Running Canada mit Toronto und Niagara Falls Marathon 2011

Lauferlebnisreise durch den Osten von Kanada vom 13.10.2011 bis 26.10.2011

26.10.2011 von Bernd Neumann – 2. Teil

Dienstag, 18. Okt. 2011:.- Heute geht es in die Olympiastadt Montreal. Wir folgen weiter dem Highway 401 vorbei an der Städten Brockville, Prescott, Cornwall und überqueren die Provinzgrenze nach Quebec der flächenmäßig größten Provinz Kanadas. Kurz vor Montreal überqueren wir den Ottawa River Die 250km entfernte Weltmetropole Montreal beginnt schon hier. Die zweitgrößte Stadt Kanadas hat 1,7 Mill. Einwohner, jedoch mit Umfeld kommt die Region auf etwa 3,7 Mill. Menschen. Sie ist auch die zweitgrößte Stadt der Welt in der französisch gesprochen wird. Englisch ist im öffentlichen Straßenbild verboten bzw. nur zusammen mit französischer Beschriftung erlaubt.

 Montreal ist zusammen mit Toronto das Handels- und Industrie- und Wirtschaftszentrum des östlichen Kanada. 1967 fand hier die Weltausstellung statt und neun Jahre später gab es hier die Olympischen Sommerspiele. Das südliche Quebec und im speziellen die Umgebung von Montreal sind bekannt für den Indian Summer.

 Das Stadtgebiet liegt vollständig auf der Île de Montréal im Hochelaga-Archipel. Dies ist eine Inselgruppe aus 234 Inseln im Mündungsgebiet des Ottawa mit dem St.Lorenz Strom. Der Name kommt von einem Dorf der Sankt-Lorenz-Irokesen im 16. Jh. aus dem die Stadt Montreal entstand. Die Île de Montréal ist die größte der 75 Inseln die die Stadt bilden. Die frühesten Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen in dieser Gegend sind rund Zehntausend Jahre alt. Jacques Cartier war 1535 der erste Europäer der auf die Insel kam und dort das Irokesendorf Hochelaga vorfand. Er war es auch der den 233m hohen Berg im Zentrum der Insel den Namen Mont Réal, königlicher Berg nannte woraus der heutige Name Montreal entstanden ist.

 70 Jahre später kam Samuel de Champlains auf die Insel fand die Dörfer jedoch verlassen, denn die Huronen die damaligen Verbündeten der Franzosen hatten die Ureinwohner vertrieben. Samuel de Champlains gründete hier als erster Generalgouverneur Neu-Frankreichs eine Siedlung um einen besser gelegenen Umschlagplatz für den wirtschaftlich immer bedeutender werdenden Pelzhandel zu schaffen. Außerdem war es auch strategisch günstig um das Inland besser zu erforschen und in Besitz zu nehmen.

 In der Folgezeit wurde die Siedlung häufig durch die Irokesen angegriffen und stand mehrmals kurz vor ihrer völligen Zerstörung, bis zum Frieden von Montreal 1701. Damals entstand auch die erste Stadtbefestigung aus Holzpalisaden die 1717 bis 1738 durch eine steinerne Mauer ersetzt wurde. Durch den Pelzhandel wurde Montreal Mitte des 18. Jh. eine blühende Stadt. 1759 eroberten die Briten die Stadt und der französische Adel ging zurück nach Paris. Die Schotten übernahmen den Pelzhandel und die Verkehrssprache wurde englisch.

