4. Landgoed Twente Marathon NL 2011

„Der einzigarte Marathon mit Geschmack“

 

8.10.2011 von Bernd Neumann

 „Een unieke marathon met smaak“ heißt in Deutsch “der einzigartige Marathon mit Geschmack“. Was das zu bedeuten hat kläre ich im Laufe des Marathonlaufes auf. Nun an der Sprache werdet ihr unschwer erkennen ich bin mal wieder in den Niederlanden. Letztes Wochenende in Italien, dieses Wochenende in den Niederlanden und die nächsten zwei Wochenenden in Canada. Durch Zufall habe ich diese Perle entdeckt, nachdem ich vom Zwei-Länder-Marathon in Pfronten eine Absage erhielt. Der Lauf fällt aus wegen zu geringer Teilnahme. Solche Probleme haben die Veranstalter vom Landgoed Twente Marathon nicht. Im Gegenteil, in diesem Jahr war der Zuspruch so groß das sie die Teilnehmerzahl begrenzen mussten. Als ich mich am Donnerstagabend anmelden will ist die Anmeldung längst geschlossen. Es gibt auch keine Ausnahme, aber mein Startwunsch nach einem Solo-Marathon wurde an die Teilnehmer weitergegeben ob jemand nicht startet. So kam es das mir Onno van Assema aus Purmerend, einer Stadt 20km nördlich von Amsterdam gemailt hat, er wolle Duo machen und verkauft mir seine Startkarte. Ruckzuck habe ich zugesagt und so gab es mit dem Quäntchen Glück einen Startplatz für mich beim Landgoed Twente Marathon 2011.

 Nun erst mal, wo befinden wir uns überhaupt. Meine Reise geht von Kassel aus über Bielefeld und Osnabrück weiter nach Gronau über die Grenze nach Enschede. Von dort aus sind es noch ca. 20km in nördliche Richtung bis nach Rossum. Von dort aus sind es nur noch wenige Kilometer bis mitten im Grünen Land das Landgut Havezathe Het Everloo liegt. Hier ist für heute unserer Marathonzentrum.

 Unsere Reise bringt uns in die Region Twente, rund um die Städte Almelo, Enschede und Hengelo. Der Name der Region Twente wurde aus dem germanischen Stamm der Tubanten oder auch Tubanti genannt abgeleitet. Sie ließen sich gegen Ende der Völkerwanderung in dieser Region nieder und lebten bis ins 4. Jahrhundert hier. Der Name dieser alten Volksgruppe lebt noch in Form der Tageszeitung De Twentsche Courant Tubantia oder auch im Fußballclub H.V.V. Tubantia Hengelo weiter.

 Zurück in die National-Landschaft Noordoost-Twente. Hier wird heute der 4. Landgoed Twente Marathon stattfinden. Es gibt zwei Möglichkeiten an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Die erste ist die Klassische Laufstrecke von 42,2km zu laufen. Die zweite ist die Möglichkeit als Duo zu starten und zwar in der Form das beide die Strecke absolvieren müssen, wobei man abwechselnd immer einer laufen und der andere mit dem Fahrrad begleitet. Man kann sich so oft wie man will abwechseln, aber einer muss immer laufen. Die Mitnahme auf dem Fahrrad führt zur Disqualifikation. Dies wird auch auf der Strecke überwacht durch die Streckenposten und die Bromfiets-Rijders (Mopedfahrer) in ihren langen braunen Ledermänteln.

 Das besondere an dieser Veranstaltung ist nicht nur das die Strecke durch viel Natur führt. Die Güter und Höfe auf der Laufstrecke haben speziell an diesem Tag ihre Türen und Tore geöffnet um den Teilnehmern ihre kulinarischen Produkte anzubieten. Dazu während des Laufes mehr.

 Die Laufstrecke führt im Uhrzeigersinn über eine große Runde, vorbei an den Orten Denekamp im Norden und De Lutte im Süden sowie im Südwesten streifen wir Oldenzaal.

