In Ulm, um Ulm und um Ulm herum
18.09.2011 von Bernd Neumann
In Ulm, um Ulm und um Ulm herum könnte auch die einfache Beschreibung der Laufstrecke für den Marathon heißen, denn beim Blick auf den Streckenplan kommt man auf die Idee der Veranstalter könnte dieses Wortspiel benutzt haben bei der Planung und Erstellung der Marathonlaufstrecke.
Ein Wochenende wo es viele Startmöglichkeiten gibt, denn im September ballen sich die Veranstaltungen. Ich habe mir Ulm ausgesucht. Da ich bisher noch nicht in Ulm gelaufen bin und der Einstein-Marathon auch auf meiner Wunschliste steht fahre ich dieses Wochenende in den Geburtsort von Albert Einstein. Einstein wurde berühmt durch seine Relativitätstheorie, die sich mit der Struktur von Raum und Zeit befasst. Seine Beiträge veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild und so wurde er 1999 zum größten Physiker aller Zeiten von 100 führenden Physikern gewählt. 1921 wurde er mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.
Vom berühmtesten Sohn der Stadt zur Stadt selbst. Die heutige Universitätsstadt an der Donau wurde erstmals im frühen Mittelalter urkundlich erwähnt. 854 besiegelte Ludwig der Deutsche eine Urkunde in Hulma. Auch der Name von Ulm geht wie bei sehr vielen Städten auf den Ursprung von Gewässern zurück. Der Name ist ein germanischer oder vorgermanischer Gewässername der auf die Mündung der Blau in die Donau deutet. Die Besonderheit der Stadt ist das länderübergreifende Doppelzentrum mit Neu-Ulm. Während Ulm zu Baden-Württemberg gehört, liegt Neu-Ulm, auf der anderen Donauseite und gehört somit zu Bayern.
Da Ulm ca. 400km südlich von Kassel liegt mache ich mich am Samstag auf gen Süden. Über die A7 erreiche ich Ulm in knapp 4 Stunden Fahrt. Mein Quartier habe ich für dieses Wochenende bei Gudrun und Bernd Herlemann in einem Vorort von Ulm. Wir haben uns auf Malta bei einer Kultur- und Marathonreise kennen gelernt. Bernd will den Halbmarathon laufen und Gudrun macht Versorgungsposten an der Strecke mit ihrem Verein. Sie haben mich schon des Öfteren eingeladen und nun wird es war, ich komme nach Ulm.
Ich treffe so gegen Mittag in Ulm ein und parke mein Auto an der Donauhalle. Da wir uns für den späten Nachmittag verabredet haben habe ich noch Zeit mir ein wenig den historischen Stadtkern mit dem Münster, dem alten Rathaus, der Neuen Mitte sowie das Gerber- und Fischerviertel anzusehen. Die Donauhallen liegen ca. 2km nördlich vom Stadtkern. Wer Zeit und Lust hat kann direkt am Donauufer entlang wandern zum Stadtkern oder wie ich heute mit der Straßenbahn in die Innenstadt fahren. Ulm hat am Samstag den 17. September ein großes Aktionsprogramm „Ohne Auto mobil“ und deshalb kann jeder kostenlos den ganzen Tag mit Bus und Bahn fahren. Was ich auch nutze. Ich lass mein Auto an der Halle stehen.
Den heutigen Nachmittag sehe ich mir die Innenstadt rund ums Münster an, die weltberühmt wurde durch den höchsten Kirchturm der Welt mit 161,53 Metern. Ulm ist aber mehr wie nur Münster, obwohl dieses gigantische Bauwerk schon sehr beeindruckend ist. Um auf den höchsten Kirchturm zu gelangen heißt es 768 Stufen auf 141m steigen. Von der obersten Plattform hat man einen prächtigen Rundblick auf das baden-württembergische Ulm und das bayerische Neu-Ulm, und bei klarem Wetter eine Fernsicht auf die Alpenkette von Säntis bis Zugspitze.
