39. Springe - Deister Marathon 2015

Viermal Springe Saupark und zurück

28.03.2015 von Bernd Neumann

 Die LangLaufGemeinschaft Springe e.V. gehört mit seinem Springe-Deister Marathon zu den ältesten Marathons in Deutschland. Der älteste Marathon ist der „Rund um den Baldeneysee“ in Essen. Er wurde erstmals in 1963 veranstaltet. Der Springe-Deister Marathon ist in der Rangliste der über 30 mal ausgetragenen Marathons an Stelle 12.

 Der Start-Zielbereich befindet sich im Sport- und Schulzentrum Süd in Springe in der Harmsmühlenstraße. Springe ist eine 30.000 Einwohnergemeinde (Kernstadt 13.000) rund 30 km südwestlich von Hannover. Die Stadt liegt am Fuße des Deisters, einem Höhenzug im Calenberger Land. Der Ort hieß vor tausend Jahren Hallerspring, da er an der Quelle der Haller liegt.

 Heute ist der Marathonstart um 12 Uhr und so kann man gemütlich nach Springe fahren. Für mich sind das über die Landstraße rund 2 Stunden oder 130 km Fahrt.

 In der Sporthalle kann man sich nachmelden bzw. seine Startunterlagen abholen. Die Startgebühr für den Marathon sind 12 € bei Voranmeldung + 3 € als Nachmelder. Die Zeitnahme erfolgt über einen Transponder der am Schuh befestigt wird.

 Heute starten die Marathonläufer als erste und die anderen Strecken Halbmarathon, 10 km, 5 km, Walker und Kids in Abständen nach und nach. Bei der Laufstrecke handelt es sich um einen nach IWB-Regeln vermessenen Kurs der damit auch Bestenlisten fähig ist. Damit auch jeder seine Strecke findet, ist jeder Kilometer farbig ausgeschildert. Für uns Marathonis ist die Farbe blau richtungsweisend, HM gelb, 10 km rot. Der Veranstalter gibt als Höhendifferenz zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Punkt 35 m an. Mal sehen wieviel Wellen dazwischen die Zahl noch steigen lassen.

 Wie ich heute mal wieder mit meinem Lauffreund Dieter in der Halle neben der Schule ankomme sitzen da drei Kameraden vom Marathonclub 100 auf einer Turnbank beim 2. Frühstück. Sylvia, Gerd und Maria sind heute auch wieder da und so gibt es wie immer eine herzliche Begrüßung.

 So gegen 11:30 Uhr heißt es langsam fertig machen für den Lauf. Was ist heute die richtige Kleidung und so wählt jeder sein passendes Laufoutfit.

 Da der Start nebenan auf dem Sportplatz stattfindet, geht unsere Marathongruppe rüber zum Sportplatz. Auf dem Weg dahin begegnet uns Horst Preissler. Horst war der erste Marathonsammler, der weltweit unterwegs war und die 1.800 Marathons überschritten hatte. Ab diesem Jahr läuft er in der M 80 und es geht halt nicht mehr so wie früher, deshalb hat er mit dem Veranstalter ein Gentlemen agreement getroffen. Er startet früher und wird per Handzeitmessung gewertet.

 Während wir auf den Sportplatz gehen hat er seine erste von den vier Runden hinter sich. Auf dem Sportplatz erwartet uns die 1. Vorsitzende und gibt uns die Zeit an bis zum Start. Dann zählen wir gemeinsam die letzten Sekunden runter und los geht es.

 Eine halbe Runde über den Sportplatz und dann am Ziel vorbei auf die Harmsmühlenstraße. Hier erwarten uns viele Zuschauer, die aber wegen ihren kleinen Rennern hier sind, die nach uns starten.

 Über die Harmsmühlenstraße verlassen wir recht schnell den Ort. Noch vor dem ersten Kilometerschild überqueren wir die Haller. Dieser hier noch kleine Fluss entspringt ganz in der Nähe und endet nach 21 km bei Nordstemmen in der Leine. Vor der B 217 biegen wir rechts ab auf den Weg der Kunst.

