Magnifique Côte d`Azur 2013

6. Marathon des Alpes Maritimes Nice–Cannes/FRK 2013

Lauferlebnisreise an die Côte d`Azur (French Riviera)

10.11.2013 von Bernd Neumann

 Auch das Jahr 2013 wird für mich als Marathonsammler ein Jahr der Superlative. Im Februar der Marathon auf den Seychellen, im Sommer einen Nacht-Marathon in Belgien, im September auf der Chinesischen Mauer, im Oktober den Gourmet-Marathon in Twente Niederlande, dazwischen noch viele Marathons in ganz Deutschland und jetzt nochmal in der Sonne an der Côte d'Azur im wunderschönen Nizza.

 Der Marathon des Alpes Maritimes Nice-Cannes, der erst die 6. Veranstaltung ist hat sich mit seinen Teilnehmerzahlen schon zur Nr. 2 in Frankreich entwickelt.

 Schon vor 2 Jahren wo ich die Riviera bereist habe war ich so begeistert, dass ich dieses Jahr diese wunderschöne Gegend, zu einer Regenzeit in Deutschland, bereisen wollte. Meine Begeisterung war bzw. ist so groß das ich diesmal mit meinen Söhnen dorthin wollte. Da bei ihnen die Zeit begrenzt ist, hieß es diesmal verlängertes Wochenende per Flugzeug in die Sonne.

 Die Côte d`Azur (Azurblaue Küste) ist ein Teilstück der französischen Mittelmeerküste und umfasst ca. 120km zwischen Menton an der italienischen Grenze bis nach St. Tropez. Viele Promis und Möchtegern-Promis kommen wegen ihres angenehmen, mediterranen und milden Klimas auch im Winter. Mit nur rund 50 Regentagen und dafür über 300 Sonnentagen im Jahr ist dies ein gutes Argument um auch im November die Sonne noch zu genießen.

 Magnifique Côte d`Azur. Ja, die Sonne ist es die viele Menschen in dieser Jahreszeit an die Côte d'Azur zieht. Auguste Renoir kam wegen seiner rheumatischen Beschwerden hier her ans Meer, um in diesem milden Klima seine Schmerzen zu lindern. Er lebte hier von 1903 bis zu seinem Tod 1919. Henri Matisse kam wegen seiner chronischen Bronchitis hier her und blieb. Henri Matisse sagte: Als mit klar wurde, dass ich dieses Licht jeden Morgen sehen würde konnte ich mein Glück kaum fassen.

 Schon vor 200 Jahren wurde von einem zauberhaften Land gesprochen das keine Winter kennt. Von diesem unvergleichlich hellen Licht schwärmten schon vor 100 Jahren die Maler und Fotografen. Wer einmal den Sonnenaufgang über dem Mittelmeer bei Nice erlebt hat, weiß von was die Künstler sprechen.

 1834 kam als einer der ersten Touristen der britische Lordkanzler Lord Brougham an die Côte d'Azur. Damals gab es nur schlechte Wege und in den angrenzenden Bergen lebten die gefürchteten Esterel-Banditen. Er blieb und wurde in dem damaligen Fischerdorf gesund. Es zog nach und nach mehr Engländer in diese Gegend. Ein englischer Pfarrer legte 1849 eine Uferpromenade an, die bis heute als „Promenade Anglais“ bekannt und berühmt wurde. Eine sehr lange Promenade die erst in der 2. Hälfte des 19. Jh. durch den Bau der großen Hotels direkt am Meer nach und nach erweitert wurde. So zog es damals wie heute viele Engländer, meist Asthma- und Tuberkulosekranke wegen des milden Klimas an die „Blaue Küste“.

 Für dieses Wochenende heißt es: Sight-Shen, Laufen und Urlaub machen in einer der schönsten Gegenden der Welt. Wir nutzen meine Kenntnisse von 2011 und planten so den Flug und Hotel selbst. Es ging auch einfach per Internet. Flug von Frankfurt am Main nach Nice und per Bus direkt in die Altstadt zu unserem Hotel.

 Nach 1:20 Stunden Flug kommen wir auf dem Airport Nice, ca. 6km entfernt von der Innenstadt an. Der Flughafen ist mit über 10 Mill. Passagieren der drittgrößte in Frankreich. Wir fahren mit dem Bus an den Park Les Jardins Albert 1. Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zu unserem Hotel.

 Es ist Freitagmittag und die Sonne verwöhnt uns mit traumhaften 20 Grad. Am Nachmittag hole ich noch meine Startunterlagen ab. Die Öffnungszeiten an diesem Marathonwochenende sind am Donnerstag von 14-19 Uhr, am Freitag von 10 -19 Uhr und am Samstag von 9 – 19 Uhr.

 Das Marken-Funktions-Shirt vom Lauf gibt es schon heute und dafür den Rucksack erst im Ziel als Finisher-Rucksack. Die Zeitnahme erfolgt über einen Chip in der Startnummer. In den Zelten gibt es noch eine Marathonmesse sowie die zu durchlaufenden Orte stellen sich vor und auch einige französische Veranstalter präsentieren sich hier.

 Die wichtigsten Daten zum Lauf: Start um 8 Uhr in Nice auf der Promenade des Anglais, Ziel spätestens nach 6 Stunden in Cannes, Intercontinental Carlton, durchschnittliche Temperaturen 11 – 18 Grad. Die Teilnehmergebühr beträgt je nach Anmeldedatum zwischen 45€ und 75€. Im Startgeld ist enthalten: Technischer Rucksack, sowie die Streckenverpflegung, Freier Eintritt in Intercityzug Technisches Laufshirt und Finisher Medaille.

