Running Canada mit Toronto und Niagara Falls Marathon 2011

Lauferlebnisreise durch den Osten von Kanada vom 13.10.2011 bis 26.10.2011

26.10.2011 von Bernd Neumann – 1. Teil

 Nach der Marokko Rundreise mit dem Marrakech-Marathon Ende Januar sollte es dieses Jahr noch einmal in die Ferne gehen und zwar zum Indian Summer in den Osten von Canada mit der Besichtigung der Niagara Fälle. Von Canada kannte ich bisher nur den Westen zwischen Vancouver und Calgary mit den Nationalparks Banff, Glacier und Jasper. Damals bin ich jedoch noch keine Marathons gelaufen und so gab es hier noch einen Grund, genau genommen zwei Gründe, sprich zwei Marathons für diese Reise, am 16. Oktober den Toronto Waterfront und eine Woche später am 23. Oktober den Niagara Falls Marathon.

 Ein kurzes Zahlenspiel von Kanada zu Deutschland: Kanada ist 9.984.670 km² groß und hat rund 34 Mill. Einwohner. Deutschland ist 357.112 km² groß und hat knapp 82 Mill. Einwohner. Im Vergleich ist Kanada 28 mal so groß wie Deutschland hat aber nur 3,4 Einwohnern pro km², BRD 229 Einwohner pro km². Der Name Kanada soll vom Wort kanata abgeleitet sein, das von den Sankt-Lorenz-Iroksen kommt und so viel wie „Dorf oder Siedlung“ bedeutet.

 Während unserer Reisezeit gibt es in Canada auch den berühmten Indian Summer. Die Grün, Gelb, Orange, Braun und Ockerfärbung der Laubwälder sowie warmes Spätsommerwetter sind der besondere Reiz dieser Jahreszeit. Dieses beeindruckende Naturschauspiel kann man in vielen Gebieten der Erde beobachten. Das besondere sind jedoch der oft strahlend blaue Himmel und Temperaturen die teilweise über 20 Grad ansteigen. Dazu weht meist ein milder Wind aus südlichen oder südwestlichen Richtungen mit empfindlich kühlen oder sogar frostigen Nächten. Viele der nordamerikanischen Laubbäume, speziell der Ahorn, haben eine deutlich intensivere Orange- und Rotfärbung ihrer Blätter als viele europäische Bäume. Der Grund sind aber auch die Anzahl der Baumarten, denn in Nordamerika gibt es über 800 Arten, darunter 70 Eichen gegenüber in Westeuropa gibt es 51 Baumarten mit nur drei Eichen.

 In Deutschland aber auch ganz Europa wird in diesem Zusammenhang auch von einem „Altweibersommer“ gesprochen. In Japan spricht man vom Momijigari (rote Blätter Jagen) oder in Finnland vom Rsuka-Aika (nur in Lappland und Polarkreis).

 Nach den ganzen Formalitäten sowie den zwei Marathonanmeldungen konnte nun das Abenteuer „Running in Canada“ starten.

Donnerstag 13. Oktober: - Abfahrt von Vellmar zum Rhein-Main Flughafen nach Frankfurt. Ich komme mit der Bahn gegen 11:30 Uhr am Flughafen Rhein-Main Frankfurt an. Im Flughafengebäude treffe ich mich dann mit Torsten meinem Zimmerkollegen für die nächsten 14 Tage. Wie checken ein und um 15:00 Uhr startet unsere Maschine im Direktflug nach Toronto. Auf unserem Flug streifen wir die Südspitze von Grönland und können herrliche Fotos aus dem Flugzeug schießen.

 Nach einer Flugzeit von ca. 6 ½ Stunden landen wir sicher auf dem Flughafen Toronto Pearson International Airport“. Benannt wurde der Flughafen nach dem ehemaligen Premierminister Lester B. Pearson Kanadas. Nach der Begrüßung durch unsere Reiseleiterin Marion, für den Toronto-Aufenthalt, in Deutsch geht es per Bus zu unserem Hotel in die Innenstadt.

 Nun erst mal einige Informationen zu der Stadt in der wir uns befinden: Toronto ist die Hauptstadt der Provinz Ontario und mit 2,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kanadas. Schon bei unserer Fahrt zum Hotel türmen sich links und rechts von uns die Wolkenkratzer auf. Die unverkennbare Skyline mit dem 554m hohen CN Tower dem Wahrzeichen der Stadt ist schon beeindruckend. Leider können wir nur die Silhouetten erkennen, denn es ist schon dunkel wie wir die Stadt (Down Town) erreichen, aber morgen sehen wir mehr.

 Die Stadt liegt in der Provinz Ontario am nordwestlichen Ufer des Ontariosees, dem kleinsten der fünf Großen Seen. mit 18.960 km². Toronto ist nicht nur eine Millionenstadt sondern eine ganze Region die sich am westlichen Ende des Ontariosees befindet und halbkreisförmig bis zu den 100km entfernten Niagarafällen ausdehnt. Die Einwohnerzahl der Metropolregion (Census Metropolitan Area) ist stetig am wachsen und hat schon fast 5,8 Mill. Einwohner.

 Schon 1976 wie ich den Westen der USA und Kanada bereist habe schrieb ich „Wir sind im Land der Cowboys und Indianer“, heute sind wir im Land der Ureinwohner (Indianer), der Heimat der First Nations die am Ufer des Ontariosees lebten. Die ältesten Spuren sind aber schon 11.000 Jahre alt. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Stämme. Mitte des 17. Jh. lebten hier die Seneca, Mohawk, Oneida und Cayuga die zu den Irokesen gehören. Der Platz wurde von den Pelzjägern als wirtschaftlicher Umschlagplatz genutzt. 1793 wurde hier das Fort York gebaut und damit die Stadt gegründet. Zur besseren Unterscheidung von New York wurde York 1834 in Toronto umbenannt. Der Ursprung des Namens Toronto kommt aus dem indianischen Wort Treffpunkt. Dieser Treffpunkt ist heute die fünftgrößte Stadt Nordamerikas und das Finanz- und Handelszentrum Kanadas. Die Größe der Stadtfläche ist ungefähr mit Hamburg zu vergleichen.