 Nach meinem Ankommen am Landgut Everloo ging ich zur Anmeldung, denn hier wollte ich meinen Obolus an Onno van Assema übergeben. Wobei ich Obolus nicht als geringwertig, wie die Griechen es nannten, sehen würde, sondern eher als gering zum Gegenwert der heutigen Veranstaltung. Durch Zufall traf ich auch gleich Onno mit seinem Duokollegen. Ich hatte Onno ein Foto von mir geschickt so war der Kontakt schnell hergestellt. Wie haben auch gleich ein Erinnerungsfoto in der großen Scheune bzw. Halle gemacht.

 Heute Morgen auf dem Hofgut ist richtig was los. Von allen Seiten kommen Läufer und Radfahrer. Die Anmeldung geht recht schnell und so sehe ich mich erst mal hier um. Es wird natürlich niederländisch, d.h. flämisch gesprochen. So manchen Brocken kann ich verstehen. Ab und zu spricht auch mal einer deutsch. Aber alle verbindet eine gute Laune obwohl es heute Morgen nur um die 10 Grad hat. Auf dem Platz gibt es ein offenes Feuer was auch viele nutzen, um nicht völlig auszukühlen. In den Startunterlagen gibt es einen Bon und dafür gibt es schon vor dem Start heißen Kaffee und natürlich Rosinenbrot, meine Leibspeise.

 Draußen kommen jetzt die vielen Fahrräder die später die Duoteilnehmer nutzen in den Park Ferme. Auf der Starterliste sind rund 550 Starter gemeldet, davon 88 Solo, sprich Marathon allein laufen. So kommen zu den 462 Duos nochmal 462 Räder dazu. Auf Grund des großen Teilnehmerfeldes wird heute in zwei Startgruppen gestartet. Die erste Gruppe wo ich drin bin startet um 9:30 Uhr die zweite Gruppe startet um 10 Uhr.

 In der Nähe des Startplatzes spielt schon unentwegt eine Musikgruppe zur Unterhaltung der großen Masse an Teilnehmern und Zuschauern. Es geht langsam auf 9:30 Uhr zu und jetzt gibt es vom Sprecher sowie von Offiziellen noch Ansprachen. Dann sind die Jagdhornbläser dran und um 9:26 Uhr erfolgt der Startschuss für die erste Gruppe der Läufer. Die Radfahrer müssen noch ein wenig warten und starten nach uns von der nebenliegenden Wiese. So können wir Läufer uns erst mal sortieren.

 Die Laufstrecke führt uns die ersten Kilometer über Asphaltstraßen zwischen satt grünen Wiesen und Maisfeldern entlang. Ab und zu schauen uns ein paar Rindviecher oder Pferde zu wie wir des Weges an ihnen vorbei laufen. Überall herrscht gute Laune und es wird sich laufend unterhalten.

 Das Wetter meint es jetzt auch noch gut mit uns, denn die Sonne ist durch die Wolken gekommen. So nach 2km hat sich das Feld auseinander gezogen und die ersten Radfahrer kommen an uns vorbei. Ab jetzt ist es ein nebeneinander mit den Radfahrern. Die roten Nummern sind die Marathonis, die schwarzen Nummern sind die Duo`s. Durch meine Ummeldung habe ich jedoch auch eine schwarze Nummer erhalten.

 Es geht kreuz und quer durch die Wiesenlandschaften immer wieder an einzelnen Häusern und Höfen vorbei. Das Tempo so um mich rum liegt im Moment bei 7min pro Kilometer. Die meisten haben es nicht eilig, denn es sind auch viele hierbei für die das schon recht flott ist. Viele dieser Gruppe kommen später, obwohl sie sich laufend abwechseln, mit mir ins Ziel. Es ist einfach toll in dieser Landschaft zu laufen.

 So nach ca. 4,5km knallt es laut neben uns im Wald. Es ist Jagdzeit und kurz danach gibt es ein riesiges Spalier aus Jägern und deren Helfern die uns zujubeln.