 Noch bevor wir die Innenstadt erreichen sehen wir ein Teil der Skyline die auch das Stadtbild prägen. Die Stadt ist reich an Kultur und Sehenswürdigkeiten sowie an bedeutenden Veranstaltungen. Hier gibt es das berühmte Ochsetre symphonique de Montreal, das Montrealer Metropol Symphonie-Orchester, die Montreal-Oper, das McGill Kammerorchester, das Thèâtre du Nouveau Monde, den Konzert- und Veranstaltungssaal “Metropolis“, das Cinemathèque Quèbècoise sowie das Musèe des beaux-arts de Montreal. Das Museum of Fine Arts ist Kanadas ältestes Kunstmuseum von 1860 mit jährlich ½ Mill. Besuchern. Hier findet auch das Komödianten-Festival Juste pour rire, das Montreal World Filmfestival sowie das Montreal International Jazz Festival statt. Auch der Cirque de Soleil hat hier sein Hauptquartier. Er ist weltweit bekannt geworden durch seine moderne Form, keine Tiere stattdessen eine Mischung aus Artisten, Theaterkunst und Livemusik.

Wir beginnen unsere Stadtrundfahrt an der Tourist-Info. Um nicht alle Gebäude zu nennen die wirklich sehenswert sind beschränkte ich mich auf wenige besondere. Das wohl unbedingte Muss ist die Besichtigung der Basilika Notre-Dame de Montrèal. Diese römisch-katholische Basilika wurde im neugotischen Stil vom irischen Einwanderer James O'Donnell 1824 erbaut. 1843 nach ihrer Fertigstellung war sie die größte Kirche in Nordamerika. 1982 wurde sie von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor ernannt. Diesen besonderen Ehrentitel tragen inzwischen 1478 Kirchen die eine besondere Stärkung an den römischen Bischof und eine besondere Bedeutung für das Umland haben. Zu erkennen sind sie am Papstwappen am Gebäude. Es gibt nur noch eine höhere Auszeichnung die Basilica maior wovon es nur 4 in Rom und 2 in Assisi gibt.

 Anschließend überfahren wir die riesige Brücke Jacques Cartier auf der auch der Montreal Marathon (23.09.2012) immer startet. Dann geht es weiter über das Gebiet der Weltausstellung.

 Unser Fahrer biegt dann ab auf die Ile de Notre Dame. Jetzt wissen alle Formel 1 Fans hier ist die Strecke vom Großen Preis von Kanada auf den Gilles Villeneuve Circuit. Natürlich müssen wir aussteigen und Fotos von der Pole Position machen. Wir fahren ein Stück auf der Strecke und biegen dann ab in die Innenstadt.

 Als nächstes steht der Mont Royal auf dem Programm. Vom Hausberg dem Mont Royal hat man eine herrliche Aussicht auf die Skyline der Innenstadt und das Umland. Von hier oben ist auch das Olympiastadion zu sehen. Es werden hier oben gerade Filmaufnahmen gemacht. Auf dem Weg zurück zum Bus gibt es im Park wieder unendlich viele Squirrels (Eichhörnchen). Heute haben wir ein besonders zutrauliches gefunden das sich in aller Ruhe fotografieren lässt.

 Hier oben auf dem Berg sehen wir auch noch den Indian Summer mit vielen sehr schönen Färbungen. Bevor wir den Berg verlassen machen wir noch einen Foto-Stopp um in der Ferne das Olympiastadion zu knipsen.

 Wir fahren am alten Hafen entlang und kommen an die wohl ungewöhnlichste Wohnsiedlung der Stadt. Diese besondere Architektur hat das Habitat 67, ein Wohnhauskomplex der besonderen Art. Hier wurden für die Weltausstellung Expo67 stufenförmig 354 Quader zu Pyramiden aufgestellt mit insgesamt 158 Wohneinheiten für 700 Bewohner. Dies erinnert mich an die Wohnschlange documenta urbana in Kassel die Anfang der 80er Jahre entstand. Hier wurden unterschiedlich architektonisch besondere Wohnhäuser von 9 Architekten in einer Häuserschlange verbunden.

Weiter nach Down Town. Am Place Ville-Marie steht der älteste Wolkenkratzer Montreals sowie die Keimzelle der Ville souterraine (Untergrundstadt). Während das weltweit größte Tunnelsystem das PATH in Toronto ist, ist in Montreal die berühmteste Untergrundstadt. Neben einer kleinen Kirche gehen wir in den Untergrund direkt unter diese Kirche. Hier ist alles was eine Shoppingmeile ausmacht. Am Place des Arts befinden sich berühmte Konzertsäle und Museen die unterirdisch durch Kaufhäuser verbunden sind.

