8. Bergstadt Marathon Rüthen 2013

Natur-Pur-Marathon durch den Rüthener- und Arnsberger Wald

38. Rüthener Bibertal-Volkslauf des TSV Rüthen

12.05.2013 von Bernd Neumann

 Vor 360 Jahren lebte in Rüthen die Bäuerin Grete Adrian. Am 3. Juni des Jahres 1655 wurde sie vorgeladen und angeklagt der Zauberei. Unter den fünf Anklagepunkten war, sie hätte sich in einen Werwolf verwandelt und das Pferd des Nachbarn getötet. Sie wäre reich geworden, weil den Speck, den sie abschneide, sei morgen wieder ergänzt und außerdem wären schon ihre Schwestern und Brüder als Hexen verbrannt worden. Sie bestritt die Vorwürfe gestand dann unter schwerster Folter Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexensabbat und Schadenszauber. Sie wurde geköpft und dann verbrannt. Im Gogericht Rüthen gab es im 16. und 17. Jh. 169 Hexenprozesse von den 79 Menschen hingerichtet wurden.

 Heute ist hier nichts mehr bekannt von Hexenprozessen, selbst Menschen, die am Muttertag durchs Bibertal laufen, werden nicht mehr als verrückt oder verzaubert hingestellt. Seit 38 Jahren gibt es hier schon den Bibertal-Volkslauf und heute zum 8. Mal einen Marathon.

 Für mich ist es heute nur eine kurze Anreise, denn in etwas über 1 Stunde bin ich am nördlichen Rand des Sauerlandes am Naturpark Arnsberger Wald. Der Marathon heißt zwar Bergstadt Marathon Rüthen aber wir fahren gleich an Rüthen vorbei das uns rechts der Straße auf einem Berg grüßt. Die Stadt ist komplett von einer großen Stadtmauer eingefriedet, was im Mittelalter ihr Sicherheit als Hansestadt brachte. Die Stadt steht auf einem 38ha großen Bergvorsprung und galt auch als Bollwerk gegen die Bischöfe von Paderborn. Wer Zeit hat, sollte nach dem Lauf noch einen Rundgang um die innere Stadtmauer machen und die herrliche Aussicht genießen.

 Für mich heißt es jetzt runter ins Bibertal immer der Möhne folgend. Hier südlich der Stadt befindet sich der Rüthener Stadtwald mit vielen Freizeiteinrichtungen. Der Start- und Zielbereich befindet sich am wunderschön gelegenen Freibad am Fuße des Bibertales.

 Die sehr erfahrenen Veranstalter bieten ein komplettes Lauf- und Wanderprogramm an. Neben dem klassischen Marathon den man auch als 2 Personen Staffel laufen kann gibt es den Halbmarathon sowie 10km, 4,3km und verschiedene Kinder- und Schülerläufe. Die 10km und die 20km Strecke zählen auch zum Hochsauerland-Laufcup. In 2001 war ich schon mal hier und habe damals die AK gewonnen und dafür einen wunderschönen Glaspokal erhalten.

 Heute Morgen ist es recht kühl hier wie ich zur Anmeldung gehe und meine 15€ für den Marathon bezahle. Nachmeldungen sind bis 30 Minuten vor dem jeweiligen Start möglich, ohne Zusatz. Die Wettervorhersage für heute wird Recht behalten mit immer wieder Schauern und kühl. Das wird wohl auch der Grund sein warum heute nicht so viele Läufer den Weg hier ins Bibertal antreten. Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Marathonstart und das Thermometer zeigt gerademal 7 Grad. Die Läufer die schon hier sind, sind noch alle dick angezogen. Clemens Rieger der Laufwart vom TSV Rüthen greift zum Mikrofon und gibt alle Informationen rund um die Laufveranstaltung unermüdlich durch. Er wird heute einen Mikrofon-Marathon haben, denn er wird den kompletten Tag durch die Veranstaltung führen.