 Nur einen knappen Kilometer weiter kommen wir an die Wassermühle vom Landgut Singraven. Hier an den Krümmungen der Dinkel steht die ehemalige Holzsägemühle die für die Niederlande einmalig ist. Drei große Mühlräder mit einem Durchmesser von jeweils 5,5 Metern haben hier ihre Arbeit verrichtet an der aus dem Jahre 1448 stammenden Mühle. In dem für die Mühle aufgestauten Wasser liegen die zu sägenden Stämme ca. 1 Jahr und erhalten durch diese Konservierung die Qualität tropischer Harthölzer. Der gesamte Mühlenkomplex umfasst neben der Holzsäge- und Getreidemühle auch eine ehemalige Ölmühle. Der gesamte Mühlenkomplex ergibt ein harmonisches Bild das komplett in Fachwerk erbaut wurde. Die ehemalige Ölmühle ist heute ein Vorratslager für das daneben stehende Restaurant.

 Und das ist auch das Stichwort für unsere erste Versorgungsstelle oder besser gesagt unser erstes Restaurant. Hier gibt es einen Riesenstau, denn alle wollen die leckere Kartoffel-Rettichsuppe probieren oder sich einen Keks mit den leckeren Marmeladen schmieren. Auch ich muss das natürlich probieren. Wasser gibt es übrigens auch. So nach mehreren Minuten Rast geht es langsam weiter.

 Neben uns verläuft ein Stück die Omdinkel die wie ein Teich wirkt, denn hier wird das Wasser für die Mühle angestaut. Kurz danach sehen wir rechts der Laufstrecke das ehemalige Rittergut Singraven das am Ende einer majestätischen Auffahrt liegt. Das Landgut wurde erstmalig 1381 erwähnt. Der Bau des ersten Hauses erfolgte 34 Jahre später. 1505 wurde es ein freies adeliges Rittergut. Danach wechselten die Besitzer mehrfach. Das heutige Erscheinungsbild prägte der letzte Besitzer Willem Frederik Jan Laan (1891-1966). Er gestaltete die neoklassistische Fassade sowie die Einrichtung im Stil von Ludwig des XV. und Ludwig des XVI. Laan hat auf viele Details geachtet wie die Möbel, Gemälde, Silber, Porzellan sowie auch auf die Tapeten. Er legte auch den Grundstein für den herrlichen botanischen Garten und Park, der das Anwesen umgibt. Da Laan ledig war hat er das gesamte Anwesen mit Wassermühle und sieben großen Höfen der Stiftung Edwina van Heek vermacht, mit der Auflage alles unverändert zu lassen, so hat man heute den Eindruck das er jederzeit durch die Tür kommen kann.

 Wir laufen ein Stück um das Gebäude und Park und folgen der Sagenland-Route. Die Sonne scheint herrlich und es ist wirklich eine wunderschöne Gegend hier. Der Veranstalter vom LTM (Landgoed Twente Marathon) dionysos Loopgroep Denekamp hat die Strecke sehr gut gekennzeichnet. Überall wo es abzubiegen gilt sind die Schilder mit den dicken roten Pfeilen. Wirklich vorbildlich. Nach knapp zwei Kilometern kommen wir an den Rand der Gemeinde Denekamp.

 Denekamp gehört zur Gemeinde Dinkelland. Die Bevölkerung lebt vom Tourismus und von der Viehhaltung. Viele Einwohner arbeiten auch im benachbarten Oldenzaal. Wir laufen durch Wohnstraßen und kommen direkt auf die Nikolauskirche zu. Der Utrechter Bischof hat diese Kirche 1527 eingeweiht. Wir laufen aber nicht zur Kirche sondern biegen kurz vorher ab in das Gemeindehaus von Dinkelland. Hier in der großen Halle werden wir von einem Chor unterhalten. Aber das ist nicht alles, denn wir sind nach nur zwei gelaufenen Kilometern am nächsten Verpflegungspunkt. Hier hat die Bäckerei Winter ein Buffet aufgebaut mit ihrem herrlich gut schmeckenden Rosinenbrot. Ich komme einfach nicht drum zweimal zuzugreifen. Zu trinken gibt es Orangen- oder Grapefruitsaft und Wasser.