 Eine lange bunte Läuferschlange zieht sich über den asphaltierten Weg der uns ca. 1 km schnurgerade zur Kaiserallee durch Feld und Flur führt. Am Abzweig sind zwei berittene Sanitäterinnen die über uns bzw. unsere Gesundheit wachen.

 Der Kaiserallee folgen wir rund 600 m und biegen dann ab in Richtung Alvesrode. Bevor wir jedoch den Ort sehen geht es leicht aufwärts rund 200 – 300 m. Jetzt in der 1. Runde ist es windstill und so geht es für alle locker über den Hügel. Dann erreichen wir beim Km-Schild 4 neben dem Friedhof Alversrode. Der Ort mit seinen 500 Einwohnern gehört seit 41 Jahren zu Springe. Vor knapp 800 Jahren wurde der Ort erstmals urkundlich als „Zum Rohde“ erwähnt.

 Es geht zickzack durch den kleinen Ort an der Ole-August-Eiche vorbei in Richtung Wisentgehege. Einen Kilometer weiter erreichen wir den Eingang vom Wisentgehege im Saupark Springe. Bevor wir in den Park sprich Wald eintauchen überqueren wir noch die Haller, den Eselsbach und den Hallerbruchgraben.

 Die Laufstrecke führt uns rechts der Straße entlang um den Parkplatz, vorbei am Haupteingang vom Wisentgehege. Der Saupark Springe ist von einer 16,3 km langen Mauer umgeben. Viele Wildarten wie z. B. Wildpferd, Elch, Rotwild, Bär, Wolf oder auch Muffelwild sind hier anzutreffen.

 Wir biegen nun rechts ab in den Wald. Hier erwartet uns eine Versorgungsstation mit vielen netten und sehr, sehr hilfsbereiten Helfern. Danke hier nochmal an die immer freundliche Ansprache und gute Versorgung.

Durch den Hallerbruch geht es für uns in Richtung Jagdschloss. Durch den noch grauen Wald erreichen wir nach rund 1 km die Landstraße. Nun folgen wir der Straße in Richtung Springe. Neben uns begleitet uns ein Stück die 16,3 km lange Mauer die den größten Teil des Parks umschließt. Sie führt uns direkt neben das ehemalige Jagdschloss. Dies ließ König Wilhelm IV. Mitte des 19. Jahrhunderts erbauen. Heute ist es ein Museum für Natur, Jagd und Kultur.

 Nun geht es weiter über den leicht welligen Fuß- und Radweg nach Springe. Der letzte Kilometer ist leicht abschüssig und so kann man es nochmal rollen lassen. Dann biegen wir vor der Schule ab und laufen zickzack um die Gebäude zum Ziel. Hier werden unsere Startnummern notiert damit auch jeder seine 4 Runden läuft.

 Das erste Viertel ist geschafft und es folgt die 2. Runde. Hier befindet sich eine weitere Versorgungsstation. Dann geht es weiter um die Gebäude und wieder auf die Harmsmühlenstraße. Es geht wieder raus aus dem Ort und es folgt der schöne Fernblick in Richtung Deister.

 Über den Weg der Kunst geht es wieder zur Kaiseralle. Mein Blick geht nach rechts zur bewaldeten Erhebung. Es ist der Kleine Deister, ein Höhenzug, über den es eine Redensart gibt, genauer gesagt über den es fast 500 Interpretationen gibt.

 Beim: „Über den Deister gehen bzw. gegangen“ fällt mir ein man kann das mit verschwunden oder verstorben interpretieren, was so viel heißen soll wie „Mit dem will ich nichts zu tun haben“.

 Eine Runde, die sehr abwechslungsreich ist und damit auf keinen Fall langweilig wirkt. Auch die zweite Runde vergeht recht schnell und so habe ich die erste Hälfte der vier Runden geschafft. Die Zeit passt heute auch, denn Zielschluss ist erst nach 5 ½ Stunden.

