Reise ins Reich der Mitte mit Great Wall Marathon 2013

 

Marathonlauf auf der Chinesischen Mauer

 

Lauf- und Erlebnisreise vom 2.09. - 16.09.2013

2.9. – 16.09.2013 von Bernd Neumann - Teil 2 - Fotos: Bernd Neumann, B. Vielhaber, C. Dietrich

 Unser nächstes High-Light an diesem Tag wird der Besuch des Yonghe-Tempels (Lamatempel) sein der auf der anderen Straßenseite vom Konfuzius-Tempel sich befindet.

 Dieses ehemalige Kloster ist eine der größten und besten restaurierten lamistischen Tempelanlagen außerhalb von Tibet. Der ehemalige Palast des Friedens und der Harmonie war ehemalige Residenz des Prinzen Yinzhen Mitte des 18. Jahrhunderts. Vor 33 Jahren wurde die gesamte Tempelanlage mit seinen vielen Hallen, Figuren und Buddha-Statuen restauriert und steht heute als eine der schönsten Tempelanlagen jedermann zur Besichtigung frei. Eintritt kostet es allerdings. Viele Gläubige kommen hier her und zelebrieren ihren Glauben durch das Abbrennen von vielen Räucherstäbchen.

 Diese Räucherstäbchen wurden vor Jahrhunderten von buddhistischen Mönchen nach China gebracht. Sie werden auch als joss-sticks bezeichnet dessen Deutung Glücksstäbchen oder Schicksalsstäbchen sein soll. Der Rauch wird im Feng-Shui dem Qi zugeordnet, was eine reinigende Wirkung haben soll. Der Rauch ist jedoch stark gesundheitsgefährdend und führt zu Lungenleiden und Lungenkrebs.

 Yonghegong wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts offiziell zu einem Lamakloster erklärt. Die ersten Bewohner waren 500 Mönche aus der Mongolei. Einige Jahre später zogen hier bis zu 1200 mongolische, mandschurische und tibetische Mönche ein. Anfang des 19. Jh. soll es hier seltsame Rituale gegeben haben und es begann der Verfall der Anlage.

 Die in Nord-Süd-Richtung angelegte Anlage hat fünf große Hallen sowie viele kleine Nebengebäude. In der ersten Halle, der Halle der Himmlischen Könige sitzt ein Dickbauchbuddha der von den vier himmlischen Königen flankiert wird.

 Die nächste Halle ist die Haupthalle Yonghedian (Halle der Harmonie und des Friedens). Beim Betreten der Halle erblickt man drei große Buddha-Statuen. Es sind die Buddhas der drei Welten, Sakyamuni (dem Buddha der Gegenwart), Maitreja (der Buddha der Zukunft) und Kasyapa (der Buddha der Vergangenheit).

 Entlang der Seitenwände befinden sich 18 Arhats. Diese Buddha-Schüler sollen nach dem buddhistischen Glauben das Nirwana erreicht haben und die buddhistische Lehre verbreiten.

 Die dritte Halle ist die Halle des Ewigen Schutzes. Hier befindet sich die Statue des Amitabha, der Buddha von unermesslicher Lebenszeit, rechts von ihm Bhaisajyaguru, der Buddha der Medinzin, und links von ihm Sinhanada, der Buddha der Stimme der buddhistischen Gottheit. heilenden Buddhas.

 Die vierte Halle ist die Halle Falundian (Halle dess Buddhistischen Rades) und Ausbildungsbereich der Mönche. Damals war die Halle leer, als Symbol der höchsten Weisheit und des Ziels alles Seins. Heute herrscht hier Tsongkhapas, der Gründer der tibetischen Gelbmützensekte. Hier werden auch die zwei wichtigsten tibetischen Schriftensammlungen, das Kanjur in 108 Bänden an der westlichen Wand und das Tanjur in 207 Bänden an der östlichen Wand, aufbewahrt.

 Die fünfte Halle ist die Wanfuge (Pavillon des Zehntausendfachen Glücks) auch Dafolou (Gebäude des Großen Buddhas) genannt. Der Mittelteil dieser Halle ist dreistöckig und damit hier die höchste Halle.

 Es ist das höchste Bauwerk des ganzen Lamaklosters. Hier steht eine 18 Meter hohe Statue des Buddhas Maitreya. Die Fotos musste ich versteckt aus der Hüfte knipsen, denn hier war absolutes Fotografierverbot, das auch überwacht wurde. Der gesamte Stamm aus Sandelholz misst 26m von dem 6m in die Tiefe zur Verankerung gesetzt wurden. Es war ein Geschenk des 7. Dalai Lama an Kaiser Qianlong.