 Obwohl es noch viel mehr zu sehen gibt machen wir Stopp an unserem Hotel und setzen am Abend zu Fuß einen kleinen Rundgang in die Abenddämmerung fort. In der Nähe der Basilika in der Altstadt rollen noch heute Pferdedroschken über das alte Pflaster zwischen den steinernen Häuserfassaden aus dem 18. und 19. Jh. Kurz vor der Abenddämmerung gelingen uns noch ein paar besonders schöne Fotos von der Skyline von Montreal. Dann geht es wieder in die Altstadt wo wir diesmal unseren Lunch in einem alten großen Brauhaus einnehmen.

 Hier noch ein paar Tipps für Montreal. Eine vierhundertjährige Geschichte umspannt das reiche architektonische Erbe – vom französischen Regime bis in die heutige Zeit. Interessant und sehenswert ist auch das Oratorium Saint-Joseph (Wallfahrtkirche mit p.a. 2 Mill. Besuchern) schon allein durch die imposante Kuppel die auch der höchste Punkt der Stadt ist. Wer gern shoppen geht ist in der rue Ste-Catherine, boulevard St-Laurent, rue St-Denis, avenue du Mont Royal und rue St-Hubert genau richtig. Hier gibt es über 11.000 Läden. Die lebendige Avenue du Mont Royal durchzieht den Stadtteil in seiner gesamten Länge. Neben diesen Einkaufsstraßen ist auch das In-Viertel Plateau Mont Royal mit den klassischen Montrealer TreppenHäusern sehenswert. Hier gibt es eine vielfältige Kulturszene mit Intellektuellen und Künstlern mit dörflichem Charakter.

 Auch in Montreal gibt es ein chinesisches Viertel, das einen in ein fremdes Land innerhalb dieser Stadt verführt. Wer das besondere sucht findet es im Gay-Village, eines der weltweit größten Schwulen-Viertel mit einer enormen Konzentration von trendigen Boutiquen und Geschäften. Wer es ganz modern oder avantgardistisch mag sollte ins Quartier international (Internationales Viertel) gehen, denn hier wird er umgeben von eindrucksvollen Glas- und Steinfassaden die durch öffentliche Plätze, Skulpturen und Springbrunnen aufgelockert werden. Wer mehr Action braucht sollte eine Hafenrundfahrt mit der Tour durch die Stromschnellen machen oder wer Ruhe liebt hat die Möglichkeit in einem der vielen Parks zu relaxen.

 Morgen geht es weiter in die Bundeshauptstadt von Kanada nach Ottawa.

Mittwoch, 19. Okt. 2011: - Heute Morgen nehme ich auch am Morgenlauf teil den es jeden Morgen außer am Marathontag und danach gibt. Es ist wunderschön in die aufwachende Stadt zu laufen. Unsere Route führt uns durch die Altstadt zum Hafen. Wir haben ein Standardprogramm für jeden Morgen: 7 Uhr Laufen, 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Weiterfahrt. So auch heute.

 Gestern sind wir aus süd-westl. Richtung nach Montreal gekommen, heute geht es in westliche Richtung weiter, ins 200km gelegene Ottawa, der Bundeshauptstadt Kanadas. Nach ungefähr 80km auf dem Highway 40 passieren wir die Grenze nach Ontario, ab wo sich der Highway jetzt 417 nennt. Wir kommen in die Bundeshauptstadt Kanadas gelegen am Ottawa River.