 Toronto ist eine multi-kulturelle Stadt in der mehr als 100 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen werden. Diese Vielfalt ist aber nur ein Grund diese Stadt zu besuchen, denn nur unweit befinden sich die Niagara Fälle welche wir noch besuchen werden und der CN-Tower der als eine der höchsten freistehenden Konstruktionen der Welt gilt. Auch ein Einkaufsbummel in Torontos unterirdischer Fußgängerzone (PATH) gehört zum Pflichtprogramm. In Passagen auf einer Länge von 10 km wird alles geboten, was das Herz begehrt. Die wohl bekannteste Person die in Toronto geboren ist ist Neil Young. Er erreichte Weltruhm durch seine Konzerte mit Crosby, Stills & Nash. Sein bekanntestes Soloalbum war und ist mit über 5,5 Mill. verkauften Tonträgern Harvest. (Titel 4 „Heart of Gold“).

 Das Zentrum mit dem Einkaufs- und Bankendistrikt befindet sich in der Nähe der Inseln des Ontario Sees. Die Yonge Street ist die Haupteinkaufsstraße die sich vom Norden bis in den Süden der Stadt ans Wasser zieht. Die Küstenlinie am Ontariosee entlang erstreckt sich auf 46km Länge.

Freitag, 14. Okt. 2011: - Heute wollen wir die Stadt kennenlernen indem wir mit unserem Bus viele Sehenswürdigkeiten abfahren mit verschiedenen Foto-Stopps. Unsere Rundreise führt uns vorbei am Wandgemälde der „First Nations“ und weiter an den Filmstudios der Stadt. Toronto ist eine Filmstadt und an vielen Ecken stehen die Wagen der Produktionsfirmen. Es kann schon mal sein das man als Statist ungewollt mitspielt in einer der vielen Serien die oft in tausenden von Sprachen durch die Welt gehen.

 Um einen guten Überblick über Down Town zu erhalten fahren wir in den alten Hafen. Hier haben wir einen Überblick über Down Town wo heute dunkle Wolken über den Wolkenkratzern liegen. Nun beginnt unsere Halbtagesfahrt durch die verschiedenen Stadtteile wie z.B. China-Town oder Greektown Down Town. Chinatown liegt zwischen der Dundas Street West und der Spadina Avenue. Viele Chinesen kamen im 19. Jh. um am Bau der Canadian Pacific Railway mit zu arbeiten. Es zählt heute zu den größten Chinesenvierteln von Nordamerkia und hat zahlreiche chinesische Geschäfte und Restaurants sowie auch zweisprachige Straßenschilder. Greektown Downtown ist ein Viertel östlich des Don Valley Parkway. Rund 125.000 Griechen wohnen und leben hier in der zweitgrößten griechischen Gemeinschaft außerhalb Griechenlands. Auch hier sind die Straßenschilder in englisch und griechisch. In vielen Restaurants gibt es auch griechische Folklore.

 Dann geht es weiter zum Casa Loma, dem Haus auf dem Hügel. Es ist ein Schloss im europäischem Stil und wurde von Sir Henry Pellatt für ca. 3,5 Mill. Can. Dollar Anfang des 19. Jh. erbaut. Das heutige Museum ist eine Touristenattraktion und hat 98 Zimmer, Geheimgänge, ein antikes Schwimmbad und einen botanischen Wintergarten.

 Was bei einer Stadtrundfahrt nicht fehlen darf ist der Queenspark. Er gehört zu den ältesten städtischen Parkanlagen von Kanada. Der im Jahre 1860 erbaute Park grenzt im hinteren Teil an die Universität of Toronto. In der Mitte der Grünanlage steht das Legislativ Building (Sitz des Gouverneurs und des Parlaments von Ontario). Es wurde 1893 im romanischen Stil erbaut. Im Jahre 1909 zerstörte ein Feuer einen großen Teil des Westflügels. Er wurde wieder aufgebaut hat aber ein anderes Bild wie der Ostflügel erhalten.

 Dann geht es weiter nach Yorkville einem wunderschönen Stadtteil mit vielen kleinen individuellen Geschäften. Das ehemalige Dorf wurde eingemeindet und ist heute die drittteuerste Geschäftsstraße in Bezug auf Mieten von Nordamerika.

 Hier in Yorkville nahe zur Universität befindet sich auch das Royal Ontario Museum, das größte Museum Kanadas und eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt mit seinen umfangreichen Sammlungen zu Naturwissenschaft, Archäologie sowie Kunst- und Kulturgeschichte. Das heutige Aussehen mit der Kristallform erhielt es beim Umbau 2006/2007 durch den Architekten Daniel Libeskind.

 Dann geht es nach Down Town zwischen die Wolkenkratzer. Wir machen halt an der City Hall die einen außergewöhnlichen Baustil hat. Die Stadt suchte nach einem neuen Rathaus und verwirklichte in den 60er Jahren ein avantgardistisches Gebäude mit einem besonderen Grundriss, durch den Finnen Viljo Revell. Von oben betrachtet liegen sich zwei Bogenstücke gegenüber die sich über einem unteren muschelförmigen Plenarsaal verbinden. Durch die außergewöhnliche Form hat es auch Wahrzeichencharakter.

 Nebenan ist der Eaten Centre, ein vierstöckiges Einkaufszentrum mit über 285 Läden. Es ist das größte der Provinz Ontario und das drittgrößte Kanadas, in das bis zu einer Million Menschen passen. Es ist gerade Mittagszeit und die meisten der Menschen die sich hier bewegen haben Essen-to-go oder einen Kaffee-to-go in der Hand.

 Hier im Eaten Center ist auch ein Eingang zum Museum der weltberühmten Hall of Fame für das Eishockey. Das angegliederte alte und recht klein wirkende Gebäude ist die Ruhmeshalle für die besten Eishockeyspieler Kanadas. Hier wird auch der legendäre Stanley-Cup aufbewahrt. Ein 15 köpfiges Gremium entscheidet über die Aufnahme. Der wohl bekannteste Spieler Wayne Gretzky (The Great One) ist schon heute eine Legende mit seinen 61 Titeln, 894 Toren und 2857 Scorerpunkten. Seine Rückennummer 99 wurde ligaweit gesperrt. Oberhalb des Museums befindet sich ein Shop der allen Eishockeyfans das Herz höher schlagen lässt.

 Unweit befindet sich einer der vielen Eingänge zum PATH. Es ist ein über 27 Kilometer langes Tunnelnetz, das unterirdisch Kaufhäuser, Geschäfte, Ämter und Bürokomplexe miteinander verbindet. Die Wegweiser sind mit 4 Farben für die 4 Himmelsrichtungen gekennzeichnet. Das PATH gilt weltweit als die größte Untergrundstadt und soll in einer Langfristplanung auf 60 Km erweitert werden.

