Traumstrände im Indischen Ozean

 

Seychellen 2013

 

Lauferlebnisreise durch die Inselwelt der Seychellen

20.02. – 01.03.2013 von Bernd Neumann – Teil 1

 Nun ist es schon ein Jahr her wo ich Indien und Nepal bereist habe, mit dem Mumbai-Marathon und dem Kathmandu-Halbmarathon. Heute geht es auf eine weitere Fern- und Traumreise, es geht auf die Inseln der Seychellen im Indischen Ozean. Auch bei dieser Reise steht wieder ein Marathon auf dem Programm und natürlich viel Erholung und Sightseeing.

 Wer sich Fotos von den Seychellen anschaut, sieht nur Sommer, Sonne, Strand und Meer. Das ganze Jahr über gibt es hier traumhaftes Wetter, mit warmen Temperaturen und Sonnenschein: So etwas wie "schlechtes Wetter" ist auf den Seychellen kaum bekannt. Das Klima der Seychellen ist durchgängig warm und weist keine Extreme auf. In diesem tropischen Paradies fällt die Temperatur selten unter 24° C und steigt selten über 32° C. Diese Wetterkonstante kommt durch die Nähe zum Äquator wo der Einfallswinkel der Sonne nahezu konstant bleibt. Jahreszeiten wie bei uns gibt es dadurch nicht. Im Februar und März liegen die Tagestemperaturen zwischen 27 und 28 Grad.

 Diese traumhafte Inselwelt im Indischen Ozean ist sehr naturverbunden und duldet als einzige fremde Spezies nur die jährlich 160.000 Touristen, die auch gleichzeitig 70% der Deviseneinnahmen beisteuern. Die Seychellois sind gratis krankenversichert und haben das höchste Pro-Kopf-Einkommen sowie die höchste Lebenserwartung Afrikas. Hier ist jeder Urlaub eine Art Öko-Urlaub; dies allein deshalb, weil die Inselrepublik im Indischen Ozean einige der strengsten Umweltgesetze weltweit hat. Die Kundschaft entspricht dagegen überhaupt nicht dem Klischeebild des Öko-Touristen. Was daran liegt, dass die Seychellen für Urlauber zu den teuersten Reisezielen gehören. So gut wie alles muss für viel Geld eingeführt werden und ist obendrein mit einer hohen Importsteuer belegt.

 Wer Natur pur ohne Rummel liebt und seine Seele baumeln lassen möchte, kann dies an den schönen Stränden tun, an denen sich der weiße, puderfeine Sand mit eindrucksvollen Granitfelsen abwechselt. Davor liegt das kristallklare Wasser, das in allen Grün-, Türkis und Blautönen schimmert und eine Menge Korallenbänke, bunte Fische und Schildkröten beherbergt.

 Vor ewigen Zeiten, als die Oberfläche unseres Planeten noch lange nicht die Form hatte, die wir heute kennen, brach der gewaltige Urkontinent Gondwanaland (vor 200 Mill. Jahren) auseinander. Ein paar Granitbruchstücke kamen im Südwesten des Indischen Ozeans, zwischen Afrika, Indien und Madagaskar zur Ruhe. Heute liegen die 115 Granit- und Koralleninseln der Seychellen wie Smaragde versprengt über eine Million Quadratkilometer azurblauen Wassers. Die Granitinseln bilden eine Gruppe um die Hauptinsel Mahé, während sich die zahlreichen Koralleninseln in einem glitzernden Bogen bis fast zur ostafrikanischen Küste ziehen. Die meisten von ihnen sind weitgehend unberührt, und allesamt sind sie eine einzigartige Zuflucht für einige der seltensten und exotischsten Pflanzen und Tiere der ganzen Welt. Hier gibt es noch echte Robinsoninseln.

 Der Archipel der Seychellen liegt zwischen dem 4. und 10. Breitengrad südlich des Äquators auf der Höhe von Kenia. Bis zur afrikanischen Ostküste sind es zwischen 500 und 1.600 km, denn die Inseln sind auf einer Fläche von 455 km² verteilt. Hier leben ca. 88.000 multi-ethnische Einwohner aus allen Winkeln der Erde. Auf die Inseln kamen befreite Sklaven, europäische Siedler, politisch Verbannte, Abenteurer, arabische und persische Händler wie auch Chinesen und Inder.