 Nach den Innenbesichtigungen setzen wir unseren Rundgang fort und so entstehen viele Fotos von den wunderschön verzierten Gebäuden. Den Tag beschließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen.

Fr. 06.09.13: Es ist der Tag vor dem schweren Mauerlauf und so kann jeder sein Tagesprogramm frei gestalten. Beim Schlendern durch unsere Hotelanlage sind mir diese zwei schönen Wandbilder aufgefallen, die ich dann auch gleich digital festgehalten habe. Am Vormittag bin ich dann wieder in unseren Stadtteil gegangen und habe mich ein wenig umgesehen und den Rentnern im Park beim Kartenspiel und beim Mah-Jongg zugesehen.

 Am Nachmittag treffen wir uns alle im Hotelgarten zur Wettkampfbesprechung für unser morgiges High-Light dem Lauf auf der Chinesischen Mauer. Der Münchner Wichart Hölscher der Initiator des Marathonlaufes auf der Großen Chinesischen Mauer hat vor 16 Jahren als ihm die Stadtläufe zu langweilig wurden die Idee gehabt auf der Chinesischen Mauer zu laufen. Aus der Idee wurde erst Mal ein Dauerlauf durch die Chinesischen Behörden, den er dank Ausdauer und Durchsetzungsvermögen nach mehr als einem halben Jahr Verhandlungen gewonnen hat.

 In diesem Jahr findet nun schon die 16. Veranstaltung und hoffentlich noch lange nicht die letzte statt. Seine Devise ist Die Läufe sollen etwas Besonderes sein. Sie sollen in Erinnerung bleiben“. Wichart informiert uns oder wie es im neudeutsch heißt, es findet ein Briefing statt. Es gibt 3 Strecken aus denen man wählen konnte, Marathon, Halbmarathon oder 10km Lauf. Die Startgebühr die jetzt hier bezahlt wird ist für alle Reiseteilnehmer 40€. Externe Teilnehmer zahlen mehr. Hierfür bekommt jeder Finisher eine ganz besondere Ehrenurkunde sowie einen Pokal. Anschließend findet im Hotelgarten unsere Spaghetti-Party statt.

Samstag, 07.09.13: Am nächsten Morgen heißt es sehr früh aufstehen, denn unser Start- und Zielplatz befindet sich rund 120 km nordöstlich von Peking in der Provinz Hebei. Im Frühstücksraum des Hotels versucht jeder seinen Tag vor diesem ganz besonderen Event mit eigenen Ritualen zu beginnen. Während einige ganz ausführlich frühstücken bekommen manche kaum was runter. Einige sitzen ganz in Gedanken versunken am Tisch, andere lenken sich durch erzählen ab. Jeder versucht mit seiner Nervosität vor diesem ganz besonderen Lauf umzugehen. Dies ist nun schon mein 123. Marathon aber auch ich bin ganz gespannt was mich heute erwartet.

 Die Länge der chinesischen Mauer wird nach neuesten Erhebungen (Juni 2012) mit 21.196,18km und 43.721 Einzelobjekten und Standorten angegeben. Nach anderen Vermessungen gibt es auch andere Längen wo teilweise Fundamente oder andere Baureste mit gemessen wurden. Die lange chinesische Mauer besteht aus mindestens 16 verschiedenen Großen Mauern und ist somit ein Geflecht aus Bauwerken. Egal wie lang sie nun ist, sie ist das bekannteste Bauwerk Chinas und so gigantisch das man sie als das größte Bauwerk der Welt bezeichnen kann.

 Rund 35 Personen werden gleich mit dem Bus losfahren. Neben unserer Reisgruppe die aus Deutschen, Italiener und Österreicher besteht werden jedoch auch noch andere Nationen starten. Es läuft alles sehr routiniert ab und um 5:30 Uhr fahren die Busse los. Unsere Route führt uns in nördliche Richtung über die S11 zum Mauerabschnitt Jinshanling im Berggebiet des Kreises Luanping. Wir verlassen die Hauptstadt und kommen in eine ländliche Gegend. In der Nähe des Highways befinden sich kleine Gemüsegarten die bald von Weiden und Flusslandschaften abgelöst werden. Dann tauchen langsam die ersten Gebirgszüge auf über die auch die Große Mauer verläuft.