Am 30. Juni 1377 erfolgte die Grundsteinlegung für diesen Riesenbau. Er sollte für 20.000 Menschen Platz bieten. Viele berühmte Baumeister der damaligen Zeit waren mit dem Bau der gotischen Kirche beauftragt. Als das Ulmer Münster begonnen wurde war die freie Reichstadt römisch-katholisch. Durch die Predigten des Ulmer Reformators Konrad Sam, sowie durch Luthers Bekenntnisse im Jahre 1520/1522 wurde es ein Gotteshaus der evangelischen Kirche. Konrad Sam musste die Stadtkirche von Brackenheim 1524 verlassen da er sich einige Jahre vorher der Reformation angeschlossen hatte. Er war jedoch recht umstritten da er sich mehr nach den religiösen Vorstellungen Ulrich Zwinglis richtete.
Der Bau des Münsters wurde ausschließlich von den Bürgern der Stadt finanziert, denn sie wollten ein Gotteshaus innerhalb der Stadtmauern. 1543 ging ihnen das Geld aus. Fast 400 Jahre später, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Bau fortgesetzt. Zuerst wurde das Kirchenschiff stabilisiert und dann die beiden Chortürme fertiggestellt. Erst 1890, 613 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten wurde das Ulmer Münster fertiggestellt. Nicht nur früher auch heute noch ist das Münster mit 1000 Gottesdiensten und Veranstaltungen pro Jahr ein sehr lebendiges Gotteshaus.
Direkt ums Münster stehen viele sehenswerte Bauten wie z.B. das Stadthaus Ulm, der Neue Bau, die Valentinskapelle, das Schuhhaus der Zunft, der Büchsenstadel oder auch das Kornhaus. Zwischen Münster und Donau liegt das Fischer- und Gerberviertel das liebevoll und historisch restauriert wurde. Hier ist besonders sehenswert das Schiefe Haus. Das ursprüngliche spätgotische Fachwerkhaus aus dem 14. Jahrhundert hat eine Neigung von 9 bis 10 Grad zur Blau. Das fünfgeschossige Haus war früher von den Schiffsmeistern von Ulm bewohnt und ist heute ein Hotel.
Direkt am Saumarkt steht das Haus der Familie Kässbohrer. Karl Heinrich Kässbohrer baute 1951 selbsttragende Omnibusse unter dem Namen Setra. Aus der gleichen Branche kommt auch Conrad Dietrich Magirus der mit Feuerwehrfahrzeugen begann und dann auch Omnibusse und Lastwagen fertigte. Namen die vielleicht nur noch die Älteren unter uns kennen.
Nochmal schnell zum Ulmer Rathaus das auch nur um die Ecke liegt. Sehr schön ist die opulente Außenbemalung aus der Zeit der Frührenaissance, sowie die 1520 angebrachte reichverzierte astronomische Uhr. Im Treppenhaus ist ein Nachbau des Fluggerätes des Schneiders von Ulm zu bewundern. Albrecht Ludwig Berblinger auch genannt Schneider von Ulm war ein Schneidermeister dem sein eigentliches Interesse aber immer der Entwicklung von Fluggeräten galt.
So gegen 16 Uhr fahre ich zur Donauhalle auf dem Messegelände, denn hier bin ich mit Bernd verabredet. Parkplätze sind hier an der Messehalle kein Problem, denn in unmittelbarer Nähe sind ca. 3000 PKW-Plätze. In der Messehalle ist die Startunterlagenausgabe sowie Nachmeldeschalter und eine Messe rund ums Laufen. Hier können sich auch noch, und zwar nur noch am Samstag, Nachmelder für den Marathon einschreiben. Das Startgeld liegt hier zwischen 25€ und 35€ je nach Datum + 5€ für die Spätmelder. Im Preis ist ein Baumwoll-Shirt enthalten, kann aber gegen 15€ Aufpreis in ein Funktions-Shirt gewandelt werden.
Wir schlendern noch ein wenig durch die Messehallen und fahren anschließend in die Innenstadt zum Münster. Hier ist auch eine große Bühne wo den ganzen Tag Programm ist. Wir schauen ein wenig zu und gehen dann gegen 17 Uhr zum Carbo-Loading, oder wie es hier in Ulm nicht Nudel- sondern Spätzle-Party heißt. Da wir heute noch schönes Wetter haben ist auch viel los auf dem Platz. Wer Lust hat kann um 18 Uhr am Marathon-Gottesdienst teilnehmen. Den Rest des Tages kann man hier gut in einen der vielen urigen Kneipen ausklingen lassen.