 Die 115 Inseln der Seychellen unterteilen sich in zwei Hauptgruppen. Die aus Granit bestehenden 43 “Inner Islands”, befinden sich hauptsächlich innerhalb des relativ flachen Seychellen Plateaus, 4° südlich des Äquators, ungefähr 1800 km von der Ostküste Afrikas entfernt. Die tiefer gelegenen Korallenatolle und Sandbänke der 72 “Outer Islands” befinden sich außerhalb des Plateaus, 10° südlich des Äquators. Zu den “Outer Islands” gehören die Amiranten Gruppe, 230 km von Mahé entfernt, die Southern Coral Gruppe, die Alphonse Gruppe, die Farquhar Gruppe und letztlich die mit 1150 km von Mahé am weitesten entfernte Aldabra Gruppe.

 Während die ersten Besiedelungen der Inseln auf 1770 datiert werden, wird jedoch vermutet, dass die Inseln von arabischen Händlern entdeckt wurden. 1502 ankerten Schiffe aus der Flotte des portugiesischen Entdeckers Vasco da Gama bei den Inseln der Amiranten (Outer Islands). Obwohl sie nun der westlichen Welt bekannt waren, wurden die Seychellen erst 250 Jahre nach ihrer Entdeckung von den Franzosen dauerhaft besiedelt. Der französische Kapitän Lazare Picault war 1742 auf der Reise nach Indien, dabei fand er von Mauritius kommend zufällig die noch herrenlosen Inseln, die 1756 als französisches Territorium annektiert wurde. Anfang des 19. Jh. besiegten die Flotten des Vereinigten Königreiches die Franzosen und annektierten die Seychellen die damals noch ein Teil der Kolonie Mauritius waren. Am 31. August 1903 erhielten die Seychellen den Status einer eigenständigen Kolonie. Durch die verschiedenen Annektierungen gibt es auf den Seychellen drei Amtssprachen, Seychellenkreol, Französisch und Englisch.

 Nachfolgend ein paar nützliche kreolische Redewendungen: Guten Tag – Bonzour, Auf wiedersehen – Orevwar, Wie geht es dir? - Ki dir?, Danke- Mersi, Wo? - Kote?, Bitte – Silvouple, Nein – Non, Ja – Wi, Ich verstehe nicht - Mon pa konpran, Ich mag das/ es - Mon kontan, Wie geht es Ihnen? - Konman sava?, Was ist das? - Kisisa?

 Wenn man von den Seychellen spricht so meint man meist die Inner Islands mit den Hauptinseln Mahé, Praslin und La Digue, die das Wirtschaftszentrum und den Mittelpunkt der touristischen Infrastruktur der Seychellen bilden. Auf Mahé befinden sich auch der internationale Flughafen, sowie die Hauptstadt Victoria.

 Soviel vorab und nun kann es losgehen!

Mittwoch, 20.02.2013: Rhein-Main Airport Frankfurt und wir heben mit der Quatar Airways ab. Nach einem Zwischenstopp in Doha (Katar) landen wir am nächsten Tag frühmorgens auf den Seychellen. Es ist 7:00 Uhr morgens. Unser Flug mit Zwischenstopp dauerte 13 Stunden inkl. 3 Stunden Zeitverschiebung.

Donnerstag, 21.02.2013: Auf dem Seychelles International Airport werden wir mit Welcome/Bienvenue empfangen. Unser Travel-Service begrüßt uns schon am Flughafen auf seychellische Art, mit einem Blumenkranz. Sobald man das klimatisierte Flughafengebäude verlässt merkt man hier ist Sommer. Die Temperaturen liegen hier schon am Morgen um die 30 Grad.

 Der Flughafen liegt ca. 11km südöstlich von der Hauptstadt Victoria direkt an der Küste. Nachdem die wöchentliche Fährverbindung nach Mombasa über Madagaskar schon lange nicht mehr ausreichend war wurde Anfang der 70. Jahre ein Flughafen auf Mahé erbaut. An meinem 21. Geburtstag wurde er eröffnet und wird seither kontinuierlich ausgebaut. Es ist auch eine Tramlinie in die Hauptstadt Victoria geplant. Da es diese noch nicht gibt werden wir mit einem Bus zu unserem Hotel gefahren, in die wohl schönste Bucht der Insel Mahé, die Beau Vallon. Hierbei müssen wir durch Victoria fahren, denn es gibt nur wenige Straßenverbindungen auf Mahé.

 Unser Hotel für unseren Aufenthalt (8 Nächte) ist das Berjaya Beau Vallon Bay Resort Hotel.

 Nachdem wir unser Chalet bezogen haben geht es sofort zum Strand, der direkt an die Hotelanlage anschließt. Der Strand der Beau Vallon Bucht zählt zu den schönsten Stränden auf der Insel Mahé. Das türkisfarbene Wasser lädt sofort zum Baden ein.

 Um 10 Uhr waren wir im Chalet und um 11 Uhr geht es schon weiter. Auf dem Programm steht unsere Fahrt nach Victoria zur Hauptstadt Besichtigung.

