uns beginnt nun die genauso lange Westschleife, jedoch mit viel weniger Höhenmetern, aber auch mit weniger Augenschmaus. Am ganz westlichen Ortsrand über den Pussenweg verlassen wir Adensen. Erinnerung, Pussensen war einer der ehemaligen Siedlungen die wüst wurden. Hier hängt ein Schild „Jetzt umkehren wäre blöd“. Würden wir auch nie machen.

 Rechts von uns im Ort überragt die St. Dionysiuskirche die Häuser. Sie wurde nach Dionysius dem ersten Bischof von Paris im 3. Jh. benannt. Einer Heiligenlegende nach wurde ihm das Haupt abgeschlagen und er soll so vom Montmartre bis nach Saint-Denis gelaufen sein, wo er begraben werden wollte. Die Kirche hat einen romanischen Turm und eine gotische Sakristei. Besonders sehenswert im Inneren sind die mittelalterlichen Fresken sowie der Barock-Altar und die neugotische Innenausstattung. Es lohnt sich auch ein Blick in den Pfarrgarten mit seinem alten Obstbaumbestand sowie den Vogelschutzhecken und dem Feuchtbiotop.

 Wir folgen weiter dem Pussenweg der uns raus in die Felder führt. Auch diese Runde ist nicht flach und beginnt am Ortsende gleich mit einem Hügel. Hier sind wir wieder dem Wind und dem Nieselregen ausgesetzt.

 Wir folgen bis zum km 13 in nördliche Richtung. Die nächsten 7km führen uns durch Natur pur über Feld- und Wirtschaftswege die sich mit einigen Waldpassagen ablösen. Ein Stück zum Träumen und die Ruhe in Mitten der Felder zu genießen, wäre da nicht der ekelige Nieselregen der uns auch die Strecke im Wald so matschig und rutschig macht. Dieser Teil der Strecke ist auch das Lauf- bzw. Trainingsgebiet von Heiner, der hier schon so manchen Kilometer geschruppt hat.

 Die Kilometer 14 und 15 führen uns durch das Hallerburger Holz, einem Naturschutzgebiet mit der feuchten Senke des Zigeunerwäldchens. Der Name kam durch die Sinti und Roma die in früheren Jahrhunderten nicht in die Stadt Eldagsen gelassen wurden und sich somit hier im Wald niederließen.

 Auf diesen und den nächsten Kilometern laufen wir südlich von Gersdorf über ausgedehnte Felder vorbei an Feldgehölzen und Grünländereien. Hier gibt es eine weitere Versorgungsstation mitten zwischen den Feldern. Wer die Natur noch unverfälscht erleben will der ist hier genau richtig. Die heimischen Graugänse sind hier zu beobachten, denn nicht alle zieht es in den Süden. Durch den Klimawandel und die intensivierte Landwirtschaft finden sie auch im Winter hier genügend Nahrung. Heute sehe und höre ich zwar keine dieser gefiederten Freunde aber in der Ferne ist Rotwild auf den Feldern unterwegs.

 Nach zwei Kilometern durch die Felder laufen wir für die nächsten 2 Kilometer durch den westlichen Rand des Hallenburger Holzes. Hier ist der Weg sehr, sehr rutschig. Am Kilometer 19 kommen ins Hallertal, durch das die kleine Haller fließt. Es war vor anderthalb Millionen Jahren ein breites Durchbruchstal der Weser. Vor 400.000 Jahren fror es durch die Eiszeit zu und so musste sich die Weser ein anderes Tal suchen.

 Wir folgen nun der Haller die uns mitnimmt nach Hallerburg, das wir am Km-Schild 20 erreichen. Hallerburg und Adensen bilden eine Dorfgemeinschaft. Der Fernwanderweg Calenberger Weg führt durch die Orte. Die Endung –burg führt auf die Entstehung des Ortes zwischen 800 –und 1350 n. Chr. zur Rodezeit. Im Laufe der letzten rund 400 Jahre wechselte der Ortsname (Hallerborg 1638), (Halerburg 1645), (Allerburg 1730), (Hallerburg 1801), (Hallerborg 1750) zum heutigen Hallerburg. Die Endung –burg hat auch noch eine andere Bedeutung. Im ursprünglichen hieß dies auch Sumpf bzw. feuchte Wiese was auch auf die sumpfigen Ufer der Haller hindeutet.

 Am Ende von Hallerburg beginnt Adensen und schon ist die erste Runde rum. 21,1km, die Staffeln wechseln, die Halbmarathonis sind im Ziel und wir Marathonis begeben uns auf die 2. Runde.

 Es geht wieder über den Bergwinkelsweg raus. Auf diese Straße endet die Dorfstraße, ja hier gibt es noch eine Dorfstraße. Am anderen Ende der Dorfstraße lag früher der Tie. Dass der Ort einen Tie besaß zeigt auch, dass er schon vor der Christianisierung entstanden ist.

 Dieser erhöhte Platz war von Steinmauern umgeben und diente damals als Versammlungsort und war der Platz der Rechtsprechung. Auf dem Tie wuchs Gras. Oft standen auf dem Platz eine Linde und ein steinerner Tisch der vom Protokollanten als Schreibtisch genutzt wurde. Von dort oben konnte auch der Versammlungsleiter die Umstehenden überblicken. In alten Aufzeichnungen wird hier von einer Gerichtverhandlung vom 24.08.1467 erzählt wo sich Bauer und Verpächter nicht über den Zehnten einigen konnten. In den Orten wo es heute noch die große alte Dorflinde gibt dient dieser Platz nur noch zum Klönen oder Feiern. Mir wurde von Ortsansässigen erzählt die Linde und der erhöhte Platz sind nicht mehr ist. Er musste der Straßenführung weichen.