Sonntag – Marathontag: Start ist um 9 Uhr, also heißt es rechtzeitig da sein und in Ruhe umziehen und den Kleiderbeutel abgeben, der dann zum Ziel gebracht wird. Da Bernd Ortskenntnis hat ist das kein Problem. Das einzige Problem wird heute das Wetter sein. Die Vorhersage hat für Ulm den ganzen Vormittag Regen angesagt und das bestätigt sich schon wo wir um 7 Uhr das Haus verlassen. Wir sind kurz vor 8 Uhr an der Donauhalle und alle Teilnehmer zieht es in die warme und trockene Halle. Von 8 Uhr bis 8:21, genau eine Halbmarathonzeit gibt es eine Andacht in einem Nebenraum der Halle, die heute morgen gut besucht ist.
Aber so kurz vor 9 Uhr müssen wir raus in den Regen. Es ist ja nicht nur der Regen auch die Temperaturen sind gefallen. Wir haben nur noch um die 13 Grad. Es gibt verschiedene Startblöcke wo wir uns nun einreihen müssen, je nach Zielzeit, die schon in der Anmeldung genannt werden musste. Die Pacemaker für verschiedene Zielzeiten haben sich in den Blöcken entsprechend verteilt. Es gibt heute eine besondere Wertung für die „7 schnellen Schwaben“. Hierbei werden in Kooperation mit dem Augsburger-Friedensmarathon die 7 schnellen Schwaben (Männer) und die 7 schnellen Schwäbinnen (Frauen) gesucht die bei beiden Veranstaltungen die kürzeste Zeit beim Marathon bzw. beim Halbmarathon benötigen.
Das sogenannte Morgenprogramm wird durch den in ganz Deutschland bekannten Sprecher Artur Schmidt moderiert. Es ist für viele kein Unbekannter, denn er reist das ganze Jahr durch Deutschland und moderiert mit seiner unnachahmlichen Art viele Laufveranstaltungen. Er hat ein großes Wissen vom Laufsport und kann so stundenlang die Zuschauer informieren.
So, es ist 9 Uhr und der erste Block wird losgeschickt, kurz danach startet der zweite Block und dann der Rest. Es gehen 661 Marathonis und 4.321 Halbmarathonis auf die Strecke. Hinter uns starten anschließend 264 Power- und Nordic-Walker über 21km. Alle anderen Starts erfolgen um die Mittagszeit in der Innenstadt, außer den Kinderläufen die waren schon am Samstag im Donaustadion. Es geht recht gemächlich los und so zieht sich das Feld langsam auseinander auf der breiten Böfinger Straße. Der Schwabe sagt dazu auch „No net hudla“, was so viel heißt wie „immer mit der Ruhe“.
Nach ca. 1km erreichen wir die Thalfinger Uferstraße direkt neben der Donau. Beim Blick zur Donau entdecke ich eine Ulmer Schachtel. Das sind nicht Damen älteren Semesters, sondern Einweg-Boote die seit dem Mittelalter Waren- und Passagiere flussabwärts beförderten. Der Name Ulmer Schachtel war ein Spottname für die Wiener Zillen die im Donauraum Arbeitsschiffe waren. Auch die Württemberger waren vom Neckar elegantere Schiffe gewohnt. Heute sehen die ehemaligen Ulmer Schachteln doch anders aus. Bei schönem Wetter pendeln sie auf der Donau und unterhalten die Läufer mit zünftiger Blasmusik. Heute wo es nur am Regnen ist stehen sich verlassen am Ufer.
Kurz hinter km 3 liegt auf der bayerischen Seite der Pfuhler Badesee. Einen Kilometer später verlassen wir Baden-Württemberg und reisen in Thalfingen nach Bayern ein. Hier streifen wir nur den Ort und laufen noch kurz vor km 5 über die Donau. Selbst hier am Ortsrand stehen Zuschauer mit ihrem Schirmen und applaudieren uns zu. Klasse. Viele Läufer sind schontotal durchnässt weil sie auch mit dem Baumwollshirt laufen.
