Lauferlebnisreise nach St. Petersburg und Moskau

29. White-Nights-Marathon St. Petersburg RUS 2018

 

19.-26.07.2018 von Bernd Neumann - 2. Teil Marathon und noch Sankt Petersburg

 Heute ist Sonntag Marathontag und es geht schon recht früh in Richtung Start. Unser Bus parkt am Marsfeld, von dem wir nur knapp 1 km vom Startplatz vor der Eremitage entfernt sind. Nun kommt wieder das obligatorische Gruppenfoto und dann noch ein paar Einzelfotos.

 Vom Marsfeld aus gehen wir vorbei am Marmorpalast das Katharina II. für ihren Liebhaber Grigori Orlow in den Jahren 1768-1785 erbauen ließ. Wir folgen der Millionaya Street vorbei am Eingang der Neuen Eremitage, die von riesigen Atlas-Statuen getragen wird.

 Nun war es nicht mehr weit bis zum großen Platz vor der Eremitage mit der Alexandersäule, die an den Sieg über Napoleons Armeen erinnern soll.

Bei so viel historischen Gebäuden um den Palace Square machen wir auch noch viele Fotos vor dem Lauf. Das beliebteste Fotomotiv ist die grüne Eremitage. Sie wurde von Katharina der Großen als Museum gegründet und gehört heute zu den bedeutendsten Kunst-, Kultur und Antiquitätensammlungen der Welt. Die heutige Marathonlaufzeit ist auf jeden Fall kürzer, wie eine Innenbesichtigung an Zeit benötigt.

 Auf dem Platz war schon ein großes Treiben, der Läufer aus den vielen Nationen. Es waren viele Sprachen der Welt heute hier vertreten. Dann konzentrierte es sich langsam zum Starttor.

 Nun dauerte es nicht mehr lange und der 29. International White-Nights-Marathon St. Petersburg wird gestartet. Die große Menge von rund 3.000 Teilnehmern laufen in Richtung der Isaaks Kathedrale.

Kurz hinter der Kathedrale sind wir direkt zur Newa abgebogen und haben über die Blagoveshchenskiy Bücke die Newa in nördliche Richtung überquert. Vorbei am Meschikow Palais und über die Börsenbrücke sind wir in Richtung Zoopark gelaufen.

Rechts vor uns befindet sich die Peter und Paul Festung auf einer Insel. Hier ist auch die Keimzelle von Sankt Petersburg im Jahre 1703. Peter der Große ließ hier mit Zehntausenden Leibeigenen einen Erdwall errichten, der dann durch Steinmauern ersetzt wurde. Die Festung wurde nie militärisch genutzt, sie diente dem Zaren als Gefängnis für seine politischen Gefangenen. Auch Dostojewski wurde hier inhaftiert sowie Lenins Bruder nach seinem Attentatsversuch. Heute befindet sich im Inneren ein Museum.

 Auf der gegenüberliegenden Seite kommt erst der Zoopark und daneben das Museum für Artilleriegeschichte. Hier sind auch die ersten 5 km unserer 42,2 km rum. Kurz danach umlaufen wir einen kleinen Park und kommen wieder an die Newa. Wir folgen einem Nebenarm, der Bolshya Newa.

 Wir sind nun im Petrogradsky Bezirk und laufen in der Nähe vom Muzey-Kvartira Yelizarovykh, dem Wohnhaus von Lenin vorbei. Hier steht auch dass 10 Km-Schild.

 Wir überqueren die Malaya Newa über die Große Krestovsky Brücke und folgen dem Krestovsky Prospekt in die große Grünanlage.

 Kurt hinter Km 14 gibt es einen Wendepunkt und es geht zur Bol‘shoy Petrovsky Brücke. Kurz vor der Brücke haben wir 15 km geschafft. Es geht nun über die Brücke und weiter an der Malaya Newa entlang bis zur nächsten Brücke, der Tuchkov Brücke.

 Wir sind beim Km 18 und bevor wir auf die Brücke laufen liegt zu unserer rechten Seite das große Fußballstadion Petrovski. Dann geht mal wieder über einen Nebenarm der Newa.

  Auf dem Weg zum nächsten Nerwa-Nebenarm kommen wir an der Kirche Lyuteranskaya Tserkov' Sv.yekateriny und dem Menschikow-Palais aus dem 18. Jh. vorbei.