 Der Name Ottawa kommt vom Algonkinwort „Adawe“ und bedeutet „Händler“ die zur Zeit der Besiedlung am Fluss Ottawa und am Gatineau Handel trieben. Die Algonkin sind ein aus vielen Stämmen bestehendes Volk der First Nation of Canada. Ihre einzige Gemeinsamkeit war die Zugehörigkeit zur einer ähnlichen Sprache. Die Odawa oder auch Ottawa waren Jäger und Händler im Tal des Flusses Ottawa. Sie selbst nannten sich selbst Anishinabek, was das ursprüngliche Volk‘ bedeutet. Es gibt eine Liste der nordamerikanischen Indianerstämme. Allein in Kanada gibt es über 600 Inuit- und Indianergemeinschaften. Sie leben in über 2.400 Reservaten, die schon früher ihr Stammesboden war. Von ihren ursprünglichen Flächen ist dies aber nur ein kleiner Teil.

 Der Ottawa River bildet hier die Grenze zwischen den Zwillingsstädten Ottawa und Gatineau. Während Ottawa rund 812.000 Einwohner hat bildet es zusammen mit der am anderen Ufer gelegenen Stadt Gatineau mit rund 1,13 Mill. Einwohnern das viertgrößte Ballungsgebiet Kanadas.

 Obwohl die Erforschung der Frühgeschichte von Ottawa erst spät begann gibt es schon menschliche Spuren die über 6500 Jahre alt sind am Leamy Lake und am Ottawa River. Die Ottawa, nach den auch die Stadt benannt wurde, kamen im 14. Jh. von Osten zu den Großen Seen wo sie sich niederließen. Um 1620 errichteten die Ottawa ein Handelsmonopol entlang des Ottawa Flusses. Mit ihren Kanus transportierten sie Pelze zu den Franzosen und nahmen auf dem Rückweg Handelswaren mit zu den weiter entfernten Stämmen. Zehn Jahre später überfielen die Irokesen die anderen Stämme wegen des Pelzhandels, denn sie wollten das Monopol haben. Hierbei wurden viele Völker vertrieben es begann eine regelrechte Völkerwanderung. Die Kirchesipirini versuchten mit den Huronen, Algonkin und den Nipissing 1636 einen Verbund im Krieg gegen die Irokesen, was jedoch erfolglos blieb. Die Irokesen vernichteten um 1650 die Huronen und weitere Stämme. Fünfzig Jahre später kamen einige Stämme zurück, siedelten jedoch unterhalb der großen Seen auf dem Gebiet der heutigen USA.

 1759 kam das Gebiet unter britische Herrschaft und im folgenden Jahr kamen die ersten Siedler in das Gebiet. Die Siedlung erhielt den Namen Bytown nach Colonel By und erhielt 1850 Stadtrechte. Fünf Jahre später wurde aus Bytown Ottawa. Der Rideau-Kanal wurde für viele Jahre der wichtigste Wasserweg für den Holzhandel. Die Provinz Kanada sollte eine Hauptstadt bekommen und so entschied sich die damalige Königin Victoria für Ottawa. Wenn wir das heutige Stadtbild mit anderen Großstädten in Kanada vergleichen stellen wir fest, dass es hier im Stadtbild nur wenige hohe Gebäude gibt. Das höchste Gebäude Place de Ville II. ist mit 112m nur unwesentlich höher als der historische Peace Tower auf dem die Nationalflagge weht.

 Wir fahren auf die andere Seite des Ottawa River nach Gatineau zum meistbesuchten Museums Kanadas, das Canadian Museum of Civilization. Hier wird die Kultur- und Besiedlungsgeschichte Kanadas gezeigt. Ein Schwerpunkt ist das Thema Ureinwohner mit den First Nations, Mètis und Inuit. Da wir jedoch wenig Zeit haben sehen wir uns nur im Foyer um und erhalten damit einen kleinen Einblick was einen hier erwarten würde.

 Im Gift-Shop gibt es wunderschöne Bilder die von Künstlern der Inuit gemalt wurden. Für kleines Geld kann man hier sehr schöne Bilder erstehen. Dann geht es hinter das Museum auf eine Aussichtsplattform.