Kurz hinter km 5 verlassen wir die Hauptstraße und biegen auf den Pfuhler Weg ab. Hier befindet sich der erste Verpflegungspunkt. Es gibt Wasser und Iso-Getränke. Alle Versorgungsstationen werden 150m vorher mit großen Tafeln angezeigt. Vorbildlich.
Hinter der Versorgungsstelle warten zwei Bikerinnen auf den oder die letzte Läuferin. Am Rad haben sie eine Tafel mit Schlussläufer. Sie müssen sich noch gedulden, denn der langsamste Halbmarathoni benötigt heute im Schnitt 14 ½ Minuten pro Kilometer, der vorletzte benötigt im Schnitt knapp 9 ¼ Minuten pro Kilometer.
Weiter geht’s nach Pfuhl, einem Stadtteil von Neu-Ulm. Es geht nicht zu einem flachen Dorftümpel wie ihn die Norddeutschen bezeichnen oder die Franken zu Jauche sagen oder Luther den Ort der ewigen Verdammnis nannte nein es geht zum internettesten Stadtteil von Neu-Ulm. Während Luther predigte war Pfuhl schon 500 Jahre alt was Reste von Ausgrabungen bei der Kirche St. Ulrich bestätigten. Pfuhl selbst wurde aber erst 1244 erstmals urkundlich erwähnt und ist heute der einwohnerreichste Stadtteil (9.300 Einwohner) von Neu-Ulm. Wir kommen jedoch nur kurz zwischen km 8 und 9 bei der Seehalle in den Ort. Auch hier sind wieder viele Menschen am Straßenrand trotz des Dauerregens. Dann geht es am Golfplatz und Striebelhof vorbei runter zur Donau.
Bei km 11 kommen wir an den Sportplatz von Offenhausen zum nächsten Verpflegungspunkt. Hier kommt jetzt zum Regen auch noch ein heftiger Wind auf. Es ist als würde es gleich Nacht. Hier spielt der Musikverein Wettenhausen. Alle Achtung bei so einem Wetter und kalten Fingern. Jetzt wo wir in den Stadtbereich kommen gibt es auch laute elektrische Life-Musik. 30 Bands bzw. Musikgruppen haben sich angesagt um uns und die Zuschauer zu unterhalten. Auch Offenhausen gehört zu Neu-Ulm. Wir laufen in Offenhausen über die Schubertstraße und Augsburger Straße zum Augsburger Torplatz. Hier erklimmen wir die 1912 erbaute Gänstorbrücke und überqueren die Donau von Neu-Ulm nach Ulm.
Wir wechseln das Bundesland und kommen ins Viertel „Auf dem Kreuz“. Unser Sight Seen durchs historische Ulm beginnt jetzt. Am Ende der Münchener Straße kommen wir zum Seelturm und Zundeltor und den daran anschließenden Grabenhäuschen. Der Seelturm bildete früher die Grenze zur Stadt. Vor der Stadtmauer wurden früher durch Seelschwestern Kranke und Aussätzige gepflegt. Der Turm wurde später, weil die Stadt im 18. Jh. hier ihr zum Schießen benötigtes Zunder lagerte, Zundelturm genannt. Das Zundeltor ist der 1897 auf Straßenbreite geöffnete Stadtmauerdurchbruch.
Hieran schließen sich die Grabenhäusle an die wir zuerst nur von der Rückseite sprich der Mauer aus sehen. Diese Grabenhäuschen wurden auf dem Stadtmauerwall 1610 erbaut. Sie dienten als Quartier für die neu angeworbenen Soldaten der Reichsstadt. Vor rund 30 Jahren wurden diese historischen Häuschen modernisiert von denen noch ca. 30 erhalten sind.
