Laufen und Reisen durchNorditalien

In 3 Wochen 3 Marathons in 3 Provinzen

Verdi Marathon in Salsomaggiore Terme (Emilia Romagna)

 

16.02. – 07.03.2017 von Bernd Neumann – 2. Teil mit Verdi Marathon

 Es ist Anfang Februar und bei uns in der Mitte Deutschlands ist es kalt und der Winter noch lange nicht vorbei. Da kommen einen Gedanken an die Wärme und Sonne, die südlich der Alpen schon langsam den Frühling einläuten. Also beginne ich einen Plan zu schmieden, ab in die Sonne, verbunden mit einer schönen Rundreise kombiniert mit schönen Landschaften und Läufen. Meine Ziele sind schnell gefunden, der San Valentino Marathon in und um Terni (Umbrien), der Verdi Marathon in und um Salsomaggiore Terme (Emilia Romagna) und der Treviso Marathon in und um Conigliano (Venetien). Davor, dazwischen und danach ist Kultur und Natur angesagt.

SAN VALENTINO Marathon in Ternie (Umbrien) -------- VERDI Marathon in Salsomaggiore Terme (Emilia Romagna) -------- TREVISO Marathon in Conigliano (Venetien)

TOUR 2: Rimini - Salsomaggiore Terme - Verdi Marathon - Brescello - Brenzone sul Garda - Malcesine - Torbole - Riva del Garda - Limone - Gargnano

Freitag 24.2.: Von Rimini aus fahre ich über Ravenna (Ravenna Marathon 12. November) vorbei an Russi (Marathon del Lamone 2.April) der Autorennstrecke Imola und weiter um Bologna, Modena (in der Nähe Ferrari Marathon 8. Oktober), Reggio Emilia (Marathon 10. Dezember) in Richtung Parma (Marathon 15. Oktober). Von Parma aus sind es noch knapp 40 km und ich komme in den Thermalkurort Salsomaggiore Terme. Der Name geht auf die salzhaltigen Quellen zurück.

 Salsomaggiore Terme ist eine Stadt mit 20 Ortteilen in denen rund 20.000 Einwohner leben. Die meisten Italiener kennen den Ort nur weil hier von 1960 bis 1971 und von 1983 bis 2010 jährlich die Wahl der Miss Italia stattfand. Die Stadt ist aber auch stark frequentiert wegen ihrer natriumhaltigen Salzquelle. Aus einer Tiefe zwischen 800m und 1.200m steigt aus einem artesischen Brunnen (in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels entsteht ein Überdruck) 16 Grad warmes Wasser empor.

 Mein Quartier für die nächsten 3 Nächte ist die Albergo Corona an der Piazza Libertà gleich neben dem Uffico del Sindaco (Bürgermeisteramt). Von der Gasse wo ich mein Auto parke gehe ich vorbei an der Kirche Parrochia San Vitale. Eine achteckige Kuppel von 19m Durchmesser fällt einem sofort ins Auge. Die untere Krypta ist rund 700 Jahre älter. Wegen Renovierung kann ich die Kirche leider nicht besichtigen.

 Ich gehe dann weiter zur Piazza Lorenzo Berzieri wo sich das imposante Thermengebäude befindet. Dieses Jugendstilgebäude ist ein wirklicher Hingucker und ich knipse erst Mal drauflos. Die Therme (Heilbad) wurde 1923 fertiggestellt und nach Lorenzo Berzieri benannt. Dieser italienische Arzt erstellte richtungsweisende Studien zur therapeutischen Wirkung mit Heilwasser. Heute befindet sich ein Hotel mit Spa-Anwendungen. Der Eintritt soll sich auf 40€ belaufen inkl. verschiedener Behandlungen.

 Das Gebäude besticht von außen wie auch von innen mit wunderschönen Details. Ich muss mich zügeln um nicht gleich 100 Detailfotos zu schießen. Ich finde das Gebäude einfach toll.

 Gegen Abend drehe ich noch eine Runde um die Berzieri Therme und gehe früh schlafen.

