Das weite Land im Südwesten Afrikas!
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Lauf- und Erlebnisreise durch Namibia vom 04.11. – 24.11.2014
Ein Besuch bei den Himbas
4. – 24.11.2014 von Bernd Neumann Teil 4
Es ist Sonntag, der 16.11.2015 und für uns ein Feiertag, denn wir werden heute auf dem Weg nach Opuwo noch ein traditionelles Himbadorf besuchen.
Nach nur kurzer Fahrt erreichen wir mit unserem Truck das Himbadorf. In mitten einer Sandwüste der Mopane-Savanne stehen wenige Hütten. Hier wohnt eine Gruppe des ockerroten Volkes von Namibia. Wir sind noch immer im Kaokoveld, in einer weiten Ebene das am Rande der Zebraberge liegt.
Wir fahren an den Dorfrand und bleiben erstmal im Fahrzeug. Unser Guide und unser Fahrer Sam steigen aus und gehen zum Häuptling. Sie fragen nach ob wir willkommen sind und uns das Dorf ansehen können.
Sam teilt uns dann mit, dass wir willkommen sind und sammelt von jedem Teilnehmer rund 10€ ein, als Willkommensgeschenk. Wir gehen zur Hütte des Häuptlings der auf einem Klappstuhl davor im Schatten sitzt. Neben ihm auf dem Boden sitzen seine zwei Frauen.
Wir übergeben dem Häuptling unser Geschenk. Nun kann unser Rundgang durchs Dorf beginnen.
Wir dürfen auch gleich in seine Hütte schauen und sehen das wirklich spartanische Innenleben. Bei den Himbas findet man im Inneren eine alte traditionelle Aufteilung, auf der Seite des Mannes befinden sich seine wenigen persönlichen Dinge und auf der Seite der Frau sind ihre persönlichen Dinge, plus der Küchengeräte und Kalebassen. Die meisten Dinge hängen in Tüten im Bereich des Dachs.
Die Hüttendörfer sind so angelegt das sie kreisförmig sind, mit den in der Mitte liegenden Kral wo die Tiere nachts Schutz vor Wildtieren finden.
Die kegelförmigen Hütten werden von den Frauen gebaut. Als Baumaterial dienen Holzäste, Palmblättern, Lehm und Dung. Das meiste Material wird aus dem hier vorkommenden Mopane-Baum gewonnen.
Die Aufgaben der Frauen sind Holz zu beschaffen für das Feuer (Das Feuer ist heilig und gilt als symbolisches Zeichen um mit den Vorfahren sprich Ahnen im Kontakt zu sein.), das bei den Himbas eine wesentliche Rolle im Glauben ist. Sie sind auch zuständig für die Kinderaufzucht. Die wohl schwerste Aufgabe ist das Wasser zu holen von meist stundenlang entfernten Wasserstellen.
Für die Wasservorräte gibt es eine ganz spezielle Holzhütte. Die Lehmburgen auf den Stelzen sind für die Vorräte und so gegen Tierdiebe geschützt.
Im Dorf sind heute nur die Frauen mit dem Dorfoberhaupt, sowie den Kindern und ein paar älteren Männern. Die jungen Männer sind mit ihrer Viehherde unterwegs auf der Suche nach guten Weideplätzen und Wasserstellen. Je größer die Herde desto höher der soziale Status in der Sippe.
Schon im 16. Jahrhundert zogen die Himba und Herero aus dem heutigen Angola über den Kunene ins Kaokoland. Hier lebten sie von der Viehzucht mit Ziegen und Rindern. Während die Herero weiter nach Süden zogen blieben die Himbas in diesen wüstenähnlichen Savannen. Im Koakoland leben heute rund 15.000 Himbas, meist über kleine Dörfer verteilt so wie wir heute eines besuchen.
Für den Begriff Himba gibt es mehrere Übersetzungen. Während eine heißt „Bettler“ weil sie durch Kriege ihr Vieh verloren haben nahmen sie andere verwandte Stämme auf, eine andere heißt „Das Volk das prahlt“ wegen ihrer großen Viehherden und auch „Das Volk das am Fluss wohnt“ weil viele Dörfer in der Nähe zum Kunene sind. Nach der Unabhängigkeit Namibis 1990 wurde Opuwo die Hauptstadt des Kaokolandes und so der Heimatplatz der Himbas, die jedoch in diesem Gebiet mit ihren Tieren noch umherziehen.