Es geht einmal um den Seelengraben rum und schon sind wir bei Km14. Beim Blick nach links oben sehen wir ein paar dieser kleinen Grabenhäusle. Kurz danach kommt die nächste Versorgungsstelle und das 1. Drittel vom Marathon ist geschafft. Hier steht auch Gudrun mit ihrem Lauftreff und versorgt die Läufer mit klammen Fingern. Es ist schon toll trotz des Regens und der Kälte haben die Helfer alle gute Laune. Über die Griesbadgasse und Gideon-Bacher-Straße kommen wir wieder auf die Gänstorbrücke. Hierbei umlaufen wir leider nur das Zeughaus sowie das Einstein-Denkmal. Dort wo wir von der Gideon-Bacher-Straße auf die Neue Straße abbiegen liegt in unserem Rücken der Gänsturm. Hierbei handelt es sich um den 1360 aus Buckelquadern erbauten 37,5m hohen Torturm. Früher wurden durch dieses Tor die städtischen Gänse auf die Gänswiesen getrieben.
Der starke Regen lässt langsam nach. Ohne Regenjacke kommen jedoch die Helfer nicht aus, denn sie stehen ja während wir uns bewegen und damit unempfindlicher gegen das Nass von oben sind.
Wir wechseln schon wieder das Bundesland und laufen nach einem kurzen Gegenverkehrsstück runter an die Donau. Es geht ein Stück am Ufer entlang zur ca. 400m langen Insel. Gegenüber auf der anderen Donauseite sehen wir die schnellen Läufer die Halbmarathonis die es nicht mehr weit zum Ziel haben. Auf der Schwal der Spitze der kleinen Insel steht das mächtige Kriegerdenkmal. Für uns heißt es ein Stück an der kleinen Donau entlang und dann über die Herdbrücke rüber nach Ulm in die Neue Mitte, zu einer kleinen Schleife.
Es geht über die Donaustraße und Herdbrucker Straße wieder zurück über die Herdbrücke. In dieser Schleife kommen wir an historischen Gebäuden und moderner Architektur vorbei. Die Stadt hat hier auf ganz ungewöhnliche Weise ein Ensemble zwischen Renaissance und Moderne erbaut, nach dem Motto „Mittelalter trifft Moderne“. Es geht an der modernen Kunsthalle Weishaupt vorbei. Hierbei überlaufen wir auch die Startmatte vom 10km Lauf. Auch gibt es wieder viele Life-Bands die trotz des Wetters alles geben. Viel Rockmusik zum Anfeuern.
Dann geht es auch am Ulmer Rathaus vorbei. Die Außenbemalung des 1370 entstandenen Gebäudes zeigt die Handschrift der Frührenaissance. Wir werden später nochmal den hinteren Teil des Rathauses streifen. Hier gibt es auch eines der wenigen Kopfsteinpflasterpassagen. Beim Überqueren der Herdbrücke blicke ich nach rechts runter zum Donauufer wo ein Gewusel von vielen Menschen ist. Hier ist die Weiche von Halb- und Marathon. Wir wechseln schon wieder das Bundesland. Es kommen mir immer noch Läufer entgegen die die Schleife durch den historischen Kern noch vor sich haben. Die Straßen sind noch nass aber das Wetter wird langsam besser.
Jetzt geht es erst mal in einer kleinen Schleife durch Neu-Ulm zum nächsten Versorgungspunkt am Rathaus von Neu-Ulm. Hierbei umlaufen wir die im expressionistischen Stil erbaute St. Johann Baptist Kirche. Dominikus Böhm, ein bedeutenden Kirchenbauer der 20er Jahre schuf hier auf den Ruinen einer ehemaligen neuromanischen Kirche ein imposantes Gotteshaus. Sehenswert sind hierbei das dreiteilige Portal und die Kreuzigungsgruppe als Krönung. Sie gehört weltweit zu den bedeutendsten Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts, was Besuche von Architekten und Kunstsachverständigen aus der ganzen Welt bestätigen. Vor der Kirche steht ein geflügelter Markuslöwe mit aufgeschlagenem Evangelienbuch. Den geflügelten Markuslöwen finden wir im Alten Testament bei Ezechiel, 4,7-9 wo es heißt: Das erste glich einem Löwen, das zweite einem Jungstier, das dritte hat ein Gesicht wie ein Mensch, das vierte war gleich einem fliegenden Adler.