 Hier liegt auch die Yonge Street an der sich kilometerlang Geschäfte befinden. Sie beginnt am Ontario See und verläuft von Toronto aus über 1800km bis ins Hinterland. Sie ist damit eine der längsten Straßen Nordamerikas. Gedacht war sie als militärische Nachschublinie, doch heute ist der Bereich um Down Town das wirtschaftliche und kulturelle Herz der Stadt. Heute ist die Yonge Street „nur“ noch 99km lang und geht dann in den Highway 11 über.

 Noch kurz zum CN-Tower der 1976 fertiggestellte Canadian National Tower (CN-Tower) war bis 2009 mit 553m Höhe das höchste freistehende Gebäude der Welt. Zunächst sollte er nur ein Funkturm sein, wurde aber die Top-Attraktion von Toronto und zählt heute mit jährlich 2 Mill. Besuchern zum meistbesuchten Gebäude Kanadas. In den vier Kabinen an seiner Außenwand kann man mit 365m pro Minute zum Drehrestaurant auf 346m Höhe hinauffahren, wo man durch einen Glasboden schauen kann. Einige von uns werden dies noch tun, da ich aber nicht schwindelfrei bin genieße ich die Fotos von Torsten. Zu den Füßen des Towers liegt das Rogers Center (früher: SkyDome).das bei seiner Eröffnung im Feb. 2005 mit 54.000 Plätzen die erste Sportarena der Welt war die ein komplett zurückfahrendes Dach hatte mit der größten Videotafel der Welt. Im Rogers Centre ist ein Hotel integriert mit 70 zweigeschossigen Suiten mit Sicht aufs Spielfeld.

 Gegen Mittag fuhren wir dann zur Marathon-Expo um die Startunterlagen zu holen. Nachdem wir mit unserer Meldebestätigung an einem Extraschalter unsere Startnummer erhalten haben können wir uns das Startpaket abholen. Hier ist neben dem Finisher-Funktionshirt, der Chip sowie viele Prospekte enthalten. Dann wurde an einem Extraschalter unser Chip überprüft und wir sind direkt am Merchandising Stand des Veranstalters. Hier kostet ein Erinnerungs-Funktions-Shirt 25$ + Steuer. In Canada sind in den ausgezeichneten Preisen keine Tax enthalten. Wer etwas kaufen will sollte hier die 13% Steuer draufrechnen, dann hat er den Endpreis, Ausnahme im Lokal da kommen auf die Preise zur Steuer nochmal 15% Bedienung drauf. Für uns in Deutschland sehr ungewöhnlich.

 Was mir besonders aufgefallen ist, das hier auf der Marathonmesse es mehr Kleidung für Frauen als für Männer gibt. Vielleicht liegt das auch daran das hier beim Marathon der Frauenanteil sehr hoch ist und beim Halbmarathon sogar mehr Frauen wie Männer starten. Hier war auch ein Stand vom Niagara Falls Marathon wo wir unsere Medaillen von nächstem Sonntag schon mal bewundern konnten. Nebenan war ein Stand von Disney-Marathon mit besonders großen und schweren Medaillen. Hier sollte manch deutscher Veranstalter mal hinschauen wenn er nur jedes Jahr seine kleine Medaille vergibt wo sich nur die Jahreszahl auf dem Band ändert.

 Als Läufer ist man natürlich auch neugierig was gibt es hier was es bei uns in Europa speziell in Deutschland nicht gibt und natürlich immer den Preisvergleich zu uns. Achtung, damit es bei der Heimreise beim Zoll keine böse Überraschung gibt immer auf die Einfuhrbestimmungen achten, dafür ist jeder selbst verantwortlich.

 Das die Amerikaner und Kanadier immer gern zur Superlative greifen ist ja allgemein bekannt und so ist es auch hier in Toronto beim Scotiabank Toronto Waterfront Marathon. Hier heißt es: Der Toronto Waterfront Marathon ist viel mehr als nur ein Lauf, es ist ein festliches Wochenende mit Gurus John Stanton und Coach Jenny Hadfield. Es beginnt schon am Freitag und Samstag mit dem freien Eintritt zur Marathon-Expo. Es gibt am Samstagmorgen (kostenlos) den kurzen International Friendship Run, veranstaltet von Running Zimmer, sowie ein lustiges carbo Last Pasta-Dinner am Samstagabend und eine Siegesfeier im Nathan Phillips Square am Sonntag von 10:30 bis 16:00 Uhr. Dies ist alles ein Teil eines "unvergesslichen" Toronto Erlebnisses.

 Wer sind nun die zwei Gurus John Stanton und Coach Jenny Hadfield. Zwei Namen die bei uns über den großen Teich noch nicht gekommen sind aber in den USA und Kanada zwei Legenden im Bereich des Laufens sind. John Stanton eröffnete im Jahre 1984 einen 8x10m großen Laden in einem Friseur-Shop. Der erste Laden das Running Zimmer (Running Room) wurde zur Marke und eines der bekanntesten Namen in Nordamerika in Laufen und Walken. Über 100 Filialen gehören heute zu dem Familienunternehmen. John schrieb zahlreiche Bücher die zum Bestseller im Bereich Laufen und Walking wurden und heute zum Standard von vielen amerikanischen und kanadischen Läufern gehören. Im April 2010 erschien sein lang erwartetes neuestes Buch: The Complete Guide to Building Your Running Program. John erhielt zahlreiche nationale Auszeichnungen und ist regelmäßig im Fernsehen und Radio.

 Wer ist der Coach Jenny Hadfield. Was macht diese Frau so anders als andere Coachs. Eine ihrer Schützlinge beschreibt sie so: "Jenny Hadfield ist eine erstaunliche Motivatorin. Sie gibt normalen Menschen den Glauben, sie können erstaunliche Dinge tun um sich dann selbst zu verpflichten den ganzen Weg zu ermutigen bis hin zur Ziellinie. Ich bin noch nie einem anderen Trainer begegnet so wie sie es ist". Einmal in jeder Generation kommt ein Trainer der revolutioniert den Laufsport. Für diese Generation ist das Trainerin Jenny Hadfield. Wie Arthur Lydiard und Bill Bowerman vor ihr, hat Coach Jenny Hadfield den Geist und die Phantasie der Läufer aller Fähigkeiten erfasst. Und wie alle großen Trainer, hat Jenny das Wissen und Können, um niemanden in einen Sportler zu verwandeln. Sie hilft einer Generation von Läuferinnen eine Macht in sich zu entdecken durch das Laufen und deshalb sollte der Trainer auch eine Frau sein. Sie hat mehrere Bücher speziell auch zum Laufen für Frauen geschrieben und hat eine regelmäßige Kolumne in Runners World. Sie selbst ist nicht nur Coach, sprich Lauftrainerin sondern auch Autorin, Motivationstrainerin und selbst Ausdauerathletin. Leider gibt es noch keine Übersetzungen der Bücher ins Deutsche weder von John Stanton noch von Jenny Hadfield.