 Der TSV Rüthen zu seiner Veranstaltung: Der Bergstadt Marathon findet bereits zum 8. Mal statt. Es ist ein herrlicher Landschaftslauf. Die Strecke führt im Wechsel über Feldwege mit immer wieder neuen Aussichten auf die Umgebung sowie über weiche Waldwege im Mischwald. Dabei vergisst man schnell die Steigungen, die unterwegs zu bewältigen sind. Auch im Jahr 2012 war der Rüthener Volkslauf wieder ein voller Erfolg. Wir hatten über 460 Teilnehmer in insgesamt 10 Disziplinen.

 Es ist kurz vor 8:30 Uhr und eine kleine Gruppe von nur 4 Frauen und 28 Männern sowie zwei Staffeln finden sich ein. Unter den Startern befindet sich auch Christof Marquardt vom LV Oelde. Er holte sich beim Düsseldorf-Marathon den Deutschen Meistertitel der Deutschen Sparkassen in 2:38. Heute wird der 45-jährige Läufer den Marathon in 2:47:22 gewinnen. Außer ihm blieb nur die schnellste Staffel mit 2 ½ Minuten Rückstand unter drei Stunden auf dem welligen Kurs mit knapp 1.000 Höhenmetern.

 Nun zurück zum Lauf. Pünktlich erfolgt der Start und wir laufen neben dem Biber-Schwimmbad über einen befestigten Waldweg zum Biberteich. Rechts der Laufstrecke schlängelt sich der Bachlauf der Biber der am Ende des Tales in die Möhne fließt.

 Unser Weg geht bis zum See und wir folgen dann der Biber auf der anderen Talseite abwärts. Wir kommen am Schwimmbad-Parkplatz vorbei wo uns viele Läufer, die ihren Wettbewerb noch vor sich haben applaudierend verabschieden. Kurz danach kreuzen wir die B 516 und biegen ab in die Felder von Rüthen.

 Wir sind gerade 2km gelaufen und es heißt bergaufwärts. Irgendwie müssen ja auch 1000 Höhenmeter zusammen kommen. Es geht über einen Feldweg oberhalb der Stadt Rüthen. Der Blick ist leicht verschwommen zur Bergstadt rüber, denn es hat wieder angefangen leicht zu regnen.

 Hinter km 5 geht es abwärts bis kurz vor Altenrüthen. Hier ist die erste Versorgungsstation. Kurz danach der nächste Anstieg zum km 6. Die Strecke ist trotz Regen sehr gut gekennzeichnet. Auf dem Boden gibt es gelbe Pfeile aufgesprüht und zusätzlich hängen an vielen Büschen Flatterbandstreifen.

 Dann tauchen wir in den Wald ein für den nächsten Kilometer. Die Wege sind erstaunlich gut zu laufen, kaum Matsch und die Schuhe bleiben bis jetzt noch relativ sauber. Neben der Laufstrecke ist manch schöner Tümpel und sicherlich ein Paradies für Insekten und Kleintiere. Nachdem wir den Wald wieder verlassen haben, haben wir einen freien aber durch Regen getrübten Blick nach Rüthen, das gegenüber auf dem Berg liegt.

 Wir folgen der Asphaltstraße am Waldrand entlang zum Eulenspiegel. Kurz vorm Zeltplatz befindet sich eine weitere Versorgungsstation. Jetzt öffnet der Himmel seine Schleusen und der Regen wird heftig.

 Beim Eulenspiegel handelt es sich um ein Diözesanzentrum. Das DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) Diözesanzentrum Rüthen hat zwei feste Gebäude und einen Zeltplatz für Jugend- und Familienfreizeiten. Das besondere ist der Hochseilgarten nebenan, der rollstuhlgerecht ist. Das ist kein Schreibfehler, den gibt es hier wirklich. Hier können Menschen mit und ohne Behinderung an vierzehn Stationen Erfahrungen der dritten Dimension sammeln.