 Zwischen Kilometer 20 und 21 überqueren wir die Nerwa auf der Blagoveshchenskiy Brücke wie schon bei km 2 aber in die andere Richtung.

 Kurz hinterm Kilometer 23 kommen wir an einen linken Seitenarm der Newa, der Fontanka. Wir folgen diesem künstlichen Fluss bis ca. km 29. An diesem Fluss liegen viele ehemalige russische Adelsanwesen.

 Die Fontanka ist einer von 93 Flüssen und Kanälen in Sankt Petersburg. Sie war früher namenlos und wurde dann als Fontanka bezeichnet, weil der Kanal der Wasserspender für die Fontänen in den Gärten der Adelsvillen war.

 Es geht hierbei über zahllose Brücken, die für uns Läufer immer ein kleiner Anstieg sind und so kommen hier am Kanal einige Höhenmeter zusammen.

 Kurz hinterm Km 29 führt uns die Laufstrecke an die Nerwa kurz vor der Liteiny-Brücke. Wir laufen an der Nerwa entlang und ich sehe wie sich die Liteiny-Brücke öffnet.

 Diese Brückenöffnungen sind nicht für die Touristen, sondern für die Schifffahrt, damit die großen Schiffe von der Wolga zum Finnischen Meerbusen fahren können. Die Newa ist der letzte Teil des Wolga-Ostsee-Kanals. Der größte Teil der Wolga ist schiffbar, so das man mit dem Schiff von Sankt Petersburg nach Moskau fahren könnte. Sankt Petersburg wird auch das Venedig des Nordens genannt wegen der vielen Wasserstraßen im Stadtgebiet. In der Stadt gibt es 12 Zugbrücken von denen neun Brücken immer nachts zwischen ein Uhr und fünf Uhr geöffnet werden, sowie auf Anfrage.

 Wir dürfen dieses Schauspiel heute am Tage erleben. Nachts während der Weißen Nächte von Sankt Petersburg sind die Brücken beleuchtet und ziehen abertausende Touristen in die Stadt.

 Wir laufen um eine Schleife der Nerwa bis kurz hinter die Bosheohtinskij Brücke wo die Moisseyenko Ulica von rechts kommt. Da gibt es einen Wendepunkt der ungefähr bei Km 34,5 ist. Dann geht es auf der anderen Straßenseite der Nerwa entlang zurück.

 Kurz vor dem Fontanka Kanal haben wir 40 km geschafft. Die Wendeschleife waren 11 Kilometer.

 Nur noch 2,2 km, aber mir geht die Zeit aus, denn ich werde die 6 Stunden nicht ganz unterbieten können. Ich aktiviere meine letzten Reserven und lauf immer wieder an, aber ich will auch noch fotografieren. Hinter dem schönen großen Zaun befindet sich der Sommergarten, an den sich das Marsfeld anschließt.

 Ich bin auf dem letzten Kilometer, denn neben mir ist schon die Rückseite der Eremitage. Dahinter biegt die Laufstrecke nach links ab.

 Es geht vorbei am Winter-Palace-Garten und gleich wieder nach links und nun öffnet sich der große Platz vor der Eremitage. Noch unter der Fußgängerbrücke durch und schon sehe ich das Zielbanner.

 Noch 100 m und nochmal laufen, aber die Uhr ist nicht nur am Laufen, sondern gefühlt am Rasen. Ab unter dem Zielbanner durch und die Uhr stoppen. Es sind brutto 6:07:30 und netto 6:05:21 geworden. Nun die Medaille und was zum Trinken holen. Es gibt aber nur noch Wasser und das Essen ist mal wieder alle für die letzten Läufer.

 Da ich keinen von unserer Reisegruppe entdecken kann, gebe ich meinen Fotoapparat einem anderen Läufer, der gerne einige Fotos von mir knipst.

 Dann mache ich mich auf den Fußweg allein zum Bus, der ungefähr 1 km von hier entfernt am Marsfeld steht. Eigentlich wollte man auf mich warten, aber so ist das Schicksal eines langsamen Marathonis. Ich erreiche den Bus und ab geht's zum Hotel.