 Nach dem Besuch teilte sich die große Gruppe und jeder erkundete auf dem Weg zum Hotel so manch schöne Ecke. Wir sind am Hafen entlang, durch den Toronto Music Garden (Beschreibung erfolgt beim Marathonlauf) CN-Tower, Rogers Centre zum Hotel Nähe Younge Street, Kings Street.

 Gegen Abend sind wir dann noch einkaufen und waren erstaunt das beim Obst alles super ordentlich ausgerichtet war.

 Den Lunch am Abend verbrachten wir in der Old Spaghetti Factory einem sehr interessantem Lokal. Beim Heimweg strahlte uns die Silhouette von Down Town an.

Samstag, 15. Okt. 2011: - Heute heißt es die Stadt auf eigene Faust erkunden. Gleich neben unserem Hotel liegt der St. Lawrence Market, der größte Marktplatz für Obst, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren und auch Käse. Hier kauft der Torontoer seine frische Ware samstags ein. Beim Schlendern durch die Hallen fallen uns so manch seltsame Dinge auf, die halt anders wie bei uns sind.

 Gegen Mittag fahren wir mit der Fähre auf Toronto Islands. Bei der Überfahrt haben wir nochmal einen schönen Blick auf die Stadt mit den verschiedensten Hochhäusern. Das Haus mit der goldenen Fassade gehört der BMO Royal Bank of Montreal. In den Glasscheiben wurde wirklich Goldstaub eingearbeitet. Die Insel finden wir jedoch kalt sehr windig und wenig einladend. Nach einem kleinen Rundgang wollten wir per Fähre zurück, aber es fuhr keine mehr an dieser Stelle wegen der starken See. Erst erzählte man uns es kommt ein Bus. Als dieser da war hieß es, er fährt in 1 Stunde. Dann kam er wirklich und so wurden wir per Bus auf die andere Seite der Insel gebracht und es ging zurück zum Festland.

 Toronto Islands liegt am Fuße der Stadt mit vier künstlichen Inseln. Auf der westlichsten Insel liegt der kleine Flughafen Island Airport. Auf den drei anderen Inseln befindet sich der Ontario Place ein Freizeitpark. Neben verschiedenen Wildwasserbahnen, Wasserrutschen, Seebrücke, Strand und Vergnügungseinrichtungen gehört ein großes IMAX-Kino zu den Attraktionen. Alle Inseln sind autofrei und nur mit Personenfähren zu erreichen.

 Durch diese Aktion war fast der ganze Tag hin. Auf dem Rückweg zu unserem, Hotel brannte es in der Nachbarschaft und wir konnten die tollen Feuerwehrfahrzeuge bewundern und fotografieren. Die Torontoer Feuerwehr verfügt im Stadtbezirk über 83 Stützpunkte und wird wie in ganz Nordamerika über die Notrufnummer 911 alarmiert.

 Vor unserem Lunch ging es nochmal einkaufen. Interessant in der Gemüseabteilung die fertig zubereiteten Fruchtschalen in vielen verschiedenen Designs. Anschließend sind wir zu Fuß zum Hafen gegangen für unseren Lunch. Hier waren wir in einem urigen Seafood-Lokal.

Sonntag, 16. Okt. 2011- Marathontag: - Heute heißt es früher aufstehen wie sonst, denn es ist Marathontag. Es wird heute mein 99. Marathon und für mich schon was besonderes. Nach dem Frühstück gehen wir zum Startplatz wo die Marathonis und Halbmarathonis gemeinsam um 9 Uhr starten. Start und Ziel sind hier drei Querstraßen voneinander getrennt. Die Wetterprognose ist für heute 10-13 Grad kaum Wind und Sonne. Mal sehen wie es wird. Auf dem Weg zum Start in der University Avenue ist noch recht kühl, gefühlte 5 Grad.

 Der Veranstalter mit seiner Kurzbeschreibung der Marathonstrecke: Der Toronto Waterfront Marathon ist der schnellste Marathon Nordamerikas. -"flat, fast and festive - a great Boston qualifier" - Zum Programm gehört auch ein Halbmarathon, der bereits seit 1990 ausgetragen wird, und ein 5-km-Lauf. Start und Ziel des Kurses befinden sich an der City Hall. Nach einer Schleife, die zum Hafen führt, geht es am Ufer des Ontariosees zunächst westwärts auf eine Wendepunktstrecke. Auf der Höhe des High Parks wird gewendet. Während die Halbmarathonläufer sich direkt vom Hafen zum Ziel begeben, geht es für die Marathonläufer in Richtung Osten weiter. Zunächst wird die Insel Leslie Street Spit angesteuert, danach erreicht man beim Ashbridge’s Bay Park den östlichsten Punkt der Strecke, von dem aus es direkt zurück zum Ziel geht.

 Die Strecke zieht sich wie ein Band durch die Stadt. Der Name Waterfront ist hier auch zum größten Teil Programm, denn die Strecke verläuft überwiegend in Wassernähe. Durch die vielen Gegenverkehrsstrecken ist es auch ideal für die Zuschauer. Hier kann man während des Laufes seine Angehörigen oder auch die Marathonspitze mehrmals sehen.

 Der Veranstalter wirbt auch, dass der Toronto Marathon der perfekte Ort ist, um eine schnelle Zeit zu laufen um sich damit für Boston fürs nächste Jahr zu qualifizieren. Zeitlimits für die Läufe: Marathon 6 Stunden, Halbmarathon 3 Stunden 40 Minuten, 5-km Run 1 Stunde 10 Minuten. Zum ausführlichen Kurs komme ich noch während des Laufes.

 Wir sind schon 30 Minuten vor dem Start im Bereich des Startplatzes. Hier gibt es wie bei allen großen Marathons Startbereiche je nach erwünschten Zielzeiten. Durch einen farbigen Button auf der Start-Nummer ist gekennzeichnet in welchen Start-Corral wir uns begeben müssen. Es gibt sechs verschiedene farbige Startblocks. Ich ordne mich in den vorletzten den grünen Startblock ein, der von 4:00 bis 4:45 gilt.