 Hier sind auch viele Teams die sich umziehen um aufs Rad oder auf die Laufstrecke vorzubereiten. Auch jetzt heißt es nach längerer Pause aufhören zu essen und zu trinken und weiterlaufen. Es geht auf der anderen Seite der Halle durch einen Ausgang weiter. Beim Blick um die nächste Ecke gibt es nochmal einen schönen Blick auf die Nikolauskirche. Dann geht es weiter durch Wohnsiedlungen raus aus dem Ort. Kurz danach unterqueren wir eine Schnellstraße und sind wieder im Grünen.

 Bei km 8,5 kommen auf einen Bauernhof, den Erve Elferman. Den werden wir aber nicht einfach durchlaufen, nein wir machen Halt am Kuhstall. Auf dem Hof werden die Limousin-Rinder gezüchtet. Hierbei handelt es sich um eine Rasse die aus der Gegend von Limousin in Frankreich stammt. Die Rinder haben ein rotes bis weizenfarbiges Fell mit charakteristischen Aufhellungen an Augen, Flotzmaul und Füßen und sind sehr verfressen was wir gleich im inneren des Stalles sehen werden. Hier im Stall gibt es wieder Versorgung mit Rotwein oder bzw. und Weißwein. Muss ich auch probieren, lecker. Jetzt noch ein Foto mit den Rindern und weiter geht es mal wieder nach längerem Aufenthalt durch den Stall auf der anderen Seite raus.

 Wir laufen weiter über Asphaltstraßen wo mal alle 10 Minuten ein Auto uns entgegen kommt. Es gibt aber keine Probleme mit den Fahrzeugen, es geht hier alles sehr harmonisch miteinander ab. Wir sind wieder im Grünen und laufen an einsamen schönen Häusern und Gehöften vorbei.

 Nach dem überqueren der Landstraße biegen wir auf unseren ersten Singletrail ab. Es geht über Wiesenpfade vorbei an einem großen Gartenbaubetrieb bzw. Baumschule. Da es den ganzen Morgen geregnet hatte ist dieser aufgeweicht und glitschig. Wir kommen zum benachbarten Waldrand und es heißt mal wieder Pause machen. Hier bei km 10,5 erwarten uns junge Damen mit Wasser und Fruchtcocktails. Nach dieser Vitaminpause geht es in den Wald. Hier ist der nächste Singletrail der weich und glitschig ist. Die Fahrräder müssen stellenweise schieben und wir sind im Gänsemarsch unterwegs. Überholen geht nicht, macht aber auch nichts, hier hat jeder Zeit, keiner ist am Drängeln oder meckern. So manche Pfütze versperrt uns den Weg und es heißt ganz langsam außen rum.

 Nach so einem Kilometer geht es über einen Wirtschaftsweg wieder auf die Asphaltstraße. Hier wird es jetzt ein wenig windig und es fängt kurz an zu fisseln. Wir wechseln wieder auf einen Wiesentrail der jetzt ganz schön rutschig ist. Man hat das Gefühl es ist Glatteis, aber es ist nur nasse Erde.

 Nach 3,5km kommen wir am Kilometer 14 ans Sägewerk Meuleman. Jetzt folgt das was folgen muss. Es ist die nächste Versorgungsstation. Hier gibt es verschiedene Sorten von leckerem Käse. Auch hier muss ich zweimal zugreifen so gut ist der Käse. Wasser gibt es übrigens auch. Damit man sich auch ein wenig aufhält spielen zwei Herren nebenan vor der Scheune mit der Quetschkommode. Einfach toll hier. Es fällt einem schwer weiter zu laufen. Wir müssen uns wieder lösen von dem herrlichen Versorgungstand denn wir haben noch nicht mal Halbzeit aber den Bauch fast voll.