Samstag 25.2.:Nach meinem Frühstück will ich heute Vormittag meine Startunterlagen abholen. In einigen Schaufenstern an der Piazza Libertà sehe ich das Shirt und die Medaille vom morgigen Lauf. Ich muss nur rund 700m gehen und kommen zum Museo Paleontologico. In einemSseitentrackt geht es in einen historischen Saal wo ich nochmal meine Runcard und das Gesundheitszeugnis vorzeigen muss. Dann bekomme ich meine Startnummer. Mit dieser Nummer gehe ich ums Gebäude in einen Kellereingang wo ich dann mein Shirt und eine Tüte voll mit Keksen und anderen Musterproben erhalte.

 Ich bringe die Tüte ins Hotel und mache mich zu Fuß auf die Stadt zu erkunden. Da ich nicht weit von der Therme bin gehe ich dort hin und knipse noch einige Details.

 Daneben ist die Warowland Galerie, ein Turm mit Galerie und dahinterliegendem Garten im neogotischen Stil. Erbaut wurde das Ensemble 1912-1914 von Orsino Bongi. Im Turm befindet sich auch die Tourist-Info. Nur ein Stück weiter steht das historische Grand Hotel Regina, am Parco Corazza.

 Am Nachmittag habe ich zwei Deutsche Teilnehmer kennengelernt. Sonja Eigenbrod aus Berlin und Torsten Richter aus Brandenburg. Tosten war letztes Jahr schon hier und wollte morgen die 3 Stunden knacken. Er erzählte dann auch, dass heute Abend ab 18 Uhr im Foyer der Therme eine Pasta-Party stattfindet.

 Es ist schon der 20. Marathon im Land von Verdi und so heißt auch der Marathon Verdi-Marathon. Bei den Marathonveranstaltungen ist es üblich das fetzige Rockmusik gespielt wird. Hier und heute ist alles anders. Im Foyer sind ein Geiger und ein Klavierspieler und die spielen natürlich Stücke von Verdi. Giuseppe Fortunino Francesco Verdi hieß er mit vollem Namen und lebte hier in der Gegend.

 Während eine Stunde lang auf Italienisch über den Lauf, die Sponsoren gesprochen wurde, wurden dann noch Läufer und Persönlichkeiten geehrt. Dann gab es was zu Essen und zu Trinken vom allerfeinsten. Es wurde Wein zu den feinen Speisen gereicht. Absolut super und es wurde nicht Mal geragt ob man Läufer bzw. morgen Teilnehmer vom Verdi-Marathon ist.

Sonntag 26.2. Marathontag: Da der Start um 9:30 Uhr ist kann ich noch in Ruhe um 7 Uhr frühstücken und mich dann gegen 9 Uhr zum 200m entfernten Startbereich neben der Therme begeben. Heute findet der 20. Sojasun Verdi Marathon/ITA 2017 - La maratona delle Terre Verdiane - Laufen in Verdis Land – statt.

 Es ist Ende Februar (26.2.) und am Morgen noch recht kühl und so stehen die Läufer nicht am Start sondern 300m dahinter in der Sonne. Hier stehen auch die LKW’s wo wir unsere Kleiderbeutel abgeben können. Rund 2.000 Beutel werden je nach Streckenlänge an den LKW’s abgegeben und zu den jeweiligen Zielorten gefahren.

 Ich behalte erst Mal meine dünne Windjacke an, denn es ist nur um die 4 Grad. Es soll aber gegen Mittag bis 15 Grad warm werden. Obwohl ich nur italienisch um mich höre gelingt es mir Läufer zu finden die mich knipsen.

 Dann werden wir aufgefordert zum Startbogen zu kommen. Der Hauptsponsor einer Firma für Vegane Produkte hat einige Läufer als Saft-Tüte in der ersten Reihe platziert.

 Wir stehen auf der Viale Giacomo Matteotti (reformistischer italienischer Politiker und Gegenspieler von Mussolini) und warten auf den Startschuss. Dann geht es los und wir rennen die leicht abschüssige Straße aus Salsomaggiore raus. Nach 2km sind wir auf der flachen Landstraße in Richtung Ponte Giara.