 Anschließend hieß es ab an die Promenade des Anglais und den herrlichen Sonnenschein bei 20 Grad genießen. Hier befinden sich zahlreiche Luxushotels, Appartementhäuser und Villen aus der Belle Epoque. Das wohl berühmteste Hotel ist das Negresco mit seinem roten Kuppeldach.

 Am Abend ging es dann noch in die Altstadt, die nur rund 500m von unserem Hotel liegt. Hier kommen wir am Park Jardin de I´Armente mit seinen wunderschönen Palmen vorbei. In den letzten zwei Jahren wurde hier viel Neues gebaut und so können wir die schönen Wasserspiele in der Dunkelheit bewundern.

 Der Park Les Jardins Albert 1. Gehört zu den ältesten Gärten von Nizza. Dieser Grüngürtel erstreckt sich vom Meer aus über 2km in die Stadt. Schon 1851 wurde der Garten begonnen und so sind hier siebzig Kastanien, sechzig Ulmen, vierzig Linden, dreißig Akazien, dreißig Judasbäume, 24 Mimosen, sechzehn Maulbeerbäume, vierzehn Johannisbrotbäume, sowie mehrere Kirschbäume, Eichen und Ahorne gepflanzt. Eine grüne Oase mitten in der Stadt.

 Über die Avenue Jean Mèdecin gehen wir über den Place Massena in die Altstadt. Rund um den Place Cours Saleya gibt es mehr als 170 restaurierte Fassaden im typischen Stil (italienischer Einfluss) zu bewundern.

 Wir schlendern durch die malerischen Gassen, die im Dunkeln ihren ganz besonderen Reiz haben. Das Labyrinth der vielen engen Gassen erfüllt jedes Klischee von einer südfranzösischen Stadt. Hier vermischen sich die Einheimischen mit den Gästen der Stadt. Um diese Jahreszeit sind die Touristen in der Unterzahl was den Reiz der Altstadt noch erhöht.

 Auf dem Heimweg gehen wir noch über den Place de Rosetti wo die wohl größte und auch beeindruckendste Kirche der Stadt steht. Die Kathedrale Sainte- Réparate wurde im Barockstil erbaut und erinnert in seiner frühbarocken Innenausstattung an den Petersdom in Rom. Durch seine offenen Türen lädt sie uns ein um dort kurz zu verweilen. Auch von außen ist dieser Sakralbau sehenswert, wie sein schlanker Glockenturm aus dem 18. Jahrhundert mit seiner mit Keramik veredelten Kuppel. Sie steht damit ganz im Gegensatz zur Basilika Notre-Dame in der Avenue Jean Médecin.

 Die Stadt ist am Abend und in der Nacht wunderschön beleuchtet und so führt uns unser Heimweg noch über die Promenade du Paillon wo uns die Orangen anlachen auf den Bäumen.

 Den Samstag nutzen wir um Monaco zu erkunden. Die Busverbindung in das 35 km entfernte Fürstentum kostet nur 1,50 €. Allein die Aussicht über die herrlichen Buchten ist diese Fahrt schon wert.

 Vorbei an den Wasserspielen erreichen wir den Platz Garibaldi wo der Bus nach Monaco abfährt. Die Fahrt führt uns um den Hafen und dann aufwärts über den Boulevard Carnot. Auf der Höhe vom Parc Municipal du Mont Boron hat man einen herrlichen Blick über die Stadt sowie die ganze Bucht von Nizza.

 Ist man erst mal raus aus Nizza hat man drei Möglichkeiten nach Monaco zu kommen. Ab hier gibt es die drei Corniches. Das Wort Corniches heißt Klippenstraße. Es gibt die Möglichkeiten entweder oben durchs Gebirge, in der Mitte durch die Felsenlandschaft oder ganz unten am Wasser durch die Dörfer zu fahren. Die oberste ist die Grande Corniche und auch die berühmteste Panoramastraße der Welt. Selbst wer noch nie hier war kennt sie aus dem James Bond Film Golden Eye. Der Film beginnt mit einer spektakulären Verfolgungsjagd von James Bond in einem Oldtimer die russische Kampfpilotin Xenia Onatopp in einem Ferrari jagt.

 Die Grande Corniche, die Große Klippenstraße führt entlang der alten Römerstraße Via Aurelia und wurde von Napolen I. erbaut. Sie verläuft teilweise in schwindelnder Höhe bis zu 500m über NN.

 Den nächsten herrlichen Blick hat man schon kurz darauf, oberhalb von Villefranche-sur-Mer. Von hier oben liegt einem die Bucht mit seinem azurblauen Wasser und den schönen farbigen Häusern zu Füßen.

 Nach rund 45 Minuten kommen die ersten Hochhäuser und überdimensionalen Baukräne ins Blickfeld und dann weiß man hier beginnt Monaco. Durch die geringe Landesfläche von nur 2,02 qkm wird jeder kleine Fleck effizient genutzt. Vor 2 Jahren wurde sogar die Eisenbahnlinie unterirdisch verlegt um noch mehr Bauland zu gewinnen. In den 1070er Jahren wurden durch den neuen Stadtteil Fontvieille 40ha dem Meer abgerungen. Auch im Hafen ist ein neues Projekt im Bau. Der geplante neue Stadtteil Le Portier im Süden des Landes wird auch dem Meer abgerungen. Dazwischen gibt es jedoch noch erstaunlich viel Grün. Die Immobilienpreise gehören zu den teuersten der Welt, so kostet z.B. ein Penthouse pro m2 100.000€.