 So geht es weiter über eine Asphaltstraße und dann auf einem Schotterweg zum km 15 Schild. Wir kommen an einem herrlich mit Reed gedecktem Restaurant vorbei und tauchen wieder in ein Waldstück ein. Der Untergrund wird jetzt recht sandig, denn wir sind im Lutterzand. Hier in diesem Kiefernwald gibt es große Sandverwehungen sprich Dünen über die wir laufen müssen. Es ist sehr schön hier und so muss ich mal wieder anhalten für einige schöne Fotos. Es ist sehr hügelig bis wir wieder auf der nächsten Asphaltstraße sind. Hier überholt mich ein Läufer barfuß. Obwohl es jetzt doch recht frisch mit so ca. 10 Grad wird er wohl nichts merken, denn er durchblutet die Füße ja durchs auftreten auf dem Weg.

 Nach einem weiteren Stück überqueren wir die Bahnlinie die wieder bestens durch Ordner abgesichert ist. Es geht ein Stück neben der Bahnlinie entlang und bei km 20,5 gibt es wieder einen Menschenauflauf. Es ist der nächste Verpflegungspunkt. Wie sollte es anders sein wieder ein ganz spezieller. Vor der großen Scheune gibt es Früchte nicht auf einem Tisch, nein von einem Herrn mit dickem Schnauzbart. Die meisten drängt es nun in die Scheune. Auch ich will sehen was es hier gibt. Hinter einem langen Tisch werden auf mehreren Pfannen frische Pfannekuchen gebacken. Die Läufer stehen geduldig in einer langen Schlange an. Es gibt aber noch anderes zu essen was ich jedoch nicht sehen kann denn die Halle ist knallvoll und ich komme nicht dahin. Da ich mich aber nicht in die unendlich, geduldig wartende Schlange anstellen will knipse ich noch einige Bilder und gehe raus. Nebenan unter einem Zelt gibt es noch mehr Früchte und auch wieder Wasser.

 Jetzt aber nach längerem Aufenthalt weiter. Nur 500m weiter kommt das Schild für den Halbmarathon. Die Hälfte ist geschafft aber es sind schon über 2 ½ Stunden seit dem Start vergangen. Macht nichts, denn auch die anderen Läufer um mich rum haben die Ruhe weg, Essen und Trinken und viel Schwätzen ist heute wichtiger wie irgendeine Zeit zu erreichen. Zielschluss ist auch erst nach 6 Stunden.

 Wir biegen ab auf einen Fietspad (Fahrradweg) und kommen an einem alten Küchenschrank vorbei wo man sich selbst bedienen kann mit Koffie. Links grüne Wiesen rechts Maisfelder so geht es ein Stück weiter. Dann auf einer Brücke die nass ist, ist eine junge Radfahrerin weggerutscht und steht ganz blass am Geländer. Das Rad ist halb unter der Brücke aber viele Hände sind sofort hilfreich zur Stelle. Es sind so viel das es für 2 Minuten nicht weitergeht denn die Brücke ist dicht von Fahrrädern und Menschen. Dann aber geht`s mit Ruhe weiter denn hier gibt es keine Hektik oder vorbei drängeln.

