Rio de Janeiro Reise mit Marathon 2014

Der neue 4-fache Weltmeister grüßt den 5-fachen Weltmeister

 

20.07.- 07.08.2014 von Bernd Neumann – Teil 3

 Unsere Reise geht weiter durch Rio de Janeiro. Hier im letzten Teil gibt es nicht mehr die Highlights, aber immer noch sehr interessante Dinge zu sehen und wir werden erstmals die Stadtgrenze verlassen und rüber nach Niterói fahren. Heute Morgen führt uns unser Weg per Bus an den Lagoa Rodrigo de Freitas, dem großen See im Süden der Stadt.

 Die Lagune hat salzhaltiges Wasser und war wohl mal mit dem Meer verbunden. Durch den Kanal “Jardim de Alá” wird die Verbindung mit dem Meer aufrechterhalten. Das Umfeld war früher das Wohngebiet der Tamoio-Indianer die den See „Piragua“, das Ruhende Wasser nannten. Mitte des 18. Jh. kam der portugiesische Gouverneur und wollte eine Zuckerrohrfabrik am Ufer errichten. Die Indianer waren ihm lästig und so ließ er Pockenverseuchte Kleidung an sie verteilen. Hierauf sind ein großer Teil der Tamoio gestorben. Anfang des 19. Jh. zog die brasilianische Königsfamilie nach Rio und errichtete an der Stelle dann den “Horto Real Botânico“, den heutigen Botanischen Garten.

 Hier am Ufer ist auch die Heimat vom Clube de Regatas do Flamengo. Es ist der Fußballverein der Herzen von ganz Brasilien. Der „Regattaverein oder Yachtclub Flamengo“, meist nur kurz Flamengo und in Deutschland oft Flamengo Rio de Janeiro genannt hat rund 40 Millionen Anhänger. Er ist der reichste Club in Südamerika in Bezug auf seine Einnahmen und der zweitwertvollste Club von Südamerika. Zur Zeit ist er nicht so erfolgreich wie früher wo er sechs Mal den Campeonato Brasileiro Serie A Titel und drei Mal die Copa da Brasil gewonnen hat. Er kämpft gegen den Abstieg was dann der erste wäre.

 Vor dem Gebäude sind die ganzen Mannschaften und Fußballstars auf dem Pflaster verewigt. Dann geht es die Treppe hoch die auch mit den Namen der Stars beschrieben ist. Oben angekommen gibt es eine Pokalsammlung die wieder mit den Superstars der vergangenen Jahre ausgeschmückt werden. Jetzt geht es in die Verkaufsräume mit einem großen Angebot an Merchandising-Artikeln.

 Wir sind nochmal am Leblon Strand wo wir am Abend den Sonnenuntergang genießen wollen. Der Leblon Strand grenzt direkt an den Ipanema Strand an. Tagsüber ist er nicht so überlaufen wie die Copacabana oder der Ipanema, da die Cariocas erst gegen Abend hierher kommen. Der Strand bietet auch mit seinen dahinter liegenden Bergen ganz tolle Fotomotive. Auch die Händler die den ganzen Tag den Strand x-mal ablaufen sind echt interessante Fotomotive. Natürlich laufen einem auch viel hübsche schlanke bis vollschlanke Badenixen vor die Kamera.

 Gegen Abend färbt die Sonne den Strand in gold-gelbe Farben. Jetzt gehen wir langsam über die Promenade runter bis zum Ende vom Ipanema zur vorgelagerten Felsengruppe.

 Dieser Felsen ist jeden Abend voll von überwiegend jungen Menschen die hier den Sonnenuntergang hinter dem Leblon-Strand bewundern. Hinter dem Felsen liegt das Forte de Copacabana. Um weiter zum Cobacabana-Strand zu kommen geht man durch den Parque Carota de Ipanema.

 Heute am Sonntag sind alle Straßen in Strandnähe für den Kfz.-Verkehr gesperrt, heute sind die Cariocas in Sachen Sport unterwegs. Viele Jogger und Fahrradfahrer oder auch nur Spaziergänger bevölkern jeden Sonntag die Straßen.

 Auch wir sind unterwegs auf der Avenue Infante Dom Henrique der mehrspurigen Schnellstraße. Wir wollen heute Morgen zum Park do Attero do Flamenco. Hier steht das Monumento Nacional aos Mortos da Segunda Guerra Mundial. Das Monument ist ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Soldaten im 2. Weltkrieg. Unterhalb der großen Plattform gibt es ein Mausoleum in dem 462 Soldaten aus Italien überführt wurden.