 Monaco – Monte Carlo, zwei Namen die man verbindet mit Steuerparadies (in Monaco gibt es seit 1869 keine direkte Steuerpflicht für Privatpersonen), Formel 1 (Innenstadtkurs, 3,34km, 78 Runden, 5-facher Sieger Michael Schumacher) und die Fürstenfamilie Grimaldi (Fürst Rainier und Grace Kelly). Wo sich heute Hochhaus an Hochhaus schmiegt war früher ein antiker Handelsplatz der Phönizier und später der Griechen. Sie bauten einen Herkules-Tempel und gaben dem Platz den Beinamen Monoikos (einzelnes Haus). Die Römer nannten es später Herculis Monoeci Portus woraus der heutige verkürzte Namen Monaco entstanden ist. Francesco Grimaldi, genannt der Boshafte nahm die Stadt 1297 in einem Handstreich. Die Familie Grimaldi schaffte es bis heute sich an der Macht zuhalten durch die richtigen Schutzverträge mit seinen Nachbarn.

 Monaco ist mit seiner kleinen Fläche nach der Vatikanstadt der zweitkleinste Staat der Welt. Mit seinen rund 33.000 Einwohnern hat er jedoch die höchste Einwohnerdichte der Erde, gefolgt von Singapur. Die einheimische Bevölkerung macht hier nur 22% aus. Insgesamt leben auf den 2 qkm Menschen aus 119 Nationen. Hiervon sind rund die Hälfte Millionäre. Das Fürstentum Monaco ist eine konstitutionelle Monarchie. Der regierende Fürst ist Staatsoberhaupt und wird gewöhnlich mit Patron (Schutzherr) oder Monseigneur (mein Herr) angesprochen. Hier drehte auch Alfred Hitchcock sein Meisterwerk „Über den Dächern von Nizza“. Hier spielte Grace Kelly die spätere Fürstin Gracia Patricia mit. Sie heiratete den seinerzeit regierenden Fürsten Rainier III. Am 1. Juli 2011 heiratete sein Sohn und Nachfolger, Fürst Albert II. Charlene Wittwock.

 Unser Weg führt uns von der Tourist-Information direkt runter zum Casino womit auch der Aufstieg des Landes begann, da im 19. Jahrhundert in Frankreich und Italien Glücksspiele verboten waren. Man reiste nach Monaco und verspielte Millionen. Legendär und wunderschön ist das von Charles Garnier von 1878 – 1881 erbaute Casino mitten in der Stadt. Einen herrlichen Blick auf das Gebäude hat man von der gegenüberliegenden Grünanlage die wie eine Oase im Getümmel der Stadt wirkt. Während früher die Spielbank die Staatskasse füllte, kommen heute die meisten Einnahmen vom Tourismus und von den Kongressen sowie der Mehrwertsteuer. Die Reichen der Stadt kommen per Flugzeug nach Nizza und steigen dann in den Hubschrauber der sie ganz schnell zum Heliport de Monaco bringt.

 Am Place du Casino bewundert man meist das legendäre Casino und natürlich die meisten Männer die edlen Karossen wie Ferrari, Bentley, Lamborghini oder auch Aston Martin, Maserati sowie auch teure deutsche Fabrikate.

 Am Hotel de Paris geht es auf die Rückseite vom Casino über die Terrassen in die Gärten mit ihren wunderschönen verschiedenen Blumen und Pflanzenarten sowie einiger Skulpturen. Eine große Promenade lädt ein zum Sonnen oder Träumen beim Blick auf den Hafen oder das Meer.

 Auf der anderen Seite vom Casino führt ein Weg direkt runter zur Loews wie sie früher hieß. Heute ist sie die Fairmont Hairpin die Kurve Nr. 6, eine echte Haarnadelkurve. Ja, wir sind beim alljährlichen Grand Prix der Formel 1 durch die engen Straßen der monegassischen Hauptstadt.

 Noch heute nach 6 Monaten kleben Gummiwuzeln an den rot-weißen Betonabweisern. Man braucht nur eine Minute zu warten und ein Ferrari fährt durch die legendäre Kurve runter über die Mirabeau zur Portier zum Hafentunnel.

 Der Große Preis von Monaco wurde erstmals 1929 ausgetragen und ist neben dem 500 Meilen Rennen von Indianapolis und den 24 Stunden von Le Mans eines der drei Kronjuwelen der Automobilsports. Das Besondere hier ist die enge Strecke mit den vielen Kurven und einer relativ geringen Durchschnittgeschwindigkeit von knapp 150 km/h. Deshalb gibt es auch hier nur 78 Runden a 3,34km und nicht wie auf den anderen Strecken die mindestens 305km.

 Der dreifache Weltmeister Nelson Piquet beschrieb den Kurs so: „Formel 1 fahren in Monaco ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer“. Allein der Teil vom Casino bergab, durch die Loews und dann fast rechtwinkelig durch die Portier in den Tunnel. Am Ende des Tunnels kommt die enge Schikane die einen schon ins Hafenbecken katapultieren kann. Echt Wahnsinn was die Piloten hier leisten müssen. Die Schaltvorgänge liegen zwischen dem 1. Gang mit 47 km/h bis zum 7. Gang mit 269 km/h. Von den bisher 58 Grand Prix gewann Michael Schumacher 5mal und in 2011 der alte und neue Weltmeister Sebastian Vettel.

 Wir laufen nicht in den Tunnel sondern zur anderen Seite, zur Uferpromenade, hinter dem Grimaldi-Forum. Hier befindet sich zwischen den Wegplatten „The Champions Parade“, die Fußabdrücke der berühmtesten Fußballer der Welt.