 Der Verdi Marathon ist ein A nach B Kurs. Start in Salsomaggiore Terme. Vier verschiedene Streckenlängen werden heute angeboten die alle zusammen gestartet sind. Der Salso Fidenza Lauf ist rund 10km lang und endet in Fidenza. Der Halbmarathon führt noch weiter bis Fontanellato. Der 29 bzw. 30km Lauf endet in Soragna. Nur der Marathon führt noch weiter bis nach Busseto zu Füßen des Verdi-Denkmals.

 Knapp 2.000 Läufer sind unterwegs zu ihren ganz individuellen Zielen. In Ponte Giara haben wir schon fast die Hälfte des Gefälles hinter uns. Es geht nun leicht wellig über Landstraßen in Richtung Fidenza. Wir sind in der Po-Ebene.

 Kurz vor Fidenza geht es unter der Eisenbahn durch und was höre ich hier lautstark. Ja, wir sind beim Verdi Marathon und es sind Arien aus Verdis Opern die uns ab jetzt des Öfteren begleiten werden. Hier so 1km vor Fidenza sind jetzt auf 1km Länge alle 100m ein Lautsprecher der uns lautstark mit Verdi beschallt. Kurz vorm Ort geht es nun zickzack und wir landen in schmalen Gassen von Fidenza. Die Stadt hat mit seinen 11 Ortsteilen rund 27.000 Einwohner und war eine römische Stadt an der Via Aemilia. Wir kommen durch die Gassen direkt zum Dom von Fienza.

 Der romanische Dom stammt aus dem Ende des 12. Jh. Im Inneren der dreischiffigen Basilika geht der Stil von der Romanik zur Gotik über. Wir haben jedoch keine Zeit und rennen nur an der Westfassade vorbei wobei ein Teil abgedeckt ist wegen Renovierung. Dann folgt ein Stück Weg mit runden Kieseln. Sehr unangenehm für die Füße.

 Durch ein Tor erreichen wir die Piazza Grandi. Schon nach einem kurzen Stück biegen wir auf die Via Covour die uns direkt zum Palazzo Communale führt. Hier ist für die ersten 150 Läufer Schluss nach 9 km.

 Wir laufen weiter auf der Via Cavour durch Fidenza. Kaum einer der Fußgänger nimmt Notiz von uns. Wir sind auf der 2000 Jahre alten Via Aemilia. Nach weiteren 500m biegen wir ab und unterqueren die Eisenbahn. Dann geht es rechts ab durch ein Industriegebiet raus aus der Stadt.

 Bei km 13,5 geht es über einen Bach und wir erreichen Parola einen kleinen Ort. Es geht weiter immer über die leeren Landstraßen in Richtung Casalbarbato. Ein Stück hinterm Ort steht im Grünen die Chiesa di San Bartolomeo die wir umrunden.

 Es geht weiter nach Priorato einem kleinen Ort vor Fontallenato. Schon einen Kilometer vorm Ort werden wir wieder mit Verdi Arien beschallt. Dann kommt der steilste Anstieg über die A1 beim Km-Schild 20.

 Wir erreichen kurz hinter Km 20 Fontallenato. An der großen Kreuzung stoppen die Polizisten die Autos damit wir Läufer ungestört rennen können. Es geht in die Stadt und direkt zum auffälligsten Bauwerk, der Wasserburg. Während die Ursprünge der Stadt im Dunkeln liegen so ist bekannt das das Castello 1124 errichtet wurde von der Familie Sanvitale. Die Rocca Sanvitale ist noch heute vollständig von einem Wassergraben umgeben.

 Hier neben der Burg ist die Streckenteilung zwischen Mezza-Marathon und den anderen Läufern. Für die Halben geht es ein Stück um den Burggraben und sie sind im Ziel. Weitere 540 Läufer beenden hier ihr Rennen. Die anderen laufen an der Burg und anschließend an der Andachtsstätte Oratio di San Gaetano vorbei. Es geht mal wieder ein Stück über die unangenehmen Kieselsteine. Dann kommt auch schon das 21 Km-Schild und hinter der Kurve steht auch ein 21,097 Km-Schild.