 Am jedem 1. Sonntag im Monat gibt es hier um 10 Uhr eine Wachablösung. Es ist eine Demonstration des Militärs mit verschiedenen Vorführungen die auch von viel Publikum bestaunt wird. Günter hat uns hierher gelockt, da es ihn sehr interessiert.

 Nach der Vorführung gehen wir über die Brücken der Schnellstraße hoch zur Kirche Igreja de Nossa Senhora da Glória do Outeiro (Kirche der Herrlichkeit). Sie wurde Anfang des 18. Jh. im polygonalen Barockstil erbaut. Besonders sehenswert sind die weiß-blauen Fliesen mit biblischen Bildern im hinteren Teil des Kirchenschiffes sowie ihre drei Altäre. Die portugiesische Königsfamilie ließ hier ihre erste Tochter 1819 taufen.

 Mit einem Schrägfahrstuhl sind wir dann wieder runter auf die Praia do Flamenco gefahren. Hier im Park Praca Luis de Camöes steht ein Denkmal des Heiligen Sebastian. Er lebte im 3. Jh. als römischer Soldat und half Christen. Dafür wurde er zum tode verurteilt und von Bogenschützen hingerichtet.

 Am Abend sind Roswitha und ich zu Fuß nach Catete zum ehemaligen Palast. Hinter dem Gebäude befindet sich ein schön angelegter Park der von vielen Bürgern zum Spazieren gehen oder auch zum Singen genutzt wurden. Wir setzten uns an den Brunnen und hörten den Senioren zu wie sie alte Volksweisen sangen. Für uns ein wunderschönes Abendkonzert mit sehr viel Herz. Viele der älteren Menschen die sich hier auf Stühlen niederließen sangen teilweise im Chor mit.

 Heute geht es per Bus nach Niteroi. unser einziger Ausflug außerhalb der Stadtgrenze von Rio de Janeiro. Hierzu fahren wir übers Wasser der Guanabara Bucht. die 13,3 km lange Rio-Niteroi Brücke bringt uns auf den anderen Teil der Bucht in die Stadt Niteroi. Wir steigen in der Stadt aus und gehen gleich zum herrlichen Sandstrand. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick zum hochgelegenen Nizeroi Contemporary Art Museum, das wie ein Ufo aussieht.

 Es ist das Museum für zeitgenössische Kunst das vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer 1996 entworfen wurde. Die Form soll an den Fuß eines Atompilzes oder ein UFO erinnern. Oscar Niemeyer hat auch die Hauptstadt von Brasilien Brasilia entworfen. Im letzten Jahr wurde sein architektonisches Archiv zum Weltdokumentenerbe erklärt. Er hat mehr als 600 Gebäude konzipiert.

 Am Museum vorbei ging es runter vorbei an den Inseln Dos Cardos und Da Boa Viagem. Über die Avenida General Milton Tavares de Souza haben wir die Südspitze umrundet zum Fort do Gragoatá. Gegenüber der Universität sind wir dann mal wieder in ein Kilo-Restaurant zum Mittagessen. Anschließend ging es zum Hafen von wo wir mit der Fähre nach Rio übergesetzt sind.

 In Rio sind wir von Hafen aus vorbei am Gerichtsgebäude zur Old Cathedral of Rio de Janeiro gegangen. Die 1761 erbaute Karmeliterkirche ist neben dem Kloster in der Nähe des Hafens. Sie war jahrelang kaiserliche Kapelle für Trauungen und auch Krönungskirche. Die Wände, Kapellen und Decken sind mit Rokoko Holzschnitzereien verziert.

 Nur ein Stück weiter auf der gleichen Straße und wir stehen vor der Kirche Nossa Senhora da Calendaria. Diese sehenswerte Kirche ist der Heiligen Jungfrau von Calendaria gewidmet. Zwei Spanier die fast in einem Sturm auf hoher See umgekommen sind ließen diese Kirche als Dank Anfang des 18. Jh. bauen. Die Gemälde im Inneren zeigen die Legende der Schiffbrüchigen. Sie wurde im Neo-Renaissancestil ausgestattet. Auffällig sind die vielen Marmordekorationen. Der Kircheneingang ist wie bei vielen Kirchen in Rio zum Wasser hin ausgerichtet. Der Platz vor der Kirche wurde leider sehr bekannt durch das Massaker an Straßenkindern im Juli 1993.

 Heute geht es in die Innenstadt mit Teatro Municipal, Arcos da Lapa und die Catedral de São Sebastião.