 Kurz dahinter befindet sich der öffentliche Strand von Monaco im Stadtteil Larvotto. Der Sand ist dort nicht so feinkörnig wie an anderen Stellen der Küste. Hier gibt es einen grobkörnigen Sand bzw. feinen Kiesstrand. Wir genießen hier am Strand den herrlichen Sonnenschein.

 Auf dem Rückweg zum Hafentunnel gehen wir durch den Japanischen Garten, den der Landschaftsarchitekt Yasuo Beppu auf 7.000 m² am Fuß des Mittelmeers erbaut hat. Steine, Wasser und Grünflächen mit Azaleen, Rhododendronbüschen sowie Kamelien ergeben eine ganz besondere Atmosphäre.

 Durch den Hafentunnel der auch berühmt wurde durch die Formel 1 geht es weiter zum Hafen. Hier liegen die Mega-Jachten der Oligarchen und jungen Internet-Milliardäre. Neben diesen schwimmenden Palästen gehen hier auch Kreuzfahrtschiffe vor Anker.

 Dann geht es wieder per Bus am azurblauen Wasser entlang zurück nach Nizza. Auch heute Abend zieht es uns wieder in die herrlich beleuchtete Altstadt von Nice, rund um den Place Cours Saleya sowie an die schön erleuchtete Promenade. Hier gibt es viele Lokale und kleine Geschäfte. Auch der Blick zur beleuchteten Burg hoch ist wunderschön.

 Sonntag ist Marathontag. Der 6. Marathon des Alpes Maritimes führt uns 42,2km von Nice entlang der Französischen Riviera nach Cannes. Start ist um 8 Uhr auf der Promenade des Anglais direkt am Meer. Mein Fußweg sind ca. 0,5km vom Hotel auf den Platz Massena wo die Beutelabgabe in große LKW’s erfolgt.

 Dann geht es direkt runter zur Côte d`Azur wo gleich der Tag beginnt. Auf der Straße Richtung Strand kommen in der Dämmerung nach und nach aus allen Seitenstraßen Läufer die den gleichen Weg zur Promenade haben.

 Wir ich die Promenade des Anglais erreiche kommt gerade die Sonne aus dem Meer. Das wir hier im Herzen der Riviera sind zeigt uns auch heute Morgen das Wetter. Der Himmel lacht uns vielen Tausend Läufern schon zu. Es ist jetzt um 7:30 Uhr noch kühl und so ist vor dem Start eine dünne Jacke empfehlenswert.

 Der Veranstalter hat auf Grund der laufend zunehmenden Teilnehmerzahlen Startblöcke für die jeweils gewünschten Endzeiten, wo man sich auch einreihen sollte. Da es durch den Chip die Nettolaufzeit gibt kann man beruhigt sich hinten rein stellen. Zusätzlich gibt es auch noch Pace-Maker für die Zeiten von 3h; 3h15’; 3h30’, 3h45’, 4h’ und 4h30’. Der Veranstalter spricht von rund 12.000 Teilnehmern bei Marathon, Staffel-Marathon und Duo-Marathon.

 Es ist kurz vor acht Uhr und die Startblöcke rutschen zusammen, so komme ich schon in den Bereich wo beide Seiten der Straße genutzt werden. Um 8 Uhr erfolgt der Start und nach 3 Minuten bin ich über die Matte und es geht los gen Westen. Viele Läufer entledigen sich jetzt ihrer alten Klamotten die sie zum warmhalten genutzt haben.

 Unser Startplatz hat eine wunderschöne Lage denn direkt neben uns sind die Les Jardins Albert 1. Eine wunderschöne grüne Oase in Mitten der eng bebauten Stadt. Für uns heißt es aber Abschied nehmen und weiterlaufen auf der Promenade.

 Beim Blick nach links begleitet uns das herrlich blaue Meer und rechts viele alte wunderschöne Gebäude. Es reiht sich hier Hotel an Hotel. Nach dem herrlichen Sonnenaufgang verschwindet die Sonne jetzt jedoch hinter einer Wolke und so ist es hier am Wasser noch recht frisch. Gut das ich noch meine Jacke anhabe, denn es ist auch noch windig dazu.

 Die Läufer nutzen nicht nur die Straße sondern die ganze Breite der Promenade und so gibt es viel Platz um auch den Blick aufs Meer zu richten. Jetzt sieht man, dass ein Teil der Läufer das gelbe Veranstalter-Shirt anhaben. Heute Morgen sind viele junge Frauen auf der Strecke die Marathon laufen.

 Wir sind gerade 700m gelaufen das taucht neben uns das legendäre Hotel Negresco auf. Durch seine herausragende Architektur aus der Zeit der Belle Epoque wurde es vom Ministerium für Kultur ausgezeichnet. Es ist schon von weitem an seiner rosa Kuppel zu erkennen. 1912 wurde das 5 Sternehaus erbaut und nach dem rumänischen Erbauer Henri Negresco benannt. Einer Legende nach soll für die pinkfarbene Kuppel der Busen einer Geliebten Vorbild gewesen sein. Das Feinschmeckerrestaurant Le Chantecler im Hotel wurde mit zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnet. Durch seine besondere Bauweise und exzellenter Ausstattung wurde es sofort ein beliebter Treffpunkt des Adels und der Reichen. Für den Kunstliebhaber gibt es im Hotel eine umfangreiche Sammlung von zeitgenössischer und klassischer Malerei.

 Es ist aber nicht das einzige besonders schöne Haus hier an der Promenade. Man könnte jetzt im Gehen sehr viele dieser besonderen Häuser knipsen, aber ich will und muss weiter, denn das Ziel schließt nach 6 Stunden.