 Begonnen wurde mit dem Bau im 7. Jh. v. Chr., allerdings noch mit Stroh, Reisig und festgeklopftem Lehm. Später begann dann der Bau als Schutzwall gegen die kriegerischen Völker aus dem Norden. Die Mauer wurde in verschiedenen Abschnitten in vielen Jahrhunderten nach und nach erbaut, von dem heute der größte Teil am Zerfallen ist. Im Bereich nördlich von Peking ist der in den 1950er Jahren zum Teil restaurierte und besterhaltene Teil. Die Höhe und Breite der Mauer ist ganz unterschiedlich wie auch die Türme je nach Bauphase ganz unterschiedlich sind. Es gibt fünf Große, mehrere tausend Kilometer lange Mauern von denen die Mauer der Ming-Dynastie wohl am bekanntesten ist.

Wir fahren an diesen Teil der Mauer bei Jinshanling, der auch von den meisten Touristen besucht wird. Neben Jinshanling kann man auch noch in den Dörfern Simatai, Huangua Cheng, Mutianyu, Juyongguan oder Badaling die alle im Umkreis von rund 50-70 km liegen durch die Besuchspunkte die Mauer besteigen. Der Eintritt liegt bei rund 50 Yuan (6,50 €).

 Wir erreichen nach ca. 1 1/2 Stunden Busfahrt den Parkplatz in Jinshanling in unmittelbarer Nähe der Mauer. Jinshanling war eine strategisch wichtige Passage früherer Dynastien. Dieser Teil wurde 1570 begonnen und erhielt damals ca. alle 10m zweistöckige Türme.

 Nun heißt es Rucksäcke bzw. Sporttaschen schnappen und ab zu einem der vielen Einlässe zum Mauererlebnis. Den Eintritt für uns hat Wichart schon geregelt, also los aufwärts Richtung Mauer. Nach ca. 10 Minuten haben wir das erste Mal den Blick auf die gigantische Mauer die sich wie ein Hochhaus vor uns aufbaut. Wie wir oben ankommen sind, sind wir schon erstaunt, denn überall hängen Fahnen der teilnehmenden Nationen. Wer heute Morgen Wichart vermisst hat weiß jetzt auch warum, denn er ist schon seit Stunden mit vielen Helfern vor Ort. Viele Banderolen und Hinweisschilder gibt es in Deutsch und Chinesisch. Nach den chinesischen Vorschriften müssen alle Plakate, Banner und Aufschriften ins chinesische übersetzt werden, um sicher zu stellen dass nichts Chinafeindliches draufsteht.

 Auch den Aufbau der zentralen Versorgungsstelle und der drei Kontrollstellen auf der Mauer mit der Überwindung von tausenden von Stufen hat er und die chinesischen Helfer schon erledigt. Hier mussten sie unter extremen Bedingungen die Tische, Stühle, Sonnenschirme, Getränke und Lebensmittel hin transportieren. Da wir den Weg von Parkplatz bis auf die Mauer jetzt nachvollziehen können, wissen wir auch diese Leistung zu würdigen.

 Beim ersten Blick auf die Laufstrecke stellt sich schnell heraus das es sich hierbei wohl um eine Kombination aus Laufen, Bergsteigen und Treppen auf- und abgehen heute handeln wird. Die Stufen habe alle unterschiedliche Höhen und Trittbreiten und sind zum Teil in sehr schlechtem Zustand.

 In einem restaurierten Turm der sich am Start befindet können wir uns umziehen und unsere Rücksäcke deponieren. Erich bringt seine Kamera in Bereitschaft, denn er wird heute seien Lauf filmen.

 Dann gibt es jede Menge Fotos. Hierbei können wir feststellen, dass heute auch wieder viele Chinesen das Startfeld auffüllen. In den letzten Jahren haben die Chinesen immer die Männer- und Frauensieger gestellt. Mal sehen wie es heute wird. Unser Italiener Mauritzio hat ganz besondere Ambitionen, er will unter die ersten Drei beim Marathon kommen. Die Chinesen wollen jetzt auch viele Fotos von und mit uns Langnasen wie uns nennen.

 Die Laufstrecke gleicht einem Y, wo der zentrale Punkt die Mitte ist. Von dort aus geht es in jede der drei Linien 4mal hin und zurück. Am Ende jeder Strecke gibt es einen Return-Point wo man aufgeschrieben wird. Wer das geschafft hat, hat inkl. der Höhe der Treppenstufen einen Marathon absolviert. Auf Grund internationaler Vereinbarungen kann bei Extremläufen die Höhe der Treppenstufen mit als Länge gewertet werden. Für die heutigen Läufer, sprich Athleten heißt das: 1.558 Höhenmeter und 18.337 Stufen beim Marathon, 779 Höhenmeter und 9.168 Stufen beim Halbmarathon sowie 362 Höhenmeter und 4.406 Stufen beim 10-Kilometer-Lauf.