 Da unsere große Gruppe auf drei Hotels verteilt ist geht es mit zwei Kleinbussen gen Victoria. Neben unserem deutschsprechenden Reiseführer von Mason's Travel begleitete uns die Organisationschefin des Marathons Giovanna Rosseau auf der Fahrt nach Victoria.

 Mason's Travel ist das älteste Unternehmen, das sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um das Wohlergehen der internationalen Urlauber auf den Inseln zu kümmern. In den 1970er Jahren hat Kathy Mason die Idee gehabt den internationalen Gästen ihr Land und Leute näher zu bringen und so gründete sie das Mason’s Travel in Victoria. Mason's Travel erhält regelmäßig die besten Bewertungen vom seychellischen Tourismusministerium.

 Es gibt eine Straße, die St. Louis Road von der Beau Vallon Bucht über die Berge direkt nach Victoria, aber wir werden heute mit Giovanna Rosseau die Originalstrecke vom Start bis ca. km 26 abfahren. Ab da geht es parallel zum Hinweg ins Ziel. Zwischendurch machen wir halt an einer Bucht mit Blick auf eine der kleinen Inseln an der Nordspitze von Mahé. Hier gibt es dann das obligatorische Gruppenfoto.

 Auf diesem Weg können wir nur erahnen was für einen schweren mit X-Hügeln gespickten Lauf es am Sonntag geben wird. Manche Kuppen sind so steil das der Busfahrer in den 1. Gang schalten muss. Da die Strecke jedoch sehr oft am Meer entlang führt ist der Ausblick schon gigantisch. Hoffentlich können wir das bei dem Lauf auch genießen.

 Victoria (auch: Port Victoria) ist die Hauptstadt der Republik der Seychellen mit 24.970 Einwohnern (Volkszählung 2002) und liegt an der Nordostküste der Insel Mahé. Sie ist die größte Ansiedlung und einzige Stadt der Seychellen. Victoria wurde ursprünglich als Sitz der britischen Kolonialregierung im 18. Jh. gegründet.

 Da unsere letzte Mahlzeit aus dem Flugzeug nun schon über 8 Stunden her ist fahren wir zum historischen Restaurant Marie-Antoinette, das in einer historischen Kolonialvilla, die über 100 Jahre alt ist, befindet. Es gehört zu den bekanntesten und ältesten Restaurants der Seychellen mit seiner authentischen kreolischen Küche. Hinter der Terrasse ist in einem abgezäunten Bereich eine große Gruppe Riesenschildkröten. Diese wurden zum Teil schwer verletzt bei einem Erdrutsch und haben hier ein neues Zuhause gefunden. Die älteste Schildkröte ist über 60 Jahre.

 Da einige keinen Appetit haben gehen wir über die Revolution Avenue bergab Richtung Zentrum. Beim Blick nach links sehen wir schon den oberen Teil des Arul Mihu Navasakthi Tempel. Er ist der einzige Hindutempel auf den Seychellen der 1992 nach Lord Vinayagar benannt, wurde dem Hindugott für Sicherheit und Wohlstand.

 Ganz in der Nähe vom Hindutempel befindet sich eines der Zentren der Stadt, die Gegend um den alten Markt. Viele Urlauber sagen, dass es sich schon wegen des bunten Marktes lohnt Victoria zu besichtigen.

 Auf dem Sir Selwyn Selwyn-Clarke Market herrscht jeden morgen Hochbetrieb, wenn die Fischer hier ihren Fang verkaufen. Jetzt um die Mittagszeit wird es schon langsam ruhiger und mancher Stand ist schon leer gekauft. Jede Menge Obst und Gemüse gibt es hier die uns Europäern teilweise fremd sind.

 Nach nur wenigen Schritten ist man auf der Albert Street und damit in einem anderen Zentrum dem moderneren mit Banken, Geschäften und vielen Restaurants.

 An der Kreuzung Albert Street und Revolution Avenue befindet sich dann auch der ganze Stolz und die größte Attraktion der Seychellen, es ist die einzige Ampelanlage welche hier angeblich die Hauptstadt zieren soll. Hier in der Albert Street sind auch moderne Gebäude mit Restaurants und Geschäften aller Art.

 Von der Ampelanlage sind es nur wenige Schritte Richtung Francis Rachel Street und man sieht schon die nächste Attraktion von Victoria das Uhrtürmchen. Auf dem Kreisverkehr L’Horage steht eine Nachbildung des Uhrturms an der Vauxhall Bridge in London (und nicht wie oftmals fälschlicherweise angenommen einer verkleinerten Nachbildung des Big Ben). Die Uhr ist mittlerweile zu einem Wahrzeichen der Seychellen geworden. Hier trifft man sich, um zu sehen und umgesehen zu werden.