 So geht es rund 3,5km immer auf der Promenade zwischen Meer und monumentalen Häusern entlang. Entstanden ist die Promenade des Anglais („Promenade der Engländer“) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nachdem immer mehr Engländer hier ihren Winter verbracht haben. Bekannt und beliebt ist sie auch wegen ihrer Blauen Stühle und den weißen Pergolas.

 Dann bei km 4,5 biegen wir ab vom Wasser für rund 5 km, denn zwischen die Promenade des Anglais und dem Meer quetscht sich der Aéroport International Nice Côte d’Azur. Wir müssen diesen großen Flughafen rund 5km umlaufen. Der Nizza-Flughafen zählt zu den größten von Frankreich nach dem Passagier-aufkommen. Hier werden auf zwei Terminals rund 10 Mio. Fluggäste jedes Jahr abgefertigt. Da es in Monaco keinen Flughafen gibt kommen die Reichen hierher und fliegen per Hubschrauber die rund 35km weiter nach Monaco.

 Auf der Höhe der vielen Flugzeuge kommt die erste Versorgung mit Wasser. Schön das man hier Pappbecher und kein Plastik benutzt. Auf beiden Straßenseiten stehen lange Tische, so dass es kein Gedränge geben muss. Hier am Ende des Feldes sind die Tische schon ganz schön geräubert, aber immer noch genug für alle Läufer da.

 Kurz danach kommen wir am Phoenix-Park vorbei. Auf 7 Hektar befinden sich hier sieben verschiedene tropische und subtropische Klimazonen in dem sich Pfauen, Enten, exotische Fische, Insekten und Spinnen. Er ist auch wegen seiner floralen Vielfalt sehr beliebt.

 Am Ende des Flughafens endet die Promenade des Anglais und vor überqueren der Pont Napoleon III werden wir musikalisch angefeuert. Unter uns kommt die Var aus den Bergen und mündet hier ins Mittelmeer. Der Name Var leitet sich vom ligurischen Wort für Wasserlauf ab. Sie entspringt im Gemeindegebiet von Entraunes und mündet nach 114km hier ins Meer.

 Auf der anderen Seite der Brücke sind wir in Saint-Laurent-du-Var. Der Ort hat einen der größten Häfen an der Riviera und gehört seit 2002 zur Gemeinschaft der Agglomeration Nice Côte d'Azur.

 Wir folgen jetzt der Route du Bord de Mer. Es kommt bei km 8 die nächste Wasserstation und eine extra Schwammstation. Obwohl es jetzt nicht zu warm ist greifen viele nach den Schwämmen. Dann kommen wir wieder ans Meer. Hier erfolgt der 1. Staffelwechsel. Die Staffelläufer laufen in eine extra abgesperrte Zone neben der Laufstrecke. Hierdurch gibt es keinerlei Stau beim Staffelwechsel auf der Marathonstrecke. Tolle Lösung.

 Bei km 9 muss ich jetzt meine Jacke ausziehen denn die Temperaturen steigen langsam an. Hier am Hafen von Saint-Laurent-du-Var gibt es 1.400 Liegeplätze für Boote. Der Ort selbst ist durch eine Herberge im 11. Jahrhundert entstanden. Bis 1792 gab es nur eine Furt über die Var die damals eine wichtige Einnahmequelle war. Teilweise wurden die Menschen auf dem Rücken durch die Furt getragen.

 Wir laufen weiter am Meer entlang und kommen bei km 10 in den Ort Port du Cros. In den Jahren 1920 – 1930 war er der größte Fischereihafen in den Alpes-Maritimes wo mehr als 200 Fischer lebten. Rund um die Kirche Saint-Pierre (sogenannte "Church Yellow) gab es im 19. Jahrhundert ein ganzes Viertel von den italienischen Fischern. Heute sind an der Uferstraße, ausser dem Kirchturm, viele Hotelbauten die nichts mehr von dem ehemaligen großen Fischerdorf erahnen lassen.

 Nur einen Kilometer weiter, leider neben der Laufstrecke liegt das alte Dorf Haut-de-Cagnes das früher nur vom Olivenbau lebte. Hier steht zwischen alten knochigen Olivenbäumen der prächtige Renaissancebau des Schlosses der Grimaldis. Hier lebte von 1908 bis zu seinem Tode 1919 Renoir und malte bis zuletzt mit dem Pinsel an seine arthritische Hand gebunden.

 Bei km 12 kommen wir an die berühmte Rennstrecke Hippodrom in Cagnes-sur-Mer. Das Gelände ist 63 Hektar groß und kann bis zu 11.300 Personen fassen. Diese doch riesige Anlage liegt direkt am Meer.

 Kurz danach erreichen wir Villeneuve-Loubet. Hier biegen wir in eine Nebenstraße ab und laufen eine ca. 1km lange Schleife zurück wieder ans Meer. Hier laufe ich zu Renate Werz auf und wir unterhalten uns ein Stück. Renate gehört auch schon seit Jahren zu den Marathonsammlern und genießt heute diesen schönen frühlingshaften Kurs.

 Kurz danach gibt es Wind, viel Wind. Auf der Strecke um die riesigen Appartementhäuser bläst uns der Wind fast weg. Viele gehen jetzt, weil es keinen Sinn macht gegen den Wind zu laufen. Schon von weitem kommen uns Trinkbecher entgegengeflogen obwohl wir noch keine Versorgungsstation sehen.