 Nach den Fotos kommt jetzt der Ernst. Wir sind jetzt fertig für das Abenteuer „Laufen auf der Chinesischen Mauer“ und es kann losgehen. Der Start ist für alle drei Distanzen auf 9 Uhr festgelegt. Damit auch jeder unfallfrei ins Ziel kommt gibt es kein Zeitlimit. Mal sehen wie das heute so geht. Meinen bisher extremsten Marathonlauf habe ich ja Ende Februar auf der felsigen Seychellen-Insel Mahe gehabt. Während dem Lauf kann man auf eine kürzere Distanz wechseln wird dann jedoch nach der letzten Position in der Ergebnisliste gewertet.

 Was uns wirklich erwartet kann von uns keiner abschätzen. Die Sonne steht hoch am Himmel und Schatten wird es unterwegs nur in den Türmen kurz geben. Wichart ermahnt uns nochmal vorsichtig zu sein. Wir zählen gemeinsam rückwärts und los geht`s über die erste Treppe aufwärts zum zentralen Punkt der Laufstrecke. Hier können wir schon mal die Pokale die uns erwarteten begutachten.

 Hier biegen wir ab auf die ca. 3,5km lange Wendepunktstrecke. Es geht weiter aufwärts über viele Treppenstufen, alle um mich rum gehen. Dann geht es wechselnd abwärts und wieder aufwärts. An manchen Stellen geht es über extreme Stufen steil runter und nach 3 Metern wieder extrem aufwärts.

Ich verliere viel Zeit fürs Fotografieren, denn ich muss die Kamera jedes Mal aus der Tasche nehmen da ich meine Hände auch zum Klettern über die Stufen brauche. Jetzt weiß ich auch warum manche Chinesen Handschuhe anhaben. Erst beim Foto ansehen zu Hause kann ich die vielen Eindrücke von dem heutigen Lauf verarbeiten und genießen. Wie steil manche Treppe ist kommt wieder in Erinnerung nach diesem unglaublichen Lauf.

 Im nächsten Turm geht es über eine steile sehr enge Treppe abwärts. Hier steht eine freundliche Helferin die einen extra warnt. Dann können wir ein Stück laufen, aber die nächsten Stufen folgen schon und alles geht langsam über die Stufen. Einen Laufrhythmus gibt es nicht, denn ständig wechseln die Stufenbreite und die Stufenhöhe.

 Dann gibt es einen Fernblick über die nächsten Türme und nächsten Höhenmeter. Aber am Ende des vermeintlichen Turmes ist noch lange kein Wendepunkt. Bis dahin gibt es viele aufs und abs.

 Zwischendurch gibt es in der Mitte der Mauer eine Treppe steil nach unten, wo man die Mauer durch einen seitlichen Ausgang verlassen kann. Gleich gegenüber geht es ebenso steil wieder hoch. Oben, an den seitlichen Mauerrändern gibt es einen schmalen Streifen auf dem man die Treppen meiden könnte. Hier ist jedoch äußerste Vorsicht denn es gibt keine Absicherung und bei einem Sturz geht es mehrere Meter tief aufs Pflaster. Also, lieber die Treppen die zwar mehr Zeit bedeuten aber dafür viel sicherer sind.

 Es geht mal wieder ein Stück läuferisch zurück zu legen dann wieder gehen über total zerbröselte Stufen zum nächsten Turm. Davor geht es über Felsen steil aufwärts. Hier gibt es erst weiter oben vorm Turm wieder Stufen. Dann durch den Turm und weiter über viele Stufen. Da mir schon Läufer entgegen kommen kann der erste Return-Punkt nicht mehr weit sein.

 Die Laufstrecke wird immer anspruchsvoller. Bei manchen Mauerausgängen kann sogar ich auf dem schmalen Streifen am Mauerrand einige Treppen meiden, aber nur manche denn Sicherheit geht vor. Es folgen noch einige heftige Steigungen zum nächsten Wachturm. Das dumme ist das die Wachtürme immer an den höchsten Stellen der Berge liegen und das heißt für uns steil aufwärts.

 Dann hinter dem Turm ist die Strecke gesperrt durch einen Tisch mit Getränken und Bananen und Keksen. Jetzt heißt es das ganze zurück. Beim Blick zurück über die Berge und die vielen Türme weiß man nicht wie weit ist es bis zum zentralen Punkt. Man verliert das Gefühl für die Entfernung.