Während die Männer meist westlich gekleidet sind haben die Frauen ihre traditionelle Kleidung behalten. Sie tragen einen Lendenschurz aus den Fellen ihrer Tiere. Einen dicken Halsreifen bekommen sie schon als Kleinkind und behalten den ein lebenslang an. Um den Hals und an den Handgelenken tragen sie viel Schmuck. Manche Frauen tragen auch Sandalen, die sie aus alten Autoreifen gefertigt haben. Um die Füße haben sie mehrere Ringe die sie vor Schlangenbissen schützen sollen.
Die Frauen verbringen viel Zeit mit ihrer Körperpflege. Ihre Haare flechten sie zu Zöpfen die sie mit Lehm verschmieren wo nur die Enden verfilzt rausschauen. Die Mädchen haben ihre Haare bis zur Pubertät in zwei Zöpfe geflochten die nach vorn übers Gesicht fallen. Mädchen gelten nach ihrer ersten Menstruation als heiratsfähig. Die verheirateten Frauen tragen eine Krone aus Ziegenhaut.
Die stolzen Himbafrauen sind sich ihrer natürlichen Schönheit gewusst und opfern viel Zeit täglich sich raus zu putzen. Dabei schmieren sie ihren ganzen Körper wie auch Lendenschurz und Schmuck mit einer Creme aus rotem Ocker und Butterfett ein. Dies dient aber auch zum Schutz vor Sonne und Insektenstichen. Dieses Ritual wird oft wiederholt. Die Frauen waschen sich nicht, außer nach der Geburt, vor der Heirat oder nach dem Tod werden sie gewaschen. Damit die Körperbemalung nicht zu sehr stinkt verwenden sie teilweise ätherische Öle als Zusatz beim zermahlen der Ockersteine. Da die Männer ihre dunkle Haut nicht einschmieren wirken sie, als wären sie einem anderen Stamm angehörig.
Die Himbas leben meist in Familiengemeinschaften. Der Ort wo sie ihre Häuser bauen oder auch ihre Tiere weiden gehört ihnen nicht. Es wird als gemeinschaftliches Stammesland angesehen, denn Privatbesitz gibt es bei den Himbas nicht. Der Dorfälteste verwaltet nur den Boden, bestimmt jedoch ob sich andere Familien in seinem Einflussbereich ansiedeln dürfen. Sie kennen auch keine vererbte Häuptlingswürde, sondern Häuptling kann der jenige werden der dem Dorf den größten Wohlstand bringt und das beste Geschick im Umgang mit den Menschen und deren Tieren hat. Wohlstand bei den Himbas heißt Vergrößerung der Herde, denn das zeigt den Reichtum des Dorfes.
Da die Himbas alle sehr geschickt sind mit der Herstellung von Schmuck, sprich Armbänder und Halsketten sowie vielen schönen Figuren oder auch Holzarbeiten nutzen sie auch die Gelegenheit und breiten auf Decken ihre Waren aus. Sie haben dabei ihre festen Preisvorstellungen die teilweise höher liegen wie wir schon in Opuwo gekauft haben.
Die jungen Frauen präsentieren sich unseren Kameras ganz ohne Scheu. Sie sind es jedoch auch gewohnt ihre Schönheit für die Touristen zu zeigen, denn das bedeutet ja für die Gemeinschaft Geld bzw. als Gastgeschenke gibt es auch oft Lebensmittel.
Während sich ein Teil der Frauen und Kinder bemühen uns etwas von ihren Handwerksarbeiten zu verkaufen sitze einige Frauen in einer Gruppe im spärlichen Schatten der Bäume.
Wir dürfen auch in die anderen Hütten reinschauen und eine Dolmetscherin erklärt uns wie die Frauen sich auch gegenseitig bei ihrer ausgiebigen Körperpflege helfen. Viele der Hütten sind äußerst spartanisch ausgestattet. Die Bauweise hier ist das das Dach mit Lehm verschmiert ist und die Seitenwände aus dem Holz des Mopane-Baumes ist. Da es im Umkreis keine dieser dicken Bäume mehr gibt muss man die Stämme meist tagelang hierher tragen. Wenn man wegen der Weidegründe seine Platz verlassen muss werden die Hütten einfach stehe gelassen. Es könnte ja sein das man nach der Regenzeit wieder an die gleiche Stelle kommt.