 Wir fahren mit der Metro nach Cinelandia und laufen zum Praça Floriano. Rund um den Platz gibt es viele schöne historische Gebäude. Das wohl schönste ist das Teatro Municipal. Es wurde 1905 in einer vierjährigen Bauzeit errichtet und sticht hervor durch seine Marmorarkaden. Francisco de Oliveira Passos orientierte sich dabei an der Opéra Garnier in Paris. Sehr interessant ist der Bühnenvorhang auf dem kunstvoll 75 berühmte Künstler porträtiert sind. Sehenswert ist auch das Cafe im Untergeschoss, das mit vielen Mosaiken ausgeschmückt ist.

 Rechts vom Theater ist die Brasilianische Nationalbibliothek in einem neoklassizistischen Gebäude. Mit 9 Millionen Medien ist sie die größte Bibliothek Lateinamerikas. In deren Beständen befinden sich auch Weltkulturschätze sowie über 21.000 Fotografien die Einblick in die brasilianische Geschichte geben.

 Unser nächster Weg führt uns am Petronas-Gebäude vorbei zu den Arcos da Lapa. In Lapa steht ein 270m langes Aquädukt der die Stadtteile Santa Teresa und Santo Antonio verbindet. Da im 18. Jh. die Wasserversorgung über den Carioca-Fluss schlecht war wurde zur Verbesserung das Aquädukt gebaut. Es hat auf 2 Etagen 42 Bögen mit einer maximalen Höhe von 17,6 Metern. Während des Baus in der Kolonialzeit wurden Indios und afrikanische Sklaven dafür heran gezogen. Durch 16 Bronzeleitungen wurde das Frischwasser über die weiße Brücke von Santo Antonio nach Santa Teresa bis zum Praca XV. geleitet. Im Jahr 1896 wurde aus dem Aquädukt ein Viadukt. Über die Brücke fuhr die Straßenbahn die die Stadtteile verbunden hat. Wegen eines schweren Unfalls wurde sie außer Betrieb gesetzt. Da sie jedoch ein Touristenmagnet ist soll sie ab nächstes Jahr wieder fahren.

 Geht man durch die weißen Bögen kommt man zu den Clubs und Locations der Stadt. Hier haben die Cariocas den Rhythmus im Blut beim Samba, Forró und Choro.

 Cariocas werden die Einwohner von Rio genannt. Der Name setzt sich aus zwei Wörtern aus der Tupi-Sprache zusammen, kara'iwa oder kari (weißer Mann) + oka (Haus) was soviel wie "Haus des weißen Mannes" bedeutet. Die Tupi meinten damit die weiß gestrichenen Häuser der Portugiesen. Im American Scientist Magazin werden die Cariocas als freundlich, nett, verträglich und gutmütig beschrieben. Sie selbst nennen sich liebenswert (simpático) was für den Fremdenverkehr immer wichtiger wird um das schlechte Image der vielen Gewalttaten zu mindern.

 Über die Avenue Republica do Paraguai gehen wir zur mexikanischen Pyramide, wie die Catedral de São Sebastião genannt wird. Sie ist die größte katholische Kirche in Rio mit rund 20.000 Plätzen. Hier fand in 2013 der Weltjugendtag der katholischen Kirche statt. Die erst 1979 erbaute Kirche ist 96 Meter hoch und am Boden 106 Meter breit. An den vier Seiten gehen bis zum symbolischen Kreuz in der Decke bunte Glasfenster hoch. Dieses konische modernistische Kirchenhaus hat kein Kreuz auf dem Dach, aber gegenüber oben am Hochhaus hat man durch Aussparungen ein symbolisches Kreuz erreicht. Von vielen Seiten der Stadt ist dieses Kreuz überdimensional zu sehen. Die Catedral ist dem Heiligen San Sebastian gewidmet.

 Nach dem Besuch der Kirche gehen wir am würfelförmigen Hochhaus der Petrobras vorbei in die City. Zwischen den vielen Hochhäusern gibt es auch kleinere Häuser in denen sich viele Restaurants befinden. Unser Weg führte uns mal wieder in eines der Kilo-Restaurants.

 Die Küche Rio de Janeiros ist sehr vielfältig durch die Einflüsse der vielen Völker die hier leben. Waren es zuerst die Indios, Portugiesen und afrikanischen Sklaven so kamen später auch Franzosen und Italiener dazu. Kilo-Restaurant heißt hier wird bezahlt was an Gewicht auf den Teller kommt. Man betritt das Lokal nimmt sich einen Teller und wählt aus den bis 50 verschiedenen Speisen des Büffets aus. Alles kommt auf einen Teller und wird dann gewogen. Man erhält einen Bon und geht dann essen. Bezahlt wird vor dem Verlassen des Lokals. Meist gibt es am Ausgang noch einen kleinen sehr süßen Kaffee.