 Jetzt genieße ich erst Mal die herrliche Landschaft der Berge die von der unendlich erscheinenden Mauer überzogen wird. Es ist traumhaft hier. Es geht zurück über die Mauer die sich wie eine Schlange über die Berge windet. Ich muss bei jedem Foto stehenbleiben denn ein unachtsamer Moment und ein Sturz würde das aus bedeuten. Es ist absolute Achtsamkeit gefordert.

 Es geht nun zurück zum zentralen Versorgungspunkt über natürlich Tausend Treppen und durch viele Türme. Zwischendurch müssen wir auch wieder die schmale Stiege durch den Turm, diesmal nach oben.

 Jetzt folgt der kürzeste Return-Punkt in ca. 1km Entfernung. Im nächsten Turm wartet eine Überraschung auf uns. Wir verlassen den Turm über eine Eisentreppe abwärts. Auch hier steht eine junge Chinesin die uns warnt.

 Dann geht es abwärts sehr lange über zuwachsende Treppenstufen. Von oben sehen wir schon den Turm mit der Versorgung und dem Wendepunkt. Nun geht es zum tiefsten Punkt der Strecke. Die schnellsten Läufer gehen auch hier an den steilen Passagen.

 Hier am Turm ist dieser Mauerteil zu Ende. Return und aufwärts in der knallenden Sonne. Die Schritte werden bei vielen schon kleiner. Dann heißt es wieder lange aufwärts über die Leiter in den Turm zum zentralen Versorgungspunkt. Marlene und Renate sowie einige Chinesen versorgen uns hier sehr gut. Neben ausreichend Getränken gibt es auch Bananen und Riegel.

 Dann heißt es runter über die lange Treppe wo wir vorhin gestartet sind. Es geht um den Turm mit unseren Flaggen. Jetzt folgt der steilste Teil der Strecke. Es folgen extrem lange Treppenaufgänge. Vor einem Turm geht es ein Stück über freie Stufen die teilweise so hoch sind das ich kaum die Beine rauf kriege. Hier ist Allrad angesagt. Die Hände helfen beim raufklettern und gleichzeitig beim Sichern.

 Dann folgt ein längeres Stück Ruinenlauf. Hier ist die Treppe stark zerbröselt. Es geht weiter und wieder ein langer Treppenaufstieg. Ich sehe noch keinen Return-Punkt. Es geht gefühlt unendlich lange aufwärts. Dann endlich der Tisch mit dem roten Tuch U-Turn Point. Es sind geschätzte 1,5km die dritte Strecke.

 Ich muss leider alles schätzen denn GPS geht hier nicht. Die Chinesen erlauben es außerdem nicht weil in der Nähe Militär ist. Hier oben spricht man leider nur chinesisch. Macht nichts zurück abwärts. Die extrem steilen Treppenaufstiege sind jetzt gefährliche Abstiege. Vorsicht langsam, denn überschlagen bedeutet Krankenhaus. Über die freie Treppe am Turm geht per Spider im Rückwärtsgang. Dann langsam die langen steilen Treppenaufgänge abwärts. Zum Startturm geht es jetzt meist bergab wo man ab und zu laufen kann. Dann wieder die Starttreppe hoch zum zentralen Versorgungspunkt.

 Die erste Runde ist geschafft. Ein Teil der 10km Läufer kommen jetzt nach und nach ins Ziel. Für mich heißt es jetzt weiter in die 2. Runde. Viele Läufer die mir entgegenkommen sind am Gehen. Die vielen Treppen haben die meisten jetzt schon ausgelaugt nur ein paar rennen wirklich noch.

 Nach der 1. Runde führt ein Chinese vor unserem Maurizio und Manuel. Jetzt sind auch einige Touristen auf unserer Laufstrecke unterwegs. In den Türmen kommt es so schon zu Wartezeiten bis die Strecke wieder frei ist.

 Die Sonne und die vielen Treppen setzen mir schon ganz schön zu. Durch mein Asthma bin ich gezwungen an den langen Bergauf-Treppen zwischendurch Pausen zu machen um meine Atmung zu regulieren. Nach der 2. Runde ist Halbzeit. Ich bin so um die 3 Stunden unterwegs.

 Viele hören jetzt auf und es sind nur noch wenige Läufer aber dafür mehr Touristen auf der Strecke. Die 3. Runde wird schon beschwerlicher, denn jetzt lässt auch die Kraft nach. Die Atempausen werden länger, aber ich bin noch dabei. Keine Kreislaufbeschwerden trotz der brütenden Hitze. Auch die Koordination ist ok. Ich laufe jetzt nur noch wenige Passagen. Die Kontrolle über die Stufen kostet alle Aufmerksamkeit. Auch Fotos will ich noch machen, denn diese Strecke ist einmalig auf der Welt.