 Damit es bei diesmal über 12.500 Startern kein Gedränge gibt, gibt es neben den Startblocks auch noch eine Netto-Zeitnahme durch den Champion-Chip. Das beruhigt viele der nervösen Rennpferde in den weiter hinteren Reihen und nach dem Startschuss kann man in Ruhe loslaufen, sobald vor einem die Reihen langsam ins Traben kommen. Dieser Chip ist heute ein Einweg-Chip und muss nach der Veranstaltung nicht wieder gegen eine Pfandgebühr abgegeben werden, was damit eine weitere Erleichterung für den Läufer ist. Beim Blick um uns rum sehen wir viele Hochhäuser denn wir sind in Down Town an der University Avenue, ca. 800m westlich von unserem späteren Ziel. Neben uns ist der noch im Bau befindliche Turm bzw. Wohn- und Bürokomplex Shangi-La Tower. Er wird 65 Stockwerke mit einer Höhe von 214m haben. Hier am Startplatz wechseln sich alte kleine 3-4 Stockwerke hohe Häuser mit 50–60 Stockwerken hohen Gebäuden ab.

 Wir folgen der University Avenue in südliche Richtung und biegen nach ca. 500m in östliche Richtung auf die Front Street ab. Hier kommen wir am Flatiron Building und ein kurzes Stück weiter an den alten großen Markthallen des St. Lawrence Market vorbei. Kurz vorher steht eine Musiktruppe die uns lautstark anfeuert. Einige Häuser weiter kommen wir an einer der vielen Firestation der Stadt Toronto vorbei. Kurz danach haben die First Nation eine Häuserseite bemalt die ihr Leben und Ursprung darstellen.

 Es geht vorbei an einem Filmstudio, denn Toronto ist eine Stadt wo einem immer wieder Filmproduktionen begegnen. Viele Fahrzeuge dieser Firmen bevölkern das Straßenbild von Toronto. Es geht unter einer der vielen Hochstraßen durch. Hier so nach ca. 2,5km gehen schon die ersten Teilnehmer. Für viele scheint so ein Halbmarathon doch einer Weltreise gleich zu sein.

 Wir kommen zur Harbour-Street und verlassen die Hochhausfassaden. Rechts vor uns taucht der CN-Tower auf mit seiner gigantischen Höhe von 553m. Es geht weiter gen Westen. Wir sind gerade drei Kilometer gelaufen und schon taucht rechts neben uns das Rogers Center (früher: SkyDome) mit seiner großen weißen Kuppel auf. Bei seiner Eröffnung im Feb. 2005 war das mit 54.000 Plätzen die erste Sportarena der Welt die ein komplett zurückfahrendes Dach hatte, mit der größten Videotafel der Welt. Sie ist die Heimat der BlueJays (Baseball) und der Argonauts (Canadian Football). Im Rogers Centre ist ein Hotel integriert mit 70 zweigeschossigen Suiten mit Sicht aufs Spielfeld.

 Hier auf dem 1/6 der Marathonstrecke ist das Feld noch recht dicht durch die vielen Halbmarathonläufer.

 Wir folgen dem Lakeshore Boulevard nach Westen. Kurz vor km 7 laufen wir am Coronation Park vorbei. Der Park wurde 1934 angelegt. Der zentrale Punkt ist eine königliche Eiche die mit einem Ring von weiteren Eichen umgeben ist sowie vielen Ahornbäumen. Neben einem Abschnitt mit Kampfflugzeug, Tank- und Artilleriegeschütz befindet sich in einem Teil ein Softball-Center.

 Kurz hinter km 7 sehen wir links den See und den Yachthafen. Da wir uns auf einer Wendepunktstrecke befinden kommen uns hier schon die ersten Läufer auf der anderen Seite bei ca. km 17 entgegen. In der zweiten Gruppe sind zwei Kanadier die heute ihre Qualifikation für London laufen werden. Reid Coolsaet läuft netto 2:10:55 und Eric Gilles läuft 2:11:27. Die Qualifikationszeit der Kanadier ist 2:11:30. Super. Nur kurz dahinter sind schon die weiblichen Spitzenläufer.

 Es geht vorbei am Marine Museum und an der Waterfront entlang bis zur Windermere Avenue. Nun kommt ein sogenannter Turnaround und es geht auf der anderen Straßenseite zurück über den Lakeshore Boulevard. Hier befindet sich ein Schild für den 100 jährigen Läufer Fauja Singh. Wer es noch nicht weiß, der in Indien geborene Fauja Sing läuft heute als erster Mensch im Alter von 100 Jahren einen Marathon.

 Hier an der westl. Spitze von Toronto gibt es viel grün und immer wieder einen Blick auf den Ontario See. Wären wir am Wendepunkt weitergelaufen so wären wir nach Mississauga gekommen. Die Skyline dieser 700.000 Einwohnerstadt taucht am See auf. Der Name stammt von den Missisauga-Indianern denen das Land im 19. Jahrhundert abgekauft wurde.

 Wir laufen am Sir Casimir Gzowski Park, am Sunnyside Park und Budapest Park vorbei. Hier begleitet uns ein Stück des Weges die Musik einer Rock- and Soul-Gruppe. Vor uns taucht wieder Down Town auf mit seinen vielen Hochhäusern und dem CN-Tower. Im Vordergrund sehen wir eine Autoschlange die versucht in die Stadt zu kommen, sind wir wohl auch ein bisschen Schuld mit dran.

 Wie ich auf der Höhe von Km 18 bin sehe ich auf der Gegenseite kurz hinter km 9 Fauja Singh mit einer großen Gruppe. Da so rund 1:40 Stunden vorbei sind rechne ich hoch, das er es wohl kaum unter 8 Stunden schaffen wird. Er ist jedoch nicht der letzte Läufer denn so 1km hinter ihm sind noch welche auf der Strecke. Den Schluss bilden zwei Polizeifahrzeuge und dahinter die Straßenreinigung. Die ist auch notwendig denn es liegen tausende von Trinkbechern auf der Straße.

 Wir sind so bei km 18 da tauchen zwischen uns mehrere Samba-Tänzerinnen auf die uns anfeuern. Gleich daneben befindet sich eine Bühne wo zwei kleine Inder-Kinder tanzen, was sehr schön anzusehen ist. Die Hochhäuser kommen immer näher. Bei km 19 gibt es eine Marathonweiche. Die Halbmarathonis werden durch den linken Bogen und wir Marathonis durch den rechten Bogen geschickt. Die Halbmarathonläufer biegen dann ab in die Innenstadt Richtung Ziel.

 Unsere Laufstrecke verläuft jetzt am See entlang. Die versprochene Windstille ist leider nicht eingetreten. Es gibt hier am Wasser sogar heftige Windböen. Rechts von uns liegen die Toronto Islands. Auf der West Islands befindet sich ein Golf Resort, auf der East Islands ein großes Amphitheater sowie eine Big-Wasserrutsche, dazwischen ein weiterer Yachthafen.