 Wer in der zweiten Runde auch Mal auf die andere Seite der Laufstrecke blickt entdeckt immer wieder neues und so wird auch ein Zweirundenlauf nie langweilig. Es geht wieder in den Wald und es wird noch rutschiger und zack liegt erst Helmut im Matsch und kurz darauf auch Peter. Nur gut das keiner auf einen Stein geschlagen ist sondern nur den Matsch getestet hat.

 Dann geht es wieder rauf zur Burg. In der zweiten Runde hat man das Gefühl die Serpentinen sind jetzt höher, was aber nur an der Zeit liegt die wir auf den Beinen sind. Ich muss jetzt immer wieder gehen, denn meine Zerrung in der rechten Wade schmerzt mich doch zunehmend.

 Im Schloss wartet Wolfgang immer noch auf uns, aber diesmal benötige ich für diesen Kilometer keine 15 Minuten mehr. Mein Ziel ist es doch wie auch die anderen Läufer um mich rum es noch unter 6 Stunden zu schaffen.

 Im Schloss wurde im Juni 2012 26 folgen der Fernsehserie In Your Dreams - Sommer deines Lebens, gedreht. Hier wollen zwei junge Australier dem renovierungsbedürftigen Schloss neues Leben einhauchen gegen den Willen des intriganten Onkel Hermann. Auch einem Märchenfilm der Gebrüder Grimm sowie einer Dokumentation über Münchhausen diente das Schloss als Kulisse.

 Wir verlassen den Schlossinnenhof wieder durch das andere Tor und kommen hinter den ehemaligen Wallanlagen wieder in den Wald.

 Am Waldrand gibt es wieder Kontrollstriche auf die Startnummer und für mich ein Bier. Weiter geht’s runter aus dem Wald, über die B3 zurück zum Start/Zielbereich. Heiner ist noch immer vor Ort und verabschiedet uns auf die letzte Schleife, die noch 10,55 km lang ist.

 Es geht am Ortsende wieder ins Feld. Jetzt hat sich hier hinten ein erlesener Club ergeben. Um mich rum laufen Marathonis die zusammen weit über 4.000 Marathons in den Beinen haben. Viele von ihnen sind am nächsten Tag schon wieder irgendwo in Deutschland um weiter zu sammeln. Für mich wird es immer mühsamer, denn jetzt schmerzt auch noch das andere Bein, wahrscheinlich von der Schutzhaltung. Ich versuche jetzt bei der Gruppe zu bleiben und Wechsel immer wieder gehen und laufen ab.

 Vor mir geht eine Frau die sich immer wieder ans Knie fasst. Wir ich rankomme sehe ich das es Rita und Dieter sind, nein nicht meine Lauffreunde aus meiner Heimat sondern zwei vom MC100. Der Club wird größer.

 Immer wieder zieht sich die Gruppe auseinander und kommt doch immer wieder zusammen. Jeder hat seine eigene Lauftechnik um unter die 6 Stunden zu kommen. Dann kommt nach der letzten Matschpartie das km-Schild 20 vor Hallerburg. Für uns heißt das, plus erste Runde 21,1km ist zusammen 41,1km. Es sind nur noch etwas über einen Kilometer. Dann kommt das 21 Km-Schild und um die Ecke sind wir kurz vorm Ziel. Nochmal abbiegen auf die Zielmatte, pips und es ist geschafft. Jetzt noch auf die letzten warten und ein schönes Gruppenbild mit Christian, Christine, Helmut, Bernd, Helmut und Peter und dann kommt noch Heiner dazu. Dann sind es jetzt über 4.500 Marathons. Wahrlich super und danke das ich dabei sein durfte.

 Anschließend heißt es noch nachtanken mit Kuchen, Kaffe und Bratwurst und einem sehr netten Gespräch mit einer der kuchenbackenden Gymnastikdamen die schon seit Generation in Adensen wohnt. Sie konnte mein Internetwissen noch erweitern und ergänzen.

 Ins Ziel kamen heute: 176 MarathonläuferInnen, 180 Halbmarathonis, 13 Partner-Marathonis 19 Marathon-Staffeln. Der junge Mann mit der Startnummer 1 ist Heiners Sohn, der unter 4 Stunden ins Ziel kam.

 Fazit: Hallo Heiner, dir ist heute mit deinen vielen fleißigen Helfern eine ganz tolle Veranstaltung gelungen. Aus den Unterhaltungen von vielen Mitläufern habe ich gehört, das sie gern wiederkommen wollen. Also auf bis zur nächsten Vorweihnachtszeit ums Märchenschloss Marienburg und dann bitte nicht mehr wässern sondern Sonne, Sonne und bitte mehr Sonne. Heiner, bis nächsten Samstag auf der Strecke in Arolsen.

 

Marathon – Sieger:                                                           Marathon-Siegerinnen:

1. Oliver Sebrantke - LC Hansa Stuhr - 2:57:15                1. Astrid Staubach - LG Vogelsberg          - 3:24:37

2. Timo Habedank - Diekholzen          - 3:08:56                2. Bianca Stanienda - SVE Hiddestorf       - 3:26:51

3. Edwin Lahm – ExxonMobil              - 3:15:02                3. Ute Deters – TEA                                    - 3:51:43