 Es geht weiter durch Wiesen und Felder. Am Wegesrande stehen die tollsten Formen von Pilzen was bei diesem Wetter ja auch kein Wunder ist. Bei km 23,5 kommen wir zum Arboretum Poort-Bulten. Ein Arboretum (lat. Arbor der Baum) ist eine Sammlung von verschiedenartigen Bäumen und Sträuchern. Auf Initiative des Textilherstellers AJH Geldermann wurde hier schon 1910 mit einer Nadelbaumsammlung begonnen. Der Standort umfasst 19ha wovon auf 10ha das Arboretum steht. Der andere Teil ist Naturschutzgebiet mit einer Badelandschaft. Auf diesem angelegten Park gibt es 2500 Bäume und Sträucher mit 1000 verschiedenen Arten. An den Bäumen bzw. Büschen gibt es Schilder in Niederländisch, Deutsch und Latein. Besonders exotische Bäume die hier zu finden sind ist der Tulpenbaum, die österreichische und ungarische Eiche, der Trompetenbaum aus China, der Wimpelbaum aus Westchina, der chinesische Tempelbaum sowie auch der Mammutbaum aus Kalifornien mit einem Umfang von 6 Metern.

 Nachdem wir einen knappen Kilometer durch den Park sind gibt es wieder einen Menschenauflauf. Wir sind am nächsten besonderen Verpflegungspunkt. Hier gibt es Wasser, Weißwein und Amuse-Gueules, den kulinarischen Gruß aus der Küche, ein kleines feines Häppchen zum Aperitif. Echt, echt toll was man hier alles geboten bekommt. Und wieder ein Glas Wein und danach noch etwas Wasser. Und danach auch mal wieder weiter es sind noch 18km zum Ziel und dem Ende des Marathons.

 Es geht noch ein Stück durch das Arboretum und ein Stück durch die Parklandschaft. Um genau zu seien es geht 3,5km bis zum nächsten Menschenauflauf bzw. Läuferversammlungspunkt. Richtig es gibt wieder einen Verpflegungspunkt. Wir sind am Anwesen Wilmersberg. Diesmal gibt es heiße Tomatensuppe. Nach einer weiteren längeren Verpflegungspause geht es weiter. Wir laufen an mehreren schönen großen und alten Villen und Anwesen vorbei.

 Wir sind auf dem nächsten Singletrail der am Anfang noch gut zu laufen ist aber dann immer rutschiger und enger wird. Dann überqueren wir die gutabgesicherte Straße in Richtung Radweg Rossum. Es geht über geschotterte Waldwege und Sandwege.

 Wir laufen am Waldrand über einen Trail aus Sand. Vorsicht, denn es gibt immer wieder Löcher. Bei km 31,5 ist der nächste Massensammlungspunkt. Es gibt Verpflegung Wasser, Orange und gefüllten Bienenstich. Der ist auch wieder so lecker, wie soll das nur weiter gehen? Apropos gehen, nach den kleinen Zwischenmahlzeiten gehen viele Läufer ein Stück zur besseren Verdauung, ich auch. Es sind 2/3 der Laufstrecke geschafft. Wie viel Extra-Verpflegungspunkte es noch gibt weiß ich nicht, aber satt bin ich schon. Mein Gel kann ich in der Tasche lassen, diese Verpflegung ist viel besser.

 Das nächste Stück geht über einen Waldpfad mit vielen versteckten Wurzeln unter dem Laub, Vorsicht ist angesagt. Nach dem Waldstück geht’s weiter über Wiesen wobei wir uns durch manche Engstelle quetschen müssen die auf der Laufstrecke sind. Ob da wohl alle durchgekommen sind, denn ich musste mich schon manchmal ganz dünn machen. Diese Engstellen sind für die Rinder gemacht damit diese nicht ihre Wiese verlassen, aber wir Fußgänger die diese Wiese queren können.

 Nach nur einem weiteren Kilometer sind wir am Anwesen Egheria. Wir sind auf einem 85m hohen Moränenberg, dem höchsten Punkt in der Region Overijssl. Um uns rum nur grün und dann dieses weiße herrschaftliche Haus hier mitten drin. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts (1908) hat hier der Textilunternehmer HJ ten Cate auf dem Tankenberg sich ein Anwesen gebaut. Der Name Egheria ist entstanden durch die ersten Buchstaben der Vornamen seiner Söhne, Egbert, Henry und Richard Arnold. Das ganze Anwesen hat 161 ha an Fläche.