Bei km 18 kommen wir neben der Herdbrücke wieder ans Ufer der Donau. Der Regen hat mal nachgelassen und es gibt einen schönen Blick über die Donau rüber zur Stadtmauer und im Hintergrund den Turm vom Münster. Davor steht der Metzgerturm den wir später noch durchlaufen werden. Es geht einen Kilometer flussaufwärts bis wir bei km19 über einen Steg die Donau überqueren auf die Ulmer Seite. Am Donauturm steht die nächste Versorgungstelle. Nach dem Auftanken von Flüssigkeit geht es am Ufer entlang. Ein Schild weist darauf hin das sich gleich die Halbmarathonis und Marathonis trennen müssen. Hier am km 20 laufen die Halbmarathonis einen Return und biegen durch die Stadtmauer ab um in einer Schleife das Ziel am Münster bzw. auf dem Münsterplatz zu erreichen.
Wir folgen dem Donauufer weiter flussabwärts auf einem Spazier- und Promenadenweg. Beim Blick nach links oben sehen wir einige Marathonis die auf der alten Stadtmauer schön in die Südschleife laufen. Für mich geht es erst mal weiter in die knapp 6km lange Wendeschleife gen Norden. Hier kommen mir jetzt Marathonis entgegen die schon den 25. Km hinter sich haben. Zur linken begleitet mich jetzt die Stadtmauer und zur rechten die Donau. Bei diesem Wetter nutzt keiner den herrlichen Promenadenweg. Hier links an der Mauer muss das Schild vom Schneider von Ulm sein, wo er seinen Flugversuch hatte. Ich sehe es aber nicht. Es geht unter der Gänstorbrücke durch und dann kommt die Halbmarathonmatte. Es beginnt die 2. Hälfte. Jetzt ist links die Parkanlage Friedrichsau und rechts bleibt uns die Donau erhalten.
Hier laufen wir fast bis zu unserem Startplatz an der Donauhalle. Kurz vor dem nächsten Erfrischungsstand wird mir der Laufweg kurz versperrt, aber die 2 Kollegen watscheln dann runter ans Wasser. Es geht weiter direkt neben dem Wasser. Dann auf der Höhe vom Zirkus Knie geht es in einem Return auf den anderen Fußweg und es beginnt der Rückweg zur Innenstadt. Hier auf dem Stück sehe ich das es auch noch einige langsamere Läufer gibt. Und dann kommt auch eine der Radfahrerinnen die den Schlussläufer begleitet.
Es geht weiter neben der Donau entlang. Kurz hinter der Gänstorbrücke begleitet uns jetzt wieder die Stadtmauer. Wir kommen zur Adlerbastei, die eine geschichtsträchtige Bedeutung hat. Hier hat der Schneider von Ulm seinen missglückten Flugversuch 1811 gehabt. Beim Hinweg habe ich das Schild nicht gesehen aber jetzt auf dem Rückweg sehe ich das kleine fast unscheinbare Schild an der Mauer.
Es geht unter der Herdbrücke durch und wo wir am Hinweg kurz vor km 20 waren biegen wir durch den Metzgerturm ab, auf eine kleine Runde durch die Innenstadt. Hier sehen wir die langsameren Halbmarathonis und die Nordic-Walker die kurz vor ihrem km 20 sind.
Der Metzgerturm wurde 1349 als ein Teil der Ulmer Stadtbefestigung erbaut. Seinen Namen „Der schiefe Turm von Ulm“ erhielt der 36m hohe Turm wegen seiner Neigung von 2,05m. Sein großer Bruder „Der Schiefe Turm von Pisa“ neigt sich um3,9°, der Ulmer um 3,3°. Die Neigung kommt vom ehemaligen sumpfigen Untergrund und nicht der Anekdote vom schweren Metzger der hier eingesperrt war.
Es geht kurz steil hoch zum hinteren Teil vom Rathaus und durch eine Gasse kommen wir auf den Weg auf der alten Backsteinmauer. Die Stadtmauer wurde 1482 als Schutz gegen feindliche Armeen in das damals reissende Wasser der Donau gebaut. Rechts unter uns liegt das Fischer- und Gerberviertel, ein im Mittelalter vorwiegend von Handwerkern besiedeltes Viertel. Hier am Donauzufluss der Blau weisen noch viele alte und gut restaurierte Gebäude und die vielen verwinkelten Gassen auf diese Zeit zurück.