 Schräg gegenüber findet man das Nationalmuseum, das wir auch besichtigen. Hier wird die Geschichte, Geographie, die Menschen und das Tierleben der Inseln anschaulich erklärt. Gleich nebenan befinden sich die Post, sowie verschiedene Banken und Geldwechselstuben. Wir wechseln Euro in Seychellen-Rupien 1:16,2. Gegenüber ist das alte und berühmte „Pirates Arms“ Lokal wo man sich gern niederlässt und auch umgesehen zu werden. Ein Stück weiter in der Francis Rachel Street befindet sich der Souvenirmarkt mit vielen kleinen Buden aneinandergereiht.

 Vor dem Nationalmuseum befindet sich auch eine Schautafel die auf das Großereignis am Sonntag den 24. Februar 2013 hinweist: eco friedly marathon. Wir gehen jetzt wieder die Revolution Avenue hoch zum Restaurant Marie-Antoinette. Da es keine Bürgersteige gibt, geht man ganz eng am Straßenrand entlang immer mit dem Blick zum nächsten Auto.

 Hier wachsen die Früchte sowie Bananen am Straßenrand. Auf den Seychellen gibt es kaum einen Handel mit Obst und Gemüse da fast jeder dies in seinem Garten bzw. Umfeld hat. Hier wächst das Obst einem praktisch in den Mund.

 Wieder zurück im Restaurant werden für unsere Reisgruppe von Christel und der Renndirektorin die Startnummern ausgegeben. Es wird deutsche Starter auf allen Strecken geben. In unserer Reisegruppe sind auch zwei Luxemburger die ihr Land auf den Seychellen vertreten werden. Es gibt zwei Startnummern für vorn und für hinten. Dies dient zur persönlichen Sicherheit, denn die Straßen werden während des Laufes für den öffentlichen Verkehr nicht gesperrt werden.

 Der Renndirektor ist auf den Seychellen eine Frau. Giovanna Rosseau meistert dies mit sehr großem Engagement und kann jedes Jahr neue Teilnehmer begrüßen. Sie war auch bereit und ist mit uns die komplette Rennstrecke abgefahren. Danke dafür. Rosseau ist mehrfache internationale Squash-Meisterin, ehemaliges Mitglied der Seychellen-Nationalmannschaft und Initiatorin für viele große Sportereignisse auf den Seychellen.

Infos zur Insel Mahé und den Menschen, den Seychellois: Mahé ist die größte Insel der Seychellen mit einer Fläche von 150 km2. Auf der 28km langen und 8 km breiten Insel leben rund 90% der Bevölkerung der Seychellen (72.000 Menschen). Mahé beeindruckt neben den tollen Stränden vor allem durch den ursprünglichen Regenwald und seine Berge, beides ist ideal im Morne Seychellois Nationalpark zu finden. Eigentlich ist es kein Nationalpark im Sinne der USA, denn durch den Park führt eine der wichtigsten Straßen, die Sans Souci, und nur ein kleines Schild deutet auf den Nationalpark hin. Diese Insel bietet die meiste Abwechslung von allen Seychellen Inseln. Weite Teile der Granitinsel sind dicht mit Nebelwäldern bewachsen. Inmitten des Regenwaldes befindet sich auch die höchste Erhebung der Inselgruppe der Morne Seychellois mit 905m. Überall im Regenwald kann man Jackfruit-Bäume bestaunen. Im Norden der Insel befindet sich ein ausgedehntes Mangrovengebiet.

 Volkstümlich wird die Insel in Nord-Mahé und Süd-Mahé unterteilt, wobei der Unterschied hauptsächlich in der Art, wie sich die Menschen verhalten liegt. Südlich von Viktoria findet man nur noch wenige Geschäfte und die Kolonialhäuser sind versteckt in Gärten. Das Leben ist in diesem Teil von Mahé ist viel geruhsamer und man nimmt sich für alles etwas mehr Zeit. Im Süden der Insel findet man auch die vielen kleineren Strände wo man kaum einmal einen Menschen sieht. Der Norden ist der lebhaftere Teil der Insel mit den vielen Hotels und Lodges. Hier haben viele Bewohner schon die Lebensgewohnheiten der meist europäischen Touristen übernommen und zählen sich dadurch als fortschrittlich! Ein Fremder ist für sie nichts Besonderes.

 Wir bekommen täglich mehrfach Besuch auf der Veranda unseres Chalets, von zwei verschiedenen Vögeln die ganz zutraulich sind.

 Im Nordwesten liegt unser Hotel in der Beau Vallon mit dem größten, sprich längstem der 65 Strände der Insel. Hier wird alles angeboten von Wassersportarten, Ausflügen mit dem Glasbodenboot, sowie Ausflüge nach Silhouette oder North Island.