 Es beginnt die 4. Runde für mich. Die meisten Läufer sind schon im Ziel und damit nicht alle auf mich warten müssen bitte ich Wichi schon mit der Siegerehrung zu beginnen. In der letzten Runde mache ich jetzt noch schöne Landschaftsfotos von der Strecke und dem Great Wall.

 Jetzt begleitet mich der Chinese Liang Yashi. Obwohl er schon im Ziel war und auf seine Siegerehrung verzichtet hat will er mich begleiten. Leider können wir nicht miteinander kommunizieren, denn er spricht kein Englisch. Durch Gesten verständigen wir uns. An kritischen Stellen hilft er mir über manche Hürde. Danke, Danke, Danke an Liang. An den Return-Punkten verabschieden wir uns von den netten Helfern.

 Jetzt sind viele Touristen auf der Strecke und so mancher Chinese fragt nach der Startnummer. Wie ich ihnen erkläre was ich hier mache fehlen so manchem die Worte. Für die meisten Touristen ist ein kleines Stück auf der Mauer ausreichend genug. Ich werde auch gefragt ob sie wohl ein Foto mit mir machen könnten. Für mich ist das selbstverständlich, denn hier bin ich der Ausländer und ich sehe ja ganz anders aus wie die 1,34 Milliarden Chinesen. Durch diese ungeplanten Stopps vergeht viel Zeit, aber ich habe hier die einmalige Gelegenheit mit den Chinesen auf der Mauer zu kommunizieren.

 Die Eindrücke hier oben auf der Mauer sind schon sehr faszinierend und werden sich tief in die Seele eingraben. Ich habe nun schon viele Ecken auf der Welt mir erlaufen, aber die Chinesische Mauer ist wohl mit nichts vergleichbar. Da Wichi schon mit der Siegerehrung begonnen hat kann ich die letzten Kilometer hier oben richtig genießen.

 Ziemlich zum Schluss der Laufstrecke kamen Liang und mir eine Gruppe junger Mädels entgegen die so fasziniert waren das man aus Germany nach China reist um Marathon zu laufen. Sie wollten unbedingt noch auf ihrem Smart-Phone Germany und meine Heimat Kassel finden.

 Dann ist auch die 4. Runde zu Ende und es geht noch einmal auf den steilsten und schwierigsten Teil des 3. Zipfels um die letzten Meter für den Marathon zu vollenden. Dann kommt der letzte Anstieg über die Treppen zum Ziel. Nach über 7 ½ Stunden ist es geschafft. Ich durchlaufe das Zielband, das heute für jeden hier gespannt wurde. Es ist vollbracht. Es war hart, sehr hart die vielen Treppenstufen. Dies ist nicht nur mein langsamster sondern auch mein beeindruckendster Marathon. Einen Marathon komplett auf der Chinesischen Mauer gibt es nur bei Wichi, danke dafür. Er ist einmalig und wird wohl durch nichts zu toppen sein. Auch wenn ich mich wiederhole es ist und bleibt etwas gang Besonders.

 Dann erhalten auch Liang und ich unseren wohlverdienten Pokal und die Urkunde. Durch unseren Guide bedanke ich mich auf Chinesisch bei Liang für die tolle Hilfe und Begleitung auf der letzten Runde.

 Die gelaufenen Zeiten sind für die meisten nicht wichtig. Das Erlebnis Mauer, ein unvergessliches Erlebnis steht eindeutig im Vordergrund.

 Während ich noch auf meiner letzten Runde bin hat Wichi mit der Siegerehrung für alle Teilnehmer der 10km, Halbmarathon und Marathon begonnen. Da jeder Teilnehmer einen schönen Pokal sowie eine Urkunde in Chinesisch und Deutsch erhält dauert die ganze Zeremonie auch seine Zeit. Die Sieger erhalten noch zusätzlich eine Medaille. Da so ein sehr aufwendiger Lauf nicht ohne Helfer von statten geht werden diese auch für ihr Engagement ausgezeichnet.

 Jetzt erfahre ich auch, dass unser Manuel der Sieger ist und mit seiner Zeit nur 5 Minuten über dem Streckenrekord liegt. Auch bei den Frauen geht diesmal der Sieg nicht nach China sondern auch nach Deutschland. Bei der 16. Veranstaltung gehen alle Klassensieger an deutsche Teilnehmer.