 Wir duschen und treffen uns dann n der Lobby. Mit dem Bus fahren wir dann gemeinsam wieder in die Stadt an den Fontanka Kanal. In jedem Fremdenführer von Sankt Petersburg wird eine Bootsfahrt auf den Kanälen und Flüssen als unbedingtes Muss angepriesen. Nils hat auch eine Bootsfahrt für unsere Gruppe organisiert und so begaben wir uns aufs Wasser und sollten Sankt Petersburg aus einer ganz besonderen Perspektive kennenlernen.

 Unsere Bootsfahrt führt uns von der Fontanka in die kleine Moika und ein Stück auf die Newa. Schon kurz nach dem Start auf der Fontanka können wir die großen Prachtbauten bewundern des ehemaligen Adels die hier zur Zarenzeit errichtet wurden.

 Damit auch diese Fahrt unvergesslich wird, hat Nils eine besondere flüssige Köstlichkeit von Russland mit an Bord genommen. Wir bekommen jeder eine Kostprobe des goldenen Wodkas. Der Imperial Collection Gold Vodka wird hier in Sankt Petersburg hergestellt und ist hier ein Luxus Produkt. Zwölf Destillationsvorgänge umfasst die aufwendige Herstellung. Um seinen ureigenen Geschmack auch über Jahre beizubehalten wird er in Medizinglas abgefüllt. Seine besondere Exklusivität wird auch noch das Etikett, das mit 24 Karat echtem Gold verziert wird, unterstrichen.

 Unser Guide ist mit uns über Kopfhörer verbunden und erzählt uns von den vielen historischen Gebäuden entlang der Fahrt.

 Die wohl schönste Brücke über die Fontanke ist die Panteleymonovskiy Brücke. An den Seiten links sowie rechts stehen viele Museen und historische Gebäude.

 Der Fontanka Kanal ist 6,7 km lang und fließt vom Sommergarten/Park bis zur Insel Gutuyevsky. Ein Zweigkanal ist der Moika Kanal. Wir fahren dem Kanal entlang bis wir durch einen Stichkanal unter der Zimnij Brücke vorbei am Hermitage Theater direkt zur Newa kommen.

 Hier auf der Newa zwischen Altstadt und Peter und Paul Festung hat man das Gefühl auf einem Meer zu sein so breit ist die Newa hier. Hier kreuzen auch Militärschiffe.

 Wir unterfahren die Troizki Brücke, die das Marsfeld mit dem Trotzki Platz auf der Pedrograder Seite verbindet. Die Gesamtlänge von 582m besteht aus fünf wunderschön gestalteten Metallbögen. 1903 zur 200-Jahrfeier von Sankt Petersburg erfolgt die Einweihung nach 6-jähriger Bauzeit.

 Dann geht es wieder zurück zum Kanal Fortanka vorbei an den vielen schönen historischen Gebäuden.

 Nun sehen wir die Michaelsburg, eines der vielen russischen Museen, aus einer anderen Perspektive. Dann nach 1 ½ Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt.

 Nun sind alle hungrig und Nils hat für uns ein sehr schönes russisches Lokal ausfindig gemacht.

 Wir sind ins BAKU einem aserbaidschanischen Lokal gegangen, in der Nähe vom Newski Prospect. Das Lokal ist verspielt wie bei 1001 Nacht ausgestattet. Viele bunte Farben mit kleinen Spiegeln zieren die Wände. Um den Touristen die Bestellung zu erleichtern, gab es die Speisenkarte mit Fotos und so konnte man je nach Gusto Fleisch oder auch vegetarisch bestellen.

 Die aserbaidschanische Küche ist Fleisch lastig und so gibt es hier viel Fleischgerichte mit Lamm- oder Hammelfleisch, Rindfleisch, Geflügel und auch Hackfleisch. Sehr beliebt ist die Suppe mit Hammelfleisch. Das Nationalgericht ist der Plov, ein orientalisches Reisgericht das auch als Pilaw bekannt ist. Sehr viel frisches Gemüse sowie auch Mehlspeisen und Reis werden in der aserbaidschanischen Küche verwendet. Sehr beliebt sind auch frische Kräuter wie Minze, Koriander, Dill, Basilikum, Petersilie, Estragon, Lauch, Schnittlauch, Thymian, Majoran, Frühlingszwiebeln und Brunnenkresse zu den Hauptgerichten.

 Nach unserem gemeinsamen Abendessen ging es durch den Abend per U-Bahn zurück zum Hotel.