 Kurz danach verlassen wir Fontallenato und sind wieder in der weiten Po-Ebene. Es geht weiter durch die Felder links und rechts der Straße. Hier und da steht auch ein Haus bzw. Hof. Nur in Paroletta stehen mehrere Häuser zusammen. Nach rund 7km sind wir am Ortsrand von Soragna.

 Es geht eine lange gerade Straße in den Ort. Am Anfang steht das Km-Schild 28. Zweidrittel der Strecke ist vorbei und es geht auf die letzten 14km bis nach Busetto.

 Über die lange Allee erreichen wir die Altstadt. Nun geht es über Kopfsteinpflaster bis links vor uns ein Park auftaucht. Aus einem mittelalterlichen Torbogen kommen Läufer und biegen vor uns ab. Nun heißt es für mich links ab an der Mauer entlang. Es ist die Begrenzung der Rocca Lupi.

 Luitprand der Langobarde erwähnte schon Anfang des 8. Jahrhunderts Soragna. 985 wurde die erste Burg am Ortsrand erbaut. Ende des 12. Jh. bauten hieraus die Markgrafen Lupi eine Festung, die jedoch später zu einem Schloss umgebaut wurde. Das Schloss wurde Ende des 12. Jh. von den Herren und Markgrafen Lupi bewohnt. Seit 1253 bis heute wohnen hier die Nachfahren, die Fürsten Meli-Lupi. Und damit kommen wir auch schon zu einem der Höhepunkte der Laufstrecke.

 Wir laufen am Schloss entlang bis zum Südost-Turm. Links steht die Chiesa di San Giacomo. Wir biegen um den Turm und kommen zum Hauptportal der Rocca. Ja, es geht jetzt in die Burg über einen roten Teppich laufen wir durch den Burghof und kommen dann auch noch durch einen langen Flur des Schlosses. Sehr ungewöhnlich aber sehr interessant. Wie gesagt das Schloss wird noch heute von den Fürsten Meli-Lupi bewohnt.

 Hinter dem langen Gang geht es über eine Treppe raus in den Garten. Hier wechselt der Teppich von rot auf blau bis zum Zinnen besetzten Tor. Dann sind wir fast wieder raus aus Soragna.

 Hinterm Tor biegen wir links ab zur Chiesa di San Rocco. Hier endet der Lauf für weitere 613 Teilnehmer bei km 29. Es gibt hier eine weitere Versorgungsstation für alle Läufer. Einige Finisher warten in der Sonne auf den Bus der sie zurück zum Start bringt.

Ab hier sind jetzt nur noch Marathonis unterwegs.

 Hinter Soragna verlassen wir die Hauptstraße und biegen auf einen Feldweg ab der uns von Bauernhof zu Bauernhof bringt. Die nächsten Kilometer bringen uns vorbei an schmalen Versorgungswegen zwischen den Höfen begleitet von kleinen Bächen in Richtung Roncole. Der Ort gehört mittlerweile zu Busetto und wurde umbenannt in Roncole Verdi wegen der Berühmtheit die hier geboren und aufgewachsen ist. Dieser kleine Ort hat gerade mal 380 Einwohner, aber zwei Berühmtheiten

 Am Ortsanfang steht ein Schild für die Touristen das hinweist auf: Casa natale G.Verdi (Geburtsort von Guiseppe Verdi), Chiesa s.MicheleArcangelo (Taufkirche von Verdi) und auf Mostra antologica G.Guareschi (Ausstellung von G.Guareschi).

 Genau neben der Strecke steht das kleine gedrungene Bauernhaus wo Verdi die Welt erblickte. Er wollte es angeblich abreißen lassen da es ihm peinlich war so ärmlich aufgewachsen zu sein. Heute steht eine Büste vor dem Haus und das Haus wurde Museum. Die Kirche gegenüber enthält die älteste schriftliche Eintrag von seiner Existenz, denn der Pfarrer schreib am 11.10.1813 ins Kirchenbuch, dass er am Vorabend einen Buben getauft habe. Verdi hat auch in dieser Kirche das Orgelspiel erlernt. Damit auch keiner den Ort vergisst stehen auch hier wieder einen Kilometer lang Lautsprecher vor dem Ort und es tönen laut seine berühmtesten Opern aus den Lautsprechern. Neben dem Geburtahaus von Verdi gibt es auch ein weiteres Museum und Geburtstag von Giovannino Guareschi. Er schrieb die Bücher über Don Camillo und Peppone. Darüber morgen mehr.