Die Inseln Praslin und La Digue: Heute machen wir einen Ausflug auf die zweit- und drittgrößte Insel der Seychellen. Wir brauchen für die 50km per Katamaran-Fähre ca. 1 Stunde nach Praslin. Dort steigen wir gleich um auf eine kleinere Fähre zur Nachbarinsel La Digue. Diese Insel liegt nur 6km östlich von Praslin.

 Schon bei der Einfahrt zum Hafen werden wir von großen Granitfelsansammlungen begrüßt. Wir sind auf der kleinsten der drei bewohnten Hauptinseln der Seychellen, die rund fünf Mal drei Kilometer groß ist. Hier leben nur rund 2.200 Einwohner die auch Diguois genannt werden. Der Hafen liegt am Hauptort La Passe, der zugleich die einzige größere Siedlung mit Infrastruktur auf der Insel ist. Da es auf der Insel keine hohen Berge gibt ziehen die Wolken schneller über die Insel und somit gibt es wenig Niederschlag.

 Auf La Digue gibt es keine größeren Hotelanlagen, dafür jedoch ein großes Angebot an Gasthäusern und Selbstversorgerunterkünften. Die Insel verfügt nur über wenige Kilometer befestigter Straßen und erst seit ein paar Jahren gibt es hier Autos. Das Fahrrad ist hier auf den relativ flachen Wegen aber das Hauptverkehrsmittel. Wir werden aber nach alter Tradition mit dem Ochsenkarren zur Kopra-Plantage gefahren.

 Die Insel wurde 1744 von Lazare Picault entdeckt und 1768 durch Marion Dufresne erkundet. Der Name La Digue war der Name eines der Schiffe. Die ersten Siedler waren Aufständische, sowie Maximilian Morel der mit vier Sklaven 1799 auf die Insel kam. 1827 waren von 364 Einwohnern noch 240 Sklaven, obwohl die Sklaverei in den französischen Kolonien 1794 abgeschafft wurde. Am 1. Februar 1835 wurde die Sklaverei offiziell abgeschafft. Die ehemaligen Sklaven mussten jedoch weiter als Arbeiter auf den Plantagen gegen einen geringen Lohn arbeiten. Erst ab dem 11. Februar 1839 gehörte das Zeitalter der Sklaverei auch auf den Seychellen endgültig der Vergangenheit an.

 Die Sklaven wurden damals für die harte Arbeit auf den Kokosnuss-Plantagen eingesetzt. Ein Arbeiter musste damals täglich 2.000 Nüsse schälen. Wie hart so eine Arbeit ist demonstriert uns unsere Reiseleiterin bzw. einer unserer Mitreisenden. Traditionell waren auf La Digue der Schiffbau, Fischfang, Vanilleanbau und die Kopra-Gewinnung und –Weiterverarbeitung. Kopra ist das getrocknete Fruchtfleisch der Kokosnuss aus dem das kostbare Kokosöl gewonnen wird. Das aromastarke „Coconut Oil“ erhält man durch kalte Pressung des frischen Fruchtfleisches. Das Bioprodukt ist reich an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Es dient oft der Geschmacksverfeinerung und findet unter anderem in der Kosmetikbranche Verwendung. An der stillgelegten Kokosmühle kann man noch testen wie wunderbar samtig das Öl ist. Auf dem riesigen Berg der Kokosnussreste kann man sehen, dass einige Nüsse gekeimt haben und schon zarte Blätter treiben.

 Wir durchstreifen die Plantage und kommen an vielen Früchten und einer Vanilleplantage vorbei, die jedoch nur durch geübte Augen als diese zu erkennen ist.

 Die Vanille ist eine starkwüchsige Schlingpflanze mit Kletterwurzeln und grünen fleischigen Sprossen deren Gattung 110 Sorten umfasst. Die Orchideenblüten sind klein, unscheinbar, grün-weiß und duftend: Sie sind nur wenige Stunden vormittags geöffnet. In dieser Zeit muss das Pollenpaket (Pollinium = Gesamtheit der Pollen) bestäubt werden. Ohne Bestäubung fällt die Blüte ab. Der natürliche Bestäuber der echten Vanille ist ein spezialisiertes, ursprünglich aus Mexiko stammendes Insekt. Der Vanille werden verschiedene medizinische Wirkungen zugeschrieben, so soll sie beruhigend auf die Nerven wirken und Abgeschlagenheit bekämpfen. Im mittelamerikanischen Raum nehmen verschiedene Indianerstämme Vanille zur Stärkung des Gehirns.