 Unser Hotel Moskau liegt ganz in der Nähe der Nerwa am Alexander Nevski Denkmal. In nur wenigen Schritten ist man auch an der U-Bahn Station Ploschad' Aleksandra Nevskogo 2.

 Da wir noch Zeit haben, bis unser Bus uns zum Bahnhof fährt, nutze ich die Zeit und gehe gegenüber vom Hotel zum Tichwiner Friedhof und dem Alexander-Newski-Kloster.

 Ich überquere das Flüsschen Monastyrka und gehe durch den Haupteingang in den Klosterhof. Das Alexander-Newski-Kloster ist auch der Sitz des Metropoliten. Es hat den Rang einer Lawra, der höchsten Institution in der russisch-orthodoxen Kirche, den nur vier Klöster haben.

 Bekannt wurde das Alexander-Newski-Kloster durch seine drei Friedhöfe. Auf dem Lazarus Friedhof sind zahlreiche Adelige und Baumeister des russischen Reiches begraben. Auf dem Tichwimer Friedhof liegen viele Künstler, wie z.B. die Komponisten Tschaikowski, Glinka, Borodin, Mussorski und Rimski-Korsakow oder die Schriftsteller Dostojewski, Schukowski, Andrejew, Karamsin und Krylow. Der dritte der Nikolaus Friedhof ist hinter dem Osttor der Kathedrale und war früher nur für Kleriker und Mönche gedacht. Heute liegt hier z. B. der erste Bürgermeister von Sankt Petersburg.

 Wir fahren mit dem Bus zum Moskauer Bahnhof, der zu den fünf Hauptbahnhöfen von Sankt Petersburg zählt. Er befindet sich in einem historischen Gebäude aus der Mitte des 19. Jh.

 Hier erwartet uns der Hochgeschwindigkeits-Elektrotriebwagen Sapsan. Von Sankt Petersburg nach Moskau sind es 635 Kilometer, die der Sapsan-Zug (Wanderfalke) in 3 ½ Stunden zurücklegt. Der 250 km/h schnelle Zug wurde in Zusammenarbeit mit Siemens gebaut und an die speziellen klimatischen Bedingungen in Russland angepasst. Der Zug benötigt bei einer Vollbremsung bei 250 km/h 3,9 km, bis er zum Stillstand kommt.

 Eine Schaffnerin prüft unsere Tickets und erst dann dürfen wir in den vorgesehenen Waggon einsteigen, dann beginnt die rasante Fahrt wo die Natur nur so an uns vorbeifliegt.

 Nach rund 2 Stunden sind wir durch Bologoe gerast und weiter geht es nach Twer wo wir die Twerza überqueren. Twer hat rund 400.000 Einwohner und ist schon im 12. Jh. gegründet worden als Handels- und Handwerkersiedlung. Weiter geht es über die Wolga.

 Nicht mehr weit bis Moskau. Wir kommen an den Stausee der Lama, einem Fluss in Zentralrussland. Bevor er in der Nähe in die Wolga fließt wird er hier gestaut und wir fahren über den großen Stausee.

 Kurz vor Moskau begegnet uns ein Sapsan und an den jetzt kommenden Hochhäusern erkennt man die Vorstädte der kosmopolitischen Hauptstadt von Russland Moskau.

 Dann haben wir den Leningrader Bahnhof von Moskau erreicht. Aussteigen, kein Gepäck vergessen und ab in den Bus, der uns zu unserem Hotel Ismailovo Delta in den Nordosten der Stadt bringt.

 Schon vom Bus aus können wir verschiedene interessante Gebäude sehen, aber morgen fahren wir mit der Metro in die Innenstadt und machen einen längeren Rundgang.

 Schon von weiten kommen drei riesige Hotelklötze ins Bild. Es sind die drei Hotels Ismailovo Delta, Ismailovo Gama-Delta und Ismailovo Vega. Unser Gebäude ist das Delta Hotel.

 Wie sehr oft dauert das Einchecken sehr lang bis alle ihre Zimmerkarten haben. Ich gehe nochmal kurz zum nahe gelegenen Freizeitpark „Kreml in Ismailovo“. Davon morgen mehr. Dann treffen wir uns um 18:30 im Restaurant zum gemeinsamen Abendessen.

Ende Teil 2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Teil 3