Sieger Marathon:                                            Siegerinnen Marathon:

1. Manuel Arnegger                   3:23:04             1. Doris Hartmann                     4:25:26

2. Bai Yong                                3:26:43             2. Ivonne Grötz                          6:04:44

3. Maurizio Muggianu                3:31:05             3. Kate Cock                              6:18:01

 

Sieger Halb-Marathon:                        Siegerinnen Halb-Marathon:

1. Thormod Sigle                      1:31:22             1. Kornelia Schmitt-Hefter          1:53:47

2. Zhou Wanguo                       1:52:34             2. Kira Golze                               2:01:35

3. Michael Mühlbauer               1:52:47             3. Birgit Golze                             2:15:22

 

Sieger-10km                                                   Siegerinnen-10km

1. Alexander Giebhardt            0:49:38                         1. Karla Siegle                0:57:12

2. Henning Kuhnert                  0:54:30                         2. Christiane Dietrich      1:15:19

3. Michael Arnegger                1:04:47                         3. Carina Mathias            1:15:55

 

Walking-Siegerin Iris Schiebel 1:47:01

 Nach unserer Heimfahrt und einer Erholungspause trafen wir uns alle im Hotelgarten. Wichi bedankte sich bei allen Helfern und Teilnehmern. Auch die einzelnen Teilnehmer wurden noch einmal von ihm erwähnt. Anschließend ließen wir den Abend bei einem reichhaltigen Buffet mit chinesischen Speisen ausklingen. Ein sehr ereignisreicher und auch anstrengender Tag war zu Ende. Für viele einen der schönsten Reisetage mit den wundervollen Eindrücken der imposanten Chinesischen Mauer.

Sonntag, 08.09.13: Heute am Sonntag ist auch der Tag nach dem extrem anstrengenden Mauerlauf heißt es erst Mal Erholung und so schlendere ich mal wieder durch den Stadtteil wo unser Hotel ist. Rikschas warten auf Kunden. Viele junge Menschen sind auf den Straßen und in den Geschäften, denn hier sind die Geschäfte auch am Sonntag auf.

 Auf unserem Tagesprogramm steht noch für den späten Nachmittag Besuch der Olympiastätten und Besuch des Nachtmarktes. Es geht per Bus durch die Stadt zum Beijing Olympic Park.

 Wir betreten den Olympic Green, den Olympiapark in Beijing der für die Olympischen Sommerspiele neu errichtet wurde. Hier wurden die XXIX offiziellen olympischen Spiele ausgetragen, die ersten in China. Ca. 8,5 km entfernt von der Verbotenen Stadt wurden auf 800 ha Wettkampstätten sowie ein angrenzender Park neu errichtet. Vom 8. Bis 24. August 2008 traten rund 11.100 Sportler in 302 Wettbewerben aus 28 Sportarten zum Wettstreit an. Die zwei wohl bekanntesten Sportstätten sind das Nationale Schwimmzentrum (Water Cube) und das Nationalstadion (Vogelnest).

 Links der Längsachse steht der Wasserwürfel in dem die Schwimmwettkämpfe, Kunst- und Turmspringen sowie Synchronschwimmen stattfanden. Das viereckige Schwimmzentrum ist mit unregelmäßigen Waben die die Außenhaut bilden verkleidet. Die über 3.500 einzelnen Waben sind mit hellblauer folie bezogen auf die man Videos projizieren kann. Diese plastische Hüller hat noch einen zweiten Vorteil, denn durch die Sonneneinstrahlung kann 90% der Energie zum Heizen der Wasserbecken genutzt werden.

 Schräg gegenüber steht das Nationalstadion. Jetzt im Dunst sieht es ganz unscheinbar grau in grau aus. Aber von Minute zu Minute wird es dunkler und langsam beginnt die Illumination des Kolosses.

 Ein Stück weiter befindet sich der Linglong Turm. Diese Ling Long Pagode ist ein Multifunktions-Studio Turm der von den Rundfunk- und Fernsehstationen weltweit zur Übertragung genutzt wurde. Es ist ein dreieckiger Turm der aus sechs Hülsen besteht in dem die Studios sind. Er ist 128m hoch und wechselt seine Farben ständig. Ganz oben sind die Olympischen Ringe angebracht.

 Zu Füßen des Turmes befindet sich ein riesiges Zelt in dem es alles zu essen gibt was die Chinesen verspeisen. Wir würden sagen, alles was nicht schnell genug auf die Bäume oder im Erdreich verschwinden kann. Hier bekommen wir schon einen ersten Eindruck von den außergewöhnlichen Essenspraktiken der Chinesen. Für mich heißt das, fotografieren sonst glaubt einem das ja keiner Zuhause.