 Der Regen wird jetzt so stark, dass ich schon nasse Füße bekomme. Ich kann jetzt nur hoffen, dass es bald wieder aufhört und die Füße keine Blasen bekommen, denn es sind erst 11 km rum. Dann folgen wir dem Waldrand runter zum Wasserschloss Körtlinghausen, das wir beim km 15 erreichen. Hier in der Nähe stand einst Deutschlands größte Eiche mit einem Umfang von 12,4 m und 22 m Höhe. Sie wurde etwa 1.100 Jahre alt.

 Das heutige Wasserschloss ist in Privatbesitz und nur nach Absprache zu besichtigen. Bevor dieses Barockschloss im 18. Jh. hier entstand, gab es hier schon im 14 Jh. eine Wasserburg. Das prächtige Herrenhaus mit seinen zwei Seitenflügeln steht auf einer Insel und ist von einem Teich eingeschlossen. Vor 10 Jahren wurde diese herrliche Anlage komplett restauriert und renoviert und ist heute ein echtes Schmuckstück hier im Glennetal.

 Noch schnell ein paar Fotos und wieder geht es mal kurz aufwärts. Am Km 16 kommt erst der Kirchturm von Kallenhardt und dann der ganze Ort ins Blickfeld. Der wurde auf der Bergkuppe im 13. Jh. vom Kölner Erzbischof gegründet zur Absicherung gegen Arnsberg. Sehenswert im Ort sind die alte Stadtmauer sowie die katholische Kirche St. Clemens und viele Wohngebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert.  Kallenhardt wurde auch bekannt durch Hexenprozesse wobei 40 Personen hingerichtet wurden.

 Wir biegen jedoch noch vor dem Ort ab und durchlaufen das Glennetal zur Provizialstraße. Kallenhardt mit dem Kirchturm überragend auf der Höhe immer im Blick umrunden wir den Ort zum Teil.

 Wir kommen an der kleinen Siechenkapelle vorbei. Hier wurde ein alter Brauch wiederbelebt, des Krautbund sammeln. Für den Krautbund wurden Heilkräuter gesammelt und im bäuerlichen Haus und Stallungen aufgehängt, um bei Bedarf daraus Heiltees zu kochen. Hier in der Kapelle werden jedes Jahr zu Maria Himmelfahrt diese Krautbunde geweiht. Neben der Kapelle beginnt auch der Prozessions- bzw. Kreuzweg auf den Kalvarienberg.

 Wir folgen dem Kreuzweg nur ein Stück unter Bundesstraße durch. Auch die Glenne nutzt die Unterführung und biegt dann von unserer Laufstrecke ab. Wir folgen dem kleinen Bach vorbei am Campingplatz. Die nächsten 2,5 km folgen wir dem Bach und erreichen am Parkplatz Eichenkamp den nächsten Versorgungspunkt, der auch die Wechselstelle für die Marathonstaffeln ist.

 Kurz danach ist Halbzeit und wir laufen eine große 2 km Schleife bevor es mal wieder bergaufwärts geht. Beim km 25 sehen wir wieder durch die Bäume den Ort Kallenhardt. Jetzt kommt sogar mal die Sonne durch und ein paar Flecken auf dem Asphalt trocknen ab.

 Hinter km 26 wachsen die Weihnachtsbäume für die nächsten Jahre. Beim Blick nach links wird es schwarz und die nächste Schauer kommt. Der nächste Versorgungspunkt ist in einer Schutzhütte, gut so, denn aus dem Regen wird eine heftige Hagelschauer. Im Gesicht und auf den Händen hat man das Gefühl als wenn einem tausend Nadeln stechen.

 Kurz danach geht es mal wieder runter und vor dem km 28 ist der wohl heftigste und längste Anstieg zu bewältigen. Hier hat das Wetter ein einsehen und begleitet mich mit Sonne den Berg hoch. Oben gibt es wieder eine Versorgung und dann geht`s heftig abwärts. Der gesamte heutige Lauf ist eine große schleifenreiche Runde mit viel aufwärts und abwärts.