Beim Blick runter zur Donau haben wie das gleiche Bild und sehen nochmal die noch langsameren Halbmarathonis und die Nordic-Walker kurz vor ihrem km 20. Sie biegen dann unter uns durch in das Fischerviertel ab.
Kurz vor Ende der Stadtmauer ist der Km 26. Nochmal Wasser tanken und dann wieder runter ans Wasser neben die Donau. Es begegnen uns jetzt die letzten Halbmarathonis und Nordic-Walker auf dem Weg zum Ziel. Dann geht es unter der Adenauerbrücke durch und weiter am Wasser entlang auf einem Radweg. Links die Donau rechts die Bahngleise und noch immer von oben der Regen. Nach 2km bei km 28 sehen wir auf der anderen Donauseite den Zufluss der Iller in die Donau. Es geht weiter über asphaltierte Radwege in einer Schleife wieder zur Donau. Hier am Kraftwerk überqueren wir die Donau wo sich kurz danach ein weiterer Verpflegungsposten befindet.
Die Strecke führt uns ca. 1km auf der Innenseite des Donaukanals entlang. Dann kommen wir nochmal kurz an die Donau und unterqueren die B 30 und erreichen das Industriegebiet von Wiblingen. Hier am nächsten Versorgungspunkt Rote Wand wird uns auch alkoholfreies Bier angeboten. Die nächsten 4km geht es am Rand von Wiblingen entlang.
Kurz hinter km 34 erreichen wir nach einem Bergaufstück das Wiblinger Benedikinerkloster. Ich würde jetzt gern dem Kloster eine ausführliche Beschreibung widmen so interessant finde ich dies, aber ich fasse nur einige Fakten zusammen. 1093 stifteten die Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg diese barocke Anlage der damaligen Landbevölkerung. Wunderschön ist das Innere der Klosterkirche mit der Kanzel von Fidel Sporer. Ein besonderes Prunkstück ist jedoch der Bibliotheksaal im Nordtrakt des Klosters. Nachdem wir es fast umrundet haben geht es in den riesigen Innenhof der heute Menschenleer ist. Es geht durch ein Tor raus vom Innenhof und eine freundliche Dame fragt, nachdem sie sieht das ich fotografiere, ob sie mich knipsen soll damit ich eine schöne Erinnerung an dieses schöne Kloster habe. Ich nehme eine Pose ein und dann weiter.
Wir verlassen den Schlosshof durch den Haupteingang. Kurz hinter dem Ausgang steht eine weitere Verpflegungsstation.
Wir laufen entlang eines Grüngürtels und haben nochmal einen Blick auf die Rückseite des Klosters. Dann beginnt ein Stück mit steinigem Untergrund der nicht gut zu laufen ist, denn jeden Stein spürt man durch die Sohle. Hier komme ich ins Gespräch mit Irene Badtke aus Wilhelmshaven. Irene läuft schon über 30 Jahre Marathon und wollte schon mit 60 aufhören, aber jetzt mit 70 will sie wirklich aufhören. Schau`n mer mal. Sie hat vor 3 Monaten noch einen 6 Stundenlauf gemacht und dabei noch über 48km gelaufen und damit natürlich die W70 gewonnen, und wurde von 21 Frauen 4. im Gesamteinlauf. Super. Wir wollen beide unter 5 Stunden ankommen und so motivieren wir uns gegenseitig.
Es geht nochmal unter der B30 durch. Kurz nach dem nächsten Getränkestand bei km 36,5 geht es über die Iller einem Nebenfluss der Donau. Hier geht es auch nochmal über die Landesgrenze von Baden-Württemberg nach Bayern. Hinter der Iller-Brücke kommt von rechts der Iller-Radweg, dem wir bis zum Ende der Iller folgen. Er ist leider sehr steinig und teilweise müssen wir zick zack um die großen Pfützen laufen. Auch hier an einsamen Stellen stehen immer wieder Sanitäter die uns notfalls zur Hilfe eilen können. Eine Veranstaltung die sehr viel Weitsicht hat. Heute gibt es jedoch keine Hitzeopfer mit Kreislaufzusammenbrüchen. Es ist allgemein ein ruhiger Tag für die Helfer vom BRK.