 Jetzt wo es dunkel ist gehe ich nochmal zum Stadion. Das Nationalstadion ist gerade jetzt wo es voll illuminiert wird schon ein echter Hingucker. Auch wenn die Beleuchtung sehr kitschig wirkt fällt es damit auch besonders auf. Während der Olympischen Spiele fanden hier 91.000 Personen Platz die den Leichtathletik-Wettbewerben folgen konnten. Hier fand auch die Eröffnungs- und Abschlussfeier statt. Es werden hier im Oval auch die Leichtathletikweltmeisterschaften 2015 stattfinden und die Eröffnungs- und Schlussfeier für Olympischen Winterspiele 2022.

 Die äußere Hülle ist ein 42.000 Tonnen schweres verschlungenes Stahlgerüst das in Shanghai (1.000 km entfernt) gefertigt wurde. Ein Schweizer Architekturbüro hat in Zusammenarbeit mit dem Künstler Ai Weiwei (bekannt in Deutschland durch seine Kunstwerke auf der Documenta Kassel) den Architekturwettbewerb gewonnen. Das Stadion ist 330m lang. 220m breit und 69,2m hoch.

 Nach Welcome gibt es auch das Good Bye to Beijing Olympic Park. Am Nationaltheater verlassen wir wieder den Bus und gehen jetzt auf den berühmten Donghuamen-Nachtmarkt.

 Der Donghuamen-Nachtmarkt ist berühmt und der ausländische Touristenmagnet, denn hier gibt es viele speziell chinesische Snacks. Seit 1984 täglich ab 17 Uhr wird die Straße vom Osten der Donganmen Straße zum Norden der Chenguang Straße mit roten Laternen beleuchtet. .

 Auf der einen Straßenseite ist Bude an Bude und jeder bietet eine andere Spezialität an. Auf den Blechen meist auf einem Holzstab findet man Schafshoden, Schafpenis, Innereien, frittierte Grillen, Tausendfüßler, Seidenraupen, Skorpione, Eidechsen, Heuschrecken, Nieren, angebrütete Wachteleier, Schlange oder auch Frösche. Meist sind sie noch roh und werden für den Kunden frisch frittiert. Es gibt aber auch Frühlingsrollen, Knödel, Krabbenkuchen oder gefüllte Gemüseteigtaschen die ich probiert habe. Sie waren super köstlich. Nebenan waren Italiener die sich ein Spieß mit Raupen gekauft haben. Wir stehen daneben und wollen das Gesicht sehen wenn sie die Raupen essen, ist ja reine Protein. Wir die erste Raupe im Mund verschwindet verändern sich die Gesichtszüge und sie spucken sie gleich aus.

 Neben den vielen Imbissständen der Beijinger Küche sind Dutzende anderer Spezialitäten aus den Küchen verschiedener Landesteile vertreten, wie etwa Guoqiao Mixian (Reisnudeln), Malatang (stark gewürztes scharfes Gericht im Tischkochtopf), Choudoufu (in stinkender Soße marinierter Sojabohnenkäse), Goubuli Baozi (gedämpfte Teigbeutel mit Fleischfüllung der Marke Goubuli) und Bingtang Hulu (kandierte Früchte am Stiel).

 Unsere zwei jungen Soldaten aus Thüringen probieren jeder eine gebratene Taube und lassen mich probieren. Die schmeckt ja echt gut. Anschließend gehen wir noch ein Stück weiter in die Einkaufsstraße und in ein Kaufhaus.

 Die Figur vor dem Kaufhaus lädt einfach ein ein Foto zu machen, wie man früher in Peking befördert wurde.

 Dann heißt es zurück zum Bus, denn der fährt uns pünktlich zurück ins Hotel. Vorher drehen wir jedoch noch eine Runde um den Tiananmen Platz (Platz des Himmlischen Friedens). Viele der großen Gebäude sind beleuchtet. Zum Fotogarfieren ist es nicht leicht, denn der Bus darf nicht stehenbleiben und so ist manches Bild verwackelt.

 Auf der Heimfahrt kommen wir an vielen Hochhäusern vorbei die in verschiedenen Farben strahlen. Eine interessante Skyline bei Nacht.

 Da wir nicht alle auf dem Nachtmarkt gegessen haben sind wir nochmal zu den Imbissständen gegenüber vom Hotel und haben noch was gegessen und ein Bier getrunken.

Ende Teil 2                                                                                                                                                                                                                                                                                               Teil 3