 Es folgt die 3. Runde. Am Versorgungsstand im Saupark wird mir ein Bier (natürlich alkoholfrei) angeboten und so kann ich nicht wiederstehen. Dann wird noch ein Stuhl angeboten und auch den nutzte ich kurz, um mein Bier zu trinken, dann geht es weiter durch den Wald in Richtung Schloss. Hier werde ich vom führenden Marathoni Timo Forstner überrundet. Nur kurz danach folgt ihm der M50er Thomas Hamann der spätere Sieger.

 Bei Blick zum Kleinen Deister kommt mir eine weitere Deutung in den Sinn. Leute die vom Schaumburger Land nach Hannover wollten, mussten „über den Deister gehen“ um die große Stadt zu erreichen. Oder allerdings historisch umstritten mussten die Menschenopfer zur Alten Taufe über den Deister gehen.

 Wie ich die 3. Runde beende kommen mir in Zielnähe schon viele Läufer der kürzeren Strecken geduscht und umgezogen entgegen. Für mich ist der Wettkampf jedoch noch nicht vorbei, denn jetzt heißt es ab in die letzte Runde. Das Wetter ist zum Laufen heute richtig gut nur ab und zu ein wenig Wind und bis jetzt bleibt auch der angesagte Regen aus.

 Es folgt die 4. und letzte Runde. Auf der Kaiserallee sind die 4 berittenen Sanitäterinnen beim Plausch, wie toll es heute mit den Pferden im Wald war. Ich finde es auch toll auf dieser sehr kurzweiligen Strecke meine Runden zu drehen.

 Zum letzten Mal durch Alvesrode am Kleinen Deister vorbei. Da fällt mir doch noch was zum Deister ein. In der Gemarkung Nienstedt wurden von Mönchen des Klosters Barsinghausen zwischen dem 12. und 17. Jh. Flächen gerodet. Da viele kleine Siedlungen keinen eigenen Friedhof hatten, mussten die Verstorbenen „über den Deister gehen“ um beerdigt zu werden.

 Egal was es auch immer war durch das Nachdenken und Grübeln ist die Zeit und die Strecke auch schneller vergangen und ich komme nach knapp 5 ½ Stunden ins Ziel. 17:30 Uhr sollte Zielschluss sein und so habe ich es locker noch geschafft aber diesmal nicht als letzter Finisher.

 Horst Preissler ist noch auf der Strecke, er hat noch eine Runde vor sich, ist aber guter Dinge wie ich mit ihm spreche. Ich kenne zwar nicht seine Endzeit von heute wünsche ihm aber das er auch diesmal noch unter 10 Stunden bleibt.

 Zum guten Schluss fällt mir auch noch ein, das hier in Springe am 20. April 1818 Heinrich Göbel geboren ist, der nach eigenen Angaben schon vor Edison die Glühlampe mit Kohleglühfaden erfunden hat. Übrigens ist hier 1969 Oliver Knöbel geboren der heute als die wohl bekannteste Drag Queen (Olivia Jones) auf der Hamburger Reeperbahn sein zu Hause hat.

 Ins Marathonziel kamen heute 14 Frauen und 80 Männer. Dies bedeutet ein leichter Rückgang bei den Marathonis. Insgesamt sind bei der Veranstaltung knapp 1.000 Läufer unterwegs gewesen. Ich wünsche der LLG Springe das im nächsten Jahr zum 40. Marathon wieder viel mehr Marathonis kommen, denn diese Veranstaltung und die schöne kurzweilige Strecke verdienen viel mehr Teilnehmer.

Marathonsieger:                                                                           Marathonsiegerinnen:

1. Thomas Hamann -  Ski-Club Springe         3:09:141.              1. Sanna Almstedt - ASFM Göttingen               3:31:40

2. Alfred Neugebauer - Neugebauer              3:15:072.               2. Silke Gielen - Harburger SC                         3:31:42

3. Timo Forstner - TSG 1845 Heilbronn         3:15:123.               3. Ines Roessler - VfB Fallersleben                  3:32:49