 Links von uns sind die Hochhäuser und rechts neben uns befindet sich der Toronto Music Garden, ein Design Garten der nach der Suite Nr. 1 in G-Dur für Violoncello solo, BWV 1007 von Bach angelegt wurde. Der erste Satz die Prelude zeigt einen Fluss mit Kurven und Kehren, die Allemande ein alter deutscher Tanz wird gezeigt durch einen Birkenwald wo es nach innen einen Wirbel gibt der auf einem felsigen Aussichtsplateau endet. Die Courante eine ursprünglich italienisch und französische Tanzform wird gezeigt durch einen nach oben führenden spiralförmigen Weg der von Gräsern und bunten Stauden begleitet wird die Vögel und Schmetterlinge anlocken. Oben dreht sich ein Maibaum. Die Sarabande ein alter spanischer Tanz ist ein Nadelbaum Hain in der Form eines Bogens, der auf einen riesigen Stein führt, der als Bühne dient. Daneben ein kleiner Pool mit Wasser, das den Himmel spiegelt. Das Menuette ein französischer Tanz spiegelt die Symmetrie und Geometrie der Bewegung wieder. Ein runder Pavillon bietet Platz für Musikensembles und Tanzgruppen. Die Gigue oder Jog ist ein englischer Tanz dessen ausgelassene Musik von Riesengrass Schritten interpretiert wird. Ein Ort in Form eines Amphitheaters, bietet die Möglichkeit informeller Veranstaltungen, wird von Sträuchern und Stauden wie von Armen umschlossen.

 Links sehen wir wieder das weiße Dach vom Rogers Center und daneben den CN-Tower der die Stadt weit überragt. Hinter km 19 kommen wir an den HTO Parks vorbei. Sie sind als Sandstrand angelegt worden in 2007, mit Blick auf den inneren Hafen. Markant sind die gelben Sonnenschirme und die Ruheplätze aus Muskoka-Stühlen (Holzstuhl mit breiten Armlehnen). Hier ist baden verboten nur sonnen und relaxen erlaubt. Auf dieser Höhe überlaufen wir die Halbmarathonmatte.

 Kurz danach gibt es wieder Wasser und Gatorade und eine der wenigen Lifebands am Straßenrand. Kurz hinter km 22 biegen wir direkt zum See ab. Wir sind auf der Cherry Street und überlaufen eine Eisenbrücke über einen Kanal, wo eigens für uns die Brücke mit einem Teppich belegt wurde. Hier ist der Wind extrem stark und die Matte schlägt immer wieder mal hoch. Wir laufen gegen eine Wand.

 Kurz vor dem Wasser am Cherry Beach gibt es einen Kreisverkehr denn die Straße endet hier. Wir laufen durch den Kreis und es geht ca. 1 km zurück bis auf die Commisioners Street. Hierbei überqueren wir wieder die Eisenbrücke mit dem wehenden Teppich. Dann rechts ab und zwei Kilometer geradeaus an einem Industriegebiet entlang.

 Die Läufer sind heute ganz unterschiedlich angezogen. Bei manchen glaubt man es wäre Hochsommer, denn sie sind nur mit einem Hemdchen bekleidet. Andere sind dick angezogen wie bei Frost. Auf diesem Stück bläst der Wind mal wieder ganz ordentlich und kühlt uns ganz schön aus.

 Es geht weiter durch leere Straßen Richtung Osten. Hier überholt mich der 4:40 Run/Walk Peacer. Ich folge ihm ein Stück und sehe wie er von fünf runterzählt und dann wird ca. 100m gegangen. Beim nächsten runterzählen wird wieder gelaufen bis zum nächsten Km-Schild.

 Wir müssen nochmal in eine kurze Wendepunktstrecke. Ab der Trommlergruppe geht es weiter über den Lakeshore Boulevard zum Woodbine Park. Kurz vorher erreichen wir Km 30. Dann vor dem Park links ab und um den Park rum auf die Queen Street East.

 Wir kommen jetzt in einen sehr schönen Stadtteil, denn hier gibt es nur kleine Häuser an der Straße entlang wo die Anwohner uns freudig empfangen.

 Der Stadtteil an der Küste ab dem Woodbine Park in östliche Richtung wird auch Beach oder Beaches genannt. Diese Wohngegend hat viel grün ist aber einem ständigen Wechsel von Bewohnern und damit veränderten Geschäften unterzogen. Das Straßenbild unterliegt somit drastischen Änderungen. In dem ehemals dicht bewaldeten Gebiet wurden auch Sümpfe trockengelegt und der Strand künstlich verbreitert. Der Sand wandert aber und es wird immer schwieriger dieses Idyll zu erhalten.

 Kurz vorm Neville Park drehen wir bei km 34,5 um und es geht jetzt in westliche Richtung auf der Queen Street in Richtung Innenstadt. Jetzt geht es bis zum Ziel gegen den Wind mal schwächer, mal stärker. Wir kommen wieder am Woodbine Park vorbei und bleiben auf der Eastern Avenue vorbei am Jonathan Ashbridge Park.

 Noch 6km zum Ziel und jetzt fängt es auch noch leicht an zu regnen. Es geht über die Eisenbahnbrücke bis km 40. Dann weitere 1,5km über die Front Street East vorbei am Berczy Park und der Hockey Hall bis zur Bay Street. Es ist schon gigantisch wieder zu den Füßen der Wolkenkratzern zu laufen. Von weitem kann man die enorme Höhe noch nicht realisieren. Je näher man kommt je schneller wachsen sie in den Himmel.

 Dann kommen die Schilder noch 500m, noch 400m, noch 300m, noch 200m aber das Ziel ist noch nicht zu sehen, obwohl die Straße nur geradeaus geht. Vor der Royal Bank geht es dann rechts ab Richtung Ziel. Dann ist das Ziel zum Greifen nah. Noch 150 Meter und es ist geschafft, ich habe meinen 99. Marathon erfolgreich abgeschlossen. Nun freue ich mich schon auf meinen 100. Marathon nächste Woche von Buffalo (USA) bis an die Niagara Fälle.