 Dann kommen wir um den Berghang rum und wieder sehen wir Kallenhardt, das uns heute von allen Seiten grüßt. Während mal wieder hier die Sonne kurz rauskommt fängt es schon wenige Minuten später wieder an zu regnen. Der Himmel wird dunkel und öffnet seine Schleusen. Dann kurz vorm Km 29 kommt mal wieder die Sonne raus und wir können Kallenhardt sowie das Tal im herrlichsten Sonnenschein genießen.

 Nur noch 10km und es schüttet mal wieder wie aus Eimern. Dies ist die 38. Laufveranstaltung und das erste Mal mit Regen. Was soll`s dafür ist die Landschaft wunderschön. Man ist hier mit sich und der Natur ganz allein. Ich find solche Landschaftsläufe wunderschön.

 Wir kommen kurz am Biberpfad vorbei und folgen der nächsten großen Schleife durch den dunklen Wald. Hier und da gibt es Lichtungen mit Neuanpflanzungen. Viel geschlagene Bäume am Wegesrand warten auf den Abtransport. Die Wellen auf den nächsten 3-4 Kilometern werden sanfter.

 Wir erreichen das Bibertal und es geht leicht abwärts über die Asphaltstraße. Vor km 40 noch ein Versorgungsposten und weiter talwärts. Für die letzten 1,5 km verlassen wir die Asphaltstraße und biegen rechts ab auf den Feldweg.

 Kurz vor km 41 sind die Kühe dabei nicht das Gras, sondern das neue frische Grün von den kleinen Bäumen zu fressen. Ein Stück danach kommt der Biberteich mit seinen übergroßen Sitzmöbeln.

 Das Wanderroutenschild sagt noch 0,3 km zum Parkplatz. Dies ist noch nicht unser Ziel, denn wir müssen zum Schwimmbadparkplatz. Es geht vorbei an alten Grenzsteinen und dann kommt das Km-Schild 42. Kurz danach taucht das Schwimmbad auf. Noch daran entlang und das Ziel ist erreicht.

 Hier werde ich ganz herzlich erwartet und applaudierend begrüßt. Kurz danach erhalte ich auch meine Medaille, die hier aus Holz mit Einprägung besteht, ganz Natur eben wie der ganze Lauf. Clemens Rieger gratuliert mir und kann jetzt Schluss machen und das Mikrofon ausstellen. Anschließend geht es noch in die heiße Dusche vom Schwimmbad. Eine letzte Bratwurst wartet noch auf mich und noch viel Fachgesimpel und nette Unterhaltungen mit den Rüthenern. Dann heißt es Abschied vom Bibertal und nach Hause.

Fazit: Ein wunderschöner Naturlauf mit einigen Anstiegen, aber herrlich fürs Auge. Ich muss die ganze Truppe des TSV Rüthen mit ihren vielen fleißigen und freundlichen Helfern nur loben und wünsche mir, dass im nächsten Jahr viel mehr Läufer den Weg hierher finden. Die Versorgungsstationen waren ausreichend und immer gut bestückt. Ich brauche hier kein Isogetränk Wasser, Bananen, Müslikekse und Müsliriegel tun es auch.

Im Ziel waren heute leider nur 4 Frauen, 28 Männer und 2 Staffeln. In den letzten Jahren kamen noch zwischen 50 und 60 Teilnehmer ins Ziel. Ich hoffe und wünsche dem TSV Rüthen das die Zahl wieder wächst, denn die Veranstaltung ist es auf jeden Fall wert. Auf allen Strecken waren heut rund 300 Teilnehmer dabei. Auch diese Zahl wird bei schönerem Wetter wieder steigen. Macht weiter so.

Marathonsieger:

     Männer                                                                                                       Frauen

  1. Christof Marquardt        LV Oelde                                  2:47:22             1. Beate Rosentreter         Haxter Lauffreunde Paderborn     3:45:11
  2. Peter Kaminsky             LG Emsdetten                          3:06:15             2. Daniela-Luana Fulga                                                          3:54:22
  3. Eddi Masuch                Radsport Schwalbe Oelde       3:19:14             3. Dung Tenberg                Marathon Soest                            4:03:19