 Hier haben wir einen herrlichen Blick hinüber zu dem was die Stadt prägt, der Parlamentshügel mit seinen historischen Bauten im Stil der Neugotik. Der Parliament Hill ist mit jährlich 3 Mill. Besuchern die meistbesuchte Sehenswürdigkeit. Er befindet sich dort wo der Rideau-Kanal in den Ottawa River mündet.

 Das Parlamentsgebäude besteht aus dem East-, dem West- und dem Centre-Block sowie dem 92m hohen Peace Tower. Hier steht auch die Parlamentsbibliothek die durch ihr Kuppeldach und den Stützpfeilern an einen gotischen Sakralbau erinnert. Auf dem Vorplatz brennt die Centennial Flame. Der oberste Gerichtshof Kanadas befindet sich westl. des Parlaments in einem 1939 erbauten Gebäude mit grünlichem Dach. Im Regierungsviertel stehen viele Statuen berühmter kanadischer Politiker sowie eine 1977 erbaute Statue die Königin Elisabeth II. auf einem Pferd darstellt.

 Das sehen wir uns auch noch genauer an, denn wir machen noch einen Spaziergang in die Stadt. Hier sehen wir auch die Glaswürfel der Nationalgalerie. Dann geht es vorbei an den 8 Schleusen rüber zu den alten Markthallen. Hier nehmen wir unseren Lunch in einen Seafood Restaurant ein. Mein schlechtestes Essen.

 Montreal bietet aber noch mehr was man gut auf eigene Faust erkunden kann. Sehenswert ist auch die älteste Kirche Ottawas die 1846 geweihte römisch-katholische Basilika Cathèdrale Notre-Dame d`Ottawa. Sie wurde in den Jahren 1841-65 im neogotischen Stil östlich des Rideau-Kanals am Sussex Drive erbaut. Westlich davon befindet sich der imposante Kuppelbau der Kanadischen Nationalgalerie. Hier mündet auch der Rideau-Kanal in den Ottawa River der mit Hilfe von 8 Schleusen einen Höhenunterschied von 24,1 m überbrücken muss. Am Ottawa River entlang befinden sich viele Park- und Grünanlagen, aber auch in der Stadt gibt es viele Parks.

 Im neuen Canadian War Museum wird die Kriegsgeschichte Kanadas, aber auch der aus anderen Erdteilen dargestellt. Eine Attraktion ist das originale Mercedes-Benz 770-Cabriolet von Adolf Hitler, eine Schenkung eines Québecer Geschäftsmannes.

 In Ottawa wurden auch berühmte Sänger wie Paul Anka und Alanis Morisette, sowie der „Ben Cartwright“ aus „Bonanza“ Lorne Greene oder Dan Aykroyd geboren. 1943 kam hier die Prinzessin Margriet von Oranien-Nassau der Niederlande auf die Welt. Ihre älteste Schwester ist Beatrix Königin der Niederlande seit 1980. Ihr Vater Prinz Bernhard wurde in Jena geboren.

 Das war unsere erste Woche mit vielen Highlights, wunderschönen Städten und der unendlich wunderschönen Natur.

 Morgen beginnen wir die zweite Woche mit dem Besuch des Algonquin Provincial Park, der Muskoka Lakes Region, den Niagara Fällen, dem Niagara Falls Marathon, dem viktorianischen Örtchen Niagara-on-the-Lake und der Stadt Kitchener.

Donnerstag, 20. Okt. 2011: - Heute Morgen bin mal wieder dabei, beim Morgenlauf in den Hafen von Ottawa. Anschließend schnell duschen und auf zum Frühstück. Um 9 Uhr ist Abfahrt. Heute geht es in den Algonquin Provincial Park. Das Wetter meint es heute nicht gut mit uns, denn schon bei der Abfahrt fängt es an zu regnen. Mal sehen wie es sich im Laufe des Tages verändert.