Wir verlassen das Himbadorf das in eine ungewisse Zukunft blickt. Die Himbas wissen nicht wie lange sie diese Tradition wie sie leben noch aufrecht erhalten können, denn viele junge Menschen wandern ab in die Städte da sie da vermeintlich besser leben können. Oft ist es jedoch ein Trugschluss, denn nach ihrer Arbeit leben sie oft auf der Straße und verfallen dem Alkohol und der Prostitution. Die Kinder die in den weit gelegenen Orten zur Schule gehen können später nicht mehr die Herden hüten, da sie es verlernt haben. Für uns jedenfalls war es eine Reise bzw. Begegnung mit den Himbas die unvergesslich bleiben wird.
Während einige Wissenschaftler sehen, das sich die Himba in den nächsten zwanzig Jahren als Gemeinschaft auflösen werden wie es schon andere Stämme gemacht haben so gibt es aber auch Ethnologen die bei den Himbas zwar Veränderungen sehen aber sie werden durch mehr Bildung auch gestärkt werden. Es gibt auch die Möglichkeit wie schon verschiedentlich begonnen sich mehr im Tourismus zu engagieren. Zukunft bedeutet auch den Fortschritt annehmen und mit der eigenen Kultur zu stärken.
Wir verlassen mit vielen Eindrücken das kleine Dorf und fahren mit unserem Truck wieder zurück nach Opuwo in die Hauptstadt der Himbas bzw. des Kaokoveldes.
Unser Weg führt uns auf einem anderen Weg aber natürlich über Schotterpisten bis an den Rand der Stadt, wo die vielen Hütten und Baracken stehen.
Wir sind zwar in Opuwo „Am Ende der Welt“ oder übersetzt „Bis hierher und nicht weiter“, aber für uns heißt es heute nicht zelten, sondern für uns gibt es Luxus in der Opuwo Country Lodge. Dazu fahren wir raus aus der Stadt zu einem nahegelegenen Hügel. Das ganze Areal ist eingezäunt und wir fahren durch das große Eingangsportal aufs Gelände.
Vom Campingplatz gehen wir zur Lodge um unsere Zimmerschlüssel zu holen und sind erstaunt über diesen Luxus. Wenn so das Ende der Welt aussieht dann lass uns hier länger verweilen. Diese Lodge hat erst vor knapp einem Jahr eröffnet und bietet in Bungalows rund 40 Zimmer an. Im zentralen Gebäude gibt es eine Bar, Weinkeller und Lounge. Über die Terrasse kommen wir an den Swimmingpool der uns einen herrlichen Fernblick in die Berge eröffnet. Ich freue mich schon auf den Sonnenuntergang hier über den Bergen.
Unsere Zimmer sind zweckmäßig und haben sogar eine Klimaanlage. Es wird also nicht so heiß zum Schlafen wie in den Zelten. Wir gehen zum Truck und nehmen hier unseren Lunch ein.
Am Abend gibt es ein ganz tolles Buffet im großen Restaurant mit Blick über die Terrasse und den Swimmingpool in die Berge. Dann kommt so langsam der Abend und der Himmel über den Bergen färbt sich beim Sonnenuntergang mal wieder in den herrlichsten Farben. Das heißt Kamera raus an den Swimmingpool und knipsen, knipsen und knipsen.
Es kehrt Abendstimmung ein und jetzt heißt es den Sonnenuntergang genießen wie er sich langsam über den Himmel und das Land zieht mit seinen herrlichen Eindrücken.
Es ist Montag, der 17.11.2015 raus aus den Betten, Frühstücken und weiter geht´s heute über Otjondaka in die Nähe von Kamanjab wo unser heutiges Camp liegt.
Von unserem Camp geht es erst nochmal in die Stadt Opuwo wo wir Vorräte kaufen und unser Bus wieder sehr schnell umringt wird von Andenken-Verkäuferinnen. Da wir auch kräftig kaufen wird der Bus ganz schön bedrängt und selbst nachdem wir eingestiegen sind werden uns die Waren bis ans Fenster hoch gereicht. Dabei ist uns das Anbild der Himba-Frauen im Völkermix von Opuwo schon vertraut.
Wir verlassen Opuwo in Richtung Süden über die C 41 und C 35 in Richtung Kamanjab. Nach einer knappen halben Tagesreise über sehr holprige und staubige Pisten erreichen wir gegen Mittag die Toko Lodge.