 Unser Weg führt uns zum Strand mit dem ersten Blick auf die spektakulären Granitformationen. Wir sind am Anse Source d'Argent, der weltweit als einer der Traumstrände gilt. Auf den gesamten Inseln der Seychellengibt es viele solcher Traumstrände. Sie stehen als Synonym für faszinierende Schönheit und absolute Einzigartigkeit. Bei internationalen Auszeichnungen, welche die schönsten 100 Strände der Welt küren, sind die Strände der Seychellen eigentlich immer an den ersten Stellen zu finden. Sie sind gesäumt von bilderbuchartigen Palmenreihen und bizarren Granitfelsen, zwischen denen der feine Korallensand von kristallklarem Wasser umspült wird. Da die Insel fast vollständig von einem Korallenriff umgeben ist kann man in dem türkisfarbenen Wasser 100m raus gehen bis zum Riff.

 Wir sind alle fasziniert von diesem Traumstrand, aber es wird später noch spektakulärer und schöner. Wir gehen noch ein Stück weiter zum historischen Siedlerhaus der Familien Rassool/Hossen auf der L'Union Estate Farm. Dieses historische Siedlerhaus das man auch mieten kann für besondere Feiern gehört u.a. zum Nationaldenkmal L'Union Estate Plantage.

 Hinter dem alten Siedlerhaus zu Füßen eines der Riesen-Granitfelsen gibt es ein Gehege mit großen Aldabra-Schildkröten. Diese Landschildkröten können 1m lang werden. Die Männchen können bis zu 5 Zentnern und die Weibchen knapp über 3 Zentner wiegen. Da die Tiere absolut friedlich sind kann man sie auch am Hals kraulen. Viele brechen auch Zweige ab und füttern die Tiere damit. Erst wenn sie nach dem Futter greifen sieht man was für lange Hälse die Tiere haben. Die älteste Aldabra-Riesenschildkröte (Aldabrachelys gigantea) wurde sage und schreibe 256 Jahre alt.

 Und dann kommt die Attraktion für viele Besucher, zwei Schildkröten bei der Paarung bzw. bei der Eierbefruchtung, denn wir sind in der Hauptpaarungszeit die in der Regenzeit zwischen Oktober und April hier liegt. Das Männchen macht dabei schon ganz schön laute Geräusche. Die Eiablage erfolgt allerdings erst in den kühleren Monaten von Juni bis September. Die Tennisball großen Eier wiegen zwischen 40g und 75g und werden bis zu 25 Eiern pro Gelege abgelegt.

 Unser Weg führt uns weiter durch Palmenhaine vorbei an Riesengranitfelsen zum nächsten Strand.

 Wir sind am absoluten Traumstrand angekommen, dem Anse Source d’Argent. Hier befindet sich nur der feinste Korallensand umgeben von bizarren Granitfelsen die von kristallklarem Wasser umspült werden, sondern auch das El Dorado für Modefotografen und Werbefilmer. Wer sich entsprechende Werbeaufnahmen aufmerksam ansieht, entdeckt oft den unverwechselbaren Seychellen-Look (z.B. Bounty, Bacardi oder Raffaelo).

 Alle 100m gibt es eine neue wunderschöne Bucht. Bei der Vielzahl der Strände ist es überhaupt kein Problem menschenleere Flecken zu finden, die wirklich die Bezeichnung Traumstrände verdienen.

 Zwischen den einzelnen Buchten an schattigen Plätzen gibt es immer wieder rege Verkäufer die einem kühle Kokosnuss-Drinks anbieten die wunderschön mit Blüten verziert sind.

 Viele sagen der Strandabschnitt Anse Source d'Argent mit seinen spektakulären Granitformationen ist der schönste Strand der Welt. Auf jeden Fall ist er der meistfotografierte Strand der Welt. Er ist ein weltweit einzigartiges Fotomotiv, das immer wieder in der Werbung, in Modezeitschriften und sogar in großen Hollywood-Produktionen auftaucht. Je nach beworbenem Produkt oder Filmhandlung wird der Strand dabei auch gerne einmal in den Pazifik oder in die Karibik „verlegt“, doch in Wirklichkeit gibt es diese von Wind und Wellen rundgeschliffenen riesigen Granitblöcke einzig und allein auf La Digue. So muss eigentlich das Paradies aussehen. Man muss sich wirklich zurückhalten mit dem Fotografieren, denn man kann hier auf nur 1km Länge einen Chip vollknipsen. Das es hier auch anderen Menschen gefällt dazu ein paar Meinungen:

 „Das ist schon ein Genuss: blaues warmes Meer, puderweißer Sand, riesige dunkle Felsen im Sand und dazwischen Palmen“.

 „Bilderbuchstrand auf La Digue, leider musste man jedes Mal 100 Rupien bezahlen um an den Strand zu gelangen“.