 Hier laufen wir jetzt drei Schleifen im Gegenverkehr um 3 km zu sammeln. Diese riesigen Häuser sind in Form eines Sterns gebaut in deren Schutz ein sehr schöner Hafen liegt. Wir durchlaufen die große Anlage über die Avenue de la Batterie wo wir erst Mal vom Wind geschützt sind. Hier ist herrlichster Sonnenschein.

Dann geht es durch eine Einfahrt hoch auf die Küstenstraße und wir verlassen die Engelsbucht. Die großen pyramidenförmigen Betonklötze wurden 1970 von André Minangoy entworfen. Sie waren jahrelang umstritten. Heute gibt es hier viel schlimmere Betonbauten.

 Dann geht es wieder weiter auf der Route du Bord de Mer. Neben mir unterhält sich ein Pärchen. Die Sprache kenne ich doch und so stellt sich heraus es sind Läufer aus der Nähe von Freiburg. Da wir alle den Vornamen auf unserer Startnummer haben lese ich immer wieder bekannte Namen wo sich herausstellt das es deutsche Marathonis sind.

 Wir verlassen den Ort und haben zur Landseite einen großen und breiten Grüngürtel. Es grenzt fast an ein Wunder fast 1km kein Hotel. Wir können das Grün jedoch kaum sehen, denn dazwischen liegt die höher gelegene Bahnstrecke. Hier bläst der Wind wieder stark von vorn und so merkt man die wärmende Sonne kaum. Die Temperaturen liegen jetzt über 20 Grad und die Mauer dahinter reflektiert die Wärme zurück.

 

 Dieser Straße am Meer folgen wir rund 4km mit einem herrlichen Blick zurück bis nach Nice. Die großen Appartementhäuser hinter uns am Horizont werden immer kleiner und das Fort Carre von Antibes wird langsam größer. Links der Kiesstrand, rechts die Mauer und dann kurz vor Antibes kommt das große schwarze Tor. Hier liegt eine Zeitmatte. Es ist der Halbmarathon. Die 1. Hälfte ist geschafft.

 

 Dann kommt der Stadtrand von Antibes, die Stadt die auch als Bauch der Coté d`Azur gilt. Bevor wir an den Hafen kommen steht links der Laufstrecke auf einem Hügel das Fort Carreé.

  Vauban erbaute diese Festung 1553 zum Schutz der Stadt. Das Fort kann besichtigt werden und bietet einen Blick auf die Altstadt. Wir laufen weiter am See- und Yachthafen entlang Richtung Altstadt. Vauban erbaute auch den Hafen mit seinen Anlegeplätzen, wo heute bis 1.700 Liegeplätze sind. Hier überwintern auch die teuersten privaten Charter-Yachten. Er wird auch der Milliardärhafen genannt.

Wir laufen durch das alte Stadttor und kommen an den Rand der Altstadt. Wir biegen kurz hinter der Stadtmauer links ab. Hier geht es steil bergauf auf die Festungsmauer. Würden wir geradeaus laufen kämen wir zur alten Markthalle. Der Marktplatz am Cours Masséna wurde mit einer gusseisernen Halle 1900 überbaut. Das Hallendach reicht von einer Straßenseite zur anderen. In der Halle türmen sich vormittags Berge von Aubergines, Melonen, Cabécou-Ziegenkäse, sowie ein reichhaltiges Fischangebot frisch aus dem Meer und würzig duftenden Würsten. Um die Halle gibt es viele kleine Cafes. Hier gibt es noch das Leben neben der Highsociety in der Altstadt mit seinen engen Gassen und kleinen ganz individuellen Geschäften und Restaurants.

 Antibes trägt auch den Titel befestigte Stadt am Meer. Bevor die Stadt französisch wurde hatte sie eine strategisch wichtige Bedeutung. Frankreichs berühmter Festungsbauer Vauban baute im späten 17. Jh. eine Grenzbastion. Hier ist heute ein archäologisches Museum sowie die archäologischen Funde aber auch ein Land unter Wasser, um die Geschichte von Antibes in der Antike verfolgen zu können.

 Von der Festungsmauer aus hat man einen herrlichen Blick auf das Meer, den Hafen und das Fort Carre. Bei diesem Blick muss man innehalten und einen Moment genießen. Nur ein Stück weiter auf der Mauer steht das Wahrzeichen der Stadt die ehemalige Grimaldi-Burg. Sie wurde erbaut auf der antiken Akropolis der griechischen Stadt Antipolis Im Jahre 1608 erwarb König Heinrich IV. das Lehen zu Gunsten der Krone Frankreichs. Das Schloss Grimaldi ließ sich in Cagnes-sur-Mer, und das alte Schloss von Antibes wiederum wurde die Residenz des Gouverneurs des Königs, dem Rathaus und später eine Kaserne bis 1924. Antibes kaufte die Ruine und daraus wurde das Museum Grimaldi. In dem viereckigen Turm hatte Picasso ein Atelier.

 Die Laufstrecke führt fast einen Kilometer über die Festungsmauer. Es ist ein Traum diese Aussicht und die Farbe des Meeres mit der immer an die Mauer schlagenden Brandung. Hier knipse was der Chip aushält. Eigentlich viel zu schade zum weiterlaufen. Ich drücke einem Zuschauer meine Kamera in die Hand und bitte um ein Foto von mir während ich laufe. Danke, es hat geklappt. Dann geht es runter in die Stadt um den Square Albert 1er auf die Promenade neben dem Meer.

 Hinter dem kleinen Hafen geht es leicht aufwärts. Beim Blick in die Bucht sehe ich wie sich ein herrlicher Regenbogen über der Stadt bildet der sich auch die nächsten Kilometer noch zeigen wird.