 Anschließend sind wir noch durchs Centro und über den Markt gelaufen.

 Heute sind wir nochmal zum Leblon Strand mit dem Bus gefahren. Hier ist es sehr ruhig und sehr schön. Roswitha und ich sind den Strand entlang und weiter über die Straße aufwärts in Richtung Vidigal gegangen. Hier an der Steilküste herrscht eine starke Brandung wo das Wasser die Gischt weit hoch schläg. Das ist auch das Paradies für die Surfer die sich hier waghalsig in die Fluten stürzen. Die Pontão do Leblon liegt praktisch zu Füßen der Zwei Brüder wie die Morro dos Dois Irmãos genannt werden.

 Beim Blick über die Küste in Richtung Vidigal ragt das weiße Sheraton Hotel heraus. Hier waren die deutschen Jungs bei der WM einquartiert. Dahinter bzw. davor sind zwei Favelas die Favela do Vidigal und die Favela Rocinha. Der Stadtteil Vidigal liegt an einem der schönsten Orte der Stadt mit Künstlerviertel aber auch mit der Problematik der Favelas. Hier in ärmlichen Verhältnissen gibt es Drogenkriege und viele Revierkämpfe. Das wollten wir nun doch nicht erkunden. Günter hatte uns vorgewarnt nicht zu weit auf der Straße zu gehen. Mussten wir auch nicht den die Aussicht von der großen Holzbrücke war einmalig.

 Über die Avenue Niemeyer gehen wir wieder runter an den Sandstrand von Leblon und weiter über den Boulevard vom Ipanema-Strand. Heute ist der Strand viel mehr bevölkert wie in den letzten Tagen.

 Am Felsvorsprung der den Ipanema von der Copacabana trennt machen wir halt und laufen auf den Felsen rum. Von hier hat man tolle Fernblicke zu den Zwei Brüdern oder auf der anderen Seite bis zum Zuckerhut. Bei herrlichstem Sonnenschein machen wir hier noch einige Fotos und gehen dann durch den Garota do Ipanema Park rüber zur Copacabana.

 Hierbei sind mir schon von Anfang an die schönen Pflasterungen entlang der Strände und teilweise auch in der Innenstadt aufgefallen. Diese schönen Arbeiten wurden vom deutschstämmigen Landschaftsarchitekten, Maler und Pflanzensammler Roberto Burle Marx gestaltet. Er verwendete für die 4km lange Calçadão de Copacabana Steine aus weißem Kalkstein sowie schwarzen und roten Basaltsteinen. Es war die erste Strandpromenade die er 1970 so gestaltete. Im Laufe seines Lebens hat er noch viele Gärten angelegt von denen nun 88 unter Denkmalschutz gestellt werden.

 Die Reise geht nun langsam zu Ende und so schlendern Roswitha und ich den letzten Tag durch unser Viertel in Flamengo. An vielen kleinen Plätzen gibt es die Märkte wo man alles kaufen oder auch reparieren lassen kann. Oft sind die kleinen Lädchen nur 1 ½ x 1 ½ Meter groß und man staunt was alles rein passt. In einem dieser Läden gab es sogar eine Fahrradwerkstatt.

 Wir besuchen in der Praia de Botafogo die Igreja imaculada da conceição botafogo. Eine wunderschöne Kirche ganz in der Nähe vom Botafogo-Strand.

  Dann geht es weiter dem Paeque Brigadeiro Eduardo Gomes (Flamengo) entlang. Zwischen der Schnellstraße und dem Strand ist hier ein Jogger- und Freizeit-Paradies errichtet worden. Man kann kilometerlang zwischen Palme und Sandstrand entlang gehen. die gesamte Fläche sind 1,2 Mill. qm. der Beginn war in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.

 Geht man immer weiter in nördliche Richtung kommt man am Hafen von Gloria vorbei und wird erst vom Inlandsflughafen gestoppt. Durch die vielen Bäume gibt es im Park und am Wasser auch viele Vogelarten.

 Die letzten Stunden desletzten Tages sind wir noch durch die Straßen mit ihren vielen Verkaufsständen zwischen dem Lago do Marchado und dem Platz Jose de Alencar spaziert. Dann hieß es langsam Abschied nehmen von dieser sehr interessanten Stadt.

 Am nächsten Morgen haben wir unser Appartement an den Vermieter übergeben und sind zum Airport per Bus von wo aus es über Rom nach München ging.

Ende Teil 3                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Amerika