Wie immer kommt zuerst der Zeltaufbau, dann gibt es Lunch und ein kurzes Päuschen. Für den Nachmittag ist ein Besuch einer Cheetah-Farm im Programm. Hierzu geht es mit dem Truck in die Nähe von Kamanjab. 24km östlich gelegen kommen wir zur Otjitotongwe Cheetah Farm.
Wir steigen aus und erhalten einige Anweisungen wie wir uns auf dem Gelände bewegen sollen. Die hier vier frei lebenden Geparden (Cheetah) empfangen uns schon am Tor.
Die Otjitongwe Cheetah Farm ist eine Non-Profit Organisation die sich spezialisiert hat auf die Erhaltung der Geparden in ihrer natürlichen Umgebung. Auf einem 7.000 ha großen Hofgelände wurden Geparden vor dem Tod beschützt und zum Teil auch wieder erfolgreich ausgewildert. Die hier auf dem Gelände befindlichen Tiere wurden hier aufgezogen. Es ist jedoch immer Vorsicht geboten, denn es sind Raubtiere.
Wir gehen mit dem Pfleger und vier Geparden auf die Rückseite des Gebäudes in den Schatten. Hier können sich Mensch und Tier aneinander gewöhnen. Diese Tiere so hautnah ohne Gitter oder Zaun zu erleben ist einfach nur grandios.
Nach einer Weile und vielen Infos können wir einen der Geparden auch streicheln. Vorsicht, keine hektischen Bewegungen. Wenn man dem Raubtier so nah ist hört man das Knurren des Tieres. Es ist ein einmaliges Erlebnis, das natürlich mit vielen Bildern festgehalten werden muss.
Die Geparden sind vom Aussterben bedroht. Von den rund 7.500 Geparden weltweit, leben rund 6.000 Tiere im südlichen Afrika. Zwischen 2000 und 2500 Geparden leben in der Nähe von solchen Cheetah-Farmen.
Der Gepard ist das schnellste Landtier der Welt. Es erlegt seine Beute die meist aus Antilopen und Springböcken besteht durch eine Hetzjagd über kurze Distanzen. Zwischen 50 und 70% ist die Erfolgsquote bei der Jagd. Der Gepard rennt mit hoher Geschwindigkeit zwischen die Beine seiner Beute und bringt es so zu Fall. Dann drückt er dem Beutetier die Kehle zu und erstickt es so, was im Schnitt 38 Sekunden dauert. Schon im alten Ägypten hat man Leoparden zur Jagd dressiert.
Die Otjitotongwe-Farm hat sich der Erhaltung der Geparden gewidmet. Solche privat geführten Cheetah-Farmen gibt es viele in Namibia. Wir fahren nun noch mit zwei Jeeps raus ins Gelände wo wir wild lebende Geparden sehen werden.
Geschützt durch den hohen Jeep und einen drei Meter hohen Zaun können wir zusehen wie einige der Geparden die hier im Bereich der Farm leben mit frischem Fleisch gefüttert werden. Diese seltenen Tiere sind schon wunderbar an zu sehen mit ihrem goldgelben Fell mit den schwarzen Punkten. Da der Himmel über uns ganz schwarz wurde konnten wir nicht mehr lange zusehen wie sie die Fleischbrocken vertilgten.
Anschließend ging es zurück zum Camp. Unterwegs sahen wir erschütternd wie eine sehr betrunkene Himba am Straßenrand rumtorkelte.
Heute am Dienstag, den 18.11.2015 heißt es in der Dunkelheit aufstehen und Zelte abbauen. Wir fahren heute schon sehr früh in den Etosha Nationalpark. Den Sonnenaufgang bewundern wir auf der Fahrt zum Galton-Gate ganz im Westen vom Park. Wer die wilden Tiere Afrikas sehen will, der muss schon sehr früh in die Nähe der Wasserlöcher fahren. Da wir hinter dem Eingang einen längeren Zwangsaufenthalt haben hoffen wir dennoch auf viele schöne Begegnungen und damit verbundenen Fotos.
Unser Start in den Park der rund 300km lang ist war links unten am Galton Gate. Wir befahren die Straße mit vielen Foto-Stopps bis zum Okaukuejo Turm und Camp am Beginn der Etosha Pfanne.