 Dann geht es die nächsten Kilometer weiter über die Asphaltwege in Richtung Busseto. Am Km-Schild 40 kann man schon Busseto sehen, aber vorher geht es noch an der imposanten Kirche von Spigarolo vorbei. Spigarolo ist ein Stadtteil von Busetto. Von der Kirche aus sind es nur noch 1,5 km bis zum Ziel. Es geht weiter über die Strada Provinciale 91 bis zur Stadtgrenze.

 Nach dem Ortsschild folgt noch ein touristischer Hinweis und dann kommen die ersten Häuser. Wir müssen in eine Seitenstraße einbiegen und folgen dann der Via Wolfgang Amadeus Mozart. Busetto hat eine Städtepartnerschaft mit Salzburg. Es geht durch die Wohnsiedlung. Wir überqueren die Via Gaetano Donizetti und erreichen die Altstadt. Hier sind viele Menschen unterwegs nicht weil es ein schöner Sonntagnachmittag ist, sondern weil heute Karneval in der Altstadt gefeiert wird.

 Ich biege um die Ecke beim Km-Schild 42 und plötzlich geht es nicht mehr weiter vor lauter Menschen. Es endet gerade der Karnevalsumzug und die Via Roma ist voll. Es sind doch nur noch 150m bis zum Ziel, aber wo ist es. Ich sehe nur Menschen und sie jubeln alten Fernsehidolen zu Don Camillo und Peppone. Ich gehe einfach durch die Menge weiter über die Via Roma. Dann sieht mich ein Ordner und winkt mich zu sich. Neben ihm ist der orange Teppich ins Ziel zu Füßen von Verdi. Das Zeitziel für heute ist 6 Stunden, ich bin nach 5:25 da und das Ziel ist schon fast komplett abgebaut. Gut das noch die Zeitmatte da ist und auch piepst wie ich drüberlaufe.

 Hinterm Ziel gibt es eine wunderschöne Medaille und Getränke und wer will kann auch was warmes essen. Ich will meinen Kleiderbeutel holen und werde hin und her geschickt. Jetzt wäre es gut ein wenig italienisch zu verstehen. Dann hilft mir jemand und geht mit mir zu den restlichen Kleiderbeuteln. Essen kann ich jetzt nichts. Ich habe nur Durst aber es gibt nur Wasser. Dann gehe ich durch das Rathaus auf die andere Seite wo die Busse für die Rückfahrt stehen. Geschafft Marathon Nr. 206 in 5:25:52. Ging viel besser wie gedacht und das nur eine Woche nach San Valentino.

 Beim 20. Verdi-Marathon kamen ins Ziel: 150 beim Salso Fidenza Lauf, 530 beim Mezza Maratona, 613 beim Corsa del Prinzipie ca. 29km, 591 beim Verdi Marathon.

Montag 27.2.Die Reise geht weiter ich verlasse Salsomaggiore Terme und mache auf dem Weg zum Gardasee noch einen Abstecher nach Brescello. Die 5.600 Seelengemeinde liegt etwa 25km nordöstlich von Parma am Rande der Emilia-Romagna unmittelbar am Po. Nicht zu verwechseln mit dem Hinterteil sondern es ist der längste Fluss (652km) in Italien. Warum nach Brescello? Torsten gab mir den Tipp am Samstag, denn ich würde doch sicherlich Don Camillo und Peppone aus den 60er Jahren im Kino oder Fernsehen gesehen haben. Natürlich kenne ich diese alten Schwarz-Weiß-Filme mit Fernandel.

 Ich parke in einer Seitenstraße vom Platz Matteotti (Piazza Matteotti). Hier bin ich auch schon inmitten der Geschichten um Don Camillo und Peppone.