 Es sind aber noch einige auf der Strecke vor allem aber der 100jährige Fauja Singh. Während die Veranstalter schon am Abbauen sind erreicht er nach 8 Stunden und 11 Minuten netto das Ziel. Eine Sensation ist geschafft die um die ganze Welt geht. Was viele vielleicht nicht wissen, es war erst sein 8. Marathon. Angefangen hat er mit 89 Jahren, also es ist nie zu spät mit Marathon zu beginnen. In der AK M 90+ lief er noch 5 Stunden 40 Minuten und eine Sekunde. Wir fit der Mann ist hat er drei Tage vorher bewiesen in dem er auf den Strecken 100m bis 5.000m alle Weltrekorde der 100-jährigen geknackt hatte.

 Die Siegerzeit von 2:09:48 zeigt dass es trotz dieses heftigen Windes eine wirklich flache und schnelle Strecke ist, für den der will. Ich wollte viel fotografieren und so stöhnt meine Kamera auch nach 200 Bildern entlang der Strecke.

 Der Veranstalter nennt seine Strecke pancake flat, wir würden sagen topfeben, aber nur wenn man die Brücken und die Wellen abzieht. Im Ziel erhalten wir eine wunderschöne Medaille sowie eine wärmende Folie und viel Wasser. Für den Hunger gibt es Kekse und Kuchen. Apropos trinken, gab es auf der Strecke auch im Schnitt so alle 2,5km Wasser und Gatorade. Die große festliche Atmosphäre die uns versprochen wurde gab es an einigen Ecken durch Live-Bands, Cheerlader, chinesischen Löwentänzern und indischer Bhangra Musik. Auch viele Nachbarschaftsfeste waren entlang der Strecke in den Bereichen der Wohnsiedlungen. Bei schönerem Wetter wären vielleicht noch mehr an die Strecke gekommen, aber mit Handschuhen und dicken Mänteln wegen des eiskalten Windes haben wohl viele lieber die Life-Übertragung im Fernsehen gesehen. Alles in allem eine gute Veranstaltung die ich weiter empfehlen kann.

 Wem dieser Lauf in dieser sehr interessanten Stadt gefallen hat kann schon sehr bald am Goodlife Fitness Marathon am 6. Mai 2012 teilnehmen und das schon seit 35 Jahren.

 Es gab einen neuen Teilnehmerrekord mit über 20.000 Teilnehmern auf den drei Strecken Marathon, Halbmarathon und 5km Lauf. Beim Marathon gab es 3.854 Finisher. Beim Halbmarathon kamen 8.831 ins Ziel, davon 5.093Frauen und 3.748 Männer.

Marathon-Sieger

Männer:                                                           Frauen:

1.   Kenneth Mungara                2:09:48           1.  Koren Yal                      2:22:40

2.   Sahmi Abdulahi Dawit         2:09:50            2.  Mare Dibaba                2:23:23

3.   Reid Coolsaeth                    2:10:54           3.  Silvia Skvortsova          2:27:50

 Wir immer trafen wir uns um 18 Uhr um einen gemeinsamen Lunch einzunehmen. Diesmal gingen wir ins KEG, ein Steakhaus das nur 10 Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt ist. KEG ist eine sehr bekannte Restaurantkette in ganz Kanada und den USA. Sie sind berühmt für die beste Fleischqualität. Da ich nach einem Marathon noch nicht so großen Appetit habe aß ich einen ganz leckeren Salat mit Blue-Cheese.

Montag, 17. Okt. 2011: - Heute ist the day after Marathon und zugleich six days fort the next Marathon. Beim Frühstück merkt man manchem Läufer die schweren Beine an. Unser heutiges Tagesprogramm ist eine gute Kombination aus fahren und wenig laufen. Es geht per Bus über den Highway 401 oder Macdonald-Cartier Freeway vorbei an der Städten Oshawa, Cobourg, Belleville und Kingston ins 300km entfernte Gananoque. Der Highway 401 ist die längste Autobahn der 400er-Serie mit 815km in Ontario und eine der meistbefahrenen der Welt.

 Die 120.000 Einwohnerstadt Kingston liegt am nordöstlichsten Ende des Ontariosees, dort wo der St. Lorenz Strom in den See übergeht und die Thousand Islands beginnen. Die Stadt entstand auf der Fläche eines ehemaligen Mississaugas-Indianderdorfs namens Cataraqui. Darauf wurde im 17. Jh. das französische Fort Frontenac erbaut. 1758 wurde das Fort von britischen und irokesischen Soldaten eingenommen. Den Namen erhielt die Stadt zu Ehren des britischen Königs George III. King's Town (Stadt des Königs). Kingston wird auch wegen der zahlreichen aus Kalkstein bestehenden historischen Gebäude „Stadt des Kalksteins“ (Limestone City) genannt. Bekanntester Sohn der Stadt ist der Rocksänger, Komponist und Fotograf Bryan Adams. Hier sind wir in die City-Hall gegangen, in den alten Plenarsaal und zum Fort Frontenac das wir leider nicht besichtigen konnten.

 Es geht weiter durch die kleine Stadt Gananoque zu unserer Thousend Islands Rundfahrt. Da wir noch etwas Zeit haben befahren wir den kanadischen Teil der Thousend Islands Bridge. Wir sind hier an der Mündung des Gananoque River in den St. Lorenz River. Durch den Fluss verläuft auch die Grenze zur USA. Wer die notwendigen Papiere dabei hat sollte auch mal über die Thousand Islands Brücke fahren. Die mautpflichtige Brücke besteht aus insgesamt vier einzelnen Brücken. Die gesamte Überquerung des St. Lorenz Stromes über diese Brücken des Insel-Systems sind 13km lang. Wir fahren nur über den kanadischen Teil der Brücke und steigen dann aus um ein Stück auf die Brücke zu gehen wegen der Fotos.

 Wir wollen heute per Boot eine Rundfahrt durch die 1.000 Inseln machen. Genauer gesagt sind es jedoch 1793 Inseln die den St.-Lawrence-Islands Nationalpark bilden. Von hier bis nach Quebec ist der Fluss 560km lang. Es gibt jedoch verschiedenen Berechnungen je nach dem welcher Ort als Quelle und welcher Ort als Mündung gesehen wird. So kann die Länge bis zu 1.197km betragen.

 Die Tausend Inseln sind ein Überbleibsel der großen Eiszeit, die auch das weltweit größte Süßwassergebiet die Seensenke „Great Lakes Basin“ formte. Die 1000 Islands wurden erstmalig von den Indianerstämmen der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und Tuscarora, bekannt als Völkerbund der Irokesen, besiedelt. Die Indianer nannten das Gebiet Manitonna („Garten des Großen Geistes“). Da der Fluss auch als wichtige Handelsroute galt gab es seit der europäischen Besiedlung viele Kriege am Fluss. Die zahlreichen Forts an den Ufern sind noch heute die Zeitzeugen.