 Wir laufen weiter am Meer entlang und kommen hinter km 26 an‘s Cap d'Antibes. Die nächsten 2km laufen wir durch ein kleines Stück vom Paradies. Links die Steilküste an die das Meer unentwegt seine Wellen schlägt und rechts hohe Mauern und Zäune die die Reichen vor fremden Blicken schützen soll.

 Dieser Küstenstreifen ist grün und die Heimat von Schlössern und Herrenhäusern der Milliardäre. Das berühmte Eden Roc, angeblich das beste Hotel der Welt befindet sich hier am Cap mitten im Grünen. Wir kommen jedoch nicht komplett rund ums Cap am Meer. Wir müssen ab km 28 ein Stück durchs Land abkürzen. Der nächste Kilometer hat es in sich, denn es geht lange Aufwärts. Hier geht ein junges Mädchen und ist furchtbar am Heulen. Sie hat Krämpfe und kann kaum auftreten. Die Sanis kommen schon mit dem Auto, also weiter laufen. Hinter km 29 kommen wir wieder runter ans Meer in eine herrliche Bucht.

 Am Km 30 steht wieder die Trommlergruppe mit ihren Tänzerinnen in der Sonne, die uns ganz toll anfeuern. Hinter dem gleich folgenden Wasserstand sind wir wieder am Wasser. Hier bläst der wind wieder kräftig von vorn. Man hat Glück das die Werbebanner an den Tischen nicht wegfliegen. Wir sind kurz vor Juan-les-Pins.

 Hier am Kiefernwald Juan-les-Pins wo wir vorbei laufen findet jedes Jahr das berühmte Festival de Jazz d'Antibes Juan-les-Pins statt. Wir sind in der romantischen Bucht von Golfe-Juan. Dieser Bucht sagt man nach, sie wäre nahezu das perfekte Abbild der Schönheit der Riviera. Auch ich mache Fotostopps, denn man kommt ins Träumen an diesem herrlichen Küstenabschnitt. Durch den starken Wind schlagen die Wellen sogar manchmal bis auf die Laufstrecke.

 Wir laufen in Golfe-Juan am Casino vorbei und kommen auf die sonnige Uferstraße. Es sind noch 10km zum Ziel die uns jetzt wieder erschwert werden. Der Wind bläst von vorn kräftig und vom Strand fliegt mit einer Boe feiner Sand uns ins Gesicht. Wer die Augen nicht schnell genug schließt muss anschließend stehen bleiben und putzen. Neben mir fluchen die Läufer auf Französisch über den starken Gegenwind. Dieser starke Gegenwind hat heute auch die Streckenbestzeit verblasen, denn die Sieger mussten 5 Minuten drauflegen

 Es geht fast drei Kilometer an der Küstenstraße entlang bis zum Hafen. Nun geht es knapp 500 Meter aufwärts, denn wir müssen die Eisenbahnlinie kreuzen über eine Brücke. Dann geht es rund 2,5km über die wellige Route de Cannes zum Stadtrand von Cannes.

 Auf diesem Stück sehen wir an der Südspitze von Cannes die Lerins Inseln. Der Blick fällt auf die 210ha große Ile Ste-Margueritè die mit Eukalyptusbäumen und Pinien begrünt ist. Dahinter liegt die kleinere 40ha große Ile St-Honorat wo es sogar Weinberge gibt. Auch ein Kloster aus dem 11. Jahrhundert kann hier besichtigt werden. Diese Inseln liegen zwar nahe an Cannes haben sich aber ihre Beschaulichkeit bewahrt. Hier findet man nicht den Hype von Cannes.

 Wir laufen immer am Meer entlang auf die Inseln zu. Wir sind schon am Stadtrand von Cannes. Bei km 40,5 direkt an der Südspitze steht das Palm Beach Casino. Es ist eines der schönsten Beispiele der Groupe Partouche, die über 40 Casinos gebaut haben. Es ist aus einer glorreichen Vergangenheit mit einem Touch der Moderne erbaut worden. Wir laufen, bzw. kämpfen gegen den extrem starken Wind hier um die Südspitze herum.

 Auf der anderen Seite der Südspitze beginnt die weltberühmte Flaniermeile von Cannes, der Boulevard de la Croisette. Es ist nicht mehr weit zum Ziel. Die Palmenallee führt uns direkt zum Ziel. Vor mir ghene die meist sehr erschöpften Teilnehmer. Direkt vor mir humpelt eine junge Frau, aber auch sie wird es noch schaffen, denn das Ziel ist nur noch einige 100 Meter entfernt.

 Cannes weltberühmt durch das jährlich stattfindende Internationale Filmfestspiel. Hier tummeln sich die Weltstars und die Reichen. Angefangen hat alles mit einem kleinen Fischerdorf. Dort kam 1834 der ehemalige britische Lordkanzler Henry Brougham, 1. Baron Brougham am Vaux zur Kur. Er ließ sich hier nieder und schnell folgten ihm weitere Aristokraten. Nach und nach kamen Adelige aus der ganzen Welt und bauten sich hier Ferienhäuser. Die Stadt wuchs schnell an und zog die Reichen und Schönen hierher.

 1868 wurde die Croisette, die Flaniermeile erbaut auf der wir jetzt laufen. Sie erhielt drei Jahre später eine Bepflanzung aus Palmen. 1912 kam der Boom mit den Hotelbauten. Es entstanden nach und nach Luxushotels. Die Croisette wurde nach und nach erweitert und hat heute eine Länge von 2km. Hier wechseln sich Luxushotels mit Shops, Boutiquen, Restaurants und Bars ab. Auch das Palais des Festivals et des Congrès, in dem das Internationale Filmfestival stattfindet sowie drei Casinos befinden sich hier. Und heute schon zum 4. Mal die Marathonläufer aus aller Welt.