 Der Schreiber der vielen tollen Geschichten um die Reibereien zwischen dem kommunistischen Bürgermeister Peppone und dem pfiffig-gewitzten Priester Don Camillo wurde neben Verdi geboren und stammt somit aus Roncolle Verdi (Busetto). Der Regisseur bestand jedoch die Filme in Brescello zu drehen. Giovannino Guareschis Bücher spielen im ländlichen Italien nach dem zweiten Weltkrieg bis in die frühen 60-er Jahre. Sie skizzieren den Zwiespalt zwischen überlieferten Werten sowie der Aufbruchsstimmung der Gesellschaft gegen die kommunistische Politik.

 Zwischen 1951 und 1965 wurden hier in Brescello fünf seiner Geschichten verfilmt. Auch heute noch nach 60 Jahren profitiert diese Stadt davon indem jedes Jahr 50.000 Touristen hierher kommen. Man hat auch viel getan um die Touristen weiterhin anzulocken.

 Auf dem Rathausplatz vor dem Municipio steht eine lebensgroße Statue von Peppone dem Bürgermeister und an der Rathauswand hängt ein Stück Film. Links daneben gibt es das Cafe Peppone.

 Auf der anderen Seite der Piazza steht die Kirche in der Don Camillo oft Rücksprache mit Jesus gehalten hat der ihn auch kritisierte. Davor steht er (Fernandel) in Bronze. Es gibt natürlich auch ein Café Don Camillo am Platz. Dann zieht es mich in Kirche der Wirkungsstätte von Don Camillo.

 Die heutige Kirche Santa Maria Nascente ist wunderschön und wurde 1829 – 1837 errichtet. Der Glockenturm wurde erst 32 Jahre später angebaut. In der Kirche sind wertvolle Werke des aus Brescello stammenden Künstlers und Malers Carlo Zatti (1810 bis 1899) zu finden. Ich finde auf den uralten Kirchenbänken sehr alte Inschriften wer damals die Rechte für diesen Platz sich erkauft hatte.

 Auf dem Platz gibt es einen Hinweis auf das 100m entfernte Museum von Don Camillo und Peppone. Ich bin jedoch zu früh da, denn es öffnet erst wieder in 2 Wochen. Davor steht der alte Panzer M24 Caffee aus dem Film Die große Schlacht des Don Camillo von 1955.

 Auf der Rückseite vom Museum befindet sich der Parco Giovannino Guareschi mit einer bronzenen Büste von ihm. Im Park steht auch eine alte Dampflokomotive. Sie stammt aus den ersten Filmen und wurde von Freiwilligen aus Brescello restauriert. Don Camillo fuhr damit in die Verbannung oder Peppone kam damit aus Rom wo er am Bahnhof von seinen Genossen erwartet wurde.

 Dann heißt es Abschied nehmen von Brescello und den Po überqueren gen Norden. Mein nächstes Ziel ist der Gardasee und zwar ist mein nächstes Quartier für diese Woche in Brenzone sul Garda, ca. 10km südlich von Malcesine. Hier erwartet mich ein schönes Hotel mit Blick vom Balkon auf den Gardasee.

 Das Garda Family House ist in Castelletto, einem der 16 kleinen Dörfer und Weiler die sich am Fuße des Monte Baldo befinden. Neben meinem Hotel entstand im 12. Jh. ein Kloster das heute dem Orden der Kleinen Schwestern gehört. Ihnen gehört auch das Hotel und so ist es nicht verwunderlich das heute hier noch viele Schwestern in Tracht rumlaufen. Gegründet wurde der Orden hier in Castelletto vom Pfarrer und der Seligen Maria Domenica Mantovani 1892. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht Waisenkinder zu unterstützen, Hauspflege zu organisieren und auch Pflegedienste in Krankenhäusern zu leisten. Von hier aus verbreitete sich der Orden bis nach Südamerika sowie auch nach Albanien und Angola. Ende 2005 gab es 884 Mitglieder die 129 Einrichtungen betreuen.