 Der Park ist der älteste Naturpark Ontarios mit einer Größe von 7725 km², im Vergleich dazu ist er dreimal so groß wie das Saarland oder 1/3 von der Größe von Hessen. Den Namen hat er von den nordamerikanischen Ureinwohnern den Algonkin oder Algonquin Indianern. Sie lebten ursprünglich in dieser Gegend als Jägervolk. Eine Vorstellung von der früheren Lebensweise und ihrem Umfeld wird im Park sowie im Ausgrabungsgebiet um das historische Dorf Kabeshinàn gezeigt.

 Wer Abenteuer sucht der findet hier noch unberührte Natur, sofern er bereit ist, sich von der Straße wegzubegeben und in die unendlich scheinende Wildnis einzutauchen. Nur durch einen Teil des südlichen Parks führt der Highway 60 zwischen dem Ost- und dem Westtor über ca. 60km. An dieser Hauptader durch den Park befinden sich große Campingplätze, ein Besucherzentrum und ein Holzfällermuseum. Wer jedoch Tiere sehen möchte sollte vor allem in den Morgen- und/oder Abendstunden ins Parkinnere gehen. Ideal sind Touren mit dem Kanu das auch teilweise über Portagen transportiert werden muss um vom Wasser aus Elche, Hirsche und Bären nah zu sehen, die in den Uferregionen nach Nahrung suchen. Einer der typischen Wasserwege, über die es sich relativ leicht und problemlos tief in den Park eindringen lässt ist der Galipo River. Etwa eine ¾ Mill. besuchen den Park jährlich um einen der 3.000 Elche, 2.000 Schwarzbären, Wölfe oder der 30.000 Biber zu sehen.

 Wir sind heute auf kleineren Straßen unterwegs von Ottawa aus. Im Laufe der Strecke wechseln wir wieder die Provinz. Wir verlassen Quebec und kommen wieder nach Ontario. Nach einigem Highwaywechsel erreichen wir in der Nähe der Stadt Whitney auf dem Highway 60 das East Gate des Algonquin National Parks. Hier heißt es wie überall in Kanada Gebühren bezahlen. Für den Bus heißt das 107,50 $, für einen PKW kostet es 16$.

 Hier im Center ist ein Schild wo sich Besucher eintragen die Tiere gesehen haben in freier Wildbahn. Heute Morgen wurden schon 2 Bull Moos (männl. Elche) gesichtet. Beim Durchfahren des Parks werden wir auch noch zwei Elche sehen, da es aber sehr schnell geht habe ich meine Kamera nicht schnell genug am Fenster.

 Wir fahren ein Stück in den Park und machen halt am Algonquin Logging Museum Trail. Das Museum ist heute leider geschlossen und so können wir uns die Videopräsentation über die Geschichte des Parks und die ersten Holztransporte nicht ansehen. Es gibt jedoch einen ca. 1,5km langen Trail auf dem die Geschichte mit vielen Exponaten dargestellt ist. Den werden wir gehen und viel von der damaligen Lebensweise in den Blockhäusern und die ersten Holztransportmittel vom Pferd bis zum LKW sehen. Der Weg hat viele Schautafeln mit Erklärungen und so kann man sich das schwere Leben in der wilden Natur gut vorstellen. Sehr interessant ist auch der erste dampfbetriebene amphibische Schlepper „Alligator“.

 Das Gebiet wo sich der Algonquin Park befindet ist vor ca. 11.000 Jahren nach der letzten Eiszeit mit seinen Felsklippen und Mini-Seen entstanden. Nach 2000 Jahren Jungfräulichkeit kamen vor etwa 9000 Jahren die ersten Menschen, die Ureinwohner Nordamerikas mit ihren Jägern und Sammlern an die Flüsse und Seen des heutigen Parks. Um 1879 wollte man das Gebiet erschließen, jedoch verließen viele diese Gegend wieder da der Boden zu karg für die Landwirtschaft war und so wurde es das Reich der Holzfäller und Trapper.