 Wir sind auf dem Wasser unterwegs und sind erstaunt wie sich kleinere und größere Hütten und Häuser auf der kanadischen Seite des Stromes an die sanften Erhebungen der Inseln schmiegen. Es ist schon faszinierend was dort im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts für herrliche Häuschen entstanden sind.

 Viele der fast 1800 Inseln wurden während des 19. Jahrhunderts von amerikanischen Millionären besiedelt. Deren opulente Sommerresidenzen und Privatclubs wurden schon bald in der ganzen Welt bekannt. Während der „Großen Depression“ verfielen viele dieser Anwesen und sollten nie wieder in ihrem früheren Glanz erstrahlen. Andere wurden jedoch erhalten und können noch immer von den Besuchern der Inseln gesehen werden. Es ist schon verrückt auf wie wenig Platz die Leute sich noch ein Häuschen hingestellt haben. Hier befindet sich auch die kleinste Brücke der Welt die eine kanadische mit einer amerikanischen Insel verbindet. Heute sind die Inseln im Sommer das Zuhause von Kanadiern und US-Amerikanern.

 Die größte Touristenattraktion ist das Boldt Castle auf Heart Island. Im Jahre 1894 begann George C. Boldt, ein von der Insel Rügen stammender Hotelier, damit für die Liebe seines Lebens „Louise“ eine Burg im Stil einer mittelalterlichen Rheinburg zu erbauen. Es sollte das größte und schönste private Wohngebäude Nordamerikas und Symbol für seine Liebe zu seiner Frau Louise werden. Als diese 1904 verstarb wurde der noch nicht fertige Bau sofort eingestellt. 1977 übernahm die Gesellschaft 1000 Island Bridge Authority das schon verfallene Anwesen und stellte es wieder her. Heute kann es von Mitte Mai bis Oktober besichtigt werden. Für die Besichtigung von der kanadischen Seite aus sind die amerikanischen Einreise-bestimmungen zu beachten.

 Das Boldt Castle besteht aus dem Haupthaus, Taubenturm, italienischem Garten, Triumphbogen, Alster-turm, Generatorenhaus, unteririschem Gang zum Haupthaus und dem Bootshaus auf Wellesley Islands.

 Das sechsstöckige Haupthaus (Burg) liegt versteckt hinter hohen Bäumen in Mitten der Insel. Es hat 120 Zimmer und im Inneren befindet sich ein Aufzug und im Keller ein beheiztes Schwimmbad. Die Wände bestehen aus massivem Granit und sind mit Ornamenten aus Terrakotta verziert. Aus Terrakotta sind auch die Dachpfannen des Hauses. Der Taubenturm war das erste Nebengebäude auf der Insel und hat an der Spitze einen Taubenschlag, als Teil von Boldts Sammlung seltener Vögel. Sie lebten damals noch in einem hölzernen Wohnhaus. Damit Personal und die Vorräte nicht durch den Garten getragen werden mussten wurde ein unterirdischer Gang von der Bootsanlegestelle bis zum Haupthaus angelegt. In diesem Gang wurden auch die Heizungsrohre und Stromkabel die vom Generatorenhaus zum Haupthaus führten verlegt. Um einen italienischen Garten über dem unterirdischen Durchgang und über die gesamte Insel anzulegen wurde ein Teil eingeebnet sowie hohe Mauern zur Befestigung gebaut. Der Garten wurde streng geometrisch mit Kies aus Italien angeordnet. Auf einer geschwungenen Plattform vor dem Ballsaal ist im Garten ein Springbrunnen, von wo man über das Dach des Generatorhauses auf den Sankt Lorenz-Strom sehen kann. Direkt am Wasser gelegen wurde nach römischem Vorbild ein Triumphbogen erbaut. Er sollte als repräsentativer Eingang für die Gäste dienen die vom Wasser aus anreisten. Er wird von drei Statuen von Hirschen gekrönt. Das Dach auf Säulen zum Haupthaus und die Zugbrücke wurden jedoch nicht mehr gebaut.

 Der Alsterturm soll angeblich einem alten Turm an der Alster in Hamburg nachempfunden sein. Da dies Gebäude aber eher an krumme und schiefe Befestigungsanlage erinnert soll es die exzentrische Persönlichkeit von George Boldt wiederspiegeln. Es wurde als Spielhaus für seine Kinder gebaut. Seine Frau Louise mochte dieses Gebäude so sehr das sie auch verantwortlich war für die Ornamente im Muschelraum, für die Treppe und den Balkon sowie für die Bowlinganlage im Keller des Turmes. Um auch Strom auf der Insel zu haben wurde ein Generatorenhaus, das wie ein Schloss aussieht gebaut. Der Strom wurde durch kohlebefeuerte Dampfkessel erreicht deren Abwärme auch gleichzeitig das Haupthaus heizte. Aus Gründen des Lärms und der Abgase wurde es am äußersten Ende der kleinen Insel auf einen Felsen vor die Insel gebaut die durch eine steinerne Brücke erreichbar war. Da das Generatorenhaus den höchsten Turm der Insel mit einer beleuchteten Turmuhr mit Glockenspiel hatte und schon von weitem zu sehen ist, ist es das eigentliche Wahrzeichen von Heart Island. Da auf der Insel kein Platz mehr war für seine drei Segelyachten und das Hausboot wurde ein Bootshaus auf die Nachbarinsel Wellesley Islands bebaut. Da die Boote mit stehenden Masten da rein sollten wurden die Tore so schwer, dass sie nur mit Motorkraft geöffnet und geschlossen werden können.

 Nach unserer Rundfahrt geht es in die kleine Stadt Gananoque, die sich selbst „Das kanadische Tor zu den Thousend Islands“ nennt. Der Name der Stadt wird „Gan-an-ock-wee“ ausgesprochen und ist ein indianischer Name, was so viel „A Place of Health (Gesundheit)“ bedeutet. Die Indianer nannten die Thousand Islands "Monatoana" was auch "Garden of the Great Spirit" bedeutet.

 Hier an der Mündung des St. Lorenz Flusses in den Ontario See mündet auch der Gananoque River, weshalb dieser Ort auch noch nach alten Überlieferungen Stadt an den zwei Flüssen genannt wird. Die Stadt wurde durch den Bau einer Mühle 1812 von Charles McDonald gegründet. Unser heutiges Hotel ist im Lodgestil und sehr gemütlich. Unseren Lunch nahmen wir diesmal in einem sehr gemütlichen englischen Pub ein.

Ende Teil 1                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Teil 2