 „Natürliche Landschaft die man fast nicht in Worte fassen kann. Pflanzen, Palmen wie in der Südsee, Dschungel oder der feine Sandstrand, typische Felsformationen die man nur auf den Seychellen findet harmonisch miteinander verbunden“.

 „Diesen Strand und die tollen Granitmonolite muss man mal gesehen haben - nicht nur auf Hochglanzprospekten“.

 „Auch nach der achten Reise auf die Seychellen stellte ich wieder fest, dass die Anse Source d´Argent der wohl fotogenste Strand der gesamten Seychellen ist. Beschreiben kann man das Flair nicht; man muss es selbst erlebt haben! Darum sagt ein Bild auch wohl mehr als tausend Worte..."

 Wir nehmen Abschied von Anse Source d’Argent und werden ganz unromantisch per Bus zum Hafen gefahren. Es geht auf die Fähre, die uns in ca. 15 Minuten zurück nach Praslin bringt.

 Praslin ist die zweitgrößte Insel der inneren Seychellen mit 12km Länge und 5km Breite. Auf Praslin leben rund 7.000 Menschen. Die Insel ist auch die Heimat der Seychellenpalme (Coco de Mer).

 Unser nächstes Ziel ist in Mitten der Insel das Naturschutzgebiet Vallée de Mai, das 1983 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Schon die Fahrt dorthin hat einen Hauch von Urwaldabenteuer. Das Maital, wie es in Deutsch heißt ist mit 19,5 ha eines der weltkleinsten Nationalparkgebiete.

 Das Vallée de Mai blieb bis 1930 unberührt im Gegensatz zu den meisten anderen Gebieten der Seychellen. In der 30er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der damalige Landbesitzer dies zu einem Erholungsgebiet und botanischen Garten umgestaltet. Dabei hat er Zierpflanzen die hier ursprünglich nicht wachsen gepflanzt. 1945 hat die Regierung das Tal übernommen und alle ortsfremden Pflanzen nach und nach entfernt um das Tal in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu wandeln. Das benötigt Zeit, weil viele endemische Arten verschwunden sind. Hier ist auch die traditionelle Heimat der Seychellenpalme von denen sich hier auf engstem Raum ca. 5.000 befinden. Viele andere Pflanzen die vom Aussterben bedroht sind kann man hier noch finden. Neben den Palmen sind hier auch drei der vier endemischen Schraubenbaumarten der Seychellen. Schon wenige Meter nachdem man seinen Eintritt von rund 25€ bezahlt hat befindet man sich im Urwald.

 Wir durchstreifen den Urwald und sehen so manch andere Frucht neben den vielen noch grünen Coco de Mer. Bei 30 Grad ist es hier sehr angenehm kühl. Unter fachkundiger Führung sind wir auf einem ca. 1 stündigen Rundweg unterwegs.

 Hier wächst die sagenumwobene Seychellenpalme deren Samen die Coco de Mer weltberühmt wurde und nur hier gibt. Ihre Samen sind die größten des Pflanzenreichs. Die Palme erreicht eine Höhe von 24 Metern und einen Stammdurchmesser bis zu 50cm. Die Krone besteht aus ca. 15 bis 20 Blättern die eine Halbkugel bilden. Hier im Park sind alle Palmen gekennzeichnet. Das F steht für Frau oder Femme, denn es gibt männliche und weibliche Palmen. Das Geschlecht ist nur an den Fruchtständen zu erkennen. Der männliche Blütenstand erinnert an einen Penis und der weibliche Blütenstand an viel Fruchtbarkeit. Die vielen grünen Nüsse sind noch unreif und fallen dann nach der Reife ab und man findet dann die Samen die einem Frauenschoss ähneln und sehr wertvoll sind und sehr sehr teuer bezahlt werden müssen.

 Wer gute Augen hat kann an dem männlichen Samenstab ein Camäleon entdecken das hier endemisch ist. Hier im Wald findet man auch verschiedene Nektarvögel, Inselamseln, Geckos und Schnecken. Die einzigen Säugetiere hier sind der Seychellen-Flughund und der hier nicht heimische Große Tenrek (Igelart).

 Es dauert etwa 25 Jahre, bevor ein Baum erstmals Früchte tragen kann. Nach ungefähr 100 Jahren erreicht die Palme ihre volle Höhe. Die Nuss braucht 2 Jahre um zu keimen und weitere 7 Jahre von der Befruchtung der weiblichen Frucht bis zu deren Reife. Wenn die Nuss 9 - 13 Monate alt ist und das obere der Spitze gelb aussieht, ist dies die Andeutung, dass die Frucht essbar ist.