 In Brenzone wohnen rund 2.500 Einwohner verstreut auf die 16 Siedlungen, von denen rund 6km direkt am Gardasee entlang sind. Die Orte werden durchzogen von der Küstenstraße SR249. Auf der Bergseite liegen meist die alten Ortskerne mit schmalen engen Gassen die steil aufwärts gehen. Aber hier ist so manch versteckte Trattoria oder Osteria zu finden. Castelletto hat auch einen schönen kleinen Hafen.

 Nach einem ausführlichen Abendspaziergang an der Uferpromenade geht es für mich früh ins Bett, denn auch das lange Autofahren macht müde.

Dienstag 28.2. Heute hat die Wettervorhersage Recht und es regnet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Ich gehe mit dem Schirm eine Stunde im benachbarten Malcesine spazieren. Fast alles noch geschlossen, man renoviert für die bevorstehende Saison. Den Rest des Tages gehe ich entspannt und ruhig an. Ich nutze die Zeit und mache mir Notizen von den vergangenen Tagen meiner Italienreise, denn ich bin schon 2 Wochen unterwegs.

Mittwoch 01.3. Heute Morgen scheint die Sonne und der Tag wird wunderschön. Ich beschließe heute eine Runde um die Nordspitze vom Gardasee zu machen. Stopps werde ich in Malcesine, Torbole, Riva del Gard, Limone Sul Garda und Gargnano machen. Nach dem Frühstück nochmal einen Blick über den See wo ich jetzt gleich hin starte.

 Der Gardasee (it. Lago di Garda oder Benaco, dt. veraltet: Gartsee) ist der größte See Italiens. Sein antiker Name lautete von etwa 200 v. Chr. bis 800 n. Chr. Lacus benacus. Der Name soll von einer alten Gottheit namens Benacus abstammen. Der Gardasee wurde durch den Etschgletscher in der vergangenen Eiszeit geformt, dessen Spuren man noch heute verfolgen kann. Erste Besiedlungen des Seeufers datieren um das Jahr 2000 v. Chr. Drei Provinzen teilen sich den Gardasee: Trentino im Norden, Brescia im Westen und Verona im Osten. Der nördliche Teil des Sees liegt inmitten 2000 m hoher Berge, der Süden in der Ebene.

 Johann Wolfgang von Goethe besuchte während seiner Italienreise von 1786 bis 1787 auch den Gardasee. Er reiste nach Torbole und fühlte sich erstmals auf seiner Reise in einer fremden Umgebung. Unter dem Namen Filippo Miller kam er nach Malcesine auf seinem Weg nach Verona. In Malcesine wurde er beim Zeichnen der Scaligerburg wegen Spionage für Österreich festgehalten. Ein Einwohner der schon mal in Frankfurt war klärte jedoch den Irrtum auf. Noch heute sind seine Spuren durch Gedenktafeln hier. In Berichten von seiner Reise beschreib er die Landschaft und Menschen überschwänglich. Zu Goethes Zeiten gab es noch nicht die Küstenstraße und so musste er mit dem Boot von Torbole nach Malcesine und weiter reisen am See entlang.

 Von Castteletto aus fahre ich gen Norden immer an der Küste entlang zum 10km entfernten Malcesine. Gleich am Ortsbeginn geht nach rechts steil zurück die Strada Panoramica. In vielen schmalen Serpentinen schraubt sich die Panoramastraße bis auf 500m hoch. Hier sollte man immer wieder Halt machen und den Blick über den Gardasee genießen.

 Von hier sieht man auf die Landzunge Campione del Garda und die vielen Tunnel auf der anderen Seite. Hier wurden Teile vom James Bond Film Ein Quantum Trost gedreht. Die rasante Auto Jagd zwischen James Bond im Aston Martin und der Polizei im Alfa Romeo findet auf den Straßen rund um Forra, nach Tremosine, Gargnano und die Strecke vom Gardasee bis Limone a Riva statt. Durch die vielen Tunnel, Galerien und engen Kurven war diese Strecke perfekt für viel Action.

 Der Gardasee ist ein Paradies für Oliven und es gibt bestes Olivenöl. Von hier oben gibt es weite Blicke auf die großen Olivenhaine. Überall wo ein wenig Platz ist befinden sich Olivenbäume.