 Jetzt kurz vorm Km-Schild 40 wird die Strecke mit Gittern abgesperrt und für uns Läufer, für unseren triumphalen Einlauf freigehalten. Es sind die letzten Meter zum Ziel. Rechts neben dem Zieldurchlauf steht das 1912 erbauten Luxushotel Intercontinental Carlton. Wir sind hier im Herzen von Cannes auf der Croisette an einem der schönsten Boulevards der Welt. Was soll es jetzt noch schöneres geben wie eine Medaille und den Sonnenschein als Belohnung und das am 10. November.

 Nach den Zielfotos geht es weiter zum Empfang der Medaille, die auch in diesem Jahr wieder etwas ganz besonderes ist. Hier treffe ich wieder auf deutsche Teilnehmer und es werden sofort Erlebnisse im Kampf gegen den Wind von der Strecke ausgetauscht.

 Dahinter gibt es eine sehr gute Versorgung vor allem mit sehr viel Obst. Jetzt erhalten auch alle Finisher ihren Rucksack. Ich hole mir meinen Kleidersack ab und genieße noch eine Weile die Sonne auf dem Boulevard an der Croisette.

 Dann mache ich mich mit zu Fuß auf zum Zug und fahre zurück nach Nice. Hierbei konnten wir einen Teil unserer Laufstrecke nochmal sehen. Bei so einer Fahrt wird einem erst bewusst welche Strecke man zu Fuß zurückgelegt hat.

 Fazit: Ein wunderschöner Lauf mit herrlichem Sonnenschein und an die 22 Grad Wärme im November. Eine perfekte Organisation auf eine der schönsten Laufstrecken der Welt. Bis auf wenige Abschnitte hat man immer die Côte d`Azur neben sich. Die Farbe des Himmels und des Meeres lassen einen vergessen das wir bald Advent haben. Wer noch nicht hier war sollte diese wunderschöne Strecke kennenlernen und die Novembersonne genießen. Es ist eine der schönsten Marathon-Laufstrecken in einer der schönsten Gegenden Europas. In der Sonne kommt mir nochmal die Aussage von Henri Matisse ins Gedächtnis: Magnifique Côte d`Azur Als mit klar wurde, dass ich dieses Licht jeden Morgen sehen würde konnte ich mein Glück kaum fassen.

 Am späten Nachmittag machen wir Drei uns nochmal auf über den herrlichen Grüngürtel in die Altstadt. Es ist unser letzter Abend in Nizza, denn morgen Abend geht es zurück nach Hause.

 Heute am Montag geht es mit dem Bus für 1,50 € nach Cannes, in die Stadt der Reichen und Stars und Sternchen. Die Geschichte der Stadt reicht nur bis ins Mittelalter zurück. Da der Ort kein natürliches Hafenbecken besaß siedelten sich die Griechen und Römer lieber in Nizza, Monaco oder Marseille an. Das kleine unbedeutende Fischerdorf wurde erst bekannt als Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Engländer hier ihre Villen bauten um das Heilklima zu nutzen. Durch diesen Geldadel wurde aus dem Dorf ein exklusiver Ort an der Côte d'Azur. Weltbekannt wurde Cannes jedoch erst durch die alljährlich im Mai ausgetragenen Filmfestspiele, wenn sie hier die bekanntesten Filmstars tummeln. Wir sind zwar keine Filmstars und heute ist auch kein Mai aber der rote Teppich liegt heute auch für uns aus auf der weltberühmten Treppe des Palais des Festivals et des Congrès.

 Hinter dem Festspielhaus das die Einwohner von Cannes nur „Den Bunker“ nennen beginnt die weltberühmten Croisette, der Prachtboulevard von Cannes. Über 3 km zieht sich diese Prachtstraße die von Palmen gesäumt ist den Strand entlang. Hier findet man auch die teuersten und architektonisch schönsten Hotels. Ein Foto vor dem 1912 erbauten Luxushotel Intercontinental Carlton gehört zur Erinnerung dazu.

 Auf der anderen Seite des Festspielhauses ist der Hafen von Cannes. Hierbei handelt sich nur um einen kleinen Yachthafen mit ca. 800 Liegeplätzen der künstlich in die Bucht gebaut wurde. Gegenüber gibt es eine Grünanlage und dahinter befindet sich die Altstadt mit seinen engen Gassen. Hier findet das Geschäft mit Andenken, kleine Kulinarik und Shopping statt. Die exklusiven Geschäfte befinden sich hinter der Croisette.

 Nach einem Rundgang durch die Gassen der Altstadt zog uns die Sonne doch nochmal an die Croisette bzw. auf den Boulevard. Dort wo heute die Promenade und der Sandstrand sind gab es früher nur einen Fußweg durch Schilf und Sumpf. Vor rund 50 Jahren wurde ein Landstrich dem Meer abgerungen und da entstanden dann die Promenade und der davor liegende Strand.

 Heute nutzen wir noch die Sonne auf der 3 Kilometer langen Croisette. Nach einigen Fotos ließen wir uns auf den Blauen Stühlen nieder, die hier zu Hunderten für die sonnenhungrigen Touristen stehen. Am Abend ging es dann per Flieger zurück ins kalte Deutschland. Cannes 15 Uhr Sonnenschein 22 Grad, Frankfurt a. M. 22 Uhr 2 Grad Regen.