 Die Coco de Mer, gilt als weltweit größte Kokosnussart (bis zu 22,5kg) und erhielt ihren Namen durch ein Missverständnis. Ferdinand Magellan der im 16. Jh. die Welt umsegelte fand diese Nüsse im Meer schwimmend und war der Meinung, dass diese Nüsse an einem riesenhaften Baum auf dem Grund des Meeres wachsen müssen.

 Es gibt viele Sagen um die Coco de Mer, so soll in stürmischen Nächten, wenn niemand wagt, in den Wald zu gehen, es passieren: Die Meeresnusspalmen feiern Hochzeit. Dann paaren sich die männlichen Palmen mit den weiblichen Palmen. Wer dabei zusehe, so heißt es, müsse sterben. Was an diesen stürmischen Nächten im Wald passiert, weiß tatsächlich niemand. Ist es der Wind oder sind es Eidechsen und Insekten, die bei der Befruchtung helfen? Biologin Frauke Fleischer-Bogley die im Vallée de Mai, dem geheimnisvollsten Urwald der Welt, arbeitet an der Erforschung dieses Phänomens.

 Die riesenhaft gefächerten Blätter der Palmen bilden ein Dach das vor Regen und Sonne schützt und bei 80% Luftfeuchtigkeit ist das der ideale Nährboden für diesen immergrünen Urwald. Die Seychellenpalme ist auch eine Einnahmequelle, denn die Coco de Mer wird an die Touristen verkauft und die Blätter werden zum Dachdecken und Flechtarbeiten genutzt. Aus dem Holz werden Palisaden und Wassertröge hergestellt. Aus den Samen wird Essgeschirr hergestellt.  Mit dem Flaum von jungen Blättern werden Polster gefüllt.

 Bis Anfang der 1980er Jahre exportierten die Seychellen etwa 100 Nüsse pro Jahr nach Indien. Inzwischen wurde der Export der Nuss jedoch endgültig eingestellt, und man hat die Zahl der Nüsse, die pro Jahr verkauft werden dürfen, gesetzlich auf ca. 1.000 Stück limitiert. Sie werden meist auf Hochglanz poliert und lackiert zu Preisen zwischen 150–300 Euro als Andenken an Touristen verkauft. Eine Coco de Mer Kokosnuss darf nur mit einer "Coco de Mer Permit" ausgeführt werden, welche unbedingt beim Kauf einer Nuss beiliegen sollte. Ohne diese Bescheinigung, darf die Coco de Mer nicht ausgeführt werden.

 Durch seine Form wurde sie auch begehrt bei den Reichen der Welt. Die Briten sollen damals eine Coco de Mer für 400 Pfund Sterling (heute ca. 70.000€) gehandelt haben. In Japan galt die Frucht als heilig. Der in Prag residierenden Kaiser Rudolf II. von Habsburg, Haupt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war so eine Nuss für seine Erotiksammlung sogar 4000 Goldflorin wert. Die Form verführte natürlich auch einige Frauen unserer Reisgruppe zum Scherz einen Vergleich anzustellen. So eine Coco de Mer hat immerhin rund 20kg Gewicht.

 Nach diesem sehr beeindruckenden Spaziergang unter dem Palmenmeer fuhren wir quer über die Insel zu einem schönen Strand. Die Fahrt auf diesen Straßen ist schon abenteuerlich. Die Straßen führen über manchen Buckel wo unser Kleinbus in den 1. Gang schalten muss sonst würgt er ihn ab. Es gibt hier Abschnitte die sind steiler wie unsere Alpenpässe.

 Wohlbehalten erreichen wir einen der schönsten Strände auf Praslin dem Anse Lazio der neben dem Anse Kerlan zu den schönsten hier auf der Insel gelten.

 Der Strand von Anse Lazio ist nicht wie die anderen Sandstrände der Seychellen von Korallenriffen begrenzt. Hier gibt es nur große Granitfelsen in Strandnähe. Durch diesen Umstand gab es im August 2011 zwei tödliche Haiangriffe, die weltweit durch die Presse gingen. Heute ist aber alles friedlich hier und die Menschen genießen den herrlichen Sand mit dem türkisfarbenen Wasser. Viele unserer Reisegruppe nutzen den 2 stündigen Aufenthalt hier am Wasser zum Baden oder Sonnenbaden.

 Gegen 17 Uhr heißt es mit dem Bus quer über die Insel zum Fährhafen.

 Nach einer einstündigen Fahrt sind wir wieder auf Mahé. Es geht per Bus zurück in die Beau Vallon Bucht. Der Samstag ist zum Baden und Relaxen, denn der Sonntag steht ganz im Zeichen von Marathon, Halbmarathon sowie 10km und 5,5km Lauf und Walking.

Ende Teil 1