 Wir kommen auf dem Rundweg an 20 verschiedenen Schautafeln vorbei. Neben dem erklärenden Text der links in englisch und rechts in französisch ist gibt es auch noch Fotos, die das Leben von damals zeigten. Ab etwa November beginnt es im Algonquinpark zu schneien.

Von hier ging es weiter zum Algonquin Visitor Centre der sich mitten im Wald befindet. Nachdem wir uns einen Film über die Entstehung des Nationalparks angesehen haben gehen wir in die Ausstellung. Hier wird durch viele Exponate und Schaukästen ein Einblick in das Leben der Tiere gegeben. An manchen Exponaten hat man das Gefühl es wären lebendige Tiere. Neben den Tieren gibt es auch eine Ausstellung zum Thema First Nation die hier gelebt haben. Seit der Eröffnung 1993 wird dieser Visitor Center stark angenommen von der Bevölkerung. Auch heute bei dem schlechten Wetter sind hier weit ab von der nächsten Siedlung viele Autos auf dem Parkplatz. Es gibt auch Ausstellungen zu weiteren Themen rund um das Leben in dieser einsamen Gegend. Neben einem Restaurant gibt es auch einen Buch-Shop und wie überall einen Gift-Shop. In einem Extraraum, dem Algonquin Room wird Algonquin Kunst gezeigt die auch gekauft werden kann. Hinter dem Gebäude gibt es eine Aussichtsplattform von der man einen herrlichen Blick auf die wilde Algonquin-Landschaft hat.

 Wir fahren weiter auf dem Highway 60. Von den rund 2.500 Seen sind 17 direkt vom Highway aus zu sehen, die anderen sind teilweise nur über lange und oft unebene Wanderrouten zu erreichen. Hierbei geht es tief in die Natur und der Backpacker kommt durch Laub- und Nadelwälder sowie durch Sümpfe vorbei an hochragenden Felswänden. Es gibt über 1600km Kanutouren und ca. 1500 Campingplätze wo teilweise nur Platz für 2 – 3 Zelte ist. Im Algonquin Visitor Centre gibt es Literatur über die verschiedensten Kanutouren durch die Weite des Waldes. Es werden von verschiedenen Anbietern auch speziell ausgearbeitete Kanutouren angeboten. Aber auch für den Wanderer gibt es sehr gut ausgeschilderte Rundwanderwege. Es gibt hier 13 verschiedene Wanderpfade mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden die man eigentlich alle gesehen haben muss. Der Hardwood Lookout Pfad hat nur 0,8km Länge, aber man sollte dafür 45 Minuten einplanen um auch die herrliche Aussicht auf den Smoke Lake zu genießen. Der Mizzy Lake Pfad ist der längste mit 11km und 5 Stunden Laufzeit, aber auch der Whisky Rapids Pfad, Peck Lake Pfad, Track und Tower Pfad, Hemlock Bluff Pfad, Bat Lake Pfad, Two Rivers Pfad, Lookout Pfad, Booth's Rock Pfad, Spruce Bog Pfad, Beaver Pond Pfad sowie der Centennial Ridges Pfad, alle sind sehenswert.

 Wir haben uns den Bad Lake Trail ausgesucht den wir begehen wollen. Der Trail ist als Rundweg angelegt und führt uns an zwei Seen vorbei. Wir tauchen in die Wildnis ein und schon nach wenigen Minuten ist kein Auto mehr vom Highway zu hören und wir können der Natur lauschen.

 Wir haben herrliche Fernblicke gehabt und sind über wackelige unter Wasser stehende Holzstege gelaufen. Wir haben uns Zeit genommen und viele Fotos in der wilden Natur geknipst. Es geht aber auch anders. Für den eiligen Touristen sind aber auch verschiedene Seen (Amikeus Lake, Brewer Lake, Canoe Lake, Cedar Lake, Coot Lake, Lake of Two Rivers) vom Highway 60 aus zu sehen. In unmittelbarer Nähe dieser Seen gibt es einige wenige Hotels von wo aus man mit Rangern Touren zu den Wölfen oder Bären unternehmen kann.