 Beim Blick über den See sieht man wie sich viele kleine Orte auf Hochplateaus über dem See umgeben von Felsen befinden.

 Nach kurzen Stopps in Torbole und Riva del Garda fahre ich die wunderschöne Gardesane Occidentale. Bis ins 20. Jh. gab es nur per Schiff Verbindungen auf die Westseite des Gardasees. Erst zwischen 1927 und 1932 wurde eine Straßenverbindung von Riva del Garda am See entlang bis Salò gebaut. Hierzu mussten 74 Tunnel allein auf den ersten 28km gesprengt werden. Dazwischen gibt es nur wenige Haltemöglichkeiten um den herrlichen Blick auf den See zu genießen. Wer diese Straße einmal gefahren ist wird die Eindrücke nie vergessen. Sie gilt noch heute als eine der Traumstraßen Europas.

 Diese Seite des Sees ist auch noch bekannt für seine vielen Zitronengärten. Um die Bäume vor Frost zu schützen wurden die Gärten an die Felswände gebaut. Die Betonpfeiler dienen dazu im Winter die Dächer zu halten und auf dem See zugewandten Seite wurde Glasfenster eingesetzt. So konnten die Zitronen das ganze Jahr reifen. Heute findet man nur noch wenige in Betrieb, die Sizilianer konnten die Zitronen viel billiger auf den Markt bringen.

 Ich mache vor Limone einen Stopp und genieße den herrlichen Ausblick über den See. Unterhalb der Parkbucht direkt am Wasser steht noch einer der sehr alten Zitronengärten. Er ist gut zu erkennen durch die Terrassen mit den Betonpfeilern. Dann fahre ich durch weitere Tunnels nach Limone.

 In Limone sul Garda fahre ich direkt runter zum Hafen wo sich ein großer Parkplatz befindet. Heute kann man sogar noch kostenlos parken. Dann gehe ich durch die engen Gassen die noch fast menschenleer sind bis hinter den kleinen idyllischen Hafen. Die Sonne scheint und ich genieße die Ruhe auf einer der vielen leeren Bänke am Wasser. Der Ort ist rund um eine Bucht als Fischerdorf entstanden und hat heute rund 1200 Einwohner. Im Sommer schieben sich hier die Touristen durch die Gassen so beliebt ist Limone.

 Ich fahre dann weiter auf der Gardesane Occidentale gen Süden ins 18 km entfernte Gargnano. Es kommt nur noch ab und zu ein Tunnel, denn hier verläuft das Ufer viel flacher. Die 3.000 Seelengemeinde Gargnano hat mediterranes Klima, da er durch die Berge geschützt liegt. So gedeihen hier auch Zitronen und Orangen. Der Ort ist auch sehenswert durch das alte Kloster aus dem 13. Jh. mit seinem Kreuzgang und der Kirche San Francesco. Im Ort direkt am Wasser befinden sich die Villa Feltrinelli und die Villa Bettoni. Ich genieße bei einem Cappuccino den Blick auf den See mit dem dahinterliegenden Monto Baldo im Schnee. Vor mir stehen viele Bäume mit leuchtenden Orangen.

 Am späten Nachmittag fahre ich ganz gemütlich dann wieder die 50km um die Nordspitze vom Gardasee zu meinem Quartier in Castelletto.

Donnerstag 02.3. Nach dem gestrigen schönen Tag fahre ich heute nach Riva del Garda. Durch das schöne Wetter sind schon viele Cafes auf und die Menschen sitzen in der Sonne. Diese Nordspitze vom See wurde schon von den Römern besiedelt. Der Ort gehörte früher zu Österreich-Ungarn und wurde damals Reiff am Gartsee genannt. Heute ist es einer der Touristenmagneten mit der schönen Altstadt und dem Hafen mit dem Torre und den vielen Cafes rund um den Hafen. Das Wahrzeichen ist der 34m hohe Uhrenturm Torre Apponale von 1220. Morgen früh geht es weiter nach Conegliano.

Ende Teil 2